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CA5

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Wie kommen wir zum<br />

rechtfertigenden Glauben?<br />

Fortsetzung einer Predigtreihe zum<br />

Augsburgischen Bekenntnis.<br />

5. Artikel: VOM PREDIGTAMT<br />

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Predigt über CA V<br />

Im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes - der heiligen,<br />

wesenseinen und unteilbaren Dreifaltigkeit.<br />

Gnade sei mit euch und Friede!<br />

Um diesen Glauben zu erlangen, hat Gott das Predigtamt eingesetzt,<br />

das Evangelium und die Sakramente gegeben, durch die er als durch<br />

Mittel den Heiligen Geist gibt, der den Glauben, wo und wann er will,<br />

in denen, die das Evangelium hören, wirkt, das da lehrt, daß wir durch<br />

Christi Verdienst, nicht durch unser Verdienst, einen gnädigen Gott<br />

haben, wenn wir das glauben.<br />

Und es werden die verdammt, die lehren, daß wir den Heiligen Geist<br />

ohne das leibhafte Wort des Evangeliums durch eigene Vorbereitung,<br />

Gedanken und Werke erlangen.<br />

Heilige uns durch die Wahrheit! Dein Wort ist die Wahrheit.<br />

Im 4. Artikel unseres Augsburgischen Bekenntnisses wird<br />

gesagt,<br />

daß wir aus Gnade um Christi willen durch den<br />

Glauben vor Gott gerecht werden und Vergebung der Sünde<br />

bekommen.<br />

Wenn es also der Glaube ist, durch den wir gerettet werden, ist<br />

es die dringendste Frage überhaupt, wie man zu solchem<br />

rettenden Glauben kommen kann.<br />

So einfach, wie wir uns das vielleicht denken, ist es nämlich gar<br />

nicht. Nach dem Motto: „Da mußte halt einfach glauben!“<br />

funktioniert das nicht. Warum nicht? Erinnern wir uns, was wir<br />

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zuvor im 2. Artikel über die Erbsünde gehört haben. Da heißt es<br />

nämlich ausdrücklich<br />

daß nach Adams Fall alle natürlich geborenen Menschen …<br />

keinen wahren Glauben an Gott haben können.<br />

Wir können von Natur aus keinen wahren Glauben an Gott<br />

haben. Wir können von Natur aus dies und jenes glauben. Auch<br />

daß es einen Gott oder viele Götter gibt. Aber das ist nicht das,<br />

was hier „wahrer Glaube an Gott“ genannt wird. Nicht irgendein<br />

Glaube ist rettender Glaube.<br />

Wenn wir aber zum rettenden Glauben von Natur aus gar nicht<br />

fähig sind, haben wir ein gewaltiges Problem.<br />

Und wieder einmal tut Gott, was wir nicht können: Um den<br />

Glauben zu erlangen, den Gott als Gerechtigkeit, die vor ihm gilt,<br />

ansehen und zurechnen will, hat Gott drei Dinge eingesetzt und<br />

gegeben: 1. Das kirchliche Amt, 2. das Evangelium und 3. die<br />

Sakramente gegeben. Durch die drei Mittel Amt, Evangelium<br />

und Sakramente – das lateinische Original spricht von<br />

„Instrumenten“ – gibt Gott den Hl. Geist. Der Hl. Geist aber<br />

wirkt den Glauben, wo und wann Er will, in denen, die das<br />

Evangelium hören.<br />

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Also: Wir werden gerettet durch den Glauben, den der Hl. Geist<br />

wirkt. Den Hl. Geist gibt Gott durch drei Instrumente: Amt, Wort<br />

und Sakramente.<br />

Die Rechtfertigung ist also kein rein spiritueller Vorgang, sie ist<br />

an feste, äußere, von Gott gestiftete und geordnete Instrumente<br />

gebunden, die Gnadenmittel, durch die Gott selbst wirkt und<br />

Menschen zum rechtfertigenden Glauben und zum Ergreifen der<br />

angebotenen Gnade führt. Damit ist eine schroffe Antithese<br />

gesetzt gegen die Schwärmer, die die Wirkung des Hl. Geistes<br />

unmittelbar und direkt von Gott her erwarten und die äußeren<br />

Gnadenmittel verachten.<br />

Wir finden hier in diesem Artikel wieder eine der sogenannten<br />

Verwerfungen bzw. Verdammungen:<br />

Und es werden die verdammt, die lehren, daß wir den<br />

Heiligen Geist ohne das leibhafte Wort des Evangeliums<br />

durch eigene Vorbereitung, Gedanken und Werke<br />

erlangen.<br />

Zwei Fragen:<br />

1. Darf Kirche so reden? Und<br />

2.: Muß man da nicht tolerant sein?<br />

Zwei Fragen, zwei Antworten: Nein! und Nein!<br />

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Nein! Man muß an dieser Stelle keineswegs tolerant sein. Wo<br />

