Top-Service inklusive! Wir versichern Sie als LCH-Mitglied günstig.
Top-Service inklusive! Wir versichern Sie als LCH-Mitglied günstig.
Top-Service inklusive! Wir versichern Sie als LCH-Mitglied günstig.
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
12 / 2011<br />
www.lebe.ch<br />
Auch PH-Studierende wehren sich<br />
gegen Lektionenabbau<br />
Interview mit Regula A. Bircher<br />
und Martin Gatti<br />
Lohninitiative eingereicht<br />
AZB 3001 Bern
2 berner schule / école bernoise Dezember / décembre 2011<br />
Impressum<br />
berner schule<br />
(vorm<strong>als</strong> «Berner Schulblatt»)<br />
144. Jahrgang/144 e année<br />
ISSN 1661-2582<br />
Erscheint monatlich<br />
Auflage / Tirage: 10 295 (WEMF/SW-beglaubigt 10-11)<br />
Herausgeber/Editeur<br />
Lehrerinnen und Lehrer Bern LEBE<br />
Enseignantes et enseignants Berne LEBE<br />
Adresse<br />
berner schule<br />
Lehrerinnen und Lehrer Bern LEBE<br />
Monbijoustrasse 36<br />
Postfach 7163<br />
3001 Bern<br />
Fax 031 326 47 48<br />
E-Mail: bernerschule@lebe.ch<br />
www.lebe.ch<br />
Redaktion<br />
Michael Gerber (MG)<br />
Tel. 031 326 47 57<br />
Layout<br />
Fabian Kramer<br />
Tel. 031 326 47 58<br />
Rédaction francophone<br />
Henri Baumgartner<br />
achebe@romandie.com<br />
Traduction<br />
Elisabeth Kleiner<br />
Hofenstrasse 5<br />
3032 Hinterkappelen<br />
Anzeigenmarketing<br />
Publicitas Publimag AG<br />
Seilerstrasse 8<br />
Postfach<br />
3001 Bern<br />
Tel. 031 387 22 11<br />
Fax 031 387 21 00<br />
E-Mail: bern@publimag.ch<br />
Druck<br />
Büchler Grafino AG<br />
Korrektorat<br />
Renate Kinzl<br />
Abonnemente/Abonnements<br />
Nichtmitglieder/Non-membres:<br />
Fr. 65.– / Jahr plus Mwst.<br />
Aufgrund einer Leistungsvereinbarung<br />
mit der Vereinigung der Studierenden<br />
der PHBern (VdS) wird die Zeitschrift auch<br />
rund 1400 Studierenden zugeschickt.<br />
Bestellungen und Adressänderungen<br />
LEBE-Geschäftsstelle<br />
Tel. 031 326 47 51<br />
Nächste Ausgabe: 29. Dezember<br />
Prochaine édition: 29 décembre<br />
Redaktionsschluss: 16. Dezember, 7.00 Uhr<br />
Délai rédactionnel: 16 décembre, 7.00 h<br />
INHALT / CONTENU<br />
TITELBILD (MICHAEL GERBER)<br />
1 PH-Studentinnen zeigen mit einer Säge,<br />
welche Folgen der Lektionenabbau hat<br />
CARTE BLANCHE<br />
5 Unsere Region ist integrationserprobt!<br />
NOVEMBERSESSION<br />
DES GROSSEN RATES<br />
7 Energiesparen macht Sinn – Sparen bei der Bildung macht dumm<br />
INTERVIEW MIT REGULA A. BIRCHER<br />
UND MARTIN GATTI<br />
8 «Ich habe einen starken Verband angetroffen,<br />
der in der Öffentlichkeit sehr präsent ist»<br />
LOHNINITIATIVE<br />
11 Lohninitiative soll für faire Löhne sorgen<br />
LEBE-FINANZBERATER<br />
12 Heiraten oder nicht? (Teil 1)<br />
LEBE-RATGEBER<br />
13 Krank – und nun?<br />
INTEGRATIONSSERIE<br />
14 Hilfe holen ist ein Zeichen von Professionalität<br />
ADHS-SERIE<br />
16 «Heilige Kühe schlachten dauert lange»<br />
SCHULLEITUNGSSERIE<br />
18 Rektor Thomas B<strong>als</strong>iger hält seinem Team den Rücken frei<br />
PASSEPARTOUT-SCHULVERSUCH<br />
ENGLISCH<br />
20 «New World» in Uttigen<br />
WEITERBILDUNGSANLASS<br />
IN LANGENTHAL<br />
22 Lehrpersonen müssen nicht auf alle Fragen eine Antwort finden<br />
FÜR DIE PRAXIS<br />
25 NMM-Planungshilfen auf dem Netz<br />
STUDIE DER UNIVERSITÄT BERN<br />
IM GESPRÄCH<br />
26 Macht Schulsport aus unseren Kindern bessere Menschen?<br />
OBERLAND NORD<br />
31 Sparmassnahmen: Pulver will Schaden begrenzen<br />
36 MEINUNG<br />
36 AGENDA<br />
Dezember / décembre 2011 berner schule / école bernoise 3<br />
EDITORIAL<br />
Erleuchtender<br />
Vorschlag: Spart dort,<br />
wo es Sinn macht<br />
Während ich diese Zeilen schreibe, ist es noch ungewiss, ob der<br />
Grosse Rat bei den bernischen Schulkindern Lektionen wegsparen<br />
wird oder nicht. Folgt er dem Vorschlag der Regierung, fallen<br />
Pensen im Umfang von rund 100 Vollzeitstellen weg. Treffen würde es<br />
vor allem Lehrerinnen, die an der 2. bis 4. Klasse Gestalten unterrichten,<br />
und NMMLehrpersonen der 5. und 6. Klasse. Während diese «berner<br />
schule» gedruckt wird, drücken LEBEMenschen den Grossrätinnen<br />
und Grossräten Stromsparlampen in die Hand – ganz nach dem Motto:<br />
«Spart dort, wo es Sinn macht!»<br />
Immer deutlicher werden die Auswirkungen der «Neuen Finanzierung<br />
Volksschule» sichtbar – vor allem in kleineren Ortschaften. Hier lässt sich<br />
das Rad nicht mehr zurückdrehen. Im besten Fall lassen sich die Folgen<br />
mildern. Viele Gemeinden führen in diesen Tagen ihre Gemeindeversammlungen<br />
durch und beschliessen dabei mehr oder weniger versteckt<br />
unter dem Traktandum «Budget 2012» über die Entlassung von Lehrerinnen<br />
und Lehrern. In einer GemeindeversammlungsBotschaft lese<br />
ich den Satz: «Das vorliegende Budget beruht darauf, dass die Klassen<br />
optimiert werden. <strong>Wir</strong>d diese Schülerzahl pro Klasse nicht erreicht,<br />
steigen die Kosten pro Schüler überproportional.» Hinter vorgehaltener<br />
Hand ist die Rede von drei Klassen, die geschlossen werden sollen. Die<br />
Lehrpersonen sind nicht informiert, umso mehr aber verunsichert.<br />
Klassen optimieren heisst heute Klassen vergrössern, <strong>als</strong> ob die Integration<br />
nicht schon so anspruchsvoll genug wäre. Vor wenigen Jahren wurde<br />
das Führen von altersgemischten Klassen auch in städtischen Schulen<br />
salonfähig. Die pädagogischen Vorteile leuchteten ein und es wurden so<br />
auch kleinere Klassen möglich. Aus der Perspektive der Finanzverwalter<br />
sind diese Lerngruppen nicht ökonomisch, taugen höchstens noch für<br />
PatchworkKlassen: Eine Hälfte der Zweitklässler wird mit der 1. Klasse<br />
geführt, die andere mit der 3. Klasse. Und jedes Jahr wird ein bisschen<br />
am System herumgeschraubt. Hauptsache, die durchschnittliche Klassengrösse<br />
stimmt.<br />
Die Schule braucht eine stärkere Lobby. Die Eltern sollen wissen, warum<br />
die Klassen grösser werden, der Stundenplan ausgedünnt wird, und sie<br />
sollen wissen, warum die Lehrerinnen und Lehrer frustriert sind. Wer<br />
ist schon motiviert an der Arbeit, wenn sie oder er mit der Entlassung<br />
rechnen muss?<br />
Fast hätte ich es vergessen: Ich wünsche allen eine schöne, erleuchtende<br />
Adventszeit!<br />
Michael Gerber<br />
A<br />
Gesagt ist gesagt<br />
Epargner utile :<br />
une inférence logique<br />
u moment où j’écris, nous ne savons pas encore si le Grand Conseil<br />
aura supprimé ou non une leçon dans les écoles bernoises. S’il acquiesçait<br />
à la proposition du gouvernement, cette heure d’enseignement<br />
gommée correspondrait à la suppression de 100 emplois à temps complet.<br />
Cette décision toucherait surtout les personnes enseignantes en arts<br />
visuels de la 2 e à la 4 e classe et celles de NatureEtreEnvironnement en<br />
5 e et 6 e classes. Alors qu’école bernoise est sous presse, des membres LEBE<br />
remettent aux députées et députés une ampoule électrique économique à<br />
l’image du slogan : « Épargner utile ».<br />
Il est de plus en plus clair que les effets du « nouveau financement du cycle<br />
élémentaire » touchent les petites communes. On ne peut plus revenir<br />
en arrière. On pourra au mieux en atténuer les conséquences néfastes.<br />
Ces jours, de nombreuses communes ont leur assemblée communale et<br />
décident plus ou moins ouvertement sous le point de leur ordre du jour<br />
« Budget 2012 » de congédier des enseignants. Dans le message d’une<br />
assemblée communale, j’ai pu lire que le budget est établi de façon à ce<br />
que les classes soient optimalisées. « Si les effectifs d’une classe ne sont<br />
pas atteints, les coûts par élève augmentent de façon explosive. » Dans les<br />
corridors, on avance le chiffre de trois classes à fermer. Les personnes<br />
enseignantes n’ont pas encore été informées et sont donc d’autant plus<br />
insécurisées.<br />
Optimaliser les classes aujourd’hui, cela signifie tout simplement augmenter<br />
le nombre d’élèves par classe comme si l’intégration n’était pas déjà une<br />
tâche assez difficile. Il y a quelques années, avoir une classe à degrés multiples<br />
dans les écoles urbaines était bien vu. Les avantages pédagogiques<br />
semblaient logiques et les effectifs des classes étaient même réduits. Selon<br />
l’administrateur financier, ces classes ne sont pas rentables et ne peuvent<br />
être tolérées que pour des classes « patchwork » : la moitié des élèves de<br />
2 e classe sont avec la 1 re classe et l’autre moitié avec la 3 e classe. Et d’une<br />
année à l’autre, l’on trouve de nouveaux arrangements. L’important, c’est<br />
que la moyenne des effectifs des classes soit en accord avec le règlement.<br />
L’école a besoin d’un lobby plus fort. Les parents doivent savoir pourquoi<br />
les effectifs des classes ne cessent d’augmenter, le plan d’étude se réduit<br />
comme une peau de chagrin, les enseignantes et les enseignants sont<br />
frustrés. Difficile d’être motivé quand il y a dans l’air des effluves de<br />
congédiement.<br />
Mais j’aurais presque oublié : je vous souhaite à tous un Avent beau et<br />
lumineux.<br />
«Eine bessere Voraussetzung <strong>als</strong> meine Erfahrung<br />
<strong>als</strong> Kindergärtnerin hätte ich mir<br />
für den neuen Job <strong>als</strong> Unternehmerin<br />
gar nicht vorstellen können.»<br />
Gabriela Manser, Chefin der Mineralquelle Gontenbad (AI),<br />
im Interview mit DAS MAGAZIN vom 5. November 2011
4 berner schule / école bernoise Dezember / décembre 2011<br />
SANDROS CARTOON<br />
Dezember / décembre 2011 berner schule / école bernoise 5<br />
CARTE BLANCHE<br />
Unsere Region ist integrationserprobt!<br />
Geschafft – der erste Impulstag der IBEM-Region Kander- und Engstligental vom<br />
2. November 2011 ist Geschichte. 200 Lehrpersonen haben daran teilgenommen.<br />
T<br />
age vor dem Impulstag wurde meine<br />
Anspannung grösser: Haben wir genügend<br />
Parkplätze, funktionieren alle<br />
Jacqueline Josi<br />
Beamer für die 19 Workshops, sind die Geschenke<br />
für die Referentinnen und Referenten<br />
bereitgestellt, ist beim Stehlunch für alle<br />
genügend Essen vorhanden? Und noch viel<br />
wichtiger: Sind die Lehrpersonen gut gelaunt,<br />
herrscht eine gute und motivierte Stimmung,<br />
werden die Workshops von den Lehrpersonen<br />
<strong>als</strong> bereichernd empfunden, geben sie wirklich<br />
einen Impuls?<br />
Nun, der Tag ging ohne Panne über die Bühne<br />
– was für eine Erleichterung!<br />
Auch die Auswertung der Rückmeldungen<br />
stimmt mich positiv: 85 Prozent der Lehrpersonen<br />
geben an, vom Workshop profitieren zu<br />
können, und 90 Prozent haben einen guten Gesamteindruck<br />
vom Tag.<br />
Dieser Impulstag war die Abschlussveranstaltung<br />
zur Einführung der BMV. Eine Kickoff<br />
Veranstaltung im August 2009 für alle Lehrpersonen<br />
informierte über die BMV sowie<br />
die geplanten Weiterbildungen und führte ins<br />
Thema Integration ein. Weitere Angebote zum<br />
Thema Heterogenität und Zusammenarbeit<br />
mit Lehrpersonen für besondere Massnahmen<br />
folgten. In dieser Zeit befragten wir die<br />
Lehrpersonen über ihre persönlichen Weiterbildungswünsche<br />
zum Thema Integration. Die<br />
Workshops des Impulstages sollten nun diese<br />
Wünsche abdecken.<br />
Integration ist nicht neu<br />
Für die Lehrpersonen unserer IBEMRegion<br />
ist die Integration kein neues Thema. Adelboden<br />
hatte das erste heilpädagogische Ambulatorium<br />
im Kanton Bern. Die Unterstufen und<br />
Oberstufenkleinklassen in Frutigen wurden<br />
schon ein paar Jahre vor der Einführung der<br />
BMV geschlossen. Nun führen wir wieder<br />
eine KbF, weil wir überzeugt sind, dass es mit<br />
2000 Schülerinnen und Schülern dieses Gefäss<br />
braucht.<br />
Unsere Region ist integrationserprobt. Seit vielen<br />
Jahren integrieren wir lernbehinderte Kinder<br />
in der Regelklasse und die Logopädie wird<br />
vor Ort im Schulhaus angeboten. <strong>Wir</strong> gehören<br />
zu den Regionen, welche im Zuge der Umsetzung<br />
der BMV mehr Lektionen zugesprochen<br />
bekommen haben. Für uns ein Glücksfall! Viele<br />
Lehrpersonen setzen sich in Zusammenarbeit<br />
mit den Lehrpersonen für besondere Massnahmen<br />
engagiert für die Integration unserer lernbehinderten<br />
Kinder ein.<br />
Jacqueline Josi Bild zvg<br />
Trotzdem entstehen immer wieder Diskussionen<br />
über den Sinn und die Grenzen der Integration.<br />
Wer wird entlastet?<br />
Vonseiten der Lehrerschaft kommen Fragen<br />
wie: Wie viel lernbehinderte Kinder verträgt<br />
eine Klasse, eine Lehrperson? Was kann und<br />
will und muss eine Lehrperson leisten? Immer<br />
mehr Aufgaben für die Lehrpersonen und immer<br />
das gleiche Pflichtpensum und derselbe<br />
Lohn. Wieso werde ich zeitlich nicht entlastet?<br />
Im Artikel 45a der BMV steht geschrieben: Den<br />
Lehrkräften der Volksschule und des Kindergartens,<br />
die wegen besonderer Massnahmen …<br />
durch Gespräche mit Fachpersonen … ausserordentlich<br />
belastet sind, wird dieser Aufwand<br />
mit höchstens zwei Lektionen pro Woche abgegolten.<br />
Die Direktionsverordnung präzisiert im<br />
Artikel 16a LADV, dass es Entlastungs lektionen<br />
gibt bei der teilweisen oder vollständigen Integration<br />
einer Schülerin bzw. eines Schülers<br />
mit einer Behinderung in eine Regelklasse oder<br />
in eine besondere Klasse und bei schwierigen<br />
Klassenzusammensetzungen.<br />
Schwierige Klassenzusammensetzung?<br />
Eine grosszügige Interpretation bezüglich des<br />
Begriffes «schwierige Klassenzusammensetzungen»<br />
würde es ermöglichen, Klassenlehrpersonen<br />
vermehrt mit Lektionen zu entlasten.<br />
Wenn eine Lehrperson mehrere lernbehinderte<br />
Schülerinnen und Schüler in ihrer Klasse unterrichtet,<br />
finden sicher – wie im Antragsformular<br />
zum «Nachweis des ausserordentlichen Aufwandes<br />
der Lehrpersonen» aufgelistet – ein intensiver<br />
Austausch mit Fachstellen, zusätzliche<br />
Elterngespräche, ausserordentliche Absprachen<br />
(SL/IF), eine spezifische Unterrichtsplanung<br />
und Teilnahmen an runden Tischen statt.<br />
Wichtig ist, dass die Schulleitungen ihre Lehrpersonen<br />
in ihren Gesuchen nach Entlastungslektionen<br />
unterstützen.<br />
Wo bleibt der Beratungsanteil?<br />
Vonseiten der Lehrpersonen des Spezialunterrichts<br />
wird mit Bedauern und Unverständnis<br />
zur Kenntnis genommen, dass in ihrem<br />
Pensum kein Beratungsanteil mehr integriert<br />
ist, sämtliche Lektionen müssen mit dem<br />
Kind gehalten werden. Für die so wichtige<br />
und zentrale Aufgabe der Beratung von Lehrpersonen,<br />
ein Kernstück in der Umsetzung<br />
der BMV, wird kein Zeitgefäss mehr zur Verfügung<br />
gestellt.<br />
Artikel 16a Absatz 5 der LADV besagt: Von der<br />
Entlastung ausgenommen sind Lehrkräfte, die<br />
Spezialunterricht gemäss Artikel 6 und 7 der<br />
Verordnung vom 19. September 2007 über die<br />
besonderen Massnahmen im Kindergarten und<br />
in der Volksschule erteilen.<br />
«Gute Rahmenbedingungen<br />
sind ein Gelingensfaktor für<br />
eine erfolgreiche Integration.»<br />
Jacqueline Josi<br />
Es ist eine Tatsache, dass eine IFLehrperson<br />
mit einem vollen Pensum zehn Klassen oder<br />
mehr betreuen muss. Diese Zusammenarbeit<br />
mit den Klassenlehrpersonen braucht Absprachen,<br />
diese brauchen Zeit, sprich: Zeitgefässe!<br />
Gute Rahmenbedingungen sind ein Gelingensfaktor<br />
für eine erfolgreiche Integration.<br />
Ein weiterer Gelingensfaktor ist eine fundierte,<br />
praxisorientierte Weiterbildung der Lehrpersonen.<br />
Ich hoffe, dass wir mit dem Impulstag einen<br />
Beitrag dazu geleistet haben!<br />
<strong>Wir</strong> alle sind Lernende, ein Leben lang. Oder um<br />
es mit den Worten von Henry Ford (1863–1947,<br />
amerikanischer Grossindustrieller) zu sagen:<br />
Wer aufhört zu lernen ist alt. Mag er zwanzig<br />
oder achtzig sein.<br />
In dem Sinn wünsche ich uns allen lernreiche<br />
Zeiten, sei es nun zum Thema Integration oder<br />
in anderen Bereichen.<br />
Ganz nach dem Motto: Nach dem Impulstag ist<br />
vor dem Impulstag!<br />
Die Autorin studierte an der Uni Fribourg<br />
Logopädie und leitet seit zehn Jahren das<br />
IBEM-Team Kander und Engstligental. Jacqueline<br />
Josi ist zudem Mutter von zwei Töchtern.
