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Umwelt und Straßenverkehr - Deutscher Fluglärmdienst eV

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dagegen häufiger in Wohngebieten im Innenstadtbereich mit viel Verkehr, wenig<br />

Grünflächen <strong>und</strong> Spielplätzen. Das Aufwachsen im verkehrsbelasteten Raum wird als<br />

ein Gr<strong>und</strong> gewertet, der dafür verantwortlich ist, dass mehr Kinder aus unteren als aus<br />

höheren sozialen Schichten in Verkehrsunfälle verwickelt werden (LIMBOURG et al.,<br />

2000).<br />

Die häufigste Reaktion der Eltern auf die wahrgenommene Verkehrsunsicherheit ist<br />

aber die Einschränkung der Bewegungsfreiheit der Kinder. Kinder dürfen häufig nur<br />

noch in Begleitung das Haus verlassen. So zeigt es sich, dass in den letzten zwanzig<br />

Jahren die Zahl der ohne die Begleitung der Eltern zurückgelegten Wege von Kindern<br />

unter zehn Jahren deutlich zurückgegangen ist (ZIMMERMANN, 1997). Aus Angst vor<br />

den Risiken des <strong>Straßenverkehr</strong>s bringen die Eltern ihre Kinder zunehmend selbst zur<br />

Schule oder auch zu Freizeit- <strong>und</strong> Sportveranstaltungen (RACIOPPI et al., 2004). Es<br />

ist ein Trend zur generellen Begleitung der Kinder festzustellen (KOHLER, 2002). In<br />

gleicher Weise hat die Aufenthaltszeit in den Wohnräumen zugenommen. Man spricht<br />

auch von einer "verhäuslichten Kindheit" (LIMBOURG et al., 2000; ZINNECKER, 1979;<br />

1990). Der Nachteil dieser Entwicklung sind geringere Sozialkontakte mit anderen<br />

Kindern, eher passives Erleben der <strong>Umwelt</strong> mittels Fernsehen <strong>und</strong> Computer, fehlende<br />

Selbstständigkeit <strong>und</strong> steigender Bewegungsmangel. Kinder haben aus diesen<br />

Gründen zunehmend schlechtere Bedingungen, um ihre sensorischen, motorischen,<br />

kognitiven <strong>und</strong> sozialen Fähigkeiten altersgemäß zu entwickeln (s. a.<br />

HÜTTENMOSER, 1995). Der Bewegungsmangel ist zudem ein Ursache für das<br />

häufigere Auftreten von Übergewicht, motorischen Defiziten, Stoffwechselkrankheiten,<br />

Haltungsschäden, stressbedingten Erkrankungen sowie für eine erhebliche<br />

Einschränkung der ges<strong>und</strong>heitsbezogenen Lebensqualität (BÖS, 2002; APUG, 2004;<br />

SRU, 2002, Tz. 595). Die beschriebenen ges<strong>und</strong>heitlichen Beeinträchtigungen haben<br />

in den letzten Jahren gerade bei Kindern erheblich zugenommen (APUG, 2004).<br />

Studien belegen, dass die so genannte Verhäuslichung nicht generell für alle Kinder in<br />

der gleichen Intensität zutrifft. Vielmehr wird die beschriebene Entwicklung in hohem<br />

Maße von der Beschaffenheit des unmittelbaren Wohnumfeldes bestimmt (BLINKERT,<br />

1993; 1997). In einem günstigen Wohnumfeld mit hoher Aktionsraumqualität halten<br />

sich Kinder im Durchschnitt länger alleine auf als in einem stark durch den<br />

<strong>Straßenverkehr</strong> eingeschränkten Umfeld. Im letzteren Fall wächst dann auch der<br />

Bedarf an organisierter, nicht selbstbestimmter Freizeitgestaltung. Auch der Vergleich<br />

von Kindern, die auf dem Lande aufwachsen, <strong>und</strong> Stadtkindern zeigt bereits deutliche<br />

Unterschiede. Bei Großstadtkindern werden häufiger psychomotorische Defizite<br />

festgestellt (LIMBOURG, 2000; BRANDT et al., 1997).

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