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Umwelt und Straßenverkehr - Deutscher Fluglärmdienst eV

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signalisiert soziale Zugehörigkeiten <strong>und</strong> ist nicht nur ein Transportmittel, sondern ein<br />

präsentatives Symbol (im Sinne von LANGER, 1979, S. 103). Die Fahrt mit dem<br />

Automobil ist immer zugleich eine Bewegung durch den physischen <strong>und</strong> durch den<br />

symbolisch-kulturell codierten Raum (SCHLAFFER et al., 2002, S. 4 m. w. N.). Das<br />

Automobil ist insofern nicht ausschließlich ein Gebrauchsgut, das man hauptsächlich<br />

nüchtern <strong>und</strong> zweckrational benutzt, sondern ein Gerät, zu dem viele Menschen eine<br />

symbolisch "aufgeladene" Beziehung aufbauen (JÖRNS, 1992).<br />

Da diese symbolisch aufgeladenen Beziehungen auch faktische Wirkungen auf den<br />

Umgang mit Automobilen haben, müssen sie im Rahmen einer Analyse, die die<br />

kulturellen Aspekte der Verkehrsnachfrage ins Auge fasst, unbedingt thematisiert<br />

werden. Es ist im Interesse diskursiver Rationalität erforderlich, Faktoren <strong>und</strong><br />

Beweggründe anzusprechen, die gerade im prädiskursiven Bereich menschlicher<br />

Antriebskräfte ihre Wirkungen entfalten. Die explizite Thematisierung der kulturellsymbolischen<br />

Dimension ist insofern eine Erfolgsbedingung eines umfassend<br />

vernünftigen Diskurses. Bei dieser Thematisierung der Symboldimension ist es<br />

allerdings nicht erforderlich, über Rationalität oder Irrationalität bestimmter<br />

symbolischer Besetzungen zu urteilen. Auch die möglicherweise tief im kollektiven<br />

Unterbewusstsein verborgenen Ursachen für die starke Symbolhaftigkeit von<br />

Automobilen werden hier nicht thematisiert (vgl. hierzu SACHS, 1984; JÖRNS, 1992;<br />

RATZ, 1993; MUTSCHLER, 1998).<br />

117. Ein Blick auf die Geschichte des Automobils zeigt, dass dieses von Anfang an<br />

mit starken – allerdings im Laufe der Zeit teilweise gewandelten – Bedeutungen<br />

besetzt war (vgl. dazu SCHMUCKI, 2000). Zum einen galten die ersten Autofahrer<br />

wegen der technischen Unzulänglichkeiten der damaligen Automobile als Abenteurer<br />

<strong>und</strong> als "Helden der Landstraße", zum anderen war der Besitz eines Autos bis Mitte<br />

der 1920er-Jahre ein öffentlich sichtbares Zeichen für außerordentlichen Reichtum. Die<br />

resultierende Aura des Luxus blieb auch zu Beginn der Massenmotorisierung<br />

bestehen, verlagerte sich jedoch allmählich auf Oberklassenmodelle. Die<br />

Massenproduktion von Autos <strong>und</strong> die entsprechende Massennachfrage wurden<br />

wesentlich von der Vorstellung getrieben, allen Bürgern die Teilhabe am Wohlstand<br />

ermöglichen zu können. Neben Reichtum symbolisierte das Automobil bereits seit<br />

Anfang des zwanzigsten Jahrh<strong>und</strong>erts auch Sportlichkeit <strong>und</strong> Dynamik. Diese – auch<br />

heute oft im Vordergr<strong>und</strong> stehende – Bedeutung entstand als Folge der damals in<br />

Mode gekommenen Autorennen, die den Autoherstellern die Möglichkeit boten, die<br />

Qualität ihrer Modelle zu beweisen. Weiterhin galt das Automobil spätestens seit den<br />

1920er-Jahren als Zeichen für Modernität, Fortschritt <strong>und</strong> Weltoffenheit. Auch die<br />

Eroberung der Städte durch die Autos <strong>und</strong> der "autogerechte" Umbau der Städte nach<br />

dem zweiten Weltkrieg standen im Zeichen dieses Modernitätsgedankens<br />

(vgl. SCHMUCKI, 2000). Eine Besonderheit der Geschichte des Automobils in

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