6 berner schule / école bernoise Dezember / décembre 2011<br />
PRESSESPIEGEL<br />
Primarschüler sparen 10 Millionen<br />
Die «berner schule» präsentiert ausgewählte Artikel zu Schule und Bildung,<br />
die zwischen dem 30. Oktober und dem 24. November 2011 im Kanton<br />
Bern erschie nen sind. Schulen, die via Swisscom mit dem Internet verbunden<br />
sind, beziehen die vollständigen Artikel kostenlos via Schweizerisches<br />
Pressearchiv www.smd.ch. Zusammenstellung: Saskia Habich Lorenz.<br />
Stadt Bern will Basisstufe<br />
rasch ausweiten<br />
Der Bund vom 24. November 2011<br />
Nach dem positiven Entscheid des Grossen Rats<br />
will die Stadt Bern weitere Basisstufenklassen<br />
eröffnen. Da der Kanton aber nur beschränkt<br />
Klassen bewilligt, wird es künftig zwei verschiedene<br />
Modelle nebeneinander geben.<br />
Kritik am Vorgehen der Gemeinde<br />
Berner Zeitung vom 23. November 2011<br />
Die vom Gemeinderat von Konolfingen angestrebte<br />
Reorganisation des Schulwesens sorgt<br />
weiterhin für Ärger. Über diese Reorganisation<br />
beschlossen hat der Gemeinderat schon<br />
bevor die Lehrpersonen und Schulleitung informiert<br />
waren. Auch die Gemeindeversammlung<br />
hatte noch nicht darüber befunden. Die<br />
Referendumsfrist lief noch, und schon hat die<br />
Gemeinde fünf Stellen für Stufenleiter und einen<br />
Leiter Bildung ausgeschrieben. Der Berufsverband<br />
der bernischen Lehrerinnen und<br />
Lehrer (LEBE) kritisiert das Vorpreschen des<br />
Gemeinderats massiv.<br />
Primarschüler sparen 10 Millionen<br />
Langenthaler Tagblatt<br />
vom 12. November 2011<br />
Die Zweit bis Sechstklässler im deutschsprachigen<br />
Teil des Kantons Bern sollen künftig<br />
eine Lektion weniger Unterricht erhalten.<br />
Mit dieser Massnahme will Erziehungsdirektor<br />
Bernhard Pulver (Grüne) die Sparvorgabe<br />
der Regierung für die Volksschule umsetzen.<br />
Der Regierungsrat hatte im Sommer ein Entlastungspaket<br />
von insgesamt 277 Millionen<br />
Franken präsentiert; allein zehn Millionen<br />
Franken sollten jährlich durch die Reduktion<br />
der Lektionenzahl an der Volksschule gespart<br />
werden.<br />
Seilziehen um Berufsschule<br />
Langenthaler Tagblatt<br />
vom 12. November 2011<br />
Die Berner Stadtregierung wehrt sich gegen<br />
den Entscheid des Regierungsrats, die Spiezer<br />
Schlossbergschule nun doch weiterzuführen<br />
und statt dessen Ausbildungsplätze an der BFF<br />
zu streichen. Diesen regionalpolitisch motivierten<br />
Entscheid könne er nicht nachvollziehen,<br />
teilte der Gemeinderat der Stadt Bern gestern<br />
mit. Um das Sparziel von jährlich 2,4 Millio<br />
nen Franken einzuhalten, sollte sich die Gemeinde<br />
Spiez bereit erklären, den Mietzins für<br />
die Schlossbergschule zu senken.<br />
«Es braucht Männer <strong>als</strong> Vorbilder»<br />
Berner Zeitung vom 11. November 2011<br />
Albert Tanner ist Leiter des Instituts Vorschul<br />
und Primarstufe der Pädagogischen Hochschule<br />
in Bern. Im Gespräch erklärt er, warum<br />
der Primarlehrerberuf für Männer an Attraktivität<br />
verloren hat: Ein wichtiger Punkt ist hier<br />
sicher die Teilzeitarbeit. Als Lehrerin ist eine<br />
Frau beruflich flexibel und kann neben der Familie<br />
noch unterrichten, bei einer vergleichsweise<br />
guten Bezahlung von Teilzeitarbeit. Für<br />
die Männer geht das Berufsbild Primarlehrer<br />
jedoch mit einer starken weiblichen Konnotation<br />
einher, was letztendlich für den Mann<br />
einen Prestigeverlust bedeutet. Dennoch brauchen<br />
die Schülerinnen und Schüler männliche<br />
und weibliche Bezugspersonen, was ihnen<br />
mehr Identifikationsmöglichkeiten bietet.<br />
Schlüssel zum sprachlichen Erfolg<br />
Der Bund vom 9. November 2011<br />
Die drei Klassen in Oberhofen proben den<br />
Ernstfall: Als Pilotprojekt haben sie im Sommer<br />
mit dem Englischunterricht begonnen. Kantonal<br />
soll Frühenglisch definitiv in zwei Jahren<br />
eingeführt werden. Das neue Englischlehrmittel<br />
«New World» wird in den Kantonen Bern,<br />
Freiburg und Solothurn von 23 Klassen erprobt.<br />
Ein Jahr lang wird getestet, und laufend werden<br />
Rückmeldungen durch die Lehrpersonen getätigt.<br />
Die neuen 6. Klassen werden dann mit der<br />
weiterführenden Version arbeiten.<br />
Lehrer kritisieren Eltern und Schule<br />
Der Sonntag vom 30. Oktober 2011<br />
Reformen, steigende Anforderungen und der<br />
gesellschaftliche Wandel setzen Lehrer einer<br />
hohen Belastung aus. Doch eine neue gesamtschweizerische<br />
Studie zeigt: Lehrpersonen in<br />
der Schweiz sind eigentlich sehr zufrieden mit<br />
ihrem Job. Nur gerade jeder zwanzigste Lehrer<br />
ist mit seinem Beruf unzufrieden. Es wurden<br />
Fragen zur Arbeitssituation, zum Schulumfeld,<br />
zur Einschätzung der Schulklasse und zum persönlichen<br />
Gesundheitsverhalten gestellt. Interessant<br />
ist jedoch auch der Befund, dass jeder<br />
siebte Lehrer mit seiner Arbeit überfordert ist.<br />
Dies nicht etwa durch schwierige Schüler, sondern<br />
wegen der fehlenden Unterstützung der<br />
Eltern und der Institution Schule.<br />
LEBE<br />
Willkommen!<br />
Die LEBE-Geschäftsstelle heisst wiederum<br />
zahlreiche Lehrerinnen und<br />
Lehrer beim Berufsverband willkommen.<br />
In Klammern finden <strong>Sie</strong> den<br />
Schulort der Neumitglieder.<br />
Bern Nord<br />
Riccarda Förtsch (Stettlen)<br />
Veronica Haene (Boll)<br />
Rebekka Psota (Gümmenen)<br />
Thomas Schwitter (Münchenbuchsee)<br />
Bern Stadt<br />
Katrin BaGfeller (Bern)<br />
Sybille Burri (Bern)<br />
Sibylle Michel (Bern<br />
MarieTheres Reist (Bern)<br />
Bern Süd<br />
Claudia Althaus Brühlmeier (Gümligen)<br />
Silvia Burkhard (Rüeggisberg)<br />
Belinda GöllnerSchumacher (Spiegel b. Bern)<br />
Sabina Hadzihasanovic (Belp)<br />
Emmental<br />
Petra Bratschi (Schangnau)<br />
Andrea Gfewer (HasleRüegsau)<br />
Tiziana Giliberti<br />
Janine Gubser<br />
Oberaargau<br />
Franziska Andermatt (Koppigen)<br />
Roman Heiniger (Kleindietwil)<br />
Sibyl Studer Zaugg (Niederönz)<br />
Oberland Nord<br />
Caroline ErniSchmidiger (Goldiwil)<br />
Oberland Süd<br />
Simone Gerber (Frutigen)<br />
Robert Gmür (Interlaken)<br />
Doris SchwabSchweizer (Frutigen)<br />
Seeland<br />
Susanne Guler (Dotzingen)<br />
Sandra Hofmann (Nidau)<br />
Anina Tritschler (Wengi b. Büren)<br />
Barbara von Wartburg (Kappelen)<br />
Dezember / décembre 2011 berner schule / école bernoise 7<br />
NOVEMBERSESSION DES GROSSEN RATES<br />
Energiesparen macht Sinn –<br />
Sparen bei der Bildung macht dumm<br />
Daniel Steiner Brütsch (EVP), Bettina Keller (Grüne) und Daniel Kast (CVP) sind <strong>Mitglied</strong>er der Gewerkschaftlichen<br />
Kommission von LEBE. <strong>Sie</strong> erhielten die Sparlampe bereits im Vorfeld der hitzigen Budgetdiskussion<br />
und wehrten sich in der Debatte gegen den unsinnigen Bildungsabbau. Bild MG<br />
LEBE wehrt sich gegen die vorgesehenen<br />
Sparmassnahmen im Bildungsbereich.<br />
In zahlreichen Gesprächen<br />
versuchte und versucht der Berufsverband<br />
möglichst viele Grossratsmitglieder<br />
davon abzubringen, die<br />
vorgesehenen Sparmassnahmen zu<br />
beschliessen. An der Delegiertenversammlung<br />
vom 14. Dezember<br />
2011 wird LEBE je nach Ergebnis<br />
der Debatte über gewerkschaftliche<br />
Massnahmen für das kommende<br />
Jahr entscheiden. An der Kundgebung<br />
vom November 2010 war klar<br />
signalisiert worden, dass die Lehrerinnen<br />
und Lehrer aller Stufen auch<br />
zu härteren Aktionen bereit sind.<br />
Am Montag, 28. November, erhielten<br />
alle Grossrätinnnen und Grossräte<br />
eine Stromsparlampe mit dem Spruch<br />
«Energiesparen macht Sinn. Sparen<br />
in der Bildung macht dumm.»<br />
Grossratspräsident Beat Giauque nahm am 24. November die Petition der PH-Studierenden entgegen. Diese verlangen, dass der Grosse Rat auf den Lektionenabbau<br />
bei den Primarschülern verzichtet. Bild MG
8 berner schule / école bernoise Dezember / décembre 2011<br />
INTERVIEW MIT REGULA A. BIRCHER UND MARTIN GATTI<br />
«Ich habe einen starken Verband angetroffen,<br />
der in der Öffentlichkeit sehr präsent ist»<br />
Vor drei Monaten hat Regula A. Bircher ihre <strong>als</strong> Arbeit <strong>als</strong> neue Geschäftsführerin von LEBE aufgenommen.<br />
Der Reallehrer Martin Gatti ist bereits seit knapp sieben Jahren Präsident des Berufsverbandes.<br />
Die «berner schule» sprach mit den beiden Führungspersonen und wollte wissen, wohin die Reise gehen soll.<br />
Martin Gatti, warum bist du Präsident<br />
von LEBE?<br />
Martin Gatti: Die Frage überrascht mich,<br />
denn ich stehe schon mitten in meiner zweiten<br />
Amtsperiode. Dass ich eine Herausforderung<br />
gesucht habe, würde wahrscheinlich <strong>als</strong> Standardantwort<br />
durchgehen, aber es ist nicht ganz<br />
so. Nach über dreissig Jahren im Schuldienst<br />
hatte ich das Gefühl, dass ich zum Bildungswesen<br />
etwas zu sagen hätte. Da das aber niemand<br />
hören wollte, habe ich mich bei LEBE engagiert.<br />
Dann ging alles sehr schnell. Richtig ist<br />
wohl, dass die Herausforderung mich gefunden<br />
hat. Ohne die positiven Resultate eines Assessments<br />
hätte ich mich allerdings nicht zur Wahl<br />
gestellt. Ich bin noch immer am Lernen, aber<br />
es macht (meistens) Spass. Aber ich bin mir<br />
bewusst, dass es eine anspruchsvolle Aufgabe<br />
ist, die Stimme der bernischen Lehrerinnen<br />
und Lehrer zu sein.<br />
Regula Bircher, warum hast du dich<br />
im Mai 2011 <strong>als</strong> Geschäftsführerin<br />
von LEBE beworben?<br />
Regula Bircher: Ich suchte eine sinnstiftende<br />
Arbeit. Ich habe einen Einsatz für Menschen,<br />
die an der Front eine wichtige Aufgabe übernehmen,<br />
gesucht und gefunden. Zudem bin ich sehr<br />
gern in einer Organisation tätig, die sich nach<br />
aussen richtet.<br />
Was hat dich zu Beginn positiv überrascht?<br />
Bircher: Ich habe einen starken Verband angetroffen,<br />
der bei seinen <strong>Mitglied</strong>ern und in der<br />
Öffentlichkeit sehr präsent ist – das hat mich am<br />
meisten überrascht und beeindruckt.<br />
Was könnt ihr persönlich einbringen, um die<br />
LEBE<strong>Mitglied</strong>er in ihrem Berufsleben zu<br />
unterstützen?<br />
Gatti: Ich bin seit fast vierzig Jahren Lehrer.<br />
Die Freuden und Leiden des Schulmeisters sind<br />
mir nicht fremd. Ich bin nach wie vor überzeugt,<br />
dass der Lehrberuf ein spannender und guter<br />
Beruf ist. Er kann aber nur erfolgreich ausgeübt<br />
werden, wenn die Rahmenbedingungen stimmen<br />
und wir das Vertrauen der Eltern und der<br />
Politik spüren.<br />
Bircher: Ich sehe meinen Teil darin, dass ich<br />
die Geschäftsstelle stärken kann. Mein Interesse<br />
gilt der Personalführung und der Organisationsentwicklung,<br />
was auch für die <strong>Mitglied</strong>er ein<br />
Vorteil sein wird. Zudem habe ich auch sehr<br />
viel Interesse am Kontakt nach aussen und sehe<br />
da eine wichtige Möglichkeit die <strong>Mitglied</strong>er zu<br />
unterstützen.<br />
Wo steht LEBE heute?<br />
Gatti: LEBE steht nicht – LEBE bewegt sich.<br />
Nicht überhastet, aber stetig. Aber Spass beiseite:<br />
Man kann ohne f<strong>als</strong>che Bescheidenheit<br />
sagen, dass LEBE sich mitten im bernischen<br />
Bildungswesen bewegt. LEBE ist aktiv und<br />
nimmt Einfluss. Da das oft hinter den Kulissen<br />
geschieht, ist es für unsere <strong>Mitglied</strong>er nicht immer<br />
erkennbar.<br />
«Ich sehe die Kultur der vielseitigen<br />
Interessen vertretung<br />
<strong>als</strong> klare Stärke.»<br />
Regula Bircher<br />
Bircher: Als neue Person in diesem Bereich,<br />
und mit einer Sicht von aussen kann ich das nur<br />
bestärken: LEBE ist ein angesehener Verband,<br />
der seinen festen Platz im Kanton Bern hat.<br />
Wie viel Macht hat der Berufsverband mit<br />
seinen 9000 <strong>Mitglied</strong>ern?<br />
Gatti: Der Begriff Macht gefällt mir nicht.<br />
Macht haben und ausüben heisst doch eigentlich,<br />
seine eigenen Interessen rücksichtslos<br />
durchzusetzen. Das ist nicht die Philosophie<br />
von LEBE. LEBE ist eine zentrale Kraft im<br />
bernischen Bildungswesen und wir wissen, dass<br />
dieses Bildungswesen nur funktionieren kann,<br />
wenn alle Beteiligten am gleichen Strick und in<br />
die gleiche Richtung ziehen. Das funktioniert<br />
aber nur, wenn wir das Ganze im Auge behalten<br />
und umsichtig und konsensbereit sind. Wer nur<br />
Macht ausüben will, kennt diese Eigenschaften<br />
nicht. Hart in der Sache, aber fair im Umgang.<br />
Ich will LEBE deshalb eher <strong>als</strong> «Kraft» bezeichnen.<br />
Welches sind die Stärken des Verbandes?<br />
Bircher: Ich sehe die Kultur der vielseitigen<br />
Interessenvertretung <strong>als</strong> klare Stärke. Zudem<br />
möchte ich nochm<strong>als</strong> die Präsenz ins Zentrum<br />
rücken, welche den Verband auszeichnet.<br />
Gatti: Es ist auf jeden Fall eine Stärke von LEBE,<br />
dass wir den Bildungsprozess vom Kindergarten<br />
bis hin zur Pädagogischen Hochschule in den fünf<br />
Stufen und deshalb in einem Fluss denken und<br />
prägen können. Aus diesem Grund können wir<br />
uns auch um die wichtigen Nahtstellen kümmern.<br />
Mit dieser Möglichkeit stehen wir in der Schweiz<br />
<strong>als</strong> Berufsverband für die Bildung einzig da. Das<br />
ist unsere Stärke und die gilt es zu erhalten.<br />
Welches sind die Schwächen von LEBE?<br />
Bircher: Nach meiner Philosophie können<br />
Stärken auch Schwächen sein. Daher nehme ich<br />
nochm<strong>als</strong> das Gleiche auf: die Kultur der vielseitigen<br />
Interessenvertretung. Man kann sich verzetteln,<br />
und das kann eine Schwäche sein. Wenn<br />
wir uns einer solchen bewusst sind, können wir<br />
uns darum kümmern und an ihr arbeiten.<br />
Gatti: Ich spreche lieber von Risiken anstatt<br />
von Schwächen. Es sind Risiken, die wir bewusst<br />
eingehen müssen, denn wir wissen, dass das<br />
Herzblut und das Interesse der Lehrpersonen<br />
in erster Linie ihrer Stufe gilt. Die Wahrung<br />
dieser Stufeninteressen unter Berücksichtigung<br />
der Gesamtinteressen haben wir schon <strong>als</strong> Gratwanderung<br />
erlebt.<br />
Wo liegt der grösste Handlungsbedarf<br />
für den Verband?<br />
Gatti: Wenn wir am ambitiösen Motto «Alle<br />
unter einem Dach» festhalten wollen, braucht<br />
es gerade jetzt ein vermehrtes Engagement von<br />
LEBE auf der Stufe Sek II und auf der Tertiärstufe,<br />
<strong>als</strong>o bei den PHDozierenden. Da sind<br />
wir ja gegenwärtig dran. Zudem ist es wichtig,<br />
dass wir im Interesse der Berner Schule auch die<br />
Anliegen der Schulleitungen vertreten.<br />
Bircher: Es braucht eine Überprüfung der<br />
Organisationsstrukturen, um den grössten<br />
Handlungsbedarf besser aufzeigen zu können.<br />
Braucht es weiterhin alle Produkte, die wir jetzt<br />
anbieten? Braucht es alle gegenwärtigen Organe?<br />
Im Zentrum steht das <strong>Mitglied</strong>, und ich<br />
möchte insbesondere den Fokus darauf richten,<br />
was das <strong>Mitglied</strong> braucht, damit der Verband<br />
weiter wachsen und sich entwickeln kann.<br />
Das gewerkschaftliche Standbein ist sehr<br />
wichtig, dies zeigt sich immer wieder. Welches<br />
sind die nächsten gewerkschaftlichen Ziele, die<br />
LEBE erreichen will?<br />
Dezember / décembre 2011 berner schule / école bernoise 9<br />
Gatti: Die Ziele für die nächsten vier Jahre<br />
hat uns die Delegiertenversammlung vom letzten<br />
Dezember gegeben. Priorität hat sicher die<br />
Wiedereinführung eines verlässlichen Lohnsystems.<br />
Es soll innerhalb von 28 Jahren in festgelegten<br />
Schritten zum Lohnmaximum führen.<br />
Die Rückkehr zu dieser Sicherheit kann unseren<br />
Beruf wieder attraktiver machen. Es ist auch<br />
zu vermerken, dass die Mehrzahl der Lehrpersonen<br />
kein Vollzeitpensum mehr unterrichten<br />
will und kann. Das zeigt deutlich, dass eine zeitliche<br />
Entlastung notwendig ist. Damit meine ich<br />
einerseits die generelle Senkung des Pflichtpensums<br />
und andererseits die zusätzliche Entlastung<br />
für alle Klassenlehrpersonen. Lehrerinnen<br />
und Lehrer sind sehr qualitätsbewusst. Wenn<br />
die Zeit nicht mehr ausreicht, um die Arbeiten<br />
zur eigenen Zufriedenheit auszuführen, kann<br />
ich durchaus verstehen, wenn Kolleginnen und<br />
Kollegen mit dem Gedanken an eine berufliche<br />
Neuorientierung spielen. Das müssen wir verhindern.<br />
Wie weit soll und kann LEBE bildungspolitisch<br />
und pädagogisch Einfluss nehmen?<br />
Gatti: Die Geschäftsstelle von LEBE mit ihren<br />
hoch qualifizierten Mitarbeitenden, aber<br />
auch die Leitungskonferenz, die Stufen und<br />
den Regionalkonferenzen und die zahlreichen<br />
Kommissionen bilden ein wahres Kompetenzzentrum<br />
im Bildungsbereich. Diese Kompetenz<br />
ist durchaus gefragt. Ich erinnere daran, dass<br />
Regual A. Bircher und Martin Gatti sind überzeugt, dass sich LEBE <strong>als</strong> Berufsverband für die Lehrerinnen und Lehrer sowie Schulleitungen<br />
