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Umwelt und Straßenverkehr - Deutscher Fluglärmdienst eV

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10.5 Die europäische Agrarpolitik<br />

664. Die bisherige auf Preisstützung <strong>und</strong> Direktbeihilfen setzende europäische<br />

Agrarpolitik <strong>und</strong> mit umgekehrten Vorzeichen auch die im Jahre 2003 erfolgten<br />

Reformen in Richtung einer flankierten Teilliberalisierung haben sowohl<br />

verkehrserzeugende als auch verkehrsdämpfende Elemente. In der Summe besteht<br />

aber die Chance, dass eine umwelt- <strong>und</strong> sozialpolitisch flankierte<br />

Agrarmarktliberalisierung auch den Güterverkehr von Agrarprodukten reduzieren<br />

könnte.<br />

Auf die Verkehrsentwicklung dämpfend hat sich ausgewirkt, dass die bisherige Politik<br />

der Preisstützung <strong>und</strong> der Direktbeihilfen den agrarstrukturellen Wandel <strong>und</strong> damit die<br />

Auslagerung von auf dem Weltmarkt nicht konkurrenzfähigen Produktionszweigen<br />

gebremst hat (NABU, 1999; SPRENGER et al., 2003; van ELBURG, 2003, S. 69). Ein<br />

Liberalisierungsszenario (vgl. SRU, 2004, Abschn. 4.1.5) hätte größere<br />

Transportentfernungen zur Folge. Eine Liberalisierung würde auch zu größeren<br />

Betriebsgrößen <strong>und</strong> Spezialisierungseffekten beitragen, die wieder Gütertransport nach<br />

sich ziehen (vgl. SRU, 2004, Tz. 236). Von Relevanz sind auch die Anreize der<br />

Betriebsverlagerung aus dicht besiedelten Agrarländern (Niederlande) in dünn<br />

besiedelte (Neue B<strong>und</strong>esländer, Osteuropa) (van ELBURG, 2003, S. 70). Insgesamt<br />

würde eine unflankierte Liberalisierung im Agrarbereich die dominanten Markttrends<br />

zur Globalisierung der Beschaffungs- <strong>und</strong> Distributionslogistik, zur Konzentration des<br />

Nahrungsmittelhandels <strong>und</strong> den damit verb<strong>und</strong>enen fernräumlichen Verflechtungen<br />

verstärken <strong>und</strong> vorhandene, dezentral-kleinbetriebliche, eher regionalorientierte<br />

Strukturen gefährden (vgl. HESSE, 2002, S. 350 f.).<br />

Verkehrserzeugend wirkten sich bisher das durch die Marktstützung <strong>und</strong> die Beihilfen<br />

erreichte künstlich hohe Produktionsvolumen <strong>und</strong> damit auch das Transportvolumen<br />

von Agrargütern aus. Zudem trugen die hohen Exportsubventionen zu künstlich<br />

erzeugten Transportleistungen bei. Eine Reduzierung oder Abschaffung der<br />

Exportförderung hätte damit, neben den positiven Effekten auf den Weltmarkt, auch<br />

verkehrsvermeidende Effekte für dieses Marktsegment (van ELBURG, 2003, S. 70).<br />

665. Eine vergleichende quantitative Gesamtbilanz der Verkehrseffekte der<br />

bisherigen Agrarpolitik <strong>und</strong> der im Jahre 2003 beschlossenen Reformen existiert nicht.<br />

Es ist aber vor dem Hintergr<strong>und</strong> der oben aufgeführten Argumente plausibel<br />

anzunehmen, dass in der Summe eine auf eine unflankierte Agrarmarktliberalisierung<br />

setzende Reformagenda zumindest innerhalb der EU verkehrserzeugende<br />

Nebenwirkungen haben kann, während sich die exportdrosselnden <strong>und</strong> die<br />

importinduzierenden Effekte einer Liberalisierung gegenseitig ausgleichen. Selbst<br />

wenn diese qualitative Einschätzung zutrifft, spricht dies nicht gegen die Fortsetzung

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