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Umwelt und Straßenverkehr - Deutscher Fluglärmdienst eV

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28. Lärm verursacht sympathikotone Erregungen des autonomen Nervensystems<br />

mit mäßiger Zunahme von Herzschlagfrequenz, Gefäßwiderstand <strong>und</strong> Blutdruck <strong>und</strong><br />

vermehrter Ausschüttung von Stresshormonen (Adrenalin, Noradrenalin, Cortisol).<br />

Diese zunächst funktionsgerechten unspezifischen Reaktionen werden direkt durch<br />

Lärm verursacht, also nicht durch Emotionen vermittelt, können durch diese aber<br />

verstärkt werden. Lärmwirkungen auch unterhalb der Aufwachschwelle können zu<br />

einer gesteigerten Aktivität des Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Systems<br />

(HNN-System) führen <strong>und</strong> eine gesteigerte Cortisolausschüttung auslösen. Bereits ab<br />

einem Dauerschallpegel von 35 dB(A) am Ohr des Schläfers <strong>und</strong> einem Maximalpegel<br />

von 45 dB(A) können relevante Indikatoren für die Schlafqualität gestört werden.<br />

Derartige Störungen der endokrinen Regulationen physiologischer Abläufe sind<br />

während des Schlafes nicht kompensierbar (MASCHKE et al., 2003).<br />

Kardiovaskuläre Reaktionen werden am Tage durch Maximalpegel von 60 bis 70 dB(A)<br />

ausgelöst, während des Schlafes bereits durch 10 dB(A) niedrigere Pegel. Während<br />

sich am Tage eine Dosis-Wirkungsbeziehung ergibt, scheint die autonome Reaktion in<br />

der Nacht dem Alles-oder-Nichts-Gesetz zu folgen. Das bedeutet, erst ab einer<br />

bestimmten Lärmschwelle kommt es zu einer Reaktion, unterhalb der Schwelle bleibt<br />

sie aus. Die Beziehung wird durch individuelle Faktoren wie Alter <strong>und</strong><br />

Lärmempfindlichkeit modifiziert. Bei Personen mit Bluthochdruckerkrankungen liegt<br />

möglicherweise eine persönliche Disposition zu stärkeren Reaktionen gegenüber<br />

Stressoren wie Lärm vor als bei kreislaufges<strong>und</strong>en Personen (THEORELL, 1990). Die<br />

kardiovaskulären Reaktionen sind nicht gewöhnungsfähig, deshalb werden sie von<br />

einigen Autoren als potenziell pathogen eingestuft.<br />

Lärmwirkung auf das Herz-Kreislauf-System<br />

29. Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen die Mortalitätsstatistik an <strong>und</strong> chronische<br />

Lärmbelastung wirkt als Stressor <strong>und</strong> damit als ein möglicher Risikofaktor in der<br />

Genese von Bluthochdruckkrankheiten sowie ischämischen (auf mangelnde<br />

Durchblutung eines Organs oder Gewebes zurückzuführende) Herzerkrankungen.<br />

Epidemiologische Studien zur chronischen Lärmwirkung zeigen einen Zusammenhang<br />

zwischen einer Lärmbelastung von mehr als 50 dB(A) in der Nacht <strong>und</strong> der Entstehung<br />

von Bluthochdruck (SRU, 2004). Außerdem wurde nachgewiesen, dass ab einer<br />

<strong>Straßenverkehr</strong>slärmbelastung von mehr als 65 dB(A) tagsüber ein um 20 % erhöhtes<br />

Herzinfarktrisiko besteht (UBA, 2000).<br />

Es wird davon ausgegangen, dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch lärmbedingte<br />

Schlafstörungen, autonome Funktionsänderungen <strong>und</strong> dem mit der Belästigung<br />

assoziierten Stress vermittelt werden (MASCHKE et al., 2003; BIERHAUS et al., 2003).<br />

Der Nachweis eines kausalen Zusammenhangs ist allerdings sehr schwierig, da die

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