aller Stufen bewährt hat und auch in Zukunft bewähren wird. Bild MG<br />
wir zu allen bildungsrelevanten Themen, die im<br />
Grossen Rat behandelt werden, unsere Stellungnahmen<br />
und Argumente zur Verfügung stellen.<br />
Ich bin überzeugt, dass wir auf diese Weise bei<br />
Entscheidungen behilflich sind und sie sicher<br />
auch beeinflussen.<br />
Bircher: Für mich ist es keine Frage, dass ein so<br />
grosser Verband bildungspolitisch und pädagogisch<br />
Einfluss nehmen soll und muss und dass<br />
wir unsere Kontakte nutzen müssen, um diesen<br />
Einfluss wahrzunehmen.<br />
Wie zufrieden ist LEBE mit der Arbeit der<br />
Erziehungsdirektion?<br />
Gatti: Unser Leiter Gewerkschaft hat die bildungspolitische<br />
Wetterlage in einer der letzten<br />
«berner schulen» treffend mit einzelnen Aufhellungen,<br />
beschrieben. Allerdings hat er heftige<br />
Schauer und Sturmböen nicht ausgeschlossen.<br />
Ich stelle fest, dass die Erziehungsdirektion<br />
gewillt ist, vermehrt zu einer Dienstleisterin<br />
für die Bildungsinstitutionen zu werden. Es<br />
freut mich beispielsweise, wenn Ideen, wie die<br />
SOSLektionen umgesetzt und allen Stufen zugänglich<br />
gemacht werden. Meine Zufriedenheit<br />
würde aber noch ein höheres Mass erreichen,<br />
wenn die Bildungsdirektion vom Rettungsgedanken<br />
weg, hin zum Vorbeugungsgedanken<br />
käme. Mit zusätzlichen Lektionen liessen sich<br />
zweifellos viele eskalierende Situationen verhindern.<br />
LEBE fordert das Vieraugenprinzip<br />
und ist erfreut über jeden Schritt, der in diese<br />
Richtung geht.<br />
Wie hast du, Regula Bircher, die Erziehungsdirektion<br />
kennengelernt?<br />
Bircher: Ich habe die erste Begegnung mit der<br />
Bildungsdirektion konstruktiv erlebt. Ich finde<br />
es sehr wichtig, dass es die Möglichkeit gibt,<br />
an einem Tisch zusammenzusitzen und auf gemeinsamer<br />
Augenhöhe wichtige Bildungsthemen<br />
diskutieren zu können.<br />
LEBE will mehr Geld für die Bildung. Wie<br />
soll dies politisch erreicht werden?<br />
Gatti: Hinter der Zuteilung von finanziellen<br />
Mitteln stehen immer politische Entscheide.<br />
Tatsache ist, dass man dabei nicht immer auf<br />
Geschäftsführerin und Präsident<br />
Regula A. Bircher ist seit dem 1. September<br />
2011 Geschäftsführerin von LEBE.<br />
<strong>Sie</strong> leitete 16 Jahre lang die Schule für<br />
Physiotherapie am Universitätsspital Zürich<br />
und in Doppelfunktion von 2007 bis<br />
2009 die Schule für Hebammen. Martin<br />
Gatti ist seit knapp sieben Jahren LEBE-<br />
Präsident und unterrichtet an einer Realklasse<br />
(7. bis 9. Schuljahr) in Gümligen.
10 berner schule / école bernoise Dezember / décembre 2011 Dezember / décembre 2011 berner schule / école bernoise 11<br />
die Vernunft und Einsicht von Politikerinnen<br />
und Politikern zählen darf. <strong>Wir</strong> <strong>als</strong> Berufsverband,<br />
unterstützt durch unsere <strong>Mitglied</strong>er<br />
müssen den Politikerinnen und Politikern die<br />
Notwendigkeit für Investitionen im Bildungsbereich<br />
vor Augen führen. Ich denke zum Beispiel<br />
an die dringend notwendige Begleitung<br />
und Entlastung beim Berufseinstieg, oder und<br />
wie erwähnt, an das Vieraugenprinzip. Wenn<br />
wir aber bei der Politik auf taube Ohren stossen<br />
und wenn unsere staatserhaltende Funktion<br />
nicht gewürdigt und anerkannt wird,<br />
dann müssen wir die Tonlage ändern. Dann<br />
haben wir <strong>als</strong> grösster bernischer Berufsverband<br />
die Möglichkeit, geeignete Massnahmen<br />
zu ergreifen.<br />
«Ich freue mich darauf, viele<br />
LEBE-<strong>Mitglied</strong>er persönlich<br />
kennenzulernen.»<br />
Regula Bircher<br />
Bircher: Mir ist klar, dass man den grössten Bedarf<br />
immer im eigenen Bereich sieht. Daher ist<br />
es offensichtlich, dass wir mehr Geld für die Bildung<br />
wollen. Das wollen ja eigentlich alle – aber<br />
aus meiner Sicht ist es so: Ohne Bildung läuft<br />
nichts, aber mit Bildung laufen wir besser! Also<br />
finde ich es notwendig, dass wir in der Bildung<br />
über ausreichlich Finanzen verfügen.<br />
Wie schätzt ihr die Mobilisierungsbereitschaft<br />
der Lehrpersonen ein?<br />
Gatti: Vor einem Jahr haben wir eindrücklich<br />
gezeigt, dass LEBE auch grössere Plätze <strong>als</strong> den<br />
Rathausplatz in Bern mit Lehrpersonen füllen<br />
kann. <strong>Wir</strong> haben bewiesen, dass wir mobilisieren<br />
können, und das ist auch weitherum zur<br />
Kenntnis genommen worden. <strong>Wir</strong> sind uns aber<br />
bewusst, dass unsere <strong>Mitglied</strong>er kritisch sind<br />
und nicht einfach jedem Aufruf folgen. Grossanlässe<br />
werden wir umsichtig planen, um sie nicht<br />
inflationär werden zu lassen. Wichtig ist mir<br />
aber auch, dass wir <strong>als</strong> Verband referendumsfähig<br />
sind. Das haben wir bei der LAGRevision<br />
gezeigt. Die Referendumsfähigkeit spielt im politischen<br />
Kampf eine eminente Rolle.<br />
Bircher: In ersten Treffen und beim Austausch<br />
mit einzelnen <strong>Mitglied</strong>ern erlebe ich viel Engagement<br />
und Energie, die eingesetzt werden für<br />
die Sache der Lehrpersonen an der Front.<br />
Wenn ihr in einem Kollegium Werbung für<br />
die LEBE<strong>Mitglied</strong>schaft macht, mit welchen<br />
Argumenten versucht ihr zu überzeugen?<br />
Gatti: Früher war es eine Selbstverständlichkeit,<br />
nach Erlangung der Lehrbefähigung<br />
sofort in den Berufsverband einzutreten. Ich<br />
würde argumentieren: «Du bekommst einen<br />
ganzen Strauss von Leistungen: Beratung,<br />
Weiterbildung, Informationen und eine gewisse<br />
Sicherheit. Du hast die Möglichkeit dich<br />
zu vernetzen und findest Plattformen für den<br />
Austausch vor. Mit deiner <strong>Mitglied</strong>schaft ermöglichst<br />
du es LEBE, sich für deine Arbeitsbedingungen<br />
und für die Weiterentwicklung<br />
der Berner Schule einzusetzen.» Ich stelle mit<br />
Freude fest, dass bei den jungen Lehrpersonen<br />
das Interesse am Berufsverband wächst – nicht<br />
zuletzt wegen unserer Werbung an der Pädagogischen<br />
Hochschule.<br />
Bircher: Ich sehe die Wichtigkeit der <strong>Mitglied</strong>schaft<br />
<strong>als</strong> Stärke des Verbandes. Je mehr <strong>Mitglied</strong>er<br />
wir haben, umso gewichtiger können wir<br />
in der Öffentlichkeit auftreten und umso mehr<br />
können wir auch ausrichten.<br />
LEBE hat sehr viele Angebote. Welche sind<br />
denn die wichtigsten in der Zukunft?<br />
Bircher: Die Bereiche Pädagogik und Gewerkschaft<br />
braucht es, um den Verband zu platzieren<br />
und ihm Gewicht zu geben. Zudem gibt uns der<br />
Bereich Kommunikation die Medienpräsenz,<br />
die nötig ist, dass man uns sieht und hört. Die<br />
Weiterbildung ist sicher ein wichtiger Bereich.<br />
Zudem nehme ich auch die Beratung, welche jedem<br />
einzelnen <strong>Mitglied</strong> zur Verfügung steht, <strong>als</strong><br />
wichtig wahr. Ich möchte diese Bereiche stärken<br />
und weiter anbieten.<br />
Über Tabus spricht man nicht. <strong>Wir</strong> wollen es<br />
hier trotzdem tun. Bitte einige Worte zum<br />
Thema gleicher Lohn für alle Lehrpersonen<br />
auf allen Stufen.<br />
Gatti: Nun, ich bin ein Ausführender. Ich<br />
habe die konsolidierte Meinung von LEBE<br />
nach aussen zu vertreten. Aber in diesem Zusammenhang<br />
habe ich natürlich meine eigene,<br />
dezidierte Meinung. Die Salärvergleichsstudie<br />
von PricewaterhouseCoopers hat mich sehr beeindruckt.<br />
<strong>Sie</strong> hat gezeigt, dass die Beanspruchung<br />
und Verantwortung auf den verschiedenen<br />
Stufen in der Summe ähnlich sind und<br />
somit die Lehrpersonen auch ein ähnlich hohes<br />
Salär verdienen sollten. Wenn die Zeit für<br />
dieses Thema gekommen ist, wird sich LEBE<br />
intensiv damit auseinandersetzen und sich eine<br />
Meinung zu bilden.<br />
Auch die selektionsfreie Volksschule ist heute<br />
noch kein Traktandum. Soll es eines werden?<br />
Gatti: Diese Frage kommt einem Paradigmawechsel<br />
gleich. Es wäre eine ähnlich grosse<br />
Kiste wie die Integration. Ich denke, dass der<br />
Verzicht auf die Selektion durchaus ein Nachfolgeprojekt<br />
sein könnte, erst aber, wenn die<br />
Integration erfolgreich implementiert ist. Es<br />
wird Zeit brauchen, um dieses Feld zu beackern<br />
und es müsste eine intensive verbandsinterne<br />
Diskussion geführt werden. Eine Vorbedingung<br />
ist sicher die Einführung des Vieraugenprinzips.<br />
Im Sinne von «Ökonomie der Kräfte und<br />
des Mitteleinsatzes» glaube ich aber, dass dieses<br />
Thema noch nicht vordringlich auf unsere<br />
Traktandenliste gehört.<br />
Wo soll LEBE in fünf Jahren stehen?<br />
Bircher: Ich sehe LEBE <strong>als</strong> gut organisierten,<br />
starken Berufsverband, welcher Lehrerinnen<br />
und Lehrer und Schulleitungen unterstützt, damit<br />
sie ihrem Auftrag nachkommen können, die<br />
jungen Menschen zu bilden.<br />
Gatti: Mir flimmert ein Bild vor Augen, das<br />
eigentlich eine Vision ist: Aus LEBE könnte<br />
Bildung Bern werden. Das ist eine Art WG, in<br />
der alle ihre Individualität leben können und<br />
sich zwischendurch an den gleichen Tisch setzen,<br />
an dem es auch Platz für das zehntausendste<br />
<strong>Mitglied</strong> hat. Gemeinsam gegen aussen, differenziert<br />
gegen innen.<br />
Wie lassen sich mehr <strong>Mitglied</strong>er für die Verbandsarbeit<br />
gewinnen?<br />
Gatti: Die Lehrpersonen, ob <strong>Mitglied</strong>er oder<br />
nicht, müssen vermehrt Einblick in die Tätigkeit<br />
des Verbandes erhalten. Dazu müssen<br />
wir unsere Versammlungen öffnen, die an Attraktivität<br />
bedeutend gewonnen haben. Ich bin<br />
überzeugt, dass alle Lehrpersonen etwas zum<br />
Thema Bildung und Bildungsumfeld zu sagen<br />
haben. Bei uns können sie es tun – sie können sogar<br />
etwas bewirken. Die Mitarbeit in Kommissionen<br />
und Konferenzenschaft generiert auch<br />
Mehrwissen und das steht allen gut an.<br />
«Die Frage nach einer<br />
selektionsfreien Volksschule<br />
kommt einem Paradigmawechsel<br />
gleich.»<br />
Martin Gatti<br />
Bircher: Ich möchte klarer erfahren, was die<br />
<strong>Mitglied</strong>er an der Front brauchen. Ich bin der<br />
Meinung, dass wir mehr <strong>Mitglied</strong>er gewinnen,<br />
wenn wir ihre Bedürfnisse genauer kennen,<br />
diese in der Öffentlichkeit vertreten und dafür<br />
kämpfen.<br />
Was möchtet ihr dem <strong>Mitglied</strong>,<br />
das diese Zeilen liest, persönlich sagen?<br />
Gatti: Auch ich drücke meine Wertschätzung<br />
aus. Ich danke allen <strong>Mitglied</strong>ern für ihre Treue<br />
zum Verband. Ihr seid unsere Basis, aber auch<br />
unser Antrieb. Besonders bedanke ich mich bei<br />
den Kolleginnen und Kollegen, die in irgendeiner<br />
Funktion für LEBE tätig sind. Bei denjenigen,<br />
die noch zu LEBE stossen wollen oder sich<br />
für ein vermehrtes Engagement entschliessen<br />
werden, bedanke ich mich, wenn sie ihren Vorsatz<br />
in die Tat umgesetzt haben. Allen wünsche<br />
ich weiterhin Lust und Freude an unserem faszinierenden<br />
Beruf.<br />
Bircher: Ich möchte den <strong>Mitglied</strong>ern danken,<br />
dass sie aktiv in der Bildung tätig sind, und<br />
wünsche mir, dass sie auch in diesem Beruf bleiben.<br />
Natürlich bin ich neugierig und freue mich<br />
darauf, viele LEBE<strong>Mitglied</strong>er persönlich kennenzulernen.<br />
Interview Michael Gerber<br />
UNTERSCHRIFTEN EINGEREICHT<br />
Lohninitiative soll für faire Löhne sorgen<br />
Die Initiative für faire Löhne der Personalverbände wurde Ende November bei der Staatskanzlei eingereicht.<br />
Das Zustandekommen der Initiative unterstreicht den lohnpolitischen Handlungsbedarf. Nun<br />
sind die Behörden gefordert, trotz schwieriger Finanzlage des Kantons, konkrete Massnahmen zu ergreifen.<br />
Für die Lehrpersonen ist Wiedereinführung eines verlässlichen Lohnaufstiegs zentral.<br />
Lachende Gesichter bei der Übergabe der beglaubigten Unterschriften der Lohninitiative. Die Initiative soll<br />
für einen verlässlichen Lohnaufstieg für die Lehrpersonen sorgen. Bild MG<br />
Die Personalverbände LEBE, BSPV und<br />
VPOD haben am 23. November 2011<br />
15 943 Unterschriften für die kantonale<br />
Lohninitiative bei der Staatskanzlei eingereicht.<br />
Der Verwaltungskreis Bern Mittelland<br />
hat 7203, Biel 1126, Seeland 1300, Berner Jura<br />
132, Obersimmental Saanen 163, Frutigen Niedersimmental<br />
615, Interlaken Oberhasli 579,<br />
Thun 2052, Emmental 1613 und Oberaargau<br />
1160 Unterschriften zum Ergebnis beigetragen.<br />
Die breit abgestützte regionale Herkunft der<br />
Unterschriften unterstreicht den lohnpolitischen<br />
Handlungsbedarf im Kanton Bern – die<br />
Initiative wurde überall gleichermassen unterstützt.<br />
Für die Personalverbände, die bewusst<br />
auf die Unterstützung durch politische Parteien<br />
verzichtet hatten, ist dies ein bemerkenswerter<br />
Erfolg.<br />
LEBE dankt<br />
LEBE dankt den rund 760 LEBE-Vertreterinnen<br />
und -Vertretern für ihr grosses<br />
Engagement bei der Unterschriftensammlung<br />
für die Lohninitiative. Bereits<br />
zwei Wochen nach der Lancierung der<br />
Initiative hatten sie mehrere tausend<br />
Unterschriften gesammelt. MG<br />
LEBE sammelte zwei Drittel<br />
der Unterschriften<br />
Fast zwei Drittel der Unterschriften hat LEBE<br />
beigetragen. Für den Berufsverband Lehrerinnen<br />
und Lehrer Bern (LEBE) ist damit<br />
klar, dass die Wiedereinführung des geregelten<br />
Lohnaufstiegs für die Lehrpersonen erste Priorität<br />
haben muss. Für jüngere Lehrpersonen<br />
ist die heutige Situation extrem unbefriedigend.<br />
Während Lehrpersonen über 55 Jahren häufig<br />
noch das Lohnmaximum erreichen konnten,<br />
haben jüngere Lehrpersonen bisher eine deutlich<br />
schlechtere Lohnentwicklung erlebt und<br />
sind gegenüber dem früheren System und dem<br />
Konkurrenzumfeld deutlich ins Hintertreffen<br />
geraten. Die Lohninitiative sieht wieder eine<br />
verlässliche Lohnentwicklung vor. Diese Massnahme<br />
soll dazu beitragen, den Beruf attraktiver<br />
zu machen.<br />
Das grosse Engagement der Lehrerinnen und<br />
Lehrer beim Sammeln von Unterschriften<br />
für die Lohninitiative zeigt, dass die LEBE<br />
<strong>Mitglied</strong>er politisiert und bereit sind, für gute<br />
Arbeitsbedingungen einzustehen. Dies ist nicht<br />
erstaunlich, zumal die Lehrpersonen durch die<br />
– von der Regierung angekündigten – Sparmassnahmen<br />
in der Schule einmal mehr die Qualität<br />
ihrer Arbeit bedroht sehen.<br />
Zwar arbeiteten Kantonsangestellte, so Matthias<br />
Burkhalter, Geschäftsführer BSPV, nicht nur<br />
für den Lohn. Die meisten leisten eine sinnvolle<br />
und befriedigende Arbeit für den Kanton Bern.<br />
Die Zufriedenheit am Arbeitsplatz, das Wohlfühlen<br />
im Team und die Anerkennung durch<br />
Vorgesetzte sind Faktoren, die ebenso wichtig<br />
sind wie der Zahltag am Monatsende. «Wer eine<br />
Stelle beim Kanton antritt, bei dem stimmt der<br />
Anfangslohn zumeist. Im Argen liegt aber der<br />
Lohnanstieg über die Jahre», führte Matthias<br />
Burkhalter aus. Genau hier will die Lohninitiative<br />
der Personalverbände ansetzen.<br />
Nach dem erfolgreichen Abschluss der Unterschriftensammlung<br />
liege der Ball nun bei den<br />
kantonalen Behörden, führte Blaise Kropf,<br />
Gewerkschaftssekretär beim VPOD, aus. Allein<br />
der grosse Lohnrückstand gegenüber dem<br />
Konkurrenzumfeld sowie der auch in diesem<br />
Jahr absehbare ungenügende Lohnabschluss<br />
gebieten es, mit strukturellen Verbesserungen<br />
eine nachhaltige Besserung einzuleiten. Die<br />
Lohninitiative unterstreicht die Brisanz der<br />
lohn politischen Herausforderung zusätzlich, so<br />
Blaise Kropf.<br />
Die Lohninitiative fordert, dass das Personal<br />
unter der Voraussetzung guter Arbeitsleistungen<br />
Anspruch auf einen jährlichen Stufenaufstieg<br />
von 1,5 Prozent hat (entspricht zwei Stufen);<br />
dieser Anspruch gilt bis zur Gehaltsstufe<br />
53 und damit in den unteren zwei Dritteln des<br />
individuellen Lohnbestandteils. Bei den Lehrkräften<br />
fordert die Initiative, dass das Lohnmaximum<br />
innerhalb von 26 Jahren anerkannter<br />
Berufserfahrung erreicht wird.<br />
pd<br />
Initiative salariale pour garantir<br />
des salaires équitables<br />
L’initiative pour garantir des salaires<br />
équitables aux associations du personnel<br />
de l’Etat a été déposée fin novembre<br />
à la Chancellerie d’Etat. L’aboutissement<br />
de cette initiative démontre le besoin<br />
d’agir en matière de politique salariale.<br />
Les autorités sont maintenant obligées de<br />
prévoir des mesures concrètes malgré la<br />
situation financière précaire du canton.<br />
La réintroduction d’une croissance salariale<br />
fiable est incontournable pour les<br />
personnes enseignantes. Près<br />
de deux-tiers des signatures proviennent<br />
des rangs de LEBE.
