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Umwelt und Straßenverkehr - Deutscher Fluglärmdienst eV

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der B<strong>und</strong>esrepublik. Hinzu kommen die auf das Automobil bezogenen Dienstleistungen<br />

(Handel, Reparatur, Tankstellen) mit 900 000 Beschäftigten <strong>und</strong> einer<br />

Bruttowertschöpfung von 28 Mrd. Euro (2001) (Statistisches B<strong>und</strong>esamt, 2004, S. 80 f.,<br />

S. 734 f.). Besonders hoch ist der Exportanteil der Automobilindustrie. Die<br />

Automobilindustrie zeichnet sich darüber hinaus durch einen hohen<br />

Konzentrationsgrad aus: Die zehn größten Unternehmen haben einen Anteil von fast<br />

80 % am Branchenumsatz (Statistisches B<strong>und</strong>esamt, 2004, S. 395). Die Bedeutung<br />

des <strong>Straßenverkehr</strong>ssektors erhöht sich nicht zuletzt durch Branchen wie den<br />

Straßenbau <strong>und</strong> die Mineralölverarbeitung.<br />

Im Gegensatz zu anderen einflussreichen Industrien (Chemie oder Energie) besitzt der<br />

<strong>Straßenverkehr</strong>ssektor eine politisch bedeutende "Massenbasis" in Gestalt der<br />

Besitzer von 45 Millionen PKW (Statistisches B<strong>und</strong>esamt, 2004, S. 463), mit dem<br />

ADAC als Interessenverband, den eine hohe Kapazität für gezielte, pressewirksame<br />

Kampagnen auszeichnet. Der stärker umweltorientierte Verkehrsclub<br />

Deutschland (VCD) bietet zwar nicht nach Mitgliedern, aber in der öffentlichen<br />

Wahrnehmung ein gewisses Gegengewicht zum ADAC. Schließlich zeichnet sich das<br />

Akteursnetzwerk im Bereich des motorisierten Individualverkehrs durch eine große<br />

Geschlossenheit <strong>und</strong> eine weitgehende Homogenität der Interessen seiner wichtigsten<br />

Akteure – Automobilhersteller, Mineralölkonzerne, Straßenbauunternehmen sowie das<br />

B<strong>und</strong>esverkehrsministerium – aus. Am verkehrspolitischen Agenda-Setting sind<br />

<strong>Umwelt</strong>verbände vor allem durch externen öffentlichen Druck, weniger aber durch<br />

netzwerkinterne Einflussnahme beteiligt. Zu den Eigenschaften solcher geschlossener<br />

<strong>und</strong> interessenhomogener Politiknetzwerke gehört es, dass sie gr<strong>und</strong>sätzlich in der<br />

Lage sind, staatliche Maßnahmen, die ihren Interessen massiv zuwider laufen, zu<br />

verhindern oder zumindest deren Kosten auf Akteure außerhalb des Netzwerkes<br />

abzuwälzen (gr<strong>und</strong>legend hierzu DAUGBJERG, 1998; JÄNICKE, 1986).<br />

Die verkehrspolitischen Entscheidungsprozesse in Deutschland – wie auch in anderen<br />

Industrieländern – sind also in besonderem Maße durch Machtungleichgewichte<br />

gekennzeichnet. So sprach die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit <strong>und</strong><br />

Entwicklung (OECD) 1992 im Hinblick auf die umweltbezogene Verkehrspolitik generell<br />

von der Gefahr einer Vereinnahmung ("capture") des politischen Regulationssystems<br />

durch die zu Regulierenden (OECD, 1992, S. 46). Allerdings treffen nicht alle<br />

umweltpolitischen Steuerungsversuche im Verkehrssektor auf gleich starken<br />

Widerstand ihrer Adressaten. So sind Anpassungs- <strong>und</strong> Lernprozesse von Seiten der<br />

Automobilindustrie vor allem dort zu beobachten, wo die Politik auf technikbasierte<br />

Problemlösungen setzt, die eine Verringerung der Schadstoff- oder Lärmemissionen<br />

des <strong>Straßenverkehr</strong>s bewirken, ohne jedoch die Struktur <strong>und</strong> das Wachstum des<br />

Verkehrssektors infrage zu stellen. Dies macht eine Differenzierung nötig. Der relativen<br />

Schwäche von <strong>Umwelt</strong>schutzinteressen in verkehrspolitischen

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