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Umwelt und Straßenverkehr - Deutscher Fluglärmdienst eV

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übermäßigen Ausbau des Straßennetzes verringert werden (s. ausführlich Kap. 8). Die<br />

anstehende Reform des deutschen Föderalismus böte eine Gelegenheit, die hierzu<br />

notwendigen strukturellen Weichenstellungen vorzunehmen.<br />

Kulturelle Aspekte der Verkehrsnachfrage<br />

123. Im Verkehrssektor legitimieren <strong>und</strong> stabilisieren sich ökonomische <strong>und</strong><br />

politische Interessen des beschriebenen Akteursnetzwerkes <strong>und</strong> kulturelle<br />

Einstellungen gegenseitig. Kulturelle Faktoren sind politisch nur schwer beeinflussbare<br />

Randbedingungen für die (Nicht-)Akzeptanz von verkehrspolitischen Maßnahmen. Die<br />

Verkehrspolitik muss die kulturellen Aspekte der Verkehrsnachfrage <strong>und</strong> die<br />

entsprechenden Beweggründe berücksichtigen. Zu den wichtigsten Beweggründen<br />

gehören die Wünsche nach Selbstbestimmung, Gleichbehandlung <strong>und</strong> sozialer<br />

Geltung.<br />

124. Der Wert der Selbstbestimmung bezieht sich auf eine eigenständige <strong>und</strong><br />

unabhängige Planung des persönlichen Mobilitätsverhaltens <strong>und</strong> damit auf diejenigen<br />

Vorzüge des motorisierten Individualverkehrs, die von öffentlichen Verkehrsträgern<br />

nicht erreicht werden können. Dazu gehören etwa die ständige Verfügbarkeit des<br />

Automobils, die Möglichkeit, auch räumlich dispers angeordnete Ziele zügig erreichen<br />

zu können <strong>und</strong> die Möglichkeit, im eigenen Auto Distanz zu anderen<br />

Verkehrsteilnehmern wahren zu können. Angesichts solcher Vorzüge ist damit zu<br />

rechnen, dass die überwiegende Mehrheit der erwachsenen Personen ihren Wunsch<br />

nach einem Zugang zu einem eigenen PKW auch realisieren wird. Die für die<br />

Reduktion der negativen Auswirkungen des Verkehrs entscheidende Variable ist daher<br />

die Intensität der Nutzung <strong>und</strong> die technische Ausstattung des PKW.<br />

125. Der Wert der Gleichberechtigung könnte ein Gr<strong>und</strong> sein, verkehrspolitische<br />

Strategien nicht ausschließlich als Verteuerungsstrategien zu konzipieren. Obwohl es<br />

kein "Recht auf Automobilität" gibt, muss die Verkehrspolitik berücksichtigen, dass<br />

viele Menschen den Wunsch haben, über ein eigenes Auto zu verfügen. Eine<br />

Verteuerungsstrategie, die vorrangig versucht, die externen Kosten des<br />

<strong>Straßenverkehr</strong>s verursachergerecht anzulasten, würde die Erfüllung dieses Wunsches<br />

für Personen mit niedrigen Einkommen erschweren. Eine Entschärfung dieser<br />

Problematik könnte in der Strategie bestehen, Strukturen zu verändern, die zum<br />

Angewiesensein auf PKW beitragen. Auch könnten Angebote zur Nutzung des ÖPNV<br />

in soziale Transferleistungen einbezogen werden. Eine dritte Möglichkeit zur<br />

Konfliktentschärfung bestünde darin, eine Verteuerungsstrategie mit der Zahlung einer<br />

Mobilitätspauschale an Personen mit geringem Einkommen zu kombinieren.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich sollten jedenfalls verkehrspolitische Strategien, die durch Verteuerung<br />

von Besitz <strong>und</strong> Nutzung von Automobilen faktisch in den vermeintlichen

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