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Umwelt und Straßenverkehr - Deutscher Fluglärmdienst eV

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beschriebenen Reaktionen unspezifisch sind <strong>und</strong> auch durch zahlreiche andere<br />

<strong>Umwelt</strong>faktoren hervorgerufen werden können. So hängt der <strong>Straßenverkehr</strong>slärm vom<br />

Verkehrsaufkommen ab <strong>und</strong> ist daher von Beeinträchtigungen der Luftqualität<br />

begleitet, die ebenfalls als Einflussfaktor mit zu berücksichtigen sind. Zudem sind Herz-<br />

Kreislauf-Erkrankungen sehr häufig <strong>und</strong> manifestieren sich erst nach vielen Jahren<br />

bzw. erst nach Jahrzehnten, wodurch eine Zuordnung von Ursache <strong>und</strong> Wirkung<br />

erschwert wird. In epidemiologischen Studien wurde eine Zunahme ges<strong>und</strong>heitlicher<br />

Probleme meist dann aufgezeigt, wenn Global- <strong>und</strong> Aggregatdaten erhoben oder wenn<br />

sowohl die Ges<strong>und</strong>heitsstörungen als auch die Lärmbelastung von den Betroffenen<br />

erfragt worden waren. Untersuchungen, in denen Bluthochdruck <strong>und</strong> Herzinfarkte<br />

klinisch verifiziert <strong>und</strong> mit der quantifizierten Lärmbelastung individuell verknüpft<br />

wurden, konnten seltener einen Zusammenhang nachweisen (BABISCH et al., 1999;<br />

LERCHER <strong>und</strong> KOFLER, 1993). In einer Studie zum Herzinfarkt an 4 680 Männern,<br />

die auch bezüglich der Lärmbelastung an ihrer Wohnadresse untersucht wurden, ergab<br />

sich ein erhöhtes relatives Risiko in der höchsten Belastungsstufe (66 bis 70 dB(A)) im<br />

Vergleich zur niedrigsten (51 bis 55 dB(A)). In der nach zehn Jahren erstellten<br />

Folgestudie war das Risiko eines Herzinfarktes in der höchsten Belastungsstufe nicht<br />

mehr signifikant gegenüber den anderen Gruppen erhöht (BABISCH et al., 1993;<br />

1999).<br />

In einer umfangreichen Studie an 4 115 Patienten zum Herzinfarktrisiko (BABISCH,<br />

2004) ergab sich bei Männern eine mit dem <strong>Straßenverkehr</strong>slärm ansteigende<br />

Infarktrate. Die odds ratio (= Kreuzproduktverhältnis: ist ein "Assoziationsmaß" für zwei<br />

kategoriale Variablen. Da die odds ratio ein Verhältnis beschreibt, bedeutet "kein<br />

Unterschied" eine odds ratio von 1. Ein Wert größer als 1 beschreibt ein Risiko für ein<br />

Ereignis, ein Wert kleiner als 1 beschreibt einen "Schutz" vor einem Ereignis) beträgt<br />

1,18 in den beiden höchsten Pegelkategorien gegenüber der Referenzgruppe <strong>und</strong> ist<br />

bei den Männern, die mindestens zehn Jahre nicht umgezogen sind, mit 1,33<br />

statistisch signifikant erhöht. Die Ergebnisse stützen die Hypothese, dass chronische<br />

Einwirkungen von Verkehrslärm das Risiko für ischämische Herzkrankheiten erhöhen.<br />

Auch wenn die Frage nach der Kausalität zwischen Verkehrsgeräuschen <strong>und</strong><br />

kardiovaskulären Erkrankungen noch offen ist, kann eine gewisse epidemiologische<br />

Evidenz eines erhöhten Risikos von Bluthochdruckerkrankungen sowie Herzinfarkt im<br />

Zusammenhang mit der Exposition gegenüber <strong>Straßenverkehr</strong>slärm nicht geleugnet<br />

werden. So ist das Risiko der Hypertonie (Bluthochdruck) oberhalb eines<br />

energieäquivalenten Dauerschallpegels (LAeq) am Tag von 70 dB(A) <strong>und</strong> von<br />

ischämischen Herzerkrankungen oberhalb von LAeq am Tag von 65 dB(A) nicht<br />

zurückzuweisen (BABISCH, 1998; 2000; JOB, 1996; STANSFELD et al., 2000; van<br />

KEMPEN et al., 2002).

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