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Umwelt und Straßenverkehr - Deutscher Fluglärmdienst eV

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erwartenden weiteren Schädigungen an Natur <strong>und</strong> Landschaft ein im Lichte der vom<br />

SRU entwickelten Ziele des Natur- <strong>und</strong> Landschaftsschutzes (SRU, 2002b)<br />

unvertretbar hohes Ausmaß annehmen dürften (hierzu ausführlich Kap. 2.2). Es<br />

scheint sich am MIV die Hypothese zu bestätigen, dass <strong>Umwelt</strong>probleme, die mit<br />

technischen Mitteln gelöst oder zumindest entschärft werden können, in modernen<br />

Industriegesellschaften zu Erfolgen führen, wohingegen Probleme, die durch basale<br />

ökonomische Strukturen (etwa Arbeitsteilung) oder durch Lebensstile erzeugt werden,<br />

zu den persistenten <strong>Umwelt</strong>problemen rechnen (hierzu SRU, 2002a, Kap. 2.1). Daher<br />

sollte den strukturellen Ursachen des ständig wachsenden MIV eine besondere<br />

politische Aufmerksamkeit gewidmet werden (vgl. Kap. 10). Des Weiteren sollten nicht<br />

nur die Chancen, sondern auch die Grenzen der Strategie der Übelminimierung stärker<br />

als bisher in den Blick genommen werden.<br />

5.3 Kritik am Paradigma des unbegrenzten<br />

Verkehrswachstums<br />

5.3.1 Darstellung der vorherrschenden<br />

verkehrspolitischen Gr<strong>und</strong>orientierung<br />

134. Eine wesentliche Prämisse der Strategie der umweltverträglichen Gestaltung<br />

des vorhandenen Verkehrs ist es, die Steigerung des Verkehrsaufkommens nicht<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich infrage zu stellen. Es ist bei dieser Gelegenheit daran zu erinnern, dass<br />

es der SRU in seinem Sondergutachten "Auto <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong>" als Ziel einer<br />

umweltfre<strong>und</strong>lichen Gestaltung des Verkehrssystems verstanden hatte, "mit Hilfe der<br />

langfristigen Planung des Verkehrsangebotes das Wachstum der Nachfrage nach<br />

Automobilen spürbar abzuflachen" (SRU, 1973, S. 1). Die Verkehrspolitik ist jedoch<br />

seither einem gr<strong>und</strong>legend anderen Denkmuster (Paradigma) gefolgt, dessen Kern<br />

sich folgendermaßen charakterisieren lässt: Die zu erwartenden Zuwachsraten im<br />

Verkehrsaufkommen werden als "Nachfrageentwicklung" vorgestellt, mit der der<br />

Ausbau der Verkehrsinfrastruktur Schritt halten müsse. Das Denkmuster ist das einer<br />

permanenten Diskrepanz zwischen einer "ungebremsten" Nachfrageentwicklung <strong>und</strong><br />

dem "dahinter zurückbleibenden" Angebot. Das Angebot an Verkehrswegen <strong>und</strong><br />

-mitteln erscheint als der "limitierende Faktor", der der ständig wachsenden Nachfrage<br />

anzupassen ist. Begleitet werden soll diese Anpassung mit Programmen zur<br />

Minimierung der unerwünschten Wirkungen des Verkehrs. Weiterhin spielen in diesem<br />

Paradigma Leitbilder wie die "autogerechte Stadt" <strong>und</strong> der "flüssige Verkehr" eine<br />

Rolle.<br />

Dieses Denkmuster, das aufgr<strong>und</strong> seiner Kernkomponente auch als Predict-andprovide-Paradigma<br />

bezeichnet wird (vgl. GILLESPIE et al., 1998), hält ein mächtiges<br />

Akteursnetzwerk zusammen. In den Sozialwissenschaften ist es eine anerkannte

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