Versuch´s doch mal
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<strong>Versuch´s</strong> <strong>doch</strong> <strong>mal</strong><br />
Eine empirische Untersuchung zur Förderung von Motivation und Interesse durch<br />
mathematische Schülerexperimente<br />
Dissertation<br />
zur Erlangung des Doktorgrades<br />
an der Fakultät für Mathematik der Ruhr-Universität Bochum<br />
(Dr. rer. nat.)<br />
vorgelegt von<br />
Sarah Beumann, geb. Reitz<br />
Erstgutachter: Prof. Dr. Katrin Rolka, Ruhr-Universität Bochum<br />
Zweitgutachter: Prof. Dr. Peter Eichelsbacher, Ruhr-Universität Bochum<br />
Tag der mündlichen Prüfung: 28.09.2016
Danksagung<br />
D anken möchte ich an erster Stelle allen, die direkt aber auch indirekt zum<br />
Gelingen dieser Arbeit beigetragen haben. Einen ganz besonderen Dank gilt Frau<br />
Prof.'in Dr. Katrin Rolka für ihre ausgezeichnete Betreuung, die eine gute Mischung aus<br />
Freiheit und Unterstützung darstellte. Ich danke Ihr ebenfalls für Ihre Wertschätzung,<br />
für hervorragende und vor allem individuelle Arbeitsbedingungen, die viel zum<br />
Gelingen dieser Arbeit beigetragen haben. Ebenfalls danke ich Prof. Dr. Peter<br />
Eichelsbacher für die Übernahme des Zweitgutachtens.<br />
A uch meiner Kollegin Natascha Albersmann und meinem Kollegen Sebastian<br />
Geisler gilt ein besonderer Dank. Beide standen mir stets mit Rat und Tat zur Seite.<br />
Auch möchte ich mich bei Ihnen für ihre Bereitschaft zu anregenden Diskussionen<br />
bedanken. Darüber hinaus danke ich auch allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der<br />
Graduate School of Educational Studies der Ruhr-Universität Bochum, besonders Frau<br />
Christiane Mattiesson, für die organisatorischen und finanziellen Hilfen sowie dem<br />
ständigen Angebot von Fortbildungsmaßnahmen. Auch den Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeitern der Junior Uni Wuppertal und dem Alfried Krupp-Schülerlabor der Ruhr-<br />
Universität Bochum sei an dieser Stelle für all Ihre Hilfe gedankt. Ebenfalls möchte ich<br />
mich bei Dr. Nicolai Bissantz und Konstantin Eckle für die statistische Beratung<br />
bedanken.<br />
N icht zuletzt möchte ich mich auch bei meiner Familie und meinen Freunden<br />
bedanken, die mich in so manch kritischen Phasen emotional wieder aufgebaut und nie<br />
den Glauben an mich verloren haben.<br />
K eine schriftliche Arbeit ohne die Hilfe von guten Korrektoren. In diesem Sinne<br />
möchte ich mich auch bei meiner Schwiegermutter Angela bedanken, die mit viel<br />
Herzblut und Eifer diese Arbeit gelesen und korrigiert hat.<br />
E inigen Menschen sei diese Arbeit gewidmet, die im besonderen Maße meinen<br />
Werdegang stets unterstützt haben:
Für meine Eltern Claudia und Frank ...
.... & meinen Ehemann Lars.
Inhaltsverzeichnis<br />
1. Einleitung 1<br />
2. Experimentieren aus theoretischer Sicht 5<br />
2.1 Was ist ein Experiment? - Der Versuch einer Definition 6<br />
2.1.1 Experimente in den Naturwissenschaften 8<br />
2.1.2 Experimentieren in der Mathematik 12<br />
2.2 Experimentieren als Unterrichtsmethode 16<br />
2.2.1 Chancen des Experimentierens für den Schulunterricht 19<br />
2.2.2 Arten von Experimenten 21<br />
2.2.3 Experimentieren im naturwissenschaftlichen Unterricht 23<br />
2.2.4 Experimentieren im Mathematikunterricht 26<br />
3. Motivation und Interesse 31<br />
3.1 Was ist Motivation? - Die Selbstbestimmungstheorie nach Deci und Ryan 31<br />
3.1.1 Theorie der organismischen Integration – Von der Fremd- zur<br />
Selbstbestimmung 33<br />
3.1.2 Theorie der grundlegenden psychologischen Bedürfnisse 36<br />
3.1.3 Basic Needs und Experimentierkurse 40<br />
3.2 Was ist Interesse? - Die Interessenstheorie nach Krapp und Prenzel 40<br />
3.2.1 Struktur und Merk<strong>mal</strong>e des Interesses 41<br />
3.2.2 Formen von Interesse – individuelles vs. situationales Interesse 43<br />
3.2.3 Entstehung und Entwicklung von Interesse 45<br />
3.2.4 Interesse und Experimentierkurse 46<br />
3.3 Verbindung beider Theorien 47<br />
4. Informationen zur Untersuchung: Ziel der Studie und Beschreibung des<br />
Experimentierkurses 49<br />
4.1 Forschungsfragen und -hypothesen 49<br />
4.2 Der Experimentierkurs „<strong>Versuch´s</strong> <strong>doch</strong> <strong>mal</strong>“ 53<br />
4.2.1 Experiment 1: Mathematik und Glücksspiel – Intransitive Würfel 57<br />
4.2.2 Experiment 2: Mathematik und Sport – Die Kreiszahl π entdecken 60<br />
4.2.3 Experiment 3: Mathematik in der Eisdiele – Volumenvergleich von Kegel und<br />
Zylinder 63<br />
4.2.4 Experiment 4: Mathematik im Badezimmer – Tropfender Wasserhahn 65
5. Planung und Beschreibung der Untersuchung: Design und Methoden 68<br />
5.1 Untersuchungsdesign 68<br />
5.2 Fragebogenkonstruktion und Beschreibung der erhobenen Skalen 71<br />
5.2.1 Das mathematische Selbstkonzept 71<br />
5.2.2 Individuelle Motivationsfaktoren 72<br />
5.2.3 Individuelles Interesse am Fach Mathematik 74<br />
5.2.4 Individuelles Interesse an Experimenten 74<br />
5.2.5 Erleben der Basic Needs innerhalb der Experimentiersituation 75<br />
5.2.6 Situationales Interesse innerhalb der Experimentiersituation 77<br />
5.2.7 Ranking bestes Experiment 79<br />
5.2.8 Offene Items 79<br />
5.3 Reliabilitätsanalyse 81<br />
5.3.1 Das mathematische Selbstkonzept 82<br />
5.3.2 Individuelle Motivationsfaktoren 83<br />
5.3.3 Individuelles Interesse am Fach Mathematik 87<br />
5.3.4 Individuelles Interesse an Experimenten 88<br />
5.3.5 Erleben der Basic Needs innerhalb der Experimentiersituation 89<br />
5.3.6 Situationales Interesse innerhalb der Experimentiersituation 94<br />
5.4 Untersuchungs- und Störvariablen 95<br />
6. Durchführung der Untersuchung: Interventionsstudie 98<br />
6.1 Stichproben 98<br />
6.1.1 Experimentalgruppe 99<br />
6.1.2 Kontrollgruppe 100<br />
6.2 Umgang mit fehlenden Werten 100<br />
6.3 Methoden zur statistischen Auswertung 101<br />
6.3.1 Analysen innerhalb einer Stichprobe 101<br />
6.3.2 Stichprobenvergleiche 103<br />
7. Ergebnisse der Untersuchungen 105<br />
7.1 Analyseschritt 1: Analysen innerhalb der beiden Stichproben 107<br />
7.1.1 Intrinsische Motivation 107<br />
7.1.2 Situationales Interesse 122<br />
7.1.3 Individuelles Interesse am Fach Mathematik 135<br />
7.2 Analyseschritt 2: Stichprobenvergleiche 143<br />
7.2.1 Intrinsische Motivation 143<br />
7.2.2 Situationales Interesse 147
7.2.3 Individuelles Interesse am Fach Mathematik 148<br />
8. Diskussion und Zusammenfassung der Ergebnisse 149<br />
Verzeichnisse 160<br />
Abbildungsverzeichnis 161<br />
Tabellenverzeichnis 164<br />
Literaturverzeichnis 168<br />
Anhang 186<br />
A – Fragebogen pre 187<br />
B – Fragebogen post 190<br />
C – Forscherheft 195<br />
D – Hilfekarten 212
Einleitung<br />
1. Einleitung<br />
Was die Physik betrifft so darf für den ersten<br />
Unterricht überhaupt gar nichts in Frage kommen,<br />
als das Experimentelle, anschaulich interessante.<br />
Ein hübsches Experiment ist schon an sich oft<br />
wertvoller, als zwanzig in der Gedankenretorte<br />
entwickelte Formeln [...].<br />
(Albert Einstein; zitiert nach Moszkowski, 2016, S. 98)<br />
Während dem Experimentieren in den Naturwissenschaften und im<br />
naturwissenschaftlichen Unterricht eine zentrale Bedeutung zukommt (Pietschmann,<br />
1996; Shadish, Cook, & Campbell, 2002), verbindet man diese Form des<br />
Erkenntnisgewinns eher nicht mit typischen Arbeitsweisen in der Mathematik und im<br />
Mathematikunterricht. In der Mathematik wird stattdessen der Beweis als wichtigster<br />
Bestandteil des Erkenntnisprozesses betrachtet, denn die Mathematik gilt als<br />
beweisende und nicht als empirische Wissenschaft. Innerhalb der Mathematik finden<br />
sich Experimente hauptsächlich im Bereich der Stochastik als sogenannte<br />
Zufallsexperimente wieder (Ludwig & Oldenburg, 2007, S. 4ff.). Doch auch abseits der<br />
Stochastik nehmen Experimente im mathematischen Erkenntnisprozess eine wichtige<br />
Rolle ein. In den letzten Jahren gewann das Thema des Experimentierens im<br />
Mathematikunterricht zunehmend an Bedeutung und spiegelt sich in diversen Arbeiten<br />
wider (Goy & Kleine, 2015; Roth, 2014; Ganter, 2013; Philipp, 2013; Barzel & Ganter,<br />
2010, Barzel, 2009; Ludwig & Oldenburg 2007; Beckmann, 2006, Beckmann & Litz,<br />
2006).<br />
Experimente bieten vielfältige Gelegenheiten, Mathematik zu entdecken, zu<br />
erfinden und zu hinterfragen (Ludwig & Oldenburg, 2007, S.4).<br />
In der einschlägigen Literatur finden sich viele unterschiedliche Praxisbeispiele für<br />
mathematische Schülerexperimente (z.B. Ludwig & Oldenburg, 2007; Lengnink &<br />
Leuders, 2008; Goy & Kleine, 2015): Von innermathematischen Experimenten zum<br />
Erkunden mathematischer Zusammenhänge, über Experimente zur Unterstützung des<br />
1
Einleitung<br />
funktionalen Denkens, bis hin zu realistischen Modellierungen durch mathematische<br />
Experimente. Dabei gibt es zu jedem Inhaltsbereich eine Vielzahl von<br />
Unterrichtsbeispielen. Aber es herrscht Forschungsbedarf hinsichtlich der affektiven<br />
Wirkungsweisen von mathematischen Schülerexperimenten.<br />
Während der Einfluss von realen Schülerexperimenten auf die Begriffsbildung des<br />
funktionalen Denkens bereits untersucht wurde (Ganter, 2013), gibt es bislang nur<br />
wenige empirische Erkenntnisse über die affektiven Wirkungsweisen von<br />
Experimenten. Dies lieferte mir die Motivation, die Wirkungsweise dieser<br />
handlungsorientierten Lernsituation genauer zu untersuchen. In der<br />
naturwissenschaftsdidaktischen Literatur ist häufig die Rede davon, dass Experimente<br />
zur Lösungsfindung motivieren und sich interessensförderlich auswirken. Beim<br />
Experimentieren nehmen sich Schülerinnen und Schüler als selbstbestimmt wahr, was<br />
zentral für den Aufbau und Erhalt intrinsischer Motivation ist (vgl. Hartinger, 2003, S.<br />
70). Das Experimentieren kann eine Vielzahl von Funktionen erfüllen, u.a. können<br />
Experimente motivieren und das Interesse wecken (Kircher et al., 2000, S. 259).<br />
Um zu überprüfen, ob diese Wirkungsweise von Experimenten auch auf mathematische<br />
Experimente zu übertragen ist, habe ich den Experimentierkurs „<strong>Versuch´s</strong> <strong>doch</strong> <strong>mal</strong>“<br />
entwickelt und evaluiert. Während dieses Kurses experimentieren die teilnehmenden<br />
Schülerinnen und Schüler selbstständig, um z.B. den o.g. Aspekt von Hartinger zu<br />
fördern. Der Kurs beinhaltet dabei vier Experimente, die bewusst aus unterschiedlichen<br />
Inhaltsbereichen stammen, um meine Studie so von der Studie von Ganter abzugrenzen.<br />
Für die Evaluation meines entwickelten Kurses und der Analyse der Wirkungsweise<br />
von Experimenten wurde eine quasi-experimentelle Felduntersuchung in einem<br />
Kontrollgruppendesgin durchgeführt. Zunächst wurden die experimentellen Kurse an<br />
einem außerschulischen Lernort, dem Alfried Krupp-Schülerlabor der Ruhr-Universität<br />
Bochum durchgeführt. Da nicht klar war, inwieweit die auftretenden Effekte auf die<br />
Tatsache zurückzuführen waren, dass der Kurs an einem außerschulischen Lernort<br />
stattfand, folgte eine Kontroll-Studie, in der die experimentellen Kurse an den Schulen<br />
selbst stattfanden. Für die Evaluation wurde ein pre-post-Design gewählt. Dazu<br />
beantworteten die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler unmittelbar vor dem Kurs,<br />
während des Kurses und direkt im Anschluss an den Kurs Items zum<br />
2
Einleitung<br />
Motivationsgeschehen und zur Interessensentwicklung. Die Daten wurden dazu in das<br />
Statistikprogramm SPSS übertragen, um die Daten deskriptiv und analytisch auswerten<br />
zu können.<br />
Vor diesem Hintergrund gliedert sich die vorliegende Arbeit wie folgt:<br />
• Kapitel 2 beschreibt die theoretischen Grundlagen rund um das Thema<br />
Experimentieren. Dazu wird in Unterkapitel 2.1 eine Erklärung für die Methode<br />
des Experimentierens erarbeitet. Außerdem wird das Experiment als<br />
Erkenntnismethode in den Naturwissenschaften vorgestellt. In Anlehnung daran<br />
wird versucht, zu erläutern, inwieweit Experimente sich auch für die<br />
Mathematik als Erkenntnismethode eignen.<br />
Im Anschluss daran wird in Unterkapitel 2.2 zunächst die Methode des<br />
Experimentierens für den naturwissenschaftlichen Unterricht beleuchtet und<br />
diese Erkenntnisse für den Mathematikunterricht verwendet.<br />
• In Kapitel 3 werden die Konzepte Motivation und Interesse näher erläutert.<br />
Dazu findet zunächst eine Begriffsklärung statt. Im Anschluss daran werden die<br />
Struktur und die Formen dieser Konzepte genauer erläutert. Abschließend<br />
werden die beiden theoretischen Ansätze miteinander in Verbindung gesetzt, um<br />
eine Grundlage für die Beschreibung des Motivationsgeschehens innerhalb der<br />
Experimentiersituation zu schaffen.<br />
• In Kapitel 4 wird das Ziel der Studie mit Forschungsfragen und<br />
Forschungshypothesen beschrieben sowie der durchgeführte Experimentierkurs.<br />
• Anschließend erfolgt in Kapitel 5 eine Beschreibung der durchgeführten<br />
Untersuchung. Dazu wird zunächst in Kapitel 5.1 das Untersuchungsdesign<br />
vorgestellt. In Kapitel 5.2 werden Angaben zur Fragebogenkonstruktion<br />
gemacht und die erhobenen Skalen beschrieben. In Kapitel 5.3 werden die<br />
Reliabilitäten dieser verwendeten Skalen angegeben. Abschließend werden in<br />
Kapitel 5.4 die Untersuchungs- und Störvariablen der Studien ermittelt.<br />
• In Kapitel 6 wird die exakte Durchführung der Untersuchung beschrieben. Dazu<br />
werden zunächst in Kapitel 6.1 die beiden Stichproben vorgestellt. In Kapitel 6.2<br />
wird beschrieben, wie mit fehlenden Werten umgegangen wurde. Die Methoden<br />
zur statistischen Auswertung werden dann abschließend in Kapitel 6.3 erläutert.<br />
3
Einleitung<br />
• Die durchgeführten Analysen und deren Ergebnisse sind in Kapitel 7 dargestellt.<br />
Es werden zunächst in Kapitel 7.1 Analysen innerhalb beider<br />
Stichprobengruppen vorgestellt und in Kapitel 7.2 werden Gruppenvergleiche<br />
zwischen beiden Stichprobengruppen angestellt.<br />
• Abschließend wird in Kapitel 8 ein Gesamtüberblick der zentralen Ergebnisse<br />
der Arbeit gegeben und diese zur Diskussion gestellt. In einem Ausblick werden<br />
auf Grundlage der gewonnenen Ergebnisse aus Kapitel 7 weitere<br />
Forschungsfragen entwickelt.<br />
4
Experimentieren aus theoretischer Sicht<br />
2. Experimentieren aus theoretischer Sicht<br />
Ziel dieses Kapitels ist es, die theoretische Sicht auf die Methode des Experimentierens<br />
zu beleuchten. Zunächst wird eine Definition für mathematische Experimente<br />
herausgearbeitet. Es ist im Folgenden zu klären, inwieweit Experimente im<br />
Mathematikunterricht eingesetzt werden können.<br />
Als Ausgangspunkt dazu dienen Definitionen aus anderen wissenschaftlichen<br />
Disziplinen. Ein wissenschaftliches Experiment ist eine methodisch angelegte<br />
Untersuchungsanordnung und wird in einer Vielzahl von Wissenschaften, wie z.B. der<br />
Naturwissenschaft, den Ingenieurwissenschaften, der Psychologie und Soziologie<br />
genutzt. Dabei wird der Begriff in diesen einzelnen Disziplinen sehr heterogen<br />
verwendet. Dies ist aufgrund der Tatsache gegeben, dass es sich bei einem Experiment<br />
lediglich um eine Versuchsanordnung handelt und somit bei prinzipiell allen Verfahren<br />
der Datenerhebung, einer Befragung oder einer Beobachtung verwendbar ist (Keppel &<br />
Wickens, 2004).<br />
Bereits in der Antike sind Ursprünge des Experimentierens zu finden. Aristoteles<br />
begann im vierten Jahrhundert vor Christi im antiken Griechenland mit der Methode des<br />
Experimentierens (Moore, 1993). Allerdings handelte es sich hierbei hauptsächlich um<br />
Beobachtungen der Natur und sogenannte Gedankenexperimente. So waren mit der<br />
Ausrichtung der Erkenntnisse auf die Natur die Anfänge der modernen<br />
Naturwissenschaften gelegt, indem man glaubte, was man sah, anstatt zu sehen, was<br />
man glaubte (Moore, 1993). Das Ziel naturwissenschaftlicher Untersuchungen war<br />
während der Antike noch die Ergründung des Sinns und des Ursprungs aller Dinge.<br />
Nach und nach richtete sich das Interesse der modernen Naturwissenschaften aber auf<br />
die funktionale Erklärung von Naturvorgängen (Puthz, 1988). Nach Aristoteles dauerte<br />
es noch mehr als 2000 Jahre, bis das Wissen über die Natur grundlegend in Frage<br />
gestellt und so naturwissenschaftliche Untersuchungen anerkannt wurden. So gelten<br />
neben Francis Bacon (1561 – 1626) auch Galileo Galilei (1564 – 1642) als Vorreiter der<br />
Ausrichtung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse auf prüfende Experimente (Klautke,<br />
1978; Kremer & Keil, 1993). Während sich Bacons Experimente noch innerhalb des<br />
bekannten und akzeptierten Wissenskanons bewegten, richtete Galilei seine<br />
Überzeugungen weitestgehend anhand experimentell gewonnener Erkenntnisse aus.<br />
5
Experimentieren aus theoretischer Sicht<br />
Diese musste er gegen den Druck der Kirche in der Inquisition verteidigen (Moore,<br />
1993).<br />
Im folgenden Kapitel 2.1 soll ein Überblick über die Methode des Experimentierens<br />
gegeben werden, welche einen zentralen Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit bildet.<br />
Da es sich beim Experimentieren um eine eher komplexe Erkenntnismethode handelt,<br />
ist in diesem Rahmen keine erschöpfende Definition möglich. Stattdessen sollen in den<br />
nun folgenden Unterkapiteln neben einer Definition des Experimentierens grundlegende<br />
Aspekte der Methode des Experimentierens dargestellt werden. Anschließend wird das<br />
Experimentieren in der Naturwissenschaft dem Experimentieren in der Mathematik<br />
gegenübergestellt. In Kapitel 2.2 wird das Experimentieren als Unterrichtsmethode<br />
näher beleuchtet und Experimentieren im naturwissenschaftlichen Unterricht durch<br />
Betrachtung der Gemeinsamkeiten und spezifischen Unterschiede dem Experimentieren<br />
im Mathematikunterricht gegenübergestellt.<br />
2.1 Was ist ein Experiment? - Der Versuch einer Definition<br />
In der Alltags- aber auch in der Fachsprache werden die Begriffe „Experiment“ und<br />
„Experimentieren“ sehr heterogen in vielfältigen Kontexten verwendet. Oft<strong>mal</strong>s wird<br />
von „Experimenten“ im Sinne von einem spielerischen Erkunden gesprochen oder vom<br />
„Experimentieren“, wenn es sich um reines Ausprobieren handelt. In diesem Kapitel<br />
soll geklärt werden, welche Bedeutungen dem Begriff in dieser Arbeit zukommt.<br />
Der Begriff des Experimentes leitet sich vom lateinischen Begriff experiri ab und<br />
bedeutet so viel wie versuchen, prüfen und erproben. Ein wissenschaftliches<br />
Experiment ermöglicht nachvollziehbare und meist zuverlässige Kausalaussagen. Die<br />
Auswertung der erhobenen Daten erfolgt als Schlussfolgerung, die wiederum zu neuen<br />
Erkenntnissen führen kann, sowie die zuvor aufgestellten Hypothesen untermauern oder<br />
widerlegen kann (Keppel & Wickens, 2004). Ein Experiment ist dabei eine methodisch<br />
angelegte Untersuchung, bei der durch systematische Variationen der Einflussgrößen<br />
kausale Zusammenhänge untersucht werden. Diese Experimente können entweder<br />
explorativ oder theorieprüfend sein. Explorative- oder Erkundungsexperimente zielen<br />
auf einen Zugewinn an allgemeiner Erfahrung ab. Sie gestatten die Bildung neuer<br />
Hypothesen, die durch weitere Experimente untermauert werden können. Diese Art von<br />
Experimenten kommen in der Theorieentwicklung zum Einsatz. Theorieüberprüfende<br />
6
Experimentieren aus theoretischer Sicht<br />
oder konfirmatorische Experimente untersuchen hingegen meist ein<strong>mal</strong>ig die Beziehung<br />
zwischen Ursache und Wirkung (Steinle, 2005; Steinle, 2006; Schulz, Wirtz, &<br />
Starauscheck, 2012).<br />
Beim Experimentieren handelt es sich nicht um einen feststehenden Prozess, sondern<br />
eher um eine Methode der Erkenntnisgewinnung, deren konkrete Ausgestaltung von<br />
dem jeweiligen Untersuchungsgegenstand und der jeweiligen Untersuchungssituation<br />
abhängt (Eschenhagen et al., 2006; Lederman et al., 2002; Sandoval & Reiser, 2004).<br />
So ist eine umfassende Definition für die Methode des Experimentierens und auch des<br />
Experiments problematisch. Das Experiment ist nur einer von mehreren systematischen<br />
Schritten (vgl. Abbildung 1) innerhalb eines naturwissenschaftlichen Erkenntnisweges<br />
(Puthz, 1988). Dieser Weg erfordert komplexe Problemlöseprozesse (Klahr & Dunbar,<br />
2000).<br />
Wie in der Kapiteleinleitung erwähnt wird der Begriff des Experiments in den einzelnen<br />
Wissenschaftsdisziplinen sehr heterogen verwendet. Die Wissenschaftsdisziplinen<br />
Sozialwissenschaften und Mathematik lehnen ihr Begriffsverständnis zum Experiment<br />
an das der Naturwissenschaften an. Dabei ist ein Experiment<br />
[...] ein durch Hypothesen geleitetes planvolles und kontrolliertes Handeln mit<br />
Objekten zum Zweck der Erkenntnisgewinnung durch Beobachtung. (Ludwig &<br />
Oldenburg, 2007, S.4)<br />
In der Psychologie hingegen wird zwischen Quasi- und echten Experimenten<br />
unterschieden, wobei es sich bei Quasi-Experimenten um nicht randomisierte<br />
Experimente handelt. Ebenfalls wird zwischen Labor- und Feldexperimenten, also<br />
Experimenten in einer Laborsituation oder Experimenten im natürlichen Umfeld<br />
unterschieden (Shadish et al., 2002; Keppel & Wickens, 2004; Huber, 2002).<br />
Ganz anders wird der Begriff des Experimentes in den Geisteswissenschaften<br />
verwendet. Der Begriff wird hier metaphorisch im Sinne eines ein<strong>mal</strong>igen und<br />
kreativen Ausprobierens gebraucht. Experimentieren in den Geisteswissenschaften zielt<br />
eher auf eine wesentlich schwächere und unsystematischere Form von<br />
Erkenntnisgewinnung ab (Berg, 2009) und wird so als Definitionsgrundlage nicht<br />
weiter betrachtet.<br />
7
Experimentieren aus theoretischer Sicht<br />
Mein Begriffsverständnis von der Methode des Experimentierens lehnt sich an das<br />
Begriffsverständnis der Naturwissenschaften an sowie an die gegebene Definition eines<br />
Experiments (vgl. Ludwig & Oldenburg, 2007). Als Experimentieren wird dabei der<br />
komplette Prozess von der Fragestellung über die Hypothese bis hin zum Ergebnis<br />
bezeichnet, als Experiment nur die konkrete Durchführung einer<br />
Experimentiersituation. Zentral für die Methode des Experimentierens ist die Bildung<br />
einer Hypothese, die aus einer Fragestellung generiert wird. Für das Experiment ist<br />
maßgebend, dass es ein planvolles und kontrolliertes Handeln ist und nicht bloß reines<br />
Ausprobieren oder Erkunden. Somit kann die Methode des Experimentierens mit der<br />
Durchführung eines Experiments als Teil einer hypothetisch-deduktiven Methode der<br />
Erkenntnisgewinnung angesehen werden.<br />
Der Kern eines jeden (naturwissenschaftlichen) Experimentes bildet dabei in<br />
erkenntnistheoretischer Hinsicht die wechselseitige Wirkung von der Wissensgrundlage<br />
vor dem Experiment, der Theorie und der Erfahrungen, die durch das Experiment<br />
gewonnen werden, sprich der Empirie (Freudig & Sauermost, 2000). Innerhalb eines<br />
Experimentierprozesses werden die unterschiedlichen Erkenntnismethoden, wie z.B.<br />
das Beobachten (vgl. Definition S.7), sinnvoll in Beziehung gesetzt (Eschenhagen et al.,<br />
2006).<br />
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass sich das Experiment in den<br />
Naturwissenschaften als wichtigstes Mittel zur empirischen Erkenntnisgewinnung<br />
durchgesetzt hat (Kremer & Keil, 1993). Das Experiment hat auch im<br />
naturwissenschaftlichen Unterricht einen hohen Stellenwert. Es gibt zahlreiche<br />
empirische und didaktische Arbeiten, die ebenfalls für die Mathematik und den<br />
Mathematikunterricht von Bedeutung sein können. Diese werden im Folgenden näher<br />
beleuchtet, um den Begriff des mathematischen Experiments bzw. mathematischen<br />
Schülerexperiments zu schärfen.<br />
2.1.1 Experimente in den Naturwissenschaften<br />
In den modernen Naturwissenschaften hat sich das naturwissenschaftliche Experiment<br />
als Teil einer hypothetisch-deduktiven Methode der Erkenntnisgewinnung bewährt<br />
(Eschenhagen et al., 2006), d.h. dass das Experiment als Mittel zur Prüfung einer<br />
Hypothese eingesetzt wird (Kremer & Keil, 1993). Ein Experiment wird somit<br />
8
Experimentieren aus theoretischer Sicht<br />
deduktiv aus einer Hypothese entwickelt und ausgehend von einer Beobachtung, einem<br />
Problem oder bereits vorhandenen experimentellen Daten wird eine Frage aufgeworfen,<br />
die einen noch nicht erklärten oder erklärbaren Teil einer Theorie betrifft.<br />
Naturwissenschaftler versuchen diese Hypothesen zu bestätigen und so neues Wissen zu<br />
generieren. Dies tun sie, indem sie nachweisen, dass ihre Hypothesen auf reale<br />
Sachverhalte zurückzuführen sind (Mohr, 2008). Dieses Verfahren bezeichnet man als<br />
hypothetisch-deduktive Vorgehensweise, ein Wechselspiel von Hypothesen und ihrer<br />
Prüfung an der Realität (Falkenhausen, 1988).<br />
Abbildung 1: Hypothetisch-deduktiver Erkenntnisweg, auch inquiry cycle adaptiert nach Kremer & Keil<br />
(1993) (gestrichelte Pfeile: deduktive Anteile, durchgezogene Pfeile: induktive Anteile)<br />
Meistens kann aber ein Experiment nicht alle Teile einer ungeklärten Theorie<br />
beantworten, weshalb sich weitere Fragestellungen ergeben, die dann zu einer neuen<br />
oder verfeinerten Hypothese und damit zu einem neuen Experiment führen. So handelt<br />
es sich bei einer naturwissenschaftlichen Erkenntnisgewinnung um einen zyklisch<br />
kumulativen Prozess (Kremer & Keil, 1993; Günther, 2006), der im englischen<br />
Sprachraum als inquiry cycle bezeichnet (vgl. Abbildung 1) wird. Die Theorie und alle<br />
Beobachtungen bzw. zugrundeliegenden Daten sind dabei die Ausgangslage oder<br />
9
Experimentieren aus theoretischer Sicht<br />
Begründung für ein Experiment. Durch das Experiment können dann empirische Daten<br />
gewonnen werden, die dann eine Überprüfung und Erweiterung der Theorie nach sich<br />
ziehen oder zu einem neuen (naturwissenschaftlichen) Gesetz führen.<br />
Ausgangspunkt des Experimentierens ist eine Fragestellung. Sie ist sinngebend für den<br />
gesamten nachfolgenden Prozess (Gott & Roberts, 2008; Hofstein, Navon, Kipnis &<br />
Mamlok-Naaman, 2005) und resultiert aus der Konfrontation mit einem<br />
naturwissenschaftlichen Phänomen oder Problem sowie gemachter Beobachtungen (vgl.<br />
Abbildung 1). Die Fragestellung kann sich aber auch aus der Datenlage oder einer<br />
Lücke im Wissensstand ergeben (Klautke, 1997; Mahner & Bunge 2000). Im Gegensatz<br />
zu einer Hypothese ist die Fragestellung insgesamt weiter gefasst (Mayer, 2001).<br />
Während des Experimentierens folgt auf die Fragestellung die Generierung einer<br />
Hypothese. Die Hypothese gibt im Gegensatz zur Fragestellung bereits eine vorläufige,<br />
widerlegbare Erklärung für ein Phänomen oder Problem an (Klautke, 1990). Sie ist<br />
logisch und widerspruchsfrei (Falkenhausen, 1988; Hafner, 1979), sie muss<br />
wissenschaftlich begründet sein und in Einklang mit Daten und Theorien stehen<br />
(Klautke, 1997; Mahner & Bunge, 2000). Nach Popper kann eine Hypothese nach dem<br />
Prinzip des Falsifikationismus nie<strong>mal</strong>s verifiziert, sondern lediglich widerlegt werden<br />
(Popper, 1971). Für eine Verifikation einer Hypothese wären unendlich viele<br />
Experimenten notwendig, da jeder Einzelfall zu überprüfen wäre (Falkenhausen, 1988;<br />
Gloy, 1995).<br />
Bei der Planung und Durchführung eines Experiments werden die relevanten Faktoren,<br />
sprich die abhängigen und die unabhängigen Variablen, isoliert und systematisch<br />
variiert, um die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Faktoren ergründen zu<br />
können (Killermann, Hiering & Starosa, 2005; Knoll 1973; Staeck, 1998). Die<br />
Durchführung eines hypothesengeleitenden Experimentes dient meist dazu,<br />
Erkenntnisse über die Zusammenhänger mehrerer Variablen zu gewinnen. Damit die<br />
Aussage über die Zusammenhänge auch eindeutig ist, müssen Experimente gut geplant<br />
und unabhängige Variablen gezielt verändert werden. Es wird dann die Wirkung der<br />
unabhängigen auf die abhängige Variable gemessen. Ergebnisse sind aber nur dann<br />
aussagekräftig, wenn der Experimentator sich auf einen Faktor, sprich auf die<br />
10
Experimentieren aus theoretischer Sicht<br />
unabhängige Variable, konzentriert und die abhängigen Variablen unverändert hält.<br />
Dieser Vorgang wird als Variablenkontrolle bezeichnet.<br />
Die Deutung der Ergebnisse eines Experiments ist streng von den Ergebnissen bzw.<br />
Beobachtungen selbst zu trennen. Dabei wird unter Einbezug des konzeptuellen<br />
Hintergrundwissens geprüft, ob die Hypothese durch die Befunde zu stützen oder zu<br />
falsifizieren ist (Mayer, 2002). Nur eine Verfeinerung oder eine Verwerfung der<br />
Hypothese ist dabei möglich (Gloy, 1995; Neupert, 1996). Im Gegensatz zu den<br />
Beobachtungen sind die Deutungen der Ergebnisse nie<strong>mal</strong>s endgültig, da diese vom<br />
historischen Kontext, vom Wissens- und Entwicklungsstand des jeweiligen<br />
Theoriegebäudes abhängig sind (Mayer, 2001).<br />
Wird eine Hypothese auf Basis der Ergebnisse falsifiziert, so folgt idealerweise die<br />
Bildung einer neuen Hypothese. Wird diese aber gestützt, kann eine verfeinerte, d.h.<br />
stärker verallgemeinerte Hypothese folgen, die einer weiteren Überprüfung unterworfen<br />
wird (Klautke, 1990).<br />
Abbildung 2: Hypothetisch-deduktiver Erkenntnisweg, adaptiert nach Günther (2006)<br />
So stellt der hypothetisch-deduktive Erkenntnisweg des Experimentierens einen<br />
Kreislauf von deduktiven, d.h. von der Theorie zur Empirie, und induktiven, d.h. von<br />
der Empirie zur Theorie, Schlussfolgerungen dar (vgl. Abbildung 2).<br />
Im Folgenden soll nun die Methode des Experimentieren in den Naturwissenschaften<br />
dem Experimentieren in der Mathematik gegenübergestellt werden.<br />
11
Experimentieren aus theoretischer Sicht<br />
2.1.2 Experimentieren in der Mathematik<br />
Mathematik gilt als beweisende, nicht als empirische Wissenschaft. Dennoch gehören<br />
Beobachtung, Experiment, Entdeckung und Vermutung ebenso zur Mathematik wie<br />
auch zu den Naturwissenschaften. Aber anders als in den naturwissenschaftlichen<br />
Disziplinen ergeben sich für die Mathematik verschiedene Besonderheiten:<br />
1. Das mathematische Gedankenexperiment unterscheidet sich grundsätzlich von<br />
naturwissenschaftlichen Experimenten, dennoch ist es ein wichtiger Bestandteil<br />
des mathematischen Denkens. Bei der sogenannten Kopfmathematik wird man<br />
dazu angeleitet, Mathematik im Kopf zu betreiben (z.B. Weber, 2007). Ein<br />
bekanntes Beispiel wäre die Kopfgeometrie, bei der besonders<br />
Raumvorstellungen gefördert werden. Innerhalb von mathematischen<br />
Gedankenexperimenten setzt man sich gedanklich und ganz ohne Hilfsmittel mit<br />
mathematischen Objekten und Zusammenhängen auseinander. Es handelt sich<br />
dabei nur um ein gedankliches Tun, dass ggf. später im Notieren von Gedanken,<br />
Zeichen oder Skizzen sichtbar werden kann (Heintz, 2000). Diese Art des<br />
Experimentierens unterscheidet sich deshalb von naturwissenschaftlichen<br />
Experimenten, da das Handeln nicht immer planvoll und kontrolliert Handel ist<br />
und meist keine Variablenkontrolle stattfindet.<br />
2. Eine weitere Besonderheit ist, dass die Gültigkeit einer Hypothese in der<br />
Mathematik nicht durch ein Experiment gefunden wird, sondern es bedarf eines<br />
for<strong>mal</strong>en Beweises. Ein Experiment kann an dieser Stelle aber als<br />
Veranschaulichung z.B. einer Beweisidee dienen. Mathematik gilt nicht als<br />
empirische Wissenschaft, denn mathematische Sätze werden nicht durch ein<br />
Experiment bestätigt, sondern durch einen innermathematischen Beweisprozess.<br />
Nach Oldenburg (2006) führt diese Sichtweise aber leicht dazu, die Bedeutung<br />
von Experimenten für die Mathematik zu unterschätzen.<br />
Denn auch forschende Wissenschaftler der Mathematik gehen ganz experimentell vor.<br />
Natürlich versucht man allgemeine Sätze zu beweisen. Man hat aber manch<strong>mal</strong><br />
überhaupt keine Ahnung, wie man das anreiten muss. Dann ist die Regel: man<br />
betrachte den ersten Spezialfall, den man nicht versteht [...] Dann untersucht<br />
man den. Das ist ganz experimentell. Und dann betrachtet man andere<br />
12
Experimentieren aus theoretischer Sicht<br />
Spezialfälle. [...] Also in diesem Sinne - es ist wirklich experimentell. (Heintz,<br />
2000, S. 151)<br />
Mathematik wird häufig als deduktive Wissenschaft angesehen (Davis & Hersh, 1981;<br />
Davis & Hersh, 1998; Courant & Robbins, 2010) und sie gilt als wahr, sicher und<br />
präzise. Mathematik zeichnet sich durch streng deduktive Prozesse aus:<br />
Whenever someone wants an example of certitude and exactness of reasoning,<br />
he appeals to mathematics. (Kline, 1982, S. 4)<br />
Heintz (2000) stellt aber heraus, dass Mathematikerinnen und Mathematiker ihre<br />
Vermutungen über mathematische Zusammenhänge in der Regel nicht durch Ableitung<br />
aus bestehenden Sätzen (deduktiv) formen, sondern durch „experimentelles Arbeiten“<br />
mit Spezialfällen oder Beispielen:<br />
Damit rückt das Experiment, das praktische Forschungshandeln [...] in den<br />
Mittelpunkt, [...]. (Heintz, 2000, S. 110)<br />
Selten wird der Entstehungsprozess mathematischer Zusammenhänge dokumentiert<br />
oder gar überliefert, es wird vielmehr „fertige“ Mathematik publiziert und gelehrt.<br />
Gerne würde man in den Papierkorb eines Mathematikers schauen, um den genauen<br />
Erkenntnisprozess nachzuverfolgen.<br />
Genau dieses Problem der „fertigen“ Mathematik nimmt Hersh (1991) auf und betont in<br />
seinen Arbeiten die Vielschichtigkeit der Mathematik. Er unterscheidet zwischen einem<br />
„front“ und einem „back“ Bereich:<br />
In this sense of the term, the „front“ of mathematics is mathematics in „finished“<br />
form, as it is presented to the public in classrooms, textbooks, and journals. The<br />
„back“ would be mathematics as it appears among working mathematicans, in<br />
infor<strong>mal</strong> settings, told to one another in an oce behind closed doors. Compared<br />
to „backstage“ mathematics, „front“ mathematics is for<strong>mal</strong>, precise, ordered and<br />
abstract. It is separated clearly into definitions, theorems, and remarks. [...]<br />
Compared to „front“ mathematics, mathematics „in back“ is fragmentary,<br />
infor<strong>mal</strong>, intuitiv, tentative (Hersh, 1991, S. 129).<br />
13
Experimentieren aus theoretischer Sicht<br />
Mathematikerinnen und Mathematik verhalten sich möglicherweise im „back“-Bereich<br />
anders als im „front“-Bereich. Dieser „front“- und „back“-Bereich der Mathematik<br />
ähnelt einer Modenshow. Der Zuschauer sieht im „front“-Bereich die perfekte Show<br />
und bekommt nichts von dem „Chaos“ hinter der Bühne mit. Nicht nur Hersh, sondern<br />
auch Pólya beschreibt die beiden Gesichter der Mathematik:<br />
Sie ist die strenge Wissenschaft Euklids, aber sie ist auch etwas anderes. Nach<br />
Euklid dargestellt, erscheint die Mathematik als eine systematische deduktive<br />
Wissenschaft; aber die Mathematik im Entstehen erscheint als experimentelle<br />
induktive Wissenschaft. (Pólya, 1949, S. 9)<br />
Hersh spricht von einem intuitiven Handeln im „back“-Bereich der Mathematik, Pólya<br />
verweist ebenfalls direkt auf den experimentellen Aspekt innerhalb des mathematischen<br />
Erkenntnisprozesses. Pólya weist darauf hin, dass der induktive Charakter der<br />
Mathematik bislang wenig Berücksichtigung beim Lehren und Lernen von Mathematik<br />
gefunden hat. Mit seiner Unterscheidung in zwei Gesichter trennt er die fertige<br />
Mathematik von der, die sich noch in der Entstehung befindet. Diese induktive<br />
Vorgehensweise kann nach Pólya auch als experimentell aufgefasst werden und er<br />
fordert:<br />
Gewiß, laßt uns beweisen lernen, laßt uns aber auch erraten lernen (Pólya, 1962,<br />
S. 10).<br />
Er macht somit darauf aufmerksam, dass beide Schlussformen, sowohl deduktiv als<br />
auch induktiv, Berücksichtigung im mathematischen Lernprozess haben sollen, da sie<br />
zentral für mathematisches Denken sind. Dieser quasi-empirische Charakter der<br />
Mathematik wird ebenfalls von Heintz (2000) herausgearbeitet und beschreibt die<br />
Erkenntnisprozesse als „Denken und Hantieren mit Beispielen“ (Heintz, 2000). Diese<br />
Sicht auf Mathematik ist auch historisch verwurzelt und findet sich bei Euler (1707 –<br />
1783) wieder. In seinen Schriften findet man neben der Beweisführung oft auch seinen<br />
gedanklichen Prozess der Erkenntnisgewinnung (Euler, 1761). Lolli (2008) beschreibt<br />
Eulers Vorgehen, vom Notieren von Beobachtungen an Beispielen bis hin zur<br />
Vermutung:<br />
We have come to their knowledge only through observations (Lolli, 2008, S. 3).<br />
14
Experimentieren aus theoretischer Sicht<br />
Euler spricht bereits wörtlich von einem „Quasi-Experiment“, wenn er eine Vermutung<br />
anhand von Beispielen überprüft (Lolli, 2008). In seinen Schriften stellt Euler neben der<br />
Beweisführung oft auch seinen gedanklichen Prozess der Erkenntnisgewinnung dar<br />
(Euler, 1761).<br />
Die Bedeutung von Beispielen, auch im Sinne von Experimenten, für den<br />
mathematischen Erkenntnisprozess wird auch von Lakatos (1982) hervorgehoben. Der<br />
ungarische Mathematiker greift die Begriffe von Euler und Pólya in den 60er Jahren<br />
wieder auf. Lakatos verwendet den Begriff des quasi-empirischen Arbeitens, indem<br />
durch Widerlegungen seine Vermutungen unaufhörlich verbessert und weiterentwickelt<br />
werden (Lakatos, 1976). Ähnlich wie Pólya nimmt auch Lakatos die zwei Gesichter der<br />
Mathematik wahr und unterscheidet zwischen der axiomatisch-deduktiven und der<br />
quasi-empirischen Theorie in der Mathematik (Heintz, 2000). Den Begriff der quasiempirischen<br />
Methode, sprich das Vorgehen beim Prüfen von Vermutungen, definiert<br />
Heintz als „experimentelles Vorgehen“ (Heintz, 2000). Sie vertritt die Meinung, dass<br />
Mathematikerinnen und Mathematiker ihre Vermutungen über mathematische<br />
Zusammenhänge in der Regel nicht durch Ableitung aus bestehenden Sätzen formen,<br />
also deduktiv vorgehen, sondern experimentell mit Beispielen arbeiten.<br />
Die Grossen sind auch deshalb so gross [...], weil sie so viel wissen. Sie kennen<br />
viele Beispiele und haben viel mit ihnen experimentiert. Darüber spricht man<br />
nicht. Man schreibt auch nicht in seinem Paper, wie man zu einer Vermutung<br />
gekommen ist. Was für immense Rechnungen manch<strong>mal</strong> dahinter stecken oder<br />
wie viele spezielle Beispiele (Heintz, 2000, S. 150).<br />
Solch ein Hantieren mit mathematischen Beispielen oder mathematischem Material<br />
bezeichnet Heintz als „quasi-empirische Erfahrung“ (Heintz, 2000) und stellt eine Art<br />
Werkzeugkasten für einen Mathematiker dar.<br />
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass obwohl Mathematik nicht zwingend zu<br />
den Naturwissenschaften gehört, kann aber auch in der Mathematik die Methode des<br />
Experimentierens, ähnlich wie in den Naturwissenschaften, eine bedeutende Rolle<br />
spielen. Es ist deutlich geworden, dass in den Naturwissenschaften und<br />
Naturwissenschaftsdidaktiken ein anderes Bild herrscht. Die Methode des<br />
15
Experimentieren aus theoretischer Sicht<br />
Experimentierens ist der methodische Kern der Erkenntnisgewinnung. Nachdem die<br />
Bedeutung des Experimentierens für mathematische Sachverhalte deutlich geworden ist,<br />
sollen Theorien der Naturwissenschaftsdidaktiker daraufhin analysiert werden, ob sich<br />
die Methode experimenteller Lernprozesse auch für den Mathematikunterricht eignen.<br />
Dazu soll im weiteren Verlauf die Methode des Experimentierens für den<br />
Schulunterricht beleuchtet werden.<br />
2.2 Experimentieren als Unterrichtsmethode<br />
Experimente als Unterrichtsmethode werden dem entdeckenden Lernen zugeordnet<br />
(Neber, 1973). Das entdeckende Lernen ist keine neue didaktische Methode. Rousseau,<br />
Kant, Pestalozzi, Montessori, Wagenschein, Freudenthal bis hin zu Bruner waren<br />
allesamt wichtige Vertreter dieser Lernmethode (Jacobs, 1992).<br />
Wie schon Konfuzius sagte:<br />
Was du mir sagst, das vergesse ich. Was du mir zeigst, daran erinnere ich mich.<br />
Was du mich tun lässt, das verstehe ich.<br />
So zeigen empirische Forschungen, dass Dinge, die ein Kind intensiv erlebt hat,<br />
dauerhaft im Gedächtnis gespeichert werden. Der Mensch behält 20% der<br />
Informationen durch bloßes Hören, 30% durch Sehen, 50% durch Hören und Sehen,<br />
70% von dem, worüber er selbst spricht und 90% von dem, was er selbst tut. Hieran<br />
erkennt man sofort die herausragende Bedeutung der eigenständigen Arbeit eines jeden<br />