Toleranz dazu führt, daß Menschen ewig verlorengehen, ist<br />

Toleranz vom Teufel. U<br />

nd Nein! Die Kirche darf nicht so reden. Sie muß so reden, denn<br />

es geht hier um die zentralste Frage überhaupt: Die Frage nach<br />

dem ewigen Heil. In dieser Frage muß absolute Klarheit<br />

herrschen. Über Weihwasser, gottesdienstliche Gewänder, den<br />

kirchlichen Kalender usw. usw. kann man durchaus<br />

verschiedene Ansichten haben und muß sie tolerieren. Denn<br />

unterschiedliche Auffassungen in diesen Dingen berühren nicht<br />

die ewige Seligkeit. Die Frage, wie man zum rettenden Glauben<br />

kommt aber schon.<br />

Die wahre Kirche ist nicht die reine Kirche, die sich durch<br />

Selbstabgrenzung rein erhält, sondern die Kirche der<br />

schriftgemäßen Verkündigung Jesu Christi. Die schriftgemäße<br />

Verkündigung aber bewirkt Abgrenzung zu allem, was eben<br />

nicht schriftgemäß ist. Die wahre Kirche zieht also ihre Grenzen<br />

nicht, sie stößt auf sie. So ist es auch in der Frage nach den<br />

Gnadenmitteln. Hier scheidet sich Kirche von Nichtkirche oder<br />

sie wird selbst Nichtkirche.<br />

Martin Luther hatte seine schlimmsten Kämpfe vielleicht nicht<br />

mit Rom auszufechten, sondern mit den sogenannten<br />

Schwärmern, die glaubten – und sie glauben es immer noch! –<br />

5


daß wir den Heiligen Geist ohne das leibhafte Wort des<br />

Evangeliums durch eigene Vorbereitung, Gedanken und Werke<br />

erlangen. Mit anderen Worten: der Hl. Geist fällt vom Himmel,<br />

wenn man sich entsprechend präpariert. Dazu gehört, daß man<br />

sich innerlich völlig entleert, um Raum für Gottes Geist zu<br />

schaffen. Auch gewisse psychologische Tricks mit Musik und<br />

einpeitschender Stimme gehören dazu.<br />

Aber Gottes Geist wird nicht dort brennen, wo man sich in sich<br />

selbst versenkt, sondern wo man sich an die „äußeren<br />

Gnadenmittel“ Amt, Wort und Sakramenten hängt.<br />

Über die Schwärmer bzw. Enthusiasten schrieb Luther 1537 in<br />

den „Schmalkaldischen Artikeln“<br />

Es ist fest dabei zu bleiben, daß Gott seinen Geist oder<br />

Gnade niemandem gibt als durch oder mit dem äußeren<br />

Wort, das vorangeht. Damit verwahren wir uns gegen die<br />

Enthusiasten, d. h. gegen die Geister, die sich rühmen ohne<br />

und vor dem Wort den Geist zu haben, und die darnach die<br />

Schrift ... nach ihrem eigenen Belieben beurteilen, deuteln<br />

und dehnen.<br />

„Schwärmer“ sind also die die, die alles vorher wissen auf<br />

Eingabe irgendeines Geistes hin und im Anschluß daran die hl.<br />

Schrift so hinbiegen, daß sie ihrem ‚Vor-Urteil‘ Recht gibt. In<br />

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solcher „Schwärmerei“ gibt es übrigens keinen Unterschied<br />

mehr zwischen historisch-kritischen Theologen und manchem<br />

Evangelikalen. Mögen die Ergebnisse der jeweiligen<br />

„Schriftauslegung“ auch verschieden sein – der Denkansatz ist<br />

derselbe: Sie wissen es vorher kraft menschlichwissenschaftlichen<br />

Geistes oder menschlich-zeitgeistlichen<br />

Geistes oder menschlich-frömmelnden Geistes oder irgendeines<br />

anderen Geistes und biegen und dehnen oder beseitigen die Hl.<br />

Schrift gemäß ihrem Vor-Urteil, nach ihrem Gutdünken und den<br />

Beifall der gottlosen Welt.<br />

Ihr seht: Wir behandeln hier die größten und wichtigsten Dinge<br />

unserer Tage. Hier entscheidet es sich tatsächlich, wo Kirche,<br />

und wo Nichtkirche ist.<br />

Das Anliegen des Teils der hochkirchlichen Bewegung, zu dem<br />

der Hochkirchliche Apostolat St. Ansgar und die Kommunität<br />

St. Michael gehört ist es darum, daß die Gnadenmittel Amt,<br />

Wort und Sakrament, durch die Gott wie durch Instrumente den<br />

Hl. Geist gibt, den Platz in unserer Kirche einnimmt, der ihnen<br />

zukommt. Was bei uns ins Auge fällt: die feierlichen und<br />

schönen Gottesdienste mit den farbigen Gewändern der<br />

Amtsträger, dem kantillierten Vortrag der gottesdienstlichen<br />

Lesungen und die feierliche Liturgie beim Hl. Abendmahl sind<br />

keine kirchliche Folklore, auch wenn sie nicht heilsnotwendig<br />

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sind. Sie sind vielmehr Zeichen, die auf die heilsnotwenigen<br />

Gnadenmittel Amt, Evangelium und Sakramente und Protest<br />

gegen einen Protestantismus, der diese Gnadenmittel<br />

verächtlich beiseite geschoben hat, damit auch den Hl. Geist<br />

verwarf und anderen Geistern folgt. Unsere feierlichen<br />

Gottesdienste sind ein äußerlicher Schmuck, der jedem<br />

Anwesenden zeigt, daß er es hier mit besonderen Dingen zu tun<br />

hat, mit „Instrumenten“, die hochheilig sind und uns heiligen.<br />

Gott sei Lob und Dank für Seine große Gnade!<br />

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in<br />

Christus Jesus.<br />

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