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Umwelt und Straßenverkehr - Deutscher Fluglärmdienst eV

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128<br />

Besetzung von Automobilen veränderlich. Auch gegenwärtig dürften Ansatzpunkte für<br />

eine Umgestaltung der Symboldimension durch die Verkehrspolitik bestehen. Zum<br />

einen können im Zeichen einer neuen, umweltgerechten Mobilitätskultur<br />

Anstrengungen unternommen werden, die Kraft bestehender Symbole<br />

abzuschwächen. Zum anderen kann versucht werden, Alternativen zum<br />

Automobilismus aufzuzeigen <strong>und</strong> diese ihrerseits mit positiven Eigenschaften zu<br />

besetzen <strong>und</strong> damit gegenüber dem Autoverkehr aufzuwerten. Beispielsweise könnten<br />

Personen, die situativ zwischen verschiedenen verfügbaren Verkehrsträgern<br />

auswählen, als flexible Mobilitätspioniere dargestellt werden, eine vorsichtige<br />

Fahrweise ließe sich als "rücksichtsvoll" <strong>und</strong> "besonnen" charakterisieren, der Besitz<br />

eines sparsamen Autos könnte als Zeichen für Genügsamkeit verstanden werden, das<br />

Ersetzen von Autofahrten durch Fahrradfahrten oder durch Fußwege könnte als der<br />

Ges<strong>und</strong>heit dienlich <strong>und</strong> als sportlicher als das Autofahren hervorgehoben werden.<br />

120. Eingedenk der Symboldimension des Automobils <strong>und</strong> im Vorgriff auf die<br />

nachfolgenden normativen Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> die Zielfindung der Verkehrspolitik ist an<br />

Immanuel Kants Unterscheidung zwischen Disziplinierung ("Bezähmung der Wildheit"),<br />

Kultivierung ("Verschaffung der Geschicklichkeit"), Zivilisierung ("Manieren", "Klugheit")<br />

<strong>und</strong> Moralisierung (Befolgung des "Sittengesetzes") zu erinnern (KANT, 1803, "Über<br />

Pädagogik", XII, S. 706 f.). Übertragen auf das Verkehrsverhalten lässt sich sagen,<br />

dass der Prozess der Zivilisation (im Sinne von ELIAS, 1976) im MIV so weit<br />

vorangeschritten ist, dass die Mehrheit der Verkehrsteilnehmer leidlich diszipliniert,<br />

recht kultiviert <strong>und</strong> einigermaßen zivilisiert ist, dass aber eine Humanisierung bzw.<br />

Moralisierung des Verkehrsgeschehens trotz vieler Bemühungen bislang erst in den<br />

Anfängen steht. Der SRU regt an, verstärkte gesellschaftliche Anstrengungen zu<br />

unternehmen, um dem Leitbild einer humanen Mobilitätskultur durch eine<br />

entsprechende Mobilitätsbildung stärkere Bedeutung zu verschaffen.<br />

4.3 Zusammenfassung <strong>und</strong> Empfehlungen<br />

Akteurskonstellationen <strong>und</strong> politisch-institutionelle Rahmenbedingungen<br />

121. Die für den Verkehrsbereich typische Segmentierung der Problembearbeitung<br />

nach Verkehrsträgern (Abschn. 4.1.4) <strong>und</strong> die Art der Politikverflechtung führen dazu,<br />

dass sich die Verkehrsplanung in der Praxis häufig als unkoordinierter Bottom-up-<br />

Prozess darstellt <strong>und</strong> nicht als integrierter, nach rationalen Kriterien gesteuerter<br />

Planungsprozess.<br />

Das hohe strukturelle Einflusspotenzial der Verursacher von <strong>Umwelt</strong>belastungen<br />

(Abschn. 4.1.1) führt zudem dazu, dass umweltpolitische Anforderungen, die eine<br />

Herausforderung für Struktur <strong>und</strong> Wachstum des Verkehrssektors selbst darstellen,

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