Lernenden (Decker, 1985). Es ist umso wichtiger, dass Lernende im Lernprozess<br />
selbstständig aktiv werden. So ist das entdeckende Lernen auch ein Bestandteil des<br />
Kernlehrplanes Mathematik NRW für Gymnasien – Sekundarstufe I G8:<br />
Die inhaltliche und methodische Gestaltung eines Unterrichts, in dem<br />
Schülerinnen und Schüler eine solche mathematische Grundbildung erwerben<br />
können, ist als Gesamtaufgabe aufzufassen. Inhalte und Methoden des<br />
Unterrichts sind eng aufeinander bezogen. [...] Zudem darf er sich nicht auf die<br />
nachvollziehende Anwendung von Verfahren und Kalkülen beschränken,<br />
sondern muss in komplexen Problemkontexten entdeckendes und<br />
nacherfindendes Lernen ermöglichen (Ministerium für Schule und<br />
Weiterbildung für des Landes Nordrhein-Westfalen, 2007, S.12).<br />
16
Experimentieren aus theoretischer Sicht<br />
Lernen hat dabei in der Gesellschaft eine unterschiedliche Bedeutung. Beispielsweise<br />
stellt sich ein Kind unter dem Begriff des Lernens etwas anderes vor als ein<br />
Erwachsener. Auch die verschiedenen Berufsfelder haben eine andere Auffassung des<br />
Begriffs Lernen. Dennoch beschreiben alle das gleiche Konzept. Insgesamt ist es aber<br />
schwierig, eine exakte Definition für den Begriff des Lernens zu geben. Schlägt man<br />
das Wort beispielsweise im Duden nach, findet man folgende Erklärung: Lernen ist<br />
Wissen aneignen, in sein Gedächtnis einzuprägen, Fertigkeiten zu erwerben, im Laufe<br />
der Zeit durch bestimmte Erfahrungen oder Einsichten zu einer bestimmten Einstellung<br />
oder einem bestimmten Verhalten zu gelangen. In der Fachliteratur findet man viele<br />
verschiedene Definitionen. Dabei beschreibt Schilling (1997, S. 159) für mich am<br />
passendsten den Begriff des Lernens:<br />
Lernen ist das Aufnehmen, Verarbeiten und Umsetzen von Informationen.<br />
Lernen ist ein lebenslanger Prozeß.<br />
Wohingegen Krüger und Helsper (2002, S. 97) den Begriff des Lernens aus<br />
physiologischer Sicht betrachten.<br />
Unter Lernen verstehen wir alle nicht direkt zu beobachtenden Vorgänge in<br />
einem Organismus, vor allem in seinem zentralen Nervensystem (Gehirn), die<br />
durch Erfahrung (aber nicht durch Reifung, Ermüdung, Drogen o.a.) bedingt<br />
sind und eine relativ dauerhafte Veränderung bzw. Erweiterung des<br />
Verhaltensrepertoires zur Folge haben.<br />
Egal wie der Begriff des Lernens definiert ist oder welche Vorstellung man selbst von<br />
dem Begriff hat, wichtig ist, dass Lernen ein lebenslanger Prozess ist. Man lernt<br />
unweigerlich jeden Tag dazu.<br />
Lernen ist wie Rudern gegen den Strom. Hört man damit auf, treibt man zurück.<br />
(Laozi, 6 Jahrhundert v. Chr.)<br />
Ähnlich wie bei dem Begriff des Lernens ist es ebenfalls schwierig, eine exakte<br />
Definition des entdeckenden Lernens zu finden. Winter beschreibt entdeckendes Lernen<br />
wie folgt:<br />
17
Experimentieren aus theoretischer Sicht<br />
Entdeckendes Lernen ist weniger die Beschreibung einer Sorte von<br />
beobachtbaren Lernvorgängen (wenn so etwas überhaupt direkt möglich ist),<br />
sondern ein theoretisches Konstrukt, die Idee nämlich, daß Wissenserwerb,<br />
Erkenntnisfortschritt und die Ertüchtigung in Problemlösefähigkeiten nicht<br />
schon durch Information von außen geschieht, sondern durch eigenes aktives<br />
Handeln unter Rekurs auf die schon vorhandene kognitive Struktur, allerdings in<br />
der Regel angeregt und somit erst ermöglicht durch äußere Impulse. (Winter,<br />
1991, S. 3)<br />
Entdeckendes Lernen bedeutet, dass Lernende ihr Wissen durch eigene Aktivitäten<br />
aufbauen, Zusammenhänge selbstständig erkunden und ihre Lernvoraussetzungen zur<br />
Erweiterung ihrer Kenntnisse produktiv einsetzen sollen. Als ein Problem hat Bruner<br />
herausgestellt, dass Lernende später nicht in der Lage seien, alle ihnen begegnende<br />
Probleme eigenständig zu lösen und alle Situationen eigenständig zu bewältigen<br />
(Bruner, 1961, 1966). Deshalb sollten die Strategie des Problemlösens und des Lernens<br />
von den Lernenden selbst eingeübt werden. Um dies zu erreichen, sollen Lernende darin<br />
befähigt werden, selbst Wissen zu erwerben und anstehende Probleme eigenständig zu<br />
lösen. Nach Bruner soll das entdeckende Lernen den Lernenden dabei helfen, sich<br />
entsprechende Strategien und Techniken anzueignen. Allgemein versteht Bruner unter<br />
dem Begriff des entdeckenden Lernens die selbstlernende Erschließung eines<br />
Wissensgebietes. Dabei hat der Pädagoge nur eine beobachtende und helfende<br />
Funktion.<br />
Eine mathematische Regel, ein Naturgesetz oder einen historischen Zusammenhang<br />
kann nach Glöckel nur dann entdeckt werden, wenn der Sachverhalt existiert, aber noch<br />
unbekannt ist. Dabei darf der Weg der Entdeckung nicht vollends geplant sein, sondern<br />
soll auch Raum für Irrwege offen halten (Glöckel, 1992). Das entdeckende Lernen<br />
fördert die intrinsische Lernmotivation und das Interesse, es induziert das epistemische<br />
Verhalten der Lernenden (Steindorf, 1981, S.63).<br />
Neber (1973) unterscheidet dabei drei Grundformen des entdeckenden Lernens: Lernen<br />
durch Beispiele, Lernen durch Konfliktlösungen und Lernen durch Experimentieren.<br />
Dabei kann das Experiment als wichtigstes Element im Problemlöseprozess angesehen<br />
werden. Während des Experimentierens setzen sich die Lernenden mit<br />
18
Experimentieren aus theoretischer Sicht<br />
Alltagsphänomenen und –methoden auseinander und werden dabei an wissenschaftliche<br />
Methoden herangeführt. Das Ziel der experimentellen Arbeit besonders im<br />
Fachunterricht ist das Wecken der Neugier der Lernenden sowie die Aufrechterhaltung<br />
des kindlichen Forscherdrangs. Das entdeckende Lernen in Form des Experimentierens<br />
kann sowohl von der wissenschaftlichen Seite als auch von der Seite der Lernenden her<br />
betrachtet werden. Experimentieren ist die Weiterentwicklung des spielerischen<br />
Erkundens und Probierens, bis hin zu einer Methode, bei der die Beantwortung einer<br />
Frage bzw. die Lösung eines Problems im Vordergrund steht. Der entscheidende Faktor<br />
ist dabei die Zielgerichtetheit der Planung und das Durchdringen des<br />
Problemlöseprozesses des Lernenden.<br />
Aus motivationspsychologischen Untersuchungen ist bekannt, dass der Wunsch,<br />
selbstbestimmt aktiv zu sein, zentral für Aufbau und Erhalt intrinsischer<br />
Motivation ist (Hartinger, 2003, S. 70).<br />
Somit ist das Ziel der vorliegenden wissenschaftlichen Untersuchung, herauszufinden,<br />
ob Experimente dazu beitragen können, die Motivation oder das Interesse von<br />
Schülerinnen und Schüler positiv zu beeinflussen. Inwieweit hat eine<br />
Experimentiersituation einen nachweislichen Einfluss auf die Motivation und das<br />
Interesse der Schülerinnen und Schülern? Um diese Frage beantworten zu können,<br />
werden später in Kapitel 3 die Konzepte Motivation und Interesse näher beleuchtet.<br />
Experimente werden in der Forschung ausschließlich zur Erkenntnisgewinnung und<br />
Überprüfung von Wissen eingesetzt, während das Experimentieren in der Schule<br />
hauptsächlich fachdidaktische und allgemeindidaktische Funktionen erfüllt<br />
(Eschenhagen et al., 2006; Kemp et al., 2002), die im Folgenden näher ausgeführt<br />
werden.<br />
2.2.1 Chancen des Experimentierens für den Schulunterricht<br />
Die Methode des Experimentierens ist eine fachdidaktische Form der<br />
Unterrichtsgestaltung, die dabei verschiedenen Zielen dienen kann:<br />
• Einerseits kann die Methode des Experimentierens zur Vermittlung von<br />
konzeptuellem Wissen über einen aktuellen Untersuchungsgegenstand<br />
eingesetzt werden. Häufig werden hierbei Demonstrationsexperimente<br />
19
Experimentieren aus theoretischer Sicht<br />
eingesetzt, durch die z.B. ein Naturvorgang den Schülerinnen und Schülern<br />
demonstriert und verdeutlicht werden soll (Graf, 2004; Klautke, 1978).<br />
• Andererseits können Experimente zur Vermittlung von methodischem Wissen<br />
durchgeführt werden. Schülerinnen und Schüler erlernen dabei die Phasen des<br />
zyklischen Erkenntnisprozesses, des inquiry cycles (vgl. Kapitel 2.1.1).<br />
Hartinger (2003) schlägt in dem Verwendungszusammenhang eines<br />
Unterrichtsexperiments verwendeten Katalog von Tätigkeiten, wie die<br />
Demonstration eines Phänomens, die reine Beobachtung dessen, wie auch das<br />
Tüfteln mit den Materialien vor, von Versuchen statt von Experimenten zu<br />
sprechen.<br />
• Neben diesen beiden Zielen fördert die Methode des Experimentierens in<br />
allgemeindidaktischer Sicht soziale Fähigkeiten der Lernenden, z.B. wenn<br />
Experimente gemeinsam von mehreren Schülerinnen und Schülern in<br />
Gruppenarbeit oder einem Team durchgeführt werden (Eschenhagen et al.,<br />
2006; Killermann et al., 2005). Soziale Kompetenzen wie Teamfähigkeit und<br />
damit verbundene Kooperationsfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit und somit<br />
die Fähigkeit der sozialen Interaktion und Organisationskompetenzen sowie die<br />
Konfliktfähigkeit werden gleichermaßen während des Experimentierens<br />
gefördert.<br />
Welche Bedeutung das Experimentieren für den Schulunterricht hat, zeigt Hartinger<br />
(2003) auf:<br />
• Experimente sind anschaulich, liefern einen visuellen Zugang zu einer<br />
bestimmten Theorie und stärken die Eigeninitiative der Lernenden.<br />
• Experimente motivieren zur Lösungsfindung und wirken sich so<br />
interessenförderlich aus. Selbstbestimmt aktiv zu sein, ist zentral für den Aufbau<br />
und Erhalt intrinsischer Motivation und wird beim Experimentieren gefördert.<br />
• Beim Experimentieren wird die Aneignung naturwissenschaftlicher<br />
Arbeitsweisen gefördert, ebenso unterstützt das Experimentieren das<br />
naturwissenschaftliche Denken.<br />
• Experimente greifen Erfahrungen und Phänomene aus der Lebenswirklichkeit<br />
der Lernenden auf. So entsteht ein Alltagsbezug.<br />
20
Experimentieren aus theoretischer Sicht<br />
Dabei ist zu erwähnen, dass neben kognitiven und manuellen Fertigkeiten, welche die<br />
Lernenden während des Experimentiervorgangs erwerben und verinnerlichen, auch eine<br />
Vielzahl von affektiv-emotionalen Fertigkeiten gefördert werden. Vor allem die<br />
Neugierde der Lernenden soll befriedigt und die Konzentration der Lernenden auf das<br />
Wesentliche gefördert werden (Meyer, 2005). Wohingegen Primarstufenschüler einen<br />
natürlichen Drang zum Ausprobieren besitzen und somit eine hohe Motivation für eine<br />
Lösungsfindung aufweisen, ist zu klären, ob sich die Lehrmethoden des<br />
Experimentierens auch für Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I oder sogar der<br />
Sekundarstufe II eignen.<br />
2.2.2 Arten von Experimenten<br />
Schülerexperimente führen zu einem mehrdimensionalen Unterricht. Schon Hilbert<br />
Meyer (2005) betonte die Vielschichtigkeit dieser Unterrichtsmethode. Meyer<br />
unterscheidet dabei drei Arten:<br />
1. Zum einen benennt er das Forschungsexperiment als eine klassische Methode<br />
planmäßiger und zielgerichteter Erforschung von naturwissenschaftlichen<br />
Gesetzmäßigkeiten.<br />
2. Als weitere Art benennt er die Unterrichtsexperimente, welche sich wiederum<br />
in Lehrerdemonstrationsexperimente und Schülerexperimente gliedern. Diese<br />
Art von Experiment erfüllt aber nicht vollends den Definitionsrahmen von<br />
wissenschaftlichen Experimenten.<br />
3. Die dritte Art benennt Meyer freie Experimentieren und Erproben, wobei diese<br />
Kategorie das entdeckende Lernen der Lernenden noch mehr fördert als die<br />
beiden vorangegangenen Kategorien, da die Schülerinnen und Schüler ganz frei<br />
und ohne Vorgaben ausprobieren und „tüfteln“ können.<br />
Nicht nur nach diesen Arten Meyers, sondern auch nach anderen verschiedenen<br />
Aspekten lassen sich Experimente klassifizieren, die im weiteren Verlauf näher<br />
beleuchtet werden.<br />
Unterrichtsphase: Experimente können in verschiedenen Unterrichtsphasen<br />
durchgeführt werden. Sie können zum Einstieg in ein neues Thema mit dem Ziel der<br />
Steigerung der Motivation der Schüler eingesetzt werden, als auch in der<br />
21
Experimentieren aus theoretischer Sicht<br />
Vertiefungsphase mit dem Ziel der Sicherung von Wissen. Auch in der Übungsphase<br />
können Experimente eingesetzt werden, um theoretisch erlerntes Wissen in der<br />
praktischen Anwendung kennenzulernen (Eschenhagen et al., 2006; Killermann et al.,<br />
2005).<br />
Experimentator: Im (naturwissenschaftlichen) Unterricht wird zwischen<br />
Lehrerdemonstrations- und Schülerexperimenten unterschieden (s.o., Meyer, 2005).<br />
Dabei hängt es von der Zielsetzung, der Komplexität und dem Kenntnisstand der<br />
Lernenden ab, ob ein Experiment von den Schülerinnen und Schülern selbst oder durch<br />
die Lehrperson durchgeführt wird. Aber auch die materielle Ausstattung und das<br />
Gefahrenpotential des durzuführenden Experiments schränken oft<strong>mal</strong>s die<br />
Durchführbarkeit als Schülerexperiment ein. Leider beeinflusst aber auch der<br />
Zeitaufwand die Entscheidung über Schüler- bzw. Lehrerdemonstrationsexperimente.<br />
Zeitaufwand: Der Zeitaufwand selbst ist ein weiteres Kriterium für die Klassifikation<br />
von Experimenten, dabei wird zwischen Kurzzeit- und Langzeitexperimenten<br />
unterschieden (Barzel, Reinhoffer & Schrenk, 2012). Langzeitexperimente spielen im<br />
Schulunterricht aufgrund der begrenzt verfügbaren Zeit eine untergeordnete Rolle,<br />
können aber trotzdem durchgeführt werden, wie das Beispiel der Untersuchung der<br />
Sukzession im Heuaufguss oder die Keimung von Bohnensprösslingen im<br />
Biologieunterricht zeigt. Hauptsächlich findet man aber in naturwissenschaftlichen<br />
Schulbüchern Experimente, die in einer Einzel- oder Doppelstunde durchführbar sind.<br />
Sachbegegnung: Auch die vom Lernenden verwendeten Materialien und Geräte haben<br />
einen Einfluss auf die Experimentiersituation. Bei Sachbegegnungen unterscheidet man<br />
Alltagsgeräte und –materialien, naturwissenschaftliche Apparaturen und Simulationen<br />
am Computer (Tesch & Duit, 2004).<br />
Ein Vorteil von der Verwendung von Alltagsgeräten und –materialien ist der Bezug zur<br />
Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler (Barzel, Reinhoffer & Schrenk, 2012).<br />
Alltagsmaterialien sind häufig leichter und auch kostengünstiger zu beschaffen als<br />
gleichwertige Chemikalien oder naturwissenschaftliche Apparaturen. Sie bergen auch in<br />
manchen Fällen ein geringeres Gefährdungspotential als gängige naturwissenschaftliche<br />
Materialien. Trotzdem ist das Experimentieren mit Labormaterialien und –geräten zum<br />
22
Experimentieren aus theoretischer Sicht<br />
Erlernen elementarer naturwissenschaftlicher Methoden wichtig und sollte<br />
gleichermaßen gefördert werden.<br />
Aussagefähigkeit: Barzel, Reinhoffer und Schrenk (2012) unterscheiden zwischen<br />
qualitativen und quantitativen Experimenten. Der Kenntnisstand der Schülerinnen und<br />
Schüler ist ausschlaggebend für die Entscheidung, ob ein qualitatives oder quantitatives<br />
Experiment durchgeführt werden soll, denn der Übergang von einem qualitativen zu<br />
einem quantitativen Experiment erfordert einen immer größer werdenden<br />
Kenntnisstand. Das Auswerten qualitativer Daten erfordert keinerlei Mathematisierung,<br />
während das Auswerten quantitativer Experimente oft hohe mathematische<br />
Kompetenzen und Kenntnisse erfordert.<br />
2.2.3 Experimentieren im naturwissenschaftlichen Unterricht<br />
Als Unterrichtsmethode erlangte das Experiment durch die im Kernlehrplan NRW<br />
festgelegte starke Orientierung des Sachkundeunterrichts an den Naturwissenschaften<br />
eine herausragende Bedeutung in den 1960er Jahren. Das Experiment stellt seitdem<br />
einen wesentlichen Anteil am naturwissenschaftlichen Unterricht dar. Dabei dient das<br />
Experimentieren im naturwissenschaftlichen Unterricht sehr unterschiedlichen Zielen.<br />
Nach Hodson gibt es prinzipiell drei Grundziele des naturwissenschaftlichem<br />
Unterricht: learning science, learning about science und diong science (Hodson, 1993).<br />
D.h.:<br />
1. die Vermittlung von naturwissenschaftlichem Forschen,<br />
2. die Rekonstruktion naturwissenschaftlicher Methoden und<br />
3. das Lernen durch Experimentieren.<br />
Experimentieren im naturwissenschaftlichen Unterricht ist diesen Grundzielen<br />
anzupassen (Lunetta, 1998; Hodson, 1993). So sollten nicht nur mit Hilfe von<br />
Experimenten naturwissenschaftliche Phänomene erforscht, sondern gleichzeitig auch<br />
Vorstellungen über naturwissenschaftlicher Denk- und Arbeitsweisen gefördert werden.<br />
Die Ergebnisse einer auf europäischer Ebene durchgeführten Delphi-Studie zeigen,<br />
welche Ziele Lehrpersonen mit der Durchführung von Experimenten verfolgen (Welzel<br />
et. al, 1998, S. 33):<br />
23
Experimentieren aus theoretischer Sicht<br />
• Verbindung von Theorie und Praxis,<br />
• Experimentelle Fähigkeiten,<br />
• Methoden wissenschaftlichen Denkens,<br />
• Motivationsförderung,<br />
• Entwicklung der Persönlichkeit und der sozialen Kompetenz und<br />
• Überprüfung von Wissen.<br />
Es zeigt sich, dass die Lehrpersonen in dieser Studie den Schwerpunkt eher auf<br />
fachimmanente Ziele legen. Diese von den Lehrpersonen genannten fachimmanenten<br />
Ziele für die Durchführung von Experimenten können nach den Kompetenzen der<br />
Erkenntnisgewinnung drei zentralen Dimensionen zugeordnet werden:<br />
1. die praktischen Arbeitstechniken (practical work),<br />
2. die wissenschaftlichen Erkenntnismethoden (scientific inquiry) und<br />
3. die Charakteristika der Naturwissenschaften (nature of science) (Mayer, 2007).<br />
Manuelle Fähigkeiten, wie Pipettieren oder Mikroskopieren und die Reflexion<br />
naturwissenschaftlicher Erkenntnisgewinnung, werden den Dimensionen practical work<br />
und nature of science zugeordnet, während naturwissenschaftliche<br />
Untersuchungsmethoden dem Aspekt scientific inquiry zugeordnet werden. Als<br />
klassische Methode ist hierbei das Experiment zu nennen, da das Experiment zentrale<br />
Aspekte naturwissenschaftlicher Denk- und Arbeitsweisen beinhaltet (Prenzel &<br />
Parchmann, 2003). Dabei können naturwissenschaftliche Gesetze durch Experimente<br />
veranschaulicht werden. Zu beachten ist aber, dass bereits im Unterricht eingeführte<br />
Gesetze oder Konzepte jeweils eine andere Sicht auf das jeweilige Experiment und<br />
seine Auswertung ermöglichen. So können Vorstellungen der Lernenden konkret<br />
genutzt werden.<br />
Aber<br />
Experimentieren im Unterricht ist [...] nicht identisch mit dem Anstellen oder<br />
Nachbilden eines wissenschaftlichen Experimentes im klassischen Sinne<br />
(Muckenfuß 1995, S. 337),<br />
24
Experimentieren aus theoretischer Sicht<br />
denn Experimente müssen für den Unterricht didaktisch rekonstruiert werden<br />
(Kattmann, Duit, Gropengießer & Komorek; 1997). Eine Rekonstruktion meint dabei<br />
nicht allein eine Reduktion der verwendeten Methodiken auf Schulniveau, sondern<br />
vielmehr eine Kombination von naturwissenschaftlichen Arbeitsweisen und geeigneten<br />
Lehr-Lernmethoden. Die naturwissenschaftlichen Arbeitsweisen werden dann für den<br />
entsprechenden Schulunterricht adaptiert oder einzelne Phasen des wissenschaftlichen<br />
Experimentierprozesses herausgegriffen und dann einzeln behandelt.<br />
Die Vermittlung von naturwissenschaftlichen Denk- und Arbeitsweisen, insbesondere<br />
beim Experimentieren die Vermittlung von Methodenkompetenz, spielen im<br />
naturwissenschaftlichen Unterricht aber keine bzw. nur eine untergeordnete Rolle<br />
(Eschenhagen et al., 2006). Das liegt unter anderem an der Funktionsvielfalt des<br />
Experimentierens im Schulunterricht, aber auch an dem mangelnden Bewusstsein und<br />
dem mangelnden Wissen der Lehrpersonen über naturwissenschaftliche Methoden<br />
(Günther, 2006; Lederman, 1992; Schwartz et al., 2004). Aber auch andere Gründe sind<br />
anzuführen:<br />
• Das Experimentieren im Schulunterricht nimmt mehr Zeit in Anspruch als<br />
Frontalunterricht oder Lehrer-Schüler-Gespräche, weshalb es nur selten<br />
durchgeführt wird (Eschenhagen et al., 2006; Klautke, 1978). Dies kann aber<br />
auch dem stetig steigenden Zeitdruck durch mehr Stofffülle im Lehrplan<br />
zugeschrieben werden.<br />
• Schülerinnen und Schüler erlernen nur schwer die Grundsätze des<br />
wissenschaftlichen Vorgehens und die Logik der Schlussfolgerungen<br />
(Eschenhagen et al., 2006), wodurch ebenfalls viel Zeit verloren gehen könnte.<br />
• Auch die materielle Ausstattung in den Schulen stellt die Lehrpersonen in den<br />
Naturwissenschaften oft vor Herausforderungen, so dass Experimente in<br />
bestimmten Bereichen wegen fehlender Materialien oder fehlender Instrumente<br />
nicht durchführbar sind.<br />
Entscheidend für die Lernwirksamkeit eines experimentellen Unterrichts ist aber nicht<br />
die Häufigkeit des Experimentierens, sondern die Berücksichtigung und Förderung der<br />
naturwissenschaftlichen Denk- und Arbeitsweisen, besonders die selbstständige<br />
Anwendung durch die Lernenden (Seidel et al., 2007).<br />
25
Experimentieren aus theoretischer Sicht<br />
2.2.4 Experimentieren im Mathematikunterricht<br />
Während dem Experimentieren im naturwissenschaftlichen Unterricht eine zentrale<br />
Bedeutung zukommt (Pietschmann, 1996; Shadish, Cook, & Campbell, 2002),<br />
verbindet man diese Form des Erkenntnisgewinns eher nicht mit typischen<br />
Arbeitsweisen in der Mathematik und im Mathematikunterricht. In den letzten Jahren<br />
gewann das Thema des Experimentierens im Mathematikunterricht aber zunehmend an<br />
Bedeutung und spiegelt sich in diversen Arbeiten wider (Roth, 2014; Ganter, 2013;<br />
Philipp, 2013; Barzel & Ganter, 2010, Barzel, 2009; Ludwig & Oldenburg 2007;<br />
Beckmann, 2006, Beckmann & Litz, 2006). Beobachtung, Experiment, Entdeckung und<br />
Vermutung gehören zum Mathematikunterricht ebenso wie zum<br />
naturwissenschaftlichen Unterricht.<br />
Trotz zahlreicher didaktischer Bemühungen in den letzten Jahren, wird im<br />
Mathematikunterricht vereinzelt noch verfahrensorientiert unterrichtet, geprägt durch<br />
die Lehrperson und durch häufiges Arbeiten mit dem Schulbuch. Es wird wenig<br />
differenziert, es wird Wert auf die Vermittlung von Lösungsstrategien für<br />
Standardverfahren gelegt. So entsteht das Bild von Mathematik, welches sich mit einer<br />
gut ausgestatteten Werkstatt vergleichen lässt. Es gibt unzählige Werkzeuge zum<br />
Bearbeiten von Werkstücken, die nach kurzer Anweisung sachgemäß verwendet werden<br />
können (Lengnink & Leuders, 2008, S. 1ff.). Schülerinnen und Schüler sollte<br />
authentische Erfahrungen mit Mathematik als Disziplin machen, sodass ein<br />
wesentlicher Auftrag der Vermittlung von Mathematik nicht darin besteht, eine<br />
„Werkstatt“ zu liefern (vgl. Vollrath & Roth, 2012). Eine solche Auseinandersetzung<br />
mit Mathematik als Disziplin kann dann gelingen, wenn Lernende selbst entdecken,<br />
strukturieren, Phänomene mathematisieren, Probleme lösen und experimentieren. Auf<br />
diese Weise erweitern sie ihr Bild von Mathematik (vgl. Roth, 2013; Roth, 2014).<br />
Dieser entdeckende Prozess wurde ebenfalls von Winter gefordert:<br />
Den Aufgaben und Zielen des Mathematikunterrichts wird in besonderem Maße<br />
eine Konzeption gerecht, in der das Mathematiklernen als ein konstruktiver<br />
entdeckender Prozess aufgefasst wird. Der Unterricht muss daher so gestaltet<br />
werden, dass die Kinder möglichst viele Gelegenheiten zum selbsttätigen Lernen<br />
26
Experimentieren aus theoretischer Sicht<br />
in allen Phasen eines Lernprozesses erhalten (Winter, 1985, zitiert nach<br />
Schmidt, 2006, S. 46).<br />
Auch schon Freudenthal forderte, dass Mathematik eben nicht als fertiges Produkt,<br />
sondern als Prozess unterrichtet werden sollte.<br />
Was dem erwachsenen Mathematiker recht ist - seine eigenen Begriffe zu<br />
erfinden und die anderer nachzuerfinden, Mathematik nicht als einen<br />
Sachbestand, sondern als Tätigkeit zu üben, ein Feld zu erkunden, Fehler zu<br />
machen und von seinen Fehlern zu lernen - das soll dem Lernenden von<br />
Kindesbeinen an billig sein (Freudenthal, 1976, zitiert nach Leuders, 2016,<br />
Einführung).<br />
Als Prozess, in dem Mathematik erkundet und nacherfunden werden soll. Schüler<br />
bemängeln sehr häufig, dass ihr Mathematikunterricht zu for<strong>mal</strong> gestaltet ist. Abhilfe<br />
kann man mit einer Lernumgebung schaffen, die Raum für selbstständiges Lernen und<br />
Experimentieren lässt (Appel et al., 2008). Mathematikunterricht sollte anschaulich sein<br />
und Raum zum Experimentieren lassen (Roth, 2013), denn<br />
Experimente bieten vielfältige Gelegenheiten, Mathematik zu entdecken, zu<br />
erfinden und zu hinterfragen (Ludwig & Oldenburg, 2007, S. 4).<br />
Im Mathematikunterricht eignet sich das Experimentieren, um mathematische Objekte<br />
oder mathematische Zusammenhänge zu untersuchen sowie reale Phänomene durch<br />
eine mathematische Brille heraus zu begründen (Barzel et al., 2007). Man unterscheidet<br />
dabei zwei Arten von Experimenten:<br />
1. Bei innermathematischen Experimenten werden mathematische<br />
Zusammenhänge erkundet (Barzel et al., 2007; Philipp, 2013), wie z.B.<br />
Besonderheiten von ANNA- oder IRI-Zahlen (3223, 2332 oder 232, 323). Es<br />
werden Gesetzmäßigkeiten ausfindig gemacht und Belege für mathematische<br />
Behauptungen gesucht. Dazu werden Beispiele so generiert, um eine Vermutung<br />
oder Hypothese über Zusammenhänge zu ermöglichen.<br />
2. Bei außermathematischen Experimenten agieren Schülerinnen und Schüler<br />
mit Phänomenen oder Situationen, die in Natur und Alltag vorkommen, um<br />
27
Experimentieren aus theoretischer Sicht<br />
diese mit mathematischen Mitteln zu erklären (Barzel et. al, 2007). Das<br />
Experiment geht so über die Verwendung von Modellen zur Veranschaulichung<br />
hinaus, da Lernende mit einer außermathematischen Realität zum Zweck ihrer<br />
Erkenntnisgewinnung interagieren (Oldenburg, 2006). Beispiele für<br />
außermathematische Experimente können sein:<br />
• Geometrische Experimente: π messen mit einem Fahrrad<br />
• Algebraische Experimente: Abkühlung einer Tasse Tee oder Kaffee<br />
• Stochastische Experimente: Geschmackstests, Experimente mit<br />
unterschiedlichen Würfeln.<br />
Dabei können sowohl innermathematische als auch außermathematische<br />
Schülerexperimente verschiedene Prozesse anregen und Kompetenzen fördern.<br />
Prozesse, wie<br />
• Modellbildung durch Experimente zu Abkühlvorgängen,<br />
• Begriffsbildung durch Experimente am Riemer-Würfel oder<br />
• Problemlösung durch geometrische Experimente wie Flächen wiegen oder<br />
Schwerpunkte finden (Oldenburg, 2006)<br />
werden angeregt und gleichzeitig Kompetenzen wie Kommunizieren, Argumentieren<br />
und Modellieren gefördert. Ein weiterer Vorteil ist, dass Experimente ebenfalls einen<br />
selbstdifferenzierenden Charakter aufweisen.<br />
Durch experimentelle Erfahrungen kann der zuvor geforderte handlungsorientierte<br />
Unterricht gestaltet werden, der problemlösendes Denken sowie den Aufbau<br />
individueller Vorstellungen fördert (Barzel et al., 2007). Um Kompetenzen, wie auch<br />
wissenschaftliche Denk- und Arbeitsweisen zu fördern, sollte mathematisches<br />
Experimentieren neben dem planvollen und kontrollierten Handeln (vgl. Ludwig &<br />
Oldenburg, 2007 und Kapitel 2.1), auch durch bestimmte Vorgänge gekennzeichnet<br />
sein:<br />
1. Eine Frage stellen,<br />
2. eine Hypothese bilden,<br />
3. eine experimentelle Durchführung planen,<br />
4. das Experiment durchführen,<br />
28
Experimentieren aus theoretischer Sicht<br />
5. beobachten und dokumentieren und<br />
6. am Schluss die Ergebnisse auswerten (Ludwig & Oldenburg, 2007; Mikelskis-<br />
Seifert & Wiebel, 2011).<br />
In Anlehnung an die oben beschriebenen Vorgänge und einem Experimentalkreisel zum<br />
Experimentieren in der Geometrie (Leuders, Ludwig & Oldenburg, 2006) ist dieses<br />
Modell des mathematischen Experimentierens entstanden:<br />
Abbildung 3: Experimentierkreislauf (Beumann, 2014)<br />
Dabei gibt es zwei voneinander getrennte Möglichkeiten diesen Kreislauf zu<br />
durchlaufen:<br />
1. Dunkelblau: Der erste Weg ist im Modell durch die dunkelblauen Pfeile<br />
gekennzeichnet. In einer mathematischen Experimentiersituation ist zunächst<br />
eine mathematische Fragestellung gegeben, die es zu ergründen gilt. Aus dieser<br />
eher weit gefassten Fragestellung wird eine Hypothese generiert, die in einem<br />
Experiment überprüft werden soll. Die daraus resultierenden Beobachtungen<br />
werden festgehalten, analysiert und mathematisiert. Der Lernende gelangt zu<br />
einer mathematischen Antwort, indem er sich ein gewähltes mathematisches<br />
Modell zu Nutze macht und Mathematik betreibt. Die gefundene Antwort kann<br />
dann im Hinblick auf die zuvor gestellte mathematische Frage validiert werden.<br />
29
Experimentieren aus theoretischer Sicht<br />
2. Hellblau: Aus Beobachtungen ist noch ein weiterer Weg bekannt. Dieser Weg<br />
ist im Modell durch gestrichelte hellblaue Pfeile gekennzeichnet. Innerhalb der<br />
von mir gestellten Experimentalsituationen war zu beobachten, dass<br />
Schülerinnen und Schüler nicht immer eine Hypothese aus einer Fragestellung<br />
generieren, sondern einfach mit dem Experimentiervorgang beginnen. Durch die<br />
gefundenen Beobachtungen wird dann eine Hypothese generiert. Durch<br />
anschließendes Analysieren und Mathematisieren gelangen die Lernenden nun<br />
zur mathematischen Antwort, indem die Lernenden sich ein mathematisches<br />
Modell zur Erklärung zu Nutze machen und diese Antwort im Hinblick auf die<br />
Fragestellung validieren.<br />
Dieser Kreislauf kann dabei beliebig oft durchlaufen werden, bis eine hinreichende<br />
Antwort auf die Fragestellung gefunden wird.<br />
30
Motivation und Interesse<br />
3. Motivation und Interesse<br />
Ziel dieses Kapitels ist es, die theoretische Sicht auf die Konzepte Motivation und<br />
Interesse zu beleuchten. In der Alltagssprache werden die Begriffe „Motivation“ und<br />
„Interesse“ sehr heterogen verwendet. Mit dem Begriff der „Motivation“ ist meist nur<br />
der intrinsische Komponente gemeint. Es wird von „Interesse“ im Zusammenhang mit<br />
Vorliebe, Neigung, Teilnahme und Aufmerksamkeit gesprochen. Diese affektiven<br />
Komponenten sind nach verbreiteter Meinung Voraussetzung dafür, um sich mit einer<br />
Sache freiwillig und lustvoll zu beschäftigen. Es wird im folgenden Kapitel geklärt,<br />
welche Bedeutung den Begriffen „Motivation“ und „Interesse“ in dieser Arbeit<br />
zukommt.<br />
Was genau ist motiviertes und interessiertes Lernen und wie kann dies gefördert<br />
werden? Dazu werden in Kapitel 3.1 die Selbstbestimmungstheorie nach Deci und Ryan<br />
und in Kapitel 3.2 die Interessenstheorie von Krapp und Prenzel näher erläutert.<br />
3.1 Was ist Motivation? - Die Selbstbestimmungstheorie nach Deci<br />
und Ryan<br />
In der vorliegenden Arbeit werden sowohl fremdbestimmte als auch selbstbestimmte<br />
Formen der Motivation sowie die motivationsrelevanten Unterrichtsbedingungen aus<br />
der Perspektive der Schülerinnen und Schüler untersucht.<br />
If there is a cornerstone in the science of human behavior, it must be the field of<br />
motivation. Motivational theories ask a fundamental question, namely: What<br />
moves a person? (Ryan, 1998, S. 114).<br />
Was bewegt Schülerinnen und Schüler zum Lernen? Wieso verfolgen die Einen das<br />
Lerngeschehen gespannt und aufmerksam, während Andere mit ihren Gedanken<br />
umherschweifen? Einige Lehrkräfte können ihre Schülerinnen und Schüler fesseln,<br />
während andere die Lernenden eher langweilen. Das Fazit des OECD-Berichtes (2003)<br />
zeigt auf, dass erfolgreiches Lernen nicht nur von gutem Unterricht und der Fähigkeit<br />
Wissen zu speichern abhängt, sondern dass die Schülermotivation ein wichtiger<br />
Einflussfaktor ist. Doch was bedeutet Motivation? Wann sind Schülerinnen und Schüler<br />
motiviert und welche Einflussfaktoren wirken auf sie?<br />
31
Motivation und Interesse<br />
Die Selbstbestimmungstheorie oder im Original „self-determination theory“, kurz SDT,<br />
ist eine allgemeine Meta-Theorie der Motivation und Persönlichkeit, die sich in den<br />
letzten Jahren aus vier zusammengehörenden Mini-Theorien entwickelt hat. Jede dieser<br />
Mini-Theorien wurde entwickelt, um verschiedene Phänomene zu erklären (Deci &<br />
Ryan, 1993, 2000, 2002).<br />
1. In der „Theorie der organismischen Integration“ (Organismic integration theory)<br />
soll der Begriff der intrinsischen Motivation definiert und von extrinsischer<br />
Motivation abgegrenzt werden. Diese Mini-Theorie fokussiert den<br />
Internalisierungsprozess, d.h. die Integration von Werten in das Selbst (vgl.<br />
Kapitel 3.1.1).<br />
2. Die „Theorie der grundlegenden psychologischen Bedürfnisse“ (Basic needs<br />
theory) erklärt den Zusammenhang zwischen den drei psychologischen<br />
Grundbedürfnissen eines Menschen und dem Zustand psychischer Gesundheit<br />
oder Wohlbefinden (vgl. Kapitel 3.1.2).<br />
3. Die „Theorie der kognitiven Evaluation“ (Cognitive evaluation theory) erklärt<br />
die Effekte des sozialen Kontextes auf die intrinsische Motivation.<br />
4. Die „Theorie der Kausalitätsorientierung“ (Causality orientations theory)<br />
beschreibt die individuellen Unterschiede von Personen hinsichtlich ihrer<br />
Wahrnehmung von Autonomieunterstützung in der sozialen Umwelt. Die<br />
Theorie beschreibt die unterschiedlichen Tendenzen eines Menschen<br />
selbstbestimmt zu handeln.<br />
In ihrer Gesamtheit bilden diese Mini-Theorien die Selbstbestimmungstheorie der<br />
Motivation. Die Kernbegriffe der Selbstbestimmungstheorie sind, wie der Name schon<br />
sagt, selbstbestimmtes Handeln und dessen Voraussetzungen. Sie verfolgt nicht nur<br />
kurzfristige Motivierungsprozesse, sondern konzentriert sich auch auf die<br />
Herausbildung überdauernder motivationaler Dispositionen (Deci & Ryan, 1993) und<br />
beschäftigt sich mit der Richtung und Art von Entwicklungszuständen, den Kräften, um<br />
eine solche zielgerichtete Entwicklung zu energetisieren sowie den<br />
anwendungsbezogenen Möglichkeiten der gezielten Einflussnahme durch bestimmte<br />
Bezugspersonen. Die SDT stellt dabei eine allgemeine Theorie der Motivation dar, die<br />
32
Motivation und Interesse<br />
sich auf viele Lebensbereiche (z.B. Freundschaft, Gesundheit oder Lernen) anwenden<br />
lässt.<br />
Nach Deci und Ryan ist dabei zu bedenken, dass alle Lebewesen eine angeborene<br />
Tendenz haben, durch die Integration eigener Erfahrungen ihr Selbst ständig zu<br />
erweitern und so Anstöße für die eigene Persönlichkeitsentwicklung zu geben (vgl.<br />
Kapitel 3.3). So kann die SDT als organismische Motivationstheorie bezeichnet werden.<br />
Diese Entwicklung des Selbst läuft keinesfalls automatisch ab. Deci und Ryan messen<br />
einer interaktiven Beziehung zwischen dem Integrationsprozess und den Einflüssen der<br />
eigenen sozialen Umwelt eine entscheidende Bedeutung in diesem Prozess bei, so<br />
bekommt die SDT einen zusätzlichen dialektischen Charakter. Im Sinne der Person-<br />
Umwelt-Interaktion wird dieser dialektische Prozess als ein kontinuierlicher<br />
Veränderungsprozess verstanden, der weder auf bestimmte Entwicklungszustände noch<br />
auf Irreversibilität beschränkt ist (Ryan, 1995). Motivation entwickelt sich stets auf<br />
Grundlage der situationsspezifischen Auseinandersetzung von einer Person mit ihrer<br />
Umwelt (Deci & Ryan, 2002). Motivation kann somit als individuelles und soziales<br />
Phänomen verstanden werden, das immer an einen aktuellen Kontext gebunden ist.<br />
Es kann festgehalten werden, dass in der pädagogischen Praxis zwischen intrinsischer<br />
und extrinsischer Motivation unterschieden wird. Diese Sichtweise scheint nicht<br />
differenziert genug, da verschiedene Lernhandlungen sowohl intrinsisch als gleichzeitig<br />
auch extrinsisch motiviert sein können. So sollte das Verhältnis von intrinsischer zu<br />
extrinsischer Motivation in bestimmten Lernsituationen zueinander geklärt werden. In<br />
der Selbstbestimmungstheorie von Deci und Ryan (Deci & Ryan 1985, 1993, 2000,<br />
2002) werden unterschiedliche Ausprägungen der intrinsischen und extrinsischen<br />
Motivation zusammengeführt und analysiert. Diese Sichtweise wird im folgenden<br />
Kapitel näher erläutert.<br />
3.1.1 Theorie der organismischen Integration – Von der Fremd- zur<br />
Selbstbestimmung<br />
Innerhalb der SDT werden vier Abstufungen der extrinsischen Motivation (external,<br />
introjiziert, identifiziert und integriert) von der intrinsischen Motivation unterschieden<br />
(vgl. Abbildung 7).<br />
33
Motivation und Interesse<br />
Abbildung 4: Motivatiumskontinuum, adaptiert nach Deci und Ryan (2002)<br />
Deci und Ryan differenzieren vier verschiedene Abstufungen von extrinsischer<br />
Motivation, die nach ihrem jeweiligen Grad der Selbstbestimmung charakterisiert<br />
werden (Deci & Ryan, 2000).<br />
Auf dem Motivationskontinuum (Organismic integration theory) stellt die externale<br />
Regulation die klassische Form von extrinsischer Motivation dar (Schiefele & Köller,<br />
2006). Dabei ist:<br />
Extrinsic motivation [...] a construct that pertains whenever an activity is done in<br />
order to attain some separable outcome (Ryan & Deci, 2000, S. 60).<br />
Demnach werden extrinsisch motivierte Handlungen ausgeführt, um eine bestimmte<br />
Konsequenz herbeizuführen oder negative Konsequenzen zu vermeiden (vgl. Schiefele<br />
& Köller, 2001). Sie ist gekennzeichnet durch vollständige Fremdbestimmung und stellt<br />
die stärkste kontrollierte Motivationsart dar. Der Ort der Handlungsverursachung liegt<br />
außerhalb der Person, Handlungen werden nur ausgeführt, um negative Konsequenzen<br />
zu vermeiden (Ryan & Connell, 1989), d.h. extrinsische Motivation wird nur durch<br />
äußere Zwänge gesteuert. Eine Person wird nur dann aktiv, weil sie entweder<br />
Sanktionen verhindern oder sachlich belohnt werden will, wie beispielsweise ein<br />
Schüler der lernen muss, um eine bessere Note zu bekommen. Würde er weiterhin die<br />
Note mangelhaft bekommen, gäbe es in diesem Jahr kein neues Fahrrad zum Geburtstag<br />
geschenkt.<br />
34
Motivation und Interesse<br />
Die erste Stufe teilweise autonom handelnder extrinsischer Motivation stellt die<br />
introjizierte Regulation dar. Sie bildet den Anfang der Wertübernahme von außen,<br />
Werte und Einstellungen sind aber noch vom Selbst separiert. Eine Person kommt ihren<br />
Verpflichtungen nach, weil sie das Gefühl hat, dies tun zu müssen oder weil sie sonst<br />
ein „schlechtes Gewissen“ bekommt (Deci & Ryan, 1993; Krapp, 2005).<br />
Eine autonomere Form der extrinsischen Motivation stellt die identifizierte Motivation<br />
dar. Sie stellt die dritte Stufe des Motivationskontinuums dar. Dieses Stadium wird<br />
erreicht, wenn eine Verhaltensweise als persönlich wichtig oder wertvoll anerkannt wird<br />
(Deci & Ryan, 1993, S. 228). Der normative Druck ist nun nicht mehr für die Handlung<br />
entscheidend, sondern die persönlich empfundene Wichtigkeit. So identifiziert sich eine<br />
Person mit den Werten. Dabei weist das Verhalten keine affektiven Konstanten wie<br />
Spaß oder Freude auf, das Verhalten ist weiterhin instrumentalisiert (Deci & Ryan,<br />
2000).<br />
Die letzte Stufe, integrierte Regulation, stellt die selbstbestimmteste Form der<br />
extrinsischen Motivation dar. Eine solche Motivation entsteht, wenn identifizierte Werte<br />
und Ziele im Einklang mit den persönlichen Werten oder Zielen stehen. Dabei ähnelt<br />
die integrierte Regulation der intrinsischen Motivation (Ryan & Deci, 2002). Die<br />
integrierte Regulation wird aber als extrinsisch betrachtet, da die aus ihr resultierenden<br />
Verhaltensweisen immer noch extrinsischer Natur sind, d.h. die Handlungsursache liegt<br />
nicht von Beginn an in der Person selbst (Ryan & Deci, 2002).<br />
Nur die intrinsische Motivation bildet den Prototyp des autonomen Verhaltens. In der<br />
SDT werden als selbstbestimmte Handlungen solche aufgefasst, die vom Individuum<br />
aus eigener Überzeugung heraus ausgeführt werden. Intrinsische Motivation wird<br />
oft<strong>mal</strong>s als schillernder Begriff beschrieben (Rheinberg, 2004). Es erweist sich als<br />
schwierig, den Begriff der intrinsischen Motivation eindeutig zu definieren. Die SDT<br />
greift in ihrer Definition von intrinsischer Motivation auf die drei grundlegenden<br />
psychologischen Bedürfnisse zurück (vgl. Kapitel 3.1.2). Bei der Definition von<br />
intrinsischer Motivation orientieren sich Deci und Ryan (z.B. 1985b) an einem Konzept<br />
von deCharms (1968): Intrinsische Motivation entsteht dann, wenn man sich selbst als<br />
autonom erlebt und sich als eigentlicher Verursacher der Handlung wahrnimmt<br />
