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Umwelt und Straßenverkehr - Deutscher Fluglärmdienst eV

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144<br />

Langfristperspektive des BIV wird im Sinne des dominanten Paradigmas als<br />

"Anpassung" an den zu erwartenden demographischen, technologischen <strong>und</strong><br />

ökonomischen Strukturwandel <strong>und</strong> weniger als Resultat einer aktiv gestaltenden<br />

Mobilitätspolitik begriffen (BECKMANN et al., 2002, S. 10 <strong>und</strong> S. 27 f.). Das langfristig<br />

angestrebte dynamische Gleichgewicht zwischen Verkehrsnachfrage <strong>und</strong> Kapazitäten<br />

stellt sich im BIV erst nach weiteren Jahren des Kapazitätsausbaus ein. Erst dann gibt<br />

es kein Ausbauerfordernis mehr, da, grob interpretiert, eine alternde <strong>und</strong> zahlenmäßig<br />

schrumpfende Bevölkerung die Nachfrage offenbar nicht mehr steigern kann.<br />

142. Nur konsequent wäre es dann aber, bei den heutigen verkehrspolitischen<br />

Entscheidungen die zukünftigen Präferenzen <strong>und</strong> Interessen einer insgesamt alternden<br />

Bevölkerung angemessen zu berücksichtigen. Langfristige Planungen sollten sich<br />

immer auch an zukünftigen Präferenzen orientieren, sofern sich über diese plausible<br />

Aussagen formulieren lassen.<br />

Die verkehrspolitisch entscheidende Frage müsste demnach lauten, ob das erst in der<br />

BIV-Langfristperspektive avisierte Gleichgewicht nicht bereits die kurz- <strong>und</strong><br />

mittelfristige Verkehrspolitik bestimmen sollte. Angesichts der Zeitdimension <strong>und</strong> der<br />

Budgetierung des BVWP wäre es auch unter finanzpolitischen Erwägungen<br />

kurzsichtig, diesen Verkehrswegeplan auch dann in die Tat umzusetzen, wenn sich<br />

überzeugende Argumente für eine strategische Neuorientierung formulieren lassen <strong>und</strong><br />

der demographische Langfristtrend eher gegen als für einen weiteren Ausbau der<br />

Verkehrsinfrastruktur spricht.<br />

143. Diese Möglichkeiten der Neuorientierung werden bereits heute dadurch in<br />

Zweifel gezogen, dass die Wertvorstellungen künftiger älterer Verkehrsteilnehmer<br />

gemäß dem heute vorherrschenden Paradigma konzipiert werden (exemplarisch<br />

hierfür Shell, 2004). In der Shell-Studie wird in dem durch viele implizierte Wertungen<br />

favorisierten so genannten "Impulse"-Szenario unterstellt, dass Mitglieder einer<br />

Generation, deren "gesamter Lebensweg mit dem Auto verwoben" (Shell, 2004,<br />

S. 28 f.) war, ihre Wertvorstellungen im höheren Alter nicht aus freien Stücken<br />

nennenswert ändern werden <strong>und</strong> dies aufgr<strong>und</strong> des vererbten Wohlstandes auch nicht<br />

müssen.<br />

Es geht also um die Alternative, ob die heutigen Staatsbürger ihre authentischen<br />

Wertvorstellungen <strong>und</strong> Überzeugungen in dem "Werte-Cocktail" (Shell, 2004, S. 23)<br />

wieder erkennen, der ihnen vom "Impulse"-Szenario der Shell-Studie angesonnen wird,<br />

oder ob sie unterschiedliche Leitbilder, Prinzipien, Werte <strong>und</strong> Ziele auf ihre<br />

Vereinbarkeit mit den übrigen Werten einer zivilen Bürgergesellschaft zu prüfen bereit<br />

sind. Eine ernsthafte Bereitschaft, sich auf einen solchen Diskurs einzulassen, setzt<br />

neben einer klaren Begrifflichkeit (s. o.) mindestens voraus, das bislang<br />

vorherrschende Paradigma der Verkehrspolitik nicht dogmatisch zu vertreten, Leitbilder

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