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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 3<br />

zu gelangen. Angesichts eines Konflikts im Handlungsprozess besteht die unmittelbare Funktion <strong>des</strong> Selbst in<br />

der Analyse der komplexen Antwort, so dass ein neues Feld von Objekten zusammen mit der rekonstruierten<br />

Handlung aufscheinen kann. Eine andere Funktion besteht in der Aufmerksamkeit gegenüber den allgemeinen<br />

Merkmalen eines Objekts in der Umwelt, und seiner Abstraktion mittels symbolvermittelter Kommunikation in<br />

der Form von Ideen und der Bedeutung, die wir diesen beimessen. Mead verweist auf zwei Modi, durch die das<br />

Selbst in der Erfahrung erscheint:<br />

1. indem der Mensch sich und andere Dinge und deren Charakter aufzeigt<br />

2. indem er dazu tendiert, auf den von ihm verwendeten Stimulus in der gleichen Art zu reagieren wie andere<br />

hierauf reagieren (Rollenübernahme) (s. PA: 371f)<br />

Hierbei handelt es sich um Stimuli, die vor allem in der symbolvermittelten Kommunikation 75 gefunden werden.<br />

Die Fähigkeit <strong>zur</strong> Rollenübernahme erlaubt dem Menschen, sich reflexiv auf Dinge zu beziehen und diese von<br />

unterschiedlichen Standpunkten aus zu betrachten. In der Erfahrung besteht die Funktion <strong>des</strong> Selbst darin, dass<br />

der Mensch Dingen und ihren Merkmalen die Ergebnisse von vergangenen Erfahrungen beifügt, sowie im Aufzeigen<br />

und Isolieren der Bedeutungen von Dingen (s. PA: 372).<br />

Die zweite Phase, die der Wahrnehmung, verweist auf die Beziehung, die zwischen einem Menschen und einem<br />

Objekt oder der Umwelt besteht und in der mittels Selektion bestimmte Elemente betont werden. Diese Beziehung<br />

ist mit einer zeitlichen Dauer und mit einem Prozess verbunden. Mead unterstreicht mit Blick auf diese<br />

Phase zum einen den sinnlichen Charakter von Dingen und zum anderen die Realität <strong>des</strong> wahrgenommenen Objekts.<br />

Was den ersten Aspekt, d. h. die Identität eines Objekts mit verschiedenen Merkmalen betrifft, so bezieht<br />

sich diese nach Mead auf gewisse identische Merkmale, insbesondere der räumlich-zeitlichen Position und auf<br />

Kontakterfahrungen (PA: 11). Die Frage, ob ein Objekt eine gewisse Farbe hat oder nicht, entsteht nur, wenn die<br />

Handlung, die die Merkmale dieses Objekts auslösen, nicht erfolgreich beendet werden kann. Bis zu diesem<br />

Moment existiert das Objekt innerhalb der komplexen Situation von Objekt, Medium und Organismus, und ist<br />

einfach das, was es ist. Erst wenn uns etwas fraglich wird, kommt Wissen als ein Element der Erfahrung mit ins<br />

Spiel (PA: 12).<br />

In der Wahrnehmung ist ein Objekt wie ein zu waschender Körper ein Distanzobjekt. Es lädt uns zum Handeln<br />

in Bezug auf es ein, das mit dem Erreichen von Ergebnissen endet. Distanzwahrnehmungen können unterschiedlicher<br />

Art sein. Sie sind nicht auf Sehen oder Geräusche beschränkt. Es können auch taktile Erfahrungen und<br />

damit verbundene körperliche Empfindungen sein. Das wahrgenomme Objekt, der zu waschende Körper, ist integraler<br />

Bestandteil der Umwelt, und die Wahrnehmung richtet sich auf das Ganze dieses Objekts. So provoziert<br />

die taktile Erfahrung eines Distanzobjekts, hier der zu waschende Körper, die Handlung <strong>des</strong> Waschens, in der<br />

der Körper seinen impliziten Wert in einer endgültigen Kontakterfahrung erfährt (PA: 13), durch das Waschen.<br />

Um zu wissen, was das wahrgenommene Objekt ist, bedarf es einer Kontakterfahrung - <strong>des</strong> tatsächlichen Waschens.<br />

Nach Mead (PA: 14) können wir zwei unterschiedliche Haltungen in Bezug auf wahrgenommene Objekte<br />

als Teile einer komplexen Umwelt einnehmen. In der unmittelbaren Erfahrung ist das gesehene und gefühlte<br />

Objekt einfach da. In dieser Erfahrung kann der Mensch Teile seines eigenen Organismus sehen und fühlen. Sie<br />

sind einfach Teile <strong>des</strong> gesamten Wahrnehmungsfel<strong>des</strong>. In der unmittelbaren Erfahrung werden die Distanzmerkmale<br />

eines Objekts nicht in einen Kontakt übersetzt. Der wahrnehmende Mensch befindet sich in der Erfahrung<br />

einfach im Zentrum seines Wahrnehmungsfel<strong>des</strong>. Bei der zweiten Haltung, der reflektierenden Haltung oder<br />

Analyse, wird das gesamte Feld einschließlich <strong>des</strong> menschlichen Organismus in physische Elemente aufgelöst<br />

(s. PA: 14f). Letztere sind auch als hypothetische Wahrnehmungen denkbar, insofern deren Merkmale wie<br />

75<br />

Gillespie (2005: 32) sieht die Bedeutung <strong>des</strong> signifikanten Symbols darin, dass sich um dieses Symbol zwei oder mehrere<br />

Haltungen ranken, die auf zwei oder mehrere Positionen innerhalb <strong>des</strong> sozialen Handlungsprozesses verweisen. Sie beziehen<br />

sich nach Mead (SW: 246; GA I: 297) auf zwei Bezugspunkte. Der eine ist das bezeichnete Ding und der andere ist die Reaktion<br />

auf den Umstand und auf die Bedeutung oder Idee.<br />

112

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