(perceived locus of causality). Eine Person wird von selbst aktiv, da sie sich für eine<br />
35
Motivation und Interesse<br />
Sache interessiert. Diese Art der Motivation sollte besonders für den schulischen<br />
Bereich verstärkt gefördert werden, z.B. bei der Erledigung von Hausaufgaben.<br />
Eine Handlung wird um ihrer selbst Willen durchgeführt, weil sie beispielsweise als<br />
spannend empfunden wird oder weil die Beschäftigung mit einem bestimmten Objekt<br />
eine innere Befriedigung vermittelt.<br />
Bei intrinsischer Motivation liegen die Gründe für die Durchführung einer<br />
Handlung im Bereich der Handlung selbst, d.h. die Handlung wird um ihrer<br />
selbst willen ausgeführt und nicht, weil ihr bestimmte wünschenswerte<br />
Konsequenzen folgen (Schiefele, 1996, S. 52).<br />
Werden Handlungen aus Spaß oder Freude ausgeführt, so ist die Handlung selbst<br />
verbunden mit einem angenehm erlebten affektiven Zustand. Zur Beschreibung dieses<br />
genannten emotionalen Zustands greifen Deci und Ryan (1993) auf Csikszentmihalyis<br />
Begriff (1975) des „flow-Erlebens“ zurück (vgl. Kapitel 3.2.1).<br />
Neben den vier Formen von extrinsischer Motivation und der intrinsischen Motivation<br />
liegt in der SDT ein weiterer motivationaler Zustand vor. Es handelt sich dabei um den<br />
Zustand der Amotivation. Unter Amotivation wird ein Zustand verstanden, der die<br />
völlige Abwesenheit von Handlungsintention beschreibt und aus Desinteresse (Ryan,<br />
1995), dem Gefühl der Inkompetenz (Deci, 1975) oder der Einschätzung, dass eine<br />
bestimmte Handlung nicht zu einem gewünschten Ziel führt (Seligman, 1975; Ryan &<br />
Deci, 2000), resultiert.<br />
3.1.2 Theorie der grundlegenden psychologischen Bedürfnisse<br />
Die Theorie der grundlegenden (universellen) psychologischen Bedürfnisse, auch Basic<br />
Needs genannt, ist zentral für die SDT. Es wurde seit Beginn der Forschung als implizit<br />
betrachtet und später erst als eigene Minitheorie konzeptualisiert. Dies wurde getan,<br />
zum einen um die Theorie klarer formulieren zu können und um zum anderen das<br />
Verhältnis von Wohlbefinden und mentaler Gesundheit zu verdeutlichen (Ryan & Deci,<br />
2002). Das Bedürfniskonzept der SDT soll eine Antwort auf die Fragen geben, welche<br />
Faktoren für das Erleben intrinsischer Motivation bedeutsam sind und welche<br />
Bedingungen für die Entwicklung von einer extrinsischen Motivation hin zu einer<br />
36
Motivation und Interesse<br />
selbstbestimmten und somit intrinsischen Motivation (vgl. Kapitel 3.1.1) relevant sind<br />
(Deci & Ryan, 2002).<br />
Thus, in SDT, needs specify innate psychological nutriments that are essential<br />
for ongoing psychological growth, integrity, and well-being (Deci & Ryan,<br />
2000, S. 229; Hervorhebung im Original).<br />
Es werden solche Bedürfnisse als universell angesehen, die bedeutsam für das<br />
persönliche Wachstum (personal growth) und das Wohlbefinden (well-being) sind<br />
sowie das Erleben eines opti<strong>mal</strong>en Funktionierens (opti<strong>mal</strong> fuctioning) und den Prozess<br />
der organismischen Integration (vgl. Kapitel 3.1.1) ermöglichen.<br />
Die SDT greift das Konzept von grundlegenden Bedürfnissen als Motivatoren auf und<br />
baut auf früheren Arbeiten (z.B. deCharms, 1968) auf. Im Rahmen ihrer Theorie werden<br />
drei dieser grundlegenden Bedürfnisse formuliert: das Bedürfnis nach Autonomie, das<br />
Bedürfnis nach Kompetenz und das Bedürfnis nach sozialer Eingebundenheit (vgl.<br />
Abbildung 5).<br />
Bedürfnis nach<br />
Autonomie<br />
Basic<br />
Needs<br />
Bedürfnis nach<br />
sozialer<br />
Eingebundenheit<br />
Bedürfnis nach<br />
Kompetenz<br />
Abbildung 5: Basic Needs, eigene Darstellung<br />
Bedürfnis nach Autonomie: Das Bedürfnis nach Autonomie greift das Konzept des<br />
„locus of causality“ (vgl. deCharms, 1968) auf und bezieht sich auf die Wahrnehmung<br />
des Verursachungsortes. D.h., eine Person möchte sich selbst als Handlungszentrum<br />
wahrnehmen und den Ort der Verursachung einer Handlung in sich selbst lokalisieren<br />
(Krapp, 2005, S. 635). Mit dem Bedürfnis nach Autonomie ist weniger das Gefühl der<br />
37
Motivation und Interesse<br />
Freiheit und Unabhängigkeit gemeint, sondern vielmehr der Wunsch nach<br />
Handlungsfreiheit und Handlungsspielraum in Bereichen, in denen man sich auch<br />
handlungs- und entscheidungsfähig fühlt (Krapp, 2005). Das nachfolgende Handeln soll<br />
Ausdruck des Selbst sein und im Einklang mit den integrierten Werten stehen (Ryan &<br />
Deci, 2002). Um ein solches Autonomieerleben zu gewähren, können Umwelten<br />
entsprechend gestaltet werden, die sich dazu eignen, dem Bedürfnis nach Autonomie<br />
gerecht zu werden, z.B. offener oder handlungsorientierter Unterricht als<br />
lernerzentrierte Lernform.<br />
Verschiedene Untersuchungen zeigen, dass ein autonomieförderliches Lernklima sich<br />
positiv auf die Motivation und das Lernen von Schülerinnen und Schülern auswirkt<br />
(vgl. z.B. Willems, 2011; Black & Deci, 2000). Doch was versteht man unter lern- und<br />
motivationsförderlichem Klima? Gräsel, Jäger und Willke (2006) fassen Merk<strong>mal</strong>e von<br />
Autonomieunterstützung wie folgt zusammen:<br />
• es gibt Spielräume und Wahlmöglichkeiten, die von den Beteiligten<br />
wahrgenommen werden,<br />
• es gibt klare, präzise und transparente Ziele,<br />
• es gibt Raum für Fragen,<br />
• Themen können gewählt werden und im eigenen Tempo bearbeitet werden und<br />
• Meinungen sowie Bedürfnisse werden respektiert.<br />
Bedürfnis nach Kompetenz: Das Bedürfnis nach Kompetenz geht auf White (1959)<br />
zurück und handelt davon, dass sich eine Person als handlungsfähig erlebt. Eine Person<br />
fühlt sich den Herausforderungen gewachsen und entwickelt so seine Kompetenz im<br />
Umgang mit diesen Herausforderungen weiter. Der Rückschluss auf die eigene<br />
Kompetenz durch erfolgreiche Bewältigung einer Herausforderung passiert nur dann,<br />
wenn die Herausforderung im Rahmen des eigenen Handlungsspielraums bearbeitet<br />
werden konnte. So ist das Bedürfnis nach Autonomie Voraussetzung für das<br />
Kompetenzerleben (Krapp, 2005). Somit steht des Bedürfnis nach Kompetenz im engen<br />
Verhältnis zum Bedürfnis nach Autonomie.<br />
Es können nach Kramer (2002) drei theoretische Merk<strong>mal</strong>e für den Unterricht<br />
charakterisiert werden, die das Kompetenzerleben unterstützen:<br />
38
Motivation und Interesse<br />
• Das Erleben von Kompetenz ist mit affektiven Reaktionen verbunden, sprich es<br />
geht mit positiven Gefühlen einher. Diese positiven Gefühle wirken wie eine<br />
eigene Belohnung für die Aktivität.<br />
• Das Schwierigkeitsniveau ist abhängig vom Individuum und sollte diesem<br />
angepasst werden.<br />
• Durch Feedback kann Kompetenzerleben gestärkt werden. Voraussetzung ist,<br />
dass das Feedback autonomieunterstützend gegeben wird und sich an der<br />
Herausforderung orientiert.<br />
Bedürfnis nach sozialer Eingebundenheit: Der Mensch selbst hat das angeborene<br />
Bedürfnis, sich mit anderen Personen oder Gruppen zu identifizieren oder sich mit<br />
ihnen verbunden zu fühlen (Deci & Ryan, 1993).<br />
Insgesamt wirkt sich das Bedürfnis nach sozialer Eingebundenheit nicht ganz so stark<br />
auf die intrinsische Motivation aus, wie die anderen beiden Bedürfnisse, (Deci & Ryan,<br />
2000; Deci & Ryan, 2002), aber es spielt eine wichtige Rolle für die Entwicklung<br />
extrinsischer Motivation und so für den eigenen Internalisierungsprozess. Eine Person<br />
wird über die Einbindung in eine Gruppe mit einer Herausforderung konfrontiert.<br />
Sobald die anderen Personen innerhalb der Gruppe die Inhalte für wichtig und relevant<br />
ansehen, wird sich die Person aus dem Bedürfnis nach Zugehörigkeit zur Gruppe heraus<br />
ebenfalls mit der Herausforderung beschäftigen. Nach und nach identifiziert sich eine<br />
Person mit den angetragenen Werten und Haltungen (Krapp, 2005). So kann das<br />
Bedürfnis nach sozialer Eingebundenheit als Motor individueller Person-<br />
Gegenstandsbezüge angesehen werden (Krapp, 2005).<br />
Das Konzept der drei Basic Needs ist zentral für die Selbstbestimmungstheorie und eng<br />
mit den anderen Mini-Theorien verbunden. Nicht nur die Befriedigung der drei<br />
psychologischen Grundbedürfnisse sind für das Wohlbefinden und die psychische<br />
Gesundheit von Bedeutung, sondern auch die Integration von Werten in das Selbst.<br />
Umwelten, die den drei Bedürfnissen gerecht werden, können so dazu beitragen, einst<br />
extrinsisch motivierte Handlungen in autonomere Formen zu überführen. Der<br />
beschriebene Prozess wird als Internalisierung bezeichnet und ist wichtiger Bestandteil<br />
der Theorie der organismischen Integration (vgl. Kapitel 3.1.1). Zusammenfassend kann<br />
39
Motivation und Interesse<br />
gesagt werden, dass alle Motivationsformen auf dem Zusammenspiel der drei<br />
grundlegenden Bedürfnisse basieren.<br />
3.1.3 Basic Needs und Experimentierkurse<br />
Aus empirischen Untersuchungen des Physikunterrichts ist bekannt, dass Experimente<br />
die Funktion haben, zu motivieren und das Interesse zu wecken (Kircher et. al,<br />
2009). Bezugnehmen auf das Erleben der Basic Needs, wird beim Experimentieren das<br />
Erleben von Autonomie, Kompetenz und sozialer Eingebundenheit gefördert. Aus<br />
allgemeiner Sicht spricht vieles dafür, dass die Basic Needs in Experimentiersituationen<br />
verglichen mit klassischem Fachunterricht zumindest gleichermaßen befriedigt werden<br />
können. Lernende arbeiten innerhalb einer Experimentiersituation in Gruppen oder<br />
Teams. Dies hat eine größere Schülerzentriertheit zur Folge und ermöglicht den<br />
Lernenden ein größeres Autonomieerleben und Erleben von sozialer Eingebundenheit.<br />
Die Lernenden experimentieren selbsttätig und haben so die Möglichkeit, eigenen Ideen<br />
nachzugehen. Der Dozent hat während des gesamten Kurses die Aufgabe, auf die<br />
Bedürfnisse oder Wünsche seitens der Lernenden einzugehen. So kann er bei Bedarf<br />
Anregungen geben, um so Frusterlebnisse zu vermeiden bzw. Kompetenzerlebnisse bei<br />
den Lernenden zu erzeugen.<br />
3.2 Was ist Interesse? - Die Interessenstheorie nach Krapp und<br />
Prenzel<br />
Interesse war in den Erziehungswissenschaften und der Psychologie bereits früh ein<br />
Thema (vgl. Prenzel, 1988), geriet dann aber längere Zeit in Vergessenheit. Hans<br />
Schiefele kann als „Wiederentdecker“ der neuen Interessensforschung im Fachbereich<br />
der Pädagogischen Psychologie angesehen werden (Schiefele, 1974; 1996). Die<br />
Münchner Interessenkonzeption wurde von seinen Mitarbeitern und späteren Kollegen<br />
weiterentwickelt (Krapp & Prenzel, 1992; Prenzel, Krapp & Schiefele, 1986). Die<br />
„person-object-theory of interest“, kurz POI genannt, wurde seit den späten 1970er<br />
Jahren hauptsächlich von dieser Münchner Gruppe geprägt und bezeichnet Interesse als<br />
eine besondere Relation zwischen einer Person und einem Gegenstand (s. z.B. Prenzel,<br />
1988).<br />
40
Motivation und Interesse<br />
Somit ist eine Interessenshandlung eine planvolle und zielgerichtete Beschäftigung<br />
einer Person mit einem, als bedeutsam erlebten Gegenstands (s. z.B. Krapp, 1992). In<br />
der POI sind mit „Gegenständen“ nicht nur konkrete Objekte gemeint, sondern auch<br />
abstrakte Themen, Ideen oder Aktivitäten können unter dem Begriff „Gegenstand“<br />
zusammengefasst werden. Anzumerken ist aber, dass die Person bereits über ein<br />
gegenstandsspezifisches Wissen verfügt (Krapp, 2001) oder zumindest eine Vorstellung<br />
davon besitzt (Krapp, 2003) und sich aus eigenem Antrieb (sprich intrinsisch motiviert)<br />
mit dem Gegenstand beschäftigt. Dabei gibt es keinen Unterschied zwischen dem,<br />
womit sich die Person beschäftigt und dem, womit sie sich beschäftigen möchte (Krapp,<br />
2003). Vorrübergehende negative Gefühlszustände, wie z.B. Frust oder Ärger, einer<br />
Person bedeuten aber nicht automatisch das Ende einer Interessenshandlung, sofern<br />
diese nicht überdauernd sind.<br />
Interesse bezeichnet so die Hinwendung einer Person zu einem Interessensgegenstand<br />
und kann in einer gegebenen Situation als positive Emotion (Hidi, 2006) oder als ein<br />
motivationaler Faktor (Hidi, 2006; Krapp, 1998) aufgefasst werden. Als Emotion wird<br />
eine Empfindung bezeichnet, die dabei angenehm oder unangenehm empfunden und<br />
mehr oder weniger bewusst erlebt wird, z.B. Angst oder Freude. Ein motivationaler<br />
Faktor hingegen ist für die Ausbildung von Motivation mitverantwortlich, wie Interesse<br />
oder intrinsische Motivation.<br />
3.2.1 Struktur und Merk<strong>mal</strong>e des Interesses<br />
Interesse wurde als relationales Konstrukt entworfen, also als eine spezifische<br />
Beziehung zwischen der Person selbst und einem Gegenstand aus seiner Umwelt. Dabei<br />
basiert die POI auf drei grundlegenden Merk<strong>mal</strong>en, bei denen von der wechselseitigen<br />
Abhängigkeit vom Mensch und seiner Umwelt ausgegangen wird:<br />
1. Interesse setzt sich „aus gefühlsbezogenen und wertbezogenen Valenzen bzw.<br />
Valenzüberzeugungen“ zusammen (Schiefele, 1996, S. 78). Damit von Interesse<br />
gesprochen werden kann, müssen beide Aspekte zugleich auftreten. Die<br />
Interessenshandlung ist überwiegend mit positiven Gefühlen und Emotionen wie<br />
Freude, Involviertheit oder Neugier verbunden. Im Ausnahmefall der<br />
Interessenshandlung kommt es zu einem „flow-Erleben“. Dies beschreibt einen<br />
41
Motivation und Interesse<br />
Zustand, in dem die Person abgesehen von der Auseinandersetzung mit dem<br />
Interessensgegenstand alles andere vergisst (Csikszentmihalyi, 1990).<br />
2. Ein weiteres Merk<strong>mal</strong> des Interesses ist die Wertschätzung des<br />
Interessensgegenstandes (Krapp, 2001). Interesse kann nicht alleine als reine<br />
Emotion aufgefasst werden, da Interesse einen langfristigen und kognitiven<br />
Anteil enthält. Ebenso wenig kann man Interesse rein kognitiv oder epistemisch<br />
auffassen (vgl. Punkt 1.), da Personen bei der Auseinandersetzung mit ihrem<br />
Interessensgegenstand meist positive Gefühle erfahren. Ein<br />
Interessensgegenstand wird dabei von einer Person als persönlich bedeutsam<br />
wahrgenommen und diese Person identifiziert sich mit ihm. Prenzel bezeichnet<br />
dies als „Selbstintentionalität“, um zu verdeutlichen, dass die mit dem Interesse<br />
verbundenen Ziele und Intentionen mit den Einstellungen, Erwartungen und<br />
Werten der Person kompatibel sind (1988). Das Interesse kann so als Teil der<br />
Persönlichkeitsstruktur angesehen werden.<br />
3. Es gibt noch ein drittes Merk<strong>mal</strong> von Interesse: das epistemische Merk<strong>mal</strong> einer<br />
Interessenshandlung (Prenzel, 1988; Schiefele & Reinberg, 1997; Renninger,<br />
Ewen & Lasher, 2002). Dieses Merk<strong>mal</strong> ist das wichtigste Charakteristikum<br />
einer Interessenshandlung. Eine Person hat das Bedürfnis ihre Kompetenz<br />
bezüglich des Interessensgegenstandes zu erweitern, ihr Wissen auszubauen und<br />
ihre Fähigkeiten zu verbessern, d.h. die Person will lernen. Deshalb scheint<br />
dieses Merk<strong>mal</strong> insbesondere für den schulischen Bereich wichtiger als die<br />
beiden anderen.<br />
Zwischen dem Erleben subjektiver Bedeutsamkeit und dem Ausmaß der Identifikation<br />
mit dem Interessensgegenstand gibt es nach der POI einen engen Zusammenhang. So<br />
werden die Interessensinhalte oder Interessensgegenstände als wichtige Bestandteile in<br />
das Selbstkonzept der Person integriert und stehen nun mit den Einstellungen und<br />
Erwartungen der Person selbst in Einklang. Somit geht Interesse über intrinsische<br />
Motivation (auch im Sinne von Deci und Ryan, vgl. Kapitel 3.1.1) hinaus. Insgesamt<br />
bezieht sich die Beschreibung von Interesse nach der POI auf die affektive Besetzung<br />
im Sinne positiver Bezüge, auf die selbstintentionale Handlungstendenz im Sinne von<br />
persönlich wichtig und aus eigenen Stücken und auf die epistemische Orientierung im<br />
Sinne von mehr lernen oder erfahren wollen (Prenzel, Lankes, & Minsel, 2000).<br />
42
Motivation und Interesse<br />
3.2.2 Formen von Interesse – individuelles vs. situationales Interesse<br />
In der Münchener Interessenstheorie werden zwei grundsätzlich unterschiedliche<br />
Formen des Interesses unterschieden (vgl. Abbildung 6). Die Auseinandersetzung mit<br />
dem Interessensgegenstand ruft dabei denselben psychischen Zustand des Interesses<br />
hervor, die Langzeitwirkungen sind aber verschieden.<br />
Abbildung 6: Formen des Interesses, adaptiert nach (Krapp, 1992)<br />
Individuelles Interesse (vgl. Abbildung 6, links) wird als persönliche Eigenschaft oder<br />
als Merk<strong>mal</strong> einer Person verstanden und trägt somit wesentlich zur Entwicklung des<br />
Selbstkonzeptes bei (vgl. Krapp, 1999). Dabei ist individuelles Interesse eine zeitlich<br />
relativ überdauernde inhaltsbezogene motivationale Disposition, die sich im schulischen<br />
Kontext in den spezifischen Fachinteressen der Schülerinnen und Schüler äußert (vgl.<br />
Krapp, 1998, 2002, 2003). Diese individuellen Interessen werden durch affektive,<br />
wertbezogene und kognitive Merk<strong>mal</strong>e bestimmt (Hidi & Renninger, 2006; Krapp,<br />
2002, Schiefele, 1998). Die positive Gesamteinschätzung des erlebten<br />
Interessensgegenstandes und das Auftreten positiver Erfahrungen beeinflussen die<br />
Bildung individueller Interessen (Krapp, 1998). Individuelles Interesse zeichnet sich<br />
zudem durch hohe subjektive Bedeutung eines Interessensgegenstandes für die Person<br />
aus. Ebenfalls zeichnet sich das individuelle Interesse durch starke Selektivität und<br />
Persistenz aus, d.h. das Bestehenbleiben dieses Zustandes des Interesses über längere<br />
Zeit (Krapp, 2002, Prenzel 1992, Schiefele, 1998, Schiefel 2001). Die gefühlsbezogene<br />
Valenz innerhalb des individuellen Interesses zeichnet sich sowohl durch das positive<br />
43
Motivation und Interesse<br />
Erleben während der Interessenshandlung als auch durch die Erinnerung gespeicherter<br />
positiver Assoziationen aus (Krapp, 1992).<br />
Anders als das individuelle Interesse beschreibt das situationale Interesse (vgl.<br />
Abbildung 6, rechts) kein Merk<strong>mal</strong> einer Person, sondern eine inhaltsbezogene<br />
Motivationsqualität, die innerhalb einer aktuellen Lernsituation entsteht und so an diese<br />
gebunden ist (Hidi & Renninger, 2006; Krapp, 1998; Krapp , 2002). Als situationales<br />
Interesse wird ein in einer Lernsituation erlebter Zustand bezeichnet (vgl. Abbildung 6,<br />
Interessantheit), der aus der aktuellen Wechselwirkung zwischen Person und Situation<br />
entsteht (Lewalter & Willems; 2009). Diese Interessenshandlungen werden vor allem<br />
durch äußere Anreize ausgelöst, wie die Merk<strong>mal</strong>e einer Lernumgebung und können so<br />
gegenstandsspezifisch oder situationsspezifisch sein (Krapp, 1992). Der Begriff<br />
situationsspezifisch bezieht sich auf die Abhängigkeit des situationalen Interesses auf<br />
die Gestaltung der Lehr-Lern-Situation, angeregt durch äußere Faktoren der<br />
Lernumgebung, wohingegen der Begriff gegenstandsspezifisch sich auf die<br />
Abhängigkeit des situationalen Interesses auf die Interessantheit des Lerngegenstandes<br />
bezieht. Situationales Interesse kann dabei sowohl kurzfristiger Natur sein oder auch<br />
länger anhalten. Werden die Merk<strong>mal</strong>e des Interesses betrachtet (vgl. Kapitel 3.2.1),<br />
zeichnet sich situationales Interesse vor allem durch gefühlsbezogene Valenzen aus,<br />
wohingegen die wertbezogenen Valenzen und die kognitive Komponente hier weniger<br />
ausgeprägt sind (Hidi & Renninger, 2006).<br />
Die Einteilung in zwei verschiedene Formen von Interesse ist dadurch begründet, dass<br />
Personen von „Interesse“ sprechen, egal ob sie sich aktuell mit dem<br />
Interessensgegenstand beschäftigen (situationales Interesse) oder durch bereits<br />
bestehendes Interesse (individuelles Interesse) eine Interaktion mit ihrem<br />
Interessensgegenstand initiiert haben.<br />
44
Motivation und Interesse<br />
3.2.3 Entstehung und Entwicklung von Interesse<br />
Vermutet wird, dass individuelles Interesse durch Anregung des situationalen Interesses<br />
initiiert werden kann (Krapp, 1998; Krapp 2003; Schiefele, 2009):<br />
Abbildung 7: Rahmenmodell zur Interessensgenes, adaptiert nach (Krapp, 1998)<br />
Das situationale Interesse wird nach Mitchell (1993) in eine catch- und eine hold-<br />
Komponente unterteilt. Die catch-Phase beschreibt das „Einfangen“ von Interesse<br />
aufgrund kurzfristiger Aktivierung des situationalen Interesses in einer konkreten<br />
Lernsituation. Die Aufmerksamkeit der Lernenden wird auf einen bestimmten<br />
Sachverhalt gelenkt und die Neugierde geweckt (Hidi & Renninger, 2006, Krapp,<br />
2003). Die Aktivierung des situationalen Interesses kann dabei sensorisch oder kognitiv<br />
verlaufen. Bei einer sensorischen Aktivierung werden die Eigenschaften einer<br />
Lernumgebung, z.B. durch neue Materialien, auffällig verändert. Die affektiven<br />
Reaktionen während der catch-Phase können sowohl positive als auch negative Gefühle<br />
beinhalten (Hidi, 2000; Hidi & Anderson, 1992). Die catch-Phase beschreibt somit die<br />
Vorstufe eines Verhaltens, sich kontinuierlich und wiederholt mit einem<br />
Interessensgegenstand zu beschäftigen, also einen aktuellen individuellen Zustand (vgl.<br />
Abbildung 7).<br />
Beschäftigt sich eine Person über eine kurze Aufmerksamkeitslenkung hinweg, also<br />
längerfristig, mit einem solchen Gegenstand, wird von einem stabilisierten situationalen<br />
Interesse oder der hold-Phase gesprochen (vgl. Abbildung 8).<br />
45
Motivation und Interesse<br />
Auftreten des<br />
situationalen<br />
Interesses<br />
(catch-Phase)<br />
Stabilisierung<br />
des situationalen<br />
Interesses (hold-<br />
Phase)<br />
Entwicklung von<br />
individuellem<br />
Interesse<br />
Abbildung 8: Annahme über den Verlauf des Interesses<br />
Die hold-Phase beschreibt ein anhaltendes Interesse einer Person, das an eine<br />
Lernsituation gekoppelt ist (Hidi, 2000; Krapp, 1998, Schiefele, 2009). Merk<strong>mal</strong>e einer<br />
solchen hold-Phase sind:<br />
• eine fokussierte Aufmerksamkeit,<br />
• das Gefühl der Lerninhalt ist relevant und sinnvoll und<br />
• das subjektive Gefühl von kognitiver und emotionaler Involviertheit (Mitchell,<br />
1993).<br />
Die catch-Komponente des situationalen Interesses wird durch die kurzzeitige affektive<br />
Reaktion auf einen Lerngegenstand und/oder eine Lernumgebung beschrieben, während<br />
die hold-Komponente als eine anhaltende Bereitschaft, sich mit dem Lerngegenstand<br />
auseinander zu setzen beschrieben wird (Mitchell, 1993). Die hold-Phase trägt dazu bei,<br />
dass Lernende mehr über den Interessensbereich erfahren wollen und kann so als<br />
Ausgangspunkt der Entwicklung von dauerhaftem Interesse (vgl. Abbildung 7 und<br />
Abbildung 8) angesehen werden (Alexander, 1997; Hidi & Anderson, 1992).<br />
3.2.4 Interesse und Experimentierkurse<br />
Ziel eines experimentellen Lernsettings ist die Förderung des Interesses der Lernenden<br />
an einem bestimmten behandelten Lerngegenstand oder einer entsprechenden<br />
Wissenschaft. Individuelles Interesse lässt sich aber nur schwerlich verändern oder<br />
ausbilden, es lässt sich nicht schlagartig steigern oder gar induzieren. Selbst über einen<br />
längeren Zeitraum hinweg ist ein möglicher positiver Einfluss auf das individuelle<br />
Interesse eher als gering einzuschätzen (Mitchell, 1993; Hidi & Anderson, 1992, Hidi &<br />
Berndorf, 1998). Nach der POI ist stattdessen die Förderung des situationalen Interesses<br />
ausreichend, welches ein möglichst hohes aktuelles Interesse erzeugt (vgl. Abbildung 6<br />
in Kapitel 3.2.2). Diesem aktuellen Interesse wird eine dauerhafte Bildungswirkung<br />
46
Motivation und Interesse<br />
bescheinigt (Mitchell, 1993; Krapp, 1998), denn bei der schulischen<br />
Interessenförderung geht es nicht allein um die langfristige Entwicklung von Interesse,<br />
sondern auch um die Förderung von zeitlich begrenztem, aber dennoch lernwirksamem<br />
aktuellen Interesse (vgl. Krapp, 1998). Um ein anfänglich aktuelles Interesse aus (nicht)<br />
vorhandenen situationalen Interessen zu erzeugen, ist die Förderung der catch-<br />
Komponente notwendig. Dazu gehört unter anderem das im Experimentierkurs<br />
praktizierte eigenständige Experimentieren, das bei den Schülerinnen und Schülern<br />
affektive Reaktion hervorrufen kann.<br />
Die damit verbundene Forschungsfrage der vorliegenden Arbeit, inwieweit es möglich<br />
ist, durch einen mathematischen Experimentierkurs das Interesse der Lernenden zu<br />
fördern, muss abschließend geklärt werden. Inwieweit fördert ein solcher<br />
Experimentierkurs die emotionalen, wertbezogenen und epistemischen<br />
Interessensbereiche der Lernenden, d.h. bringt dieser Experimentierkurs den Lernenden<br />
Spaß, wird er von Ihnen als persönlich bedeutsam wahrgenommen und wollen sie sich<br />
weiter mit den behandelten Themen auseinandersetzen? Diese Fragen werden im<br />
empirischen Teil der vorliegenden Arbeit näher beleuchtet.<br />
3.3 Verbindung beider Theorien<br />
Die vorliegende Arbeit stützt sich auf zwei verschiedene Forschungsstränge, die sich<br />
über längere Zeit unabhängig voneinander entwickelt haben. Den ersten theoretischen<br />
Forschungsstrang bildet die Selbstbestimmungstheorie der Motivation von Deci und<br />
Ryan (vgl. Kapitel 3.1). Den zweiten theoretischen Schwerpunkt bildet die Entwicklung<br />
und Struktur von Interesse nach der pädagogischen Interessenstheorie von Krapp und<br />
Prenzel (vgl. Kapitel 3.2). Die Verbindung dieser beiden theoretischen Ansätze kann als<br />
Grundlage für die Beschreibung des Motivationssgeschehens innerhalb des<br />
Experimentierkurses genutzt werden. Die beiden theoretischen Ansätze der<br />
Selbstbestimmungstheorie und der Interessenstheorie können sinnvoll miteinander<br />
verbunden werden, denn durch die Selbstbestimmungstheorie wird die Funktionsweise<br />
und Entstehung einer auf Selbstbestimmung beruhenden Lernmotivation erfasst und<br />
durch die Interessenstheorie das Interesse als Beziehung zwischen einer Person und<br />
einem Interessensgegenstand. In der Selbstbestimmungstheorie wird erklärt, welche<br />
„Nahrung“ das Selbst braucht, um seiner angeborenen Tendenz zur stetigen Integration<br />
47
Motivation und Interesse<br />
zu folgen (vgl. Kapitel 3.1.1). Die Struktur des Selbst erweitert und verfeinert sich im<br />
Laufe der Entwicklung in der Auseinandersetzung mit seiner sozialen Umwelt. Die<br />
inhaltliche Seite der Motivation, sprich die Frage nach den Gegenständen und Themen,<br />
auf die sich das Lernen selbstbestimmt und interessiert richtet, wird in dieser Theorie<br />
nicht ausreichend thematisiert, denn die Bedeutung der subjektiven Wertschätzung von<br />
Lerngegenständen wird in der Selbstbestimmungstheorie vernachlässigt. Intrinsische<br />
Motivation wird nicht über inhalts- und tätigkeitsspezifische Anreize des<br />
Lerngegenstands definiert und situationsübergreifende inhaltliche Interessen bleiben<br />
dabei unberücksichtigt (vgl. Kapitel 3.1.1). Zwar werden allgemein<br />
motivationsunterstützende Bedingungen für die Entwicklung von Relationen zwischen<br />
Person und Gegenstand definiert, aber Motivation und Interesse scheinen selektiv. Die<br />
Frage, welche Lerninhalte Schülerinnen und Schüler auswählen, um sich eingehender<br />
mit einem Thema zu beschäftigen, kann dann mithilfe der Interessentheorie näher<br />
erklärt werden.<br />
48
Informationen zur Untersuchung: Ziel der Studie und Beschreibung des Experimentierkurses<br />
4. Informationen zur Untersuchung: Ziel der<br />
Studie und Beschreibung des<br />
Experimentierkurses<br />
Ausgehend von den in Kapitel 2 und 3 erfolgten theoretischen Überlegungen wird im<br />
ersten Unterkapitel 4.1 die zentrale Fragestellung der vorliegenden Untersuchung<br />
erläutert und daraus die Forschungsfragen und -hypothesen abgeleitet. Anschließend<br />
erfolgt die Beschreibung der Intervention und die Vorstellung des Experimentierkurses<br />
„<strong>Versuch´s</strong> <strong>doch</strong> <strong>mal</strong>“.<br />
Diese Arbeit kann sowohl der fachdidaktischen Entwicklungsforschung als auch der<br />
Grundlagenforschung zugeordnet werden. Die Zusammenhänge zwischen<br />
mathematischen Schülerexperimenten und Teilgebieten der pädagogischen Psychologie,<br />
d.h. die Konzepte Motivation und Interesse, werden miteinander in Beziehung gesetzt.<br />
Ziel ist eine wissenschaftliche Entwicklung einer Experimentiersituation mit der<br />
Produktion geeigneter Lehr- und Lernmaterialien, die theoretisch unterstützend auf<br />
Motivation und Interesse wirken. Im folgenden empirischen Teil der vorliegenden<br />
Arbeit ist demnach zu klären, ob sich diese Experimentiersituationen tatsächlich positiv<br />
auf die Motivation und das Interesse der Lernenden auswirken.<br />
4.1 Forschungsfragen und -hypothesen<br />
Wie schon in Kapitel 2 festgestellt wurde, ermöglichen Schülerexperimente einen<br />
handlungsorientierten Unterricht, in dem die Schülerinnen und Schüler selbstständig<br />
aktiv werden, sodass die Beantwortung der folgenden übergeordneten Fragestellung<br />
Ziel dieser Arbeit ist:<br />
• Inwieweit hat der Prozess des Experimentierens einen Einfluss auf die<br />
Motivation und das Interesse der teilnehmenden Schülerinnen und Schüler?<br />
Ziel dieser Studie ist also zu klären, ob mathematische Schülerexperimente überhaupt<br />
Einfluss auf Motivation und Interesse der Lernenden haben. Dies impliziert eine<br />
Zusammenhangshypothese, dass zwischen der Durchführung mathematischer<br />
Schülerexperimente und einer Änderung der Motivation und/oder des Interesses ein<br />
Zusammenhang besteht.<br />
49
Informationen zur Untersuchung: Ziel der Studie und Beschreibung des Experimentierkurses<br />
Wie in Kapitel 3.2 erwähnt, hat das Interesse einen Einfluss auf die Lernmotivation der<br />
Schülerinnen und Schüler. Interesse ist dafür verantwortlich, welche Inhalte von den<br />
Lernenden gelernt werden, d.h. der Lernende setzt sich aufgrund der Inhalte mit dem<br />
Lernstoff auseinander und erlebt dadurch Freude an der Tätigkeit selbst, ohne damit<br />
bestimmte Ziele zu verfolgen, ganz im Sinne der intrinsischen Motivation. Nach der<br />
POI (vgl. Kapitel 3.2.1) besitzt ein Gegenstand eine gefühlsbezogene Valenz, eine<br />
wertbezogene Valenz und auch eine Selbstintentionalität. Dabei muss Interesse aber<br />
nicht immer Voraussetzung sein, sondern kann sich auch während der Lernprozesses<br />
ausbilden. Für diese Ausbildung spielt die intrinsische Motivation eine große Rolle. In<br />
Anlehnung an diese Überlegungen geht meine Studie von der ersten Hypothese aus,<br />
dass sich die Durchführung mathematischer Schülerexperimente positiv auf die<br />
intrinsische Motivation der Schülerinnen und Schüler auswirkt. Daraus ergibt sich die<br />
erste Forschungsfrage:<br />
• Forschungsfrage 1: Inwieweit hat die praktische Auseinandersetzung mit<br />
mathematischen Schülerexperimenten einen Einfluss auf die intrinsische<br />
Motivation der Schülerinnen und Schüler, insbesondere mit Blick auf das<br />
Erleben der Basic Needs?<br />
Ein wichtiger Aspekt der zentralen Fragestellung bezieht sich auf die angestrebte<br />
Interessenförderung, die nicht trivial auszubilden ist. Interesse wird dabei von der<br />
„Münchner Gruppe“ um Schiefele, Krapp und Prenzel als eine besondere Relation<br />
zwischen einer Person und einem Interessengegenstand definiert. Eine direkte<br />
Möglichkeit zur Förderung von Interesse besteht in der Erzeugung eines situationalen<br />
Interesses in einer speziellen Situation, in der eine Beschäftigung mit dem<br />
Interessengegenstand stattfindet (vgl. Kapitel 3.2.2). Die beiden Arten des Interesses<br />
umfassen eine emotionale, eine wertbezogene und eine epistemische Komponente (vgl.<br />
Kapitel 3.2.3). Übertragen auf den Experimentierkurs sollte diese handlungsorientierte<br />
Lernsituation den Schülerinnen und Schülern Spaß bringen, von ihnen als persönlich<br />
bedeutsam wahrgenommen werden und sie anregen, sich weiter mit den behandelten<br />
Themengebieten zu beschäftigen. Dieses situationale Interesse ist vor dem<br />
Experimentierkurs nicht vorhanden, da die Schülerinnen und Schüler mit einer solchen<br />
handlungsorientierten Lernsituation im Vorfeld nicht konfrontiert wurden und<br />
50
Informationen zur Untersuchung: Ziel der Studie und Beschreibung des Experimentierkurses<br />
entwickelt sich erst im Laufe der Veranstaltung. In Anlehnung an diese Überlegungen<br />
des theoretischen Teils der Arbeit geht meine Studie von der zweiten Hypothese aus,<br />
dass sich die Durchführung mathematischer Schülerexperimente positiv auf das<br />
situationale Interesse der Schülerinnen und Schüler auswirkt. Daraus ergibt sich die<br />
zweite Forschungsfrage:<br />
• Forschungsfrage 2: Inwieweit hat die praktische Auseinandersetzung mit<br />
mathematischen Schülerexperimenten einen Einfluss auf das situationale<br />
Interesse der Schülerinnen und Schüler?<br />
Neben der Ausprägung des situationalen Interesses ist auch die Nachhaltigkeit<br />
entscheidend für die Interessenförderung. Ein möglicher positiver Einfluss<br />
mathematischer Schülerexperimente auf das individuelle Interesse ist als eher gering<br />
einzuschätzen (vgl. Kapitel 3.2.4), wodurch sich die dritte Hypothese ableiten lässt, dass<br />
die Durchführung mathematischer Schülerexperimente keinen nachweislichen Einfluss<br />
auf das individuelle Interesse am Fach Mathematik haben. Daraus ergibt sich die dritte<br />
und letzte Forschungsfrage:<br />
• Forschungsfrage 3: Inwieweit hat die praktische Auseinandersetzung mit<br />
mathematischen Schülerexperimenten einen nachweislichen Einfluss auf das<br />
individuelle Interesse am Fach Mathematik?<br />
Abbildung 9 zeigt eine schematische Darstellung meiner Forschungshypothesen über<br />
die kurz- und längerfristigen affektiven Veränderungen der teilnehmenden Schülerinnen<br />
und Schüler durch den Experimentierkurs.<br />
51
Informationen zur Untersuchung: Ziel der Studie und Beschreibung des Experimentierkurses<br />
Abbildung 9: Schematische Darstellung über die Hypothesen der Veränderungen während des<br />
Experimentierkurses<br />
Allen drei Aspekten soll dabei in der vorliegenden Arbeit hypothesenüberprüfend, d.h.<br />
quantitativ, nachgegangen werden. Die Relevanz der zentralen Fragestellung ergibt sich<br />
aus der Intention mathematischer Schülerexperimente. Schülerinnen und Schüler sollen<br />
authentische Erfahrungen mit Mathematik als Disziplin machen (Vollrath & Roth,<br />
2012, S.24-33). Dies kann nur dann gelingen, wenn sie selbst experimentieren,<br />
entdecken, strukturieren, Phänomene mathematisieren, Probleme lösen und auf diese<br />
Weise ihr mathematisches Weltbild erweitern (Roth, 2013). Vollrath (1978) geht davon<br />
aus, dass Schülerinnen und Schüler im Mathematikunterricht durch Experimente (zum<br />
Funktionsbegriff) besser motiviert werden können und sich Arbeitsweisen besser<br />
einprägen. Ganter (2013) konnte in ihrer Arbeit empirisch belegen, dass derartige<br />
Effekte bei einem Einsatz von Schülerexperimenten zum Funktionsbegriff zu<br />
verzeichnen sind, d.h. dass sich mathematikbezogenes Interesse und die<br />
Selbstwirksamkeitserwartungen der Schülerinnen und Schüler deutlich verbesserten.<br />
Im Rahmen meiner Interventionsstudie wurde eine Lernumgebung theoretisch<br />
entwickelt, erprobt, durchgeführt und wissenschaftlich evaluiert.<br />
52
Informationen zur Untersuchung: Ziel der Studie und Beschreibung des Experimentierkurses<br />
4.2 Der Experimentierkurs „<strong>Versuch´s</strong> <strong>doch</strong> <strong>mal</strong>“<br />
Um die in Kapitel 4.1 angegebenen Fragestellungen beantworten zu können, ist es<br />
notwendig, eine Intervention zu erstellen, die einige Kriterien erfüllen muss:<br />
• Es sollen nur mathematische Schülerexperimente verwendet werden, die den<br />
angegebenen Kriterien und dem Experimentierkreislauf entsprechen (vgl.<br />
Kapitel 2.1 und Kapitel 2.2.4).<br />
• Jedes Experiment soll möglichst das Erleben der Basic Needs (vgl. Kapitel<br />
3.1.2) unterstützen.<br />
• Eine motivierende Fragestellung oder Problemstellung zu Beginn soll, ganz im<br />
Sinne des entdeckenden Lernens, zum eigenen Experimentieren einladen.<br />
• Es sollte genügend Anleitung und Hilfestellung in unterschiedlichen<br />
Schwierigkeitsstufen vorhanden sein, um ein eigenständiges Entdecken zu<br />
ermöglichen.<br />
Ziel ist eine handlungsorientierte Lernsituation. Sie unterstützt die Grundidee des<br />
Experimentierens, da das Experimentieren nicht nur eine beobachtbare, sondern auch<br />
eine handlungsbezogene Tätigkeit ist (Tetens, 1987). Eine Lernsituation wird dann als<br />
handlungsorientiert beschrieben, wenn die Lernenden nicht nur mit dem Kopf, sondern<br />
auch mit Händen und Füßen, mit dem Herzen und all ihren Sinnen lernen können (Jank<br />
& Meyer, 2005). Ein Individuum kann sich nur dann Wissen aneignen, wenn es sich<br />
intensiv und vor allem selbstständig mit Problemstellungen auseinandersetzt. Auf dieser<br />
Grundlage liegt es nahe, Methoden und Experimente so zu wählen, dass diese die<br />
genannten Aspekte berücksichtigen. Das Anforderungsniveau der gewählten<br />
Experimente sollte so gestaltet werden, dass sich die Lernenden weder über- noch<br />
unterfordert fühlen (Ryan & La Guardia, 1999).<br />
Während des gesamten Kurses führen die Lernenden ein Forscherheft, in dem sich zu<br />
jeder Experimentiersituation ein Versuchsprotokoll befindet (s. Anhang C –<br />
Forscherheft). Dieses Protokoll wird während des Kurses eigenständig ausgefüllt. Die<br />
Lernenden werden mit Hilfe von Fragen durch das Versuchsprotokoll geleitet. Diese<br />
Fragen regen die Prozesse der Hypothesenbildung, der Durchführung, der Beobachtung<br />
und der Auswertung an („Was vermutest du?", „Was benötigst du?", „Was musst du<br />
tun?", „Was hast du beobachtet?" und „Wie kannst du deine Beobachtungen<br />
53
Informationen zur Untersuchung: Ziel der Studie und Beschreibung des Experimentierkurses<br />
erklären?"). Dies trägt dazu bei, (natur)wissenschaftliche Denk- und Arbeitsweisen zu<br />
verinnerlichen (vgl. Kapitel 2.2). Jede der vier Experimentiersituationen beginnt immer<br />
mit einer Frage- oder Problemstellung. Diese soll dann im Folgenden selbstständig in<br />
Gruppen oder Teams ergründet werden. Die Dozentin steht dabei nur beratend zur<br />
Seite. Die Experimente 1 und 2 sind sehr gerichtet, die Lernenden haben eine konkrete<br />
Versuchsdurchführung vorgegeben. Dies ist beabsichtigt, da die Schülerinnen und<br />
Schüler zuerst den Ablauf eines Experimentes verinnerlichen müssen. Die letzten<br />
beiden Experimente hingegen sind frei, die Schülerinnen und Schüler können<br />
selbstständig, ganz im Sinne des entdeckenden Lernens einen Versuchsaufbau planen<br />
und dieses Experiment durchführen. Zur Hilfe gibt es drei verschiedene Hilfekarten:<br />
eine grüne, eine gelbe und eine rote Hilfekarte. Auf der grünen Hilfekarte befindet sich<br />
eine kurze inhaltliche Hilfestellung, auf der gelben Hilfekarte das opti<strong>mal</strong> benötigte<br />
Material für den Versuch und auf der roten Hilfekarte die komplette<br />
Versuchsdurchführung. Diese Karten stehen den Lernenden zu jeder Zeit zur<br />
Verfügung. Diese Karten sind in Anhang D – Hilfekarten zu finden.<br />
Abbildung 10: Hilfekarten<br />
Das benötigte Material aller Experimente befindet sich auf einem<br />
Materialwagen/Materialtisch, der sich an einem festen Ort im Raum befindet. Dieser<br />
Materialwagen/Materialtisch enthält neben den üblichen benötigten Materialien auch<br />
Materialien, die aus dem Zusammenhang heraus auf dem Wagen/Tisch zu finden sind,<br />
54
Informationen zur Untersuchung: Ziel der Studie und Beschreibung des Experimentierkurses<br />
da die Experimente 3 und 4 frei von den Lernenden geplant werden sollen. Dies soll die<br />
Kreativität der Lernenden fördern.<br />
Abbildung 11: Beispiel zentraler Materialwagen/Materialtisch<br />
Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über den Kursaufbau:<br />
Experiment 1 Mathematik und Glücksspiel<br />
Experiment 2 Mathematik und Sport<br />
Experiment 3 Mathematik in der Eisdiele<br />
Experiment 4 Mathematik im Badezimmer<br />
Tabelle 1: Kursaufbau<br />
In diesem Kurs sollen Schülerinnen und Schüler erkennen, dass Mathematik nicht nur<br />
aus Zahlen, Formeln und Rechnen besteht, sondern dass Mathematik viel mehr ist. Es<br />
wird gezeigt, wo Mathematik im Alltag ganz praktisch angewandt wird. Die Kursidee<br />
zielt darauf ab, dass Schülerinnen und Schüler Mathematik erkunden, entdecken und<br />
ihre eigenen Erfahrungen sammeln, für die es innerhalb der „nor<strong>mal</strong>en"<br />
