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Umwelt und Straßenverkehr - Deutscher Fluglärmdienst eV

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<strong>und</strong> die Einnahmen ausschließlich die räumlich <strong>und</strong> zeitlich variablen Betriebskosten<br />

<strong>und</strong> sozialen Zusatzkosten (Staukosten, <strong>Umwelt</strong>schäden) der Straßennutzung<br />

abdecken (LITMAN, 1999, S. 6 f.). Eine Übernutzung der Straße <strong>und</strong> ein Teil der<br />

negativen <strong>Umwelt</strong>effekte werden vermieden, weil sich Verkehrsteilnehmer mit einer<br />

unterhalb dieser Kosten liegenden Bewertung der jeweiligen Transportleistung<br />

günstigere Verkehrsalternativen suchen. Zur optimalen Ausschöpfung dieser<br />

Anreizpotenziale ist jedoch eine Staffelung der Gebühren nach der aktuellen<br />

Verkehrsdichte <strong>und</strong> der Entfernung notwendig. Zudem müsste die unterschiedliche<br />

Emissionsintensität der Fahrzeuge in der Gebührenhöhe berücksichtigt werden.<br />

Ausnahmen für bestimmte motorisierte Fahrzeuge (Motorräder, Mopeds in London)<br />

oder Berufsgruppen beeinträchtigen die Lenkungswirkung <strong>und</strong> sind ökologisch<br />

kontraproduktiv. Bislang entspricht die elektronische Gebührenerfassung in Singapur<br />

diesen Anforderungen am ehesten. Entsprechend hoch ist die Wirkung auf den<br />

Verkehr <strong>und</strong> den Modal Split. Die europäischen Systeme (Oslo, Bergen, Trondheim,<br />

London) bieten deutlich weniger Gebührenflexibilität <strong>und</strong> können daher auch nur eine<br />

geringere Lenkungswirkung entfalten (vgl. Tab. 9-9). Schließlich lässt sich eine<br />

optimale Lenkungswirkung nur dann erreichen, wenn alle Straßen des Ballungsraums<br />

in das Gebührensystem einbezogen <strong>und</strong> je nach Belastung unterschiedlich bepreist<br />

werden. Eine Konzentration auf Hauptverkehrsadern läuft Gefahr, lediglich<br />

Verkehrsverlagerungen auf Nebenstrecken zu induzieren.<br />

574. Das <strong>Umwelt</strong>entlastungspotenzial städtischer Straßennutzungsgebühren kann<br />

langfristig nur ausgeschöpft werden, wenn die Verkehrsregulierungsfunktion des<br />

Systems im Vordergr<strong>und</strong> steht. Bei den primär zur Infrastrukturfinanzierung erhobenen<br />

Gebührensystemen geht dagegen eine auf die Maximierung der Einnahmen orientierte<br />

Tarifstruktur zulasten des Lenkungseffekts. Aus diesem Gr<strong>und</strong> sind die<br />

Entlastungseffekte der finanzierungsorientierten Systeme in Oslo, Bergen <strong>und</strong><br />

Trondheim bislang wesentlich geringer ausgeprägt als das in erster Linie<br />

verkehrsregulierend ausgestaltete System in Singapur. Daher sollte die<br />

Finanzierungsfunktion von Straßennutzungsgebühren hinter die Lenkungsfunktion<br />

zurück treten <strong>und</strong> keinen Einfluss auf die Tarifgestaltung haben. Die hierbei<br />

entstehenden Einnahmen sollten zur Verstärkung des Lenkungseffektes in die<br />

Finanzierung öffentlicher Verkehrsmittel oder anderer umweltschonender<br />

Infrastrukturmaßnahmen fließen. Eine Reinvestition der Mauteinnahmen in die<br />

Straßeninfrastruktur sollte so erfolgen, dass eine Induzierung zusätzlichen Verkehrs<br />

weitestgehend vermieden <strong>und</strong> vorrangig eine Verbesserung des Verkehrflusses an<br />

infrastrukturellen Engpässen sowie eine radfahrer- <strong>und</strong> fußgängerfre<strong>und</strong>liche<br />

Verkehrsgestaltung erreicht werden.<br />

575. Ein wesentlicher Engpass für die Einführung städtischer<br />

Straßennutzungsgebühren ist der Mangel an politischer Akzeptanz (HARSMAN, 2001).

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