12 berner schule / école bernoise Dezember / décembre 2011<br />
LEBE-FINANZRATGEBER<br />
Heiraten oder nicht? (Teil 1)<br />
In der Schweiz leben über 180 000 Paare im Konkubinat. Neben der persönlichen Einstellung<br />
beeinflussen bei vielen Menschen auch die finanziellen Auswirkungen den Entscheid pro<br />
oder contra Heirat. Die Praxis zeigt aber, dass bei dieser Entscheidungsfindung oft nur Teilaspekte<br />
der finanziellen Folgen einer Ziviltrauung berücksichtigt werden. In zwei Beiträgen<br />
zum Thema befasst sich der LEBE-Finanzratgeber deshalb vertieft mit diesen Sachverhalten.<br />
Im ersten Beitrag gehen wir näher auf die Leistungen der AHV und der Pensionskasse ein.<br />
K<br />
onkubinatspaare werden bei der AHV<br />
wie Einzelpersonen behandelt. Dies<br />
hat zur Folge, dass beide – ein entspre<br />
Roland Kuonen<br />
chendes Durchschnittseinkommen und keine<br />
Fehljahre vorausgesetzt – Anspruch auf eine<br />
AHVMaximalrente von derzeit 2320 Franken<br />
je Monat haben. Bei Ehepaaren ist dies anders:<br />
Selbst wenn beide einen Anspruch auf eine Maximalrente<br />
hätten, wird diese auf 150 Prozent<br />
der einfachen Maximalrente plafoniert, <strong>als</strong>o<br />
auf total 3480 Franken je Monat. Der maximale<br />
Vorteil für Konkubinatspaare beträgt <strong>als</strong>o<br />
jährlich satte 13 920 Franken. Ein Teil dieses<br />
Vorteils wird durch die höhere Steuerbelastung<br />
geschmälert, da für Konkubinatspartner der<br />
höhere Steuertarif analog demjenigen für Alleinstehende<br />
zur Anwendung kommt. Und wenn<br />
nicht beide Konkubinatspartner Anspruch auf<br />
eine Maximalrente haben, nimmt der Vorteil<br />
gegenüber Ehepaaren weiter ab.<br />
AHV-Altersrenten:<br />
Konkubinatspaare oft im Vorteil<br />
Wer nicht erwerbstätig ist und das ordentliche<br />
AHVAlter noch nicht erreicht hat, muss AHV<br />
Beiträge für Nichterwerbstätige bezahlen. Hier<br />
sind Ehepaare im Vorteil, wenn nur ein Partner<br />
arbeitet. Dies kann zum Beispiel auch beim vorzeitigen<br />
Antritt des Ruhestandes der Fall sein.<br />
Wenn einer der beiden Ehegatten einen Beitrag<br />
in der Höhe des doppelten Mindestbeitrages von<br />
derzeit jährlich 475 Franken (total <strong>als</strong>o 950 Franken)<br />
oder mehr via Lohnbeiträge abliefert und<br />
im Sinne der AHV <strong>als</strong> erwerbstätig gilt, ist die<br />
Beitragspflicht für beide Ehegatten erfüllt. Für<br />
Konkubinatspaare entsteht hier aber nur dann<br />
ein Nachteil, wenn das Total der gemeinsamen<br />
Renten unter der maximalen Ehepaarrente liegt.<br />
AHV-Witwen- und -Witwerrenten:<br />
nur für Verheiratete<br />
Privilegiert sind die Ehepaare auch bei der<br />
Witwen und Witwerrente. Unter bestimmten<br />
Voraussetzungen kommen bereits vor dem<br />
Erreichen des AHVAlters Witwer und Witwenrenten<br />
zur Auszahlung. Dies zum Beispiel<br />
bei Männern und Frauen, wenn sie gemeinsame<br />
Kinder haben, die das 18. Altersjahr noch nicht<br />
vollendet haben; und bei Frauen zusätzlich,<br />
wenn sie älter <strong>als</strong> 45 sind und mindestens 5 Jahre<br />
verheiratet waren. Bei Paaren, die im Konkubinat<br />
leben, werden nur Kinderrenten ausbezahlt.<br />
Auch erhalten verheiratete Rentner beim<br />
Hinschied des Ehegatten einen Zuschlag von<br />
20 Prozent auf ihrem eigenen Rentenanspruch;<br />
allerdings übersteigt die ausbezahlte Rente in<br />
keinem Fall die maximale Einzelrente von 2320<br />
Franken.<br />
Wer im Konkubinat lebt und einen Witwen<br />
oder Witweranspruch aus einer früheren Ehe<br />
hat, behält diesen Anspruch und erhält die Rente<br />
weiterhin.<br />
Generell ist festzustellen, dass unverheiratete<br />
Paare, bei denen beide Partner immer voll erwerbstätig<br />
sind, bei der AHV besser gestellt<br />
sind. Der erste Eindruck aufgrund des Vergleiches<br />
der nackten Rentenzahlen zeigt aber nicht<br />
die ganze Realität auf. Vor allem wenn gemeinsame<br />
Kinder da sind, bei reduzierten Pensen<br />
oder wenn Arbeitsunterbrüche bestehen, macht<br />
eine vertiefte Betrachtung Sinn.<br />
Roland Kuonen ist eidg. dipl. Bankfachexperte und<br />
Finanzplaner mit Fachausweis. Er ist Partner bei<br />
Glauser+Partner in Bern und Brig. Glauser+Partner<br />
ist offizieller Finanzberater von LEBE und berät Lehrerinnen<br />
und Lehrer in Vorsorge-, Steuer- und Anlagefragen.<br />
www.glauserpartner.ch<br />
Pensionskasse: Ehepaare klar im Vorteil<br />
Die jährliche Ehegattenrente bei der BLVK beträgt<br />
40 Prozent des versicherten Verdienstes im<br />
Zeitpunkt des Todes der versicherten Person,<br />
sofern diese bis zum vollendeten 65. Altersjahr<br />
den maximalen Rentenanspruch erhalten hätte,<br />
resp. 40/65 des entsprechenden anwartschaftlichen<br />
Rentenanspruchs, wenn die versicherte<br />
Person den maximalen Rentenanspruch nicht<br />
erhalten hätte.<br />
Anspruch auf eine Ehegattenrente hat der überlebende<br />
Ehegatte, wenn er für den Unterhalt<br />
eines oder mehrerer Kinder aufkommen muss<br />
oder das 45. Altersjahr vollendet hat und mit<br />
dem verstorbenen Ehegatten mindestens 5 Jahre<br />
verheiratet war. Erfüllt der überlebende Ehegatte<br />
keine dieser Voraussetzungen, so hat er<br />
Anspruch auf eine einmalige Abfindung in der<br />
Höhe von 3 JahresEhegattenrenten. Das Konkubinat<br />
begründet keinen Anspruch auf Ehegattenrente<br />
oder Kapitalabfindung.<br />
Bei der BPK wird die Ehegattenrente sogar<br />
schon ab dem vollendeten 35. Altersjahr ausbezahlt,<br />
wenn die Ehegatten mindestens 5 Jahre<br />
verheiratet waren. Eine allfällige einmalige<br />
Abfindung fällt gleich aus wie bei der BLVK,<br />
und die Ehegattenrente beträgt 40/65 der anwartschaftlichen<br />
bzw. der zuletzt bezogenen Altersrente.<br />
Dagegen sind eingetragene Partnerschaften<br />
gleichgeschlechtlicher Partner der Ehe<br />
gleichgestellt. Dies gilt sowohl für die BLVK<br />
wie auch für die Bernische Pensionskasse.<br />
Teilkapitalbezug: Für Nichtverheiratete<br />
von zusätzlicher Bedeutung<br />
Das Fazit ist rasch gezogen: Da weder BLVK<br />
noch BPK die Konkubinatspartnerrente kennen,<br />
sind Ehepaare klar besser gestellt. Die Prüfung<br />
der Frage, ob ein Teilkapitalbezug ins Auge<br />
gefasst werden soll, gewinnt deshalb bei Nichtverheirateten<br />
zusätzlich an Bedeutung.<br />
Der Weg zum Entscheid:<br />
Die ganzheitliche Betrachtung<br />
In unserem nächsten Beitrag an dieser Stelle<br />
befassen wir uns näher mit den Themen gebundene<br />
Vorsorge, Steuerbelastung und Ehe und<br />
Erbrecht. Grundsätzlich ist eine ganzheitliche<br />
Betrachtung und Auslegeordnung unter Berücksichtigung<br />
der individuellen persönlichen<br />
Gegebenheiten angezeigt, um einen fundierten<br />
Entscheid fällen zu können.<br />
Dezember / décembre 2011 berner schule / école bernoise 13<br />
LEBE-RATGEBER<br />
Krank – und nun?<br />
In letzter Zeit wurde die Frage nach den Rechten und Pflichten<br />
im Krankheitsfall immer wieder an LEBE herangetragen.<br />
Darum sollen an dieser Stelle wieder einmal kurz die rechtlichen<br />
Ansprüche im Falle einer Krankheit aufgezeigt werden.<br />
Der Kanton Bern sieht für das Staatspersonal<br />
wie auch für die Lehrpersonen an<br />
den öffentlichen Schulen, <strong>als</strong>o Lehrper<br />
Roland Amstutz<br />
sonen, die nach der Lehreranstellungsgesetzgebung<br />
angestellt sind, eine umfassende Gehaltsfortzahlung<br />
im Krankheitsfall vor. Diese<br />
beträgt insgesamt 730 Tage, <strong>als</strong>o zwei Jahre. Im<br />
ersten Jahr werden 100 Prozent des bisherigen<br />
Gehalts bezahlt, im zweiten Jahr noch 90 Prozent.<br />
Der Kanton hat zu diesem Zweck bei der<br />
Swica Krankenversicherung eine sogenannte<br />
Krankentaggeldversicherung für das Personal<br />
abgeschlossen. Diese sieht allerdings eine Wartefrist<br />
von 180 Tagen vor, was bedeutet, dass die<br />
Swica erst nach Ablauf dieser 180 Tage zu zahlen<br />
beginnt. Dies hat jedoch für die Erkrankten<br />
grundsätzlich keine Konsequenzen, da der<br />
Kanton die ersten 180 Krankheitstage aus dem<br />
eigenen Sack bezahlt, die Erkrankten merken<br />
<strong>als</strong>o nichts davon, da die Gehaltszahlung stets<br />
über den Kanton läuft.<br />
Abhängig von der Anstellung<br />
Es gibt jedoch eine Ausnahme von dieser Regel.<br />
Die Gehaltsfortzahlung ist nämlich an eine<br />
Anstellung gebunden. Das bedeutet, dass die<br />
Gehaltsfortzahlung durch den Kanton mit dem<br />
Ende einer Anstellung (Befristung, Kündigung;<br />
Achtung: Für Stellvertretungen gelten andere,<br />
weniger weit gehende Regelungen!) eingestellt<br />
wird. Der Kanton hat aber auch für solche Fälle<br />
vorgesorgt, damit niemand im Krankheitsfall in<br />
eine Einkommenslücke fällt. Er hat dazu eine<br />
sogenannte Nachdeckung vorgesehen. Diese<br />
kommt dann zum Zug, wenn beim Ende der<br />
Anstellung die Wartefrist von 180 Tagen bereits<br />
abgelaufen ist, die Krankschreibung <strong>als</strong>o<br />
bereits während der noch laufenden Anstellung<br />
ein halbes Jahr gedauert hat. In diesem Fall wird<br />
Anzeigenverkauf und -beratung:<br />
Roland Amstutz Bild FK<br />
im Umfang von 80 Prozent durch die Swica das<br />
bisherige Gehalt bis zur Ausschöpfung der 730<br />
Tage weiter bezahlt.<br />
Eine Lücke kann sich nun aber ergeben, wenn<br />
die Wartefrist bei Beendigung der Anstellung<br />
noch nicht abgelaufen ist. Aber auch in diesem<br />
Fall hat der Kanton vorgesorgt. Die so betroffenen<br />
Erkrankten können nämlich in einem<br />
solchen Fall die noch zu bestehende Wartefrist<br />
von 180 Tagen abkürzen auf 30 Tage, indem<br />
sie in die Einzeltaggeldversicherung übertreten;<br />
allerdings müssen sie hier selber für die<br />
Prämien zahlung aufkommen, was sich aber zur<br />
Erreichung der Fortsetzung der Gehaltszahlung<br />
immer lohnt.<br />
Swica kann Untersuchung verlangen<br />
Weil die Swica für den Kanton Bern die Taggeldversicherung<br />
abdeckt, ist es ihr jederzeit<br />
Ich bin krankgeschrieben,<br />
welche Ansprüche habe ich?<br />
Anzeigenverkauf Publicitas Publimag und AG, -beratung: Seilerstrasse 8, Postfach, 3001 Bern Tel. +41 31 387 22 11, Fax +41 31 387 21 00,<br />
service.be@publimag.ch, www.publimag.ch<br />
Publicitas Publimag AG, Seilerstrasse 8, Postfach, 3001 Bern Tel. +41 31 387 22 11, Fax +41 31 387 21 00,<br />
service.be@publimag.ch, www.publimag.ch<br />
erlaubt eine vertrauensärztliche Untersuchung<br />
zu verlangen; einer solchen ist immer Folge zu<br />
leisten.<br />
Viele fragen sich, weshalb ausgerechnet zwei<br />
Jahre Gehaltsfortzahlung vorgesehen sind.<br />
Dies findet sich darin begründet, dass spätestens<br />
nach zwei Jahren davon ausgegangen werden<br />
kann, dass die allfälligen Abklärungen im<br />
Zusammenhang mit einer IVRente, die nach<br />
einem Jahr Krankschreibung von mindestens 40<br />
Prozent einsetzen, abgeschlossen sind und somit<br />
ein Entscheid über eine allfällige IVRente vorliegt.<br />
Zusammen mit dem CaseManagement<br />
des Kantons, das nach einer Krankheitsdauer<br />
von vier Wochen zum Zug kommt, kann die<br />
IV indessen bereits früher Abklärungen treffen<br />
oder Massnahmen ergreifen, um möglichst<br />
schnell eine Wiedereingliederung zu erreichen,<br />
ganz nach dem Grundsatz «Eingliederung vor<br />
Rente». Hier ist wichtig, dass die Erkrankten<br />
mit dem CaseManagement und den IVSachbearbeitenden<br />
kooperieren.<br />
Haben <strong>Sie</strong> Fragen in dieser zugegebenermassen<br />
komplexen Materie, rufen <strong>Sie</strong> unser Beratungsteam<br />
an!<br />
Haben <strong>Sie</strong> eine Frage?<br />
Unser Beratungsteam ist für <strong>Sie</strong> da.<br />
Schriftliche Auskunft erhalten <strong>Sie</strong> in<br />
der Regel innerhalb von fünf Tagen.<br />
Anne Studer:<br />
anne.studer@lebe.ch<br />
Tel. 031 326 47 36<br />
Roland Amstutz:<br />
roland.amstutz@lebe.ch<br />
Tel. 031 326 47 40
14 berner schule / école bernoise Dezember / décembre 2011 Dezember / décembre 2011 berner schule / école bernoise 15<br />
INTEGRATIONSSERIE<br />
Hilfe holen ist ein Zeichen von Professionalität<br />
Es hat gebrannt, im Kindergarten Oberburg. Nicht wirklich, zum Glück. Viele Kinder mit speziellem<br />
Förderbedarf trafen in einer Klasse zusammen. Und diese fordernde Gruppe konnte unmöglich von einer<br />
Kindergärtnerin allein unterrichtet werden. SOS-Lektionen waren ein nützlicher Feuerlöscher.<br />
Es riecht nach Pulmex im Kindergarten<br />
Oberburg. Die vielen Farben, der heimelige<br />
Raum und die kreativen Kinder<br />
lassen einen den nasskalten Nebel draussen<br />
Franziska Schwab<br />
vergessen. Romy Stüdeli und Barbara Richard,<br />
zwei Kindergärtnerinnen, unterrichten im<br />
Team. Nach dem gemeinsamen Begrüssungsritual<br />
werden die Kinder aufgeteilt. Eine Gruppe<br />
beschäftigt sich mit Äpfeln und Birnen, darf<br />
diese spüren, riechen und Ratespiele machen.<br />
Einige Kinder haben Mühe, einfachste Anweisungen<br />
zu verstehen, stillzusitzen sowieso. Die<br />
zweite Gruppe trägt im langen Korridor ein<br />
Würmlirennen aus. Je zwei Kinder rutschen<br />
auf Teppichresten sitzend vom Start zum Ziel,<br />
ohne dabei die Hände zu gebrauchen. Eigentlich.<br />
Das macht Spass. Es herrscht nicht das<br />
grosse Chaos, das man in einer Klasse, der<br />
SOSLektionen gesprochen worden sind, vielleicht<br />
erwarten könnte. Die beiden Fachfrauen<br />
strahlen eine wohltuende Ruhe aus. Ihr Unterricht<br />
ist sehr strukturiert, was den Kindern<br />
entgegenkommt.<br />
Romy Stüdeli ist Klassenlehrerin, Barbara<br />
Richard unterrichtet Deutsch <strong>als</strong> Zweitsprache<br />
DaZ, ein Teilpensum Regelunterricht und neuerdings<br />
auch die SOSLektionen.<br />
Zu viele mit speziellem Förderbedarf<br />
Bereits in der ersten Woche nach den Sommerferien<br />
stellten die Kindergärtnerinnen fest,<br />
dass Unterricht in dieser Klasse für eine Person<br />
allein unmöglich ist: elf Knaben und neun<br />
Mädchen, erstes und zweites Kindergartenjahr<br />
gemischt; zwölf Kinder mit anderer Erstsprache<br />
<strong>als</strong> Schweizerdeutsch; drei Mädchen haben<br />
bei KindergartenEintritt kein Wort Deutsch<br />
Stolpersteine!<br />
Barbara Richard unterrichtet Deutsch <strong>als</strong> Zusatzsprache DaZ, ein Teilpensum Regelunterricht und jetzt<br />
auch die SOS-Lektionen im Kindergarten Oberburg. Bilder Fabian Kramer<br />
gesprochen; viele Kinder fallen durch starke<br />
Entwicklungsverzögerungen, mangelnde Sozialkompetenz<br />
oder durch ihr «originelles»<br />
Verhalten auf. <strong>Sie</strong> haben Aufmerksamkeitsstörungen,<br />
Ablösungsschwierigkeiten; die ganze<br />
Palette. Schneiden mit der Schere ist schwierig,<br />
der Umgang mit Stiften ebenfalls, An und<br />
Ausziehen keine Selbstverständlichkeit. «Einige<br />
Kinder sind stark mit sich selbst beschäftigt und<br />
nehmen keine Verantwortung für andere wahr.<br />
Bei den 6Jährigen können die wenigsten eine<br />
Vorbildfunktion übernehmen», bilanziert Barbara<br />
Richard.<br />
Es brennt<br />
In den ersten drei Wochen arbeitete Barbara<br />
Richard am Mittwochmorgen je eine Stunde<br />
länger. <strong>Sie</strong> begleitete ab der zweiten Woche<br />
den Sportunterricht am Freitagmorgen. Als<br />
sich keine Verbesserung einstellte, vereinbarten<br />
Romy Stüdeli und Barbara Richard ein<br />
Gespräch mit der Schulleitung. Es brannte im<br />
Kindergarten. Hilfe holen war für sie selbstverständlich.<br />
Weil im Kindergarten nebenan<br />
bereits Erfahrungen mit SOSLektionen gesammelt<br />
worden waren. «Auch der Brief von<br />
Bernhard Pulver vom August motivierte uns,<br />
Unterstützung anzufordern», so Richard. Ausserdem<br />
arbeiten die Fachfrauen seit siebzehn<br />
Jahren zusammen und haben entsprechende<br />
Berufserfahrung.<br />
Es wird gelöscht<br />
Schulleiterin Beatrice Andreotti zauderte denn<br />
auch nicht lange und rief unverzüglich Schulinspektor<br />
Christoph Joss an. Bewilligt wurden<br />
ebenso unkompliziert dreissig SOSLektionen<br />
für den Mittwochmorgen bis Ende Januar 2012<br />
und jeweils zweieinhalb TeamteachingLektionen<br />
für den Sportunterricht am Freitagmorgen.<br />
Ein Heilpädagoge und eine Logopädin sind in<br />
der Klasse sowieso für je zwei Lektionen im<br />
Einsatz.<br />
An der Schule Oberburg ist Beatrice Andreotti ein<br />
offenes Klima wichtig, das auf Vertrauen basiert.<br />
<strong>Sie</strong> schätzt es, wenn Lehrpersonen begründet<br />
Hilfe holen, und betrachtet dies <strong>als</strong> Zeichen von<br />
Professionalität und nicht von Schwäche. Wenn<br />
etwas nicht läuft, sucht die Schule eine Lösung.<br />
«<strong>Wir</strong> haben bereits viermal – dreimal im Kindergarten,<br />
einmal in der Sekstufe I – SOSLektionen<br />
beantragt, zweimal sogar nachbeantragt.» Das<br />
Ziel dieser Massnahme sei, die belastende Situation<br />
für die Kinder und die Lehrpersonen zu<br />
verbessern. Sei dies in der gegebenen Zeit nicht<br />
möglich, werde eventuell noch einmal beantragt<br />
oder man suche andere Lösungen.<br />
Es müssen nicht die Fetzen fliegen<br />
Nicht immer werden die SOSLektionen gleich<br />
eingesetzt. «Im Kindergarten erleben wir Teamteaching<br />
<strong>als</strong> gute Form, auf der Stufe Sek I haben<br />
wir dam<strong>als</strong> die Klasse in einzelnen Fächern in<br />
zwei Gruppen aufgeteilt, die beide vom gleichen<br />
Lehrer unterrichtet wurden», so Andreotti. Die<br />
zeitliche Beschränkung der SOSLektionen sei<br />
in Ordnung. «<strong>Wir</strong> erhoffen uns ja immer eine<br />
Verbesserung, und erreichen sie oft auch.» Die<br />
Entlastung, die diese Lektionen bringen, sei definitiv<br />
grösser <strong>als</strong> der administrative Aufwand.<br />
Andreotti betont: «Klar beantragt man diese<br />
Lektionen nur, wenn es ernsthafte Probleme<br />
gibt. Aber es müssen nicht bereits die Fetzen<br />
fliegen. Es geht darum, Kinder fördern zu können,<br />
Unfälle zu vermeiden und die Lehrergesundheit<br />
zu erhalten. Begründet und früh handeln<br />
ist wichtig.»<br />
Junge Lehrpersonen gut begleiten<br />
Könnte es nicht sein, dass man sich an die SOS<br />
Lektionen gewöhnt und sie nicht mehr hergeben<br />
möchte? «Ich gehe davon aus, dass jede<br />
Lehrperson grundsätzlich allein mit der Klasse<br />
zurechtkommen möchte. Die SOSLektionen<br />
werden klar zeitlich definiert und abgemacht.<br />
Daher stellt sich aus meiner Sicht diese Frage<br />
nicht. Klar, wünschen wir uns gerade im Kindergarten<br />
das Vieraugenprinzip», sagt Beatrice<br />
Andreotti. «<strong>Wir</strong> wollen und dürfen es aber nicht<br />
über die SOSLektionen still einführen.»<br />
21 Prozent der SOS-Lektionen nicht bezogen!<br />
Von 11 000 SOS-Lektionen wurden letztes<br />
Schuljahr total 8665 Lektionen eingefordert.<br />
Das sind 79 Prozent. «<strong>Wir</strong> haben<br />
weniger gebraucht <strong>als</strong> im Jahr zuvor»,<br />
sagt Erwin Sommer, Leiter Fachstelle<br />
Schulaufsicht. Im Kindergarten (zwei<br />
Jahrgänge) wurden 2480 SOS-Lektionen,<br />
sprich 28,6 Prozent, eingesetzt. Die<br />
3. bis 6. Klassen beanspruchten 2427<br />
Lektionen beziehungsweise 28 Prozent.<br />
Für die Klassen zur besonderen<br />
Förderung KbF der Primarschule wurden<br />
220 Lektionen gesprochen, was<br />
2,5 Prozent entspricht. Insgesamt 30,5<br />
Prozent, <strong>als</strong>o der grösste Anteil, gingen<br />
demnach an die Mittelstufe. Die 1. und<br />
2. Klassen beantragten 1786 Lektionen<br />
oder 20,6 Prozent, die Einschulungsklassen<br />
159 Lektionen oder 1,8 Prozent.<br />
Die Gründe, SOS-Lektionen zu holen,<br />
sind vielfältig: auffällige, schwierige Klassenzusammensetzungen,<br />
Heterogenität,<br />
Mobbing, auffällige Entwicklungsdefizite<br />
zu vieler Kinder in einer Klasse.<br />
Romy Stüdeli, Klassenlehrerin, arbeitet seit siebzehn Jahren mit Barbara Richard zusammen. Gegenseitig<br />
unterstützen sich die Fachfrauen in der Förderung der fordernden Kindergärteler.<br />
Dass nicht alle Lehrpersonen bei der gleichen<br />
Belastung um Hilfe bitten, ist eine Tatsache.<br />
«Wenn so erfahrene Lehrkräfte wie Barbara<br />
Richard und Romy Stüdeli kommen, dann frage<br />
ich nach der aktuellen Situation, dann ist der<br />
Fall klar», so Andreotti. Bei jungen Lehrpersonen<br />
mache die Schulleitung früh Unterrichtsbesuche<br />
und lege Wert auf eine gute Begleitung.<br />
SOSLektionen, da sind sich alle drei Frauen<br />
einig, sind ein wertvolles Instrument. Und die<br />
Kinder finden es auch cool, wenn Frau Stüdeli<br />
In Städten werden laut Sommer<br />
allgemein mehr Lektionen abgeholt<br />
<strong>als</strong> in ländlichen Gebieten.<br />
Fünf Inspektoratskreise hatten das<br />
Kontingent an SOS-Lektionen laut<br />
Sommer letztes Schuljahr ausgeschöpft.<br />
Nicht bezogene Lektionen<br />
können inspektoratsübergreifend<br />
auch weitergegeben werden.<br />
Die Million Franken (<strong>als</strong> Vergleich die<br />
Lohnkosten: 1 Milliarde Franken)<br />
werden für die SOS-Lektionen laut<br />
Sommer gezielt und effizient eingesetzt.<br />
«Wenn Lehrpersonen ausbrennen, ist<br />
das menschenunwürdig, und die Folgekosten<br />
sind viel höher», sagt Sommer.<br />
Die SOS-Massnahme läuft übrigens<br />
weiter. Ein Zehn-Minunten-Formular<br />
«Befristete Unterstützung – SOS Lektionen<br />
– Entlastung bei schwierigen<br />
Unterrichtssituationen» kann zum Beantragen<br />
von SOS-Lektionen unter www.<br />
erz.be.ch/schulaufsicht, Dokumente und<br />
Downloads heruntergeladen werden.<br />
und Frau Richard da sind und ihnen helfen, sich<br />
selber zu helfen.<br />
SOS-Lektionen sind Cortison<br />
Gemäss Schulinspektor Christoph Joss werden<br />
die SOSLektionen <strong>als</strong> Wertschätzung empfunden.<br />
«Die Rückmeldungen sind durchwegs<br />
positiv», sagt er. Er vergleicht die Unterstützungsmassnahme<br />
mit dem Medikament Cortison.<br />
«SOSLektionen sind Symptombekämpfung.<br />
Es geht um eine Krisenintervention. Man<br />
gewinnt Zeit, um die langfristigen Massnahmen<br />
einleiten zu können. Ich gebe die Lektionen nur,<br />
wenn die Schulen bereit sind, auch noch andere<br />
Massnahmen zu treffen», so Joss. «Probleme<br />
in einer Klasse müssen von der ganzen Schule<br />
getragen und gelöst werden.» «Man muss Hilfe<br />
holen, wenn sie nötig ist. Das ist professionelles<br />
Arbeiten. Hilfe geben ist aber für viele einfacher<br />
<strong>als</strong> Hilfe annehmen», hält er fest.<br />
Bausteine!
16 berner schule / école bernoise Dezember / décembre 2011<br />
ADHS-SERIE<br />
«Heilige Kühe schlachten dauert lange»<br />
Gäbe es keine Menschen mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störung, wie Mozart,<br />
Leonardo Da Vinci, Einstein und Pippi Langstrumpf, wäre die Welt um einiges ärmer. Die<br />
«berner schule» wollte von Daniel Weibel, Lehrer mit langjähriger Erfahrung und heutiger Schulleiter<br />
in Ipsach, wissen, ob Kinder mit einer ADHS eine Bereicherung für die Schule sind.<br />
Stellen <strong>Sie</strong> sich vor, <strong>Sie</strong> stehen am Morgen um<br />
acht Uhr vor Ihrer Klasse. <strong>Sie</strong> haben Werkstattunterricht<br />
geplant. Was machen <strong>Sie</strong> mit<br />
den Kindern mit einer AufmerksamkeitsdefizitHyperaktivitätsstörung?<br />
Daniel Weibel: Ich bin auf die speziellen Kinder<br />
vorbereitet, halte klare Anweisungen und<br />
Strukturen bereit. Möglicherweise sind zusätzliche<br />
Hilfestellungen nötig. Bei Kindern mit<br />
einer ADHS sind Rituale, symbolische oder<br />
vereinbarte Zeichen besonders wichtig.<br />
«Ein Problem der Bildung liegt<br />
darin, dass sich leider vielerorts<br />
hinter der Etikette der<br />
Chancengleichheit die Gleichmacherei<br />
versteckt.»<br />
Daniel Weibel<br />
Mit welchen Ritualen arbeiteten <strong>Sie</strong>?<br />
Mein Lieblingsritual war jeweils der Einstieg<br />
mit dem Gongschlag. Die Kinder lauschten mit<br />
geschlossenen Augen dem Klang eines grossen,<br />
chinesischen Gongs nach, bis er verstummte.<br />
Dann öffneten sie die Augen und der Unterricht<br />
begann.<br />
In Realklassen der Sekstufe I machte ich ähnliche<br />
Erfahrungen. Beispielsweise mit ein paar<br />
einfachen BreakDanceSchritten. Rituale,<br />
klare Anweisungen und Strukturen sind auch<br />
da sehr hilfreich.<br />
Daniel Weibel<br />
Daniel Weibel hat 25 Jahre Erfahrung<br />
<strong>als</strong> Primarlehrer auf den Stufen 2. bis<br />
9. Klasse. Von 2006 bis 2009 leitete er<br />
die Oberstufe im Schulzentrum Längenstein<br />
in Spiez. Seit 2009 ist er Schulleiter<br />
an der Primarstufe Ipsach. Weil<br />
es ihm wichtig ist, vielseitig zu bleiben<br />
und Muster zu brechen, bildete er sich<br />
auch bewusst in berufsfremden Gebieten<br />
weiter, u. a. Triple-P-Ausbildung<br />
und Zumba-Instructor-Ausbildung.<br />
Kontakt: schulleitung@ipsach.ch<br />
Wie wichtig ist die Zusammenarbeit mit den<br />
Eltern?<br />
Dies ist einer der wichtigsten Gelingensfaktoren.<br />
Vertrauen, Respekt, Verständnis und der<br />
Dialog sind die Qualitätssicherung für den<br />
schulischen Erfolg der Kinder.<br />
Ein Problem der Bildung liegt darin, dass sich<br />
leider vielerorts hinter der Etikette der Chancengleichheit<br />
die Gleichmacherei versteckt.<br />
Wenn alle zur selben Zeit über dieselbe Latte<br />
mit der gleichen Höhe springen müssen und<br />
dafür noch eine Note bekommen, ist es nicht erstaunlich,<br />
wenn einzelne dabei resignieren. Ich<br />
stelle die Selektion sehr in Frage. Re<strong>als</strong>chüler<br />
gehören oft zu den «Losern», wie sie sich selber<br />
betiteln. Es ist eine Herausforderung, wie wir<br />
mittel und längerfristig mit Re<strong>als</strong>chülerinnen<br />
und schülern umgehen wollen. Aber ich hätte<br />
da eine Lösung.<br />
Und die wäre?<br />
Das Abschaffen der Selektion und am besten<br />
auch noch gerade der Noten. Das Einführen<br />
beispielsweise des PortfolioPrinzips oder einer<br />
Lernschatzkiste. Wenn die Schule mehr auf die<br />
Ressourcen, Stärken und Interessen der Kinder<br />
aufbaute, käme dies insbesondere auch denjenigen<br />
mit einer ADHS zugute und es gäbe ins<br />
«Die Zusammenarbeit mit den Eltern ist einer der wichtigsten Gelingensfaktoren für eine erfolgreiche<br />
Integration», ist der Ipsacher Lehrer und Schulleiter Daniel Weibel überzeugt. Bild MG<br />
Dezember / décembre 2011 berner schule / école bernoise 17<br />
gesamt mehr begeisterte, erfolgreiche Kinder.<br />
Forschungen belegen seit Jahren, dass Selektion<br />
und Noten wenig bringen. Aber heilige Kühe<br />
schlachten dauert lange.<br />
Wie gelang es Ihnen, innerhalb der bestehenden<br />
Rahmenbedingen ADHSKinder<br />
zu führen?<br />
Es braucht eigentlich wenig: Die Kinder wahrnehmen,<br />
respektieren und gern haben in ihrer<br />
ganzen Einzigartigkeit, sie dort abholen, wo<br />
sie sich in ihrer Entwicklung befinden. Sobald<br />
sie merken, «ich bin wichtig, bin willkommen,<br />
ich werde wahrgenommen», ist vieles möglich.<br />
ADHSKinder nicht <strong>als</strong> Problem oder Belastung<br />
wahrnehmen, sondern <strong>als</strong> vollwertige<br />
Menschen, die nach einer etwas anderen Uhr<br />