Unterrichtsstruktur selten Möglichkeiten gibt. Mit Hilfe des Experimentierens werden<br />
eine Vielzahl von prozessbezogenenen Kompetenzen, wie Problemlösen,<br />
Argumentieren, Werkzeuge nutzen und Modellieren gefördert. Es wird absichtlich kein<br />
spezifisches Themengebiet innerhalb des Kurses angesprochen, sondern alle vier<br />
inhaltsbezogenen Kompetenzen (Arithmetik/Algebra, Funktionen, Geometrie und<br />
Stochastik) werden gleichermaßen thematisiert und gefördert.<br />
55
Informationen zur Untersuchung: Ziel der Studie und Beschreibung des Experimentierkurses<br />
Die zugrunde liegenden mathematischen Schülerexperimente weisen außerdem einen<br />
selbstdifferenzierenden Charakter auf, sodass sowohl leistungsstarke,<br />
leistungsschwache, als auch Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf von der<br />
Teilnahme an diesem Kurs profitieren.<br />
Die verwendeten Experimente und deren Durchführbarkeit wurden im Zeitraum<br />
zwischen September 2014 und April 2015 in zahlreichen, unterschiedlichen<br />
Mathematikkursen an der Junior Uni Wuppertal getestet, reflektiert und stetig<br />
verbessert.<br />
56
Informationen zur Untersuchung: Ziel der Studie und Beschreibung des Experimentierkurses<br />
4.2.1 Experiment 1: Mathematik und Glücksspiel – Intransitive<br />
Würfel<br />
Material: Intransitive Würfel, Würfelbecher<br />
Abbildung 12: Material Experiment 1 - Intransitive Würfel<br />
Durchführung: Bei diesem Experiment wird in Zweierteams gearbeitet. Es gibt 4<br />
verschieden beschriftete Würfel. Der Jüngere des Zweierteams darf sich zuerst einen<br />
Würfel aussuchen. Der Ältere darf anschließend einen der drei übrigen Würfel wählen.<br />
Es wird 21-<strong>mal</strong> (bei Zeitmangel auch nur 11-<strong>mal</strong>) gegeneinander gewürfelt und dabei<br />
werden die Ergebnisse eines jeden Wurfes notiert. Wer am Ende häufiger die höhere<br />
Zahl gewürfelt hat, hat das Spiel gewonnen.<br />
Abbildung 13: Versuchsdurchführung Experiment 1<br />
57
Informationen zur Untersuchung: Ziel der Studie und Beschreibung des Experimentierkurses<br />
Fragestellung/Hypothesenbildung: Gibt es eine Gewinnstrategie? Was vermutest du,<br />
ist die beste Gewinnstrategie?<br />
Zunächst sollen die Lernenden erklären, was genau eine Gewinnstrategie ist. Danach<br />
soll diese Erklärung auf das vorliegende Experiment angewendet werden, indem die<br />
Lernenden eine Hypothese über die beste Gewinnstrategie bilden.<br />
Abbildung 14: Exemplarische Besprechung der ersten Hypothesenbildung im Plenum<br />
Auswertung: Bei diesen Würfeln (vgl. Büchter, 2005) handelt es sich um nichttransitive<br />
Würfel, d.h. keiner der vier Würfel ist der beste Würfel, sondern es gibt<br />
immer einen besseren Würfel als der zuvor gewählte. Die beste Gewinnstrategie liegt<br />
also darin, als Zweiter einen Würfel zu wählen, um so auf die Auswahl des Mitspielers<br />
reagieren zu können. Mit Hilfe von Baumdiagrammen kann analysiert werden, welche<br />
Würfel in welcher Kombination jeweils gewinnen. Je nach Altersstufe und Vorwissen<br />
der Lernenden kann die Auswertung angepasst werden. Sollte die Pfadregel nicht<br />
bekannt sein, kann das Experiment auch ohne Berechnung der einzelnen<br />
Wahrscheinlichkeiten anhand des Baumdiagrammes und der dazugehörigen Ausgängen<br />
(welcher Würfel hat die höhere Zahl und gewinnt) ausgewertet werden.<br />
58
Informationen zur Untersuchung: Ziel der Studie und Beschreibung des Experimentierkurses<br />
Abbildung 15: Beispielhafte Auswertung Experiment 1<br />
Ziel des Experimentes ist es, zu erkennen, dass es keinen besten Würfel gibt, sondern<br />
dass es immer einen anderen Würfel gibt, der eine höhere Gewinnwahrscheinlichkeit<br />
hat (vgl. Abbildung 15, Ringschluss rechts unten).<br />
59
Informationen zur Untersuchung: Ziel der Studie und Beschreibung des Experimentierkurses<br />
4.2.2 Experiment 2: Mathematik und Sport – Die Kreiszahl π<br />
entdecken<br />
Grund der Entdeckung und Fragestellung: Vater Herbert macht mit seiner Tochter<br />
Hannah eine Fahrradtour. Die Räder der beiden sind unterschiedlich groß. Herberts<br />
Fahrradreifen haben einen Durchmesser von 82 cm und die Reifen von Hannah 62cm.<br />
Wie oft drehen sich die Räder von Herbert und Hannah auf einer Strecke von 100m?<br />
Hypothesenbildung: Was vermutest du, wie oft sich die beiden Reifen drehen? Hast du<br />
eine Idee, welcher Zusammenhang zwischen Umfang des Fahrradreifens und seinem<br />
Durchmesser besteht?<br />
Material: Runde, abrollbare Objekte, Papierstreifen, Maßband, Taschenrechner<br />
Abbildung 16: Material Experiment 2<br />
Durchführung: Das Experiment gliedert sich in zwei Teilexperimente:<br />
1. Abrollmethode: Auf dem Papierstreifen wird ein Startpunkt vermerkt.<br />
Ausgehend von diesem Startpunkt wird der Durchmesser der Objekte<br />
abgetragen. Danach werden die Objekte vom Startpunkt aus abgerollt. Beide<br />
Entfernungen zueinander werden verglichen und ggf. ausgemessen.<br />
2. Messen: Umfang und Durchmesser werden mit Hilfe eines Maßbandes bestimmt<br />
und in eine Tabelle eingetragen. Danach wird der Quotient aus Umfang und<br />
Durchmesser ermittelt und ebenfalls vermerkt.<br />
60
Informationen zur Untersuchung: Ziel der Studie und Beschreibung des Experimentierkurses<br />
Abbildung 17: Versuchsdurchführung Experiment 2<br />
Auswertung: Bei diesem Experiment werden Umfang und Durchmesser miteinander in<br />
Beziehung gesetzt. Zunächst wird mit Hilfe der Abrollmethode dieser Zusammenhang<br />
ohne Messwerte geschätzt, damit die Lernenden die nachfolgenden Messwerte auf ihre<br />
Richtigkeit hin überprüfen können und dafür sensibilisiert werden, dass die Kreiszahl<br />
eine einheitslose Konstante ist. Es werden danach Gemeinsamkeiten beider<br />
Teilexperimente analysiert und im Plenum ein Mittelwert aus allen Quotienten gebildet.<br />
61
Informationen zur Untersuchung: Ziel der Studie und Beschreibung des Experimentierkurses<br />
Abbildung 18: Exemplarische Ergebnisse Experiment 2<br />
Danach wird die Textaufgabe eigenständig von den Lernenden mit Hilfe der neuen<br />
Konstante, der Kreiszahl π, gelöst.<br />
Abbildung 19: Lösung der Textaufgabe - Experiment 2<br />
Didaktische Überlegung: Den Lernenden sollten vor Beginn des Experiments die<br />
Begriffe Umfang und Durchmesser bereits bekannt sein.<br />
62
Informationen zur Untersuchung: Ziel der Studie und Beschreibung des Experimentierkurses<br />
4.2.3 Experiment 3: Mathematik in der Eisdiele – Volumenvergleich<br />
von Kegel und Zylinder<br />
Grund der Entdeckung und Fragestellung: Die Softeis-Firma „Schleck“ möchte<br />
neue Eiswaffeln einkaufen. Im Großmarkt gibt es zwei verschiedene Eiswaffelsorten:<br />
eine zylinderförmige und eine kegelförmige Eiswaffel. Die Firma möchte nun wissen,<br />
welche Art von Eiswaffeln sie kaufen soll. Was ist günstiger für die Firma?<br />
Hypothesenbildung: Welche Eiswaffel sollte die Firma „Schleck“ kaufen und warum?<br />
Zunächst soll von den Lernenden geklärt werden, um welche beiden mathematischen<br />
Körper es sich handelt.<br />
Material: Halbkreis, Papier, Pappteller, Sand, Klebeband, Lineal, Schere, Löffel<br />
Abbildung 20: Experiment 3 - Kegel und Zylinder<br />
Durchführung: Zunächst soll aus dem Halbkreis ein Kegel gebastelt und die Höhe<br />
dieses Kegels mit einem Lineal gemessen werden. Diese Höhe wird auf einem Blatt<br />
Papier abgetragen und ausgeschnitten. Dieser Papierstreifen wird nun um die<br />
Grundfläche des Kegels gelegt. Sobald beide den gleichen Umfang haben, wird der<br />
Papierstreifen zu einem Zylinder zusammengeklebt. Der Zylinder wird nun auf den<br />
Pappteller gestellt. Der Kegel wird bis zum Rand mit Sand gefüllt. Der Sand wird dann<br />
vorsichtig in den Zylinder umgefüllt. Dies wird so oft wiederholt, bis der Zylinder<br />
ebenfalls bis zum Rand gefüllt ist.<br />
63
Informationen zur Untersuchung: Ziel der Studie und Beschreibung des Experimentierkurses<br />
Abbildung 21: Versuchsdurchführung Experiment 3<br />
Anmerkung: Da dieses Experiment von den Lernenden frei geplant werden kann,<br />
können sich das verwendete Material und die Durchführung von der oben genannten<br />
Beschreibung unterscheiden. Es wurde häufig beobachtet, dass die Lernenden einen<br />
Deckel für den Zylinder gebastelt haben, anstatt den Pappteller zu benutzen. Oft wurde<br />
auch nicht umgeschüttet, sondern die Löffel zum Befüllen der beiden Objekte gezählt<br />
oder die Menge in einem Messzylinder abgelesen.<br />
Auswertung: Bei diesem Experiment werden die Volumenformeln von Kegel und<br />
Zylinder mit Hilfe eines Volumenvergleichs ermittelt. Die Erkenntnisse über die<br />
Kreiszahl aus Experiment 2 werden hier verwendet, um die Formel für die Grundfläche,<br />
den Kreis, aufzustellen. Es wird thematisiert, welche Eiswaffel die Firma Schleck<br />
aufgrund der Preisstruktur verwenden sollte.<br />
64
Informationen zur Untersuchung: Ziel der Studie und Beschreibung des Experimentierkurses<br />
Abbildung 22: Beispielhafte Auswertung Experiment 3<br />
4.2.4 Experiment 4: Mathematik im Badezimmer – Tropfender<br />
Wasserhahn<br />
Grund der Entdeckung und Fragestellung: Grundlage des letzten Experiments ist die<br />
Fermi-Frage „Ein tropfender Wasserhahn kann bis zu 45l Wasser am Tag<br />
verschwenden. Kann das stimmen?".<br />
Hypothesenbildung: Kann diese Angabe stimmen? Was vermutest du?<br />
Material: Wasserhahn, Scheidetrichter als Modellwasserhahn, Messzylinder,<br />
Becherglas, Stoppuhr<br />
65
Informationen zur Untersuchung: Ziel der Studie und Beschreibung des Experimentierkurses<br />
Abbildung 23: Material Experiment 4<br />
Durchführung: Die Lernenden sollen die vorliegende Fermi-Frage experimentell<br />
überprüfen, indem sie in bestimmten selbstgewählten Zeitintervallen die Wassermenge<br />
messen.<br />
Abbildung 24: Versuchsdurchführung Experiment 4<br />
66
Informationen zur Untersuchung: Ziel der Studie und Beschreibung des Experimentierkurses<br />
Anmerkung: Da die Lernenden auch diesen Versuchsablauf selbst entwickeln konnten,<br />
konnte man verschiedene Messmethoden beobachten. Die Zeitintervalle variierten<br />
zwischen 30sek und 5min. Auch die Art der Messung war unterschiedlich. Einige<br />
Gruppen haben den Messzylinder zum Ende eines jeden Messvorganges entleert, andere<br />
Gruppen hingegen nicht, was häufig zum Überlaufen des Messzylinders geführt hat. Es<br />
gab ebenfalls Gruppen, die anstatt des Messzylinders das Becherglas für die Messung<br />
nutzten, was zu Messungenauigkeiten führte. Auch das subjektive Empfinden, was ein<br />
tropfender Wasserhahn bedeutete, unterschied sich stark in den einzelnen Gruppen. So<br />
waren die Ergebnisse in allen Gruppen unterschiedlich.<br />
Auswertung: Mit Hilfe eines Durchschnittswertes können die Lernenden die<br />
durchfließende Wassermenge für 24h ermitteln und die Aussage der Fermi-Frage<br />
validieren.<br />
Abbildung 25: Exemplarische Ergebnisse Experiment 4<br />
Sofern die Lernenden mehrere Werte in einem gleichbleibenden Zeitintervall gemessen<br />
haben, können sie ebenfalls ein Zeit-Wassermengen-Diagramm erstellen und den<br />
linearen Zusammenhang dieser Aufgabe analysieren.<br />
67
Planung und Beschreibung der Untersuchung: Design und Methoden<br />
5. Planung und Beschreibung der Untersuchung:<br />
Design und Methoden<br />
Ausgehend von den in Kapitel 2 und 3 erfolgten theoretischen Überlegungen, der<br />
Vorstellung der Forschungsfragen (vgl. Kapitel 4.1), der daraus resultierenden<br />
Hypothesen sowie der Intervention soll in diesem Kapitel zunächst in Unterkapitel 5.1<br />
das Untersuchungsdesign vorgestellt werden. Anschließend erfolgt in Unterkapitel 5.2<br />
die Erläuterung der verwendeten Instrumente.<br />
5.1 Untersuchungsdesign<br />
Für die Erhebung der Daten zur Beantwortung der oben genannten Forschungsfragen<br />
und zur Überprüfung meiner Hypothesen wurden Fragebögen in einem pre/post-<br />
Kontrollgruppendesign in einer quasi-experimentellen Felduntersuchung verwendet.<br />
Neben diesem Design wurden nach jedem durchgeführten Experiment ebenfalls<br />
bestimmte Daten erhoben:<br />
Vorerhebung kurz<br />
vor dem<br />
Experimentierkurs<br />
(T1)<br />
Erhebung nach<br />
jedem<br />
durchgeführten<br />
Experiment (T2)<br />
Nacherhebung<br />
direkt im Anschluss<br />
an den<br />
Experimentierkurs<br />
(T3)<br />
Abbildung 26: Untersuchungsdesign<br />
Entscheidend bei der Wahl des Untersuchungsdesigns war, durch mehrere<br />
Messzeitpunkte die kurzfristigen und situativen Veränderungen zwischen der ersten<br />
Befragung zu Beginn der Veranstaltung (T1) und der letzten Befragung am Ende (T3)<br />
identifizieren zu können. Das häufige Messen bestimmter Variablen ermöglicht einen<br />
detaillierten Blick, da möglicherweise nicht jedes Experiment gleich gut die Basic<br />
Needs unterstützt und so ggf. nicht den gleichen Effekt hat.<br />
Die Testung erfolgte in beiden Stichproben durch mich als Testleitung, um die<br />
Objektivität zu gewährleisten. Zu Beginn wurde den Lernenden verdeutlicht, dass es<br />
sich nicht um einen Test oder eine Klassenarbeit mit richtigen oder falschen Antworten<br />
68
Planung und Beschreibung der Untersuchung: Design und Methoden<br />
handelt. Dies ist auch noch<strong>mal</strong> in einem Einleitungstext auf den jeweiligen Fragebögen<br />
zum Testzeitpunkt T1 und T3 vermerkt.<br />
Aus Gründen des Datenschutzes erfolgte die Datenerhebung anonym. Ein<br />
Erkennungscode ermöglichte die notwendige Zuordnung der bearbeiteten Fragebögen<br />
und Forscherhefte zu einer Person. Dieser musste jeweils zu Beginn eines jeden<br />
Fragebogens und des Forscherheftes (mit integrierten Fragebögen) ausgefüllt werden<br />
und setzte sich aus den ersten beiden Buchstaben des Vornamens der Mutter, den ersten<br />
beiden Buchstaben des Vornamens des Vaters sowie dem Geburtstag und dem<br />
Geburtsmonat des Lernenden zusammen.<br />
Der inhaltliche Aufbau der einzelnen Fragebögen wird im Folgenden vorgestellt. Dabei<br />
ist anzumerken, dass sich die Fragebögen zu den verschiedenen Messzeitpunkten T2 x<br />
mit x = Experiment 1, ..., 4 nicht unterscheiden und identisch sind. Einen Überblick<br />
über die zu den jeweiligen Zeitpunkten T1, T2 und T3 erhobenen Aspekte vermittelt die<br />
folgende Tabelle:<br />
69
Planung und Beschreibung der Untersuchung: Design und Methoden<br />
Abgefragte Aspekte zum Zeitpunkt ... T1 T2 T3<br />
Alter, Geschlecht, Schuljahrgang, Schulart þ þ<br />
Letzte Klassenarbeitsnote im Fach Mathematik þ þ<br />
Letzte Zeugnisnote im Fach Mathematik þ þ<br />
Mathematisches Selbstkonzept þ þ<br />
Individuelles Interesse am Fach Mathematik þ þ<br />
Individuelle Motivationsfaktoren (Mathematikunterricht)<br />
Offenes Item: Persönliche Wünsche und Ziele für den Kurs<br />
þ<br />
þ<br />
Offenes Item: Spaß am Kurs<br />
Offenes Item: Weiterempfehlung des Kurses<br />
þ<br />
þ<br />
Individuelle Motivationsfaktoren (Experimentierkurs) þ þ<br />
Erleben der Basic Needs innerhalb des Experimentierkurses þ þ<br />
Individuelles Interesse an Experimenten<br />
Ranking bestes Experiment<br />
Offenes Item: Unterschied Schülerlabor und Schule (nur<br />
Experimentalgruppe)<br />
Offenes Item: Unterschied Kurs und Mathematikunterricht (nur<br />
Kontrollgruppe)<br />
þ<br />
þ<br />
þ<br />
þ<br />
Situationales Interesse an der Experimentiersituation<br />
Offenes Item: Interesse an der Experimentiersituation<br />
þ<br />
þ<br />
Tabelle 2: Erhobene Aspekte zu den Messzeitpunkten T1, T2, T3<br />
Mit insgesamt 38 Items ist der Pre-Test der kürzeste Fragebogen. Er wurde von den<br />
Lernenden direkt vor Beginn des Experimentierkurses ausgefüllt. Der Pre-Test erhebt<br />
personenbezogene Daten über die Schülerinnen und Schüler sowie deren grundlegendes<br />
Interessenprofil und mathematisches Selbstkonzept. Der vollständige Fragebogen ist im<br />
Anhang A – Fragebogen pre dokumentiert. Die Bearbeitungszeit durch die Lernenden<br />
betrug ca. 10 Minuten.<br />
Die Fragebögen zu den einzelnen Messzeitpunkten T2 x erfolgte direkt am Ende eines<br />
jeden Experiments und betrug ca. 5 bis 10 Minuten. Dies ist der wachsenden Erfahrung<br />
70
Planung und Beschreibung der Untersuchung: Design und Methoden<br />
mit der Beantwortung solcher Fragebögen zuzuschreiben. Dieser Fragebogen umfasst<br />
46 Items. Der Fragebogen zum Messzeitpunkt T2 enthält nur Informationen über<br />
Interessens- und Motivationsfaktoren des jeweiligen aktuellen Experiments. Die<br />
jeweiligen Fragebögen sind im Anhang C – Forscherheft zu finden.<br />
Mit insgesamt 67 Items ist der Post-Test der längste Fragebogen. Die Beantwortung des<br />
Post-Tests erfolgte am Ende des gesamten Experimentierkurses ebenfalls vor Ort. Die<br />
Bearbeitungszeit betrug ca. 15 Minuten. Der Post-Test erhebt ebenfalls<br />
personenbezogene Daten über die Schülerinnen und Schüler sowie deren grundlegendes<br />
Interessenprofil und mathematisches Selbstkonzept, aber auch Interessens- und<br />
Motivationsfaktoren, die mit der gesamten Experimentiersituation in Verbindung zu<br />
bringen sind. Dieser Fragebogen ist im Anhang B – Fragebogen post zu finden.<br />
5.2 Fragebogenkonstruktion und Beschreibung der erhobenen<br />
Skalen<br />
Die Erhebung der einzelnen relevanten Aspekte (s. Tabelle 2), die den zentralen<br />
Fragestellungen und den daraus entwickelten Hypothesen bzw. Forschungsfragen<br />
entsprechen, erfolgt mit mehreren unterschiedlichen Items, die jeweils gleiche<br />
Teilbereiche betreffen. Alle verwendeten Items haben ein identisches Bewertungsformat<br />
und sind alle auf einer vierstufigen Likert-Skala (Ratingskala) zu beantworten, von (1)<br />
„stimmt nicht“ bis (4) „stimmt genau“.<br />
Die verwendeten geschlossenen Items der Fragebögen wurden nicht selbst entwickelt,<br />
sondern entstammen schon getesteten Studien. Die verwendeten Items entstammen<br />
einem Itempool, dabei wurden alle Items der jeweiligen Subskalen verwendet, es wurde<br />
weder gekürzt noch erweitert.<br />
5.2.1 Das mathematische Selbstkonzept<br />
Die Skala Selbstkonzept wurde aufgrund des deutlichen Gegenstandsbezugs zum<br />
individuellen Interesse (vgl. Kapitel 3.2) erhoben. Die Items entstammen dem SQD-1.<br />
Dieser Self-Description Questionnaire I (Marsh, 1990) gehört zu den am ausführlichsten<br />
empirisch evaluierten Verfahren zur Erfassung eines multidimensionalen<br />
Selbstkonzepts im mittleren Kindesalter. Aus diesem Itempool wurde nur die Subskala<br />
mathematisches Selbstkonzept mit 8 Items verwendet. Die in dieser Arbeit verwendeten<br />
71
Planung und Beschreibung der Untersuchung: Design und Methoden<br />
Items beziehen sich auf die deutschsprachige Übersetzung der Marsh-Items von Arens,<br />
Trautwein und Hasselhorn (2011).<br />
Item<br />
Mathe fällt mir leicht.<br />
Ich freue mich auf Mathe.<br />
In Mathe bekomme ich gute Noten.<br />
Mathe interessiert mich.<br />
In Mathe lerne ich schnell.<br />
Ich mag Mathe.<br />
In Mathe bin ich gut.<br />
Ich bearbeite gerne Mathematikaufgaben.<br />
Tabelle 3: Items der Skala Selbstkonzept zu den Messzeitpunkten T1 und T3<br />
5.2.2 Individuelle Motivationsfaktoren<br />
Die vorliegende Arbeit stützt sich zum Teil auf das theoretische Konstrukt der<br />
Selbstbestimmungstheorie (vgl. Kapitel 3.1). Die Begründer dieser Theorie, Deci und<br />
Ryan, konzipierten mit dem Self-Regulation-Questionnaire (SRQ) ein<br />
Erhebungsinstrument, das die einzelnen Motivationsabstufungen (vgl. Kapitel 3.1.1)<br />
erfasst. Dieser Itempool wurde von Ryan und Connell (1989) adaptiert und ergänzt,<br />
sodass ein Itempool Academic Self-Regulation-Questionnaire (SQR-A) entstanden ist.<br />
Ein Beitrag von Müller, Hanfstingl und Andreitz (2007) stellt eine für den deutschen<br />
Sprachraum adaptierte Version des Academic Self- Regulation Questionnaire (SRQ-A)<br />
vor. Dieser wurde an Schülerinnen und Schülern getestet, deren Altersdurchschnitt 14.2<br />
(SD: 1.8) Jahre betrug. Das Durchschnittsalter der Schülerinnen und Schüler der<br />
untersuchten Stichprobe ist wesentlich jünger, sodass andere Items verwendet wurden.<br />
In der Pythagoras-Studie von Klieme, Pauli und Reusser (Rakoczy et al., 2005) wurde<br />
die Motivation mit Hilfe der Items von Prenzel, Kirsten, Dengler, Ettle und Beer (1996)<br />
erhoben und bildet ebenfalls die Abstufungen amotiviert, external, introjiziert,<br />
identifiziert und intrinsisch ab. Da sich die Befragung der vorliegenden Arbeit<br />
72
Planung und Beschreibung der Untersuchung: Design und Methoden<br />
hauptsächlich mit situativ ablaufenden Vorgängen beschäftigt, wurde dieser Itempool<br />
mit 15 Items übernommen.<br />
Item: In meinen Mathematikstunden, ...<br />
intrinsisch<br />
... macht das Lernen/Arbeiten Spaß.<br />
... will ich selbst den Stoff wirklich verstehen.<br />
... faszinieren mich die Inhalte so, dass ich mich voll<br />
einsetze.<br />
... vergeht die Zeit wie im Flug.<br />
identifiziert<br />
... strenge ich mich an, weil mir die Themen persönlich<br />
wichtig erscheinen.<br />
... arbeite ich mit, weil ich die Inhalte später bestimmt<br />
brauchen kann.<br />
introjiziert<br />
... bin ich aufmerksam, weil ich immer aufpasse.<br />
... arbeite ich mit, wie es von mir erwartet wird.<br />
... beteilige ich mich, weil ich es immer so mache.<br />
external<br />
... tue ich nur das, wozu mich der Lehrer auffordert.<br />
... tue ich nur das, was von mir verlangt wird.<br />
amotiviert<br />
... mache ich nur mit, damit ich keinen Ärger bekomme.<br />
... ist mir alles egal.<br />
... bin ich mit meinen Gedanken woanders.<br />
... habe ich keine Lust, mich zu beteiligen.<br />
Tabelle 4: Items der Skala individuelle Motivationsfaktoren zu den Messzeitpunkten T1, T2 und T3<br />
Die verwendeten Items wurden für den Messzeitpunkt T1 ins Präsens übersetzt (s.<br />
Tabelle 4), während zu den anderen Messzeitpunkten das ursprüngliche Tempus<br />
verwendet wurde. Die Items waren zu jedem Messzeitpunkt identisch, nur die Begriffe<br />
„Mathematikstunden“ und „Lehrer“ wurden zu den Messzeitpunkten T2 x und T3 durch<br />
„Kurs“ oder „Experimentierkurs“ und „Dozentin“ geändert, da zu diesen beiden<br />
73
Planung und Beschreibung der Untersuchung: Design und Methoden<br />
Messzeitpunkten die aktuell in der entsprechenden Experimentiersituation auftretende<br />
Motivation gemessen wird.<br />
5.2.3 Individuelles Interesse am Fach Mathematik<br />
Bei Fachinteresse oder individuellen Interesse handelt es sich um das explizite Interesse<br />
an dem einzelnen Unterrichtsfach, nicht um ein themenspezifisches Interesse. Ebenfalls<br />
wurde in der Pythagoras-Studie von Klieme, Pauli und Reusser (Rakoczy et al., 2005)<br />
das individuelle Interesse mit Hilfe selbstentwickelter Items von Buff unter<br />
Verwendung von Krapp (1992); Schiefele (1991); Winteler, Sierwald & Schiefele<br />
(1988) erhoben. Es wurde die komplette Subskala mit 8 Items verwendet.<br />
Item<br />
Mathematik ist spannend.<br />
Freiwillig würde ich mich nie mit Mathematik beschäftigen.<br />
Mathematik ist mir persönlich sehr wichtig.<br />
Mathematik macht mir keinen Spaß.<br />
Mathematik ist sehr nützlich für mich.<br />
Wenn ich ehrlich bin, ist mir Mathematik gleichgültig.<br />
Ich habe Mathematik gern.<br />
Mathematik ist langweilig.<br />
Tabelle 5: Items der Skala individuelles Interesse zu den Messzeitpunkten T1 und T3<br />
5.2.4 Individuelles Interesse an Experimenten<br />
Zum Messzeitpunkt T3 wurde zusätzlich das individuelle Interesse an Experimenten<br />
erhoben. Zu diesem Zweck wurde der Begriff „Mathematik“ der Items aus Kapitel 5.2.3<br />
durch „Experimente“ ersetzt. Diese Subskala wurde nur im post-Fragebogen verwendet,<br />
da die Vorerfahrung mit mathematischen Schülerexperimenten nicht bekannt ist und die<br />
Beantwortung erst Sinn macht, wenn die Lernenden Erfahrungen mit mathematischen<br />
Schülerexperimenten gesammelt haben.<br />
74
Planung und Beschreibung der Untersuchung: Design und Methoden<br />
5.2.5 Erleben der Basic Needs innerhalb der Experimentiersituation<br />
Die vorliegende Arbeit stützt sich zum Teil auf das theoretische Konstrukt der<br />
Selbstbestimmungstheorie (vgl. Kapitel 3.1). Das Erleben der Basic Needs ist ein<br />
wichtiger Bestandteil dieser Theorie (vgl. Kapitel 3.1.2) und gliedert sich in die<br />
Bedürfnisse nach Autonomie, Kompetenz und sozialer Eingebundenheit.<br />
Erleben von Autonomie<br />
Eine Person fühlt sich autonom, wenn sie das subjektive Gefühl hat, mit den eigenen<br />
Wünschen und Zielen agieren zu können (Williams, 1998). So hängt der Grad der<br />
erlebten Autonomie davon ab, inwieweit die Lernsituation den gegebenen Zielen und<br />
Wünschen einer Person entspricht. Der erste Teil der Subskala Erleben von Autonomie<br />
bezieht sich somit auf die Passung von persönlichen Wünschen und Zielen einer Person<br />
und umfasst 4 Items.<br />
Eine Befriedigung des Bedürfnisses nach Autonomie tritt genau dann ein, wenn<br />
Individuen Inhalte, Handlungsmerk<strong>mal</strong>e und Ausrichtung der Handlung eigenständig<br />
bestimmen können. Sie haben so einen hohen Grad an Gestaltungsfreiheit. Der zweite<br />
Teil der Subskala Erleben von Autonomie bezieht sich auf die wahrgenommene<br />
Handlungs- und Entscheidungsfreiheit einer Person (Selbstbestimmung) und umfasst<br />
ebenfalls 4 Items.<br />
Die Items sind aus der Arbeit von Willems (2011) vollständig entnommen. Der Begriff<br />
„Unterricht“ wurde durch den Begriff „Kurs“ ersetzt.<br />
75
Planung und Beschreibung der Untersuchung: Design und Methoden<br />
Item: Im heutigen Experimentierkurs hatte ich das<br />
Gefühl, dass ...<br />
Persönliche Wünsche<br />
und Ziele<br />
... der Kurs meinen Zielen für den Experimentierkurs<br />
entsprach.<br />
... der Kurs so war, wie er aus meiner Sicht sein sollte.<br />
... der Kurs so war, wie ich es mir wünsche.<br />
... der Kurs so war, wie ich es mir vorstelle.<br />
Selbstbestimmung<br />
... ich meine eigenen Lösungswege entwickeln konnte.<br />
... ich selbst entscheiden konnte, wie ich eine Aufgabe<br />
bearbeite.<br />
... ich selbstständig arbeiten konnte.<br />
... ich neue Inhalte selbstständig erarbeiten konnte.<br />
Tabelle 6: Items der Skala Erleben von Autonomie zu den Messzeitpunkten T2 und T3<br />
Erleben von Kompetenz<br />
Das Bedürfnis nach Kompetenz ist das zweite psychologische Grundbedürfnis und<br />
äußert sich im Bestreben einer Person, sich als handlungsfähig und wirksam zu erleben.<br />
Auch diese Items sind aus der Arbeit von Willems (2011) vollständig entnommen. Die<br />
Subskala umfasst 4 Items. Hier wurde ebenfalls der Begriff „Unterricht“ durch „Kurs“<br />
ersetzt.<br />
Item: Im heutigen Experimentierkurs hatte ich das Gefühl, dass ...<br />
... ich auch schwierige Aufgaben selbstständig lösen konnte.<br />
... ich in der Lage war, die Aufgaben alleine zu bearbeiten.<br />
... ich auch den schwierigen Stoff verstanden habe.<br />
... ich den Anforderungen des Kurses gewachsen war.<br />
Tabelle 7: Items der Skala Erleben von Kompetenz zu den Messzeitpunkten T2 und T3<br />
Erleben von sozialer Eingebundenheit<br />
Das Bedürfnis nach sozialer Eingebundenheit ist das dritte psychologische<br />
Grundbedürfnis. Eine Person hat den Wunsch, emotional befriedigte Sozialkontakte<br />
76
Planung und Beschreibung der Untersuchung: Design und Methoden<br />
aufzubauen und sich sozial und emotional zugehörig zu fühlen. In der vorliegenden<br />
Unterrichtssituation gibt es zwei Bezugsgruppen um soziale Eingebundenheit zu<br />
erleben: die Bezugsgruppe Lehrperson und die Bezugsgruppe Kursgemeinschaft. Im<br />
schulischen Kontext hängt das Gefühl der sozialen Eingebundenheit des Lernenden<br />
stark mit dem Gefühl zusammen, von der Lehrperson ernst genommen, respektiert,<br />
gemocht und geschätzt zu werden (Niemiec & Ryan, 2009, Reeve, 2002).<br />
Der erste Teil der Subskala Erleben von sozialer Eingebundenheit bezieht sich auf die<br />
Bezugsgruppe Lehrperson, in diesem Fall auf die Dozentin und umfasst 3 Items. Der<br />
zweite Teil der Subskala Erleben von sozialer Eingebundenheit bezieht sich wiederum<br />
auf die Bezugsgruppe Kursgemeinschaft und umfasst ebenfalls 3 Items.<br />
Die Begriffe „Lehrer“ und „Mitschüler“ wurden durch die Begriffe „Dozentin“ und<br />
„Mitstudenten“ ersetzt. Die Items sind aus der Arbeit von Willems (2011) vollständig<br />
entnommen.<br />
Item: Im heutigen Experimentierkurs hatte ich das Gefühl,<br />
dass ...<br />
Dozentin<br />
... meine Dozentin mich an schwierigen Stellen im Kurs<br />
unterstützt hat.<br />
... meine Dozentin mich ernst genommen hat.<br />
Insgesamt fühlte ich mich heute bei meiner Dozentin wohl.<br />
Kurs<br />
... mich meine Mitstudenten ernst genommen haben.<br />
... meine Mitstudenten meine Leistungen anerkannt haben.<br />
Insgesamt fühlte ich mich heute in der Kursgemeinschaft wohl.<br />
Tabelle 8: Items der Skala Erleben von sozialer Eingebundenheit zu den Messzeitpunkten T2 und T3<br />
5.2.6 Situationales Interesse innerhalb der Experimentiersituation<br />
Im Gegensatz zum individuellen Interesse bezeichnet das situationale Interesse ein<br />
Interesse in konkreten Situationen, das durch äußere Anregungsbedingungen ausgelöst<br />
wird. Diese Art von Interesse ist primär bedingt durch die Gestaltung von Lehr-Lern-<br />
Umgebungen. Das situationale Interesse ist aufgeteilt in eine catch- und eine hold-<br />
Komponente, d.h. es gibt sowohl Unterrichtsbedingungen, die zum Auslösen (“catch“)<br />
als auch solche, die zum Halten (“hold“) des situationalen Interesses beitragen.<br />
77
Planung und Beschreibung der Untersuchung: Design und Methoden<br />
Die catch-Komponente des situationalen Interesses ist charakterisiert durch positive<br />
Emotionen und focussed attention. Der erste Teil der Subskala situationales Interesse<br />
bezieht genau diese Komponente ein und umfasst 6 Items.<br />
Die hold-Komponente ist durch epistemische Orientierung und wertbezogene Valenzen<br />
(Relevanz) charakterisiert. Der zweite Teil der Subskala situationales Interesse bezieht<br />
ebendiese Komponente ein und umfasst ebenfalls 6 Items.<br />
Die Items sind aus einer Arbeit von Willems (2014) vollständig entnommen. In der<br />
Originalversion liegen die Items in Frageform vor, die hier jeweils in eine Aussage<br />
umformuliert wurden. Die Begriff „Mathematikunterricht“ und „Phasen des<br />
Mathematikunterrichts“ wurde in „Experiment“ geändert.<br />
Item: Wie hat dir das erste/zweite/dritte/vierte Experiment<br />
gefallen?<br />
Catch<br />
Dieses Experiment hat mein Interesse geweckt.<br />
Dieses Experiment hat meine Aufmerksamkeit gefesselt.<br />
Die Beschäftigung mit diesem Experiment war spannend.<br />
Dieses Experiment hat meine Neugier geweckt.<br />
Die Beschäftigung mit diesem Experiment hat Spaß gemacht.<br />
Dieses Experiment hat mich fasziniert.<br />
Hold<br />
Die Inhalte dieses Experiments fand ich persönlich wichtig.<br />
Ich möchte gerne mehr über Inhalte des Experiments erfahren.<br />
Ich möchte mich mit anderen über dieses Experiment<br />
unterhalten.<br />
Die Auseinandersetzung mit diesem Experiment war mir<br />
persönlich wichtig.<br />
Während dieses Experiments haben sich neue Fragen ergeben,<br />
auf die ich gerne eine Antwort hätte.<br />
Während dieses Experiments hatte ich ein Aha-Erlebnis, bei<br />
dem ich plötzlich einzelne Sachverhalte verstanden habe.<br />
Tabelle 9: Items der Skala situationales Interesse zum Messzeitpunkten T2<br />
78
Planung und Beschreibung der Untersuchung: Design und Methoden<br />
5.2.7 Ranking bestes Experiment<br />
Um bestimmte Einflussfaktoren eines Experimentes auf das Interesse oder die<br />
Motivation deuten zu können, wurde ein Item aufgenommen, in dem die Schülerinnen<br />
und Schüler den vier Experimenten die Plätze 1 bis 4 zuordnen sollen.<br />
Item: Welches Experiment hat dir am besten gefallen? Trage die Plätze 1 bis 4 in die<br />
folgende Tabelle ein, wobei dir Platz 1 am besten gefallen hat.<br />
Mathematik und Glücksspiel<br />
Mathematik und Sport<br />
Mathematik in der Eisdiele<br />
Mathematik im Badezimmer<br />
Tabelle 10: Ranking bestes Experiment<br />
5.2.8 Offene Items<br />
Neben den geschlossenen Items wurden ebenfalls offene Items in den Fragebögen<br />
verwendet, um quantitative Aussagen ggf. besser einordnen zu können. Innerhalb dieser<br />
Items können die Schülerinnen und Schüler ihre Antwort frei in einem Text<br />
formulieren. Es ist von Vorteil, solche offene Fragen einzubauen, wenn man<br />
ablehnendes oder sensitives Verhalten erfassen möchte (vgl. Converse & Presser, 1986)<br />
oder durch eine Vorgabe von Antwortmöglichkeiten ggf. nicht das gesamte Spektrum<br />
an Äußerungen erfasst wird. Offene Items eignen sich besonders, wenn man eine<br />
Vielzahl unterschiedlicher Einschätzungen zu einem Sachverhalt analysieren möchte.<br />
Sie sind besonders sinnvoll, wenn Meinungen oder Einstellungen von Interesse sind, bei<br />
denen die wahrscheinlichen Antworten vorher schwer einschätzbar scheinen.<br />
5.2.8.1 Persönliche Wünsche und Ziele für den Kurs<br />
In den Fragebögen zu den Testzeitpunkten T2 x sowie zum Testzeitpunkt T3 werden die<br />
Schülerinnen und Schüler aufgefordert, das Erleben der Basic Needs zu reflektieren.<br />
Nach Kapitel 5.2.5 wird das Erleben von Autonomie in die Facetten „Persönliche<br />
Wünsche und Ziele“ sowie „Selbstbestimmung“ untergliedert. Damit die Schülerinnen<br />
und Schüler eine zutreffende Aussage über die persönlichen Wünsche und Ziele des<br />
Experimentierkurses geben können, sollten sie im Vorfeld darüber reflektieren, wie ein<br />
solcher Experimentierkurs ihrer Meinung nach sein sollte.<br />
79
Planung und Beschreibung der Untersuchung: Design und Methoden<br />
Item: Was möchtest du in diesem Kurs lernen? Was stellst du dir unter diesem Kurs<br />
vor? Wie sollte ein Experimentierkurs sein?<br />
5.2.8.2 Spaß am Kurs und Weiterempfehlung des Kurses<br />
Um ggf. einen detaillierten Einblick darüber zu bekommen, was den Schülerinnen und<br />
Schülern am gesamten Experimentierkurs besonders gut gefallen oder nicht gefallen<br />
hat, wurde zum Testzeitpunkt T3 ein offenes Item verwendet.<br />
Item: Hat dir der Kurs Spaß gemacht? Wenn ja, warum? Wenn nein, warum nicht?<br />
Da sich das Erfassen des situationalen und individuellen Interesses auf wenige<br />
geschlossene und stark theoriegeleitete Items reduziert, wurde ein weiteres Item zum<br />
Interesse am Kurs verwendet. Diese beiden Items ermöglichen einen detaillierten Blick<br />
auf die Interessenswahrnehmungen innerhalb des Experimentierkurses, die ggf. nicht<br />
spezifisch durch die geschlossenen, theoriegeleiteten Items abgebildet wurden.<br />
Item: Würdest du einen solchen Experimentierkurs deiner Freundin oder deinem<br />
Freund weiterempfehlen? Wenn ja, warum? Wenn nein, warum nicht?<br />
5.2.8.3 Unterschied Schülerlabor und Schule<br />
Um einschätzen zu können, inwieweit der Lernort Schülerlabor innerhalb der<br />
Kontrollgruppe einen Einfluss auf das Interessens- und Motivationsgeschehen der<br />
Schülerinnen und Schüler hat, wurde ein offenes Item verwendet, in dem die<br />
Einschätzung zum Lernort im Vergleich zur Schule erfasst werden sollte.<br />
Item: Was ist deiner Meinung nach im Schülerlabor anders als in der Schule? Wie<br />
findest du das?<br />
5.2.8.4 Unterschied Kurs und sonstiger Mathematikunterricht<br />
Innerhalb der Kontrollgruppe fand der Experimentierkurs, anders als bei der<br />
Experimentalgruppe, im eigenen Klassenraum statt. Um den Einfluss des<br />
Experimentierkurses auf das Interessens- und Motivationsgeschehen der Schülerinnen<br />
und Schüler zu analysieren, ist die Meinung der Probanden von besonderer Bedeutung.<br />
Mit diesem offenen Item sollen die Schülerinnen und Schüler reflektieren, was an<br />
diesem Kurs anders ist als an ihrem „nor<strong>mal</strong>en“ Mathematikunterricht und ob ihnen<br />
diese Lernmethode gefällt.<br />
80
Planung und Beschreibung der Untersuchung: Design und Methoden<br />
Item: Was ist deiner Meinung nach in diesem Kurs anders als sonst in deinem<br />
Mathematikunterricht? Wie findest du das?<br />
5.2.8.5 Interesse an der Experimentiersituation<br />
Um einen detaillierten Einblick darin zu bekommen, was den Schülerinnen und<br />
Schülern an einem jeweiligen Experiment besonders gut gefallen oder nicht gefallen<br />
hat, wurde zu den Testzeitpunkten T2 x ein offenes Item verwendet. Dort sollen die<br />
Schülerinnen und Schüler reflektieren, was besonders gut oder schlecht an dem<br />
jeweiligen Experiment war, sodass die Experimente ggf. später weiter verbessert<br />
werden können oder das Ranking zum besten Experiment untermauert werden kann.<br />
Item: Hattest du Spaß beim Experimentieren? Was hat dir besonders gut gefallen? Was<br />
hat dir weniger gut gefallen?<br />
5.3 Reliabilitätsanalyse<br />
Im Folgenden werden die drei Testgütekriterien nur kurz erläutert, um eine bessere<br />
Einordnung der Reliabilität zu ermöglichen. Sollte eine detailliertere Darstellung dieser<br />
Testgütekriterien benötigt werden, verweise ich hiermit auf einschlägige Literatur wie<br />
z.B. Bortz (1999).<br />
In der klassischen Testtheorie werden drei Testgütekriterien unterschieden:<br />
1) Validität<br />
2) Objektivität<br />
3) Reliabilität<br />
Validität: Die Validität gibt an, ob ein verwendeter Test das misst, was er zu messen<br />
vorgibt. Dabei unterscheidet man drei Arten der Validität: die Inhaltsvalidität (Erfasst<br />
der verwendete Test erschöpfend das zu messende Konstrukt?), die Kriteriumsvalidität<br />
(Stimmen die Messergebnisse mit dem gemessenen Merk<strong>mal</strong> überein?) und die<br />
Konstruktvalidität (Können Hypothesen abgeleitet werden, die mit Hilfe eines Test<br />
überprüft werden können?).<br />
Die von mir verwendeten Items entstammen schon getesteten Studien, sodass man hier<br />
von einem validen Testinstrument ausgehen kann.<br />
81
Planung und Beschreibung der Untersuchung: Design und Methoden<br />
Objektivität: Eine Testobjektivität ist gegeben, wenn mehrere Testleiter zum gleichen<br />
Ergebnis gelangen. Dabei unterscheidet man drei Arten der Objektivität: die<br />
Durchführungsobjektivität, die Auswertungsobjektivität und die<br />
Interpretationsobjektivität.<br />
Die Studie wurde nur von mir durchgeführt, sodass es zu keinem Einfluss anderer auf<br />
die Objektivität kommen kann. Es gab ein exaktes Testleitermanual, um die Objektivität<br />
bei allen geführten Studien zu gewährleiten.<br />
Reliabilität: Die Reliabilität gibt den Grad der Messgenauigkeit eines Instrumentes an.<br />
Dabei unterscheidet man vier Arten: Retest-Reliabilität (der verwendete Test wird einer<br />
Stichprobe zwei<strong>mal</strong> vorgelegt und man korreliert diese Ergebnisse), Parallel-Test-<br />
Reliabilität (hier wird die Korrelation zweier paralleler Testversionen angegeben), die<br />
Testhalbierungs-Reliabilität (d.h. die Korrelation zweier Testhälften) und die interne<br />
Konsistenz (Cronbach´s Alpha).<br />
Die von mir verwendeten Items entstammen schon getesteten Studien. Im Folgenden<br />
wird die interne Konsistenz meiner verwendeten Items berechnet. Da einige Items zu<br />
mehreren Zeitpunkten gemessen wurden, werden hier alle Messzeitpunkte<br />
berücksichtigt, da sich die interne Konsistenz über den Test ggf. verändern könnte.<br />
5.3.1 Das mathematische Selbstkonzept<br />
Stichprobe Messzeitpunkt Anzahl der Items Cronbach´s α<br />
Experimentalgruppe pre<br />
post<br />
8<br />
8<br />
.831<br />
.827<br />
Kontrollgruppe<br />
pre<br />
8<br />
.903<br />
post<br />
8<br />
.905<br />
Tabelle 11: Interne Konsistenz mathematisches Selbstkonzept<br />
Bei beiden Gruppen weist die interne Konsistenz sehr gute Werte auf (Median<br />
Experimentalgruppe: .829 und Kontrollgruppe: .904) und decken sich mit den<br />
Ergebnissen der deutschen Version des SDQ1, wo die interne Konsistenz der Skalen<br />
zwischen .83 und .95 liegen (Arens et al., 2011).<br />
82
Planung und Beschreibung der Untersuchung: Design und Methoden<br />
5.3.2 Individuelle Motivationsfaktoren<br />
Die Motivationsfaktoren gliedern sich in die Konstrukte: intrinsisch, identifiziert,<br />
introjiziert, external und amotiviert.<br />
Intrinsisch:<br />
Stichprobe Messzeitpunkt Anzahl der Items Cronbach´s α<br />
Experimentalgruppe pre<br />
Exp. 1<br />
Exp. 2<br />
Exp. 3<br />
Exp. 4<br />
post<br />
4<br />
4<br />
4<br />
4<br />
4<br />
4<br />
.794<br />
.744<br />
.779<br />
.789<br />
.800<br />
.811<br />
Kontrollgruppe<br />
pre<br />
4<br />
.758<br />
Exp. 1<br />
4<br />
.719<br />
Exp. 2<br />
4<br />
.740<br />
Exp. 3<br />
4<br />
.652<br />
Exp. 4<br />
4<br />
.689<br />
post<br />
4<br />
.780<br />
Tabelle 12: Interne Konsistenz intrinsische Motivation<br />
Die interne Konsistenz in der Experimentalgruppe (Median .792) weist sehr gute Werte<br />
auf, die etwas besser sind als die Ergebnisse der Pythagoras-Studie, die einen α-Wert<br />
