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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Vorwort<br />

die Pflege haben und wie sie für die Reformulierung <strong>des</strong> RLT-Modells aus einer handlungstheoretischen Perspektive<br />

genutzt werden können.<br />

Daher wollte ich die Bedeutung der Begriffe Selbst, Selbstkonzept und Körperbild für die Pflege im Rahmen<br />

einer empirischen Untersuchung näher bestimmen. Dabei stieß ich an Grenzen, die mich veranlassten, das Thema<br />

Pflege aus anderen Perspektiven – etwa der historischen - zu untersuchen (s. hierzu Mischo-Kelling 1995a,<br />

b). Dies führte zu einer erneuten Auseinandersetzung mit amerikanischen Pflege<strong>theorie</strong>n und mit wissenschaftlichen<br />

Arbeiten zum Begriff <strong>des</strong> Selbstkonzepts, als deren Ergebnis ich die Begriffe Selbst, Selbstkonzept und<br />

Körperbild in Hinblick auf das RLT-Modell weiter ausgearbeitet habe. Ich identifizierte diese Begriffe als Kernstücke<br />

einer noch zu formulierenden und empirisch zu untermauernden pflegerischen Handlungs<strong>theorie</strong> (s.<br />

Mischo-Kelling 1994, 2001a, b). Die entsprechenden Anregungen habe ich von amerikanischen Pflege<strong>theorie</strong>n<br />

erhalten (vor allem Peplau, King, Riehl-Sisca, Roy, Orlando, Orem). Weitere Anregungen erhielt ich über die<br />

frühe Literatur zum Themenkomplex Pflegediagnosen. Hier wird der Begriff <strong>des</strong> Selbstkonzepts mit Wahrnehmungsmustern<br />

in Verbindung gebracht, die sich auf das Verhalten eines Menschen auswirken und die verschiedenen<br />

Aspekte <strong>des</strong> Selbst wie das Körperbild, die Fähigkeit soziale Rollen auszuüben, die Selbstachtung oder<br />

Selbstwertschätzung und die persönliche Identität einbeziehen. Insbesondere die Arbeit von Dorothea E. Orem<br />

(1995/1997) und die Auseinandersetzung mit zentralen Arbeiten <strong>des</strong> amerikanischen Pragmatismus9 , vor allem<br />

mit dem Werk von George Herbert Mead sowie mit den Arbeiten von Anselm Strauss und MitarbeiterInnen<br />

haben mich veranlasst, mich intensiver mit dem Thema ‚Pflege als soziales Handeln’ zu befassen. Von Orem<br />

habe ich die Idee eines auf sich selbst bzw. auf andere Menschen bezogenen Handelns übernommen. Ihre Beschränkung<br />

auf nur einen Handlungstyp, den <strong>des</strong> ziel- und zweckgerichteten Handelns, habe ich an anderer Stelle<br />

(s. Mischo-Kelling 1995a: 191ff, 2001a) kritisiert und erste Vorstellungen zu einem umfassenden Handlungsbegriff<br />

vorgelegt. Die Bedeutung, die den o.g. Konzepten für das pflegerische Handeln zukommt, habe ich dabei<br />

vor allem am Ansatz von Hildegard Peplau aufgezeigt und am Beispiel der Rolle <strong>des</strong> Körpers und Körperbilds<br />

vertieft (s. Mischo-Kelling 2001a, b). Auf die theoretischen Ansätze von Sister Callista Roy und Imogene King,<br />

die wichtige Anregungen für die Entwicklung eines solchen Handlungsbegriffs liefern, bin ich zunächst nur<br />

kursorisch eingegangen.<br />

Wie meine früheren Arbeiten zeigen, hatte ich das Potenzial, das der amerikanische Pragmatismus für die theoretische<br />

Durchdringung pflegerischer Phänomene und deren praktische Lösung anbietet, schon früh erkannt. Die<br />

allgemeine Bedeutung dieser philosophischen Denkrichtung und der von ihr inspirierten empirisch begründeten<br />

pragmatistisch-interaktionistischen Theorie <strong>des</strong> Handelns von Strauss besteht darin, dass hier u.a. radikal mit<br />

Dualismen jeglicher Art gebrochen wird, sei es der Dualismus von Geist und Körper oder von Theorie und Praxis.<br />

Ausgangspunkt der theoretischen wie der empirischen Untersuchungen sind menschliche Erfahrungen im<br />

Zusammenhang mit menschlichem Handeln. Ich hatte mich dieser Sozialphilosophie bisher primär über die ins<br />

Deutsche übersetzten Arbeiten von George Herbert Mead10 und die Interpretation seines Werkes durch Hans<br />

Joas genähert. Um das vermutete Potenzial weiter zu erschließen, bedurfte es einer erneuten intensiven Beschäftigung<br />

mit den Arbeiten Meads und John Deweys sowie Strauss‘, der deren Ideen in seinen Arbeiten aufgegriffen<br />

und weiterentwickelt hat (s. hierzu auch Kap. 3).<br />

Die vorliegende Arbeit vertieft meine früheren Erkenntnisse zu der Rolle, die den drei Konzepten ‚Selbst‘,<br />

‚Selbstkonzept‘ und ‚Körperbild‘ im Ansatz von Peplau zukommt, während deren Rolle in den Ansätzen von<br />

9 Der Begriff ‚Pragmatismus‘ leitet sich vom griechischen ‚pragma‘ Handlung, Sache ab. Unter dem Begriff ‚amerikanischer<br />

Pragmatismus‘ verbirgt sich eine philosophische Denkrichtung, als deren Begründer Charles Sander Pierce gilt. Neben ihm<br />

zählen William James, John Dewey und George H. Mead zu deren klassischen Vertretern (s. Nagel 1998).<br />

10 Vor allem Meads Buch ‚Geist, Identität und Gesellschaft’ sowie über die von Hans Joas herausgegebenen Bücher zum<br />

Werk von Mead (s. insbesondere die Gesammelten Aufsätze 1987, GA I und GA II).<br />

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