ticken. <strong>Sie</strong> sind in gewissen Bereichen ihrer Entwicklung<br />
wenige Jahre zurück, das ist alles.<br />
Wie erlebten <strong>Sie</strong> den Unterricht mit ADHS<br />
Kindern?<br />
Ich musste am Anfang meiner Lehrertätigkeit<br />
meine Ansprüche anpassen und lernen, flexibel<br />
und mit Ruhe zu reagieren. War die Stimmung<br />
in der Klasse angespannt, sangen wir beispielsweise<br />
ein Lied. Konzentriertes Arbeiten war anschliessend<br />
besser möglich. Humor half, Situationen<br />
zu entschärfen. Und authentisch bleiben,<br />
wenn der Kragen platzt. «Das schisst mi jetz a,<br />
so chöi mir nid schaffe!» Dies <strong>als</strong> Beispiel, war<br />
zwar nicht besonders professionell, aber authentisch<br />
und vermittelte meine Grenzen. Als junger<br />
Lehrer packte ich einmal sogar einen Schüler<br />
am Kragen. Im Sinne eines «konstruktiven<br />
Scheiterns» zeigte mir diese Erfahrung, wie<br />
wichtig es ist, sich die eigenen Grenzen bewusst<br />
zu machen, sie zu entmystifizieren und Alternativen<br />
zu suchen. Raum und Luft verschaffen<br />
ist heilsam. Sowohl den Kindern <strong>als</strong> auch den<br />
Lehrpersonen hilft es, in einer explosiven Situation<br />
die Szene kurz zu verlassen und ausserhalb<br />
des Klassenzimmers tief durchzuatmen.<br />
Wie erreichten <strong>Sie</strong> die «abwesenden», hypoaktiven<br />
Kinder?<br />
Ich übersah sie anfänglich oft. Erst mit wachsender<br />
Erfahrung richtete ich den Blick bewusst auf<br />
sie. Es ist eine Kunst, diese unauffälligen Kinder<br />
neben lauten und auffälligen mit einzubeziehen<br />
und zu fördern. Je grösser und heterogener die<br />
Klasse, desto anspruchsvoller ist dies.<br />
Welche Erfahrungen machten <strong>Sie</strong> mit<br />
medikamentös behandelten Kindern?<br />
Ich war überrascht, wie stark sich die Persönlichkeit<br />
unter Medikation verändern kann.<br />
Die Mutter eines Schülers, der nach zahlreichen<br />
erfolglosen Interventionen kurz vor dem<br />
Schulausschluss stand, entschied sich für eine<br />
Behandlung mit Stimulanzien. Plötzlich stand<br />
ein anderes Kind vor mir. Es war fast beängstigend,<br />
wie ruhig und angepasst er seine Arbeit erledigte.<br />
Vor zwanzig Jahren war ich von Ritalin<br />
begeistert, bis ich einmal von einem Arzt über<br />
die möglichen Nebenwirkungen erfuhr. Ich verteufelte<br />
die Medikamente von da an.<br />
Heute gehe ich liberaler und undogmatischer<br />
damit um. Ich finde es wichtig, individuell zu<br />
beurteilen und dass sich Eltern nicht mit einem<br />
schlechten Gewissen plagen müssen, wenn sie<br />
sich für Ritalin entscheiden.<br />
Inwiefern profitieren die medikamentös<br />
behandelten Kinder?<br />
Die Kinder erleben durch ihre Angepasstheit<br />
mehr positive Feedbacks von den Erwachsenen<br />
und kommen so zu Erfolgserlebnissen und können<br />
sich plötzlich auch positiv identifizieren.<br />
Bessere Konzentrationsfähigkeit und weniger<br />
Ablenkung sind meistens deutlich erkennbare<br />
Verbesserungen.<br />
«Sobald sie merken, ‹ich bin<br />
wichtig, bin willkommen,<br />
ich werde wahrgenommen›,<br />
ist vieles möglich.»<br />
Daniel Weibel<br />
Finden <strong>Sie</strong>, die heutigen Lehrpersonen sind<br />
über ADHS genügend informiert?<br />
Grundsätzlich gehört das Wissen über ADHS<br />
zur Grundbildung. Schulleitungen haben den<br />
Auftrag, allenfalls für Weiterbildungen zu sorgen.<br />
Von der Selbsthilfevereinigung ELPOS<br />
kann man via Internet viel erfahren. Das Fachwissen<br />
der betroffenen Eltern übersteigt zum<br />
Teil dasjenige von Lehrpersonen. Es lohnt sich,<br />
<strong>als</strong> Lehrkraft beispielsweise Hinweise von fachkundigen<br />
Eltern ernst zu nehmen.<br />
Welche Erkenntnisse und Erfahrungen möchten<br />
<strong>Sie</strong> an jüngere Berufskollegen weitergeben?<br />
Unterricht, eigenes Rollenverhalten immer wieder<br />
reflektieren, Ansprüche manchmal nach unten<br />
korrigieren und Gelassenheit entwickeln. Die<br />
Zusammenarbeit pflegen, Hilfe bei Fachleuten<br />
(ELPOS, Erziehungsberatung, Schul leitung)<br />
holen, auch präventiv agieren, bevor es brennt,<br />
Eltern <strong>als</strong> Erziehungspartner wahrnehmen.<br />
Die Schule ist für die Kinder in ihrer Einzigartigkeit<br />
da, nicht umgekehrt. Die Gleichmacherei<br />
beenden, Experimente wagen, Rahmen sprengen,<br />
Muster brechen, die Begeisterung, das «feu<br />
sacré» lebendig halten, sowohl bei Kindern wie<br />
auch Lehrpersonen. So macht die Arbeit Spass.<br />
Es braucht kreative Kräfte, die eine zukunftsfähige<br />
Schule weiterentwickeln helfen.<br />
Hinweis<br />
Interview Susanna Stuber<br />
• Verein VSOS (Verein Schule ohne<br />
Selektion): www.vsos.ch<br />
• Merkblatt ADHS für Lehrpersonen:<br />
http://www.elpos.ch/unterlagen.htm<br />
LEBE KONTAKT<br />
Geschäftsstelle<br />
Monbijoustrasse 36<br />
Postfach 7163<br />
3001 Bern<br />
Fax 031 326 47 48<br />
info@lebe.ch 031 326 47 47<br />
Geschäftsführerin<br />
Regula A. Bircher<br />
regula.bircher@lebe.ch 031 326 47 44<br />
Kommunikation / berner schule<br />
Michael Gerber<br />
michael.gerber@lebe.ch 031 326 47 57<br />
Fabian Kramer (Layout und Grafik)<br />
fabian.kramer@lebe.ch 031 326 47 58<br />
Gewerkschaft<br />
Christoph Michel<br />
christoph.michel@lebe.ch 031 326 47 30<br />
Pädagogik<br />
Etienne Bütikofer<br />
etienne.buetikofer@lebe.ch 031 326 47 46<br />
Franziska Schwab («schulpraxis»)<br />
franziska.schwab@lebe.ch 031 326 47 45<br />
Weiterbildung<br />
Doris Hochheimer<br />
doris.hochheimer@lebe.ch 031 326 47 49<br />
Elisabeth Moraschinelli (Administration)<br />
elisabeth.moraschinelli@lebe.ch 031 326 47 41<br />
Beratung<br />
Roland Amstutz<br />
roland.amstutz@lebe.ch 031 326 47 40<br />
Anne Studer<br />
anne.studer@lebe.ch 031 326 47 36<br />
Zentrale Dienste<br />
Franziska Zahnd (Leitung)<br />
franziska.zahnd@lebe.ch 031 326 47 50<br />
Saskia Habich-Lorenz (Sekretariat)<br />
saskia.habich@lebe.ch 031 326 47 42<br />
Iris Kinfe (Sekretariat)<br />
iris.kinfe@lebe.ch 031 326 47 42<br />
Theres Schnegg (Sekretariat)<br />
theres.schnegg@lebe.ch 031 326 47 43<br />
Susann Gehrig (<strong>Mitglied</strong>erverwaltung)<br />
susann.gehrig@lebe.ch 031 326 47 51<br />
Verena Schlüchter (Buchhaltung)<br />
verena.schluechter@lebe.ch 031 326 47 52<br />
Blendi Bajraktari (Lernender)<br />
blendi.bajraktari@lebe.ch 031 326 47 59<br />
Präsident<br />
Martin Gatti<br />
Hohlestrasse 28<br />
3123 Belp<br />
martin.gatti@lebe.ch 031 819 22 52<br />
Vizepräsident<br />
Bruno Rupp<br />
Parkstrasse 7<br />
3014 Bern<br />
bruno.rupp@lebe.ch 079 340 90 65
18 berner schule / école bernoise Dezember / décembre 2011<br />
SCHULLEITUNGSSERIE<br />
Rektor Thomas B<strong>als</strong>iger<br />
hält seinem Team den Rücken frei<br />
Er bezeichnet sich <strong>als</strong> Vollblutromanisten und ist seit zehn Jahren Rektor der Abteilung<br />
Mathematik und Naturwissenschaften des Gymnasiums Kirchenfeld. Welches sind die Herausforderungen<br />
eines Rektors? Bei welchen Arbeiten ist B<strong>als</strong>iger mit besonderem Herzblut bei der<br />
Sache? Wie unterscheidet sich seine Leitungstätigkeit von derjenigen an der Volksschule?<br />
«<br />
Der Betrieb muss laufen und ich<br />
möchte guten Ideen zum Durchbruch<br />
verhelfen.» So lautet die<br />
Michael Gerber<br />
Kürzestformel, mit der Thomas B<strong>als</strong>iger seine<br />
Aufgabe <strong>als</strong> Rektor am Gymnasium Kirchenfeld<br />
in Bern beschreibt. Man spürt es sofort: Thomas<br />
B<strong>als</strong>iger ist mit Leib und Seele Schulleiter. Er<br />
will, dass seine Abteilung möglichst reibungslos<br />
funktioniert, wie ein Schweizer Uhrwerk oder<br />
wie die Eisenbahn, wenn sie einen guten Tag<br />
hat.<br />
«Ich gehe davon aus, dass unsere Lehrerinnen<br />
und Lehrer grundsätzlich gute und professionelle<br />
Arbeit leisten und in einem hohen Masse<br />
fähig sind, sich selbst zu steuern», sagt B<strong>als</strong>iger,<br />
dem das gegenseitige Vertrauen sehr wichtig ist.<br />
Alle zwei Jahre führt er mit jeder Lehrperson<br />
ein Mitarbeitergespräch. Schulbesuche macht er<br />
nur bei neu gewählten Lehrpersonen während<br />
der sechsmonatigen Probezeit. «Dabei schaue<br />
ich, wie die Lehrperson allgemeindidaktisch<br />
vorgeht und wie sie das ClassroomManagement<br />
im Griff hat.» Keinen Kommentar gibt Rektor<br />
Thomas B<strong>als</strong>iger zu den fachdidaktischen<br />
Stärken und Schwächen des Unterrichts: «Als<br />
Romanist masse ich mir nicht an, einem Chemiker<br />
zu sagen, wie er eine Problemstellung<br />
einführen soll.»<br />
Neue Lehrkräfte werden unterstützt<br />
Damit neue Lehrkräfte nicht nur kontrolliert,<br />
sondern auch unterstützt werden, hat das Gymnasium<br />
Kirchenfeld ein Coaching auf die Beine<br />
gestellt. Eine Kollegin oder ein Kollege, die<br />
oder der das gleiche Fach unterrichtet, wird im<br />
Umfang von einem Anstellungsprozent, was<br />
rund 20 Stunden entspricht, <strong>als</strong> Mentor eingesetzt.<br />
«Dies ist ein wichtiges Angebot und es<br />
hilft sehr bei der Integration ins Kollegium»,<br />
sagt Thomas B<strong>als</strong>iger.<br />
Bevor eine neue Lehrperson überhaupt ans<br />
Gymnasium gewählt wird, muss sie ein mehrstufiges<br />
Verfahren durchlaufen. Die drei <strong>Mitglied</strong>er<br />
der Schulleitung, eine Lehrperson des<br />
Faches, in dem es eine Vakanz gibt, und ein <strong>Mitglied</strong><br />
der Schulkommission führen gemeinsam<br />
den Selektionsprozess durch. B<strong>als</strong>iger betont,<br />
dass die Schulkommission eigentlich kein Mit<br />
Thomas B<strong>als</strong>iger ist Rektor am Gymnasium Kirchenfeld und verantwortlich für<br />
die Abteilung Mathematik und Naturwissenschaften. Bild MG<br />
spracherecht mehr habe, diese Aussensicht aber<br />
trotzdem willkommen sei.<br />
Nach den Bewerbungsgesprächen bleiben zwei<br />
bis vier Personen im Rennen und werden zu einer<br />
Probelektion eingeladen. Ein Vorgehen, das<br />
auf der Volksschule längst nicht mehr gebräuchlich<br />
ist. Erst danach wird entschieden, wer <strong>als</strong><br />
neue Physiklehrerin oder <strong>als</strong> neuer Französischlehrer<br />
am Gymnasium angestellt wird. Je nach<br />
Fach melden sich Dutzende von Interessierten,<br />
etwa in Geschichte oder auch nur ganz wenige,<br />
wie in den Fächern Mathematik, Chemie und<br />
Physik<br />
An der Volksschule ist Teamarbeit gefragt. <strong>Sie</strong><br />
hat auch am Gymnasium Einzug gehalten. Seit<br />
fünf Jahren gibt es an der Abteilung MN des<br />
Gymnasiums Kirchenfeld Blockwochen. Das<br />
sind Projekttage, während derer zwei Lehrkräfte<br />
mit der Klasse interdisziplinär arbeiten.<br />
Die erste solche Projektwoche wurde von einem<br />
Deutschlehrer und seinem Kollegen aus dem<br />
Fach Geographie entwickelt und befasste sich<br />
mit dem Thema «Hochwasserproblermatik im<br />
oberen Gürbetal». «Eine Klasse fand ihr Blockangebot<br />
so interessant, dass sie gar eine zweite<br />
Woche erstritten hat», berichtet Thomas B<strong>als</strong>iger.<br />
Er geht davon aus, dass interdisziplinäre<br />
Lerneinheiten in Zukunft noch verstärkt werden,<br />
genauso wie das selbstorganisierte Lernen<br />
(SOL), das von der Erziehungsdirektion initiiert<br />
wurde.<br />
Gymnasium soll vier Jahre dauern<br />
Das SOLProjekt wird von B<strong>als</strong>iger begrüsst.<br />
Er glaubt aber, dass es heute nötig ist, weil u. a.<br />
die Ausbildungszeit am Gymnasium verkürzt<br />
wurde, was zur Folge hatte, dass der Stoff noch<br />
konzentrierter vermittelt werden muss, was<br />
einen Widerspruch zum selbstorganisierten<br />
Lernen darstelle. Darum ist Rektor B<strong>als</strong>iger<br />
auch ein Anhänger des Modells 9/4 – <strong>als</strong>o neun<br />
Jahre Volksschule und anschliessend vier Jahre<br />
Gymnasium. Würde dieses Modell umgesetzt,<br />
könnten die bernischen Gymnasien den Forde<br />
Dezember / décembre 2011 berner schule / école bernoise 19<br />
rungen der Universitäten nach mehr Reife und<br />
ausgeprägteren Fertigkeiten im selbständigen<br />
Lernen weit besser nachkommen, ist B<strong>als</strong>iger<br />
überzeugt.<br />
Bis dies so weit ist, will sich der Rektor mit<br />
Herzblut seinen bisherigen Aufgaben widmen,<br />
die Lehrpersonen bei ihrer Arbeit unterstützen<br />
und die Abteilung Mathematik und Naturwissenschaften,<br />
für die er verantwortlich ist, weiterentwickeln.<br />
Anfang August hatte sich das<br />
Kollegium in einer zweitägigen Sitzung für eine<br />
Ausweitung der Blockangebote, für ein Klassenführungsprojekt<br />
und die Verbesserung der<br />
ICTKompetenzen der Lehrpersonen entschieden.<br />
Zudem will sich eine Arbeitsgruppe mit<br />
dem Thema «Gemeinsame Sprache im Umgang<br />
mit Schülerinnen und Schülern» widmen. «Es<br />
kommen sehr viele gute Ideen und Vorschläge<br />
aus dem Kollegium. Meine Aufgabe ist es, diese<br />
zu bündeln und dafür zu sorgen, dass neue Ideen<br />
gestaffelt umgesetzt werden und nicht alle auf<br />
einmal», sagt Thomas B<strong>als</strong>iger.<br />
Welche Fähigkeiten muss eine Schulleiterin<br />
oder ein Schulleiter eines Gymnasiums mitbringen?<br />
Der langjährige Lehrer und Rektor nennt<br />
zuerst die persönlichen Voraussetzungen: Toleranz,<br />
Belastbarkeit und die Freude, mit Menschen<br />
und speziell mit Lehrpersonen zusammenzuarbeiten.<br />
Zudem sei Weitblick nötig. Für<br />
B<strong>als</strong>iger ist es wichtig, noch einige Lektionen<br />
zu unterrichten, um den Puls der Schule und<br />
Ferienhaus<br />
Gruoberhus der<br />
Schule Dietikon<br />
in Klosters Dorf<br />
Ideal für Schul-, Klassenund<br />
Skilager, Gruppen,<br />
Vereine, Familien.<br />
30 Plätze, 10 Zimmer, gut eingerichtete Küche für Selbstverpflegung.<br />
Ganzjährig offen.<br />
Auskunft erteilt: Schulsekretariat Dietikon, Tel. 01 044 744 36 69<br />
Denkfutter fürs<br />
Schneesportlager.<br />
Wild im Schnee<br />
Das neue Lagerspiel fürs<br />
6. bis 9. Schuljahr:<br />
www.mountainwilderness.ch ( Shop)<br />
oder 031 372 30 00<br />
Veränderungen direkt zu spüren. «Die Schülerinnen<br />
und Schüler sind nicht mehr dieselben<br />
wie vor zehn Jahren!»<br />
Managementausbildung nötig<br />
Als Thomas B<strong>als</strong>iger Rektor wurde, gab es noch<br />
keine Managementausbildungen für die Führung<br />
von Mittelschulen. Heute ist diese eine<br />
Voraussetzung für die Übernahme der Kaderstelle<br />
am Gymnasium. «Ich habe einzelne Kurse<br />
in Projektmanagement, Personalführung sowie<br />
Qualitätsentwicklung besucht – zudem habe ich<br />
bei den Pfadi und im Militär Führungserfahrung<br />
gesammelt und war zwanzig Jahre Prorektor»,<br />
sagt B<strong>als</strong>iger.<br />
Ein spannendes Gespräch geht seinem Ende<br />
entgegen. Noch ein Thema soll angeschnitten<br />
werden: Was erwartet der 63jährige Rektor von<br />
den kantonalen Behörden? «Die Erziehungsdirektion<br />
soll uns nicht zu viele Projekte aufdrängen,<br />
damit wir genügend Ressourcen haben,<br />
um unseren Handlungsspielraum für eigene<br />
Projekte zur Weiterentwicklung der Schule zu<br />
nützen», sagt Thomas B<strong>als</strong>iger, der grundsätzlich<br />
mit der Zusammenarbeit zufrieden ist. Und<br />
noch etwas lauter und eindringlicher fordert der<br />
Gesprächspartner, dass die Politik endlich das<br />
«QuartaGstürm» lösen solle, und zwar mit<br />
dem Modell 9/4 – so wie es auch die Konferenz<br />
der Rektorinnen und Rektoren der bernischen<br />
Gymnasien fordert.<br />
Berns erste Adresse für Chanson & Kabarett<br />
Aktuelle Programmhighlights<br />
Den Fahrplan im Kopf<br />
So bleibt noch die Frage, wie sich Thomas B<strong>als</strong>iger<br />
von der anspruchsvollen Führungsaufgabe<br />
erholt. «Ich bin ein ÖVFanatiker», sagt er nicht<br />
ohne Schalk und meint weiter, «mich faszinieren<br />
komplexe Organisationen und Abläufe, wie<br />
sie im Bahnbetrieb vorkommen.» In seinem<br />
Schulhaus ist bekannt, dass B<strong>als</strong>iger viele Zugsverbindungen<br />
des schweizerischen Taktfahrplanes<br />
im Kopf hat. Allerdings hat dieses Wissen an<br />
Bedeutung verloren, seitdem es iPhones gibt, die<br />
den Fahrplan ebenso gut kennen.<br />
Möglichst kleine Zerstückelung<br />
der Pensen<br />
Die Schulleitungs-Kommission von LEBE<br />
ruft die Schulleitungen auf, grössere<br />
Pensen nicht zu zerstückeln, um möglichst<br />
attraktive Pensen ausschreiben<br />
zu können. Es wird aber auch bemerkt,<br />
dass oftm<strong>als</strong> wenige Klein- oder sogar<br />
Kleinstpensen für den Betrieb der<br />
Schule vorteilhaft sein können. Lehrpersonen<br />
mit Klein- oder Kleinstpensen<br />
leisten in der Regel einen überdurchschnittlich<br />
grossen zeitlichen Aufwand<br />
zur Erledigung ihrer Aufgaben. pd<br />
Allmendstrasse 24 | 3014 Bern<br />
031 332 80 22 | www.la-cappella.ch<br />
Joachim Rittmeyer<br />
Lockstoff | 1. bis 3.12. und 7. bis 10.12.<br />
Der kleine Prinz<br />
Antoine de Saint-Exupéry | 4.12. und 15.1., 15.00<br />
Uwe Schönbeck<br />
spielt die Knopp-Trilogie von Wilhelm Busch<br />
Musik: Thomas Walter | Mo., 5.12. und 19.12.<br />
Knuth und Tucek<br />
Weimarer Weihnachsspiel oder Jesses<br />
Maria! | Di., 6.12., 13.12. und 20.12.<br />
Musique q Simili<br />
Noëls tsiganes & occitans | 17.12.<br />
Jost, , Berger, g , Walker<br />
Bankgeschichten | 22., 23. und 27. bis 30.12.<br />
Tinu Heiniger<br />
Heiniger Abend | 24.12. und 25.12.<br />
Timmermahn<br />
Nachweihnächtliches | 26.12.<br />
Rabatt für LEBE-<strong>Mitglied</strong>er!
20 berner schule / école bernoise Dezember / décembre 2011<br />
PASSEPARTOUT-SCHULVERSUCH ENGLISCH<br />
«New World» in Uttigen<br />
Anfang August fiel der Startschuss für den Englisch-Schulversuch mit «New<br />
World» an drei bernischen Schulen. Ein Schulbesuch in Uttigen zeigt, dass die Kinder<br />
lustvoll lernen. Auch die Lehrpersonen sind voller Engagement dabei. Unschön<br />
ist, dass einige Jugendliche im 7. Schuljahr wieder bei null anfangen müssen.<br />
Helen Denkinger unterrichtet seit August an der 5. Klasse das Fach Englisch, wie auch ihr Kollege Daniel Fritsche. Die Schule Uttigen ist eine von drei bernischen<br />
Versuchsschulen, die das neue Englischlehrmittel «New World» testen. Bilder MG<br />
Passkontrolle am Airport. Die Kinder der<br />
5. Klasse im Schulhaus Uttigen erklären,<br />
aus welchem Land sie kommen und wohin<br />
Michael Gerber<br />
sie fliegen wollen. Nach etwa fünfzehn Lektionen<br />
Englisch geht die Sprache den meisten<br />
schon recht fliessend über die Lippen. Englisch<br />
ist für viele keine wirklich neue Sprache. Neu ist<br />
die Situation aber für Helen Denkinger und Daniel<br />
Fritsche, die an den beiden Versuchsklassen<br />
in Uttigen unterrichten.<br />
In der Testphase des neuen Französischlehrmittels<br />
«Mille feuilles» hatte der Kanton Bern noch<br />
abseits gestanden, und dies war auch – unter anderem<br />
von LEBE – kritisiert worden. Nun geht<br />
es darum, die Testfassung «New World» des<br />
Lehrmittelverlags Klett und Balmer auszuprobieren.<br />
«<strong>Wir</strong> haben uns im Mai und in den Sommerferien<br />
an insgesamt vier Weiterbildungstagen<br />
das didaktische Konzept erklären lassen»,<br />
erzählt die Lehrerin und Schulleiterin Helen<br />
Denkinger ihren steilen Einstieg in die Welt<br />
des Englischunterrichts. Erst im Juli standen die<br />
ersten Units von «New World» zur Verfügung.<br />
«<strong>Wir</strong> leben halt etwas von der Hand in den<br />
Mund», beschreibt Daniel Fritsche die Situation<br />
der Pioniere. Die Begeisterung der beiden Lehrpersonen<br />
ist gross und gut spürbar. Gerade haben<br />
sie die interaktive CD erhalten und werden<br />
sie in den nächsten Lektionen den Schülerinnen<br />
und Schülern erklären, damit diese zuhause damit<br />
üben können. Im Moment stehen die ersten<br />
drei Units zur Verfügung. Das Lehrmittel fürs<br />
zweite Semester wird demnächst geliefert. Die<br />
Lehrpersonen der drei bernischen Versuchsschulen<br />
Spiegel, Oberhofen und Uttigen treffen<br />
sich monatlich zum Austausch. Im Dezember ist<br />
nun ein Treffen mit den Versuchsschulen aller<br />
PassepartoutKantone geplant. Bei dieser Zusammenkunft<br />
werden die Lehrpersonen Änderungsvorschläge<br />
einbringen können. «Für mich<br />
ist es sehr wichtig, dass unsere Erfahrungen<br />
ernst genommen werden», sagt die Testlehrerin.<br />
<strong>Sie</strong> wird unter anderem vorschlagen, dass mit<br />
dem Thema «Food» gestartet werden soll und<br />
der Airport erst in der zweiten oder dritten Unit<br />
durchgenommen wird.<br />
Didaktik überzeugt<br />
Vom Prinzip der Mehrsprachendidaktik liessen<br />
sich die beiden Lehrkräfte rasch überzeugen.<br />
«Der mündliche Unterricht steht im Zentrum,<br />
das Hörverstehen ist wichtig und es wird ganz<br />
anders mit Fehlern umgegangen», erklärt Da<br />
niel Fritsche den Paradigmawechsel. Er hat<br />
an seiner Klasse – wie es sich im Kanton Bern<br />
gehört – im August auch gerade mit «Bonne<br />
chance» angefangen und sieht somit die Unterschiede<br />
der beiden Lehrmittel deutlich. Ab dem<br />
August 2013, wenn der Englischunterricht ab<br />
der 5. Klasse regulär eingeführt wird, werden<br />
die Schulkinder auf zwei Jahre Französischunterricht<br />
mit «Mille feuilles» zurückblicken können,<br />
was in der aktuellen Versuchsphase natürlich<br />
nicht simuliert werden kann.<br />
Es gibt viel zu tun<br />
Der Aufwand mit dem neuen Lehrmittel ist<br />
beträchtlich. Da sind sich die beiden Lehrpersonen<br />
einig. Beide besuchen im Moment zusätzlich<br />
Englischkurse, um ihre Sprachkenntnisse<br />
zu verbessern. Helen Denkinger besucht einen<br />
Kurs an der PHBern und Daniel Fritsche bei<br />
Inlingua in Thun. Für ihre Mitarbeit im Schulversuch<br />
werden sie mit je einer bezahlten Zusatzlektion<br />
entlastet, was natürlich den zusätzlichen<br />
Aufwand nicht wettmacht. Die Kosten für<br />
die Sprachkurse werden zum grössten Teil vom<br />
Kanton und der Gemeinde übernommen.<br />
«Ein neues Lehrmittel ist immer aufwändig»,<br />
sagt Helen Denkinger. Beide frischgebackenen<br />
Englischlehrkräfte fragen sich, wie der Spra<br />
Dezember / décembre 2011 berner schule / école bernoise 21<br />
chenunterricht in Zukunft am besten organisiert<br />
werden könnte. Aus Sicht der Didaktik der<br />
Mehrsprachigkeit spricht vieles gegen das Fachlehrersystem<br />
auf der Primarstufe. Beide geben<br />
der Variante «Klassenlehrperson unterrichtet<br />
die Sprachen» eindeutig den Vorteil. So kann<br />
die Fremdsprache in den Schulalltag einfliessen<br />
und mit anderen Fächern vernetzt werden.<br />
Den Lernerfolg messen<br />
In den nächsten Wochen werden dies aber nicht<br />
die entscheidenden Fragen sein. Nun wird es<br />
erst einmal darum gehen, die Lernkontrollen,<br />
die in «New World» enthalten sind, auszuprobieren,<br />
sich in die neuen Units einzulesen und<br />
beim gemeinsamen Treffen mit den anderen<br />
Versuchslehrpersonen herauszufinden, in welchen<br />
Bereichen das Lehrmittel überarbeitet<br />
werden muss. Später wird Helen Denkinger <strong>als</strong><br />
Schulleiterin gefordert sein, wenn sie die Einführung<br />
des Englischunterrichts organisieren<br />
und die richtigen Lehrpersonen in die richtigen<br />
Weiterbildungen schicken muss. Zudem muss<br />
sie auch mit der Sekundarschule Uetendorf, die<br />
einen Teil der heutigen Fünftklässler in zwei<br />
Jahren übernehmen wird, klären, wie verhindert<br />
werden kann, dass die Uttiger Schülerinnen und<br />
Schüler wieder bei null anfangen müssen, so wie<br />
die anderen Klassenkameraden, die nicht in den<br />
Genuss des Englischschulversuchs gekommen<br />
sind.<br />
Erleben <strong>Sie</strong> einen neuen<br />
Mac mit OS X Lion.<br />
Ein leistungsstarkes neues Betriebssystem.<br />
Für einen noch leistungsstärkeren Mac.<br />
Jetzt kommt jeder neue Mac mit OS X Lion, der neuesten Version<br />
des fortschrittlichsten Computer-Betriebssystems der Welt. OS X<br />
Lion bietet Vollbildapps, neue Multi-Touch Gesten, den Mac App<br />
Store, Launchpad für einfachen Zugriff auf Apps und Mission<br />
Control, damit man auf einen Blick sieht, was alles auf dem Mac<br />
läuft. Besuchen <strong>Sie</strong> uns, um mehr darüber zu erfahren, wie der<br />
Mac mit OS X Lion noch intuitiver und einfacher wird.<br />
<strong>Wir</strong> sind die Apple Education<br />
Spezialisten in Ihrer Nähe.<br />
KOMMENTAR<br />
Frühsprachenkonzept ist eine<br />
enorme Herausforderung<br />
Voll Enthusiasmus, Neugierde und Motivation<br />
beteiligen sich die Schülerinnen<br />
und Schüler der 5. Primarklasse in Ut<br />
Peter Künzler<br />
tigen an diesem Dienstagmorgen während der<br />
Englischlektion. Die Freude ist offensichtlich,<br />
das Interesse, sich in der Zielsprache zu verbessern<br />
und ausdrücken zu können, spürbar.<br />
Man möchte fast selber wieder die Schulbank<br />
drücken!<br />
Das neue Englischlehrmittel «New World»<br />
trägt dem spielerischen Lernen Rechnung<br />
und unterstützt die frühe Sprachförderung. Es<br />
wird zurzeit in verschiedenen Pilotklassen in<br />
den Kantonen Bern, Freiburg und Solothurn<br />
erprobt. Ein Jahr lang wird es während zwei<br />
Wochenstunden verwendet und getestet; immer<br />
werden die Lehrpersonen entsprechende<br />
Rückmeldungen an die entsprechenden Stellen<br />
weiterleiten. Praktische Erfahrungen, welche in<br />
der Überarbeitung des neuen Lehrmittels berücksichtigt<br />
werden sollten, um dieses zu optimieren.<br />
Das ganze Frühsprachenkonzept stellt eine<br />
enorme Herausforderung für die Lehrpersonen<br />
dar, welche eine der beiden Zielsprachen unterrichten.<br />
Eine durchaus spannende Aufgabe,<br />
welche aber enorme Begeisterung für das Fach<br />
und zeitliche Belastbarkeit voraussetzt. Oftm<strong>als</strong><br />
müssen sich die Lehrkräfte nicht nur methodischdidaktisch<br />
weiterbilden, um das entsprechende<br />
Lehrmittel optimal handhaben und das<br />
Peter Künzler ist Englischlehrer am Gymnasium Kirchenfeld<br />
in Bern und <strong>Mitglied</strong> der Leitungskonferenz<br />
von LEBE. Er verfolgt das Fremdsprachenprojekt<br />
«Passepartout» seit Längerem wohlwollendkritisch.<br />
Als ehemaliger Primarlehrer kennt er die<br />
Bedürfnisse der Volksschullehrkräfte sehr gut. Bild MG<br />
Konzept der Mehrsprachigkeit auch optimal<br />
umsetzen zu können, sondern ihre sprachlichen<br />
Kenntnisse müssen ebenfalls den gestellten Anforderungen<br />
entsprechen.<br />
Nur wenn auf möglichst gute Kenntnisse der<br />
Zielsprache – Niveau C1 des europäischen Referenzrahmens<br />
– und entsprechendes methodisches<br />
und didaktisches Wissen zurückgegriffen<br />
werden kann, wird das Projekt der frühen<br />
Fremdsprachenförderung <strong>als</strong> Erfolg gewertet<br />
werden dürfen.<br />
Die Richtung stimmt – allerdings darf auf keinen<br />
Fall vergessen werden, dass das hoch gesteckte<br />
Ziel nur mit genügend Zeit für Weiterbildungen<br />
und entsprechenden Entlastungen<br />
der involvierten Lehrpersonen erreicht werden<br />
kann.