von .70 angibt. Die interne Konsistenz in der Kontrollgruppe (Median 0.73) weist eine<br />
etwas schlechtere interne Konsistenz als die Experimentalgruppe auf, liegt aber immer<br />
noch über den Werten der Pythagoras-Studie.<br />
83
Planung und Beschreibung der Untersuchung: Design und Methoden<br />
Identifiziert:<br />
Stichprobe Messzeitpunkt Anzahl der Items Cronbach´s α<br />
Experimentalgruppe pre<br />
Exp. 1<br />
Exp. 2<br />
Exp. 3<br />
Exp. 4<br />
post<br />
2<br />
2<br />
2<br />
2<br />
2<br />
2<br />
.647<br />
.639<br />
.727<br />
.714<br />
.674<br />
.747<br />
Kontrollgruppe<br />
pre<br />
2<br />
.518<br />
Exp. 1<br />
2<br />
.590<br />
Exp. 2<br />
2<br />
.636<br />
Exp. 3<br />
2<br />
.490<br />
Exp. 4<br />
2<br />
.647<br />
post<br />
2<br />
.658<br />
Tabelle 13: Interne Konsistenz identifizierte Motivation<br />
Die interne Konsistenz in der Experimentalgruppe (Median .694) weist akzeptable<br />
Werte auf, die sogar besser sind als die Ergebnisse der Pythagoras-Studie, die einen α-<br />
Wert von .61 angibt. Die interne Konsistenz in der Kontrollgruppe ist bis auf den pre-<br />
Wert und bei Experiment 3 ebenfalls akzeptabel (Median .613) und im Bereich des<br />
angegebenen Wertes aus der Pythagoras-Studie. Für die Kürze der Skala sind die Werte<br />
zufriedenstellend.<br />
84
Planung und Beschreibung der Untersuchung: Design und Methoden<br />
Introjiziert:<br />
Stichprobe Messzeitpunkt Anzahl der Items Cronbach´s α<br />
Experimentalgruppe pre<br />
Exp. 1<br />
Exp. 2<br />
Exp. 3<br />
Exp. 4<br />
post<br />
3<br />
3<br />
3<br />
3<br />
3<br />
3<br />
.743<br />
.667<br />
.749<br />
.597<br />
.720<br />
.777<br />
Kontrollgruppe<br />
pre<br />
3<br />
.806<br />
Exp. 1<br />
3<br />
.545<br />
Exp. 2<br />
3<br />
.523<br />
Exp. 3<br />
3<br />
.528<br />
Exp. 4<br />
3<br />
.532<br />
post<br />
3<br />
.570<br />
Tabelle 14: Interne Konsistenz introjizierte Motivation<br />
Die interne Konsistenz in der Experimentalgruppe (Median .732) weist gute Werte auf,<br />
die sogar besser sind als die Ergebnisse der Pythagoras-Studie, die einen α-Wert von .65<br />
angibt. Die interne Konsistenz in der Kontrollgruppe (Median .549) ist bis auf den pre-<br />
Wert schlechter als der Wert der Pythagoras-Studie. Im Mittel über beide Gruppen ist<br />
der Wert aber zufriedenstellend.<br />
85
Planung und Beschreibung der Untersuchung: Design und Methoden<br />
External:<br />
Stichprobe Messzeitpunkt Anzahl der Items Cronbach´s α<br />
Experimentalgruppe pre<br />
Exp. 1<br />
Exp. 2<br />
Exp. 3<br />
Exp. 4<br />
post<br />
2<br />
2<br />
2<br />
2<br />
2<br />
2<br />
.672<br />
.758<br />
.700<br />
.776<br />
.799<br />
.676<br />
Kontrollgruppe<br />
pre<br />
2<br />
.618<br />
Exp. 1<br />
2<br />
.705<br />
Exp. 2<br />
2<br />
.663<br />
Exp. 3<br />
2<br />
.605<br />
Exp. 4<br />
2<br />
.640<br />
post<br />
2<br />
.723<br />
Tabelle 15: Interne Konsistenz externale Motivation<br />
Die interne Konsistenz beider Gruppen (Median Experimentalgruppe: .729 und<br />
Kontrollgruppe: .652) weist akzeptable Werte auf. Der Median der Experimentalgruppe<br />
liegt im Bereich des angegebenen α-Wert der Pythagoras-Studie, die einen α-Wert von<br />
.72 angibt. Der Median der Kontrollgruppe liegt deutlich darunter. Aufgrund der Kürze<br />
der Skala ist dieser Wert aber akzeptabel.<br />
86
Planung und Beschreibung der Untersuchung: Design und Methoden<br />
Amotiviert:<br />
Stichprobe Messzeitpunkt Anzahl der Items Cronbach´s α<br />
Experimentalgruppe pre<br />
Exp. 1<br />
Exp. 2<br />
Exp. 3<br />
Exp. 4<br />
post<br />
4<br />
4<br />
4<br />
4<br />
4<br />
4<br />
.724<br />
.739<br />
.687<br />
.757<br />
.772<br />
.747<br />
Kontrollgruppe<br />
pre<br />
4<br />
.733<br />
Exp. 1<br />
4<br />
.720<br />
Exp. 2<br />
4<br />
.648<br />
Exp. 3<br />
4<br />
.744<br />
Exp. 4<br />
4<br />
.706<br />
post<br />
4<br />
.744<br />
Tabelle 16: Interne Konsistenz Amotivation<br />
Die interne Konsistenz beider Gruppen (Median Experimentalgruppe: .743 und<br />
Kontrollgruppe: .727) weist gute Werte auf, die zum Teil besser sind als die Ergebnisse<br />
der Pythagoras-Studie, die einen α-Wert von .73 angibt. Zum Messzeitpunkt<br />
Experiment 2 sinkt bei beiden Gruppen die interne Konsistenz.<br />
5.3.3 Individuelles Interesse am Fach Mathematik<br />
Stichprobe Messzeitpunkt Anzahl der Items Cronbach´s α<br />
Experimentalgruppe pre<br />
post<br />
8<br />
8<br />
.910<br />
.789<br />
Kontrollgruppe<br />
pre<br />
8<br />
.864<br />
post<br />
8<br />
.705<br />
Tabelle 17: Interne Konsistenz individuelles Interesse am Fach Mathematik<br />
87
Planung und Beschreibung der Untersuchung: Design und Methoden<br />
Bei beiden Gruppen weist die interne Konsistenz gute Werte auf (Median<br />
Experimentalgruppe: .85 und Kontrollgruppe: .785), sind je<strong>doch</strong> unter dem<br />
angegebenen Wert der Pythagoras-Studie, die einen α-Wert von .91 angibt.<br />
5.3.4 Individuelles Interesse an Experimenten<br />
Stichprobe Messzeitpunkt Anzahl der Items Cronbach´s α<br />
Experimentalgruppe post 8 .789<br />
Kontrollgruppe post 8 .835<br />
Tabelle 18: Interne Konsistenz individuelles Interesse am Fach Mathematik<br />
Bei beiden Gruppen weist die interne Konsistenz gute Werte auf, es gibt keine Skala für<br />
einen direkten Vergleich. Nutzt man je<strong>doch</strong> die Skala des individuellen Interesses am<br />
Fach Mathematik, da diese vorliegende Skala nur eine Modifikation dessen ist, liegen<br />
diese Werte unter dem angegebenen Wert der Pythagoras-Studie, die einen α-Wert von<br />
.91 angibt.<br />
88
Planung und Beschreibung der Untersuchung: Design und Methoden<br />
5.3.5 Erleben der Basic Needs innerhalb der Experimentiersituation<br />
Die Skala Basic Needs ist in folgende Subskalen untergliedert: Persönliche Wünsche<br />
und Ziele, Selbstbestimmung, Kompetenz, Dozent und Kurs.<br />
Persönliche Wünsche und Ziele:<br />
Stichprobe Messzeitpunkt Anzahl der Items Cronbach´s α<br />
Experimentalgruppe Exp. 1<br />
Exp. 2<br />
Exp. 3<br />
Exp. 4<br />
post<br />
Kontrollgruppe Exp. 1<br />
Exp. 2<br />
Exp. 3<br />
Exp. 4<br />
post<br />
4<br />
4<br />
4<br />
4<br />
4<br />
4<br />
4<br />
4<br />
4<br />
4<br />
.867<br />
.898<br />
.927<br />
.932<br />
.920<br />
.911<br />
.916<br />
.910<br />
.904<br />
.930<br />
Tabelle 19: Interne Konsistenz persönliche Wünsche und Ziele<br />
Diese Subskala weist bei beiden Gruppen eine sehr gute interne Konsistenz auf (Median<br />
Experimentalgruppe: .93 und Kontrollgruppe: .91), eine bessere interne Konsistenz als<br />
in der Studie von Willems (2011), die einen α-Wert von .88 angibt.<br />
89
Planung und Beschreibung der Untersuchung: Design und Methoden<br />
Selbstbestimmung:<br />
Stichprobe Messzeitpunkt Anzahl der Items Cronbach´s α<br />
Experimentalgruppe Exp. 1<br />
Exp. 2<br />
Exp. 3<br />
Exp. 4<br />
post<br />
Kontrollgruppe Exp. 1<br />
Exp. 2<br />
Exp. 3<br />
Exp. 4<br />
post<br />
4<br />
4<br />
4<br />
4<br />
4<br />
4<br />
4<br />
4<br />
4<br />
4<br />
.781<br />
.823<br />
.869<br />
.860<br />
.822<br />
.608<br />
.648<br />
.675<br />
.652<br />
.711<br />
Tabelle 20: Interne Konsistenz Selbstbestimmung<br />
Diese Subskala weist bei der Experimentalgruppe (Median: .823) eine sehr gute interne<br />
Konsistenz auf, bei der Kontrollgruppe (Median: .652) nur eine vergleichsweise geringe<br />
Konsistenz. Insgesamt weist die Experimentalgruppe eine bessere interne Konsistenz<br />
auf als in der Studie von Willems (2011), die einen α-Wert von .74 angibt. Die Werte<br />
der Kontrollgruppe liegen etwas darunter.<br />
90
Planung und Beschreibung der Untersuchung: Design und Methoden<br />
Kompetenz:<br />
Stichprobe Messzeitpunkt Anzahl der Items Cronbach´s α<br />
Experimentalgruppe Exp. 1<br />
Exp. 2<br />
Exp. 3<br />
Exp. 4<br />
post<br />
Kontrollgruppe Exp. 1<br />
Exp. 2<br />
Exp. 3<br />
Exp. 4<br />
post<br />
4<br />
4<br />
4<br />
4<br />
4<br />
4<br />
4<br />
4<br />
4<br />
4<br />
.731<br />
.763<br />
.820<br />
.693<br />
.777<br />
.644<br />
.627<br />
.664<br />
.649<br />
.698<br />
Tabelle 21: Interne Konsistenz Kompetenz<br />
Diese Subskala weist bei der Experimentalgruppe (Median: .763) eine gute interne<br />
Konsistenz auf, bei der Kontrollgruppe (Median: .649) nur eine vergleichsweise<br />
geringe interne Konsistenz. Mittelt man aber beide Gruppen, so ergibt sich eine gute<br />
interne Konsistenz. Insgesamt weist die Experimentalgruppe eine vergleichsweise<br />
schlechtere interne Konsistenz auf als in der Studie von Willems (2011), die einen α-<br />
Wert von .88 angibt.<br />
91
Planung und Beschreibung der Untersuchung: Design und Methoden<br />
Dozentin:<br />
Stichprobe Messzeitpunkt Anzahl der Items Cronbach´s α<br />
Experimentalgruppe Exp. 1<br />
Exp. 2<br />
Exp. 3<br />
Exp. 4<br />
post<br />
Kontrollgruppe Exp. 1<br />
Exp. 2<br />
Exp. 3<br />
Exp. 4<br />
post<br />
3<br />
3<br />
3<br />
3<br />
3<br />
3<br />
3<br />
3<br />
3<br />
3<br />
.776<br />
.821<br />
.877<br />
.829<br />
.798<br />
.708<br />
.681<br />
.695<br />
.761<br />
.765<br />
Tabelle 22: Interne Konsistenz Dozent<br />
Diese Subskala weist bei der Experimentalgruppe (Median: .821) eine gute interne<br />
Konsistenz auf, bei der Kontrollgruppe (Median: .708) nur eine vergleichsweise mittlere<br />
interne Konsistenz, die aufgrund der Kürze der Skala aber akzeptabel ist. Mittelt man<br />
aber beide Gruppen, so ergibt sich eine gute interne Konsistenz. Insgesamt weist die<br />
Experimentalgruppe eine vergleichsweise bessere interne Konsistenz auf als in der<br />
Studie von Willems (2011), die einen α-Wert von .78 angibt.<br />
92
Planung und Beschreibung der Untersuchung: Design und Methoden<br />
Kursgemeinschaft:<br />
Stichprobe Messzeitpunkt Anzahl der Items Cronbach´s α<br />
Experimentalgruppe Exp. 1<br />
Exp. 2<br />
Exp. 3<br />
Exp. 4<br />
post<br />
Kontrollgruppe Exp. 1<br />
Exp. 2<br />
Exp. 3<br />
Exp. 4<br />
post<br />
3<br />
3<br />
3<br />
3<br />
3<br />
3<br />
3<br />
3<br />
3<br />
3<br />
.754<br />
.826<br />
.785<br />
.842<br />
.833<br />
.653<br />
.659<br />
.697<br />
.714<br />
.679<br />
Tabelle 23: Interne Konsistenz Kurs<br />
Diese Subskala weist bei der Experimentalgruppe (Median: .826) eine gute interne<br />
Konsistenz auf, bei der Kontrollgruppe (Median: .679) nur eine vergleichsweise mittlere<br />
interne Konsistenz, die aufgrund der Kürze der Skala aber akzeptabel ist. Mittelt man<br />
aber beide Gruppen, so ergibt sich eine gute interne Konsistenz. Insgesamt weisen aber<br />
beide Gruppen im Median eine vergleichsweise bessere interne Konsistenz auf als in<br />
der Studie von Willems (2011), die einen α-Wert von .67 angibt.<br />
93
Planung und Beschreibung der Untersuchung: Design und Methoden<br />
5.3.6 Situationales Interesse innerhalb der Experimentiersituation<br />
Die Skala situationales Interesse ist in die beiden folgende Subskalen untergliedert:<br />
Catch und Hold.<br />
Catch:<br />
Stichprobe Messzeitpunkt Anzahl der Items Cronbach´s α<br />
Experimentalgruppe Exp. 1<br />
Exp. 2<br />
Exp. 3<br />
Exp. 4<br />
Kontrollgruppe Exp. 1<br />
Exp. 2<br />
Exp. 3<br />
Exp. 4<br />
6<br />
6<br />
6<br />
6<br />
6<br />
6<br />
6<br />
6<br />
.937<br />
.938<br />
.942<br />
.944<br />
.894<br />
.915<br />
.913<br />
.904<br />
Tabelle 24: Interne Konsistenz Catch<br />
Die Subskala beider Stichproben weist eine sehr gute interne Konsistenz auf (Median<br />
Experimentalgruppe: .94 und Kontrollgruppe: .909). Insgesamt weisen die beiden<br />
Gruppen eine höhere interne Konsistenz auf als in der Studie von Willems (2011), die<br />
einen α-Wert von .85 angibt.<br />
94
Planung und Beschreibung der Untersuchung: Design und Methoden<br />
Hold:<br />
Stichprobe Messzeitpunkt Anzahl der Items Cronbach´s α<br />
Experimentalgruppe Exp. 1<br />
Exp. 2<br />
Exp. 3<br />
Exp. 4<br />
Kontrollgruppe Exp. 1<br />
Exp. 2<br />
Exp. 3<br />
Exp. 4<br />
6<br />
6<br />
6<br />
6<br />
6<br />
6<br />
6<br />
6<br />
.817<br />
.886<br />
.878<br />
.929<br />
.838<br />
.830<br />
.828<br />
.806<br />
Tabelle 25: Interne Konsistenz Hold<br />
Die Subskala weist bei beiden Stichproben eine gute interne Konsistenz auf (Median<br />
Experimentalgruppe: .882 und Kontrollgruppe: .829). Auch fällt auf, dass beide<br />
Gruppen eine deutlich höhere interne Konsistenz aufweisen als in der Studie von<br />
Willems (2011), die einen α-Wert von .62 angibt.<br />
5.4 Untersuchungs- und Störvariablen<br />
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit sind folgende abhängige und unabhängige<br />
Variablen relevant, um die Wirksamkeit der Lernumgebung im Sinne einer<br />
Unterschiedshypothese der zwei Stichproben (vgl. Kapitel 6.1) zu überprüfen.<br />
Zu den oben genannten Items wurden auch das Geschlecht und die Schulform erhoben,<br />
um mögliche Einflüsse auf das Ergebnis und die Unterschiede zu überprüfen.<br />
Unabhängige Variablen<br />
Abhängige Variablen<br />
Unterrichtsort:<br />
• Alfried Krupp-Schülerlabor der<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
• Klassenraum<br />
Tabelle 26: Darstellung der Untersuchungsvariablen<br />
• mathematisches Selbstkonzept<br />
• individuelles und situationales<br />
Interesse<br />
• Motivation<br />
Neben den unabhängigen Variablen wirken noch weitere Randvariablen auf die<br />
abhängigen Variablen ein und erschweren somit die Aussagekraft hinsichtlich kausaler<br />
95
Planung und Beschreibung der Untersuchung: Design und Methoden<br />
Wirkungseinflüsse der unabhängigen auf die abhängigen Variablen. Besonders bei<br />
Felduntersuchungen tritt dieses Problem häufig auf. Um die Unterschiede zwischen den<br />
beiden Stichproben auf Treatmenteffekte zurückzuführen, ist es wichtig, dass die<br />
untersuchungsrelevanten Merk<strong>mal</strong>e beider Stichproben vergleichbar sind (Bortz &<br />
Döring, 2006). Dies geschieht durch das Konstanthalten der betreffenden Variablen.<br />
Sollte dies nicht möglich sein, sollten die Variablen aufgenommen und statistisch<br />
kontrolliert werden.<br />
Im Folgenden sind mögliche Störvariablen dargestellt:<br />
Einfluss der Lehrperson: Die Persönlichkeit der Lehrperson kann einen Einfluss auf<br />
das Interesse und die Motivation der Schülerinnen und Schüler haben. In dieser<br />
Untersuchung wurde der Experimentierkurs durch eine einzige Lehrperson, die<br />
Dozentin, geleitet. Die Mathematiklehrkräfte der einzelnen Klassen agierten nur als<br />
Aufsichtspersonen, sie gestalteten zu keiner Zeit den Unterricht mit oder gaben<br />
Hilfestellung. Die Durchführungsobjektivität wurde somit sichergestellt.<br />
Time on task: Auch die Unterrichtsdauer kann einen Einfluss auf die Motivation<br />
haben. So wurde ein standardisierter Verlaufsplan mit exakten Zeitangaben für beide<br />
Stichproben entwickelt. Dieser Plan wurde an die Gegebenheiten der beiden<br />
Stichproben (z.B. Stunden- und Pausenzeiten) angepasst und konstant gehalten, so<br />
wurde die effektive Lernzeit bei beiden Gruppen gleich gehalten.<br />
Schwierigkeitsgrad: Beide Stichproben erhielten identische Arbeitsaufträge und<br />
Inhalte und bearbeiteten die gleichen Experimente.<br />
Vorwissen der Schülerinnen und Schüler: Das Vorwissen der Schülerinnen und<br />
Schüler kann einen Einfluss auf den Lernerfolg haben. Es nahmen nur Klassen an der<br />
Befragung teil, deren Lehrkräfte versicherten, die angesprochenen Inhalte der<br />
Experimente noch nicht im Unterricht behandelt zu haben. Zusätzlich wurden die<br />
aktuellen Noten und Klassenarbeitsnoten im Fach Mathematik erfasst.<br />
Schülerpersönlichkeit: Die Schülerpersönlichkeit (auch Geschlechterunterschiede)<br />
kann, wie auch die Lehrerpersönlichkeit, Einfluss auf das Interesse und die Motivation<br />
haben. Da die Schülerinnen und Schüler in Gruppen oder Teams arbeiteten, kann auch<br />
96
Planung und Beschreibung der Untersuchung: Design und Methoden<br />
hier die Persönlichkeit eines einzigen Schülers Auswirkungen auf die Gruppe oder das<br />
Team haben. Diese Bedingung kann aufgrund der unterrichtsnahen Lernbedingung<br />
nicht kontrolliert werden und geht somit als „echte“ Störvariable mit in die<br />
Untersuchung ein.<br />
Diese genannten Störvariablen sind nur eine Auswahl von einer Vielzahl an möglichen<br />
Störvariablen, die nur äußerst schwer konstant gehalten oder eliminiert werden können.<br />
Folgende Items wurden als mögliche Störvariablen aufgenommen: Note, Geschlecht<br />
und Amotivation.<br />
97
Durchführung der Untersuchung: Interventionsstudie<br />
6. Durchführung der Untersuchung:<br />
Interventionsstudie<br />
Diese quantitative Hauptstudie wurde mit Hilfe unterschiedlicher Schulen aus dem<br />
Rhein-Ruhr-Gebiet Nordrhein-Westfalens am Alfried Krupp-Schülerlabor der Ruhr-<br />
Universität Bochum und in den jeweiligen Schulen durchgeführt. Für die Analyse<br />
konnten insgesamt 280 Schülerinnen und Schüler aus insgesamt n = 11 Klassen<br />
berücksichtigt werden, die sich auf Experimental- (179 Lernende aus 7 Klassen) und<br />
Kontrollgruppe (101 Lernende aus 4 Klassen) verteilen. Insgesamt nahmen N = 297<br />
Schülerinnen und Schüler an der Studie teil. Es mussten aber in der Experimentalgruppe<br />
N = 9 und in der Kontrollgruppe N = 8 Forscherhefte mit dazugehörigen Fragebögen<br />
aussortiert werden (vgl. Kapitel 6.2).<br />
Die Teilnahme an der Studie erfolgte für alle Beteiligten freiwillig. Von den<br />
Schülerinnen und Schülern wurde vorab eine schriftliche Einverständniserklärung eines<br />
Erziehungsberechtigten zur Studie eingeholt.<br />
Die folgende Grafik zeigt einen zeitlichen Ablauf der gesamten Studie:<br />
Abbildung 27: Ablauf der gesamten Studie<br />
6.1 Stichproben<br />
Bei der Auswahl der teilnehmenden Schulen und Schulklassen wurde versucht, ein<br />
breites Spektrum an verschiedenen Lerngruppen und Lernformen abzudecken. Die<br />
Interventionsgruppen entstammen unterschiedlichen Einzugsgebieten, sodass<br />
beeinflussende Effekte der Standortbedingungen vernachlässigt werden können.<br />
98
Durchführung der Untersuchung: Interventionsstudie<br />
Da die Kurse zum Teil am Alfried Krupp-Schülerlabor der Ruhr-Universität Bochum<br />
stattfanden, wurde für die Studie ein Kontrollgruppendesign gewählt. Dieser neue<br />
Lernort kann womöglich einen Einfluss auf das Interesse und die Motivation der<br />
Schülerinnen und Schüler haben, da diese mit einer ganz anderen Situation (Lernen an<br />
der Universität und in einem Labor) konfrontiert werden. Um diese mögliche<br />
Störvariable für die Analyse zu berücksichtigen, wurde eine Kontrollgruppe<br />
eingerichtet, in der die Schülerinnen und Schüler vor Ort in ihrem gewohnten<br />
Lernumfeld den Kurs erleben.<br />
Eine zufällige Zuteilung der einzelnen Schülerinnen und Schüler einer Klasse zu den<br />
beiden gewählten Gruppen machte aus unterrichtsorganisatorischen Gründen wenig<br />
Sinn, da die Studie an zwei Lernorten stattfand und man die Schülerinnen und Schüler<br />
einer Klasse nicht einzeln auf die beiden Gruppen verteilen konnte.<br />
Während der Intervention selbst sollten die Lernbedingungen für alle möglichst<br />
konstant gehalten werden, um so Einflüsse, die nicht unmittelbar mit der Intervention<br />
zusammenhängen, einzudämmen. So wurde in beiden Gruppen inhaltlich der gleiche<br />
Stoff behandelt, auch der zeitliche Ablauf wurde konstant gehalten.<br />
6.1.1 Experimentalgruppe<br />
Von Mai 2015 bis Juni 2015 fand der Kurs „<strong>Versuch´s</strong> <strong>doch</strong> <strong>mal</strong>“ am Alfried Krupp-<br />
Schülerlabor der Ruhr-Universität Bochum statt. An der Befragung nahmen insgesamt<br />
179 Schülerinnen und Schüler aus n = 7 Klassen teil, davon waren 49,16% weiblich und<br />
50,84% männlich. Das Durchschnittsalter dieser Schülerinnen und Schüler betrug 13.2<br />
Jahre (SD = 1.27). Unter den 179 Schülerinnen und Schülern befanden sich zwei<br />
Lernende mit Förderbedarf, jeweils ein Schüler mit dem Schwerpunkt Sozial-emotional<br />
und ein Schüler mit dem Schwerpunkt Lernen.<br />
Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die Verteilung der Schüler aus den n = 7<br />
Klassen zu den jeweiligen Schulformen:<br />
99
Durchführung der Untersuchung: Interventionsstudie<br />
Schulform<br />
Anzahl<br />
Gymnasium 103<br />
Realschule 19<br />
Gesamtschule 26<br />
Hauptschule 0<br />
Sekundarschule<br />
Gemeinschaftsschule<br />
oder<br />
31<br />
Tabelle 27: Verteilung Schulformen Experimentalgruppe<br />
6.1.2 Kontrollgruppe<br />
Von November 2015 bis Dezember 2015 fand der Kurs „<strong>Versuch´s</strong> <strong>doch</strong> <strong>mal</strong>“ in den<br />
jeweils teilnehmenden Schulen selbst statt. An der Befragung nahmen insgesamt 101<br />
Schülerinnen und Schüler aus n = 4 Klassen teil, davon waren 48,51% weiblich und<br />
51,49% männlich. Das Durchschnittsalter dieser Schülerinnen und Schüler betrug 12.8<br />
Jahre (SD = .99). Unter den 101 Schülerinnen und Schülern befanden sich sechs<br />
Lernende mit Förderbedarf, jeweils zwei Schüler mit dem Schwerpunkt Sozialemotional,<br />
jeweils drei Lernende mit dem Schwerpunkt Lernen und ein Schüler mit<br />
dem Schwerpunkt geistige Behinderung.<br />
Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die Verteilung der Schüler aus den<br />
n = 4 Klassen zu den jeweiligen Schulformen:<br />
Schulform<br />
Anzahl<br />
Gymnasium 22<br />
Realschule 21<br />
Gesamtschule 56<br />
Hauptschule 0<br />
Sekundarschule<br />
Gemeinschaftsschule<br />
oder<br />
0<br />
Tabelle 28: Verteilung Schulformen Kontrollgruppe<br />
6.2 Umgang mit fehlenden Werten<br />
In den einzelnen Subskalen nicht ausgefüllte Items wurden als fehlende Werte<br />
behandelt und gingen nicht in die Bestimmung der Skalenwerte mit ein. Einige<br />
100
Durchführung der Untersuchung: Interventionsstudie<br />
Fragebögen konnten aufgrund fehlender Merk<strong>mal</strong>e, wie z.B. fehlender Erkennungscode<br />
nicht zugeordnet werden und wurden daher nicht mit in die Untersuchung<br />
aufgenommen. Insgesamt wurden lediglich solche Fragebögen als ausgefüllt angesehen,<br />
die tatsächlich auch vollständig bzw. bis auf maxi<strong>mal</strong> 5 Items vollständig ausgefüllt<br />
wurden und keinerlei Muster beim Ankreuzen aufwiesen.<br />
6.3 Methoden zur statistischen Auswertung<br />
Für die Beantwortung der in Kapitel 4.1 vorgestellten Forschungsfragen dieser Studie<br />
werden statistische Tests der klassischen Testtheorie angewendet. Die Auswahl der<br />
verwendeten statistischen Testverfahren hing von den Fragestellungen und den daraus<br />
resultierenden Hypothesen sowie vom Skalenniveau der Daten, der Stichprobengröße,<br />
der Verteilungsannahme und dem Untersuchungsdesign ab (Lücken, 2007). Bei den<br />
eingesetzten Tests handelt es sich um gängige Auswertungsmethoden, sodass diese kurz<br />
mit der Begründung zur Auswahl erläutert werden. Für eine detailliertere Darstellung<br />
der Auswertungsmethoden, verweise ich hiermit auf einschlägige Literatur, wie z.B.<br />
Bortz (1999). Die statistischen Auswertungen erfolgten, sofern nicht anders angegeben,<br />
mit Hilfe der Statistiksoftware SPSS Volume 23 für Mac. Um die ausgewählten<br />
statistischen Testverfahren anwenden zu können, wurden vorab aus den einzelnen<br />
Subskalen per Mittelwertsbildung neue Variablen berechnet, die nun im weiteren<br />
Verlauf für die Analyse herangezogen werden.<br />
Die Schülerprodukte in Form der Aufgabenbearbeitung in den Forscherheften liegen<br />
ebenfalls als Datenmaterial vor, das im Rahmen dieser Studie aber nicht weiter<br />
berücksichtigt wird.<br />
6.3.1 Analysen innerhalb einer Stichprobe<br />
Zentrale Fragestellung dieser Interventionsstudie ist, ob der von mir konzipierte<br />
Experimentierkurs „<strong>Versuch´s</strong> <strong>doch</strong> <strong>mal</strong>“ einen nachweislichen Effekt auf Motivation<br />
und Interesse hat. Dieser Frage liegt eine Zusammenhangshypothese zugrunde, die mit<br />
Hilfe einer Korrelationsanalyse beantwortet werden kann. Ziel einer<br />
Korrelationsanalyse ist dabei, die Stärke des Zusammenhanges zwischen zwei einzelnen<br />
Variablen zu ermitteln, dabei wird aber nicht der Grad der Abhängigkeit ermittelt,<br />
sondern lediglich der Grad des linearen bzw. monotonen Zusammenhangs. Das Maß für<br />
den Grad der Beeinflussung einer Variable auf eine andere Variable ist der<br />
101
Durchführung der Untersuchung: Interventionsstudie<br />
Korrelationskoeffizient. Dieser Koeffizient variiert zwischen -1.0 bis +1.0. Ist der<br />
Korrelationskoeffizient 0, so bedeutet das, dass kein Zusammenhang zwischen den<br />
Variablen existiert, ein Korrelationskoeffizient von +1 beschreibt einen perfekten<br />
positiven Zusammenhang und ein Korrelationskoeffizient von -1 einen perfekten<br />
negativen, d.h. inversen, Zusammenhang. Generell ist bei der Korrelationsanalyse zu<br />
berücksichtigen, dass im Allgemeinen ein kausaler Zusammenhang nicht aus den<br />
Ergebnissen gefolgert werden kann. Aber ein kausaler Zusammenhang bedingt<br />
umgekehrt immer eine hohe Korrelation (vgl. Brosius, 2013).<br />
Je nach vorliegendem Messniveau unterscheidet man zwei Korrelationskoeffizienten:<br />
• Der Korrelationskoeffizient nach Bravais Pearson ist ein parametrisches<br />
Verfahren, das die Nor<strong>mal</strong>verteilung der Daten voraussetzt.<br />
• Der Korrelationskoeffizient nach Spearman ist im Gegensatz zum Pearson-<br />
Korrelationskoeffizient ein non-parametrisches Verfahren (vgl. Brosius, 2013).<br />
Für die Analyseschritte in dieser Arbeit wird der Spearman-Rangkorrelationskoeffizient<br />
verwendet. Anders als beim Pearson-Korrelationskoeffizient, der einen linearen<br />
Zusammenhang zugrunde legt, beschreibt der Rangkorrelationskoeffizient den<br />
Zusammenhang zwischen zwei Variablen mit Hilfe einer beliebigen monotonen<br />
Funktion. So benötigt der Rangkorrelationskoeffizient keine lineare Beziehung<br />
zwischen den untersuchten Variablen und ist somit sehr robust gegenüber Ausreißern.<br />
Neben der Korrelationsanalyse werden die vorliegenden Daten auch deskriptiv<br />
analysiert. Dazu werden sowohl der Mittelwert als auch die Standardabweichung<br />
berechnet. Um zu analysieren, ob die Mittelwerte im zeitlichen Verlauf, z.B. bei preund<br />
post-Messung, ansteigen oder fallen, wird ein weiterer nicht parametrischer Test,<br />
der Wilcoxon-Test, verwendet. Der Wilcoxon-Test ist ein Rangtest, d.h. die Berechnung<br />
der Teststatistik basiert auf der Bildung einer Rangreihe aus den dazugehörigen<br />
Paardifferenzen. Jeder Wert aus der ersten Messung kann einem entsprechenden Wert<br />
aus der zweiten Messung zugeordnet werden. Diese Art des Tests wird meistens<br />
angewendet, um eine Stichprobe vor und nach einem Treatment auf Unterschiede<br />
innerhalb der Testvariable zu untersuchen. Durch diese Art des Vergleiches der<br />
Mittelwerte lässt sich überprüfen, ob das Treatment einen Einfluss hat.<br />
102
Durchführung der Untersuchung: Interventionsstudie<br />
6.3.2 Stichprobenvergleiche<br />
Die für die Untersuchung verwendeten Stichproben weisen eine komplexe<br />
Datenstruktur auf. Es handelt sich hierbei nicht um reine Zufallsstichproben, da ganze<br />
Schulklassen in die Studie mit einbezogen wurden. Unter solch einer<br />
Klumpenstichprobe versteht man die Auswahl von Klumpen (Bündel von<br />
Erhebungselementen wie Schulklassen) nach dem Zufallsverfahren. Dieses<br />
Auswahlverfahren erfolgte aus Gründen der Ökonomie. Aufgrund des quasiexperimentellen<br />
Designs der Studie wurde die Zuteilung der einzelnen Schülerinnen<br />
und Schüler auf die beiden Stichproben nicht randomisiert (vgl. Kapitel 6.1).<br />
Die Stichproben meiner Studie sind voneinander unabhängig befragt worden, sodass der<br />
t-Test oder der Mann-Whitney-U-Test für einen Stichprobenvergleich in Frage kommt.<br />
Um die beiden Stichproben per Signifikanztests vergleichen zu können, müssen einige<br />
Voraussetzungen erfüllt sein.<br />
Die wichtigste Voraussetzung ist neben der Nor<strong>mal</strong>verteilung der abhängigen Variablen<br />
auch die Varianzhomogenität der Population der untersuchten Stichproben, die<br />
Intervallskalierung sowie eine ähnliche Stichprobengröße (Rudolf & Müller, 2004). Ob<br />
die genutzte Skalierung einer Intervallskalierung entspricht, kann nicht empirisch<br />
überprüft werden, da die Abstandsgleichheit innerhalb der Likert-Skala nicht<br />
operationalisiert werden kann. Die vorhandene Kodierung besitzt mindestens<br />
Ordinalskalenniveau. Allgemein gelten aber alle gängigen Analyseverfahren als sehr<br />
robust gegenüber Verletzungen des Skalenniveaus (Rudolf & Müller, 2004) und so wird<br />
die Intervallskalierung für die Analyse angenommen. Durch die Stichprobenauswahl<br />
(Experimental- und Kontrollgruppe) und die Versuchsplanung (zwei Haupterhebungen)<br />
ist die Unabhängigkeit der Messwerte gewährleistet.<br />
Um zu klären, ob eine Nor<strong>mal</strong>verteilung beider Stichproben vorhanden ist, müssen<br />
dafür die Verteilungen der Variablen betrachtet und mit der Nor<strong>mal</strong>verteilung<br />
verglichen werden. Dazu ist mit deskriptiver Statistik eine schnelle Prüfung der<br />
Voraussetzung mit Hilfe von Histogrammen oder Schiefe und Exzess möglich. Weicht<br />
die empirische Verteilung nicht extrem von der Nor<strong>mal</strong>verteilungskurve ab, kann man<br />
von einer nor<strong>mal</strong>verteilten Stichprobe ausgehen. Auch eine Schiefe zwischen -1 und +1<br />
zeigt eine nicht signifikante Abweichung von der Nor<strong>mal</strong>verteilung, ebenso wie ein<br />
103
Durchführung der Untersuchung: Interventionsstudie<br />
Exzess, der 0 aufweist. Zur Überprüfung der Nor<strong>mal</strong>verteilungsannahme kann man<br />
neben deskriptiven Werten auch auf statistische Tests zurückgreifen, wie z.B. den<br />
Kolmogoroff-Smirnov-Anpassungs-Test oder den Shapiro-Wilk-Test. Diese Tests<br />
prüfen dabei die Nullhypothese, was der empirischen Verteilung einer<br />
Nor<strong>mal</strong>verteilung entspricht. Die Ergebnisse der Tests werden signifikant, falls die<br />
empirische Verteilung signifikant von einer Nor<strong>mal</strong>verteilung abweicht und so die<br />
Voraussetzung für eine Nor<strong>mal</strong>verteilung nicht erfüllt wäre. Gemäß Bortz und Döring<br />
(2006) müssen bei großen Stichproben mit n > 30 die Messwerte nicht zwingend<br />
nor<strong>mal</strong>verteilt sein.<br />
Um die Varianzhomogenität zu überprüfen, wird auf den Levenne-Test zurückgegriffen.<br />
Er gibt Auskunft darüber, ob es zwischen den Gruppen signifikante Unterschiede der<br />
Varianzen gibt (Bühl, 2008). Ist das Ergebnis des Tests nicht signifikant, so kann die<br />
Varianzhomogenität angenommen werden.<br />
Bortz (1999) weist insgesamt darauf hin, dass auch bei der Verletzung dieser<br />
Voraussetzung der t-Test robust reagiert. Der t-Test ist aber auch bei der Verletzung<br />
anderer Voraussetzungen relativ robust. Nur falls die Varianzen heterogen und die<br />
Stichprobenumfänge sehr unterschiedlich sind (hier 179 und 101), kommt es beim t-<br />
Test zu Fehlentscheidungen, sodass der Mann-Whitney-U-Test verwendet werden<br />
sollte. Für den Fall, dass alle ausgeführten Voraussetzungen erfüllt sind, haben<br />
parametrische Verfahren (hier t-Test) eine höhere Teststärke als die verteilungsfreien<br />
Verfahren.<br />
Da bei der Untersuchung innerhalb einer Gruppe auf ein nicht-parametrisches<br />
Testverfahren zurückgegriffen wird, wird auch bei dem Signifikanztest das nichtparametrische<br />
Verfahren, d.h. der U-Test verwendet.<br />
104
Ergebnisse der Untersuchungen<br />
7. Ergebnisse der Untersuchungen<br />
Im Folgenden werden die Ergebnisse der Forschungsstudie in den Bereichen Motivation<br />
und Interesse für die Untersuchungsgruppen dargestellt. Die deskriptive und analytische<br />
Bearbeitung der erhobenen Daten erfolgt mit dem Statistikprogramm SPSS.<br />
Die drei forschungsleitenden Fragestellungen der vorliegenden Arbeit beziehen sich auf<br />
die Motivation und das Interesse der an der Studie teilnehmenden Schülerinnen und<br />
Schüler und lauten:<br />
1) Inwieweit hat die praktische Auseinandersetzung mit mathematischen<br />
Schülerexperimenten einen Einfluss auf die intrinsische Motivation der<br />
Schülerinnen und Schüler, insbesondere mit Blick auf das Erleben der Basic<br />
Needs?<br />
2) Inwieweit hat die praktische Auseinandersetzung mit mathematischen<br />
Schülerexperimenten einen Einfluss auf das situationale Interesse der<br />
Schülerinnen und Schüler?<br />
3) Inwieweit hat die praktische Auseinandersetzung mit mathematischen<br />
Schülerexperimenten einen nachweislichen Einfluss auf das individuelle<br />
Interesse am Fach Mathematik?<br />
Die Ergebnisdarstellung orientiert sich an diesen drei Fragestellungen und ist<br />
entsprechend gegliedert. Dabei gibt es zwei Analyseschritte: In Schritt 1 erfolgen<br />
deskriptive und korrelative Analysen innerhalb der beiden einzelnen Stichproben (vgl.<br />
Kapitel 7.1) und in Schritt 2 werden Gruppenvergleiche zwischen beiden Stichproben<br />
durchgeführt (vgl. Kapitel 7.2).<br />
Für die Beurteilung der Daten gelten folgende statistische Richtwerte als bindend:<br />
Signifikanzniveau Signifikanz (p) Symbol<br />
nicht signifikant p > 0.05 n.s.<br />
signifikant p ≤ 0.05 *<br />
hoch signifikant p ≤ 0.01 **<br />
höchst signifikant p ≤ 0.001 ***<br />
Tabelle 29: Signifikanzniveaus, adaptiert nach Bortz (1999, S.110)<br />
105
Ergebnisse der Untersuchungen<br />
Das Signifikanzniveau bezeichnet dabei die Wahrscheinlichkeit, mit der im Rahmen<br />
eines Tests die Nullhypothese fälschlicherweise verworfen wird, obwohl sie eigentlich<br />
richtig ist. Dies wird daher auch als Irrtumswahrscheinlichkeit bezeichnet. Die maxi<strong>mal</strong><br />
zulässige Irrtumswahrscheinlichkeit, die diesen Analysen zugrunde liegt, wird auf das<br />
Signifikanzniveau 5%, also α = 0.05, festgesetzt. Das bedeutet, dass falls die<br />
Nullhypothese richtig ist, darf die Wahrscheinlichkeit einer Ablehnung dieser<br />
Hypothese (Fehler 1. Art) nicht mehr als 5% betragen. So beträgt die<br />
Wahrscheinlichkeit die richtige Nullhypothese aufgrund eines Tests nicht abzulehnen<br />
1- α = 0.95, sprich 95%.<br />
Bei einer Korrelationsanalyse gelten nach Cohen (1988) folgende Werte, um eine<br />
Aussage über die Stärke des Zusammenhangs zu machen:<br />
Zusammenhang<br />
r<br />
kein r = 0<br />
kleiner |r| > 0.05<br />
mittlerer |r| > 0.3<br />
hoher |r| > 0.5<br />
sehr hoher / starker |r| ≥ 0.7<br />
vollständiger r = 1.0<br />
Tabelle 30: bivariate Korrelation, adaptiert nach (Cohen, 1988)<br />
Zur besseren Übersichtlichkeit wurde in den Abbildungen mit folgender farblicher<br />
Kennzeichnung gearbeitet:<br />
Stichprobe<br />
Experimentalgruppe<br />
Kontrollgruppe<br />
Farbliche Kennzeichnung<br />
blau<br />
rot<br />
106
Ergebnisse der Untersuchungen<br />
7.1 Analyseschritt 1: Analysen innerhalb der beiden Stichproben<br />
Die Datenanalyse der vorliegenden Daten erfolgt in zwei Schritten. In diesem ersten<br />
Analyseschritt erfolgen deskriptive und korrelative Analysen innerhalb der beiden<br />
einzelnen Stichproben, d.h. die Ergebnisse des pre- bzw. post-Tests für Experimentalund<br />
Kontrollgruppen werden deskriptiv und per Korrelationsanalyse ausgewertet.<br />
Für die deskriptive Analyse werden die Mittelwerte und die Standardabweichung der<br />
einzelnen Variablen berechnet und ausgewertet. Da eine Intervallskalierung der Daten<br />
angenommen wurde (vgl. Kapitel 6.3.2), können für die deskriptiven Maße die<br />
Mittelwerte und nicht die Mediane verwendet werden. Um die Mittelwertsänderung<br />
zwischen pre- und post-Test zu analysieren wird der Wilcoxon-Test verwendet. Die<br />
Korrelationsanalyse basiert in diesem Unterkapitel auf der Berechnung und Analyse der<br />
Spearman-Rangkorrelationskoeffizienten (vgl. Kapitel 6.3.1).<br />
7.1.1 Intrinsische Motivation<br />
Nach der POI von Schiefele, Krapp und Prenzel besitzt ein Gegenstand eine<br />
„gefühlsbezogene Valenz“ (Assoziation mit positiven Gefühlen), eine „wertbezogene<br />
Valenz“ (hohe subjektive Bedeutung) und eine „Selbstintentionalität“ (also keine<br />
äußeren Zwänge). Interesse muss dafür aber nicht immer Voraussetzung sein, sondern<br />
kann auch während eines Lernprozesses entwickelt werden, wobei die intrinsische<br />
Motivation eine große Rolle spielt (vgl. Kapitel 3.2.1 und 3.1.1). In Anlehnung an diese<br />
Überlegungen geht meine Studie von der ersten Hypothese aus, dass sich die<br />
Durchführung mathematischer Schülerexperimente positiv auf die intrinsische<br />
Motivation der Schülerinnen und Schüler auswirkt.<br />
Ein Zuwachs an intrinsischer Motivation und damit verbunden eine Abnahme im<br />
Bereich der Amotivation wird dann angenommen, wenn bei der post-Befragung im<br />
Vergleich zur pre-Befragung für die intrinsische Motivation höhere bzw. für die<br />
Amotivation niedrigere Werte erreicht werden.<br />
107
Ergebnisse der Untersuchungen<br />
Merk<strong>mal</strong> Gruppe N Min. Max. M SD<br />
Intrinsisch pre • Experimentalgruppe<br />
179<br />
1.00<br />
4.00<br />
2.65<br />
.72<br />
• Kontrollgruppe<br />
101<br />
1.00<br />
4.00<br />
2.67<br />
.69<br />
Intrinsisch post • Experimentalgruppe<br />
179<br />
1.00<br />
4.00<br />
2.80<br />
.75<br />
• Kontrollgruppe<br />
101<br />
1.00<br />
4.00<br />
2.90<br />
.68<br />
Amotiviert pre • Experimentalgruppe<br />
179<br />
1.00<br />
4.00<br />
1.76<br />
.60<br />
• Kontrollgruppe<br />
101<br />
1.00<br />
4.00<br />
1.82<br />
.69<br />
Amotiviert post • Experimentalgruppe<br />
179<br />
1.00<br />
4.00<br />
1.88<br />
.71<br />
• Kontrollgruppe<br />
101<br />
1.00<br />
4.00<br />
1.80<br />
.65<br />
Tabelle 31: Deskriptive Statistik Motivationsgeschehen<br />
Es fällt zunächst auf, dass sowohl die Experimental- als auch die Kontrollgruppe im<br />
post-Test der intrinsischen Motivation höhere Mittelwerte erreichen, d.h. die beiden<br />
Gruppen verzeichnen einen geringen Zuwachs. Dabei erreicht die Kontrollgruppe einen<br />
höheren Mittelwert im post-Test als die Experimentalgruppe bei zuvor etwa gleichen<br />
pre-Werten. Der Zuwachs beträgt in beiden Fällen und in beiden Gruppen aber weniger<br />
als die Standardabweichung, nämlich bei der Experimentalgruppe etwa ein Zehntel und<br />
bei der Kontrollgruppe etwa zwei Zehntel.<br />
Bei der Variable Amotivation fällt auf, dass der post-Wert der Kontrollgruppe mini<strong>mal</strong><br />
fällt und der post-Wert der Experimentalgruppe leicht ansteigt im Vergleich zum pre-<br />
Wert.<br />
Nachfolgend veranschaulicht Abbildung 28 die deskriptiven Werte aus Tabelle 31.<br />
108
Ergebnisse der Untersuchungen<br />
3.00<br />
2.50<br />
2.00<br />
1.50<br />
1.00<br />
EG intrinsisch<br />
KG intrinsisch<br />
EG amotiviert<br />
KG amotiviert<br />
0.50<br />
0.00<br />
pre<br />
post<br />
Abbildung 28: Verlauf Motivationsgeschehen<br />
Um zu analysieren, ob es sich um einen signifikanten Anstieg im Bereich der<br />
intrinsischen Motivation oder einen Abfall im Bereich der Amotivation handelt, wird<br />
zunächst ein Modell erstellt.<br />
Abbildung 29: Modell zur Entwicklung der intrinsischen Motivation und der Amotivation<br />
Anhand der Daten aus Tabelle 31 ist zu erkennen, dass es einen Unterschied des<br />
Mittelwertes zwischen dem Vor- und Nachtest gibt. Um das Modell aus Abbildung 29<br />
zu überprüfen, wird der Wilcoxon-Test verwendet. Mit diesem Test lässt sich<br />
überprüfen, ob dieser Unterschied zwischen Vor- und Nachtest auch signifikant ist.<br />
Zunächst werden die Werte der intrinsischen Motivation analysiert.<br />
109
Ergebnisse der Untersuchungen<br />
Wilcoxon-Test (intr.<br />
Motivation pre – intr.<br />
Motivation post)<br />
Signifikanz<br />
Experimentalgruppe .013*<br />
Kontrollgruppe .002**<br />
Tabelle 32: Wilcoxon-Test intrinsische Motivation mit α=0.05<br />
In Tabelle 32 ist zu erkennen, dass der p-Wert der Experimentalgruppe signifikant ist,<br />
da er unter dem Wert von α liegt, d.h. die intrinsische Motivation war nach der<br />
Intervention signifikant verschieden von der intrinsischen Motivation vorher. Hier liegt<br />
ein signifikanter Anstieg vor. Bei der Kontrollgruppe ist zu erkennen, dass der p-Wert<br />
hoch signifikant ist, da er unter dem Wert von α liegt, d.h. die intrinsische Motivation<br />
war nach der Intervention hoch signifikant verschieden von der intrinsischen Motivation<br />
vorher. Hier liegt sogar ein hoch signifikanter Anstieg vor. Es kann festgehalten<br />
werden, dass die Intervention einen positiven Einfluss auf die intrinsische Motivation<br />
aller teilnehmenden Schülerinnen und Schüler hatte.<br />
Nun werden die Werte der Amotivation analysiert.<br />
Wilcoxon-Test (Amotivation<br />
pre – Amotivation post)<br />
Experimentalgruppe<br />
Kontrollgruppe<br />
Signifikanz<br />
.106 n.s.<br />
.811 n.s.<br />
Tabelle 33: Wilcoxon-Test Amotivation mit α=0.05<br />
