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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 3<br />

Selbstkonzept ein und werden im Handeln wirksam, da der jeweilige Mensch sein Handeln an ihnen ausrichtet,<br />

d.h. auf sie reagiert.<br />

Beim Selbstkonzept handelt es sich laut Shibutani (1991: 63f) um ein abstraktes Objekt, <strong>des</strong>sen Bedeutung vom<br />

Standpunkt <strong>des</strong> Handelns zu verstehen ist. Die Bedeutung eines Objekts erschließt sich am ehesten über Verhaltensmuster<br />

in spezifischen Situtionen. Mead zufolge nehmen Menschen vertraute Objekte in Form einer Hypothese<br />

und in der Erwartung <strong>des</strong>sen wahr, was im Umgang mit ihnen passiert, und handhaben sie entsprechend. In<br />

diesem Sinne besteht die Bedeutung <strong>des</strong> Selbstkonzepts aus den Verhaltensdispositionen, die auf Hypothesen<br />

(Glauben und Annahmen) basieren, die ein Mensch von sich selbst hat. Alle Hypothesen über sich selbst wie<br />

auch in Bezug auf Objekte sind nach Shibutani (1991: 64) Produkte unserer Erfahrung. Ihm zufolge handelt jeder<br />

Mensch, als ob er oder sie ein ganz bestimmter Mensch sei. Beim Selbstkonzept handelt es sich mithin um<br />

ein höchst komplexes Phänomen.<br />

3.4.1.2 Selbstwahrnehmung: Selbstbeurteilung, ein Aspekt <strong>des</strong> Selbstkonzepts<br />

Nach Charon (2001: 82) beinhaltet unsere Sicht auf uns selbst Urteile über uns selbst, indem wir uns loben, beschimpfen<br />

oder Dinge ablehnen, die wir tun, oder wie wir sind, was wir tun und wer wir sind (s. auch Strauss<br />

1993: 111). Hier geht es um das, was auch als Selbstwertschätzung bezeichnet wird. Dazu müssen wir den Zusammenhang<br />

zwischen unserer Selbstbeurteilung und den sozialen Interaktionen verstehen. Shibutani (in Charon<br />

2001: 83) hat darauf hingewiesen, dass der Mensch mittels Rollenübernahme in der Lage ist, sich selbst als Objekt<br />

in Bezug darauf zu visualisieren, ob andere Menschen Gefühle <strong>des</strong> Respekts, der Bewunderung oder gar der<br />

Abscheu ihm gegenüber hegen. Begegnen uns andere Menschen mit Ehrerbietung oder mit Ablehnung, dann<br />

können wir dies für selbstverständlich halten, in dem Sinne, dass wir es zu verdienen glauben. Solche Einschätzungen<br />

können sich unabhängig von den Antworten anderer Menschen bilden. Nicht alles, was andere über uns<br />

sagen, denken und in ihrem Verhalten uns gegenüber zum Ausdruck bringen, ist in Bezug auf unsere Selbstbeurteilung<br />

von Bedeutung. Einen gewissen Stellenwert haben hier vor allem Antworten von unseren signifikanten<br />

Anderen und Bezugsgruppen (s. auch Lin<strong>des</strong>mith et al. 1999)<br />

Wie Studien zeigen, müssen Selbsturteil und Fremdurteil aufgrund <strong>des</strong> selektiven Charakters unseres Selbsturteils<br />

nicht übereinstimmen. Wir selektieren aus dem, was andere über uns denken könnten, indem wir es interpretieren,<br />

ignorieren, es übertreiben und in Bezug auf das ändern, was wir über uns selbst denken. Wir können<br />

auch unsere signifikanten Anderen anders auswählen, um unsere Selbstbeurteilung zu erhöhen oder zu bestätigen.<br />

Bei der Selbstbeurteilung handelt es sich um eine aktive Angelegenheit <strong>des</strong> jeweiligen Menschen, deren<br />

Bedeutung in den Konsequenzen liegt, die diese für das individuelle Verhalten und Handeln haben (s. Charon<br />

2001: 84). Menschen beeinflussen sich in zwischenmenschlichen Beziehungen und Interaktionen wechselseitig.<br />

Sie können hierbei Macht aufeinander ausüben und Selbstbeurteilungen manipulieren. Dieser Aspekt ist besonders<br />

für pflegerische Situationen wichtig, da die pflegende Person den zu pflegenden Menschen in seinem<br />

Selbsturteil sowohl positiv als auch negativ mit den entsprechenden Konsequenzen für <strong>des</strong>sen Selbstkonzept beeinflussen<br />

kann.<br />

3.4.1.3 Selbstwahrnehmung: Identität, ein Aspekt <strong>des</strong> Selbstkonzepts<br />

Identitäten 88 sind ein Teil von dem, was wir mit dem Selbst meinen. Sie sind das Objekt, gegenüber dem wir<br />

handeln. Wie unter Pkt. 3.2 erwähnt, verweist der Begriff Identität auf das ‚Me’ <strong>des</strong> Meadschen Selbst. Der Begriff<br />

‚Identität’ ist demnach kein Ersatzbegriff für das Selbst (s. Stone 1981: 399). Als Teil <strong>des</strong> Selbstkonzepts<br />

verweist unsere Identität normalerweise zuallererst auf den Namen, mit dem wir uns anderen gegenüber bekanntmachen.<br />

Hierüber teilen wir anderen mit, wer wir sind, wenn wir in sozialen Situationen handeln. Nach<br />

88<br />

Stone (1981: 396) betont in Bezug auf den Begriff ‚Identifikation’ zwei Prozesse: den Prozess der ‚Identifikation von etwas’<br />

und den der ‚Identifikation mit etwas’. Rollenübernahme ist eine Variante <strong>des</strong> letzteren Prozesses, weist aber darüber<br />

hinaus.<br />

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