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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 3<br />

diesen ‚Impuls’ auslöst, wird in jedem Menschen angebahnt, wenn sie Kinder sind und weiterentwickelt, wenn<br />

sie Eltern werden. Wenn der Ursprung der Haltung, andere Menschen zu pflegen, anthropologisch in der Elternschaft<br />

51 zu finden ist, stellt sich die Frage, wie die pflegerische Kompetenz allgemein und in der Form eines Berufes<br />

zielgerichtet weiterentwickelt werden kann. Mead hatte hier offensichtlich für seine Zeit höchst fortschrittliche<br />

Ideen. Er war der Auffassung, dass Frauen genauso wie Männer einen Beruf ausüben sollten, dieses erfordere<br />

aber eine entsprechende Ausbildung. Für ihn war die traditionelle Mutterschaft für eine ‚Berufung’ (calling)<br />

nicht ausreichend, denn außerhalb <strong>des</strong> Hauses sollten Frauen die wissenschaftliche Methode und ihre Intelligenz<br />

anwenden (s. Deegan 2001b: lxi). Im Klartext heißt dies, dass die allgemein bei jedem Menschen vorhandene<br />

pflegerische Kompetenz weiter ausgebildet bzw. differenziert werden muss, wenn diese Fähigkeit zu einem Beruf<br />

bzw. zu einer Profession gemacht wird.<br />

Zusammenfassend gesagt, handelt es sich beim Spiel um eine grundlegende Handlungsform, die besonders in<br />

der Kindheit wichtig ist. Das Spiel hat eine bestimmende Funktion für das Verhalten <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong>, insofern es<br />

mehr als eine Phase in der Entwicklung <strong>des</strong> Selbst ist. Es handelt sich hierbei um eine organisierte, identifizierbare<br />

menschliche Aktivität, die in der Kindheit ihren Anfang nimmt und das ganze Leben über benötigt wird.<br />

Seine lebenswichtige Rolle für das Kind besteht in den einleitenden Verbindungen zwischen Gefühlen und Haltungen<br />

in Bezug auf die Gesellschaft und die Ästhetik. Über das Spiel wird es möglich, Symbole in Bedeutung/Sinn<br />

und in Handeln zu transformieren. Es hilft, die Sinne zu trainieren sowie die rationale Fähigkeit, zwischen<br />

Handeln und Ideen zu unterschieden. Für die Bildung von Kindern ist das Spiel wesentlich. Der Prozess<br />

<strong>des</strong> Spiels liegt im biologischen Wesen <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong> (Deegan 2001b: 1vi). Mead (2001b: 33ff) unterscheidet drei<br />

allgemeine menschliche Aktivitäten: Arbeit, Kunst und Spiel. Diese drei wichtigen sozialen Handlungsformen<br />

umfassen den Kontext für Bedeutung/Sinn und Sein. Jede von ihnen hat eine andere Beziehung zu Mitteln und<br />

Zielen. Während Arbeit auf ein bestimmtes Ziel ausgerichtet ist und die Mittel ausschließlich hierauf bezogen<br />

ausgewählt werden, wird bei der Kunst die Kontrolle der Arbeit und Mittelauswahl nicht über ein exaktes Ziel<br />

gesteuert, sondern mehr über die Harmonie der Mittel in ihrer Beziehung zueinander. Das Spiel hingegen ist<br />

spontan. Es entsteht weder aus Mitteln noch aus Zielen und unterscheidet sich von der Arbeit und der Kunst aufgrund<br />

seines Mangels an Perfektion der Bewegungen und der Haltungen, d.h. der Technik. Im menschlichen Leben<br />

gibt es in allen Bemühungen Punkte an denen die Arbeit oder die Kunst zum Spiel wird (s. Mead 2001b:<br />

34). Das Spiel ermöglicht dem Kind, Intelligenz und vokale Gesten zu erzeugen sowie seine Emotionen zu entwickeln.<br />

Durch die ansteigende komplexe Organisation losgelöster Handlungen, können Gefühle geordnet werden<br />

und sich zu immer sinnvolleren und multidimensionaleren entwickeln. Indem Mead die Verbindung zwischen<br />

einer Handlung und einer Emotion in seiner Theorie <strong>des</strong> Spiels explizit machte, integrierte er seine Ideen<br />

zu Emotionen und Handlungen in seinen größeren Gedankenkorpus (Deegan 2001b: lvii).<br />

Ganz allgemein sollte es die Pflicht der Erwachsenen sein, dem Kind die entsprechenden Entfaltungsmöglichkeiten<br />

zu bieten. Als Teil der Unterstützung und der Entwicklung <strong>des</strong> sozialen Wesens <strong>des</strong> noch abhängigen Kin<strong>des</strong><br />

sollten sie dafür sorgen, dass die erforderliche Pflege und der Schutz für das kontinuierliche Wachstum <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong><br />

vorhanden ist. Weiter sollten die Stimuli nicht fehlen, die auf die sich entwickelnde Koordination <strong>des</strong> Zentralnervensystems<br />

antworten und eine spontane Übung dieser Funktionen auslösen 52 . Beim Erwerb und der Ent-<br />

51<br />

Im Zentrum der Dissertation von Silvia Käppeli (2004) steht die Geschichte <strong>des</strong> Mit-Leidens in der christlichen, jüdischen<br />

und freiberuflichen Krankenpflege. Ausgangspunkt ist das Leiden von kranken Menschen und das Mit-Leiden von Pflegenden.<br />

Käppeli unterstellt die biologische Notwendigkeit der Pflege kranker Menschen. Pflege ist aber mehr. Da jeder Mensch<br />

ein erleben<strong>des</strong> emotionales geistiges Wesen ist, wurde die Pflege immer aus einer bestimmten geistigen Haltung heraus gestaltet.<br />

Käppeli geht der Begriffsbedeutung von Mit-Leiden in verschiedenen historischen Quellen der Spätantike (hebräische<br />

und griechische) nach. In einem weiteren Schritt untersucht sie, wie das religiöse Motiv vom mit-leidenden Gott und vom<br />

Mit-Leiden im 19. und 20. Jahrhundert im deutschsprachigen Raum (ebenda: 283ff) sowie in der akademischen Krankenpflege<br />

in Nordamerika rezipiert wird. Hierbei fokussiert sie ihre Untersuchung auf Begriffe wie compassion, caring, empathy<br />

und sympathy (s. Käppeli 2004: 314ff), die in der amerikanischen Pflegewissenschaft eine zentrale Rolle spielen.<br />

52<br />

Wir achten bspw. darauf, wenn ein Kind das Gehen erlernt, dass genügend Stühle oder andere Gegenstände da sind, an denen<br />

sich das Kind hochziehen oder entlang hangeln kann.<br />

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