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Umwelt und Straßenverkehr - Deutscher Fluglärmdienst eV

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könnte also ein Gr<strong>und</strong> sein, verkehrspolitische Strategien nicht ausschließlich als<br />

Verteuerungsstrategie zu konzipieren.<br />

Zur Entschärfung des angeführten Zielkonfliktes kommen verschiedene Strategien in<br />

Betracht. Eine bestünde darin, Strukturen, die zum Angewiesensein auf PKW<br />

beitragen, zu verändern (s. Kap. 10.4). Allerdings verspricht diese Strategie bestenfalls<br />

eine langfristige Lösung. Eine zweite Möglichkeit zur Konfliktentschärfung wäre es,<br />

attraktive Angebote zur Nutzung des ÖPNV in soziale Transferleistungen<br />

einzubeziehen. Drittens kommt auch die Kombination einer Verteuerungsstrategie mit<br />

einer finanziellen Unterstützung sozial schwacher Personen in Betracht. Hierfür wäre<br />

etwa die Zahlung einer Mobilitätspauschale an Personen mit geringem Einkommen<br />

geeignet. Gr<strong>und</strong>sätzlich sollten jedenfalls verkehrspolitische Strategien, die durch<br />

Verteuerung von Besitz <strong>und</strong> Nutzung von Automobilen faktisch in den vermeintlichen<br />

Besitzanspruch eingreifen, durch flankierende Maßnahmen ergänzt werden, die die<br />

Mobilität der Betroffenen anderweitig erhöhen (zur Definition von Mobilität vgl. Tz. 128).<br />

Es stellt sich hinsichtlich des Wertes der Gleichbehandlung nicht nur die Frage,<br />

inwieweit der Wunsch nach einem eigenen Auto für alle gleichermaßen erfüllbar ist.<br />

Vielmehr sind Mobilität <strong>und</strong> Lebenschancen aller Gruppen in den Blick zu nehmen.<br />

Untersuchungen kommen zu dem Ergebnis, dass Kinder <strong>und</strong> Jugendliche, Frauen,<br />

behinderte Personen, ältere Personen sowie Bewohner ländlicher Regionen zu den<br />

strukturell benachteiligten Gruppen gehören (hierzu <strong>und</strong> für das Folgende s. LITMAN,<br />

2002, m. w. N.). Die Vorteile von Strukturen, die eine Angewiesenheit auf den PKW<br />

nach sich ziehen, steigen für PKW-Besitzer mit höheren Einkommen naturgemäß<br />

stark, <strong>und</strong> diese Strukturen benachteiligen Personen, die nicht über einen PKW<br />

verfügen. Verkehrsberuhigende Maßnahmen hingegen bewirken häufig Vorteile in der<br />

Gleichheitsdimension. Eine Orientierung am Wert der Gleichheit erfordert, die<br />

Interessen der benachteiligten Bevölkerungsgruppen zukünftig verkehrspolitisch viel<br />

stärker zu berücksichtigen (vgl. hierzu Abschn. 5.5.1.4).<br />

4.2.4 Symboldimension<br />

116. Eng mit Besitz <strong>und</strong> Nutzung von Automobilen ist das komplexe Bedürfnis nach<br />

sozialer Geltung verknüpft. Wie kaum ein anderes technisches Gerät eignet sich das<br />

Automobil für eine symbolische Besetzung. Das Auto – <strong>und</strong> in gewissen Grenzen auch<br />

der Benutzer oder Besitzer des Autos – wird mit bestimmten Eigenschaften in<br />

Verbindung gebracht, die zumindest in Teilen der Gesellschaft Wertschätzung<br />

genießen. Zu diesen mit Autos in Verbindung gebrachten Eigenschaften gehören etwa<br />

Individualität, Vitalität, erotische Ausstrahlung <strong>und</strong> Dynamik. Gleichzeitig sind<br />

Automobile der Oberklasse immer auch Positionsgüter (hierzu REISCH, 1995), deren<br />

Präsentation bedeutsamer sein kann als deren Gebrauchsnutzen. Das Automobil

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