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Umwelt und Straßenverkehr - Deutscher Fluglärmdienst eV

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146<br />

eines durch Entschleunigung beförderten Zeitwohlstandes abgelöst (REHEIS, 1998).<br />

Werte wie Sicherheit, Ges<strong>und</strong>heit, "Stressarmut", "Entschleunigung", "Zeitsouveränität"<br />

usw. gewinnen durchaus an Bedeutung (BEUTLER <strong>und</strong> BRACKMANN, 1999, S. 45).<br />

Bezogen auf Leitbilder der Verkehrspolitik bedeutet dies, dass die weitere<br />

Beschleunigung nicht das oberste Ziel der Verkehrspolitik sein sollte. Auch<br />

Entschleunigung könnte demnach ein Ziel von (mutiger) Verkehrspolitik sein. So<br />

könnte man bspw. überlegen, ob der MIV in Wohngebieten konsequent "entschleunigt"<br />

werden sollte. Es könnte auch deutlich gemacht werden, dass ein engpassfreies<br />

Verkehrssystem, das einen flüssigen Verkehr mit hoher Geschwindigkeit gewährleistet,<br />

eine Illusion ist.<br />

146. Die Fixierung auf das Automobil verliert mittlerweile in vielen Segmenten der<br />

Gesellschaft allmählich an Wertschätzung gegenüber einem flexiblen <strong>und</strong> variablen<br />

Umgang mit unterschiedlichen Verkehrsträgern. Personen mit einem diversifizierten<br />

Mobilitätsverhalten <strong>und</strong> der Bereitschaft, Alternativen auszuprobieren <strong>und</strong> Flexibilität im<br />

Umgang mit Mobilitätsproblemen einzuüben, könnten bei sich verändernden<br />

Anerkennungsverhältnissen als "Mobilitätspioniere" höhere Anerkennung finden.<br />

Personen, die häufig verschiedene Verkehrsmittel nutzen, können zudem das<br />

Verkehrsgeschehen nicht nur aus der Perspektive des PKW-Fahrers wahrnehmen.<br />

Durch die dadurch bewirkte intuitive Perspektivenübernahme, durch veränderte<br />

Anerkennungsverhältnisse <strong>und</strong> durch diversifizierte Mobilitätsprofile könnten sich auch<br />

die Akzeptanzbedingungen für den Einsatz restriktiv wirkender verkehrspolitischer<br />

Instrumente verbessern <strong>und</strong> die Fragen nach Grenzen <strong>und</strong> Maß der Geschwindigkeit<br />

auf zunehmendes Verständnis stoßen.<br />

147. In den sich verändernden Wertvorstellungen <strong>und</strong> Leitbildern sind insofern<br />

durchaus vielfältige Anknüpfungspunkte für eine andere Verkehrskultur <strong>und</strong> -politik<br />

vorhanden. Ohne Einbettung in eine Gesamtstrategie (Vision, Leitbild) wiederum<br />

lassen sich einzelne Maßnahmen gegenüber der Öffentlichkeit nicht rechtfertigen. Eine<br />

neue verkehrspolitische Gesamtstrategie sollte bei positiv besetzten Vorstellungen von<br />

Lebensqualität ansetzen (BECKER, 2003). Diesen neuen Werten stehen moralische<br />

Einstellungen wie Gelassenheit, Fairness <strong>und</strong> Rücksichtnahme auf Schwächere nahe<br />

(s. Kap. 5.5).<br />

148. Gerade in der aktuellen Debatte um die vielfache Überschreitung der<br />

europäischen Luftqualitätswerte für Partikel wird deutlich, dass zur Erreichung von<br />

Qualitätszielen, in denen sich die genannten Werte widerspiegeln, gelegentlich sogar<br />

Verkehrsbeschränkungen als unausweichlich angesehen werden. Hier deutet sich ein<br />

neuer umweltpolitischer Steuerungsansatz an, der auf der Basis von <strong>Umwelt</strong>qualitäts<strong>und</strong><br />

Naturschutzzielen mit Rechtswirksamkeit ein breites Maßnahmenbündel von<br />

technischen Vorgaben bis hin zu Verkehrsbeschränkungen auslöst. Hierzu gehören

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