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Umwelt und Straßenverkehr - Deutscher Fluglärmdienst eV

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Tatsache, dass Denkmuster <strong>und</strong> Leitbilder für den Erfolg <strong>und</strong> die Stabilität von<br />

Akteursnetzwerken von großer Bedeutung sind (DIERKES et al., 1992; WEYER,<br />

1993).<br />

135. Verkehrsprognosen werden in der Konsequenz dieser Denkweise als Aussagen<br />

über die zukünftige Nachfrageentwicklung verstanden. Diese Nachfrage soll vom<br />

Gr<strong>und</strong>satz her als Ausdruck vorhandener <strong>und</strong> weitgehend rationaler individueller<br />

Präferenzen <strong>und</strong> Interessen respektiert werden <strong>und</strong> sie soll so weit als möglich durch<br />

ein nachfragegerechtes Angebot befriedigt werden. Da nun die prognostizierte<br />

Nachfrageentwicklung im Personen- <strong>und</strong> Güterverkehr (hierzu Kap. 3.2) ein höheres<br />

Wachstum als der derzeitige Ausbau der Verkehrsinfrastruktur aufweist, ist dieser<br />

Ausbau zu intensivieren. Insofern "bedarf das Verkehrssystem einer ständigen<br />

Anpassung an die gestiegenen Mobilitätsbedürfnisse" (BMVBW, 2003, S. 23). Für<br />

dieses Denkmuster finden sich zahlreiche weitere Belege im "Bericht Integrierte<br />

Verkehrspolitik" (BIV), im BVWP <strong>und</strong> in den Verkehrsberichten des<br />

B<strong>und</strong>esministeriums für Verkehr, Bau- <strong>und</strong> Wohnungswesen (BMVBW).<br />

Würde dieses Denkmuster uneingeschränkt gelten, so könnte sich die Verkehrspolitik<br />

nur dann das Ziel einer Reduktion des Verkehrsaufkommens zu Eigen machen, wenn<br />

die Verkehrsnachfrage aus politik-externen Gründen (demographische Entwicklung,<br />

ökonomischer Strukturwandel etc.) spürbar zurückginge.<br />

136. Allerdings wird bei einer solchen Sichtweise vernachlässigt, dass die zukünftige<br />

Entwicklung der Verkehrsnachfrage von einer Reihe politisch gestaltbarer<br />

Rahmenbedingungen abhängig ist. Dazu zählen nicht nur unmittelbar wirkende<br />

verkehrspolitische Maßnahmen, wie etwa die Erhebung von Steuern zur<br />

Internalisierung externer Effekte, sondern auch allgemeinere gesellschaftliche<br />

Entwicklungen, wie die Veränderung von Siedlungsstrukturen oder von kulturellen<br />

Einstellungen. Bereits während der Bildung von Szenarien, die in die<br />

Verkehrsprognosen eingehen, müssen Annahmen über solche Rahmenbedingungen<br />

getroffen werden. Die Entscheidung, ob bestimmte denkbare Rahmenbedingungen bei<br />

der Szenariobildung als realisierbar unterstellt oder aber als unrealistisch abgetan<br />

werden, trägt normative Elemente in sich. Auch die Wahl zwischen mehreren<br />

Szenarien lässt sich nicht ohne Werturteile treffen. Das Predict-and-provide-Paradigma<br />

prägt diese – derzeit häufig implizit bleibenden – Wertentscheidungen.<br />

Verkehrsprognosen gewinnen unter dem skizzierten Denkmuster also in Verbindung<br />

mit impliziten Wertentscheidungen eine normative Kraft. Hierfür sei ein Beispiel<br />

gegeben. "Die Verkehrsprognosen sind Eichgrößen für streckenspezifische Aussagen,<br />

mit deren Hilfe Infrastrukturengpässe <strong>und</strong> sich daraus ergebende Ausbauerfordernisse<br />

aufgezeigt werden" (BMVBW, 2003, S. 10). Der <strong>und</strong>efinierte Begriff der Eichgröße<br />

transformiert eine an sich wertfreie Prognose in normative Aussagen

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