In Tabelle 33 ist zu erkennen, dass sowohl der p-Wert der Experimentalgruppe als auch<br />
der p-Wert der Kontrollgruppe nicht signifikant sind, da beide Werte über dem Wert<br />
von α liegen, d.h. die Amotivation war nach der Intervention nicht signifikant<br />
verschieden von der Amotivation vorher. Hier liegt kein signifikanter Anstieg vor,<br />
daher ist davon auszugehen, dass die Intervention zwar einen positiven Einfluss auf die<br />
intrinsische Motivation hat, aber keinerlei Einfluss auf die Amotivation.<br />
Da der Anstieg im Bereich der Amotivation nicht signifikant war, soll nun überprüft<br />
werden, ob es einen Zusammenhang zwischen der Amotivation im zeitlichen Verlauf<br />
gibt. Dazu wird der Rangkorrelationskoeffizient bestimmt.<br />
110
Ergebnisse der Untersuchungen<br />
Experimentalgruppe Amotivation (pre) Amotivation (post)<br />
Amotivation (pre) 1.00 .362**<br />
Amotivation (post) .362** 1.00<br />
Tabelle 34: Rangkorrelationskoeffizient Amotivation (EG), **p < .01 (zweiseitig)<br />
Obwohl der Anstieg der Mittelwerte der Experimentalgruppe nicht signifikant ist, ist<br />
der Korrelationskoeffizient der Experimentalgruppe deutlich positiv, d.h. er deutet auf<br />
einen positiven Zusammenhang zwischen den Variablen Amotivation (pre) und<br />
Amotivation (post) hin.<br />
Kontrollgruppe Amotivation (pre) Amotivation (post)<br />
Amotivation (pre) 1.00 .349**<br />
Amotivation (post) .349** 1.00<br />
Tabelle 35: Rangkorrelationskoeffizient Amotivation (KG), **p < .01 (zweiseitig)<br />
Obwohl der Anstieg der Mittelwerte auch bei der Kontrollgruppe nicht signifikant ist,<br />
ist der Korrelationskoeffizient der Kontrollgruppe ebenfalls deutlich positiv, d.h. er<br />
deutet ebenfalls auf einen positiven Zusammenhang zwischen den Variablen<br />
Amotivation (pre) und Amotivation (post) hin.<br />
Anhand der Daten aus Tabelle 34 und Tabelle 35 kann festgehalten werden, dass bei<br />
beiden Stichproben die Amotivation vorher einen vermeintlichen Einfluss auf die<br />
Amotivation nachher hat und nicht die Intervention für die Mittelwertsänderung<br />
verantwortlich ist.<br />
Erleben der Basic Needs<br />
Aus Tabelle 32 kann entnommen werden, dass die Intervention einen positiven Einfluss<br />
auf die intrinsische Motivation aller teilnehmenden Schülerinnen und Schüler hatte. Im<br />
weiteren Verlauf dieser Analyse ist nun zu klären, welche Einflussfaktoren für diesen<br />
Anstieg verantwortlich sind. Nach Deci und Ryan sind die Ursachen intrinsischer<br />
Motivation in den angeborenen Bedürfnissen, den Basic Needs, zu sehen (vgl. Kapitel<br />
3.1.2). Nach der SDT sind die Basic Needs gleichermaßen sowohl für die intrinsische<br />
als auch für die extrinsische Motivation ausschlaggebend. Das Bedürfniskonzept der<br />
SDT soll eine Antwort auf die Fragen geben, welche Faktoren für das Erleben<br />
111
Ergebnisse der Untersuchungen<br />
intrinsischer Motivation bedeutsam sind und welche Bedingungen für die Entwicklung<br />
von einer extrinsischen Motivation hin zu einer selbstbestimmten Motivation (vgl.<br />
Kapitel 3.1.1) relevant sind (Deci & Ryan, 2002).<br />
Im Folgenden wird nun das Erleben der Basic Needs innerhalb des Experimentierkurses<br />
analysiert, um die positive Entwicklung der intrinsischen Motivation erklären zu<br />
können. Dazu werden zunächst die deskriptiven Werte analysiert. Die Daten sind<br />
getrennt nach den Facetten der Autonomie (persönliche Wünsche und Ziele sowie<br />
Selbstbestimmung), Kompetenz und soziale Eingebundenheit (Dozentin sowie<br />
Kursgemeinschaft) und sind, getrennt nach den Stichproben, in Tabelle 36 sowie<br />
Tabelle 37 aufgeführt.<br />
112
Ergebnisse der Untersuchungen<br />
Merk<strong>mal</strong> Zeitpunkt N Min. Max. M SD<br />
Persönliche Wünsche und Ziele<br />
Exp. 1<br />
179<br />
1.00<br />
4.00<br />
2.52<br />
.74<br />
(PWZ)<br />
Exp. 2<br />
179<br />
1.00<br />
4.00<br />
2.54<br />
.75<br />
Exp. 3<br />
179<br />
1.00<br />
4.00<br />
2.74<br />
.79<br />
Exp. 4<br />
179<br />
1.00<br />
4.00<br />
2.74<br />
.82<br />
post<br />
178<br />
1.00<br />
4.00<br />
2.92<br />
.82<br />
Selbstbestimmung<br />
Exp. 1<br />
179<br />
1.00<br />
4.00<br />
2.82<br />
.68<br />
(SB)<br />
Exp. 2<br />
179<br />
1.00<br />
4.00<br />
2.83<br />
.74<br />
Exp. 3<br />
179<br />
1.00<br />
4.00<br />
2.91<br />
.76<br />
Exp. 4<br />
179<br />
1.00<br />
4.00<br />
2.98<br />
.75<br />
post<br />
179<br />
1.00<br />
4.00<br />
2.98<br />
.69<br />
Kompetenz Exp. 1<br />
179<br />
1.00<br />
4.00<br />
2.94<br />
.65<br />
Exp. 2<br />
179<br />
1.00<br />
4.00<br />
2.86<br />
.67<br />
Exp. 3<br />
179<br />
1.00<br />
4.00<br />
3.04<br />
.70<br />
Exp. 4<br />
179<br />
1.00<br />
4.00<br />
3.05<br />
1.05<br />
post<br />
179<br />
1.00<br />
4.00<br />
3.04<br />
.71<br />
Dozentin Exp. 1<br />
179<br />
1.00<br />
4.00<br />
3.10<br />
.71<br />
Exp. 2<br />
179<br />
1.00<br />
4.00<br />
3.08<br />
.72<br />
Exp. 3<br />
179<br />
1.00<br />
4.00<br />
3.12<br />
.77<br />
Exp. 4<br />
179<br />
1.00<br />
4.00<br />
3.09<br />
.75<br />
post<br />
179<br />
1.00<br />
4.00<br />
3.10<br />
.71<br />
Kursgemeinschaft Exp. 1<br />
179<br />
1.00<br />
4.00<br />
3.15<br />
.69<br />
Exp. 2<br />
178<br />
1.00<br />
4.00<br />
3.15<br />
.67<br />
Exp. 3<br />
179<br />
1.00<br />
4.00<br />
3.17<br />
.68<br />
Exp. 4<br />
179<br />
1.00<br />
4.00<br />
3.11<br />
.72<br />
post<br />
179<br />
1.00<br />
4.00<br />
3.21<br />
.70<br />
Tabelle 36: Deskriptive Statistik Basic Needs Experimentalgruppe<br />
Tabelle 36 zeigt die deskriptiven Werte des motivationalen Erlebens der Schülerinnen<br />
und Schüler der Experimentalgruppe. Auffällig ist, dass die Mittelwerte, bis auf wenige<br />
113
Ergebnisse der Untersuchungen<br />
Ausnahmen, im zeitlichen Verlauf ansteigen. Die Mittelwerte des Erlebens von<br />
Kompetenz (ab Experiment 3) sowie beider Facetten der sozialen Eingebundenheit sind<br />
mäßig höher als die theoretisch zu erwartenden Mittelwerte von 3.00. Die Teilnehmer<br />
berichten über einen durchschnittlichen Wert beim Erleben von Autonomie, während<br />
sie sich im Vergleich hierzu aber mehr selbstbestimmt fühlten.<br />
Abbildung 30 veranschaulicht die deskriptiven Werte der Experimentalgruppe aus<br />
Tabelle 36.<br />
3.50<br />
3.00<br />
Experimentalgruppe<br />
2.50<br />
2.00<br />
1.50<br />
1.00<br />
PWZ<br />
SB<br />
Kompetenz<br />
Dozentin<br />
Kurs<br />
0.50<br />
0.00<br />
Experiment 1 Experiment 2 Experiment 3 Experiment 4<br />
post<br />
Abbildung 30: Verlauf deskriptive Werte Basic Needs (EG)<br />
114
Ergebnisse der Untersuchungen<br />
Merk<strong>mal</strong> Zeitpunkt N Min. Max. M SD<br />
Persönliche Wünsche und Ziele<br />
Exp. 1<br />
101<br />
1.00<br />
4.00<br />
3.04<br />
.56<br />
(PWZ)<br />
Exp. 2<br />
101<br />
1.00<br />
4.00<br />
2.78<br />
.73<br />
Exp. 3<br />
101<br />
1.00<br />
4.00<br />
3.07<br />
.64<br />
Exp. 4<br />
101<br />
1.00<br />
4.00<br />
2.98<br />
.67<br />
post<br />
101<br />
1.00<br />
4.00<br />
2.97<br />
.78<br />
Selbstbestimmung<br />
Exp. 1<br />
101<br />
1.00<br />
4.00<br />
2.82<br />
.54<br />
(SB)<br />
Exp. 2<br />
101<br />
1.00<br />
4.00<br />
2.89<br />
.57<br />
Exp. 3<br />
101<br />
1.00<br />
4.00<br />
2.94<br />
.56<br />
Exp. 4<br />
101<br />
1.00<br />
4.00<br />
2.94<br />
.54<br />
post<br />
101<br />
1.00<br />
4.00<br />
2.87<br />
.62<br />
Kompetenz Exp. 1<br />
101<br />
1.00<br />
4.00<br />
3.02<br />
.58<br />
Exp. 2<br />
101<br />
1.00<br />
4.00<br />
2.96<br />
.57<br />
Exp. 3<br />
101<br />
1.00<br />
4.00<br />
3.09<br />
.58<br />
Exp. 4<br />
101<br />
1.00<br />
4.00<br />
3.03<br />
.56<br />
post<br />
101<br />
1.00<br />
4.00<br />
3.03<br />
.63<br />
Dozentin Exp. 1<br />
101<br />
1.00<br />
4.00<br />
3.35<br />
.488<br />
Exp. 2<br />
101<br />
1.00<br />
4.00<br />
3.34<br />
.48<br />
Exp. 3<br />
101<br />
1.00<br />
4.00<br />
3.40<br />
.46<br />
Exp. 4<br />
101<br />
1.00<br />
4.00<br />
3.39<br />
.53<br />
post<br />
101<br />
1.00<br />
4.00<br />
3.31<br />
.56<br />
Kursgemeinschaft Exp. 1<br />
101<br />
1.00<br />
4.00<br />
3.09<br />
.60<br />
Exp. 2<br />
101<br />
1.00<br />
4.00<br />
3.08<br />
.57<br />
Exp. 3<br />
101<br />
1.00<br />
4.00<br />
3.10<br />
.61<br />
Exp. 4<br />
101<br />
1.00<br />
4.00<br />
3.13<br />
.64<br />
post<br />
101<br />
1.00<br />
4.00<br />
3.15<br />
.62<br />
Tabelle 37: Deskriptive Statistik Basic Needs Kontrollgruppe<br />
Tabelle 37 zeigt die deskriptiven Werte des motivationalen Erlebens der Schülerinnen<br />
und Schüler der Kontrollgruppe. Auffällig ist, dass die Mittelwerte, außer bei<br />
115
Ergebnisse der Untersuchungen<br />
Experiment 2, im zeitlichen Verlauf ansteigen. Die Mittelwerte des Erlebens von<br />
Kompetenz (ab Experiment 3) sowie beider Facetten der sozialen Eingebundenheit sind<br />
mäßig höher als die theoretisch zu erwartenden Mittelwerte von 3.00, wobei die Werte<br />
dieser drei Facetten besser ausfallen als bei der Experimentalgruppe. Die Teilnehmer<br />
berichten über einen durchschnittlichen Wert beim Erleben von Autonomie, wobei sie<br />
hier im Gegensatz zur Experimentalgruppe die persönlichen Wünsche und Ziele<br />
positiver bewerteten als die Selbstbestimmung. Experiment 2 hat den persönlichen<br />
Wünschen und Zielen im Vergleich weniger entsprochen, dafür fühlten sich die<br />
Schülerinnen und Schüler im Vergleich dazu mehr selbstbestimmt.<br />
Abbildung 31 veranschaulicht die deskriptiven Werte der Kontrollgruppe aus Tabelle<br />
37.<br />
4.00<br />
3.50<br />
3.00<br />
Kontrollgruppe<br />
2.50<br />
2.00<br />
1.50<br />
1.00<br />
PWZ<br />
SB<br />
Kompetenz<br />
Dozentin<br />
Kurs<br />
0.50<br />
0.00<br />
Experiment 1 Experiment 2 Experiment 3 Experiment 4<br />
post<br />
Abbildung 31: Verlauf deskriptive Werte Basic Needs (KG)<br />
In beiden Stichproben scheint der Experimentierkurs vor allem das Erleben der Facetten<br />
Kompetenz und soziale Eingebundenheit ermöglicht zu haben. Die Schülerinnen und<br />
Schüler beider Stichproben haben sich innerhalb des Kurses als kompetent<br />
wahrgenommen und empfanden das Lernklima sowohl innerhalb der Kursgemeinschaft<br />
als auch mit der Dozentin als lernförderlich.<br />
116
Ergebnisse der Untersuchungen<br />
Die beiden Facetten der Autonomie lagen in beiden Stichproben post knapp unter 3.0,<br />
im zeitlichen Verlauf immer über 2.5, sodass auch ein Erleben der Autonomie innerhalb<br />
des Experimentierkurses möglich war. Die Schülerinnen und Schüler fühlten sich<br />
selbstbestimmt und vor allem in der Kontrollgruppe entsprach der Experimentierkurs<br />
ihren persönlichen Wünschen und Zielen.<br />
Den Schülerinnen und Schülern standen Hilfekarten zur Bearbeitung der Experimente 3<br />
und 4 zur Verfügung. Die zugehörige Lehrperson hat während des Kurses vermerkt,<br />
welche Schülerinnen und Schüler die Hilfekarten genutzt haben. Dazu hat die<br />
Lehrperson direkt in die Forscherhefte der Schülerinnen und Schüler mit einem grünen,<br />
gelben oder roten Stift einen Vermerk an die zugehörige Stelle gemacht. In der<br />
Experimentalgruppe haben 18 Schülerinnen und Schüler die Hilfekarten genutzt und in<br />
der Kontrollgruppe 14. Im Folgenden wird analysiert, inwieweit sich die Mittelwerte<br />
der Variablen Autonomie für die beiden Facetten persönliche Wünsche und Ziele sowie<br />
Selbstbestimmung ändern, wenn die Schülerinnen und Schüler nicht berücksichtigt<br />
werden, die eine Hilfekarte genutzt haben.<br />
Merk<strong>mal</strong> Zeitpunkt N Min. Max. M SD<br />
Persönliche Wünsche und Ziele<br />
Exp. 3<br />
161<br />
1.00<br />
4.00<br />
2.82<br />
.75<br />
(PWZ)<br />
Exp. 4<br />
161<br />
1.00<br />
4.00<br />
2.82<br />
.77<br />
post<br />
161<br />
1.00<br />
4.00<br />
2.95<br />
.74<br />
Selbstbestimmung<br />
Exp. 3<br />
161<br />
1.00<br />
4.00<br />
2.99<br />
.69<br />
(SB)<br />
Exp. 4<br />
161<br />
1.00<br />
4.00<br />
3.00<br />
.67<br />
post<br />
161<br />
1.00<br />
4.00<br />
3.03<br />
.57<br />
Tabelle 38: Deskriptive Statistik Basic Needs Experimentalgruppe (Hilfekarten)<br />
Anhand der Werte aus Tabelle 36 und Tabelle 38 sowie Abbildung 32 ist zu erkennen,<br />
dass die Mittelwerte für beide Facetten der Autonomie positiver ausfallen, wenn die<br />
Schülerinnen und Schüler, die eine Hilfekarte benutzt haben, herausgenommen wurden.<br />
All diese Schülerinnen und Schüler griffen zur roten Hilfekarte, nutzten teilweise vorher<br />
aber auch die anderen beiden Karten. Durch die exakte Durchführungsanleitung auf der<br />
roten Hilfekarte bewerteten die Schülerinnen und Schüler die Facette der<br />
Selbstbestimmung weniger positiv. Finden diese 18 Schülerinnen und Schüler keine<br />
117
Ergebnisse der Untersuchungen<br />
Betrachtung in der Analyse, kann festgehalten werden, dass der Experimentierkurs auch<br />
das Erleben der Facette Autonomie ermöglicht hat. Die restlichen Schülerinnen und<br />
Schüler fühlten sich insgesamt mehr selbstbestimmt, der Kurs entsprach weitestgehend<br />
ihren persönlichen Wünschen und Zielen (post M = 2.95).<br />
Abbildung 32 veranschaulicht die deskriptiven Werte aus Tabelle 36.<br />
Experimentalgruppe<br />
3.10<br />
3.05<br />
3.00<br />
2.95<br />
2.90<br />
2.85<br />
2.80<br />
2.75<br />
2.70<br />
2.65<br />
2.60<br />
2.55<br />
Experiment 3 Experiment 4 post<br />
PWZ<br />
SB<br />
PWZ (HK)<br />
SB (HK)<br />
Abbildung 32: Verlauf deskriptive Werte Autonomie (EG), Unterscheidung in Benutzung der Hilfekarten<br />
Die gleiche Analyse wird nun auch für die Kontrollgruppe durchgeführt.<br />
Merk<strong>mal</strong> Zeitpunkt N Min. Max. M SD<br />
Persönliche Wünsche und Ziele<br />
Exp. 3<br />
87<br />
1.00<br />
4.00<br />
3.10<br />
.65<br />
(PWZ)<br />
Exp. 4<br />
87<br />
1.00<br />
4.00<br />
2.98<br />
.65<br />
post<br />
87<br />
1.00<br />
4.00<br />
2.97<br />
.74<br />
Selbstbestimmung<br />
Exp. 3<br />
87<br />
1.00<br />
4.00<br />
3.04<br />
.48<br />
(SB)<br />
Exp. 4<br />
87<br />
1.00<br />
4.00<br />
3.02<br />
.48<br />
post<br />
87<br />
1.00<br />
4.00<br />
2.95<br />
.51<br />
Tabelle 39: Deskriptive Statistik Basic Needs Kontrollgruppe (Hilfekarten)<br />
Anhand der Werte aus Tabelle 36 und Tabelle 39 sowie Abbildung 33 ist auch hier zu<br />
erkennen, dass die Mittelwerte für beide Facetten der Autonomie positiver ausfallen,<br />
wenn die Schülerinnen und Schüler, die eine Hilfekarte benutzt haben,<br />
118
Ergebnisse der Untersuchungen<br />
herausgenommen wurden. All diese Schülerinnen und Schüler griffen zur roten<br />
Hilfekarte, nutzten teilweise vorher auch die anderen beiden Karten. Durch die exakte<br />
Durchführungsanleitung auf der roten Hilfekarte bewerteten die Schülerinnen und<br />
Schüler die Facette der Selbstbestimmung weniger positiv. Finden diese 14<br />
Schülerinnen und Schüler keine Betrachtung in der Analyse, kann festgehalten werden,<br />
dass der Experimentierkurs auch das Erleben der Facette Autonomie ermöglicht hat.<br />
Die restlichen Schülerinnen und Schüler fühlten sich insgesamt mehr selbstbestimmt,<br />
der Kurs entsprach weitestgehend ihren persönlichen Wünschen und Zielen<br />
(post M = 2.97).<br />
Abbildung 33 veranschaulicht die deskriptiven Werte aus Tabelle 36.<br />
3.15<br />
3.10<br />
Kontrollgruppe<br />
3.05<br />
3.00<br />
2.95<br />
2.90<br />
2.85<br />
PWZ<br />
SB<br />
PWZ<br />
SB<br />
2.80<br />
2.75<br />
Experiment 3 Experiment 4 post<br />
Abbildung 33: Verlauf deskriptive Werte Autonomie (KG), Unterscheidung in Benutzung der Hilfekarten<br />
Um zu analysieren, welcher Zusammenhang zwischen dem Erleben der drei Basic<br />
Needs vorliegt, werden die Rangkorrelationskoeffizienten berechnet und betrachtet.<br />
Diese Rangkorrelationskoeffizienten werden getrennt nach den beiden Stichproben<br />
aufgelistet.<br />
119
Ergebnisse der Untersuchungen<br />
Experimentalgruppe PWZ post SB post<br />
Kompetenz<br />
post<br />
Dozentin<br />
post<br />
Kurs<br />
post<br />
PWZ post 1.00 .622** .447** .556** .258**<br />
SB post .622** 1.00 .529** .571** .305**<br />
Kompetenz post .447** .529** 1.00 .464** .468**<br />
Dozentin post .556** .571** .464** 1.00 .473**<br />
Kurs post .258** .305** .468** .473** 1.00<br />
Tabelle 40: Rangkorrelationskoeffizient Basic Needs post (EG), **p < .01 (zweiseitig)<br />
Die einzelnen Korrelationen der drei unterschiedlichen Facetten der<br />
Experimentalgruppe aus Tabelle 40 sind hoch signifikant, aber insgesamt recht klein. Es<br />
gibt keinerlei systematische Beziehung. Die beiden Facetten der Autonomie (PWZ und<br />
SB) korrelieren je<strong>doch</strong> hoch miteinander.<br />
Aufgrund der starken Beziehung zwischen dem Erleben von sozialer Eingebundenheit<br />
mit der Dozentin und dem Erleben von Autonomie liegt der Schluss nahe, dass die<br />
Lehrperson einen starken Einfluss auf das Erleben Autonomie hat. Im<br />
Experimentierkurs hat die Dozentin nur eine beratende Funktion, um das Erleben von<br />
Autonomie seitens der Schülerinnen und Schüler zu ermöglichen. Die Facetten<br />
Kompetenz und Selbstbestimmung korrelieren ebenfalls hoch miteinander, daher liegt<br />
hier der Schluss nahe, dass sich die Schülerinnen und Schüler als kompetent<br />
wahrnehmen, wenn sie selbstbestimmt handeln können. Aufgrund der recht starken<br />
Beziehung zwischen dem Erleben von sozialer Eingebundenheit mit den anderen<br />
Schülerinnen und Schülern der Kursgemeinschaft und dem Erleben von Autonomie<br />
liegt der Schluss nahe, dass auch die Kursgemeinschaft einen starken Einfluss auf das<br />
Erleben von Autonomie hat.<br />
120
Ergebnisse der Untersuchungen<br />
Kontrollgruppe PWZ post SB post<br />
Kompetenz<br />
post<br />
Dozentin<br />
post<br />
Kurs<br />
post<br />
PWZ post 1.00 .646** .150 n.s. .547** .382**<br />
SB post .646** 1.00 .326** .518** .407**<br />
Kompetenz post .150 n.s. .326** 1.00 .121 n.s. .167 n.s.<br />
Dozentin post .547** .518** .121 n.s. 1.00 .565**<br />
Kurs post .382** .407** .167 n.s. .565** 1.00<br />
Tabelle 41: Rangkorrelationskoeffizient Basic Needs post (EG), **p < .01 (zweiseitig)<br />
Die einzelnen Korrelationen der Kontrollgruppe aus Tabelle 41 sind meist hoch<br />
signifikant, aber insgesamt recht klein ist. Auch hier gibt es keinerlei systematische<br />
Beziehung. Die Beziehungen sind ähnlich wie bei der Experimentalgruppe, je<strong>doch</strong><br />
geringer.<br />
Ähnlich wie bei der Experimentalgruppe korrelieren auch hier die beiden Facetten der<br />
Autonomie hoch miteinander. Die Korrelationen zwischen der sozialen<br />
Eingebundenheit mit der Dozentin und der Autonomie ist etwas schwächer als bei der<br />
Experimentalgruppe, aber immernoch hoch, daher kann der Schluss bestätigt werden,<br />
dass die Lehrperson wohl einen starken Einfluss auf das Erleben der Autonomie hat. Im<br />
Experimentierkurs hat die Dozentin nur eine beratende Funktion, um das Erleben von<br />
Autonomie seitens der Schülerinnen und Schüler zu ermöglichen, was scheinbar in<br />
diesem Kurs ermöglicht wurde. Aufgrund der recht starken Beziehung zwischen dem<br />
Erleben von sozialer Eingebundenheit mit den anderen Schülerinnen und Schülern der<br />
Kursgemeinschaft und dem Erleben von Autonomie liegt ebenfalls der Schluss nahe,<br />
dass die Kursgemeinschaft einen starken Einfluss auf das Erleben von Autonomie hat.<br />
Zwischen der Facette der Kompetenz und der Selbstbestimmung gibt es einen mittleren<br />
Zusammenhang, deshalb liegt auch hier der Schluss nahe, dass sich die Schülerinnen<br />
und Schüler als kompetent wahrnehmen, wenn sie selbstbestimmt handeln können. In<br />
der Kontrollgruppe scheint die soziale Eingebundenheit mit beiden Bezugsgruppen aber<br />
keinerlei Einfluss auf das Erleben der Kompetenz zu haben.<br />
Grundsätzlich ist eine wichtige Rolle beider Facetten der Autonomie in beiden<br />
Stichproben zu erwarten, da die SDT davon ausgeht, dass das Erleben von Kompetenz<br />
und sozialer Eingebundenheit nur dann eintritt, wenn das Bedürfnis nach Autonomie in<br />
121
Ergebnisse der Untersuchungen<br />
der Lernsituation befriedigt wird (vgl. Kapitel 3.1.2). Dies konnte durch beide Gruppen<br />
empirisch belegt werden. Ebenso ist durch die Analyse zu erkennen, dass man die<br />
beiden Facetten der Autonomie nicht nur konzeptuell, sondern auch empirisch<br />
voneinander trennen kann.<br />
Im Folgenden wird das situationale Interesse analysiert und die Ergebnisse werden<br />
bewertet.<br />
7.1.2 Situationales Interesse<br />
Situationales Interesse ist ein durch äußere Anregungsbedingungen ausgelöster Zustand,<br />
der in eine catch- und eine hold-Komponente unterteilt ist (vgl. Kapitel 3.2.2). Die<br />
catch-Phase beschreibt das „Einfangen“ von Interesse aufgrund kurzfristiger<br />
Aktivierung in einer konkreten Lernsituation. Diese Aktivierung kann sensorisch oder<br />
kognitiv verlaufen. Die catch-Phase beschreibt die Vorstufe eines Verhaltens, sich<br />
kontinuierlich und wiederholt mit einem Interessensgegenstand zu beschäftigen.<br />
Beschäftigt sich eine Person über eine kurze Aufmerksamkeitslenkung hinweg mit<br />
einem solchen Gegenstand, wird von einem stabilisierten situationalen Interesse oder<br />
der hold-Phase gesprochen. Die hold-Phase beschreibt somit ein anhaltendes Interesse<br />
einer Person, das an eine Lernsituation gekoppelt ist.<br />
Meine Studie geht von der zweiten Hypothese aus, dass sich die Durchführung<br />
mathematischer Schülerexperimente positiv auf das situationale Interesse der<br />
Schülerinnen und Schüler auswirkt. Um diese Hypothese und damit Forschungsfrage 2<br />
beantworten zu können, wurden zuerst die deskriptiven Werte der catch- als auch der<br />
hold-Phase im zeitlichen Verlauf berechnet und analysiert.<br />
122
Ergebnisse der Untersuchungen<br />
Merk<strong>mal</strong> Gruppe N Min. Max. M SD<br />
catch<br />
• Experimentalgruppe<br />
179<br />
1.00<br />
4.00<br />
2.74<br />
.82<br />
(Experiment 1)<br />
• Kontrollgruppe<br />
101<br />
1.00<br />
4.00<br />
3.28<br />
.55<br />
hold<br />
• Experimentalgruppe<br />
178<br />
1.00<br />
4.00<br />
2.32<br />
.76<br />
(Experiment 1)<br />
• Kontrollgruppe<br />
101<br />
1.00<br />
4.00<br />
3.12<br />
.42<br />
catch<br />
• Experimentalgruppe<br />
179<br />
1.00<br />
4.00<br />
2.43<br />
.83<br />
(Experiment 2)<br />
• Kontrollgruppe<br />
101<br />
1.00<br />
4.00<br />
2.66<br />
.59<br />
hold<br />
• Experimentalgruppe<br />
179<br />
1.00<br />
4.00<br />
2.27<br />
.77<br />
(Experiment 2)<br />
• Kontrollgruppe<br />
101<br />
1.00<br />
4.00<br />
2.83<br />
.37<br />
catch<br />
• Experimentalgruppe<br />
179<br />
1.00<br />
4.00<br />
2.90<br />
.79<br />
(Experiment 3)<br />
• Kontrollgruppe<br />
101<br />
1.00<br />
4.00<br />
3.22<br />
.56<br />
hold (Experiment<br />
• Experimentalgruppe<br />
179<br />
1.00<br />
4.00<br />
2.45<br />
.81<br />
3)<br />
• Kontrollgruppe<br />
101<br />
1.00<br />
4.00<br />
3.10<br />
.42<br />
catch<br />
• Experimentalgruppe<br />
179<br />
1.00<br />
4.00<br />
2.83<br />
.86<br />
(Experiment 4)<br />
• Kontrollgruppe<br />
101<br />
1.00<br />
4.00<br />
3.00<br />
.61<br />
hold<br />
• Experimentalgruppe<br />
179<br />
1.00<br />
4.00<br />
2.41<br />
.87<br />
(Experiment 4)<br />
• Kontrollgruppe<br />
101<br />
1.00<br />
4.00<br />
2.93<br />
.40<br />
catch Gesamt • Experimentalgruppe<br />
179<br />
1.00<br />
4.00<br />
2.73<br />
.58<br />
Kontrollgruppe<br />
101<br />
1.00<br />
4.00<br />
3.04<br />
.34<br />
hold Gesamt • Experimentalgruppe<br />
179<br />
1.00<br />
4.00<br />
2.36<br />
.63<br />
Kontrollgruppe<br />
101<br />
1.00<br />
4.00<br />
3.00<br />
.26<br />
Tabelle 42: Deskriptive Werte situationales Interesse<br />
123
Ergebnisse der Untersuchungen<br />
Zunächst fällt auf, dass sich die Mittelwerte der Facette catch sowohl bei der<br />
Experimental- als auch bei der Kontrollgruppe nach Experiment 1 verschlechtern und<br />
ab Experiment 3 wieder verbessern (vgl. Abbildung 34). Nach Experiment 3 ist wieder<br />
ein leichter Abfall zu erkennen, wobei dieser Abfall bei der Experimentalgruppe<br />
geringer ist als bei der Kontrollgruppe (vgl. Tabelle 42, Abbildung 34 und Abbildung<br />
35). Vergleicht man die Werte aus Tabelle 42, so fällt auf, dass bei der Facette catch zur<br />
Zeit des ersten Experiment die Kontrollgruppe (3.28) im Vergleich zur<br />
Experimentalgruppe (2.74) einen deutlich höheren Mittelwert aufweist. Experimentalund<br />
Kontrollgruppe unterscheiden sich nach dem U-Test bei dieser Variable signifikant<br />
mit einem Wert von p = .000***.<br />
Nach der deskriptiven Analyse scheinen Experiment 1 und 3 interessanter gewesen zu<br />
sein, als Experiment 2 und 4, wobei Experiment 2 in beiden Gruppen am Schlechtesten<br />
abgeschnitten hat.<br />
Abbildung 34 veranschaulicht die deskriptiven Werte aus Tabelle 42 der Facette catch.<br />
catch - EG<br />
catch - KG<br />
3.50<br />
3.50<br />
3.00<br />
3.00<br />
2.50<br />
2.50<br />
2.00<br />
2.00<br />
1.50<br />
1.50<br />
1.00<br />
1.00<br />
0.50<br />
0.50<br />
0.00<br />
Exp. 1 Exp. 2 Exp. 3 Exp. 4 Gesamt<br />
0.00<br />
Exp. 1 Exp. 2 Exp. 3 Exp. 4 Gesamt<br />
Abbildung 34: Verlauf situationales Interesse, Facette catch<br />
Dort ist zu entnehmen, dass besonders Experiment 3 bei den Schülerinnen und Schülern<br />
der Experimentalgruppe situationales Interesse erzeugt. Die Mittelwerte der einzelnen<br />
Experimente der Kontrollgruppe sind insgesamt höher als die der Experimentalgruppe.<br />
Hier scheint besonders Experiment 1 situationales Interesse erzeugt zu haben.<br />
124
Ergebnisse der Untersuchungen<br />
Der untersuchte Experimentierkurs „<strong>Versuch´s</strong> <strong>doch</strong> <strong>mal</strong>“ erzeugt bei vielen der<br />
teilnehmenden Schülerinnen und Schülern der Kontrollgruppe ein hohes situationales<br />
Interesse, wie die in Tabelle 42 aufgeführten Mittelwerte, besonders der Gesamtwert<br />
von über 3.00, belegen. Die einzelnen Werte der Experimentalgruppe liegen jeweils<br />
knapp unter den Werten der Kontrollgruppe, der Experimentierkurs erzeugt hier aber<br />
auch ein situationales Interesse. Aus Tabelle 62 des Kapitel 7.2.2 ist zu entnehmen, dass<br />
ein signifikanter Unterschied zwischen beiden Stichproben bei der Beurteilung des<br />
Gesamtwertes vorliegt. Experimental- und Kontrollgruppe unterscheiden sich also<br />
signifikant in ihrer Beurteilung des situationalen Interesses.<br />
Vergleicht man die Ergebnisse aus Tabelle 42 der Facette catch mit der hold-Phase,<br />
erkennt man ein ähnliches Muster. Abbildung 35 veranschaulicht die deskriptiven<br />
Werte aus Tabelle 42 der Facette hold.<br />
hold - EG<br />
hold - KG<br />
3.50<br />
3.50<br />
3.00<br />
3.00<br />
2.50<br />
2.50<br />
2.00<br />
2.00<br />
1.50<br />
1.50<br />
1.00<br />
1.00<br />
0.50<br />
0.50<br />
0.00<br />
Exp. 1 Exp. 2 Exp. 3 Exp. 4 Gesamt<br />
0.00<br />
Exp. 1 Exp. 2 Exp. 3 Exp. 4 Gesamt<br />
Abbildung 35: Verlauf situationales Interesse, Facette hold<br />
Die Unterschiede zwischen den einzelnen vier Experimenten sind nicht ganz so groß<br />
wie bei der catch-Phase, die Werte sind stabiler, der Verlauf aber ähnlich. Aus<br />
Abbildung 35 ist zu entnehmen, dass auch hier Experiment 3 bei den Schülerinnen und<br />
Schülern der Experimentalgruppe ein stabilisiertes situationales Interesse erzeugt. Die<br />
Mittelwerte der einzelnen Experimente der Kontrollgruppe sind insgesamt höher als die<br />
der Experimentalgruppe. Hier scheinen besonders Experiment 1 und Experiment 3 ein<br />
stabilisiertes situationales Interesse erzeugt zu haben.<br />
125
Ergebnisse der Untersuchungen<br />
Da der Gesamtwert der Kontrollgruppe bei 3.0 liegt, scheint es sich nicht nur um ein<br />
Interesse aufgrund kurzfristiger Aktivierung zu handeln, sondern über die Zeit hinweg<br />
um ein stabilisiertes situationales Interesse. Die Experimentalgruppe hingegen weist<br />
schlechtere Werte auf, hier kann man nicht von einem stabilisierten Interesse sprechen.<br />
Um zu untersuchen, wieso einige Experimente (besonders Experiment 2) kein<br />
situationales Interesse erzeugt haben, wurde vorweg das Item „Ranking bestes<br />
Experiment“ (vgl. Kapitel 5.2.7) analysiert. In der Experimentalgruppe gaben 58,76%<br />
der teilnehmenden Schülerinnen und Schüler an, dass ihnen Experiment 1 am besten<br />
gefallen hat. 36,84% stimmten für Experiment 3 auf den zweiten Platz. 37,23% gaben<br />
an, dass ihnen Experiment 4 am drittbesten gefallen hätte und 48,94% bewerten<br />
Experiment 4 am schlechtesten. Dieses Ergebnis deckt sich mit den Ergebnissen des<br />
situationalen Interesses der Experimentalgruppe aus Tabelle 42 und Abbildung 35.<br />
In der Kontrollgruppe gaben 36% der teilnehmenden Schülerinnen und Schüler an, dass<br />
ihnen Experiment 3 am Besten gefallen hat. 25,61% stimmten für Experiment 1 auf den<br />
zweiten Platz. 35,63% gaben an, dass ihnen Experiment 4 am drittbesten gefallen hätte<br />
und 43,48% bewerten Experiment 2 am schlechtesten. D.h., die Kontrollgruppe<br />
platzierte die Experimente: 3 à 1 à 4 à 2. Dieses Ergebnis deckt sich nur teilweise<br />
mit den Ergebnissen des situationalen Interesses der Kontrollgruppe aus Tabelle 42 und<br />
Abbildung 35, indem die Kontrollgruppe die Experimente wie folgt platzierte: 3 à 4 à<br />
1 à 2. Insgesamt kann hiermit festgehalten werden, dass die offenen Experimente 3<br />
und 4 das situationale Interesse mehr fördern als die gestützten Experiment 1 und 2 (vgl.<br />
Kapitel 4.2). Dabei scheint Experiment 2, das Entdecken der Kreiszahl, das Interesse<br />
am wenigsten geweckt zu haben.<br />
Um zu erfahren, warum Experiment im Vergleich schlecht abgeschnitten hat, wurde das<br />
halboffene Item „Hattest du Spaß beim Experimentieren?“ (vgl. Kapitel 5.2.8.5)<br />
analysiert. Für diese Analyse wurden die Antworten der Studienteilnehmer zu der<br />
Kategorie 1: „Ja ich hatte Spaß“ und Kategorie 2: „Nein ich hatte keinen Spaß“<br />
zugeordnet. Antworten mit folgenden Wörtern oder Ausdrücken wurden der Kategorie<br />
1 zugeordnet: Ja, interessant, Spaß, Freude, J, gut, hat mir gefallen, spannend, mag<br />
ich und cool. Aussagen wie: nicht verstanden, nö, nein, nichts, nix, blöd, kein Spaß,<br />
langweilig, L, nicht spannend, öde, naja, nicht so toll, nicht aufregend, wurden der<br />
126
Ergebnisse der Untersuchungen<br />
Kategorie 2 zugeordnet. Aussagen mit: joar, jaein, ja/nein aber, wurden keiner<br />
Kategorie zugeordnet, ebenso Aussagen die keinerlei Bezug zum das Interesse an<br />
diesem bestimmten Experiment aufwiesen, wie z.B. mir war kalt, die Stühle waren<br />
unbequem, die Dozentin ist unfreundlich oder hier stinkt es. Im halboffenen Item<br />
„Hattest du Spaß beim Experimentieren?“ (vgl. Kapitel 5.2.8.5) gaben in der<br />
Experimentalgruppe 61 Personen bei Experiment 2 an, dass sie keinen Spaß beim<br />
Experimentieren hatten, 87 gaben an, dass sie wohl Spaß beim Experimentieren hatten,<br />
25 gaben keine Antwort und 6 Antworten konnten keiner Kategorie zugeordnet werden.<br />
In der Kontrollgruppe gaben 44 Personen an, dass sie keinen Spaß beim<br />
Experimentieren hatten, 53 gaben an, dass sie wohl Spaß beim Experimentieren hatten,<br />
3 gaben keine Antwort und eine Antwort konnte keiner Kategorie zugeordnet werden.<br />
Trotz der schlechten Ergebnisse des Ranking-Items und der deskriptiven Werte aus<br />
Tabelle 42 bezüglich Experiment 2, kann durch diese Analyse festgehalten werden, dass<br />
den Schülerinnen und Schülern beider Stichproben auch das Experiment 2 Spaß<br />
gemacht hat, denn mehr als die Hälfte aller Antworten in beiden Stichproben konnten<br />
der Kategorie 1 zugeordnet werden.<br />
Oft wurde aber bemängelt: „Man hatte weniger Freiheiten“ (Zitat AnJe1305), und „Es<br />
war etwas langweilig, da man immer das selbe macht“ (Zitat BaDi0803). Die<br />
teilnehmenden Schülerinnen und Schüler wünschten sich mehr Gestaltungsfreiheit und<br />
Selbstständigkeit, was durch dieses Experiment nicht gefördert wurde. Auch die<br />
Berechnung der Parameter scheint das Interesse nicht geweckt zu haben, wofür die<br />
folgende Aussage beispielhaft ist: „Ich hatte dabei leider keinen Spaß, da man etwas<br />
lockeres erwartet hatte und man stattdessen nur rechnen musste.“ (Zitat LeDe2810).<br />
Situationales Interesse und Motivation<br />
Nach der POI von Schiefele, Krapp und Prenzel kann Interesse auch während eines<br />
Lernprozesses entwickelt werden, wofür die intrinsische Motivation eine große Rolle<br />
spielt (vgl. Kapitel 3.2.1 und 3.1.1). Gemessen wurde die Variable intrinsische<br />
Motivation vor, während und direkt nach dem Experimentierkurs. Betrachtet man nun<br />
die Variable intrinsische Motivation in Tabelle 43 über diesen zeitlichen Verlauf, ist zu<br />
erkennen, dass in beiden Gruppen die intrinsische Motivation zum Zeitpunkt von<br />
127
Ergebnisse der Untersuchungen<br />
Experiment 2 abnimmt. Dennoch steigen bei beiden Gruppen die Werte über den<br />
zeitlichen Verlauf, alle Werte liegen jeweils oberhalb des pre-Wertes.<br />
Merk<strong>mal</strong> Gruppe N Min. Max. M SD<br />
Intrinsisch pre • Experimentalgruppe<br />
179<br />
1.00<br />
4.00<br />
2.65<br />
.72<br />
• Kontrollgruppe<br />
101<br />
1.00<br />
4.00<br />
2.67<br />
.69<br />
Intrinsisch Exp.1 • Experimentalgruppe<br />
179<br />
1.00<br />
4.00<br />
2.75<br />
.70<br />
• Kontrollgruppe<br />
101<br />
1.00<br />
4.00<br />
3.01<br />
.60<br />
Intrinsisch Exp.2 • Experimentalgruppe<br />
179<br />
1.00<br />
4.00<br />
2.71<br />
.69<br />
• Kontrollgruppe<br />
100<br />
1.00<br />
4.00<br />
2.86<br />
.67<br />
Intrinsisch Exp.3 • Experimentalgruppe<br />
179<br />
1.00<br />
4.00<br />
2.83<br />
.75<br />
• Kontrollgruppe<br />
101<br />
1.00<br />
4.00<br />
3.07<br />
.58<br />
Intrinsisch Exp.4 • Experimentalgruppe<br />
179<br />
1.00<br />
4.00<br />
2.84<br />
.76<br />
• Kontrollgruppe<br />
99<br />
1.00<br />
4.00<br />
3.00<br />
.62<br />
Intrinsisch post • Experimentalgruppe<br />
179<br />
1.00<br />
4.00<br />
2.80<br />
.75<br />
• Kontrollgruppe<br />
101<br />
1.00<br />
4.00<br />
2.90<br />
.68<br />
Tabelle 43: Deskriptive Statistik intrinsische Motivation<br />
In Tabelle 32 aus Kapitel 7.1.1 ist zu entnehmen, dass die Intervention einen positiven<br />
Einfluss auf die intrinsische Motivation aller teilnehmenden Schülerinnen und Schüler<br />
hatte. Es liegt ein signifikanter Anstieg vor, die intrinsische Motivation war nach der<br />
Intervention signifikant verschieden von der intrinsischen Motivation vorher.<br />
Nachfolgend veranschaulicht Abbildung 36 die deskriptiven Werte der intrinsischen<br />
Motivation aus Tabelle 43.<br />
128
Ergebnisse der Untersuchungen<br />
3.20<br />
intrinsische Motivation<br />
3.10<br />
3.00<br />
2.90<br />
2.80<br />
2.70<br />
2.60<br />
2.50<br />
2.40<br />
3.07<br />
3.01<br />
3.00<br />
2.90<br />
2.86<br />
2.83 2.84<br />
2.80<br />
2.75<br />
2.71<br />
2.65 2.67<br />
pre Exp. 1 Exp. 2 Exp. 3 Exp. 4 post<br />
Experimentalgruppe<br />
Kontrollgruppe<br />
Abbildung 36: Verlauf intrinsische Motivation<br />
Das situationale Interesse ist in der Kontrollgruppe insgesamt höher als das in der<br />
Experimentalgruppe. Die hold-Komponente des Interesses wurde in der Kontrollgruppe<br />
auch positiv bewertet. Gleicht man die Ergebnisse aus Tabelle 42 und Abbildung 36 mit<br />
den deskriptiven Werten der intrinsischen Motivation aus Tabelle 43 ab, sieht man, dass<br />
die intrinsische Motivation im Verlauf des Kurses steigt und so die Motivation und das<br />
Interesse gesteigert werden. In beiden Gruppen erkennt man einen Tiefpunkt bei<br />
Experiment 2 (vgl. Abbildung 36). Die Schülerinnen und Schüler beider Stichproben<br />
sind in diesem Experiment weniger motiviert, was sich mit den Ergebnissen des<br />
situationellen Interesses deckt.<br />
Betrachtet man nun die mögliche Störvariable Amotivation in Tabelle 44 über den<br />
zeitlichen Ablauf, ist zu erkennen, dass alle Werte unter 2.0 liegen. Die teilnehmenden<br />
Schülerinnen und Schüler sind so eher motiviert. Gemessen wurde die Variable<br />
Amotivation vor, während und direkt nach dem Experimentierkurs. Auffällig ist je<strong>doch</strong>,<br />
dass der post-Wert der Amotivation beider Stichproben höher ist als der Mittelwert aller<br />
vier Experimente (Experimentalgruppe M = 1.85 und Kontrollgruppe M = 1.74) ist.<br />
129
Ergebnisse der Untersuchungen<br />
Merk<strong>mal</strong> Gruppe N Min. Max. M SD<br />
Amotiviert pre • Experimentalgruppe<br />
179<br />
1.00<br />
4.00<br />
1.76<br />
.60<br />
• Kontrollgruppe<br />
101<br />
1.00<br />
4.00<br />
1.82<br />
.69<br />
Amotiviert Exp.1 • Experimentalgruppe<br />
179<br />
1.00<br />
4.00<br />
1.78<br />
.65<br />
• Kontrollgruppe<br />
101<br />
1.00<br />
4.00<br />
1.78<br />
.64<br />
Amotiviert Exp.2 • Experimentalgruppe<br />
179<br />
1.00<br />
4.00<br />
1.91<br />
.66<br />
• Kontrollgruppe<br />
100<br />
1.00<br />
4.00<br />
1.74<br />
.58<br />
Amotiviert Exp.3 • Experimentalgruppe<br />
179<br />
1.00<br />
4.00<br />
1.85<br />
.71<br />
• Kontrollgruppe<br />
101<br />
1.00<br />
4.00<br />
1.73<br />
.61<br />
Amotiviert Exp.4 • Experimentalgruppe<br />
179<br />
1.00<br />
4.00<br />
1.84<br />
.73<br />
• Kontrollgruppe<br />
99<br />
1.00<br />
4.00<br />
1.72<br />
.60<br />
Amotiviert post • Experimentalgruppe<br />
179<br />
1.00<br />
4.00<br />
1.88<br />
.71<br />
• Kontrollgruppe<br />
101<br />
1.00<br />
4.00<br />
1.80<br />
.65<br />
Tabelle 44: Deskriptive Statistik Amotivation<br />
Interessant ist, dass die Experimentalgruppe zum Zeitpunkt Experiment 2 amotivierter<br />
ist als die Kontrollgruppe (vgl. Abbildung 37). Experimental- und Kontrollgruppe<br />
unterscheiden sich nach dem U-Test bei dieser Variable zum Zeitpunkt von Experiment<br />
2 signifikant mit einem Wert von p = .037* (vgl. Kapitel 7.2.2).<br />
Die Experimentalgruppe bewertet das situationale Interesse bei Experiment 2 schlechter<br />
als die Kontrollgruppe, das Interesse sinkt (vgl. Tabelle 42). Auch die intrinsische<br />
Motivation bei Experiment 2 fällt bei der Experimentalgruppe stark (vgl. Abbildung<br />
36). Das sind mögliche Gründe für den Anstieg an Amotivation.<br />
130
Ergebnisse der Untersuchungen<br />
Abbildung 37 veranschaulicht die deskriptiven Werte der Amotivation aus Tabelle 44.<br />
1.95<br />
Amotivation<br />
1.90<br />
1.85<br />
1.80<br />
1.75<br />
1.70<br />
1.82<br />
1.76<br />
1.78<br />
1.91<br />
1.74<br />
1.85<br />
1.73<br />
1.84<br />
1.72<br />
1.88<br />
1.80<br />
Experimentalgruppe<br />
Kontrollgruppe<br />
1.65<br />
1.60<br />
pre Exp. 1 Exp. 2 Exp. 3 Exp. 4 post<br />
Abbildung 37: Verlauf Amotivation<br />
Das situationale Interesse ist in der Kontrollgruppe insgesamt höher als das in der<br />
Experimentalgruppe. Die hold-Komponente dieses Interesses wurde in der<br />
Kontrollgruppe auch positiv bewertet. Gleicht man die Ergebnisse aus Tabelle 42 und<br />
Abbildung 36 mit den deskriptiven Werten der Amotivation aus Tabelle 44 ab, sieht<br />
man, dass die Amotivation im Verlauf des Kurses abnimmt. Die Motivation und das<br />
Interesse werden dafür aber gesteigert. In der Experimentalgruppe erkennt man einen<br />
Anstieg bei Experiment 2. Die Schülerinnen und Schüler der Experimentalgruppe sind<br />
bei diesem Experiment weniger motiviert, was sich mit den Ergebnissen des<br />
situationalen Interesse deckt.<br />
Zusammenhang von situationalem und individuellem Interesse<br />
Situationales Interesse kann der Ausgangspunkt von individuellem Interesse sein (vgl.<br />
Krapp, 1992 und Kapitel 3.2.2). Da der Kurs „<strong>Versuch´s</strong> <strong>doch</strong> <strong>mal</strong>“, bis auf wenige<br />
Ausnahmen, situationales Interesse erzeugt hat, wird ein möglicher Einfluss auf das<br />
individuelle Interesse an mathematischen Schülerexperimenten vermutet.<br />
Um diese Vermutung zu untersuchen, werden zunächst die deskriptiven Werte des<br />
individuellen Interesses an mathematischen Experimenten berechnet und analysiert.<br />
131
Ergebnisse der Untersuchungen<br />
Merk<strong>mal</strong> Gruppe N Min. Max. M SD<br />
Individuelles<br />
Interesse an<br />
Experimenten<br />
• Experimentalgruppe<br />
• Kontrollgruppe<br />
177<br />
101<br />
1.00<br />
1.00<br />
4.00<br />
4.00<br />
3.09<br />
3.13<br />
.69<br />
.61<br />
Tabelle 45: Deskriptive Statistik Individuelles Interesse an Experimenten<br />
In Tabelle 45 sind die deskriptiven Werte für das individuelle Interesse an<br />
mathematischen Schülerexperimenten aufgelistet. Es zeigt sich, dass das individuelle<br />
Interesse hier positiv bewertet wurde, bei der Kontrollgruppe höher als bei der<br />
Experimentalgruppe. Um zu analysieren, ob es einen Zusammenhang zwischen dem<br />
situationalen Interesse und dem individuellen Interesse an Experimenten gibt, wird eine<br />
Korrelationsanalyse durchgeführt. Dazu wurde durch Mittelwertsbildung eine<br />
Gesamtvariable catch und hold berechnet und diese dann mit der Variable individuelles<br />
