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Umwelt und Straßenverkehr - Deutscher Fluglärmdienst eV

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messbaren Zuwächse des Verkehrsaufkommens als Mobilitätsgewinne bezeichnen.<br />

Demnach würde die Überwindung größerer Distanzen zwischen Wohnort, Arbeitsplatz<br />

<strong>und</strong> Ferienorten per se ein Mobilitätswachstum darstellen. Diese Begriffsdefinition<br />

erlaubt es allerdings nicht, Mobilität generell als ein hochwertiges Gut anzusehen (so<br />

etwa INFAS <strong>und</strong> DIW, 2004, S. 1), da man in der Regel davon ausgehen kann, dass<br />

die im Verkehr verbrachte Zeit – mit Ausnahme des so genannten Erlebnisverkehrs –<br />

an sich betrachtet keinen Nutzen stiftet.<br />

Der SRU möchte im Folgenden zwischen Mobilität <strong>und</strong> Verkehr unterscheiden.<br />

"Mobilität" wird als Dispositionsbegriff verstanden, der sich auf bestehende <strong>und</strong><br />

politisch gestaltbare Möglichkeiten der Erreichbarkeit von Orten zum Zwecke der<br />

Realisierung von Interessen bezieht. Die tatsächlichen Ortsveränderungen werden<br />

dagegen als "Verkehr" oder "Verkehrsgeschehen" bezeichnet. So werden die Begriffe<br />

auch in der Nachhaltigkeitsstrategie der B<strong>und</strong>esregierung verwendet<br />

(B<strong>und</strong>esregierung, 2002, S. 177; s.a. DIEWITZ et al., 1998; BECKER, 2003). Diese<br />

Unterscheidung verhindert es, die bloße Verlängerung der regelmäßig<br />

zurückzulegenden Wegstrecken (Tz. 77) <strong>und</strong> die Steigerung des Verkehrsaufkommens<br />

per se als einen Zugewinn an Mobilität interpretieren zu müssen. Auch müssen<br />

verkehrserzeugende Strukturen (vgl. Kap. 10) nicht mehr als mobilitätsfördernd<br />

angesehen werden (bspw. Verlagerung von Einzelhandelseinrichtungen auf die "grüne<br />

Wiese").<br />

Die getroffene Unterscheidung erlaubt es, das Ziel der Mobilitätssicherung<br />

anzuerkennen, ohne aufgr<strong>und</strong> dessen auf Maßnahmen zur Reduktion des<br />

<strong>Straßenverkehr</strong>saufkommens <strong>und</strong> zur Eindämmung verkehrserzeugender Strukturen<br />

verzichten zu müssen. Damit eröffnen sich Spielräume für eine Mobilitätspolitik, die als<br />

nachhaltig im Sinne des SRU (2002a, Kap. 1) bezeichnet werden kann. Eine solche<br />

Mobilitätspolitik muss dafür sorgen, ein angemessenes, das heißt sowohl den<br />

Bedürfnissen aller Bevölkerungsgruppen als auch den wirtschaftlichen Erfordernissen<br />

Rechnung tragendes, Mobilitätsniveau zu gewährleisten <strong>und</strong> das Verkehrsgeschehen<br />

mitsamt den dafür benötigten Siedlungs- <strong>und</strong> Infrastrukturen umwelt- <strong>und</strong><br />

naturverträglich zu gestalten.<br />

Eine besondere Frage ist, inwieweit höhere Geschwindigkeiten zu einer höheren<br />

Mobilität führen. Angesichts der getroffenen Begriffsdefinition ist im Prinzip von einem<br />

solchen Zusammenhang auszugehen, da innerhalb eines festgesetzten Zeitbudgets<br />

mehr Ziele erreicht werden können. Allerdings gilt dieser Zusammenhang nur, wenn<br />

folgende Voraussetzungen erfüllt sind: Erstens dürfen sich die zur Zielerreichung<br />

zurückzulegenden Distanzen nicht in gleichem Maße wie die Geschwindigkeit erhöhen,<br />

wie dies in der Vergangenheit überwiegend der Fall war (vgl. Tz. 131). In diesem Fall<br />

bliebe die Zahl der innerhalb eines Zeitbudgets erreichbaren Ziele unverändert.

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