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Umwelt und Straßenverkehr - Deutscher Fluglärmdienst eV

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Die Einführung von Preisen für die bislang als öffentliches Gut angesehene Benutzung<br />

innerstädtischer Straßen stößt häufig auf Ablehnung, zumal neben Gewinnern<br />

zumindest kurz- bis mittelfristig auch Verlierer zu erwarten sind. Während<br />

Straßennutzer mit einer hohen Bewertung von Zeitersparnissen (Geschäftsverkehr,<br />

Berufsverkehr), ÖPNV-Nutzer, Radfahrer <strong>und</strong> Fußgänger aufgr<strong>und</strong> der Zeitersparnis,<br />

der geringeren Verkehrsdichte <strong>und</strong> der reduzierten <strong>Umwelt</strong>belastung profitieren,<br />

nehmen Kraftfahrer, die aus Kostengründen auf eine weniger präferierte<br />

Transportalternative umsteigen, die Maut zunächst als negativ wahr. Vorbehalte<br />

werden jedoch auch wegen der Befürchtung einer besonderen Belastung von<br />

Beziehern niedriger <strong>und</strong> mittlerer Einkommen hervorgebracht, da diese häufig<br />

außerhalb der Kernstädte leben <strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> niedrigerer Einkommen geringere<br />

Nutzen aus den realisierbaren Zeitgewinnen ziehen. Zusätzliche Belastungen des<br />

innerstädtischen Gewerbes <strong>und</strong> der Dienstleistungsunternehmen sind ebenfalls eine<br />

häufige Befürchtung (ELIASSON <strong>und</strong> LUNDBERG, 2003, S. 23 f.).<br />

Bisherige Erfahrungen zeigen jedoch, dass die Anzahl der Nettoverlierer relativ gering<br />

ist <strong>und</strong> Akzeptanzproblemen mit einer geeigneten Einnahmenverwendung<br />

entgegengesteuert werden kann (ELIASSON <strong>und</strong> LUNDBERG, 2003, S. 25). In der<br />

Regel stehen der Mautkostenbelastung spürbare, monetär bewertbare<br />

Fahrzeitersparnisse gegenüber. In London konnten Verkehrsverlagerungen auf den<br />

ÖSPV weitgehend durch zusätzliche Buskapazitäten mit erhöhter Zuverlässigkeit <strong>und</strong><br />

Pünktlichkeit aufgefangen werden. Inzwischen erhält die Londoner City-Maut auch<br />

Unterstützung von der Mehrheit der lokalen Wirtschaft, die in Umfragen einschätzt,<br />

dass der dämpfende Effekt auf die innerstädtische Wirtschaft im Vergleich zu anderen<br />

Einflussfaktoren eher moderat ist <strong>und</strong> vielfach zu einer verbesserten, weniger durch<br />

Verkehr belasteten Geschäftsatmosphäre führt (TRANSPORT FOR LONDON, 2004,<br />

S. 22).<br />

Zusätzliche Entlastungseffekte könnten allgemeine Kompensationsmaßnahmen auf<br />

kommunaler Ebene bewirken, etwa durch pauschale Zuschläge auf Einkommen <strong>und</strong><br />

Transfers oder die Reduktion kommunaler Steuern (Gr<strong>und</strong>steuer, Gewerbesteuer). Zur<br />

direkten Entlastung von Berufspendlern wäre aber auch denkbar,<br />

Pendlerzuschussmodelle bei lokalen Arbeitgebern zu fördern. Beide<br />

Kompensationsmaßnahmen hätten den Vorteil einer hinsichtlich der<br />

Verkehrsmittelwahl <strong>und</strong> -intensität lenkungsneutralen Wirkung. Die steuerliche<br />

Entlastung dürfte einerseits Belastungen der kommunalen Wirtschaft kompensieren,<br />

andererseits aber auch zur Aufwertung innerstädtischer Gewerbe- <strong>und</strong> Wohnviertel<br />

beitragen (SMALL, 1992). Aus den Einnahmen finanzierte Investitionen in die<br />

Infrastruktur des ÖPNV <strong>und</strong> eine rad- <strong>und</strong> fußgängerfre<strong>und</strong>liche Umgestaltung der<br />

bestehenden Straßeninfrastruktur schaffen Alternativen zum nunmehr verteuerten<br />

motorisierten Individualverkehr.

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