Interesse an Experimenten verglichen.<br />
Es ist bei beiden Gruppen deutlich zu erkennen, dass catch- und hold-Phase hoch bzw.<br />
stark miteinander korrelieren, was nicht verwunderlich ist, da die catch-Phase einen<br />
starken Einfluss auf die Ausbildung der hold-Phase hat (vgl. Kapitel 3.2.2). Solch hohe<br />
Korrelationen können aber auch ein Hinweis darauf sein, dass die beiden Facetten des<br />
situationalen Interesses nicht getrennt voneinander wahrgenommen wurden.<br />
Experimentalgruppe catch Gesamt hold Gesamt<br />
Ind. Interesse<br />
Experimente<br />
catch Gesamt 1.00 .810** .285**<br />
hold Gesamt .810** 1.00 .192*<br />
Ind. Interesse<br />
Experimente<br />
.285** .192* 1.00<br />
Tabelle 46: Rangkorrelationskoeffizient situationales Interesse und individuelles Interesse am Fach<br />
Mathematik (EG), **p < .01 (zweiseitig)<br />
Der Korrelationskoeffizient zwischen der catch-Phase und dem individuellen Interesse<br />
an Experimenten der Experimentalgruppe zeigt einen mittelstarken Zusammenhang, der<br />
hoch signifikant ist. Personen mit individuellem Interesse in einem bestimmten<br />
Inhaltsbereich (hier Experiment) werden auch den Interessantheitsgrad von den damit<br />
verbundenen Lernumwelten höher einschätzen (vgl. Krapp 1992), was durch dieses<br />
Ergebnis empirisch gestützt werden kann.<br />
132
Ergebnisse der Untersuchungen<br />
Ausschlaggebend bei der Interessenstheorie ist aber der Einfluss der hold-Phase auf das<br />
individuelle Interesse, denn die hold-Phase trägt dazu bei, dass Lernende mehr über den<br />
Interessensbereich erfahren wollen und kann so als Ausgangspunkt der Entwicklung<br />
von dauerhaftem Interesse angesehen werden (vgl. Kapitel 3.2.3). Hier zeigt sich ein<br />
kleiner Zusammenhang, der signifikant ist.<br />
Vergleicht man diese Ergebnisse aus Tabelle 46 mit den Ergebnissen der<br />
Kontrollgruppe, bei der ein hohes situationales Interesse erzeugt wurde, zeigt sich in<br />
Tabelle 47 ebenfalls ein mittelstarker Zusammenhang, der hoch signifikant ist,<br />
zwischen catch-Phase und individuellem Interesse an mathematischen Experimenten.<br />
Kontrollgruppe catch Gesamt hold Gesamt<br />
Ind. Interesse<br />
Experimente<br />
catch Gesamt 1.00 .552** .405**<br />
hold Gesamt .552** 1.00 .285**<br />
Ind. Interesse<br />
Experimente<br />
.405** .285** 1.00<br />
Tabelle 47: Rangkorrelationskoeffizient situationales Interesse und individuelles Interesse am Fach<br />
Mathematik (KG), **p < .01 (zweiseitig)<br />
Aber anders als bei der Experimentalgruppe ist der Zusammenhang zwischen hold-<br />
Phase und individuellem Interesse hoch signifikant, sodass des situationale Interesses<br />
einen möglichen Einfluss auf das individuelle Interesse hat. Diese Aussage kann aber<br />
nicht empirisch belegt werden, denn durch die Korrelationsanalyse ist keine Aussage<br />
über die Kausalität möglich.<br />
Dieser positive Zusammenhang ist auch in den jeweiligen Streudiagrammen zu<br />
erkennen.<br />
133
Ergebnisse der Untersuchungen<br />
Abbildung 38: Streudiagramme situationales und individuelles Interesse, catch-Phase<br />
Der Zusammenhang zwischen der catch-Phase und dem individuellen Interesse an<br />
mathematischen Schülerexperimenten ist bei beiden Gruppen positiv, man erkennt aber<br />
deutliche Ausreißer. Dieser Aspekte spricht für die Verwendung des<br />
Rangkorrelationskoeffizienten nach Spearman.<br />
Abbildung 39: Streudiagramme situationales und individuelles Interesse, hold-Phase<br />
Auch hier ist der Zusammenhang zwischen der catch-Phase und dem individuellem<br />
Interesse an mathematischen Schülerexperimenten bei beiden Gruppen positiv, man<br />
erkennt wieder deutliche Ausreißer.<br />
Zusammenfassung<br />
Abschließend kann festgehalten werden, dass die Werte der Kontrollgruppe etwas höher<br />
sind als die der Experimentalgruppe. Die Schülerinnen und Schüler der Kontrollgruppe<br />
sind interessiert am Experimentierkurs, es handelt sich hierbei nicht nur um ein<br />
kurzfristiges situationales Interesse, sondern auch die hold-Komponente wurde positiv<br />
134
Ergebnisse der Untersuchungen<br />
bewertet. Die Amotivation der Lernenden innerhalb dieser Gruppe nimmt über die Zeit<br />
ab, d.h. die Motivation steigt ebenso wie das Interesse. Die Werte der<br />
Experimentalgruppe sind nicht ganz so positiv. Die Schülerinnen und Schüler sind auch<br />
motiviert, es handelt sich aber nicht um ein stabilisiertes Interesse. Die Amotivation<br />
sinkt auch, Experiment 2 beeinflusst aber und führt zu einem kurzen Anstieg.<br />
In beiden Stichproben gibt es einen möglichen Einfluss des situationalen Interesses auf<br />
das individuelle Interesse an Experimenten. Diese Kausalität kann aber nicht durch eine<br />
Korrelationsanalyse geklärt werden.<br />
Da die Ergebnisse der Kontrollgruppe positiver waren als die der Experimentalgruppe,<br />
ist davon auszugehen, dass der neue Lernort Schülerlabor, wie zuvor angenommen,<br />
keinen nachweislich positiven Einfluss auf das Interessensempfinden der teilnehmenden<br />
Schülerinnen und Schüler hat. Es ist denkbar, dass der neue Lernort und die neue<br />
Umgebung die Schülerinnen und Schüler abgelenkt haben kann.<br />
Im Folgenden wird das individuelle Interesse am Fach Mathematik analysiert und die<br />
Ergebnisse bewertet.<br />
7.1.3 Individuelles Interesse am Fach Mathematik<br />
Wie in Kapitel 4.1 beschrieben, bezieht sich ein wichtiger Aspekt meiner Studie auf die<br />
angestrebte Interessensförderung der Lernenden. Ein möglicher positiver Einfluss<br />
mathematischer Schülerexperimente auf das individuelle Interesse am Fach Mathematik<br />
ist als eher gering einzuschätzen (vgl. Kapitel 3.2.4), wodurch sich meine Hypothese 3<br />
ableiten lässt, dass die Durchführung mathematischer Schülerexperimente keinen<br />
nachweislichen Einfluss auf das individuelle Interesse am Fach Mathematik haben.<br />
Ein Zuwachs an individuellem Interesse wird dann angenommen, wenn bei der post-<br />
Befragung im Vergleich zur pre-Befragung ein höherer Wert erreicht wird. In Tabelle<br />
48 sind die deskriptiven Werte der Variable individuelles Interesse aufgelistet.<br />
Gemessen wurde das individuelle Interesse vor und direkt nach dem Experimentierkurs.<br />
135
Ergebnisse der Untersuchungen<br />
Merk<strong>mal</strong> Gruppe N Min. Max. M SD<br />
Individuelles<br />
Interesse an<br />
Mathematik<br />
(pre)<br />
• Experimentalgruppe<br />
• Kontrollgruppe<br />
179<br />
101<br />
1.00<br />
1.00<br />
4.00<br />
4.00<br />
2.69<br />
2.62<br />
.74<br />
.74<br />
Individuelles<br />
Interesse an<br />
Mathematik<br />
(post)<br />
• Experimentalgruppe<br />
• Kontrollgruppe<br />
178<br />
101<br />
1.00<br />
1.00<br />
4.00<br />
4.00<br />
2.81<br />
2.72<br />
.72<br />
.72<br />
Individuelles<br />
Interesse an<br />
Experimenten<br />
• Experimentalgruppe<br />
• Kontrollgruppe<br />
177<br />
101<br />
1.00<br />
1.00<br />
4.00<br />
4.00<br />
3.09<br />
3.13<br />
.69<br />
.61<br />
Tabelle 48: Deskriptive Statistik Individuelles Interesse<br />
Es fällt zunächst auf, dass sowohl die Experimental- als auch die Kontrollgruppe im<br />
post-Test höhere Mittelwerte erreichen, d.h. die beiden Gruppen verzeichnen einen<br />
geringen Zuwachs. Dabei erreicht die Experimentalgruppe einen höheren Mittelwert im<br />
post-Test als die Kontrollgruppe bei zuvor etwa gleichen pre-Werten. Der Zuwachs<br />
beträgt in beiden Fällen und in beiden Gruppen aber weniger als die<br />
Standardabweichung, nämlich bei der Experimentalgruppe etwa zwei Zehntel und bei<br />
der Kontrollgruppe etwa ein Zehntel.<br />
Beim individuellen Interesse an mathematischen Schülerexperimenten liegen die<br />
Mittelwerte beider Gruppen mäßig über dem zu erwartenden Mittelwert von 3.0, dabei<br />
ist der Mittelwert der Kontrollgruppe mäßig höher als der Mittelwert der<br />
Experimentalgruppe. So ist das individuelle Interesse an mathematischen Experimenten<br />
höher als das am Fach Mathematik selbst.<br />
Nachfolgend veranschaulicht Abbildung 40 die deskriptiven Werte aus Tabelle 48.<br />
136
Ergebnisse der Untersuchungen<br />
2.85<br />
2.80<br />
2.81<br />
2.75<br />
2.70<br />
2.65<br />
2.60<br />
2.69<br />
2.62<br />
2.72<br />
Experimentalgruppe<br />
Kontrollgruppe<br />
2.55<br />
2.50<br />
pre<br />
post<br />
Abbildung 40: Verlauf individuelles Interesse am Fach Mathematik<br />
Um zu analysieren, ob es sich um einem signifikanten Anstieg zwischen pre- und post-<br />
Test im Bereich des individuellen Interesses handelt, wird zunächst ein Modell erstellt.<br />
Abbildung 41: Modell zur Entwicklung des individuellen Interesses an Mathematik<br />
Anhand der Daten aus Tabelle 48 kann man erkennen, dass es einen Unterschied des<br />
Mittelwerts zwischen dem Vor- und dem Nachtest gibt. Um das Modell aus Abbildung<br />
41 zu überprüfen, wird der Wilcoxon-Test verwendet. Mit diesem Test lässt sich nun<br />
überprüfen, ob dieser Unterschied zwischen Vor- und Nachtest auch signifikant ist.<br />
Wilcoxon-Test (individuelles<br />
Interesse pre – individuelles<br />
Interesse post)<br />
Experimentalgruppe<br />
Signifikanz<br />
.156 n.s.<br />
Kontrollgruppe .000***<br />
Tabelle 49: Wilcoxon-Test individuelles Interesse mit α=0.05<br />
In Tabelle 49 ist zu erkennen, dass der p-Wert der Experimentalgruppe nicht signifikant<br />
ist, da er über dem Wert von α liegt, d.h. das individuelle Interesse an Mathematik war<br />
nach der Intervention nicht signifikant verschieden von dem individuellen Interesse an<br />
Mathematik vorher. Hier liegt kein signifikanter Anstieg vor.<br />
137
Ergebnisse der Untersuchungen<br />
Bei der Kontrollgruppe ist hingegen zu erkennen, dass der p-Wert höchst signifikant ist,<br />
da er unter dem Wert von α liegt, d.h. das individuelle Interesse an Mathematik war<br />
nach der Intervention signifikant verschieden von dem individuellen Interesse an<br />
Mathematik vorher. Hier liegt also ein signifikanter Anstieg vor.<br />
Da der Anstieg bei der Experimentalgruppe nicht signifikant war, soll nun überprüft<br />
werden, ob es einen Zusammenhang zwischen dem individuellen Interesse am Fach<br />
Mathematik vor dem Experimentierkurs und dem individuellem Interesse am Fach<br />
Mathematik nach dem Experimentierkurs gibt. Dazu wird der<br />
Rangkorrelationskoeffizient bestimmt.<br />
Experimentalgruppe<br />
Individuelles Interesse an<br />
Mathematik (pre)<br />
Individuelles Interesse an<br />
Mathematik (post)<br />
Individuelles Interesse an<br />
Mathematik (pre)<br />
Individuelles Interesse an<br />
Mathematik (post)<br />
1.00 .731**<br />
.731** 1.00<br />
Tabelle 50: Rangkorrelationskoeffizient individuelles Interesse am Fach Mathematik (EG), **p < .01<br />
(zweiseitig)<br />
Obwohl der Anstieg der Mittelwerte nicht signifikant ist, ist der Korrelationskoeffizient<br />
der Experimentalgruppe deutlich positiv, so deutet er auf einen positiven<br />
Zusammenhang zwischen den Variablen individuelles Interesse am Fach Mathematik<br />
(pre) und individuelles Interesse am Fach Mathematik (post) hin. So hat das<br />
individuelle Interesse pre Auswirkung auf das individuelle Interesse post.<br />
Kontrollgruppe<br />
Individuelles Interesse an<br />
Mathematik (pre)<br />
Individuelles Interesse an<br />
Mathematik (post)<br />
Individuelles Interesse an<br />
Mathematik (pre)<br />
Individuelles Interesse an<br />
Mathematik (post)<br />
1.00 .757**<br />
.757** 1.00<br />
Tabelle 51: Rangkorrelationskoeffizient individuelles Interesse am Fach Mathematik (KG), **p < .01<br />
(zweiseitig)<br />
Ähnlich sieht es bei der Kontrollgruppe aus. Der Korrelationskoeffizient ist hier etwas<br />
höher als bei der Experimentalgruppe. Beide Gruppen weisen einen signifikanten<br />
138
Ergebnisse der Untersuchungen<br />
Zusammenhang zwischen den beiden Variablen zum individuellen Interesse am Fach<br />
Mathematik im zeitlichen Verlauf auf.<br />
Abbildung 42: Streudiagramme individuelles Interesse an Mathematik<br />
Dieser positive Zusammenhang ist auch im jeweiligen Streudiagramm aus Abbildung<br />
42 zu erkennen. Der Zusammenhang hat zwar einen linearen Verlauf, man erkennt aber<br />
deutliche Ausreißer, weshalb die Verwendung des Rangkorrelationskoeffizienten nach<br />
Spearman gestützt wird.<br />
Insgesamt kann festgehalten werden, dass das individuelle Interesse am Fach<br />
Mathematik im Mittelwert lediglich mini<strong>mal</strong> ansteigt, es aber eine hohe Korrelation<br />
zwischen beiden Variablen gibt. Es gibt bei der Kontrollgruppe einen signifikanten<br />
Unterschied bei den Mittelwerten, bei der Experimentalgruppe hingegen nicht. So kann<br />
Hypothese 3, dass mathematische Schülerexperimente keinen nachweislichen Einfluss<br />
auf das individuelle Interesse am Fach Mathematik haben, weder verifiziert noch<br />
falsifiziert werden. Es scheint in dieser Studie in der Kontrollgruppe einen<br />
nachweislichen Einfluss von mathematischen Schülerexperimenten auf das individuelle<br />
Interesse am Fach Mathematik zu geben. Dies geht auch mit der Theorie einher, denn<br />
ein möglicher positiver Einfluss mathematischer Schülerexperimente auf das<br />
individuelle Interesse ist als gering, aber nicht als unmöglich einzuschätzen (vgl.<br />
Kapitel 3.2.4). Als möglicher Grund für die unterschiedliche Entwicklung des<br />
individuellen Interesses am Fach Mathematik ist denkbar, dass die Schülerinnen und<br />
Schüler der Experimentalgruppe den erlebten Kurs als ein<strong>mal</strong>ig und losgelöst<br />
wahrgenommen haben, der keinerlei Einfluss auf den zukünftigen Mathematikunterricht<br />
139
Ergebnisse der Untersuchungen<br />
hat, wohingegen die Schülerinnen und Schüler der Kontrollgruppe den Kurs innerhalb<br />
ihrer Unterrichtsstruktur und somit nicht losgelöst erlebten.<br />
Zusammenhang von individuelles Interesse und mathematischem Selbstkonzept<br />
Betrachtet wird nun zusätzlich die Variable mathematisches Selbstkonzept, um den<br />
Anstieg an individuellem Interesse erklären zu können. Es soll weiterführend geklärt<br />
werden, ob das Selbstkonzept für die Entwicklung von individuellem Interesse<br />
verantwortlich ist oder ob der Zuwachs an individuellem Interesse am Fach Mathematik<br />
ausschließlich der Intervention zuzuschreiben ist.<br />
Dazu werden zunächst die deskriptiven Werte aus Tabelle 52 analysiert. Ein Zuwachs<br />
des mathematischen Selbstkonzeptes wird dann angenommen, wenn bei der post-<br />
Befragung im Vergleich zur pre-Befragung ein höherer Wert erreicht wird.<br />
Merk<strong>mal</strong> Gruppe N Min. Max. M SD<br />
Selbstkonzept<br />
(pre)<br />
• Experimentalgruppe<br />
• Kontrollgruppe<br />
179<br />
101<br />
1.00<br />
1.00<br />
4.00<br />
4.00<br />
2.65<br />
2.66<br />
.84<br />
.73<br />
Selbstkonzept<br />
(post)<br />
• Experimentalgruppe<br />
• Kontrollgruppe<br />
179<br />
101<br />
1.00<br />
1.00<br />
4.00<br />
4.00<br />
2.71<br />
2.75<br />
.83<br />
.71<br />
Tabelle 52: Deskriptive Statistik mathematisches Selbstkonzept<br />
Es fällt zunächst auf, dass sowohl die Experimental- als auch die Kontrollgruppe im<br />
post-Test höhere Mittelwerte erreichen, d.h. die beiden Gruppen verzeichnen einen<br />
geringen Zuwachs. Dabei erreicht dies<strong>mal</strong> die Kontrollgruppe einen höheren Mittelwert<br />
im post-Test als die Experimentalgruppe bei zuvor gleichen pre-Werten. Der Zuwachs<br />
beträgt in beiden Fällen und in beiden Gruppen aber weniger als die<br />
Standardabweichung, nämlich bei der Experimentalgruppe etwa ein Zehntel und bei der<br />
Kontrollgruppe etwas mehr als ein Zehntel.<br />
Um zu analysieren, ob es sich um einen Anstieg im Bereich des mathematischen<br />
Selbstkonzeptes handelt, wird zunächst ein Modell erstellt.<br />
140
Ergebnisse der Untersuchungen<br />
Abbildung 43: Modell zur Entwicklung des mathematischen Selbstkonzeptes<br />
Anhand der Daten aus Tabelle 52 kann man erkennen, dass es einen Unterschied des<br />
Mittelwerts zwischen dem Vor- und dem Nachtest gibt. Um dieses Modell zu<br />
überprüfen, wird der Wilcoxon-Test verwendet.<br />
Wilcoxon-Test (Selbstkonzept<br />
pre – Selbstkonzept post)<br />
Signifikanz<br />
Experimentalgruppe .003**<br />
Kontrollgruppe .025*<br />
Tabelle 53: Wilcoxon-Test mathematisches Selbstkonzept mit α=0.05<br />
In Tabelle 53 ist zu erkennen, dass der p-Wert sowohl der Experimentalgruppe als auch<br />
der Kontrollgruppe signifikant ist, da beide Werte größer als α sind, d.h. das<br />
mathematische Selbstkonzept war nach der Intervention signifikant verschieden von<br />
dem mathematischen Selbstkonzept vorher. Hier liegt ein signifikanter Anstieg vor. So<br />
scheint die Intervention, d.h. der Experimentierkurs, einen Einfluss auf das<br />
mathematische Selbstkonzept beider Schülergruppen zu haben.<br />
Um nun zu überprüfen, ob es einen Zusammenhang zwischen dem mathematischen<br />
Selbstkonzept und dem individuellen Interesse am Fach Mathematik nach dem<br />
Experimentierkurs gibt, wird der Rangkorrelationskoeffizient bestimmt.<br />
Experimentalgruppe<br />
Selbstkonzept<br />
Individuelles Interesse an<br />
Mathematik<br />
Selbstkonzept 1.00 .625**<br />
Individuelles Interesse an<br />
Mathematik<br />
.625** 1.00<br />
Tabelle 54: Rangkorrelationskoeffizient Selbstkonzept und individuelles Interesse am Fach Mathematik (EG,<br />
post), **p < .01 (zweiseitig)<br />
Der Korrelationskoeffizient der Experimentalgruppe ist positiv, so deutet er auf einen<br />
hohen positiven Zusammenhang zwischen den Variablen mathematisches Selbstkonzept<br />
und individuelles Interesse am Fach Mathematik (post) hin. Dieser<br />
Rangkorrelationskoeffizient ist hoch signifikant.<br />
141
Ergebnisse der Untersuchungen<br />
Kontrollgruppe<br />
Selbstkonzept<br />
Individuelles Interesse an<br />
Mathematik<br />
Selbstkonzept 1.00 .705**<br />
Individuelles Interesse an<br />
Mathematik<br />
.705** 1.00<br />
Tabelle 55: Rangkorrelationskoeffizient Selbstkonzept und individuelles Interesse am Fach Mathematik (EG,<br />
post), **p < .01 (zweiseitig)<br />
Der Korrelationskoeffizient der Kontrollgruppe ist ebenfalls positiv, so deutet er auf<br />
einen sehr hohen Zusammenhang zwischen den Variablen mathematisches<br />
Selbstkonzept und individuelles Interesse am Fach Mathematik (post) hin. Dieser<br />
Rangkorrelationskoeffizient ist ebenfalls hoch signifikant.<br />
Es kann also insgesamt festgehalten werden, dass es einen positiven Zusammenhang<br />
zwischen den Variablen mathematisches Selbstkonzept und individuelles Interesse am<br />
Fach Mathematik gibt. Es gibt einen möglichen Einfluss seitens des Selbstkonzeptes auf<br />
das individuelle Interesse, dies scheint aber nicht der einzige Einflussfaktor zu sein,<br />
denn die Intervention hat ebenfalls einen Einfluss auf die Entwicklung des<br />
Selbstkonzeptes. Die Ergebnisse des Wilcoxon-Tests zeigen, dass das mathematische<br />
Selbstkonzept nach der Intervention signifikant verschieden von dem mathematischen<br />
Selbstkonzept vorher war. So hat der Experimentierkurs scheinbar nicht nur Einfluss<br />
auf die Entwicklung von individuellem Interesse an Mathematik, sondern auch auf die<br />
positive Entwicklung des mathematischen Selbstkonzeptes.<br />
Unter dem Begriff Selbstkonzept versteht man die Vorstellung einer Person von sich<br />
selbst. Das Selbstkonzept bildet sich dabei aus Erfahrungen, die Personen selbst<br />
sammeln. Dabei haben drei Quellen einen starken Einfluss:<br />
• Erfolg: Gelingen Handlungen wiederholt, können Lernende den Schluss ziehen,<br />
dass sie gute Fähigkeiten in diesem Bereich haben.<br />
• Der Vergleich mit anderen: Der Vergleich ermöglicht eine Analyse von<br />
eigenen Stärken und Schwächen gegenüber anderen Personen.<br />
• Bewertungen durch Dritte: Bewertungen durch andere Personen, wie z.B. Lob<br />
oder Hervorhebungen der eigenen Leistung durch eine Lehrperson, wirken<br />
direkt auf das Selbstkonzept der Lernenden (Thun, 1981).<br />
142
Ergebnisse der Untersuchungen<br />
Mit Hilfe der vorliegenden quantitativen Daten kann nicht vollends erklärt werden,<br />
wieso das mathematische Selbstkonzept und das individuelle Interesse am Fach<br />
Mathematik ansteigen. Es kann lediglich festgehalten werden, dass die Intervention<br />
einen positiven Einfluss auf das mathematische Selbstkonzept sowie das individuelle<br />
Interesse am Fach Mathematik und an mathematischen Schülerexperimenten hat. Aus<br />
den oben genannten Informationen zur Förderung des Selbstkonzeptes kann entnommen<br />
werden, dass viele Faktoren zu einer Erhöhung des Selbstkonzeptes beitragen können.<br />
Eine handlungsorientierte Lernsituation, wie der Experimentierkurs „<strong>Versuch´s</strong> <strong>doch</strong><br />
<strong>mal</strong>“, kann auf die drei Quellen, die einen Einfluss auf das Selbstkonzept haben,<br />
wirken. Um beantworten zu können, wieso und aus welchen Gründen die Variablen<br />
positiver bewertet wurden, bräuchte man einen tieferen Einblick in die Geschehnisse,<br />
z.B. durch Interviews, um eventuell bestimmte Gründe erfragen zu können. Dies war<br />
nicht Bestandteil dieser Studie, könnte aber nachfolgend durchgeführt werden.<br />
7.2 Analyseschritt 2: Stichprobenvergleiche<br />
In Unterkapitel 7.1 gab es in der deskriptiven Analyse einige Unterschiede zwischen<br />
den beiden Stichproben. Im Folgenden soll deshalb ein zweiter Analyseschritt folgen, in<br />
dem die beiden Stichproben hinsichtlich der drei Forschungsfragen miteinander durch<br />
Signifikanztests verglichen werden.<br />
7.2.1 Intrinsische Motivation<br />
Die intrinsische Motivation der teilnehmenden Schülerinnen und Schüler war nach der<br />
Intervention signifikant verschieden von der intrinsischen Motivation vorher, es handelt<br />
sich hierbei um einen Anstieg der intrinsischen Motivation seitens der Schülerinnen und<br />
Schüler (vgl. Kapitel 7.1.1 und Tabelle 32).<br />
Da sich die Mittelwerte der beiden Stichproben zu den verschiedenen Zeitpunkten<br />
unterschieden hat, soll nun die Fragestellung „Unterscheiden sich Experimental- und<br />
Kontrollgruppe in der Beurteilung der intrinsischen Motivation?“ mit Hilfe des U-Tests<br />
beantwortet werden. Dafür wird die Variable intrinsische Motivation im zeitlichen<br />
Verlauf betrachtet.<br />
143
Ergebnisse der Untersuchungen<br />
Intrinsisch<br />
Intrinsisch<br />
Intrinsisch<br />
Intrinsisch<br />
Intrinsisch<br />
Intrinsisch<br />
pre<br />
Exp. 1<br />
Exp. 2<br />
Exp. 3<br />
Exp. 4<br />
post<br />
Asymptotische<br />
Signifikanz (2-<br />
seitig)<br />
.852 n.s. .001** .092 n.s. .013* .117 n.s. .256 n.s.<br />
Tabelle 56: U-Test intrinsische Motivation<br />
In Tabelle 56 ist zu erkennen, dass die p-Werte der Variablen pre, Exp. 2, Exp. 4 und<br />
post der intrinsischen Motivation über dem Wert von α = 0.05 liegen, so liegt kein<br />
signifikanter Unterschied zwischen beiden Stichproben vor. Experimental- und<br />
Kontrollgruppe unterscheiden sich hier nicht signifikant in ihrer Beurteilung der<br />
intrinsischen Motivation. Die p-Werte zu den Zeitpunkten Exp. 1 und Exp. 3 der<br />
intrinsischen Motivation liegen unter dem Wert von α = 0.05, d.h. es liegt hier ein<br />
signifikanter Unterschied zwischen beiden Stichproben vor. Experimental- und<br />
Kontrollgruppe unterscheiden sich während der Experimente 1 und 3 signifikant in ihrer<br />
Beurteilung der intrinsischen Motivation. Einen möglichen Erklärungsansatz könnte die<br />
Analyse des Items „Ranking bestes Experiment“ (vgl. Kapitel 7.1.1) liefern.<br />
Experimental- und Kontrollgruppe platzierten die Experimente 1 und 3 unterschiedlich,<br />
d.h. die beiden Stichproben schätzten das Interesse an diesen beiden Experimenten und<br />
somit auch der intrinsischen Motivation unterschiedlich ein.<br />
Erleben der Basic Needs<br />
Nach Deci und Ryan sind die Ursachen intrinsischer Motivation in den angeborenen<br />
Bedürfnissen, den Basic Needs, zu sehen (vgl. Kapitel 3.1.2). In Kapitel 7.1.1 konnte<br />
festgestellt werden, dass der Experimentierkurs alle drei Basic Needs, Autonomie,<br />
Kompetenz und soziale Eingebundenheit fördert. Im Folgenden soll die Fragestellung<br />
„Unterscheiden sich Experimental- und Kontrollgruppe in der Beurteilung des Erlebens<br />
der Basic Needs?“ mit Hilfe des U-Tests beantwortet werden. Die Daten sind dabei<br />
getrennt nach den Facetten der Autonomie (persönliche Wünsche und Ziele sowie<br />
Selbstbestimmung), Kompetenz und soziale Eingebundenheit (Dozentin und<br />
Kursgemeinschaft).<br />
144
Ergebnisse der Untersuchungen<br />
Zunächst wird die Variable persönliche Wünsche und Ziele im zeitlichen Verlauf<br />
betrachtet.<br />
PWZ<br />
PWZ<br />
PWZ<br />
PWZ<br />
PWZ<br />
Exp. 1<br />
Exp. 2<br />
Exp. 3<br />
Exp. 4<br />
post<br />
Asymptotische Signifikanz (2-<br />
seitig)<br />
.000*** .015* .000*** .058 n.s. .021*<br />
Tabelle 57: U-Test persönliche Wünsche und Ziele<br />
In Tabelle 57 ist zu erkennen, dass die p-Werte der Variablen persönliche Wünsche und<br />
Ziele außer bei Exp. 4 jeweils unter dem Wert von α = 0.05 liegen, es liegt hier also<br />
jeweils ein signifikanter Unterschied zwischen beiden Stichproben vor. Experimentalund<br />
Kontrollgruppe unterscheiden sich außer bei Experiment 4 signifikant in ihrer<br />
Beurteilung der persönlichen Wünsche und Ziele. Der p-Wert der Variable zu<br />
Experiment 4 liegt über dem Wert von α = 0.05, hier liegt also kein signifikanter<br />
Unterschied zwischen beiden Stichproben vor. Experimental- und Kontrollgruppe<br />
unterscheiden sich während Experiment 4 nicht signifikant in ihrer Beurteilung der<br />
persönlichen Wünsche und Ziele. Post kann festgehalten werden, dass sich die<br />
persönlichen Wünsche und Ziele an dem Experimentierkurs in beiden Stichproben<br />
voneinander unterscheiden. Die Schülerinnen und Schüler haben andere Erwartungen<br />
an einen Kurs, der im Schülerlabor der Universität stattfindet als an einen Kurs, der in<br />
der Schule stattfindet.<br />
Nun wird die Variable Selbstbestimmung im zeitlichen Verlauf betrachtet.<br />
SB<br />
SB<br />
SB<br />
SB<br />
SB<br />
Exp. 1<br />
Exp. 2<br />
Exp. 3<br />
Exp. 4<br />
post<br />
Asymptotische Signifikanz (2-seitig) .756 n.s. .713 n.s. .696 n.s. .915 n.s. .123 n.s.<br />
Tabelle 58: U-Test Selbstbestimmung<br />
Tabelle 58 zeigt, dass die p-Werte aller Variablen Selbstbestimmung jeweils über dem<br />
Wert von α = 0.05 liegen, es liegt also jeweils kein signifikanter Unterschied zwischen<br />
145
Ergebnisse der Untersuchungen<br />
beiden Stichproben vor. Experimental- und Kontrollgruppe unterscheiden sich somit<br />
nicht signifikant in ihrer Beurteilung der Selbstbestimmung.<br />
Im Folgenden wird die Variable Kompetenz im zeitlichen Verlauf betrachtet.<br />
Kompetenz<br />
Kompetenz<br />
Kompetenz<br />
Kompetenz<br />
Kompetenz<br />
Exp. 1<br />
Exp. 2<br />
Exp. 3<br />
Exp. 4<br />
post<br />
Asymptotische Signifikanz<br />
(2-seitig)<br />
.368 n.s. .360 n.s. .970 n.s. .987 n.s. .759 n.s.<br />
Tabelle 59: U-Test Kompetenz<br />
Tabelle 59 veranschaulicht, dass die p-Werte aller Variablen Kompetenz jeweils<br />
deutlich über dem Wert von α = 0.05 liegen, d.h. hier liegt jeweils kein signifikanter<br />
Unterschied zwischen beiden Stichproben vor. Experimental- und Kontrollgruppe<br />
unterscheiden sich somit nicht signifikant in ihrer Beurteilung der Kompetenz.<br />
Nun wird die Variable soziale Eingebundenheit mit der Dozentin im zeitlichen Verlauf<br />
betrachtet.<br />
Dozentin<br />
Dozentin<br />
Dozentin<br />
Dozentin<br />
Dozentin<br />
Exp. 1<br />
Exp. 2<br />
Exp. 3<br />
Exp. 4<br />
post<br />
Asymptotische Signifikanz (2-seitig) .005** .004** .011* .000*** .017*<br />
Tabelle 60: U-Test soziale Eingebundenheit Bezugsgruppe Dozentin<br />
In Tabelle 60 ist zu erkennen, dass alle p-Werte der Variablen Dozentin unter dem Wert<br />
von α = 0.05 liegen, es liegt hier also jeweils ein signifikanter Unterscheid zwischen<br />
beiden Stichproben vor. Experimental- und Kontrollgruppe unterscheiden sich somit<br />
signifikant in ihrer Beurteilung der sozialen Eingebundenheit mit der Dozentin. Gründe<br />
für diese unterschiedliche Bewertung können durch die quantitativen Daten nicht<br />
erörtert werden.<br />
Im Folgenden wird die Variable soziale Eingebundenheit mit der Kursgemeinschaft im<br />
zeitlichen Verlauf betrachtet.<br />
146
Ergebnisse der Untersuchungen<br />
Kurs<br />
Kurs<br />
Kurs<br />
Kurs<br />
Kurs<br />
Exp. 1<br />
Exp. 2<br />
Exp. 3<br />
Exp. 4<br />
post<br />
Asymptotische Signifikanz (2-seitig) .221 n.s. .337 n.s. .270 n.s. .923 n.s. .241 n.s.<br />
Tabelle 61: U-Test soziale Eingebundenheit Bezugsgruppe Kursgemeinschaft<br />
Tabelle 61 veranschaulicht, dass die p-Werte aller Variablen Kursgemeinschaft jeweils<br />
über dem Wert von α = 0.05 liegen, sodass hier jeweils kein signifikanter Unterschied<br />
zwischen beiden Stichproben vorliegt. Experimental- und Kontrollgruppe unterscheiden<br />
sich somit nicht signifikant in ihrer Beurteilung der sozialen Eingebundenheit mit der<br />
Kursgemeinschaft.<br />
7.2.2 Situationales Interesse<br />
Tabelle 42 in Kapitel 7.1.1 zeigt Unterschiede in der Bewertung der Variablen<br />
catch_Gesamt (EG: 2.73 und KG: 3.04) und hold_Gesamt (EG: 2.36 und KG: 3.00)<br />
zwischen beiden Stichproben. Es konnte festgestellt werden, dass der Experimentierkurs<br />
bei vielen der teilnehmenden Schülerinnen und Schülern ein hohes situationales<br />
Interesse erzeugt. Bei der Kontrollgruppe handelt es sich sogar um ein stabilisiertes<br />
Interesse, während das Interesse der Experimentalgruppe nur situativ ist.<br />
Nun soll die Fragestellung „Unterscheiden sich Experimental- und Kontrollgruppe in<br />
der Beurteilung des situationalen Interesses?“ mit Hilfe des U-Tests beantwortet<br />
werden.<br />
catch_Gesamt<br />
hold_Gesamt<br />
Asymptotische<br />
Signifikanz (2-seitig)<br />
.000*** .000***<br />
Tabelle 62: U-Test situationales Interesse<br />
Wie man in Tabelle 62 erkennen kann, liegt der p-Wert für beide Variablen<br />
catch_Gesamt und hold_Gesamt bei .000 und somit unter dem Wert von α = 0.05, d.h.<br />
es liegt ein signifikanter Unterschied zwischen beiden Stichproben vor. Experimentalund<br />
Kontrollgruppe unterscheiden sich also signifikant in ihrer Beurteilung des<br />
147
Ergebnisse der Untersuchungen<br />
situationalen Interesses, was auf Grundlage der o.g. Informationen nicht verwunderlich<br />
ist.<br />
7.2.3 Individuelles Interesse am Fach Mathematik<br />
Ein möglicher positiver Einfluss mathematischer Schülerexperimente auf das<br />
individuelle Interesse am Fach Mathematik ist eher als gering einzuschätzen (vgl.<br />
Kapitel 3.2.4), wodurch ich meine dritte Hypothese abgeleitet habe, dass die<br />
Durchführung mathematischer Schülerexperimente keinen nachweislichen Einfluss auf<br />
das individuelle Interesse am Fach Mathematik haben. Diese Hypothese konnte in<br />
Unterkapitel 7.1.3 weder verifiziert noch falsifiziert werden.<br />
Im Folgenden soll nun die Fragestellung „Unterscheiden sich Experimental- und<br />
Kontrollgruppe in der Beurteilung des individuellen Interesses am Fach Mathematik?“<br />
mit Hilfe des U-Test beantwortet werden.<br />
Individuelles<br />
Interesse an<br />
Mathematik pre<br />
Individuelles<br />
Interesse an<br />
Mathematik post<br />
Individuelles<br />
Interesse an<br />
Experimenten<br />
post<br />
Asymptotische<br />
Signifikanz (2-seitig)<br />
.577 n.s. .337 n.s. .529 n.s.<br />
Tabelle 63: U-Test individuelles Interesse<br />
In Tabelle 63 ist zu erkennen, dass der p-Wert für alle Variablen des individuellem<br />
Interesses deutlich über dem Wert von α = 0.05 liegen, es liegt also kein signifikanter<br />
Unterschied zwischen beiden Stichproben vor. Experimental- und Kontrollgruppe<br />
unterscheiden sich also nicht signifikant in ihrer Beurteilung des individuellen<br />
Interesses.<br />
148
Diskussion und Zusammenfassung der Ergebnisse<br />
8. Diskussion und Zusammenfassung der<br />
Ergebnisse<br />
In diesem letzten Kapitel der vorliegenden Arbeit werden zunächst die Grundlagen und<br />
wichtigsten empirischen Ergebnisse zusammengefasst und diskutiert. Abschließend<br />
wird in einem Ausblick noch auf einige Aspekte eingegangen, die im Hinblick auf<br />
nachfolgende Untersuchungen interessant erscheinen.<br />
Im Mittelpunkt dieser Studie stand die Untersuchung der Wirkungsweise von<br />
mathematischen Schülerexperimenten auf die affektiven Komponenten Motivation und<br />
Interesse. Durch die Produktion dieser Lernmaterialien sowie die Entwicklung einer<br />
Experimentierumgebung lässt sich diese Arbeit der fachdidaktischen<br />
Entwicklungsforschung zuordnen. Darüber hinaus leistet diese Arbeit aber auch einen<br />
Beitrag zur Grundlagenforschung, indem die Methode des Experimentierens für die<br />
Mathematik und den Mathematikunterricht herausgestellt wurde, ein<br />
Experimentierkreislauf zur Beschreibung mathematischer Experimentiersituationen<br />
entstanden ist und die Wirkungsweise dieser Methode aus mathematikdidaktischer<br />
Perspektive analysiert wurde.<br />
Zu Beginn dieser Arbeit wurden im theoretischen Teil die wesentlichen Begriffe<br />
Experiment, Motivation und Interesse erläutert und miteinander in Beziehung gesetzt.<br />
Wie bereits in der Einleitung erwähnt, wird in der einschlägigen fachdidaktischen<br />
Literatur häufig postuliert, dass experimentelle Lernumgebungen motivierendes und<br />
interessensförderliches Potential bieten (Barzel & Ganter, 2010; Barzel, 2009; Ganter,<br />
2013). Daraus ergaben sich folgende drei Forschungsfragen und -hypothesen:<br />
• Forschungsfrage 1: Inwieweit hat die praktische Auseinandersetzung mit<br />
mathematischen Schülerexperimenten einen Einfluss auf die intrinsische<br />
Motivation der Schülerinnen und Schüler, insbesondere mit Blick auf das<br />
Erleben der Basic Needs?<br />
o Hypothese 1: Die Durchführung mathematischer Schülerexperimente<br />
wirkt sich positiv auf die intrinsische Motivation der Schülerinnen und<br />
Schüler aus.<br />
149
Diskussion und Zusammenfassung der Ergebnisse<br />
• Forschungsfrage 2: Inwieweit hat die praktische Auseinandersetzung mit<br />
mathematischen Schülerexperimenten einen Einfluss auf das situationale<br />
Interesse der Schülerinnen und Schüler?<br />
o Hypothese 2: Die Durchführung mathematischer Schülerexperimente<br />
wirkt sich positiv auf das situationale Interesse der Schülerinnen und<br />
Schüler aus.<br />
• Forschungsfrage 3: Inwieweit hat die praktische Auseinandersetzung mit<br />
mathematischen Schülerexperimenten einen nachweislichen Einfluss auf das<br />
individuelle Interesse am Fach Mathematik?<br />
o Hypothese 3: Die Durchführung mathematischer Schülerexperimente<br />
hat keinen nachweislichen Einfluss auf das individuelle Interesse am<br />
Fach Mathematik.<br />
Mit der hier vorliegenden Studie sollte nun geklärt werden, inwieweit sich die<br />
Hypothesen empirisch bestätigen lassen. Empirische Studien in diesem Bereich liegen<br />
in der Mathematikdidaktik fast nicht vor. Einzig Ganter (2013) konnte in ihrer Arbeit<br />
empirisch belegen, dass derartige Effekte bei einem Einsatz von Schülerexperimenten<br />
zum Funktionsbegriff zu verzeichnen sind, d.h. dass sich mathematikbezogenes<br />
Interesse und die Selbstwirksamkeitserwartungen der Schülerinnen und Schüler deutlich<br />
verbesserten. Aus dieser Forschungslücke heraus und den theoretischen Befunden zu<br />
Experimenten begründete sich meine Forschungsmotivation, eine experimentelle<br />
Lernumgebung zu entwickeln und diese im Rahmen einer quasi-experimentellen<br />
Felduntersuchung im pre-post-Kontrollgruppendesgin mit Hilfe quantitativer Methoden<br />
auf die affektive Wirkungsweise von mathematischen Schülerexperimenten zu<br />
untersuchen. Der Frage nach der Wirksamkeit von Experimenten lag die grundlegende<br />
Forschungshypothese zugrunde, dass sich die Durchführung von mathematischen<br />
Schülerexperimenten positiv auf die affektiven Komponenten Motivation und Interesse<br />
auswirkt.<br />
Zur Prüfung dieser und der einzelnen spezifischen Forschungshypothesen wurde ein<br />
Kontrollgruppendesign mit Experimentalgruppe und Kontrollgruppe gewählt. Die<br />
Experimentalgruppe erlebte den Experimentierkurs an einem außerschulischen<br />
Lernstandort, dem Alfried Krupp-Schülerlabor der Ruhr-Universität Bochum, die<br />
150
Diskussion und Zusammenfassung der Ergebnisse<br />
Kontrollgruppe in den jeweilig teilnehmenden Schulen selbst. Die Stichprobe der<br />
Hauptuntersuchung umfasste 280 Schülerinnen und Schüler aus n = 11<br />
unterschiedlichen Klassen, wobei die Experimentalgruppe aus N = 179 und die<br />
Kontrollgruppe aus N = 101 Schülerinnen und Schülern bestand. Dazu wurden ganze<br />
Klassen auf die beiden Stichproben verteilt. Die Intervention wurde auf freiwilliger<br />
Basis durchgeführt und war in beiden Stichproben identisch. Die Intervention wurde nur<br />
teilweise randomisiert, sodass trotz der ausreichend hohen Stichprobenanzahl schwer zu<br />
sagen ist, wie repräsentativ diese Stichprobe und diese Studie war. Dennoch wird<br />
angenommen, dass diese Studie mit hoher Wahrscheinlichkeit ähnliche Ergebnisse mit<br />
anderen Stichproben liefern würde.<br />
Zur Erfassung der affektiven Wirkungsweisen von mathematischen<br />
Schülerexperimenten wurde auf bestehende und in der Praxis getestete Studien und<br />
Items zurückgegriffen. Bei dieser Studie wurde ein quantitativer Zugang gewählt, um<br />
die Wirkungsweisen zu untersuchen, d.h. um herauszufinden, welchen Einfluss das<br />
mathematische Experimentieren auf Motivation und Interesse der Schülerinnen und<br />
Schüler hat. Dazu wurden drei Fragebögen aus bestehenden Subskalen<br />
zusammengestellt, die zu drei verschiedenen Messzeitpunkten eingesetzt wurden. Für<br />
die Studie wurde ein typisches pre-post-Design eingesetzt, um Ergebnisse nachher mit<br />
vorherigen Einstellungen abgleichen zu können. Zusätzlich wurden nach jedem<br />
Experiment situative Veränderungen gemessen. Dies wurde in der Annahme gemacht,<br />
dass womöglich nicht jedes Experiment die gleiche affektive Veränderung mit sich<br />
bringt.<br />
In den quantitativen Untersuchungen ließen sich zwischen beiden Gruppen sowohl<br />
Unterschiede als auch Gemeinsamkeiten finden. Im Folgenden werden die zentralen<br />
Ergebnisse gegliedert nach den drei Forschungsfragen zusammengefasst.<br />
Intrinsische Motivation<br />
Als intrinsische Motivation wird eine innere, aus sich selbst heraus entstehende<br />
Motivation bezeichnet. Intrinsisch motivierte Handlungen werden im Gegensatz zu<br />
extrinsisch motivierten Handlungen um ihrer Selbst Willen durchgeführt und nicht, um<br />
eine Belohnung zu erlangen oder eine Bestrafung zu vermeiden (vgl. Kapitel 3.1.1).<br />
151
Diskussion und Zusammenfassung der Ergebnisse<br />
In meiner Studie gehe ich von der ersten Hypothese aus, dass sich die Durchführung<br />
mathematischer Schülerexperimente positiv auf die intrinsische Motivation der<br />
Schülerinnen und Schüler auswirkt. Um diese Hypothese überprüfen zu können, wurden<br />
die Daten zunächst deskriptiv ausgewertet. Bei der deskriptiven Analyse fiel auf, dass<br />
sowohl Experimental- als auch Kontrollgruppe im post-Test höhere Mittelwerte<br />
erreichen als im pre-Test, d.h. beide Gruppen verzeichnen einen Zuwachs. Mit dem<br />
Wilcoxon-Test wurde überprüft, ob der Unterschied zwischen Vor- und Nachtest in<br />
beiden Stichproben signifikant war. Der Mittelwertsunterschied (pre = 2.65 und post =<br />
2.80) zwischen Vor- und Nachtest war in der Experimentalgruppe signifikant, in der<br />
Kontrollgruppe (pre = 2.67 und post = 2.90) höchst signifikant. Wenn man von einer<br />
Zunahme an intrinsischer Motivation ausgeht, müsste die Amotivation der<br />
teilnehmenden Schülerinnen und Schüler im Verlauf des Kurses abnehmen. Bei der<br />
deskriptiven Analyse fällt je<strong>doch</strong> auf, dass zwar der post-Wert der Kontrollgruppe<br />
mini<strong>mal</strong> unter dem pre-Wert liegt, der post-Wert der Experimentalgruppe aber im<br />
Vergleich leicht ansteigt. Auch hier wurde mit dem Wilcoxon-Test überprüft, ob der<br />
Unterschied zwischen Vor- und Nachtest in beiden Stichproben signifikant war. Beide<br />
p-Werte liegen oberhalb des Wertes von α und sind somit nicht signifikant. Es liegt kein<br />
signifikanter Anstieg vor, sodass davon auszugehen ist, dass die Intervention zwar einen<br />
positiven Einfluss auf die intrinsische Motivation hat, aber keinerlei Einfluss auf die<br />
Amotivation. Dieses Ergebnis stützt auch die Korrelationsanalyse, denn die<br />
Rangkorrelationskoeffizienten im zeitlichen Verlauf beider Stichproben sind deutlich<br />
positiv. Dies deutet auf einen positiven Zusammenhang zwischen den Variablen<br />
Amotiovation pre und Amotivation post hin. So kann festgehalten werden, dass bei<br />
beiden Stichproben die Amotivation vorher einen vermeintlichen Einfluss auf die<br />
Amotivation nachher hat und nicht die Intervention für die Mittelwertsänderung von<br />