22 berner schule / école bernoise Dezember / décembre 2011 Dezember / décembre 2011 berner schule / école bernoise 23<br />
LEBE-WEITERBILDUNG IN LANGENTHAL<br />
«Nehmen <strong>Sie</strong> sich und Ihre Freizeit ernst», war die Botschaft des Psychiaters<br />
Kurt Bachmann. Bilder MG/SS<br />
Nachdenkliches gab der Bundesangestellte Dr. Walter<br />
B. Grünspan (Matthias Kunz) mit auf den Weg.<br />
Lehrpersonen müssen nicht<br />
auf alle Fragen eine Antwort finden<br />
Die LEBE-Weiterbildungstagung unter dem Motto «Locker sein – nicht locker lassen» zog 144 Lehrpersonen<br />
aus der Region Oberaargau nach Langenthal. Im Zentrum stand der Umgang mit Druck und Ausgleich.<br />
«<br />
Im NichtLockerlassen haben <strong>Sie</strong> <strong>als</strong><br />
Lehrpersonen bestimmt viel Übung.<br />
Wie sieht es aber aus mit dem Locker<br />
Susanna Stuber<br />
sein?» fragte Hauptreferent Kurt Bachmann,<br />
Chefarzt der Psychiatrischen Dienste im Spital<br />
Region Oberaargau, zu Beginn der Weiterbildungsveranstaltung.<br />
Es sei zwar löblich,<br />
wenn eine Lehrperson trotz Belastungen und<br />
Stress im Beruf nicht lockerlasse. Im Sinne<br />
einer BurnoutProphylaxe empfehle es sich jedoch,<br />
die zum Teil hausgemachte Disziplin zu<br />
Um Gelassenheit ging es in Annette von Schulthess’<br />
Workshop «Mittendrin – Aushalten».<br />
hinterfragen. Bachmann: «Sind <strong>Sie</strong> eine gute<br />
Lehrperson, wenn <strong>Sie</strong> nicht auf jede Frage<br />
eine Antwort finden?» Sich mit dieser Frage<br />
auseinanderzusetzen, sei die Voraussetzung<br />
für Lockerheit. Es gehe nicht darum, den oft<br />
enormen Ansprüchen an sich selbst gerecht zu<br />
werden. Eine gute Lehrperson sei in der Lage,<br />
ihren Perfektionismus auf ein gesundes Mass<br />
zu reduzieren und sich <strong>als</strong> Privatperson mit<br />
eigenen Bedürfnissen und Sehnsüchten ernst<br />
zu nehmen. Um ganz und heil zu bleiben, sei<br />
es unabdingbar, eine Balance zwischen Beruf<br />
und Freizeit zu finden. «Nehmen <strong>Sie</strong> sich und<br />
Ihre Freizeit ernst», mahnte Kurt Bachmann.<br />
Unter Magdalena Bösigers Leitung entdeckten die Workshop-Teilnehmenden<br />
im Rollenspiel eigene Ressourcen.<br />
«Magic Dean» (Dean Mazenauer) bezauberte mit<br />
Trickzauberei.<br />
Nur wer sich selbst in seinen Grenzen respektiere,<br />
könne unabhängig werden. Unabhängig<br />
von Fremdbeurteilungen beispielsweise oder<br />
von der Auffassung, von allen Kindern geliebt<br />
werden zu müssen.<br />
An gute Entwicklung glauben<br />
Um Ausgewogenheit gehe es auch beim Führungsstil.<br />
Schülerinnen und Schüler seien auf<br />
Führung angewiesen, hielt Bachmann fest. Das<br />
Bild mit dem Fuhrmann, der die Kutsche lenke<br />
und die Zügel weder zu straff noch zu locker<br />
zu halten habe, lasse sich aber nicht einfach<br />
1:1 auf die Kinder übertragen. Zuversicht und<br />
der Glaube an die Entwicklungsmöglichkeiten<br />
der Schülerinnen und Schüler helfe, locker zu<br />
bleiben. Menschliche Entwicklung sei nur in<br />
bejahenden Beziehungen möglich. «Der Pferdeflüsterer<br />
glaubt an die Entwicklungsmöglichkeiten<br />
des Pferdes und liebt es», skizzierte<br />
der Referent ein Bild von der pädagogischen<br />
Arbeit, das bei den Zuhörerinnen und Zuhörern<br />
gut ankam.<br />
Souverän Konflikte lösen<br />
In zwölf Workshops wurde Lockerheit in allen<br />
Facetten thematisiert und geübt: locker werden<br />
beim Zaubern, Forschen, S<strong>als</strong>atanzen, Yoga im<br />
Kindergarten oder sogar beim Streiten. Nach einem<br />
Modell von Friedemann Schulz von Thun<br />
übten sich vierzehn Frauen und zwei Männer<br />
unter Magdalena Bösigers Leitung in konstruktiver<br />
Konfliktlösung. «Eine Lehrperson fällt<br />
ungefähr 200 Entscheidungen pro Stunde, fünfzehn<br />
davon sind pädagogische Interventionen»,<br />
sagte Bösiger. Das tönt anstrengend. Wie gelingt<br />
Kathrin Lanz,<br />
Oberstufe Roggwil<br />
Locker sein hilft mir<br />
grundsätzlich, meinen<br />
Alltag zu bewältigen.<br />
Aber ich muss<br />
nicht um jeden Preis<br />
die Lockere spielen.<br />
Darin fühlte ich mich<br />
an der Tagung bestätigt.<br />
Ich teile Dr.<br />
Bachmanns Ansicht,<br />
dass eine Lehrperson<br />
auch einmal ohne detaillierte<br />
Präparation<br />
guten Unterricht hält. Der Workshop «Mit 200<br />
Entscheidungen in der Stunde gesund leben»<br />
hat mir gefallen. Der Ansatz, Konflikte mittels<br />
Psychodrama konstruktiv zu lösen, war spannend.<br />
Hingegen hat mich der Workshop «Mittendrin<br />
– Aushalten» nicht weitergebracht. Die<br />
Inhalte gehören zu den pädagogischen Grundlagen.<br />
Leider waren wenig Workshops für die<br />
oberen Schulstufen geeignet. Von Kursleiterinnen<br />
und leitern, die ihre Gedanken aus der persönlichen<br />
Erfahrung entwickeln, profitiere ich<br />
am meisten. An einer LEBETagung schätze ich<br />
hauptsächlich den Austausch mit Lehrpersonen<br />
über die Schulhausgrenze hinweg.<br />
es da, locker zu bleiben? Zum Beispiel mithilfe<br />
des «inneren Teams». Das Konzept ermöglicht<br />
es, die eigenen Ressourcen zu entdecken und<br />
Handlungssalternativen zu finden. Spielerisch<br />
erprobten die Teilnehmenden anhand konkreter<br />
Alltagssituationen neue Reaktionsmöglichkeiten.<br />
«Lehrpersonen sind Führungsprofis. Nach<br />
aussen kann nur führen, wer sein inneres Team<br />
führen kann. Lehrpersonen sind geschult, den<br />
Blick nach aussen zu richten. Hier im Kurs üben<br />
wir den Blick nach innen», sagte Bösiger. Interessanterweise<br />
werde in den Rollenspielen oft der<br />
«ProfiMitarbeiter» vergessen, eine Figur, die in<br />
Konfliktsituationen auf ihre Erfahrungen und<br />
Kompetenz zurückgreifen sowie selbstbewusst<br />
und souverän auftreten könne.<br />
Inspirierte Lehrpersonen mit Zukunft<br />
«Es ist wichtig, dass <strong>Sie</strong> locker bleiben – die<br />
LEBEGeschäftsstelle lässt nicht locker», nahm<br />
die LEBEGeschäftsführerin Regula Bircher<br />
das Tagungsthema im Zusammenhang mit<br />
O-Ton von Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmern<br />
Hansjürg Lädrach, Gymnasium<br />
Langenthal<br />
Das Referat von Dr.<br />
Bachmann hat mir<br />
gezeigt, dass ich <strong>als</strong><br />
Lehrer neben den<br />
Pflichtaufgaben auch<br />
zu mir selber schauen<br />
muss. Eine gute Balance<br />
zwischen Engagement<br />
in der<br />
Schule und Freiraum<br />
im Privatleben ist <strong>als</strong><br />
BurnoutProphylaxe<br />
wichtig. Eine Klasse<br />
führen ist wie eine Kutsche lenken. Das Bild,<br />
bei dem der Fuhrmann die Kutsche lenkt, indem<br />
er die Zügel nicht zu locker hält, aber auch<br />
nicht zu straff führt, hat mir gut gefallen. Der<br />
Workshop «Mittendrin – Aushalten» hat daran<br />
erinnert, wie ich in Stresssituationen locker und<br />
gelassen bleiben kann. Fasziniert war ich vom<br />
TrickzaubereiWorkshop. Von den unglaublichen<br />
Tricks des Zauberkünstlers Dean kann ich<br />
im Mathematikunterricht profitieren. Die Jugendlichen<br />
lassen sich mit Kartentricks begeistern.<br />
Die Begegnungen mit Lehrpersonen von<br />
anderen Schulstufen waren anregend. Schade,<br />
dass die eigene Stufe untervertreten war.<br />
dem Entlastungspaket des Regierungsrats auf.<br />
Gastgeber Thomas Zaugg, Rektor der Berufsfachschule,<br />
stellte den 144 Lehrpersonen das<br />
Bildungszentrum Langenthal vor. Das grosszügig<br />
angelegte Zentrum umfasst die Berufsfachschule,<br />
das Gymnasium sowie die kaufmännische<br />
Berufsschule. Rund 250 Lehrpersonen<br />
unterrichten 3000 Schülerinnen und Schüler an<br />
mehreren Standorten im Oberaargau.<br />
Eine gewisse Lockerheit unter den Tagungsteilnehmenden<br />
war während des ganzen Anlasses<br />
spürbar. <strong>Sie</strong> habe viele positive Rückmeldungen<br />
von inspirierten Lehrpersonen erhalten, sagte<br />
die Tagungsverantwortliche Rita Keusen. Im<br />
Team sei die Stimmung sehr gut gewesen und<br />
die Zusammenarbeit habe ausgezeichnet geklappt.<br />
Zum Schluss der Veranstaltung gab der sympathisch<br />
schusselige Bundesangestellte Dr. Walter<br />
B. Grünspan alias Matthias Kunz den Teilnehmenden<br />
mit auf den Heimweg: «Ich wünsche<br />
Ihnen eine Zukunft.»<br />
Käthi Moser, Unterstufe Gondiswil/<br />
Reisiswil und Co-Schulleitung<br />
Dr. Bachmanns Referat<br />
hat mich beeindruckt<br />
und berührt.<br />
Neben vielen wichtigen<br />
Aussagen, nehme<br />
ich in den Alltag mit:<br />
Freizeit ist wichtig,<br />
trenne Freizeit und<br />
Beruf, Freizeit hilft,<br />
gesund zu bleiben,<br />
und – mein Engagement<br />
für die Schülerinnen<br />
und Schüler<br />
lohnt sich ganz bestimmt. In unserer Projektwoche<br />
werden wir die «Forscherkiste» einsetzen.<br />
Im gleichnamigen Workshop konnte<br />
ich mich über die angebotenen Experimente<br />
informieren. Ich profitiere somit direkt für<br />
meine Vorbereitung. Nach zwei Stunden Tanz<br />
im S<strong>als</strong>aWorkshop war ich hellwach, frei im<br />
Kopf und wirklich sehr locker! Für mich war<br />
die Tagung in vieler Hinsicht ein gelungener<br />
Anlass. Besonders gefielen mir die gute Gliederung<br />
des Tagesablaufs, die geeignete Infrastruktur<br />
und das breitgefächerte Workshop<br />
Angebot. Schön, dass es eine Weiterbildung<br />
in der Region gibt.
24 berner schule / école bernoise Dezember / décembre 2011<br />
<strong>Wir</strong> <strong>versichern</strong><br />
<strong>Sie</strong> <strong>als</strong><br />
<strong>LCH</strong>-<strong>Mitglied</strong><br />
<strong>günstig</strong>.<br />
<strong>Top</strong>-<strong>Service</strong><br />
<strong>inklusive</strong>!<br />
Profi tieren <strong>Sie</strong> <strong>als</strong> <strong>LCH</strong>-<strong>Mitglied</strong> von speziellen Konditionen.<br />
Jetzt Prämie rechnen und Offerte einholen!<br />
zurichconnect.ch/partnerfi rmen<br />
ID: <strong>LCH</strong><br />
Passwort: klasse<br />
Autoversicherung<br />
Motorradversicherung<br />
Privathaftpfl ichtversicherung<br />
Hausratversicherung<br />
Gebäudeversicherung<br />
Assistance<br />
0848 807 804<br />
Mo – Fr von 8.00 – 17.30 Uhr<br />
Exklusive Telefonnummer<br />
für <strong>LCH</strong>-<strong>Mitglied</strong>er<br />
Versicherungsträger: Zürich Versicherungs-Gesellschaft AG<br />
<strong>LCH</strong>_FM30054_A4_Ins_d_02-10.indd 1 01.03.10 12:33<br />
Dezember / décembre 2011 berner schule / école bernoise 25<br />
LEBE ist<br />
für <strong>Sie</strong> da!<br />
• LEBE vertritt Ihre Interessen gegenüber<br />
Behörden und Öffentlichkeit.<br />
• LEBE formuliert Stellungnahmen zu aktuellen<br />
politischen Themen.<br />
• Das Beratungsteam von LEBE unterstützt<br />
<strong>Sie</strong> bei schulischen Konflikten,<br />
erteilt Rechtsauskünfte und vermittelt.<br />
In berechtigten Fällen übernimmt LEBE<br />
Anwaltskosten und führt Prozesse.<br />
• Der Bereich Pädagogik von LEBE hat<br />
sich zum Ziel gesetzt, in der pädagogischen<br />
Diskussion des bernischen<br />
Bildungswesens aktiv pädagogische<br />
Themen aufzugreifen und Impulse für<br />
das Schulwesen zu geben.<br />
• Die Zeitschriften «berner schule» und<br />
«schulpraxis», die Website www.lebe.<br />
ch und der Schulhausversand sorgen für<br />
eine umfassende Information der <strong>Mitglied</strong>er<br />
in allen wichtigen Bildungs- und<br />
Anstellungsfragen.<br />
• LEBE bringt die Weiterbildung für seine<br />
<strong>Mitglied</strong>er in die Regionen.<br />
• Die Berufshaftpflichtversicherung deckt<br />
Schäden, die bei der Berufsausübung<br />
der LEBE-<strong>Mitglied</strong>er geschehen.<br />
• Die Kollektiv-Motorfahrzeugversicherung<br />
füllt bei den LEBE-<strong>Mitglied</strong>ern die unversicherten<br />
Lücken bei Motorfahrzeugunfällen<br />
im Zusammenhang mit der<br />
beruflichen Tätigkeit.<br />
• Bei der LEBE-Solidaritätsstiftung und<br />
beim Hilfsfonds finden LEBE-<strong>Mitglied</strong>er,<br />
die in eine finanzielle Notlage geraten<br />
sind, Unterstützung.<br />
• Der LEBE-Ausweis ermöglicht spürbare<br />
Ver<strong>günstig</strong>ungen:<br />
▪ 25 Prozent Rabatt auf dem Abo der<br />
Zeitung «Der Bund» (Kopie des <strong>Mitglied</strong>erausweises<br />
an Abo-<strong>Service</strong> senden)<br />
▪ Zurich Connect (spezielle Versicherungsangebote<br />
für <strong>Mitglied</strong>er)<br />
▪ Ver<strong>günstig</strong>ungen bei der Bank COOP<br />
▪ Visana: Rabatt auf Zusatzversicherung<br />
▪ EGK: Rabatt auf Zusatzversicherungen<br />
▪ 5 Franken Rabatt im «La Cappella»<br />
▪ Gratis ins Museum: LEBE und der<br />
Verein der Museen im Kanton Bern<br />
mmBE arbeiten zusammen. Der LEBE-<br />
Ausweis gilt <strong>als</strong> Eintrittsticket in<br />
80 bernische Museen<br />
(siehe www.lebe.ch)<br />
FÜR DIE PRAXIS<br />
NMM-Planungshilfen auf dem Netz<br />
Ein guter Jahresplan gibt Sicherheit. Im Fächernet finden Lehrpersonen zahlreiche<br />
Planungshilfen und Dokumentationen zur Umsetzung des Lehrplans auf der<br />
Volksschulstufe. Seit diesem Schuljahr gibt es neu Beiträge zur NMM-Planung.<br />
Die NMM-Planungshilfen unterstützen Lehrerinnen und Lehrer bei der Planung<br />
ihres Unterrichts. Bild IK<br />
Ein durchdachter Jahresplan ist wie ein<br />
roter Faden, an dem sich die Lehrpersonen<br />
orientieren können. Damit stel<br />
Isabelle Keller<br />
len sie sicher, dass alle Lehrplanziele mit einbezogen<br />
sind. Zudem schaffen sie damit eine<br />
sinnvolle Struktur und gewinnen an Sicherheit.<br />
Eine solche Grobplanung ist, wenn man sie gut<br />
machen will, aufwändig. Darum kann sich ein<br />
Blick auf die Website www.faechernet.ch lohnen.<br />
Hier findet man zahlreiche Hinweise, und<br />
Jahrespläne für alle Stufen können <strong>als</strong> Vorlage<br />
im PDFFormat übernommen werden.<br />
Isabel Mutti unterrichtet seit fünfzehn Jahren<br />
an der Unterstufe der Primarschule Alpenweg<br />
in Grosshöchstetten. <strong>Sie</strong> hat mitgearbeitet am<br />
Entstehen einer solchen NMMStufenplanung.<br />
«Ich nehme teil an einem Kooperationsprojekt<br />
der PHBern», sagt sie. «Es geht darum, Theorie<br />
und Praxis miteinander zu verbinden. Themen,<br />
welche die Dozentin, Katharina Kalcsics, mit<br />
den Studierenden theoretisch behandelt, führe<br />
ich in der Praxis exemplarisch durch. Von meinen<br />
Erfahrungen erzähle ich dann im Hörsaal.<br />
Davon profitieren alle. Im Rahmen dieses Projekts<br />
habe ich zusammen mit der Dozentin einen<br />
Jahresplan für das Fach NMM ausgearbeitet<br />
und getestet. Dieser steht nun im Fächernet zur<br />
Verfügung.»<br />
So geht nichts verloren<br />
Ihre Erfahrungen mit der soliden Jahresplanung<br />
sind gut: «Obwohl ich bisher auch Jahrespläne<br />
erstellt habe, ist mir wieder bewusst geworden,<br />
wie komplex eine ausführliche Planung ist. <strong>Wir</strong><br />
haben die Grobziele in Bezug zu den einzelnen<br />
Themen gebracht, definiert, welche Fähigkeiten<br />
und Fertigkeiten speziell zum Zug kommen,<br />
und in den möglichen Lehrmitteln passende Kapitel<br />
gesucht. Weiter haben wir uns Gedanken<br />
gemacht zu Beurteilungsformen, Dokumentationsmöglichkeiten<br />
oder weiterführenden Themen<br />
wie Ausflüge, Rituale oder Traditionen.»<br />
Isabel Mutti empfiehlt deshalb allen, sich die<br />
Jahresplanungen anzuschauen. «Ein Grobplan<br />
ist wie ein Fahrplan», sagt sie, «er stellt sicher,<br />
dass nichts verloren geht. Es gibt mir ein gutes<br />
Gefühl, weil ich so niem<strong>als</strong> von der Hand in<br />
den Mund lebe und weil alle Überlegungen auf<br />
den Zielen des Lehrplans abgestützt sind. Individuelle<br />
Anpassungen sind natürlich genauso<br />
möglich wie spontane Änderungen im Ablauf.»<br />
Fächernet interaktiv<br />
Das Fächernet ist auf Initiative der Erziehungsdirektion<br />
entstanden. <strong>Sie</strong> finden<br />
unter www.faechernet.ch Planungshilfen<br />
zu diversen Fächern auf allen Stufen.<br />
Die Angebote werden dauernd erweitert<br />
und überarbeitet. Ab nächstem Jahr sind<br />
neu Beurteilungsvorschläge geplant,<br />
dabei iat eine aktive Mitwirkung der Benutzer<br />
und Benutzerinnen möglich. Bei<br />
Fragen gibt Luzia Hedinger, Dozentin der<br />
PHBern, gerne Auskunft. <strong>Sie</strong> ist zu erreichen<br />
unter luzia.hedinger@phbern.ch
26 berner schule / école bernoise Dezember / décembre 2011 Dezember / décembre 2011 berner schule / école bernoise 27<br />
STUDIE DER UNIVERSITÄT BERN IM GESPRÄCH<br />
Macht Schulsport aus unseren Kindern<br />
bessere Menschen?<br />
Unter welchen Bedingungen Sportunterricht die Persönlichkeit von Kindern fördern kann, haben<br />
Prof. Dr. Achim Conzelmann und sein Team vom Institut für Sportwissenschaft der Universität<br />
Bern in einer Studie aufgezeigt. Im Gespräch mit der «berner schule» verraten sie mehr.<br />
Papier und Bleistift in der Sporthalle? Ja, denn so können, wie im übrigen Unterricht auch, Wahrnehmungen<br />
eigener Leistungen und die Zufriedenheit mit sich selbst festgehalten werden. Bilder zvg<br />
Herr Conzelmann, sind Sportler, <strong>als</strong>o zum<br />
Beispiel <strong>Sie</strong>, bessere Menschen?<br />
Achim Conzelmann: Ja klar! Was soll ich<br />
auch sonst <strong>als</strong> Lebenszeitsportler und <strong>als</strong> altgedienter<br />
Sportwissenschaftler anworten? Aber<br />
im Ernst: Sport macht den Menschen per se<br />
nicht besser. Es gibt nicht den Sportler oder<br />
die Sportlerin und es gibt nicht die <strong>Wir</strong>kung<br />
des Sports. Deshalb kann ich die Frage nicht<br />
so pauschal beantworten. In unserer Studie<br />
konnten wir zeigen, dass man im Sportunterricht,<br />
sofern er auf bestimmte Weise gestaltet<br />
wird (!), die Persönlichkeitsentwicklung fördern<br />
kann.<br />
«Nachedänke und drüber rede» – zeitgemäss<br />
ausgedrückt Reflexion und Feedback – spielen<br />
bei der Gestaltung des erfolgreichen Unterrichts<br />
eine wichtige Rolle. Heisst das, Schülerinnen<br />
und Schüler nehmen in Zukunft Papier<br />
und Bleistift in die Sporthalle mit?<br />
Stefan Valkanover: Das von uns verwendete<br />
Lernjournal ist eine Form, Reflexion zu betreiben.<br />
Es gibt aber auch ganz gängige Möglichkeiten<br />
der Auseinandersetzung, ein Timeout<br />
zum Beispiel: Da wird kurz angesprochen, was<br />
nicht gut funktioniert hat. Es muss nicht dauernd<br />
mit Papier und Bleistift gearbeitet werden.<br />
Aber die Form eignet sich, wie im übrigen Unterricht<br />
auch, Wahrnehmungen eigener Leistungen<br />
und die Zufriedenheit mit sich selbst<br />
festzuhalten. Im Zentrum stehen jedoch immer<br />
die Bewegung und das Sporttreiben, die Freude<br />
daran.<br />
Verlieren die Kinder reflektierend nicht<br />
wertvolle «Bewegungszeit»?<br />
Conzelmann: Während sich nur bei den Klassen,<br />
bei denen die Intervention stattgefunden<br />
hat, das Selbstbild positiv verändert, sieht es bei<br />
der motorischen Entwicklung anders aus: Diese<br />
hat sich sowohl bei den Studien <strong>als</strong> auch bei<br />
den Vergleichsklassen genau gleich vollzogen.<br />
Durch die Reflexionsphase haben wir <strong>als</strong>o hinsichtlich<br />
der motorischen Entwicklung nichts<br />
verpasst.<br />
Angenommen, <strong>Sie</strong> sind Schulleiter und<br />
müssen eine Sportlehrperson anstellen.<br />
Auf welche Eigenschaften legen <strong>Sie</strong> Wert?<br />
Conzelmann: Im Sportunterricht hat man<br />
– im Vergleich zum Sport im Verein – eine<br />
Gruppe, die nicht freiwillig ausgesucht hat, etwas<br />
miteinander zu tun, und die dann etwas<br />
macht, was die Hälfte vielleicht gar nicht will.<br />
Das bedeutet eine spezielle Herausforderung<br />
für Lehrpersonen. Neben fachlichen Kompetenzen<br />
muss eine Sportlehrperson über viele<br />
pädagogische Fähigkeiten verfügen, die weit<br />
über die Kenntnisse von J+SLeitern hinausgehen.<br />
Eine Sportlehrperson muss in Theorie<br />
und Praxis wesentlich umfassender ausgebildet<br />
sein. Wer die theoretischen Grundlagen der<br />
Persönlichkeitsentwicklung eines Kindes nicht<br />
kennt, kann keinen persönlichkeitsfördernden<br />
Sportunterricht erteilen, da dieses Ziel eben<br />
eine spezifische Gestaltung des Unterrichts<br />
erfordert.<br />
Das sind hohe Ansprüche!<br />
Conzelmann: Primarlehrpersonen ohne vertiefte<br />
Sportausbildung waren in der Studie sehr<br />
dankbar, dass wir Lektionen 1:1 vorbereitet hatten.<br />
Reflexion muss ja jede Lehrkraft einbauen<br />
können. So gesehen kommt das Konzept den<br />
Generalisten sogar entgegen. Persönlichkeitsentwicklung<br />
sollte in jedem Fach ein Thema<br />
sein.<br />
<strong>Sie</strong> machen eine vierwöchige Stellvertretung<br />
im Sportunterricht an einer fünften Klasse.<br />
Könnten <strong>Sie</strong> in dieser kurzen Zeit Persönlichkeitsbildendes<br />
einbringen?<br />
Valkanover: Mit zehn Wochen waren wir schon<br />
relativ kurzzeitig unterwegs. Stellvertreter von<br />
aussen hätten auch Mühe, weil sie die Kinder<br />
nicht kennen. Und das ist eine Voraussetzung.<br />
Conzelmann: Selbst wenn man kleine Effekte<br />
erzielt, aber dann nicht weitermacht, gehen<br />
diese verloren – dies zeigt unsere Studie eindeutig.<br />
Will man zudem das allgemeine Selbstwertgefühl<br />
und nicht nur einzelne Facetten des<br />
Selbstkonzepts beziehungsweise der Fähigkeit<br />
zur Selbsteinschätzung (z. B. das Körperkon<br />
zept) positiv beeinflussen, so sind drei Wochenstunden<br />
Sport zu wenig. Da muss man auch<br />
andere Fächer für die Persönlichkeitsförderung<br />
gewinnen.<br />
Jedes Schulfach kann von sich behaupten, zur<br />
Persönlichkeitsentwicklung beizutragen.<br />
Würde eine BISMu (…Musik) oder eine BISF<br />
(…Französisch) nicht ähnliche Ergebnisse<br />
liefern wie die BISS?<br />
Conzelmann: Die Fächer haben unterschiedliche<br />
Schwerpunktsetzungen. Im Mathematikunterricht<br />
kann ich sicher die Fähigkeit zur Selbsteinschätzung<br />
in den kopflastigen Fächern besser<br />
beeinflussen <strong>als</strong> im Sportunterricht. In Bezug<br />
auf das Körperkonzept hat der Sport eine herausragende<br />
Stellung, da wird Mathematik keine<br />
Rolle spielen. Dasselbe gilt für das emotionale<br />
Selbstkonzept: wo es z. B. körperlich existenziell<br />
ist, dass ich dem anderen vertraue, wo es um<br />
Angst vor Verletzungen geht.<br />
Sozialkompetenz kann man sicher in der Schule<br />
auch in anderen Situationen entwickeln, zum<br />
Beispiel beim Theaterspielen. Aber Sportspiele<br />
drängen sich geradezu auf. Insbesondere für<br />
die Förderung des sozialen, körperlichen und<br />
emotionalen Selbstbildes bietet der Sportunterricht<br />
<strong>als</strong>o mit Abstand die besten Möglichkeiten.<br />
Gemäss Studie erhöht sich ebendieser Körperselbstwert<br />
der Kinder im geeigneten Sportunterricht.<br />
Kann man diesen Wert überhaupt<br />
messen? Wenn ja, wie?<br />
(Drei Männer … nicht im Schnee …): die Autoren<br />
des Buches: Achim Conzelmann, Mirko Schmidt<br />
und Stefan Valkanover (v.l.).<br />
Persönlichkeitsentwicklung im Schulsport<br />
Dass Sport zur Persönlichkeitsentwicklung<br />
beiträgt, steht in jedem Lehrplan<br />
und ist in jedem Positionspapier die zentrale<br />
Begründung. Bis vor Kurzem fehlten<br />
allerdings die empirischen Untersuchungen<br />
dazu. Diese Lücke geschlossen hat<br />
die Berner Interventionsstudie Sport<br />
(BISS), durchgeführt von Prof. Dr. Achim<br />
Conzelmann und seinem Team vom<br />
Institut für Sportwissenschaft Bern und<br />
Dozierenden der PHBern in. Ihr Fazit: Soll<br />
das Ziel der Persönlichkeitsentwicklung<br />
erreicht werden, genügt traditioneller<br />
Sportunterricht nicht. Dann muss der<br />
Unterricht auf spezifische Weise gestaltet<br />
werden. Wie genau und dass dabei auch<br />
Die Selbstangaben der Schüler in Bezug auf ihre Leistungen wurden im Rahmen der Studie mit dem, was<br />
sie können, verglichen. Sich zu überschätzen, ist gefährlich. Sich zu unterschätzen, motivationshemmend.<br />
Conzelmann: Es gibt verschiedene erprobte<br />
Tests, die wir übernommen haben, mit Einschätzungsvarianten<br />
wie: «Im Vergleich zu<br />
meinen Kollegen kann ich eine längere Strecke<br />
problemlos laufen.» Es gibt Fragen, wie<br />
man seine motorischen Fähigkeiten oder seine<br />
körperliche Erscheinung einschätzt, bis zu:<br />
«Ich fühle mich wohl in meinem Körper.»<br />
<strong>Wir</strong> haben vor allem darauf Wert gelegt, dass<br />
die Einschätzungen realitätsangemessen sind.<br />
Die Selbstangaben der Schüler wurden mit<br />
dem, was sie können, verglichen. Sich zu überschätzen,<br />
ist gefährlich. Wenn ich denke, ich<br />
kann tausend Meter schwimmen, in den See<br />
reinspringe und nach zweihundert Metern<br />
nicht mehr weiterkomme, ertrinke ich. Überschätzung<br />
führt auch zu sozialer Inakzeptanz.<br />
Die Hochnäsigen werden nicht verehrt. Andererseits<br />
führt sich zu unterschätzen dazu,<br />
dass man nicht angemessene Aufgaben wählt<br />
und bestimmte Herausforderungen gar nicht<br />
anpackt. Beides ist für die Entwicklung un<strong>günstig</strong>.<br />
theoretisches Wissen eine wichtige Rolle<br />
spielt, beschreiben Achim Conzelmann,<br />
Mirko Schmidt und Stefan Valkanover<br />
in ihrem Buch «Persönlichkeitsentwicklung<br />
durch Schulsport». 17 Primarschulklassen<br />
– und mit ihnen 17 Lehrpersonen<br />
– haben im Rahmen der Studie während<br />
eines halben Schuljahrs zweimal 10 Wochen<br />
minuziös vorbereiteten und eng<br />
begleiteten Sportunterricht genossen.<br />
Die Lektionen stützten sich auf die drei<br />
Module Spiel, Wagnis und Leistung. Als<br />
Vergleichsgruppe wurden sechs Mittelstufenklassen<br />
in die Studie einbezogen,<br />
die den Sportunterricht ohne besondere<br />
Auflagen durchführten. Besonderes<br />
Was hat <strong>Sie</strong> persönlich im Zusammenhang<br />
mit der Studie am meisten erstaunt?<br />
Conzelmann: Dass unsere Vermutung tatsächlich<br />
so klar bestätigt wurde , dass die Gestaltung<br />
des Unterrichts eine Rolle spielt und nicht Sport<br />
<strong>als</strong> solches persönlichkeitsbildende <strong>Wir</strong>kung<br />
hat, sondern nur einen sehr geeigneten Rahmen<br />
dafür darstellt.<br />
Valkanover: Was wir mit den Lehrpersonen<br />
gemacht haben, kam zwar sehr gut an. Dass sie<br />
nach Studienschluss aber nicht mehr davon in<br />
den Unterrichtsalltag einbauten, hat mich erstaunt.<br />
Es braucht grössere Anstrengungen in<br />
einem solchen Programm, damit die Lehrpersonen<br />
es weiterziehen. Es braucht immer wieder<br />
Inputs für Weiterbildung. <strong>Wir</strong> sind daran,<br />
gemeinsam mit Dozierenden der PHBern ein<br />
entsprechendes Programm zu entwickeln. Denn<br />
das wäre schlussendlich für das gesamte Unterrichtswesen<br />
ein Gewinn.<br />
Interview Franziska Schwab<br />
Gewicht wurde<br />
auf die bewusste<br />
Auseinandersetzung<br />
mit eigenen<br />
Leistungen gelegt.<br />
Die Resultate<br />
der Studie<br />
stützen klar eine<br />
sportwissenschaftlichfundierte<br />
Ausbildung<br />
für Sportlehrpersonen<br />
aller<br />
Schulstufen. Das Buch zur Studie verbindet<br />
Theorie und Praxis in einzigartiger<br />
Weise, ist aber definitiv keine Bettlektüre.
