09.12.2012 Aufrufe

zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Kapitel 3<br />

rige Kompetenz nicht immer darum geht, das alte Leistungsniveau zu erreichen. Wie Untersuchungen anschaulich<br />

belegen, erfordert der damit verbundene Prozess 132 für die Betroffenen oftmals die schwierige Anpassung an<br />

eine veränderte Situation und die Verarbeitung <strong>des</strong> Verlusts von Fähigkeiten und sogar von Körperteilen. Hier<br />

zeigt sich, wie sehr Köper und Selbst in einer ‚schicksalhaften Umarmung’ (Corbin 2003: 258) miteinander verwoben<br />

sind. Damit diese Anpassung oder Verarbeitung, wenngleich auf anderem Niveau geschehen kann, muss<br />

der zu pflegende Mensch als die Person, die er ist, ebenso wie sein spezifischer Bedarf an Pflege anerkannt werden.<br />

Das gleiche gilt für die zu pflegende Person. Auch sie muss anerkannt werden, damit sie ihre Fähigkeiten<br />

zum Wohle <strong>des</strong> Patienten einbringen kann.<br />

Das pflegerische Handeln ist in die Aktivitäten <strong>des</strong> Lebens eingebettet und somit in einen Bereich, der zuallerletzt<br />

sozialen Veränderungen unterzogen wird. Der alltägliche Bereich ist offensichtlich der schwierigste Bereich<br />

sozialer Rekonstruktion und das schwächste Subjekt bezüglich sozialen Zwangs, aber auch das stabilste. Dennoch<br />

ist dieser Bereich wie das Selbst gleichermaßen zu Veränderungen wie zu Widerstand gegenüber Veränderungen<br />

imstande (s. Deegan 2008: 325). In pflegerischen Situationen und beim pflegerischen Handeln geht es<br />

vielfach um Veränderungen in diesem Bereich. Sie betreffen den Menschen in seinem innersten Kern. Dass es<br />

sich hierbei um ‚harte Arbeit’ handelt, insofern als ‚lieb gewordene’ Gewohnheiten oder Routinen sowie ‚geheiligte<br />

Selbstkonzeptionen’ 133 (Lin<strong>des</strong>mith et al. 1999: 316) <strong>zur</strong> Disposition stehen, ist ein bisher wenig beachteter<br />

Aspekt pflegerischer Arbeit.<br />

In Kapitel 4 wird ein Rahmen <strong>zur</strong> Analyse der vorhandenen pflegetheoretischen Ansätze entwickelt, mit <strong>des</strong>sen<br />

Hilfe der potenzielle Beitrag der ausgewählten Ansätze für eine handlungstheoretische Reformulierung <strong>des</strong> RLT-<br />

Modells herausgearbeitet werden kann.<br />

132 Dieser Prozess verläuft in mehreren Phasen, die mit denen <strong>des</strong> Trauerprozesses verglichen werden können. Die insoweit<br />

bedingte Veränderung <strong>des</strong> Körperbilds kann Gefühle der Abwehr, <strong>des</strong> Ekels, der Wertlosigkeit hervorrufen. Die Reaktionen<br />

der Pflegekraft auf das Verhalten <strong>des</strong> Patienten und ihre Maßnahmen können diese Gefühle verstärken. Sie können den Patienten<br />

aber auch in die Lage versetzen, sich mit den Veränderungen seines Selbst, Selbstkonzepts und Körperbilds konstruktiv<br />

auseinanderzusetzen.<br />

133 Diesen Begriff haben Lin<strong>des</strong>mith et al. (1999) von Goffman entlehnt.<br />

152

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!