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Umwelt und Straßenverkehr - Deutscher Fluglärmdienst eV

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142<br />

(Tz. 409). Die Abschätzung des Nutzens eines Verkehrsprojektes beruht auf<br />

Berechnungen, in denen Zeitersparnisse differenziert nach Berufs- <strong>und</strong> Freizeitverkehr<br />

monetarisiert worden sind. Ohne Monetarisierung von Zeit wäre es schwieriger,<br />

Aussagen über die gesellschaftliche "Nützlichkeit" von Verkehrsprojekten zu<br />

formulieren.<br />

Kritisch haben sich HARRIS et al. (2004) mit der "Zeit-ist-Geld"-Auffassung <strong>und</strong> deren<br />

Konsequenzen für die Verkehrspolitik unter den Aspekten "Überlastung",<br />

"Nachhaltigkeit", "Gleichheit" <strong>und</strong> "Sicherheit" ("congestion", "sustainability", "equity"<br />

<strong>und</strong> "safety") beschäftigt. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass die auf der "Zeit-ist-<br />

Geld"-Annahme beruhende positive Bewertung hoher Geschwindigkeiten die<br />

verkehrspolitischen Entscheidungen prägt <strong>und</strong> dass diese Bewertungen mit anderen<br />

Werten stark konfligieren. "Das Eindringen tiefsitzender Einstellungen gegenüber Zeit<br />

in den Bereichen des europäischen Transportwesens hat Mobilitätsmuster erzeugt, in<br />

denen vor allem Geschwindigkeit priorisiert wird. Während<br />

Geschwindigkeitssteigerungen zwar den Vorteil verkürzter Reisezeiten mit sich<br />

brachten, verursachen sie auch ernsthafte schädliche Effekte, insbesondere<br />

hinsichtlich Überlastung <strong>und</strong> Nachhaltigkeit, Gleichheit <strong>und</strong> Sicherheit" (HARRIS et al.,<br />

2004, S. 11, eigene Übersetzung). Da nun weder Geschwindigkeit noch Geld höchste<br />

Werte sein sollten, bedarf es eines Ausgleichs konkurrierender Werte unter dem<br />

Leitbild einer humanen <strong>und</strong> umweltgerechten Mobilitätskultur. Dies aber läuft auf die<br />

Frage nach dem "rechten Maß" der Geschwindigkeiten <strong>und</strong> nach konsensfähigen<br />

Zielen für die Verkehrspolitik hinaus (Kap. 5.4, 5.5).<br />

139. Aus der obigen Darstellung wird deutlich, dass für eine Neuorientierung in der<br />

Mobilitätspolitik das herrschende Wachstumsparadigma kritisch hinterfragt werden<br />

muss. Dabei müssen die nachfolgend stichpunktartig aufgeführten Einwände gegen<br />

dieses Paradigma berücksichtigt werden:<br />

– Innerhalb des Wachstumsparadigmas kann es im Prinzip kein normativ gesetztes<br />

Maß der Verkehrsentwicklung <strong>und</strong> keine dementsprechende Planung geben. Den<br />

Tendenzen einer krisenhaften Selbstblockierung des Verkehrs soll im Rahmen<br />

dieser Strategie entgegen gewirkt werden, indem Grenzen immer weiter hinaus<br />

geschoben werden sollen.<br />

– Verkehrsprognosen gewinnen implizit eine imperativische Kraft.<br />

– Es gerät innerhalb des Paradigmas außer Blick, dass der Schutz der natürlichen<br />

Lebensgr<strong>und</strong>lagen durch Art. 20 a GG hochrangiger definiert ist als die<br />

Verkehrsinfrastruktur (KOCH, 2001, S. 890 f.).<br />

– Im Rahmen dieses Paradigmas wird ein Fokus der Diskussion auf technologische<br />

Möglichkeiten zur optimierten Auslastung der Verkehrsinfrastruktur gelegt.

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