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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 3<br />

1. Soziolegale wie Eltern, Verwandte<br />

2. Sozio-Andere, dies sind Menschen aus dem familiären Freun<strong>des</strong>kreis und aus dem sozialen Netzwerk<br />

der Familie<br />

3. Co-equal or compeer, d.h. Kinder, Spielgefährten und Kinder aus der Nachbarschaft und Schule<br />

4. Experten der Kinderversorgung/-betreuung<br />

5. Mediale Andere wie z.B. Harry Potter<br />

6. Andere öffentliche Plätze, das sind solche Personen, auf die das Kind und seine Betreuungspersonen im<br />

öffentlichen Raum stoßen wie Feuerwehrmänner, VerkäuferInnen, Fremde auf den Straßen, in Geschäften<br />

etc.<br />

Mit zunehmender Entwicklung wird die anfänglich einfache und begrenzte Rollenübernahme <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong> erweitert.<br />

Je nach Aktionskreis <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong> und Anzahl der Rollen bzw. Perspektiven, mit denen es konfrontiert wird,<br />

wird der Prozess der Rollenübernahme größer und komplizierter (s. Lin<strong>des</strong>mith et al. 1999: 267).<br />

3.2.2.3 ZUR ROLLE DES ‚GENERALISIERTEN ANDEREN’, DER REFERENZGRUPPE ODER SOZIALER WELTEN<br />

FÜR DAS HANDELN<br />

Mead bezeichnet die organisierte Gemeinschaft oder soziale Gruppe, die dem Menschen seine Einheit <strong>des</strong> Selbst<br />

gibt, als den ‚generalisierten Anderen’. Dessen Haltungen sind die der gesamten Gesellschaft. In dieser auch als<br />

partizipatorische Phase bezeichneten Entwicklungsphase, besteht die zu erbringende Leistung <strong>des</strong> heranwachsenden<br />

Menschen darin, die verschiedenen Rollen zu einem Ganzen zusammenzubringen. Dazu muss er imstande<br />

sein, vom Handeln einzelner abzusehen, und sich statt<strong>des</strong>sen die Prinzipien oder Regeln vergegenwärtigen,<br />

auf denen ihr Handeln basiert. Die jedem Handeln zugrunde liegenden Handlungsprinzipien richten sich am ‚generalisierten<br />

Anderen’ aus. In diesem Begriff werden die Erfahrungen <strong>des</strong> Einzelnen mit anderen Menschen (mit<br />

seinen Bezugspersonen, seiner sozialen Umwelt usw.) zu einer Einheit zusammengefasst. Der Begriff <strong>des</strong> ‚generalisierten<br />

Anderen’ beschreibt das Bild, welches in einer Gesellschaft von einer Rolle (z.B. LehrerIn, SchülerIn,<br />

Gesundheits- und KrankenpflegerIn, Patient) oder von einem bestimmten sozialen Zusammenhang, einer sozialen<br />

Situation (Unterrichtsstunde, Körperpflege, Visite etc.) vorherrscht (s. Abels 2006: 265f). In dieser Phase<br />

lernt der heranwachsende Mensch, zunehmend von der konkreten Situation zu abstrahieren und sich selbst aus<br />

der Sicht der Anderen zu sehen - und zwar sowohl in moralischer wie in symbolischer Form. In der partizipatorischen<br />

Phase eignet sich der heranwachsende Mensch die Prinzipien, Normen und Werte an, die dem menschlichen<br />

Handeln in einer Gesellschaft zugrunde liegen. Diese Aneignung ist mehr als die schlichte Übernahme der<br />

Haltungen anderer gegenüber sich selbst oder untereinander im Rahmen einer sozialen Aktivität (s. MSS: 152ff;<br />

GIG: 194ff, Lindensmith et al. 1999: 236, Abels 2006).<br />

Nach Aboulafia (1993: 150, 2001: 13) benötigen wir einen ‚generalisierten Anderen’, um zu einem Selbst zu<br />

finden. Dieser ‚generalisierte Andere’ entsteht, wenn wir die Erwartungen einer organisierten Gruppe internalisiert<br />

haben. Gruppen dieser Art können als Systeme gedacht werden. Erst wenn wir in der Lage sind, uns als Teil<br />

dieser Gruppen zu sehen, d.h. wenn wir dies tun, entsteht ein Selbst, das mit diesen Gruppen korrespondiert, etwa<br />

mit der Familie, dem Freun<strong>des</strong>kreis, dem Sportverein, dem Arbeitsteam, der politischen Partei etc. Die Integration<br />

der verschiedenen Haltungen der sozialen Gruppe bzw. der Gesellschaft in das eigene Handeln und in<br />

den eigenen Erfahrungsbereich ist die wesentliche Basis und Voraussetzung für eine vollständige (vollumfängliche)<br />

Ausbildung <strong>des</strong> Selbst (s. MSS: 155; GIG: 197). Der Mensch ist nicht nur in einem Kontext handelnd tätig,<br />

sondern er engagiert sich in unterschiedlichen Kontexten (Familie, Beruf, Freundkreis, Berufsverband, Bürgerinitiative<br />

etc.). Durch unser Handeln in den diversen Kontexten gelangen wir zu einem System von Antworten,<br />

das die verschiedenen eingenommenen Rollen vereint. Wenn wir unsere Antworten aus der Sicht dieser vereinten<br />

Gruppe sehen, dann haben wir die Position <strong>des</strong> ‚generalisierten Anderen’ übernommen. Indem wir diese Position<br />

übernehmen, werden wir uns der Einheit unseres Handelns bewusst, d.h. wir werden uns bewusst, ein<br />

Selbst zu haben 53 (Aboulafia 2001: 14).<br />

53<br />

Dies bedeutet nicht, dass wir uns immer unmittelbar bewusst sind, ein Selbst zu haben, wenn wir in einer Gruppe handeln.<br />

Für Mead ist ein großer Teil unseres Handelns nicht reflexiv, sondern gewohnheitsbedingt.<br />

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