28 berner schule / école bernoise Dezember / décembre 2011<br />
Ob Skifahren, Schlitteln, Boarden oder auch<br />
Winterwandern: RailAway hat für <strong>Sie</strong> und<br />
Ihre Klasse die <strong>Top</strong>-Destinationen für den Wintersporttag<br />
zusammengestellt. Weitere Ideen<br />
für erlebnisreiche Schulreisen – auch drinnen:<br />
www.sbb.ch/schulreisen<br />
www.sbb.ch/schulreisen<br />
Bereit für den Skitag?<br />
RailAway<br />
RA_459_Ins_Skitag_203x274_Berner-Schule_d.indd 1 04.10.11 09:06<br />
Dezember / décembre 2011 berner schule / école bernoise 29<br />
MITTELSTUFE OBERLAND SÜD<br />
Illusoria-Land erhält Förderpreis<br />
Mitte November erhielt Sandro Del Prete, Künstler und Initiant der<br />
Galerie Illusoria-Land, den diesjährigen Förderpreis der Mittelstufe<br />
von LEBE. Diese Stufe verleiht jedes Jahr einen Preis für pädagogisch<br />
besonders attraktive ausserschulische Lernorte.<br />
Beim Meister der Illusionen: Chrisoph Schenk, Präsident der LEBE-Mittelstufe,<br />
übergibt Sandro Del Prete den Förderpreis 2011. Bild FK<br />
Nicht gerade im Zentrum von Bern, sondern<br />
in der Gewerbezone Papiermühle<br />
in Ittigen, befindet sich das Illusoria<br />
Fabian Kramer<br />
Land. Es ist eine Erlebniswelt für optische Täuschungen<br />
und Holographien. Man erfährt von<br />
Illusionen der zweiten Dimension der Bilder,<br />
staunt über die optischen Täuschungen von<br />
3DObjekten und Inversionsstatuen. Es gibt<br />
Raumvisionen sowie einen einmaligen DesorientierungsTunnel.<br />
Ein echtes Erlebnis ist auch<br />
das «Castel Nero», in dem man der optischen<br />
Interpretation ganz entzogen wird, jedoch von<br />
einer blinden oder sehbehinderten Person sicher<br />
druch die Dunkelheit geführt wird. Dabei erlebt<br />
man alltägliche Dinge, ohne visuelle Eindrücke,<br />
und kann sich den anderen Sinnen öffnen.<br />
Anerkennung für ein Lebenswerk<br />
Die Ausstellung ist faszinierend und man fühlt<br />
sich <strong>als</strong> Teil eines Spiels mit Trug und <strong>Wir</strong>klichkeit.<br />
Das macht nicht zuletzt deshalb so viel<br />
Spass, weil Sandro Del Prete, der Künstler selbst,<br />
durch die Ausstellung, und einen mit viel Charme<br />
und Leidenschaft an der Nase herumführt. Er ist<br />
eine der weltweit führenden Persönlichkeiten auf<br />
dem Gebiet der optischen Täuschungen und hat<br />
sich in seinem Werk nicht nur mit dem Aufzeigen<br />
von Illusionen befasst, sondern hat auch deren<br />
<strong>Wir</strong>kung auf unser Gehirn erforscht.<br />
Es geht Del Prete <strong>als</strong>o auch darum, Dinge zu hinterfragen<br />
und Scheinbares anders anzuschauen.<br />
Für ihn ist der Förderpreis die erste öffentliche<br />
Anerkennung seines Lebenswerks. «Ein solches<br />
Echo von aussen zu bekommen, belohnt mein<br />
Können und ist sehr befriedigend. Ich danke<br />
herzlich für den Preis. Die Auszeichnung motiviert<br />
mich, meine Leidenschaft weiterzuführen.»<br />
Er erzählt weiter von Schulklassen, die aus<br />
der ganzen Schweiz anreisen, um sein Illusoria<br />
Land zu sehen. Bei den Besuchen komme kaum<br />
Langeweile auf. Die Schülerinnen und Schüler<br />
lassen sich von Anfang bis zum Schluss der 900<br />
Quadratmeter grossen Ausstellung faszinieren.<br />
Mit Leistung überzeugt<br />
Chrisoph Schenk, Präsident der Mittelstufenkonferenz,<br />
der selber vor einigen Jahren mit<br />
seiner Klasse die Ausstellung besuchte, übergab<br />
Sandro Del Prete den Förderpreis für attraktive<br />
ausserschulische Lernorte. Schenk erklärte<br />
die Wahl: «Es war uns wichtig, dass die Auszeichnung<br />
an ein erlebnisorientiertes Angebot<br />
geht, das Kinder verschiedenen Alters nutzen<br />
können.»<br />
Informationen Illusoria-Land<br />
Die Ausstellung befindet sich<br />
im Libo Center (im 1. Stock),<br />
Gewerbe zone Ey 5, 3063 Ittigen.<br />
E-Mail: info@illusorialand.ch<br />
Tel. 031 921 68 62<br />
www.illusorialand.ch<br />
Eintritt für Schüler bis 16 Jahre:<br />
Fr. 10.– (die Ausstellung ist für Kinder<br />
ab dem Schulalter geeignet)<br />
Eintritt für Erwachsene: Fr. 20.–<br />
Träumen folgen<br />
«<br />
Manchmal musst du deinen Träumen<br />
sehr weit folgen, um herauszufinden,<br />
was deinem Herzen am<br />
Regula Grunder<br />
nächsten steht.» Dies war der Schlusssatz einer<br />
Geschichte von Joel Ben Izzy, mit welcher der<br />
Präsident der Region Oberland Süd, Gwer Allenbach,<br />
die Versammlung eröffnete. Mit einem<br />
engagierten Referat bezog Christoph Michel<br />
wie üblich pointiert Stellung zur aktuellen Budgetdebatte<br />
im Grossen Rat.<br />
Er entlarvte die Entlastungsmassnahmen des<br />
Grossen Rates <strong>als</strong> Sparmassnahmen:<br />
• Hochschulen: Erhöhung der Studiengebühren.<br />
• Gymnasien: Streichung der individuellen Förderung<br />
im Schwerpunktfach BG.<br />
• Berufsbildung: Schliessung der Schlossbergschule<br />
Spiez.<br />
• Volksschule: Mit der Neufinanzierung der<br />
Volksschule, welche von allen Parteien befürwortet<br />
wird, sollen nächstes Jahr 21 Millionen<br />
eingespart werden. 200 Klassen werden<br />
geschlossen, Klassengrössen sollen nach oben<br />
gesetzt und Schülerlektionen abgebaut werden.<br />
• Kantonale Angestellte: Reduktion des Lohnsummenwachstums<br />
ist vorgesehen, obwohl<br />
man sich bei der Demo am 12. November 2010<br />
vehement gegen diese Massnahme ausgesprochen<br />
hat. Bei der DV im Dezember soll deshalb<br />
das weitere Vorgehen besprochen werden.<br />
Alle diese Massnahmen werden einiges an Reorganisation<br />
nach sich ziehen, es werden Lehrpersonen<br />
entlassen werden. Insgesamt wird mit<br />
500 eingesparten Vollzeitstellen gerechnet.<br />
Christoph Michel forderte, dass die Betroffenen<br />
die Hilfestellungen des Sozialplans in Anspruch<br />
nehmen, und betonte, dass es vor allem<br />
die jüngeren Lehrpersonen treffen werde. Er<br />
warnte davor, dass durch zu viel Solidarität in<br />
den Kollegien (Reduzierung des eigenen Pensums<br />
zugunsten einer gefährdeten Lehrperson)<br />
nach aussen kommuniziert wird, dass es immer<br />
irgendwie geht. Offen kommunizierte, klare Regeln<br />
sind Bedingung für einen korrekten Ablauf<br />
einer Reorganisation.<br />
Weitere Informationen:<br />
• Die Regionen haben neu auf der Homepage<br />
von LEBE eine eigene Plattform.<br />
• Obwohl die <strong>Mitglied</strong>erzahlen von LEBE konstant<br />
bleiben, sinken wegen der kleineren Pensen<br />
die Erträge. Deshalb: Werbung für LEBE<br />
in den Kollegien machen!<br />
• Die Statutenänderungen von LEBE wurden<br />
von der Regionalkonferenz bearbeitet und sollen<br />
an der DV vom 14. Dezember genehmigt<br />
werden.<br />
Abgerundet wurde diese Sitzung auf dem Niesen,<br />
wo <strong>als</strong> Belohnung fürs Mitmachen eine tolle<br />
Sicht und ein feines Essen warteten.
30 berner schule / école bernoise Dezember / décembre 2011<br />
AKTUELL BERN NORD OBERLAND NORD<br />
Für 2012 wird zum neunten Mal der ES<br />
PRIX für alle Kollegien der Schulen der<br />
Region Emmental ausgeschrieben. Es soll<br />
für sie eine Anregung sein, ein Schulhausprojekt<br />
in die Öffentlichkeit zu tragen, wo es <strong>Wir</strong>kung<br />
entfaltet. Nach dem Motto: «Tue Gutes und<br />
berichte darüber!» Die engagierte Arbeit der<br />
Lehrerinnen und Lehrer wird gewürdigt und<br />
belohnt. Dabei wird auch auf die Arbeit von<br />
LEBE aufmerksam gemacht.<br />
Die Auszeichnung erhalten Schulprojekte, die<br />
einen gemeinschaftsfördernden Charakter haben<br />
und stufen, klassen oder schulhausübergreifend<br />
sind. Neben Eltern und Behörden<br />
werden auch ausserschulische Kreise angesprochen.<br />
Eine Zusammenarbeit mit anderen Institutionen<br />
und Betrieben wird begrüsst. Das<br />
Anmeldeformular ist einfach gestaltet und lädt<br />
zur Teilnahme ein. Der Vorstand von LEBE<br />
Emmental hofft mit der Erhöhung der Preissumme,<br />
dass für 2012 noch mehr Projekte eingereicht<br />
werden, und freut sich, wenn viel Positives<br />
aus den Schulen des Emment<strong>als</strong> in den<br />
Medien zu vernehmen ist. Auf der Internetseite<br />
www.lebe.ch > Region > Emmental ist die detaillierte<br />
Ausschreibung einzusehen.<br />
Die letzten Preisträger<br />
2010<br />
1. Rang Berufsfachschule Emmental, Langnau,<br />
mit «Kette – Join the Chain»<br />
2. Rang Schule Heimiswil/Kaltacker, mit dem<br />
Projekt «Kunstwoche»<br />
3. Rang Schulen Sumiswald, mit dem Projekt<br />
«SUSI – Sumiswald singt»<br />
2008<br />
1. Rang Oberstufenzentrum «Stockhorn»<br />
in Konolfingen, mit dem Projekt «Neue<br />
Sonne» (Bau von Sonnenkollektoren)<br />
2. Rang Primarschule Heimiswil, mit dem Projekt<br />
«Schüleraustausch mit Tschechien»<br />
3. Rang Schule Schüpbach, mit dem Projekt<br />
«Schule bewegt»<br />
Schmunzeln, Staunen, Verwunderung,<br />
manchmal auch Kopfschütteln löste Volkswirtschafter<br />
Mathias Binswanger mit sei<br />
nem Referat über das Schaffen von Anreizen<br />
und den Versuch, die Qualität der Arbeit zu<br />
messen, bei den LEBE<strong>Mitglied</strong>ern aus. Bereits<br />
vor Jahrhunderten wurden Menschen mit Zuckerbrot<br />
und Peitsche dazu gebracht, Dinge für<br />
die Obrigkeit zu tun. Binswanger erzählte ein<br />
Beispiel aus Asien. Um einer Rattenplage Herr<br />
zu werden, wurden die Jäger für jede erlegte<br />
Ratte belohnt. Dies hatte zur Folge, dass die<br />
Leute begannen, Ratten zu züchten.<br />
Die Welt ist komplex. Dies gilt auch für die Welt<br />
der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.<br />
Um ihre Arbeit zu bewerten, wird die Zahl ihrer<br />
Publikationen <strong>als</strong> Massstab für die Qualität<br />
der Forschenden genommen. Wer viel publiziert<br />
und sich selber zitiert, landet im Ranking der<br />
wichtigen Akademiker ganz oben. Die wahre<br />
Qualität geht dabei in der Menge unter.<br />
Haben <strong>Sie</strong> gewusst, dass es xTypen und yTypen<br />
gibt? Die xTypen sind auf Sicherheit aus<br />
und müssen extrinsisch motiviert werden. <strong>Sie</strong><br />
übernehmen nicht gerne Verantwortung und<br />
sprechen gut auf den Leistungslohn an. Die y<br />
Typen bringen eine hohe Eigenmotivation mit,<br />
übernehmen gerne Verantwortung und lieben<br />
eine herausfordernde Arbeit. Führt man für den<br />
yTyp den Leistungslohn ein, so schmilzt ihre<br />
Motivation wie der Schnee an der Frühlingssonne.<br />
Binswanger zeigte auf, dass f<strong>als</strong>che Anreize<br />
doppelt zerstörerisch wirken können: einmal,<br />
weil sie die yTypen demotivieren, und ein<br />
zweites Mal, weil jedes Messsystem lückenhaft<br />
ist und immer mehr verspricht, <strong>als</strong> es wirklich<br />
fähig ist zu messen.<br />
Mathias Binswanger erklärte, wie ein Anreizsystem<br />
für Fussballer immer mehr perfektioniert<br />
werden könnte. Nicht nur wer Tore schiesst,<br />
soll belohnt werden. Punkte gibts für ein gutes<br />
Zuspiel, das zu einem Tor führt. Selbst Fairplay<br />
wird noch belohnt. Je mehr Indikatoren ins<br />
Spiel kommen, desto undurchschaubarer wird<br />
das System. «Jeder Fussballer müsste einen Berater<br />
anstellen, der ihm hilft, sich optimal zu<br />
verhalten», führte der Volkswirtschaftsprofessor<br />
die Anreizspirale ad absurdum. «Produktion<br />
von Unsinn durch künstlich inszenierte<br />
Wettbewerbe», heisst dabei das Prinzip. Gerade<br />
das Gesundheitswesen sei heute sehr empfänglich<br />
für solche ökonomische Modelle, sagte der<br />
ebenso kritische wie unterhaltsame Referent.<br />
Am Beispiel der PISAStudie zeigte Binswanger<br />
auf, wie gefährlich es ist, Forschungsergebnisse<br />
ohne genügende Reflexion zu verwenden. Finnland<br />
schneide zwar im PISARanking regelmässig<br />
hervorragend ab und könne eine Maturitätsquote<br />
von 95 Prozent vorweisen. Gleichzeitig<br />
habe das Land aber Schüler, die am wenigsten<br />
gerne zur Schule gingen, diese würden sich ungesund<br />
ernähren, die Jugendarbeitslosigkeit sei<br />
sehr hoch und die Hälfte der Maturanden mache<br />
nie einen Hochschulabschluss.<br />
Binswanger rief dazu auf, die Nichtmessbarkeit<br />
in vielen Disziplinen zu akzeptieren, nicht über<br />
die Köpfe der Beteiligten hinweg zu entscheiden<br />
und Geldmittel direkt zu verteilen.<br />
Dezember / décembre 2011 berner schule / école bernoise 31<br />
ESPRIX LEBE Emmental Sparmassnahmen: Pulver will Schaden begrenzen<br />
Markus Reist<br />
Von f<strong>als</strong>chen Anreizen<br />
und scheinbarer Messgenauigkeit<br />
Mathias Binswanger ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Fachhochschule<br />
Nordwestschweiz in Olten und Privatdozent an der Universität St.<br />
Gallen. Die Regionalkonferenz Bern Nord lud ihn ein und rund 70 Lehrerinnen<br />
und Lehrer lauschten dem spannenden Vortrag. Binswanger zeigte auf, dass<br />
f<strong>als</strong>che Anreize in die Irre führen und sich nicht jede Arbeit messen lässt. Dies<br />
trifft vor allem auch für die Arbeit der Pädagoginnen und Pädagogen zu.<br />
Buchtipp<br />
Michael Gerber<br />
Mathias Binswanger verblüffte am Anlass der<br />
LEBE-Region Bern Nord mit seinen Ausführungen<br />
zum Thema Anreize und Messbarkeit. Bild MG<br />
Mathias Binswanger: Sinnlose Wett -<br />
bewerbe – Warum wir immer mehr<br />
Unsinn produzieren.<br />
Herder Verlag Freiburg, 2010, 224 Seiten.<br />
Am Donnerstag, 17. November 2011, sprach der Bildungsdirektor Bernhard Pulver im Anschluss an<br />
die Regionalversammlung Oberland Nord zu etwa 100 interessierten Lehrpersonen von seiner Arbeit,<br />
seinen Strategien, Plänen und Zielen und natürlich über das sogenannte Entlastungspaket.<br />
Will eigentlich nicht sparen bei der Bildung, muss aber – so lässt sich die Botschaft von Erziehungsdirektor Bernhard Pulver an der<br />
Regionalversammlung Oberland Nord von LEBE zusammenfassen. Bild MG<br />
Die Präsidentin der Regionalkonferenz<br />
Annekäthi Zenger begrüsste alle Anwesenden<br />
und erzählte, dass Anfang<br />
Andrea Casutt<br />
Jahr, <strong>als</strong> dieser Anlass geplant wurde, niemand<br />
mit diesen Sparmassnahmen gerechnet hatte;<br />
vielmehr sei man hoffnungsvoll gewesen, was<br />
die Bildungslandschaft Bern betreffe. Nun sehe<br />
es wieder anders aus, und «der Schuh drücke»<br />
immer noch, oder erneut.<br />
Aufhören mit Hüst-Hott-Politik<br />
Der Bildungsdirektor begann sein halbstündiges<br />
Referat mit einem Rückblick. Er sprach von<br />
seinen Eindrücken, die er im Jahr 2006 hatte, <strong>als</strong><br />
er mit seiner Arbeit begann. Selber noch kein<br />
Experte in Bildungsfragen, traf er Lehrkräfte an,<br />
die sich von Politik und Gesellschaft im Stich<br />
gelassen fühlten. Steigende Anforderungen, Veränderungen<br />
und Erwartungen von allen Seiten<br />
standen schlechten Anstellungsbedingungen gegenüber,<br />
die Wertschätzung empfand er <strong>als</strong> tief,<br />
Beziehungen zwischen einzelnen Schulstufen,<br />
aber auch zwischen Politik und Lehrerschaft waren<br />
von Misstrauen geprägt. Gleichzeitig löste<br />
der «PISASchock» eine Hektik und viele Reformen<br />
aus, sofort musste etwas geändert werden.<br />
Pulver wies im Referat darauf hin, dass man den<br />
Mehrwert der Schule nicht ökonomisch nachweisen<br />
kann, dass Schule für ihn vor allem eine Interaktion<br />
zwischen Schülerinnen und Schülern,<br />
deren Eltern und den Lehrpersonen ist. Viele<br />
Lehrerinnen und Lehrer hätten ihn dam<strong>als</strong> gebeten:<br />
«Hör auf mit dieser HüstHottPolitik.» Das<br />
habe er sich zu Herzen genommen.<br />
95 Prozent schaffen Sek-II-Abschluss<br />
Auch wenn er mit dem einfachen Vergleichen<br />
Mühe hatte, wollte er wissen, wie es denn Finnland<br />
macht. Er sei dorthingereist und sei vor<br />
allem beeindruckt gewesen von der Freiheit,<br />
die die einzelnen Schulen geniessen, dem Vertrauen,<br />
das den Lehrkräften entgegengebracht<br />
wird, der Frühförderung der Kinder, dem Fehlen<br />
der Selektion in der Volksschule und der<br />
sorgfältigen, akademisierten Lehrerbildung.<br />
Pulver betonte dann aber auch, dass Finnland in<br />
mehreren Bereichen mit der Schweiz nicht vergleichbar<br />
sei. Und dass wir in Bern eine wirklich<br />
gute Schule hätten; <strong>als</strong> Beispiel wies er darauf<br />
hin, dass 95 Prozent unserer Jugendlichen einen<br />
SekIIAbschluss schafften.<br />
Seine Strategien legte der Bildungsdirektor so<br />
dar: Die Lehrkräfte will er stärken. Er betonte,<br />
dass eine gute Schule durch gute, motivierte<br />
Lehrkräfte entsteht. Ausserdem will er gute<br />
Rahmenbedingungen für die Lehrpersonen<br />
schaffen. Flächendeckende Reformen gilt es zu<br />
reduzieren, die Verschiedenheit darf man pflegen.<br />
Nicht jede Schule muss alles gleich machen,<br />
Chancengleichheit sei dann vorhanden, wenn<br />
Schülerinnen und Schüler möglichst guten Unterricht<br />
bekommen von einer Lehrkraft, die es<br />
auf ihre Art machen kann. Er möchte Ruhe ins<br />
System bringen, Reformen sollten von unten<br />
kommen. In seiner Arbeit hat er sich auf ein<br />
paar Schwerpunkte konzentriert: Tagesschulen,<br />
Stärkung des Kindergartens, SOSLektionen<br />
für Lehrkräfte in schwierigen Situationen, das<br />
Lohnwachstum der Lehrkräfte von früher 0,5<br />
Prozent auf 1,5 Prozent erhöhen. Er hofft nun,<br />
dass mit der LAGRevision der automatische<br />
Lohnaufstieg wieder eingeführt werden kann.<br />
Auch setzte er vor seiner Amtszeit aufgegleiste<br />
Projekte um, wie etwa das Frühfranzösisch. Pulver<br />
sprach auch von etlichen Projekten, die er<br />
abgebrochen oder nicht eingeführt hat.<br />
Entlastungspaket <strong>als</strong> brennendes Thema<br />
In der anschliessenden offenen Runde war natürlich<br />
das Entlastungspaket das brennende<br />
Thema. Verschiedene Lehrpersonen fanden es<br />
stossend, dass mit dem Abbau der Gestalten<br />
Lektionen eine Berufsgruppe betroffen ist, die<br />
nur zum Teil auf andere Fächer ausweichen<br />
kann, und dass es sich für die Betroffenen sehr<br />
wohl um einen Lohnabbau handle. Pulver zeigte<br />
grosses Verständnis, erklärte, dass er gezwungen<br />
war zu sparen und eine Lösung suchte, die<br />
möglichst wenig Schaden anrichtet. Er betonte,<br />
dass der Spardruck unter anderem wegen der<br />
angenommenen Motorfahrzeugsteuersenkung<br />
so gross geworden ist. In der offenen Runde<br />
wurden noch andere Themen besprochen, die<br />
im Moment beschäftigen.<br />
Die Wertschätzung des Bildungsdirektors gegenüber<br />
den Lehrpersonen wurde von den Anwesenden<br />
wahrgenommen, trotzdem war der<br />
Unmut über die verfehlte Finanzpolitik des<br />
Kantons deutlich spürbar.
