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Umwelt und Straßenverkehr - Deutscher Fluglärmdienst eV

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Entscheidungsprozessen steht das umweltbezogene Innovationspotenzial des<br />

Verkehrssektors gegenüber. Hier können sich partielle Interessenkonvergenzen von<br />

Ökonomie <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong>schutz ergeben, die von der Katalysatortechnik bis zur<br />

Effizienzsteigerung von Motoren reichen (s. Kap. 7). Insbesondere hier liegen bisherige<br />

Erfolgsfelder umweltbezogener Verkehrspolitik. Umgekehrt ist diese vor allem dort<br />

restringiert, wo wirtschaftlich vertretbare technische Optionen im Sinne von Win-Win-<br />

Lösungen nicht verfügbar sind <strong>und</strong> umweltpolitische Anforderungen deshalb eine<br />

Herausforderung für Struktur <strong>und</strong> Wachstum des Sektors selbst darstellen.<br />

Anders als auf der nationalen Ebene ist der Einfluss der Anbieterinteressen auf der<br />

EU-Ebene deutlich geringer. Dies ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass eine<br />

Reihe von EU-Mitgliedstaaten keine eigene nationale Automobilindustrie besitzt <strong>und</strong><br />

daher weniger Rücksichten auf die Interessen der Automobilindustrie nehmen muss.<br />

Bis in die jüngste Zeit versuchen Automobilverbände daher, verkehrspolitische<br />

Entscheidungen auf der EU-Ebene indirekt durch gezielte Einflussnahme sowohl über<br />

die nationale als auch über die internationale Ebene der Wirtschaftskommission der<br />

Vereinten Nationen (UNECE) zu beeinflussen. Die Intervention der deutschen<br />

Automobilindustrie beim B<strong>und</strong>eskanzler kurz vor der geplanten Verabschiedung der<br />

EG-Altfahrzeugrichtlinie durch den <strong>Umwelt</strong>ministerrat im Dezember 1998 kann als<br />

besonders markantes Beispiel für eine solche Einflussnahme über die nationale Ebene<br />

angeführt werden (SRU, 2002, Tz. 925). In den Entscheidungsgremien der UNECE,<br />

die sich vorwiegend mit der international verbindlichen Harmonisierung technischer<br />

Standards <strong>und</strong> Qualitätsnormen für Kraftfahrzeuge befassen, übt die<br />

Automobilindustrie vor allem durch ihre engen Kontakte auf der fachlichen Ebene zu<br />

den an der Normsetzung beteiligten Experten <strong>und</strong> den Vertretern nationaler<br />

Verkehrsministerien Einfluss aus. Da die im Rahmen der UNECE ausgehandelten<br />

Standards – etwa in den Bereichen Lärm oder Schadstoffemissionen – in der Regel<br />

von der EU anerkannt <strong>und</strong> übernommen werden, gelingt es den Anbieterinteressen im<br />

Automobilbereich dadurch zunehmend, die für sie ungünstigen Entscheidungsprozesse<br />

in der EU zu umgehen (Abschn. 4.1.3.3; SRU, 2004, Tz. 1255 ff.).<br />

Handlungskapazitäten <strong>und</strong> Strategiefähigkeit nichtstaatlicher Akteure<br />

95. Wirtschaftliche Anbieter- <strong>und</strong> Nutzerinteressen in der Verkehrspolitik sind in<br />

unterschiedlichem Grade organisiert. Während die Automobilindustrie durch eine<br />

überschaubare Zahl großer <strong>und</strong> einflussreicher Unternehmen <strong>und</strong> enge Verbindungen<br />

zwischen diesen Unternehmen <strong>und</strong> ihren Zulieferern geprägt ist, zeichnen sich der<br />

Güterverkehrssektor <strong>und</strong> der Personenverkehr durch eine Vielzahl untereinander kaum<br />

vernetzter individueller Akteure aus. Aufgr<strong>und</strong> des unterschiedlichen<br />

Organisationsgrades von Anbieter- <strong>und</strong> Nutzerinteressen im Verkehrssektor sind die<br />

jeweiligen Branchen- <strong>und</strong> Dachverbände auch in unterschiedlichem Maße in der Lage,

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