Vor- zum Nachtest verantwortlich ist.<br />
Im weiteren Verlauf der Analyse wurde geklärt, welche Einflussfaktoren für den<br />
Anstieg der intrinsischen Motivation verantwortlich sind. Nach der SDT von Deci und<br />
Ryan sind die Ursachen für die Ausbildung intrinsischer Motivation in den angeborenen<br />
Bedürfnissen nach Autonomie, Kompetenz und sozialer Eingebundenheit zu sehen (vgl.<br />
Kapitel 3.1.2).<br />
152
Diskussion und Zusammenfassung der Ergebnisse<br />
Die deskriptive Analyse der Basic Needs zeigte, dass die meisten Mittelwerte im<br />
zeitlichen Verlauf ansteigen. In beiden Stichproben scheint der Experimentierkurs<br />
besonders das Erleben der Facette Kompetenz wie auch der Facetten der sozialen<br />
Eingebundenheit ermöglicht zu haben. Die beiden Facetten der Autonomie wurden in<br />
beiden Stichproben nicht ganz so positiv bewertet wie das Erleben von Kompetenz oder<br />
sozialer Eigebundenheit. Sie lagen post knapp unter 3.0, im zeitlichen Verlauf aber<br />
immer über 2.5. Die Schülerinnen und Schüler fühlten sich so selbstbestimmt und<br />
besonders in der Kontrollgruppe entsprach der Kurs ihren persönlichen Wünschen und<br />
Zielen. Berücksichtigt man aber, dass den Schülerinnen und Schülern zur Bearbeitung<br />
der Experimente 3 und 4 Hilfekarten zur Verfügung standen, ergab die Analyse der<br />
beiden Facetten der Autonomie ein anderes Bild, sobald die Stichprobe um die<br />
Schülerinnen und Schüler verkleinert wurde, die eine Hilfekarte genutzt haben.<br />
Analysiert man diese verkleinerte Stichprobe, so ist zu erkennen, dass die Werte für<br />
beide Facetten der Autonomie deutlich positiver ausfallen als zuvor, sodass der<br />
Experimentierkurs alle drei Basic Needs fördert und deren Erleben unterstützt.<br />
Die Analyse des Rangkorrelationskoeffizienten hat ergeben, dass die einzelnen<br />
Korrelationen der Experimentalgruppe hoch signifikant sind, es aber keinerlei<br />
systematische Beziehung gibt. Die einzelnen Korrelationen beider Stichproben sind<br />
meist hoch signifikant, aber insgesamt recht klein. Hier gibt es keinerlei systematische<br />
Beziehung. Auffällig ist hier nur, dass einige Korrelationen der Kontrollgruppe nicht<br />
signifikant sind, wie der Zusammenhang zwischen Kompetenz und sozialer<br />
Eingebundenheit und der Kompetenz und den persönlichen Wünschen und Zielen.<br />
Aufgrund der starken Beziehung zwischen dem Erleben von sozialer Eingebundenheit<br />
mit der Dozentin und dem Erleben von Autonomie, liegt der Schluss nahe, dass die<br />
Lehrperson einen starken Einfluss auf das Erleben Autonomie hat. Im<br />
Experimentierkurs hat die Dozentin nur eine beratende Funktion, um das Erleben von<br />
Autonomie seitens der Schülerinnen und Schüler zu ermöglichen. Die Facetten<br />
Kompetenz und Selbstbestimmung korrelieren ebenfalls hoch miteinander, daher liegt<br />
hier der Schluss nahe, dass sich die Schülerinnen und Schüler als kompetent<br />
wahrnehmen, wenn sie selbstbestimmt handeln können. Aufgrund der recht starken<br />
Beziehung zwischen dem Erleben von sozialer Eingebundenheit mit den anderen<br />
153
Diskussion und Zusammenfassung der Ergebnisse<br />
Schülerinnen und Schülern der Kursgemeinschaft und dem Erleben von Autonomie,<br />
liegt der Schluss nahe, dass auch die Kursgemeinschaft einen starken Einfluss auf das<br />
Erleben von Autonomie hat. Das Erleben aller drei Basic Needs wurde so in dem<br />
Experimentierkurs ermöglicht.<br />
Grundsätzlich ist eine wichtige Rolle beider Facetten der Autonomie in beiden<br />
Stichproben zu erwarten, da die SDT davon ausgeht, dass das Erleben von Kompetenz<br />
und sozialer Eingebundenheit nur dann eintritt, wenn das Bedürfnis nach Autonomie in<br />
der Lernsituation befriedigt wird (vgl. Kapitel 3.2.2). Dies konnte in beiden Gruppen<br />
empirisch belegt werden.<br />
Situationales Interesse<br />
Als situationales Interesse bezeichnet man ein Interesse in einer konkreten Situation, ein<br />
durch äußere Anregungsbedingungen, wie z.B. ein spannender Unterricht, ausgelöster<br />
Zustand. Dieser Zustand des „aktuellen Interessiertseins“ ist gekennzeichnet durch<br />
Neugier, gesteigerte Aufmerksamkeit und erhöhte Lernbereitschaft (vgl. Kapitel 3.2.2).<br />
Das situationale Interesse ist in eine catch- und eine hold-Phase gegliedert. Dabei<br />
beschreibt die catch-Phase das „Einfangen“ von Interesse aufgrund kurzfristiger<br />
Aktivierung in einer konkreten Lernsituation. Die hold-Phase beschreibt hingegen ein<br />
anhaltendes Interesse einer Person, das an eine Lernsituation gekoppelt ist.<br />
In meiner Studie gehe ich von der zweiten Hypothese aus, dass sich die Durchführung<br />
mathematischer Schülerexperimente positiv auf das situationale Interesse der<br />
Schülerinnen und Schüler auswirkt. Um diese Hypothese überprüfen zu können, wurden<br />
die Daten zunächst deskriptiv ausgewertet. Bei der deskriptiven Analyse fiel auf, dass<br />
zum Zeitpunkt Experiment 2 eine Verschlechterung der catch-Phase in beiden<br />
Stichproben zu verzeichnen ist. Ein leichter Abfall ist auch zum Zeitpunkt von<br />
Experiment 4 zu verzeichnen, dieser ist aber deutlich geringer als bei Experiment 2.<br />
Experiment 1 und 3 scheinen somit interessanter gewesen zu sein, als Experiment 2<br />
oder 4. Insgesamt kann festgehalten werden, dass der Experimentierkurs bei vielen der<br />
teilnehmenden Schülerinnen und Schülern ein hohes situationales Interesse erzeugt hat,<br />
da die Gesamtwerte der catch-Phase um den Wert 3.0 liegen. Der Gesamtwert der<br />
Kontrollgruppe ist dabei höher (M = 3.04) als der Gesamtwert der Experimentalgruppe<br />
154
Diskussion und Zusammenfassung der Ergebnisse<br />
(M = 2.73). Um zu analysieren, ob dieser Unterschied auch signifikant ist, wurde im<br />
zweiten Analyseschritt für den Stichprobenvergleich ein Signifikanztest durchgeführt.<br />
Der U-Test zeigte hier einen höchst signifikanten Unterschied beider Stichproben mit<br />
p = .000***, d.h. beide Stichproben unterscheiden sich signifikant in ihrer Beurteilung<br />
der catch-Phase.<br />
Die deskriptiven Ergebnisse der hold-Phase zeigen ein ähnliches Bild. Die Unterschiede<br />
hierbei sind nicht so groß wie bei der catch-Phase, d.h. die Werte sind stabiler. Anders<br />
als bei der catch-Phase gibt es zwischen Experimental- und Kontrollgruppe bei der<br />
hold-Phase einen großen Unterschied. Der Gesamtwert der Kontrollgruppe liegt bei<br />
M = 3.00. Somit liegt bei der Kontrollgruppe ein stabilisiertes Interesse und nicht nur<br />
ein Interesse aufgrund kurzfristiger Aktivierung vor. Die Experimentalgruppe weist<br />
hingegen schlechtere Werte auf (M = 2.36), sodass hier nicht von einem stabilisiertem<br />
Interesse gesprochen werden kann. Um zu analysieren, ob dieser Unterschied ebenfalls<br />
signifikant ist, wurde im zweiten Analyseschritt für den Stichprobenvergleich ein<br />
Signifikanztest durchgeführt. Der U-Test zeigte auch hier einen höchst signifikanten<br />
Unterschied beider Stichproben mit p = .000***, d.h. beide Stichproben unterscheiden<br />
sich auch signifikant in ihrer Beurteilung der hold-Phase. Wieso nun die Schülerinnen<br />
und Schüler der Kontrollgruppe ein stabilisiertes Interesse während des<br />
Experimentierkurses entwickeln und die Schülerinnen und Schüler der<br />
Experimentalgruppe nicht, kann mit Hilfe dieser Daten nicht geklärt werden.<br />
Besonders interessant ist der Abfall des Interesses zum Zeitpunkt von Experiment 2 und<br />
der leichte Abfall zum Zeitpunkt von Experiment 4. Die Analyse des Ranking-Items<br />
„Bestes Experiment“ ergab, dass die Kontrollgruppe Experiment 2 und 4 auf die letzten<br />
beiden Plätze platzierte, die Experimentalgruppe Experiment 1 und 2. So kann<br />
festgehalten werden, dass die offenen Experimente anscheinend das situationale<br />
Interesse mehr fördern als die strukturierten und vorgegebenen Experimente 1 und 2. So<br />
wurde häufig bemängelt, dass die Schülerinnen und Schüler wenig<br />
Entscheidungsfreiheiten hatten, wofür diese Aussage beispielhaft ist: „Man hatte<br />
weniger Freiheiten.“ (Zitat AnJe1305). Wieso ein leichter Abfall des Interesses zum<br />
Zeitpunkt von Experiment 2 zu verzeichnen ist, konnte durch die quantitativen Daten<br />
155
Diskussion und Zusammenfassung der Ergebnisse<br />
nicht vollends geklärt werden. Dies könnte möglicherweise in einer weiterführenden,<br />
ausführlichen qualitativen Studie beantwortet werden.<br />
Auch die intrinsische Motivation kann einen Einfluss auf die Entwicklung von Interesse<br />
haben. Analysiert man nun die deskriptiven Werte der intrinsischen Motivation über<br />
den zeitlichen Verlauf, ist zu erkennen, dass in beiden Stichproben zum Zeitpunkt von<br />
Experiment 2 ein mini<strong>mal</strong>er Abfall der intrinsischen Motivation zu verzeichnen ist.<br />
Insgesamt steigen die Werte beider Gruppen und liegen immer über dem pre-Wert. So<br />
steigt die intrinsische Motivation, wie auch das Interesse im Laufe des Kurses.<br />
Da die Werte der Kontrollgruppe insgesamt etwas positiver ausfallen als die der<br />
Experimentalgruppe, ist davon auszugehen, dass der neue Lernort zumindest keinen<br />
positiven Effekt auf die Interessensentwicklung der Schülerinnen und Schüler hat.<br />
Inwieweit sich der Lernort ggf. negativ auswirkt und welche Faktoren dafür eine Rolle<br />
spielen, könnte möglicherweise in einer qualitativen Studie beantwortet werden.<br />
Insgesamt führen all diese Ergebnisse zu drei neuen Forschungsfragen:<br />
• Inwieweit unterscheiden sich gestütztes und freies Experimentieren in ihrer<br />
interessensförderlichen Wirkungsweise?<br />
• Welche genauen Einflussfaktoren wirken auf die Entwicklung eines<br />
stabilisierten Interesses?<br />
• Inwieweit wirkt sich ein Lernort (schulisch und außerschulisch) auf die<br />
Interessensentwicklung aus und welche Faktoren spielen hierfür eine Rolle?<br />
Individuelles Interesse<br />
Ein weiterer wichtiger Aspekt meiner Studie bezieht sich auf die angestrebte<br />
individuelle Interessenförderung der Lernenden. Ein möglicher positiver Einfluss<br />
mathematischer Schülerexperimente auf das individuelle Interesse am Fach Mathematik<br />
ist als eher gering einzuschätzen (vgl. Kapitel 3.2.4), wodurch sich meine dritte<br />
Hypothese ableiten lässt, dass die Durchführung mathematischer Schülerexperimente<br />
keinen nachweislichen Einfluss auf das individuelle Interesse am Fach Mathematik<br />
haben. Um diese dritte Hypothese überprüfen zu können, wurden die Daten zunächst<br />
deskriptiv ausgewertet. Bei der deskriptiven Analyse fiel auf, dass sowohl<br />
156
Diskussion und Zusammenfassung der Ergebnisse<br />
Experimental- als auch Kontrollgruppe im post-Test höhere Mittelwerte als im pre-Test<br />
erreichen. Mit dem Wilcoxon-Test wurde überprüft, ob der Unterschied zwischen Vorund<br />
Nachtest in beiden Stichproben signifikant war. Der Mittelwertsunterschied<br />
(pre = 2.69 und post = 2.81) zwischen Vor- und Nachtest war in der<br />
Experimentalgruppe nicht signifikant, in der Kontrollgruppe (pre = 2.62 und<br />
post = 2.72) je<strong>doch</strong> höchst signifikant. Die Korrelationsanalyse hat ergeben, dass es<br />
zwischen den Variablen des individuellem Interesses am Fach Mathematik pre und post<br />
einen positiven Zusammenhang gibt. Dieser Zusammenhang ist in beiden Stichproben<br />
hoch signifikant.<br />
Es kann also festgehalten werden, dass das individuelle Interesse am Fach Mathematik<br />
lediglich mini<strong>mal</strong> im zeitlichen Verlauf ansteigt, es aber hohe Korrelationen zwischen<br />
den beiden Variablen gibt. In der Kontrollgruppe gibt es einen signifikanten<br />
Unterschied bei den Mittelwerten, bei der Experimentalgruppe hingegen nicht. Somit<br />
kann die dritte Hypothese weder bestätigt noch verworfen werden, da es in der Studie,<br />
nur bei der Kontrollgruppe einen nachweislichen Einfluss von mathematischen<br />
Schülerexperimenten auf das individuelle Interesse am Fach Mathematik gab.<br />
Um zu analysieren, ob der Zuwachs an individuellem Interesse am Fach Mathematik<br />
nur der Intervention zuzuschreiben ist oder andere Rand- oder Störvariablen einen<br />
Einfluss haben, wurde die Variable des mathematischen Selbstkonzeptes analysiert.<br />
Auch bei dieser Variable erreichen beide Stichproben im post-Test höhere Werte als im<br />
pre-Test, d.h. beide Gruppen verzeichnen einen Zuwachs. Dieser Zuwachs ist in beiden<br />
Stichproben signifikant. So scheint das Treatment nicht nur Einfluss auf das<br />
individuelle Interesse am Fach Mathematik zu haben, sondern auch auf das<br />
mathematische Selbstkonzept. Im weiteren Verlauf der Analyse wurde mit Hilfe des<br />
Rangkorrelationskoeffizienten überprüft, ob es einen Zusammenhang zwischen<br />
mathematischem Selbstkonzept und individuellem Interesse am Fach Mathematik gibt.<br />
Die Analyse hat ergeben, dass der Rangkorrelationskoeffizient in beiden Stichproben<br />
positiv ist, der Zusammenhang ist hoch signifikant.<br />
Es kann also festgehalten werden, dass es einen hohen positiven Zusammenhang<br />
zwischen den Variablen mathematisches Selbstkonzept und individuelles Interesse am<br />
Fach Mathematik gibt. Das Treatment selbst hat also einen nachweislichen Einfluss<br />
157
Diskussion und Zusammenfassung der Ergebnisse<br />
sowohl auf das Ausbilden von individuellem Interesse als auch auf die positive<br />
Entwicklung des mathematischen Selbstkonzeptes. Mit Hilfe der vorhandenen Daten<br />
kann nicht vollends geklärt werden, wieso das individuelle Interesse am Fach<br />
Mathematik und das mathematische Selbstkonzept ansteigen. Die Förderung von<br />
individuellem Interesse und auch vom mathematischen Selbstkonzept hängen von<br />
mehreren Faktoren ab, sodass man z.B. mit Hilfe von Interviews oder spezifischere<br />
Items einen tieferen Einblick in die Wirkungsweise von diesem Experimentierkurs<br />
bräuchte.<br />
Das individuelle Interesse an mathematischen Schülerexperimenten bewerteten beide<br />
Gruppen positiv. Insgesamt ist das individuelle Interesse an mathematischen<br />
Schülerexperimenten aber höher als das am Fach Mathematik selbst.<br />
Der U-Test ergab keine signifikanten Unterschiede bei der Beurteilung aller Variablen<br />
des individuellen Interesses.<br />
Diese Ergebnisse führen ebenfalls zu drei neuen Forschungsfragen:<br />
• Unter welchen Bedingungen kann individuelles Interesse am Fach Mathematik<br />
durch einen Experimentierkurs gesteigert werden?<br />
• Welche Faktoren innerhalb des Experimentierkurses sind für die positive<br />
Entwicklung von individuellem Interesse am Fach Mathematik verantwortlich?<br />
• Welche Faktoren innerhalb des Experimentierkurses sind für die positive<br />
Entwicklung vom mathematischen Selbstkonzept verantwortlich?<br />
Zusammenfassung<br />
Abschließend kann festgehalten werden, dass der Experimentierkurs „<strong>Versuch´s</strong> <strong>doch</strong><br />
<strong>mal</strong>“ die Interessensentwicklung fördert und zu einem Aufbau intrinsischer Motivation<br />
führt. Innerhalb dieser handlungsorientierten Lernsituation nahmen sich die<br />
Schülerinnen und Schüler als selbstbestimmt und kompetent wahr. Die soziale<br />
Eingebundenheit sowohl mit der Dozentin als auch mit der Kursgemeinschaft wurde<br />
positiv bewertet. Der Kurs entsprach weitestgehend den eigenen Wünschen und Zielen<br />
der Schülerinnen und Schüler.<br />
158
Diskussion und Zusammenfassung der Ergebnisse<br />
Durch diese Studie wurde nicht nur gezeigt, dass sich Experimente als Lehr-Lern-<br />
Methode auch für den Mathematikunterricht und den mathematischen Lernprozess<br />
eignen, sondern auch, dass mathematische Experimente, ähnlich wie<br />
naturwissenschaftliche Experimente, zur Lösungsfindung motivieren und sich<br />
interessensförderlich auswirken. Aus motivationspsychologischer Sicht lohnt sich der<br />
Einsatz von mathematischen Schülerexperimenten im mathematischen Lernprozess aller<br />
Inhaltsbereiche.<br />
159
Verzeichnisse<br />
Verzeichnisse<br />
160
Verzeichnisse<br />
Abbildungsverzeichnis<br />
Abbildung 1: Hypothetisch-deduktiver Erkenntnisweg, auch inquiry cycle adaptiert<br />
nach Kremer & Keil (1993) (gestrichelte Pfeile: deduktive Anteile, durchgezogene<br />
Pfeile: induktive Anteile) 9<br />
Abbildung 2: Hypothetisch-deduktiver Erkenntnisweg, adaptiert nach Günther (2006) 11<br />
Abbildung 3: Experimentierkreislauf (Beumann, 2014) 29<br />
Abbildung 4: Motivatiumskontinuum, adaptiert nach Deci und Ryan (2002) 34<br />
Abbildung 5: Basic Needs, eigene Darstellung 37<br />
Abbildung 6: Formen des Interesses, adaptiert nach (Krapp, 1992) 43<br />
Abbildung 7: Rahmenmodell zur Interessensgenes, adaptiert nach (Krapp, 1998) 45<br />
Abbildung 8: Annahme über den Verlauf des Interesses 46<br />
Abbildung 9: Schematische Darstellung über die Hypothesen der Veränderungen<br />
während des Experimentierkurses 52<br />
Abbildung 10: Hilfekarten 54<br />
Abbildung 11: Beispiel zentraler Materialwagen/Materialtisch 55<br />
Abbildung 12: Material Experiment 1 - Intransitive Würfel 57<br />
Abbildung 13: Versuchsdurchführung Experiment 1 57<br />
Abbildung 14: Exemplarische Besprechung der ersten Hypothesenbildung im Plenum 58<br />
Abbildung 15: Beispielhafte Auswertung Experiment 1 59<br />
Abbildung 16: Material Experiment 2 60<br />
Abbildung 17: Versuchsdurchführung Experiment 2 61<br />
Abbildung 18: Exemplarische Ergebnisse Experiment 2 62<br />
Abbildung 19: Lösung der Textaufgabe - Experiment 2 62<br />
161
Verzeichnisse<br />
Abbildung 20: Experiment 3 - Kegel und Zylinder 63<br />
Abbildung 21: Versuchsdurchführung Experiment 3 64<br />
Abbildung 22: Beispielhafte Auswertung Experiment 3 65<br />
Abbildung 23: Material Experiment 4 66<br />
Abbildung 24: Versuchsdurchführung Experiment 4 66<br />
Abbildung 25: Exemplarische Ergebnisse Experiment 4 67<br />
Abbildung 26: Untersuchungsdesign 68<br />
Abbildung 27: Ablauf der gesamten Studie 98<br />
Abbildung 28: Verlauf Motivationsgeschehen 109<br />
Abbildung 29: Modell zur Entwicklung der intrinsischen Motivation und der<br />
Amotivation 109<br />
Abbildung 30: Verlauf deskriptive Werte Basic Needs (EG) 114<br />
Abbildung 31: Verlauf deskriptive Werte Basic Needs (KG) 116<br />
Abbildung 32: Verlauf deskriptive Werte Autonomie (EG), Unterscheidung in<br />
Benutzung der Hilfekarten 118<br />
Abbildung 33: Verlauf deskriptive Werte Autonomie (KG), Unterscheidung in<br />
Benutzung der Hilfekarten 119<br />
Abbildung 34: Verlauf situationales Interesse, Facette catch 124<br />
Abbildung 35: Verlauf situationales Interesse, Facette hold 125<br />
Abbildung 36: Verlauf intrinsische Motivation 129<br />
Abbildung 37: Verlauf Amotivation 131<br />
Abbildung 38: Streudiagramme situationales und individuelles Interesse, catch-Phase<br />
134<br />
162
Verzeichnisse<br />
Abbildung 39: Streudiagramme situationales und individuelles Interesse, hold-Phase 134<br />
Abbildung 40: Verlauf individuelles Interesse am Fach Mathematik 137<br />
Abbildung 41: Modell zur Entwicklung des individuellen Interesses an Mathematik 137<br />
Abbildung 42: Streudiagramme individuelles Interesse an Mathematik 139<br />
Abbildung 43: Modell zur Entwicklung des mathematischen Selbstkonzeptes 141<br />
163
Verzeichnisse<br />
Tabellenverzeichnis<br />
Tabelle 1: Kursaufbau 55<br />
Tabelle 2: Erhobene Aspekte zu den Messzeitpunkten T1, T2, T3 70<br />
Tabelle 3: Items der Skala Selbstkonzept zu den Messzeitpunkten T1 und T3 72<br />
Tabelle 4: Items der Skala individuelle Motivationsfaktoren zu den Messzeitpunkten<br />
T1, T2 und T3 73<br />
Tabelle 5: Items der Skala individuelles Interesse zu den Messzeitpunkten T1 und T3 74<br />
Tabelle 6: Items der Skala Erleben von Autonomie zu den Messzeitpunkten T2 und T3<br />
76<br />
Tabelle 7: Items der Skala Erleben von Kompetenz zu den Messzeitpunkten T2 und T3<br />
76<br />
Tabelle 8: Items der Skala Erleben von sozialer Eingebundenheit zu den<br />
Messzeitpunkten T2 und T3 77<br />
Tabelle 9: Items der Skala situationales Interesse zum Messzeitpunkten T2 78<br />
Tabelle 10: Ranking bestes Experiment 79<br />
Tabelle 11: Interne Konsistenz mathematisches Selbstkonzept 82<br />
Tabelle 12: Interne Konsistenz intrinsische Motivation 83<br />
Tabelle 13: Interne Konsistenz identifizierte Motivation 84<br />
Tabelle 14: Interne Konsistenz introjizierte Motivation 85<br />
Tabelle 15: Interne Konsistenz externale Motivation 86<br />
Tabelle 16: Interne Konsistenz Amotivation 87<br />
Tabelle 17: Interne Konsistenz individuelles Interesse am Fach Mathematik 87<br />
Tabelle 18: Interne Konsistenz individuelles Interesse am Fach Mathematik 88<br />
164
Verzeichnisse<br />
Tabelle 19: Interne Konsistenz persönliche Wünsche und Ziele 89<br />
Tabelle 20: Interne Konsistenz Selbstbestimmung 90<br />
Tabelle 21: Interne Konsistenz Kompetenz 91<br />
Tabelle 22: Interne Konsistenz Dozent 92<br />
Tabelle 23: Interne Konsistenz Kurs 93<br />
Tabelle 24: Interne Konsistenz Catch 94<br />
Tabelle 25: Interne Konsistenz Hold 95<br />
Tabelle 26: Darstellung der Untersuchungsvariablen 95<br />
Tabelle 27: Verteilung Schulformen Experimentalgruppe 100<br />
Tabelle 28: Verteilung Schulformen Kontrollgruppe 100<br />
Tabelle 29: Signifikanzniveaus, adaptiert nach Bortz (1999, S.110) 105<br />
Tabelle 30: bivariate Korrelation, adaptiert nach (Cohen, 1988) 106<br />
Tabelle 31: Deskriptive Statistik Motivationsgeschehen 108<br />
Tabelle 32: Wilcoxon-Test intrinsische Motivation mit α=0.05 110<br />
Tabelle 33: Wilcoxon-Test Amotivation mit α=0.05 110<br />
Tabelle 34: Rangkorrelationskoeffizient Amotivation (EG), **p < .01 (zweiseitig) 111<br />
Tabelle 35: Rangkorrelationskoeffizient Amotivation (KG), **p < .01 (zweiseitig) 111<br />
Tabelle 36: Deskriptive Statistik Basic Needs Experimentalgruppe 113<br />
Tabelle 37: Deskriptive Statistik Basic Needs Kontrollgruppe 115<br />
Tabelle 38: Deskriptive Statistik Basic Needs Experimentalgruppe (Hilfekarten) 117<br />
Tabelle 39: Deskriptive Statistik Basic Needs Kontrollgruppe (Hilfekarten) 118<br />
165
Verzeichnisse<br />
Tabelle 40: Rangkorrelationskoeffizient Basic Needs post (EG), **p < .01 (zweiseitig)<br />
120<br />
Tabelle 41: Rangkorrelationskoeffizient Basic Needs post (EG), **p < .01 (zweiseitig)<br />
121<br />
Tabelle 42: Deskriptive Werte situationales Interesse 123<br />
Tabelle 43: Deskriptive Statistik intrinsische Motivation 128<br />
Tabelle 44: Deskriptive Statistik Amotivation 130<br />
Tabelle 45: Deskriptive Statistik Individuelles Interesse an Experimenten 132<br />
Tabelle 46: Rangkorrelationskoeffizient situationales Interesse und individuelles<br />
Interesse am Fach Mathematik (EG), **p < .01 (zweiseitig) 132<br />
Tabelle 47: Rangkorrelationskoeffizient situationales Interesse und individuelles<br />
Interesse am Fach Mathematik (KG), **p < .01 (zweiseitig) 133<br />
Tabelle 48: Deskriptive Statistik Individuelles Interesse 136<br />
Tabelle 49: Wilcoxon-Test individuelles Interesse mit α=0.05 137<br />
Tabelle 50: Rangkorrelationskoeffizient individuelles Interesse am Fach Mathematik<br />
(EG), **p < .01 (zweiseitig) 138<br />
Tabelle 51: Rangkorrelationskoeffizient individuelles Interesse am Fach Mathematik<br />
(KG), **p < .01 (zweiseitig) 138<br />
Tabelle 52: Deskriptive Statistik mathematisches Selbstkonzept 140<br />
Tabelle 53: Wilcoxon-Test mathematisches Selbstkonzept mit α=0.05 141<br />
Tabelle 54: Rangkorrelationskoeffizient Selbstkonzept und individuelles Interesse am<br />
Fach Mathematik (EG, post), **p < .01 (zweiseitig) 141<br />
Tabelle 55: Rangkorrelationskoeffizient Selbstkonzept und individuelles Interesse am<br />
Fach Mathematik (EG, post), **p < .01 (zweiseitig) 142<br />
Tabelle 56: U-Test intrinsische Motivation 144<br />
166
Verzeichnisse<br />
Tabelle 57: U-Test persönliche Wünsche und Ziele 145<br />
Tabelle 58: U-Test Selbstbestimmung 145<br />
Tabelle 59: U-Test Kompetenz 146<br />
Tabelle 60: U-Test soziale Eingebundenheit Bezugsgruppe Dozentin 146<br />
Tabelle 61: U-Test soziale Eingebundenheit Bezugsgruppe Kursgemeinschaft 147<br />
Tabelle 62: U-Test situationales Interesse 147<br />
Tabelle 63: U-Test individuelles Interesse 148<br />
167
Verzeichnisse<br />
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Arbeiten im Biologieunterricht am Beispiel der Fotosynthese. Materialien zum BLK-<br />
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Unterrichts". Kiel: IPN<br />
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Krüger & H. Vogt (Hrsg.), Handbuch der Theorien in der biologiedidaktischen<br />
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Wissenschaftliche Beiträge aus dem Institut für Unterrichts– und Schulentwicklung, Nr.<br />
1. Alpen-Adria Universität Klagenfurt.<br />
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12-20.<br />
Roth, J. (2014). Experimentieren mit realen Objekten, Videos und Simulationen – Ein<br />
schülerzentrierter Zugang zum Funktionsbegriff. Der Mathematikunterricht, 60/6, 37-<br />
42.<br />
Rudolf, M., & Müller, J. (2004). Multivariate Verfahren: Eine praxisorientierte<br />
Einführung mit Anwendungsbeispielen in SPSS. Göttingen: Hogrefe.<br />
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181
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Schiefele, U., & Köller, O. (2001). Intrinsische und extrinsische Motivation. In D. H.<br />
Rost (Hrsg.), Handwörterbuch Pädagogische Psychologie (S. 304 - 310). Weinheim:<br />
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Schwartz, R. S., Lederman, N. G., & Crawford, B. A. (2004). Developing views of<br />
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Seidel, T., Prenzel, M., Wittwer, J., & Schwindt, K. (2007). Unterricht in den<br />
Naturwissenschaften. In M. Prenzel, C. Artelt, J. Baumert, W. Blum, M. Hammann, E.<br />
Klieme & R. Pekrun (Hrsg.), PISA 2006: Die Ergebnisse der dritten internationalen<br />
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Staeck, L. (1998). Praktisches Arbeiten im Biologieunterricht: Das Experimentieren.<br />
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Julius Klinkhardt<br />
Steinle, F. (2005). Explorative Experimente: Ampère, Faraday und die Ursprünge der<br />
Elektrodynamik. Techn. Univ., Habil.-Schr.-Berlin. Boethius: Bd. 50. Stuttgart: Steiner.<br />
Steinle, F. (2006). Experiment. In F. Jaeger (Hrsg.), Enzyklopädie der Neuzeit (pp. 722–<br />
728). Stuttgart: Metzler.<br />
Steinle, F. (2008). Explorieren – Entdecken – Testen. Spektrum der Wissenschaft, 9,<br />
34–41.<br />
Tetens, H. (1987). Experimentelle Erfahrung. Hamburg: Meiner.<br />
183
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Videostudie. Zeitschrift für Didaktik der Naturwissenschaften, 10, 51-69.<br />
Thun, F. S. von (1981). Miteinander reden 1. Störungen und Klärungen. Allgemeine<br />
Psychologie der Kommunikation. Reinbek: Rowohlt.<br />
Vollrath, H.-J. (1978). Schülerversuche zum Funktionsbegriff. Der<br />
Mathematikunterricht, 24/4, 90-101.<br />
Vollrath, H.-J., & Roth, J. (2012). Grundlagen des Mathematikunterrichts in der<br />
Sekundarstufe. Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag.<br />
Weber, C. (2007). Vorstellungsübungen und dialogischer Mathematikunterricht. In: S.<br />
Keller, F. Winter & U. Ruf (Hrsg.), Besser Lernen im Dialog. Seelze: Kallmeyer<br />
Verlag.<br />
Welzel, M., Haller, K., Bandiera, M., Hammelev, D., Koumaras, P., Niedderer, H.,<br />
Paulsen, A., Robinault, K., & Aufschnaiter, S. von (1998). Ziele, die Lehrende mit dem<br />
Experimentieren in der naturwissenschaftlichen Ausbildung verbinden – Ergebnisse<br />
einer europäischen Umfrage. Zeitschrift für Didaktik der Naturwissenschaften, 4, 29-44.<br />
White, R. (1959). Motivational Reconsidered: The Concept of Competence.<br />
Psychological Review, 66(5), 279-333.<br />
Willems, A. S. (2011). Bedingungen des situationalem Interesses im<br />
Mathematikunterricht. Münster: Waxmann.<br />
Willems, A. S. (2014). Wie wirken situationales und individuelles Interesse im aktuellen<br />
Unterrichtsgeschehen zusammen? Zur Anwendung von Mehrebenen-Latent-Class-<br />
Analysen in der prozessorientierten Interessenforschung am Beispiel des<br />
Mathematikunterrichts. 79. Tagung der Arbeitsgruppe für Empirisch Pädagogische<br />
Forschung (AEPF) Hamburg.<br />
Williams, S. (1998). An organizational model of choice: A theoretical analysis<br />
differentiating choice, personal control, and self-determination. Genetic, Social, and<br />
General Psychology Monographs, 124 (4), 465-491.<br />
184
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Winteler, A., Sierwald, W., & Schiefele, U. (1988). Interesse, Leistung und Wissen. Die<br />
Erfassung von Studieninteresse und seine Bedeutung für Studienleistung und<br />
fachbezogenes Wissen. Empirische Pädagogik, 2, 227-250.<br />
Winter, H. (1991). Entdeckendes Lernen im Mathematikunterricht: Einblicke in die<br />
Ideengeschichte und ihre Bedeutung für die Pädagogik (2., verb. Aufl.). Braunschweig:<br />
Vieweg.<br />
Zocher, U. (2000). Entdeckendes Lernen lernen. Auer Verlag: Donauwörth.<br />
185
Anhang<br />
Anhang<br />
186
Anhang<br />
A – Fragebogen pre<br />
Umfrage(zum(Experimentierkurs(<br />
„<strong>Versuch´s</strong>(<strong>doch</strong>(<strong>mal</strong>“(<br />
(1)(<br />
(<br />
!<br />
!<br />
Mit!dem!folgenden!Fragebogen!möchte!ich!die(Einschätzung(deiner(Leistung(im(Fach(<br />
Mathematik,!deine(Sicht(auf(Mathematik,!dein(Interesse(für(Mathematik!und!deine(<br />
Motivation!kennenlernen.!<br />
Wichtig!dabei!ist,!dass!Du!deine(Erfahrungen!und!deine(eigene(Meinung!angibst.!Du!<br />
solltest!diesen!Fragebogen!bitte!mit!dem!nötigen!Ernst!ausfüllen.!Bitte!kreuze!dabei!nur(<br />
ein(Kästchen!pro!Aussage!an,!entscheide!dich!dabei!für!eine!Aussage.!<br />
!<br />
Diese!Umfrage!ist!anonym.!Ich!bin!an!Deiner!ehrlichen(Meinung!interessiert!!<br />
!<br />
Damit!ich!diese!Umfrage!deinem!Forscherheft!zuordnen!kann,!bitte!ich!Dich,(deinen(<br />
Code!hier!einzutragen:!!!<br />
! Erster!und!zweiter! ! Erster!und!zweiter! ! ! !<br />
!<br />
Buchstabe!<br />
Buchstabe!<br />
Tag!und!Monat!deines! ! !<br />
des!Vornamens! des!Vornamens! Geburtstages!<br />
!<br />
deiner!Mutter! deines!Vaters!<br />
!<br />
!<br />
Cl#<br />
Fr#<br />
1209# ! !<br />
Beispielcode!<br />
(Claudia)!<br />
(Frank)#<br />
(12.09)#<br />
!<br />
Dein!Code!<br />
! ! ! !<br />
!! ! ! ! !<br />
! ! ! ! ! ! !<br />
o Junge o Mädchen!!!!!! !!!!!!!Ich!bin!____________!Jahre!alt.! !! !!<br />
!!<br />
!! !<br />
Ich!gehe!in!die!__________!Klasse.!(z.B.!6.!oder!7.)!<br />
! ! ! !<br />
!! !<br />
Ich!besuche!folgende!Schule:!<br />
! !<br />
!! !<br />
o Hauptschule ! !<br />
!! !<br />
o Realschule<br />
!<br />
!! !<br />
o Gesamtschule ! !<br />
!! !<br />
o Sekundarschule<br />
!<br />
!! !<br />
o Gymnasium<br />
!<br />
!! !<br />
o Förderschule ! !<br />
!! !<br />
o sonstige!Schulform:!_________________________ !<br />
!! !<br />
!!<br />
!! !<br />
Meine!letzte!Zeugnisnote!im!Fach!Mathematik!war!eine!_________________.! ! ! ! !<br />
!! !<br />
!!<br />
!! !<br />
Meine!letzte!Klassenarbeitsnote!im!Fach!Mathematik!war!eine!______________.! ! ! ! !<br />
!! !<br />
!! !! !! !! !! !! !<br />
!<br />
187
Anhang<br />
! ! ! ! ! ! !<br />
!<br />
! ! ! ! ! !<br />
#<br />
Wie(würdest(du(deine(Leistungen(im(Fach((<br />
Mathematik(beurteilen?(<br />
Mathe(fällt(mir(leicht.(<br />
Ich(freue(mich(auf(Mathe.(<br />
In(Mathe(bekomme(ich(gute(Noten.(<br />
Mathe(interessiert(mich.(<br />
In(Mathe(lerne(ich(schnell.(<br />
Ich(mag(Mathe.(<br />
In(Mathe(bin(ich(gut.(<br />
Ich(bearbeite(gerne(Mathematikaufgaben.(<br />
stimmt(<br />
nicht(<br />
stimmt(<br />
eher(<br />
nicht(<br />
stimmt(<br />
eher(<br />
stimmt(<br />
genau(<br />
(<br />
Wie(findest(du(Mathematik?(<br />
stimmt(<br />
nicht(<br />
stimmt(<br />
eher(<br />
nicht(<br />
stimmt(<br />
eher(<br />
stimmt(<br />
genau(<br />
Mathematik(ist(spannend.(<br />
Freiwillig(würde(ich(mich(nie(mit(Mathematik(<br />
beschäftigen.(<br />
Mathematik(ist(mir(persönlich(sehr(wichtig.(<br />
Mathematik(macht(mir(keinen(Spaß.(<br />
Mathematik(ist(sehr(nützlich(für(mich.(<br />
Wenn(ich(ehrlich(bin,(ist(mir(Mathematik(gleichgültig.(<br />
Ich(habe(Mathematik(gern.(<br />
Mathematik(ist(langweilig.(<br />
(<br />
( (<br />
188
Anhang<br />
#<br />
In(meinen(Mathematikstunden,(...!<br />
stimmt(<br />
nicht(<br />
stimmt(<br />
eher(<br />
nicht(<br />
stimmt(<br />
eher(<br />
stimmt(<br />
genau(<br />
...(strenge(ich(mich(an,(weil(mir(die(Themen(persönlich(<br />
wichtig(erscheinen.( ! ! ! !<br />
...(bin(ich(aufmerksam,(weil(ich(immer(aufpasse.(<br />
...(mache(ich(nur(mit,(damit(ich(keinen(Ärger(bekomme.(<br />
...(ist(mir(alles(egal.(<br />
...(macht(das(Lernen/Arbeiten(Spaß.(<br />
...(tue(ich(nur(das,(wozu(mich(der(Lehrer(auffordert.(<br />
...(arbeite(ich(mit,(wie(es(von(mir(erwartet(wird.(<br />
...(will(ich(selbst(den(Stoff(wirklich(verstehen.(<br />
...(bin(ich(mit(meinen(Gedanken(woanders.(<br />
...(beteilige(ich(mich,(weil(ich(es(immer(so(mache.(<br />
! ! ! !<br />
! ! ! !<br />
! ! ! !<br />
! ! ! !<br />
! ! ! !<br />
! ! ! !<br />
! ! ! !<br />
! ! ! !<br />
! ! ! !<br />
...(faszinieren(mich(die(Inhalte(so,(dass(ich(mich(voll(<br />
einsetze.( ! ! ! !<br />
...(arbeite(ich(mit,(weil(ich(die(Inhalte(später(bestimmt(<br />
brauchen(kann.( ! ! ! !<br />
...(tue(ich(nur(das,(was(von(mir(verlangt(wird.(<br />
...(habe(ich(keine(Lust,(mich(zu(beteiligen.(<br />
...(vergeht(die(Zeit(wie(im(Flug.(<br />
! ! ! !<br />
! ! ! !<br />
! ! ! !<br />
!!<br />
Was(möchtest(du(in(diesem(Kurs(lernen?(Was(stellst(du(dir(unter(diesem(Kurs(vor?(Wie(<br />
sollte(ein(Experimentierkurs(sein?(<br />
189
Anhang<br />
B – Fragebogen post<br />
Umfrage(zum(Experimentierkurs(<br />
„<strong>Versuch´s</strong>(<strong>doch</strong>(<strong>mal</strong>“(<br />
(2)(<br />
(<br />
!<br />
!<br />
Mit!dem!folgenden!Fragebogen!möchte!ich!die(Einschätzung(deiner(Leistung(im(Fach(<br />
Mathematik,!deine(Sicht(auf(Mathematik,!dein(Interesse(für(Mathematik!und!deine(<br />
Motivation!kennenlernen.!<br />
Wichtig!dabei!ist,!dass!Du!deine(Erfahrungen!und!deine(eigene(Meinung!angibst.!Du!<br />
solltest!diesen!Fragebogen!bitte!mit!dem!nötigen!Ernst!ausfüllen.!Bitte!kreuze!dabei!nur!<br />
ein!Kästchen!pro!Aussage!an,!entscheide!dich!dabei!für!eine!Aussage.!!<br />
!<br />
Diese!Umfrage!ist!anonym.!Ich!bin!an!Deiner!ehrlichen(Meinung!interessiert!!<br />
!<br />
Damit!ich!diese!Umfrage!deinem!Forscherheft!zuordnen!kann,!bitte!ich!Dich,(deinen(<br />
Code!hier!einzutragen:!!!<br />
! Erster!und!zweiter! ! Erster!und!zweiter! ! ! !<br />
!<br />
Buchstabe!<br />
!<br />
Buchstabe!<br />
Tag!und!Monat!deines! ! !<br />
des!Vornamens! des!Vornamens! Geburtstages!<br />
!<br />
deiner!Mutter! deines!Vaters!<br />
!<br />
!<br />
Cl#<br />
Fr#<br />
1209# ! !<br />
Beispielcode!<br />
(Claudia)!<br />
(Frank)#<br />
(12.09)#<br />
!<br />
Dein!Code!<br />
! ! ! !<br />
!! ! ! ! !<br />
! ! ! ! ! ! !<br />
o Junge o Mädchen!!!!!! !!!!!!!Ich!bin!____________!Jahre!alt.! !! !!<br />
!!<br />
Ich!gehe!in!die!__________!Klasse.!(z.B.!6.!oder!7.)!<br />
! ! ! !<br />
!!<br />
!!<br />
Ich!besuche!folgende!Schule:!<br />
! ! !!<br />
o Hauptschule ! ! !!<br />
o Realschule<br />
! !!<br />
o Gesamtschule ! ! !!<br />
o Sekundarschule<br />
! !!<br />
o Gymnasium<br />
! !!<br />
o Förderschule ! ! !!<br />
o sonstige!Schulform:!_________________________ ! !!<br />
!!<br />
!!<br />
Meine!letzte!Zeugnisnote!im!Fach!Mathematik!war!eine!_________________.! ! ! ! ! !!<br />
!!<br />
!!<br />
Meine!letzte!Klassenarbeitsnote!im!Fach!Mathematik!war!eine!______________.! ! ! ! ! !!<br />
!! !! !! !! !! !!<br />
!<br />
!<br />
!<br />
!<br />
!<br />
!<br />
!<br />
!<br />
!<br />
!<br />
!<br />
!<br />
!<br />
!<br />
!<br />
!<br />
190
Anhang<br />
! ! ! ! ! ! !<br />
!<br />
! ! ! ! ! !<br />
Wie(würdest(du(deine(Leistungen(im(Fach((<br />
Mathematik(beurteilen?(<br />
Mathe(fällt(mir(leicht.(<br />
Ich(freue(mich(auf(Mathe.(<br />
In(Mathe(bekomme(ich(gute(Noten.(<br />
Mathe(interessiert(mich.(<br />
In(Mathe(lerne(ich(schnell.(<br />
Ich(mag(Mathe.(<br />
In(Mathe(bin(ich(gut.(<br />
Ich(bearbeite(gerne(Mathematikaufgaben.(<br />
stimmt(<br />
nicht(<br />
stimmt(<br />
eher(<br />
nicht(<br />
stimmt(<br />
eher(<br />
stimmt(<br />
genau(<br />
Hat(dir(der(Kurs(Spaß(gemacht?(Wenn(ja,(warum?(Wenn(nein,(warum(nicht?(<br />
Würdest(du(einen(solchen(Experimentierkurs(deiner(Freundin(oder(deinem(<br />
Freund(weiterempfehlen?(Wenn(ja,(warum?(Wenn(nein,(warum(nicht?(<br />
191
Anhang<br />
!<br />
Im(gesamten(Experimentierkurs,(...!<br />
stimmt(<br />
nicht(<br />
stimmt(<br />
eher(<br />
nicht(<br />
stimmt(<br />
eher(<br />
stimmt(<br />
genau(<br />
...(habe(ich(mich(angestrengt,(weil(mir(die(Themen(<br />
persönlich(wichtig(erschienen.( ! ! ! !<br />
...(war(ich(aufmerksam,(weil(ich(immer(aufpasse.(<br />
! ! ! !<br />
...(habe(ich(nur(mitgemacht,(damit(ich(keinen(Ärger(<br />
bekomme.( ! ! ! !<br />
...(war(mir(alles(egal.(<br />
...(machte(das(Lernen/Arbeiten(Spaß.(<br />
! ! ! !<br />
! ! ! !<br />
...(habe(ich(nur(das(getan,(wozu(mich(die(Dozentin(<br />
aufgefordert(hat.( ! ! ! !<br />
...(habe(ich(mitgearbeitet,(wie(es(von(mir(erwartet(wird.(<br />
...(wollte(ich(selbst(den(Stoff(wirklich(verstehen.(<br />
...(war(ich(mit(meinen(Gedanken(woanders.(<br />
...(habe(ich(mich(beteiligt,(weil(ich(es(immer(so(mache.(<br />
! ! ! !<br />
! ! ! !<br />
! ! ! !<br />
! ! ! !<br />
...(hat(mich(die(Sache(so(fasziniert,(dass(ich(mich(voll(<br />
einsetzte.( ! ! ! !<br />
...(habe(ich(mitgearbeitet,(weil(ich(die(Sache(später(<br />
bestimmt(brauchen(kann.( ! ! ! !<br />
...(habe(ich(nur(das(getan,(was(von(mir(verlangt(wurde.(<br />
...(hatte(ich(keine(Lust,(mich(zu(beteiligen.(<br />
...(verging(die(Zeit(wie(im(Flug.(<br />
!( (<br />
! ! ! !<br />
! ! ! !<br />
! ! ! !<br />
192
Anhang<br />
Im(gesamten(Experimentierkurs(hatte(ich(das(Gefühl,(<br />
dass...(<br />
stimmt(<br />
nicht(<br />
stimmt(<br />
eher(<br />
nicht(<br />
stimmt(<br />
eher(<br />
stimmt(<br />
genau(<br />
...(der(Kurs(meinen(Zielen(für(den(Experimentierkurs(<br />
entsprach.(<br />
...(der(Kurs(so(war,(wie(er(aus(meiner(Sicht(sein(sollte.(<br />
...(der(Kurs(so(war,(wie(ich(es(mir(wünsche.(<br />
...(der(Kurs(so(war,(wie(ich(es(mir(vorstelle.(<br />
...(ich(meine(eigenen(Lösungswege(entwickeln(konnte.(<br />
...(ich(selbst(entscheiden(konnte,(wie(ich(eine(Aufgabe(<br />
bearbeite.(<br />
...(ich(selbstständig(arbeiten(konnte.(<br />
...(ich(neue(Inhalte(selbstständig(erarbeiten(konnte.(<br />
...(ich(auch(schwierige(Aufgaben(selbstständig(lösen(<br />
konnte.(<br />
...(ich(in(der(Lage(war,(die(Aufgaben(alleine(zu(bearbeiten.(<br />
...(ich(auch(den(schwierigen(Stoff(verstanden(habe.(<br />
...(ich(den(Anforderungen(des(Kurses(gewachsen(war.(<br />
...(die(Dozentin(mich(an(schwierigen(Stellen(im(Kurs(<br />
unterstützt(hat.(<br />
...(die(Dozentin(mich(ernst(genommen(hat.(<br />
...(mich(meine(Mitstudenten(ernst(genommen(haben.(<br />
...(meine(Mitstudenten(meine(Leistungen(anerkannt(haben.(<br />
Insgesamt(fühlte(ich(mich(bei(der(Dozentin(wohl.(<br />
Insgesamt(fühlte(ich(mich(in(der(Kursgemeinschaft(wohl.(<br />
(<br />
(<br />
Welches(Experiment(hat(dir(am(Besten(gefallen?(Trage(die(Plätze(1(bis(4(in(die(<br />
folgende(Tabelle(ein,(wobei(dir(Platz(1(am(Besten(gefallen(hat.(<br />
(<br />
Mathematik(und(Glücksspiel! ( !<br />
( (<br />
Mathematik(und(Sport! !<br />
Mathematik(in(der(Eisdiele! !<br />
Mathematik(im(Badezimmer! !<br />
193
Anhang<br />
Wie(findest(du(Mathematik?(<br />
stimmt(<br />
nicht(<br />
stimmt(<br />
eher(<br />
nicht(<br />
stimmt(<br />
eher(<br />
stimmt(<br />
genau(<br />
Mathematik(ist(spannend.(<br />
Freiwillig(würde(ich(mich(nie(mit(Mathematik(<br />
beschäftigen.(<br />
Mathematik(ist(mir(persönlich(sehr(wichtig.(<br />
Mathematik(macht(mir(keinen(Spaß.(<br />
Mathematik(ist(sehr(nützlich(für(mich.(<br />
Wenn(ich(ehrlich(bin,(ist(mir(Mathematik(gleichgültig.(<br />
Ich(habe(Mathematik(gern.(<br />
Mathematik(ist(langweilig.(<br />
(<br />
(<br />
Wie(findest(du(Experimente?(<br />
stimmt(<br />
nicht(<br />
stimmt(<br />
eher(<br />
nicht(<br />
stimmt(<br />
eher(<br />
stimmt(<br />
genau(<br />
Experimente(sind(spannend.(<br />
Freiwillig(würde(ich(nie(Experimente(machen.(<br />
Experimente(sind(mir(persönlich(sehr(wichtig.(<br />
Experimente(machen(mir(keinen(Spaß.(<br />
Experimente(sind(sehr(nützlich(für(mich.(<br />
Wenn(ich(ehrlich(bin,(sind(mir(Experimente(gleichgültig.(<br />
Ich(habe(Experimente(gern.(<br />
Experimente(sind(langweilig.(<br />
(<br />
Was(ist(deiner(Meinung(nach(im(Schülerlabor(anders(als(in(der(Schule?(Wie(<br />
findest(du(das?(<br />
194
Anhang<br />
C – Forscherheft<br />
195
Anhang<br />
196
Anhang<br />
197
Anhang<br />
198
Anhang<br />
199
Anhang<br />
200
Anhang<br />
201
Anhang<br />
202
Anhang<br />
203
Anhang<br />
204
Anhang<br />
205
Anhang<br />
206
Anhang<br />
207
Anhang<br />
208
Anhang<br />
209
Anhang<br />
210
Anhang<br />
211
Anhang<br />
D – Hilfekarten<br />
Mathematik in der Eisdiele<br />
212
Anhang<br />
Mathematik im Badezimmer<br />
213