32 berner schule / école bernoise Dezember / décembre 2011 Dezember / décembre 2011 berner schule / école bernoise 33<br />
KINDERGARTEN/UNTERSTUFE BILDUNG FÜR KINDER UND JUGENDLICHE IN AFRIKA<br />
Vor lauter Brillen nicht den Durchblick verlieren<br />
Die Stufenversammlung Kindergarten/Unterstufe stand unter dem Motto «Schule von unten<br />
denken – ein Lippenbekenntnis?». In kurzen Statements kamen je ein(e) Vertreter(in) des Kindergartens,<br />
der Schulleitung, des Berufsverbandes, der Verwaltung und der Behörden zu Wort.<br />
Nathalie Glauser, Lehrperson für den<br />
Kindergarten, nahm die Forderung des<br />
Schweizerischen Wissenschaftsrates<br />
Higi Heilinger<br />
nach vermehrter zielorientierter Frühförderung<br />
unserer Kinder unter die Lupe. Was genau ist<br />
gemeint mit «zielorientierte Frühförderung»?<br />
Etwa, dass die Rekrutierung unserer Kinder gar<br />
nicht früh genug einsetzen könne? Ist «Schule<br />
von unten denken» nicht eher eine Frage der<br />
Perspektive, der Entwicklung des Kindes entsprechend?<br />
Anlehnend an seine Vorrednerin<br />
betonte Schulleiter Thomas Rüegsegger: «Fragen<br />
bringen uns weiter <strong>als</strong> fertige Antworten.»<br />
Basisstufe soll auf freiwilliger<br />
Basis eingeführt werden<br />
In der Novembersession hat der Grosse<br />
Rat grünes Licht für die freiwillige Einführung<br />
der Basisstufe gegeben. Somit<br />
können die bisherigen Basisstufenversuche<br />
weitergeführt und jedes Jahr<br />
zusätzliche Klassen eröffnet werden.<br />
Allerdings wird es eine Kontingentierung<br />
geben. In der nächsten Ausgabe<br />
der «berner schule» werden wir die<br />
Vorkämpferinnen der Basisstufe zu<br />
Wort kommen lassen und aufzeigen,<br />
was Lehrpersonen, Schulleitungen und<br />
Gemeindebehörden beachten müssen,<br />
wenn sie auf ihrem Territorium Basisstufenklassen<br />
einführen wollen. MG<br />
Unbeeindruckt vom Brillen-Arsenal: Monika Schöni<br />
(links), Thomas Rüegsegger und Brigitta Anliker<br />
(KG/U-Stufe) im Dialog zum Thema «Schule von<br />
unten denken». Bild HH<br />
Schulleitung, Kindergarten und Schule sollten<br />
zu einer Einheit zusammenwachsen, sich gegenseitig<br />
inspirieren und ernst nehmen.<br />
Etienne Bütikofer, Leiter Pädagogik bei LEBE,<br />
setzte das Motto «Schule von unten denken»<br />
in kraftvolle Bilder um. Welch ein Unterschied<br />
beispielsweise, ob man eine Leiter von unten<br />
oder von oben herab betrachtet! Und: Nur am<br />
Boden kann etwas Wurzeln fassen, nicht in luftigen<br />
Höhen. Indes: Erhalten Lehrpersonen von<br />
der Politik und den Behörden genug Dünger?<br />
Und: Unser Schulsystem ist vergleichbar mit einem<br />
Dampfer auf grosser Fahrt. Im Kielwasser<br />
schwimmt eine Anzahl Kinder hinterher, die<br />
es trotz grösster Anstrengung nicht schaffen,<br />
auf den (Bildungs)Dampfer zu kommen und<br />
mitzufahren.<br />
Monika Schöni von der Erziehungsdirektion<br />
betonte, dass die bildungspolitische Diskussion<br />
Gleichwertigkeit vor Chancengleichheit<br />
A<br />
m 12. November lud Hans Joss Fachleute<br />
aus dem Bildungsbereich zur Tagung ein;<br />
mit Blick auf das finnische Schulsystem<br />
schilderten die Referierenden, wie eine Volksschule<br />
für alle sein könnte – oder sein kann.<br />
A llen voran beschrieb Bildungsdirektor Bernhard<br />
Pulver die Eindrücke seiner Finnlandreise<br />
und Schlussfolgerungen für seine Politik. Petra<br />
Linderoos, eine von gleich mehreren Finnland<br />
Vertretenden, erinnerte daran, dass Chancengleichheit<br />
keine passende Übersetzung für das<br />
Ziel des finnischen Bildungswesens sei; es gehe<br />
vielmehr um Gleichwertigkeit.<br />
Aus aktuellem Anlass war unser Augenmerk<br />
auf den Workshop «Lernwege der Basisstufe<br />
Bümpliz» gerichtet. Referentin Sandra Hartmann<br />
startete mit einer Aufzählung ihrer<br />
Kinder mitsamt ihren Besonderheiten: ein<br />
Mädchen, das zuerst kaum ein Wort sprach<br />
und heute Klassensprecherin ist. Ein anderes,<br />
dessen cerebrale Störungen erst allmählich zutage<br />
traten und abgeklärt werden mussten. Ein<br />
Junge, der verträumt daherkam und dann dank<br />
seinem «Götti» den Anschluss an die Klasse<br />
fand. Ein Mädchen, das mit dem Schoppen im<br />
Schulsack eintrat, Artikulationsprobleme auf<br />
oft durch eingeschränkte Sichtweisen behindert<br />
werde – je nach Diagnose, Finanz, Förder,<br />
Feministen, Kleinkind, Theorie, <strong>Sie</strong>b, Lila,<br />
Rosa und Selektionsbrille, die wir gerade aufgesetzt<br />
haben. Das Kind habe jedoch das Recht,<br />
Kind zu sein, ohne «kindergartenfähig» zu sein.<br />
Es wolle nicht geprüft, sondern gefördert werden.<br />
Alle Kinder sollten ein Fundament erhalten,<br />
um später aufkommende Stürme im Leben<br />
zu überstehen. Es sei wichtig, in dieses Fundament<br />
zu investieren, dann gebe es weniger Probleme<br />
in den oberen Stufen. Kurzum: KG und<br />
Schule sollten vermehrt zusammenspannen und<br />
sich nicht voneinander abgrenzen. Es braucht<br />
weniger «Brillen», dafür mehr Engagement für<br />
die Eingangsstufe!<br />
Schule von unten denken –<br />
Das Fest<br />
1912 wurde der Bernische Kindergartenverein<br />
gegründet. <strong>Wir</strong> begehen das<br />
100-Jahr-Jubiläum am Mittwoch, 20. Juni<br />
2012, im Kulturhof des Schlosses Köniz<br />
mit einem Fest. Einstimmig bewilligten<br />
die anwesenden Delegierten an der Stufenversammlung<br />
dafür einen Unterstützungsbeitrag<br />
von Fr. 10 000.–. Eingeladen<br />
sind alle Kindergarten- und Unterstufenlehrkräfte.<br />
Dieser Tage stellen wir das<br />
OK zusammen. KG- und US-Lehrkräfte<br />
sind herzlich eingeladen, im OK mitzudenken<br />
und mitzuorganisieren. Kontakt:<br />
Erika Reichenbach e.rbach@bluewin.ch<br />
wies und heute vollumfänglich integriert ist.<br />
Angesichts dieser Heterogenität könnte man<br />
meinen, ein normaler Betrieb sei eigentlich<br />
unmöglich. Das Fazit des Workshops aus Sicht<br />
der Referentin: «Wenn wir unsere Kinder anschauen,<br />
sehen wir aufgeweckte, verträumte,<br />
müde, interessierte, aufgedrehte und begeisterte<br />
Kinder mit mehr oder weniger guten<br />
Deutschkenntnissen und in verschiedenem<br />
Alter. Und wir alle zusammen bilden die Basisstufenklasse.»<br />
Nathalie Glauser, Higi Heilinger<br />
Durch Bildung zur Arbeit<br />
Im Jahre 2004 gründete LEBE die Stiftung «Bildung für Kinder und Jugendliche in Afrika». Diese<br />
Stiftung führte in einer ersten Phase die Projekte einer Arbeitsgruppe weiter, die seit 1988 im<br />
west afrikanischen Inselstaat Kapverde Projekte im Bereich der Bildung unterstützte. In all diesen<br />
Jahren haben sich diese verändert, teilweise neue Zielsetzungen und neue Standorte gefunden.<br />
Die wichtigste Partnerorganisation in<br />
der Republik Cabo Verde ist für uns<br />
heute die Stiftung «Infância Feliz»<br />
(«glückliche Kindheit»), die seit 2004 vor allem<br />
in den Bereichen Bildung, soziale Integration<br />
und Kultur arbeitet. Diese Stiftung führt in der<br />
Hauptstadt Praia Kindergärten mit sechs Klassen<br />
und eine Schule zur ReIntegration von<br />
Strassenkindern. Ferner organisiert sie Stützkurse<br />
für Kinder mit schulischen Lernschwierigkeiten<br />
mit dem Ziel, dass sie die Examen<br />
erfolgreich bestehen und folglich befördert<br />
werden können und das Schuljahr nicht wiederholen<br />
oder gar die Schule verlassen müssen.<br />
Die «Infância Feliz» unterhält einen weiteren<br />
Kindergarten in einem Armenquartier der<br />
Stadt Mindelo auf der Insel São Vicente. Unsere<br />
Stiftung finanziert in diesen Projekten vor<br />
allem die Entschädigungen von Lehrpersonen<br />
und kulturelle Anlässe.<br />
Neue Projekte auf der Insel Maio<br />
Die Insel Maio zählt etwa 8000 Einwohner und<br />
gehört zu den ärmsten der Inselgruppe. Im Jahr<br />
fallen zwischen 90 und 150 mm Niederschlag,<br />
Unsere Stiftung<br />
Daniel V. Moser<br />
Die <strong>Mitglied</strong>er des Stiftungsrates «Bildung<br />
für Kinder und Jugendliche in<br />
Afrika» arbeiten alle ohne jede Entschädigung<br />
und finanzieren ihre Reisen zu den<br />
Projekten auf den Kapverdischen Inseln<br />
aus der eigenen Tasche. Die administrativen<br />
Kosten werden auf einer absolut<br />
minimalen Höhe gehalten, sodass die<br />
Spendenbeiträge wirklich den Kindern<br />
auf Cabo Verde zugute kommen. Für<br />
das Schuljahr 2011/12 haben wir einen<br />
Beitrag der Stanley Thomas Johnson<br />
Stiftung in Bern erhalten – für uns auch<br />
ein Akt des Vertrauens in die Arbeit und<br />
die Projekte von «Bildung für Kinder<br />
und Jugendliche in Afrika». Da wir über<br />
keine grossen Reserven verfügen, sind<br />
wir nach wie vor auf Spenden von Privatpersonen<br />
auf unser Postcheckkonto<br />
60-302333-8 dringend angewiesen.<br />
Weitere Informationen finden <strong>Sie</strong> auf<br />
der Homepage www.bildungafrika.ch<br />
was bloss eine extensive Landwirtschaft mit<br />
Ziegen zulässt. Die wichtigsten Erwerbszweige<br />
sind heute die Fischerei, der Tourismus und die<br />
Salzgewinnung.<br />
Die Schullandschaft der Insel ist übersichtlich:<br />
<strong>Sie</strong> zählt elf Primarschulen (1.–6. Schuljahr)<br />
und eine Sekundarschule (7.–12. Schuljahr) im<br />
Hauptort Vila de Maio, eine Berufsschule besteht<br />
nicht. Die Primarschule zählt heute insgesamt<br />
961, die Sekundarschule 730 Schülerinnen<br />
und Schüler. Für die Projekte der «Infância<br />
Feliz» vor Ort sind vor allem zwei Personen<br />
verantwortlich: der «Delegado da Educação»<br />
(Schulinspektor) Adalberto Teixeira Varela und<br />
die Leiterin der Sekundarschule, Margarida dos<br />
Reis Agues. Beide haben sich ausserordentlich<br />
stark für die Bildungsprojekte auf der Insel engagiert.<br />
Auf der Insel Maio finanziert unsere Stiftung<br />
«Bildung für Kinder und Jugendliche in Afrika»<br />
vor allem zwei Teilprojekte, nämlich<br />
den Stützunterricht für 150 Schülerinnen und<br />
Schüler der Primarschule und die Transporte<br />
und die Schulgelder von 72 Schülerinnen und<br />
Schülern der Sekundarschule (der obligatorische<br />
Primarschulunterricht ist unentgeltlich,<br />
nicht aber die fakultative Sekundarschule). An<br />
der Sekundarschule gibt es Schülerinnen und<br />
Schüler, die Schulwege von 20 bis 30 Kilometer<br />
Länge zurücklegen müssen und ohne<br />
Frühstück den zentralen Schulort besuchen.<br />
Es versteht sich, dass unter solchen Umständen<br />
die Leistungsfähigkeit im Laufe des Vormittags<br />
stark abnimmt.<br />
Projekte werden besucht<br />
<strong>Mitglied</strong>er unseres Stiftungsrates hatten im<br />
Frühjahr 2011 Gelegenheit, die Projekte zu besuchen<br />
und mit den Verantwortlichen zu sprechen.<br />
<strong>Wir</strong> hatten den Eindruck, dass der Stützunterricht<br />
in den dezentralen Primarschulen auf<br />
der Insel gut funktioniert und dazu genügend<br />
Räume vorhanden ist. Schwieriger ist die Situation<br />
im Hauptort Vila de Maio, wo dieser<br />
Unterricht im Kirchgemeindehaus, in privaten<br />
Räumen und in Hausgängen stattfinden muss.<br />
Mit dem «Delegado» haben wir die Probleme<br />
dieses Stützunterrichts diskutiert und angeregt,<br />
den betroffenen Lehrpersonen eine Weiterbildung<br />
für diese Belange anzubieten. Nach dem<br />
Schuljahr 2010/11 erzielten die Schülerinnen<br />
und Schüler des Stützunterrichts in den Examen<br />
je nach Schule unterschiedliche Resultate:<br />
Die Erfolgsquoten reichen von 40 Prozent bis<br />
97 Prozent.<br />
Die Schulleiterin der Sekundarschule von Vila do<br />
Maio Margarida dos Reis Aguas bei der Arbeit –<br />
unter den Bildern des Staatspräsidenten Pedro<br />
Pires und der Heiligen Maria. Bild zvg<br />
Berufsbildungskurse<br />
Die Stiftung «Infância Feliz» hat uns weitere<br />
Projekte vorgeschlagen, so dringend notwendige<br />
Berufsbildungskurse für Mechaniker und<br />
von Tiefbaufachleuten sowie eine Musikschule.<br />
Musik hat in der kapverdischen Gesellschaft einen<br />
ganz besonders hohen Stellenwert und die<br />
für das Bildungswesen Verantwortlichen versprechen<br />
sich von einem intensiveren Musikunterricht<br />
einen Motivationsschub bei den Schülerinnen<br />
und Schüler für die Bildung überhaupt.<br />
Im Augenblick sehen wir uns aus finanziellen<br />
Gründen nicht in der Lage, diese sehr sinnvollen<br />
Vorschläge zu unterstützen.<br />
Die Projekte auf der Insel Maio haben offensichtlich<br />
die von uns gewünschte <strong>Wir</strong>kung: Die<br />
Zahl der Schülerinnen und Schüler, die ein Jahr<br />
in der Primarschule wiederholen müssen, sinkt.<br />
Mit der Übernahme der Transportkosten und<br />
der Jugendlichen steigt auch die Zahl der Sekundarschülerinnen<br />
und schüler. Die Projekte<br />
liegen auf der Linie der Bildungspolitik des<br />
Landes, geht es doch nach der Erziehungsministerin<br />
Fernanda Maria de Brito Marques um<br />
die Senkung der Repetentenquoten und um die<br />
Verbesserung der Qualität der Schulen.
34 berner schule / école bernoise Dezember / décembre 2011<br />
ENSEIGNEMENT<br />
Toujours moins simple!<br />
Cette introduction volontairement inversée (pour éviter le sempiternel<br />
«toujours plus compliqué») est amenée pour bien pénétrer dans le<br />
sens de ce qu’elle affirme. Lié à cela, on peut se demander quand atteindrons-nous<br />
les limites de ce que nous sommes aptes à bien gérer?<br />
Problème de société actuel: on ne dort plus assez. Et pour certains de nos élèves, le hockey en semaine est<br />
la cause de bien des bâillements. Photo HB<br />
La maîtrise du contexte est évidemment<br />
liée à la personnalité de chacun, mais on<br />
observe cependant ça et là le franchis<br />
Henri Baumgartner<br />
sement du seuil. Un exemple typique de cette<br />
fuite en avant dans la complexité, c’est l’intégration.<br />
Pas que ce soit négatif ou destructeur,<br />
au contraire. Mais ça rend la vie de presque<br />
tous les acteurs bien moins simple, et particulièrement<br />
celle des profs. La gestion d’une<br />
grande hétérogénéité demande souplesse, disponibilité<br />
et capacités spécifiques. En plus, ça<br />
ne suffit pas de tendre à individualiser les programmes,<br />
ce qui est inévitable, encore fautil<br />
pouvoir le faire grâce à des effectifs modestes,<br />
des locaux adaptés et une formation ad hoc. On<br />
touche alors au nerf de la guerre. Ça coûte et<br />
les liquidités se tarissent. On en arrive à ne plus<br />
pouvoir bénéficier des moyens nécessaires aux<br />
ambitions et on risque alors le bricolage. Ici,<br />
j’ouvre une parenthèse toute personnelle qui<br />
me vaudra peutêtre des inimitiés, surtout en<br />
ces temps d’études de budget public : nous avons<br />
tendance à toujours demander (et même exiger)<br />
davantage de moyens (coûteux), ne devrionsnous<br />
pas un peu lever le pied pour maintenir<br />
notre crédibilité ? Mais rien n’est aisé, puisque<br />
pour bien intégrer, il faut des enseignants bien<br />
formés voire spécialisés, donc pas forcément<br />
bon marchés. Cependant si on se penche sur<br />
les apports en faveur des enfants, ça redore<br />
l’image de l’investissement : stigmatisation et<br />
ségrégation en baisse, partages, pluralité, collaboration,<br />
socialisation et surtout acceptation<br />
des différences. Plus qu’il n’en faut pour légitimer<br />
et soutenir les efforts, soit, mais on apprécierait<br />
une tendance à la simplification. Car si<br />
le prof doit dépasser les limites de ses capacités<br />
de gestion, son efficacité s’en trouvera affaiblie<br />
malgré toute sa bonne volonté.<br />
Ecole et dérive de société<br />
Fautil instaurer un couvrefeu dans nos bourgades<br />
? Pour les enfants et surtout leurs parents<br />
qui les sortent souvent très tard. Cette question<br />
provocatrice ne fait pas forcément rire, car<br />
devoir la poser indique un problème. On ne dort<br />
plus assez ! Certes, j’ai déjà esquissé la question<br />
du sommeil dans le dernier numéro de votre école<br />
bernoise, mais dans un tout autre contexte. Ici<br />
c’est le manque qui fait problème. Par exemple,<br />
la plupart des parents qui souhaitent sortir le soir<br />
(matches, fêtes diverses…) ne se compliquent pas<br />
la tâche, ils prennent leurs rejetons avec et les<br />
aliteront quand ils auront enfin eu l’envie – ou le<br />
besoin – de rentrer. Il n’est pas rare d’accueillir<br />
un enfant crevé le matin à l’école, lequel était<br />
au match de hockey le soir avant et s’est couché<br />
très tard, si ce n’est pas très tôt (en cause les prolongations<br />
et les tirs aux buts plus les bouchons<br />
lors de la rentrée). Nous observons toujours plus<br />
de généreux bâillements en classe, et la capacité<br />
de concentration de leurs auteurs est souvent<br />
réduite. Et on ne parle pas des ados ! Bref, notre<br />
société a tendance à négliger le sommeil au profit<br />
du plaisir à sortir. C’est le choix de chacun,<br />
certes, mais certaines ambitions devraient alors<br />
être revues à la baisse. Quant au contexte scolaire,<br />
ce n’est pas toujours dramatique, car si<br />
vous faites part aux parents de vos soucis à voir<br />
quelquesuns de vos élèves fatigués, on prend<br />
souvent la chose au sérieux.<br />
Des questions en vrac<br />
L’école est la cible de tous : des parents, des politiciens,<br />
des bienpensants, des destructeurs et<br />
j’en passe. Elle suscite donc un grand nombre<br />
d’interrogations. Vous trouverez ciaprès un<br />
choix de quelques questions glanées ici et là,<br />
auxquelles je vous laisse la liberté de répondre<br />
selon vos convictions.<br />
• Les professeurs devraient-ils recevoir un salaire<br />
en fonction des résultats de leurs élèves ?<br />
• L’école doit-elle renforcer la discipline en<br />
classe ?<br />
• Peut-on cumuler dans la même classe l’intégration<br />
d’élèves étrangers et celle d’enfants<br />
handicapés ?<br />
• Le fait qu’un enfant en classe de soutien perde<br />
certaines leçons données pendant son absence<br />
estil préjudiciable ?<br />
• Les parents doivent-ils pouvoir choisir librement<br />
l’établissement scolaire de leur enfant ?<br />
• Si les finances publiques devaient se détériorer<br />
à tel point que l’école ait à en souffrir encore<br />
plus sérieusement qu’actuellement, quelles<br />
seraient les priorités à maintenir ?<br />
• Les deniers publics doivent-ils financer tout ou<br />
partie des écoles privées ?<br />
• Faute de moyens financiers, vaudrait-il mieux<br />
bricoler au mieux dans la foulée actuelle ou<br />
revenir à des structures plus traditionnelles ?<br />
• N’avons-nous pas tendance à trop exiger des<br />
deniers publics alors que nous devrions avoir<br />
le souci de les gérer au moins aussi bien que les<br />
nôtres en privé, sinon mieux ?<br />
• Comment vous comporterez-vous face à des<br />
parents qui vous reprochent de punir leur<br />
enfant alors que vous avez observé qu’ils sont<br />
totalement laxistes ?<br />
On s’arrête ici, même si la liste pourrait s’allonger<br />
sans autre. Démonstration est faite que nous<br />
œuvrons en milieu ouvert.<br />
Dezember / décembre 2011 berner schule / école bernoise 35<br />
SEELAND<br />
Christiane Planche übergibt Präsidium Peter Guntern<br />
Christiane Planche, die abtretende Präsidentin der Region Seeland, begrüsste am 10. November in der<br />
Försterschule in Lyss die zahlreich erschienenen Teilnehmer und Teilnehmerinnen. Sehr erfreut zeigte sie sich<br />
über den Besuch der Geschäftsführerin Regula Bircher und des Leiters Gewerkschaft Christoph Michel.<br />
Christiane Planche leitet nach zwölf Jahren<br />
das letzte Mal die Regionalversammlung.<br />
Seit der ersten Stunde von LEBE hilft sie<br />
Karin Muhmenthaler<br />
<strong>als</strong> Präsidentin mit. Immer wieder bemüht sie sich,<br />
alle Lehrerinnen und Lehrer, die unter dem Dach<br />
«LEBE» gewerkschaftlich zusammenarbeiten, via<br />
Schulhausvertretungen zu erreichen. Bei der Verabschiedung<br />
durch Max Eichelberger hören wir<br />
zu ihrer geleisteten Arbeit die lobenden Worte<br />
«Kraft», «motiviert», «in Ruhe anpacken». Möge<br />
das Abschiedsgeschenk, eine Ruhebank, ihr helfen,<br />
loszulassen und ihre Pension (in einem halben<br />
Jahr) gelassen anzutreten. Auch Peter Bugmann<br />
wird mit viel Lob, Dank und Geschenken aus dem<br />
Vorstand der Region Seeland verabschiedet. Er<br />
wechselt <strong>als</strong> Vertretung Sek I in den <strong>LCH</strong>.<br />
Neu gewählt werden Regula Zbinden, die sich<br />
«Arbeitslehrerin» nennt, und Rolf Johannsmeier,<br />
der es gerne sehen würde, wenn die Schüler<br />
und Schülerinnen auch «Ja» zur Teilnahme<br />
sagen könnten, wenn die Schule freiwillig wäre!<br />
Mit Applaus wird Peter Guntern zum Präsidenten<br />
ernannt. Der vielseitige Macher setzt<br />
sich dafür ein, dass der Lehrberuf wieder <strong>als</strong><br />
100ProzentPensum ausgeübt werden kann.<br />
Er will die Lehrerschaft stärken und würde es<br />
gerne sehen, wenn der Beruf auch für den männlichen<br />
Teil der Maturaabsolventen wieder an Attraktivität<br />
gewinnen würde.<br />
Regula Bircher, die Geschäftsführerin von<br />
LEBE, wünscht sich eine gute Zusammenarbeit<br />
mit Austausch. Als Wunschbild skizziert sie den<br />
Berufsverband <strong>als</strong> Schiff, das stampft und Wellen<br />
wirft. <strong>Sie</strong> lobt die Homepage der Region<br />
Seeland, die ab Januar zusammen mit allen anderen<br />
Regionen und Stufen unter www.lebe.ch<br />
auftritt. Dafür verantwortlich ist der PRMann<br />
der RV Seeland, Christian Robert. Übrigens: Er<br />
sucht weitere «Testimoni<strong>als</strong>»!<br />
Christoph Michel, Leiter der Gewerkschaft,<br />
spricht klare Worte zu der Budgetdebatte im<br />
Grossrat. Er möchte investieren statt sparen und<br />
gibt zu bedenken, dass alle Sparmassnahmen<br />
letztlich auch bedeuten, dass Lehrpersonen eingespart<br />
werden. An der Delegiertenversammlung<br />
von LEBE am 14. Dezember 2011 wird die<br />
Situation bewertet und das weitere Vorgehen<br />
besprochen. Massnahmen mit Biss sind angesagt!<br />
Christoph Michel macht der bernischen<br />
Lehrerschaft ein Kompliment: LEBE werde<br />
national und europaweit <strong>als</strong> «vorbildlich» wahrgenommen.<br />
Die Region Seeland wird mit voller Stimmkraft<br />
an der DV teilnehmen; es stellen sich auch wieder<br />
Ersatzdelegierte zur Verfügung. Getreu<br />
den Jahreszielen wird nach der Versammlung (s.<br />
Protokoll www.lebe.ch Region Seeland) für eine<br />
gesunde Lehrerschaft gesorgt und Bewährtes<br />
beibehalten …<br />
Mit einem grandiosen «Apéro riche» und der<br />
Band «POLO BUDGET» werden die Jubilare<br />
geehrt und die Neumitglieder willkommen geheissen.<br />
Immer wieder erscheinen die Namen<br />
der 13 Jubilare mit 40 Jahren und die der 31<br />
Jubilierenden mit 25 Jahren Vereinstreue auf der<br />
Grossleinwand. Auch die Namen der 73 Neumitglieder<br />
werden eingeblendet.<br />
Die rockige Musik bringt die Energie und<br />
Freude aller Anwesenden zum Schwingen. Nutzen<br />
wir die gemeinsame Stärke und stehen solidarisch<br />
für eine gute Schule ein!<br />
Jubilare Seeland,<br />
bitte meldet euch!<br />
Der Fehlerteufel ging um. <strong>Wir</strong> bitten<br />
um Entschuldigung.<br />
Einige wurden nicht korrekt geehrt:<br />
• 25 Jahre anstelle von 40 Jahren<br />
• haben weder die Kunstkarte noch<br />
die Einladung zur RV erhalten<br />
• sind ganz vergessen gegangen<br />
Wer f<strong>als</strong>ch oder nicht in der «berner<br />
schule» <strong>als</strong> Jubilarin oder Jubilar Seeland<br />
aufgeführt war oder wer von der RK<br />
Seeland nicht eingeladen wurde, bitte<br />
meldet euch doch in den nächsten Tagen<br />
bei der scheidenden Präsidentin: Christiane<br />
Planche, ch.planche@bluewin.ch<br />
Dieser Aufruf geht auch an Kolleginnen<br />
und Kollegen, welche so etwas vermuten.<br />
Bitte Name, Vorname, Adresse und<br />
Schulhaus angeben, das hilft uns beim<br />
Suchen.<br />
V.l.n.r.: Christian Robert, Christiane Planche, Max Eichelberger, Peter Guntern, Peter Bugmann, Ursula Habegger Bild Christoph Thierstein
36 berner schule / école bernoise Dezember / décembre 2011 Dezember / décembre 2011 berner schule / école bernoise 37<br />
MEINUNG<br />
Offener Brief zum Passepartout-<br />
lehrmittel «Mille feuilles»<br />
Werter Herr Pulver. Anlässlich des<br />
PassepartoutBegleitNachmittages<br />
des IWBKurses 91.321.122.04 im<br />
September 2011 hatten wir die Möglichkeit,<br />
unsere ersten Unterrichtserfahrungen mit dem<br />
neuen Lehrmittel auszutauschen. Die meisten<br />
Lehrpersonen erzählten, dass der Einstieg geglückt<br />
und eine hohe Motivation bei den Kindern<br />
wahrnehmbar sei.<br />
Demgegenüber zeigten sich Lehrpersonen,<br />
welche Mehrjahrgangsklassen unterrichten, besorgt.<br />
<strong>Sie</strong> können sich nicht vorstellen, wie sie im<br />
kommenden Schuljahr mit diesem Lehrmittel<br />
zweispurig unterrichten sollen!<br />
Momentan laufen im ganzen Kanton Bestrebungen,<br />
Mehrjahrgangsklassen einzuführen.<br />
Wie kommt es, dass zu diesem Zeitpunkt ein<br />
neues Lehrmittel konzipiert wird, das nur den<br />
einspurig geführten Klassen Rechnung trägt?<br />
Da fast ausschliesslich mündlich gearbeitet<br />
wird, ist eine hohe Präsenz der Lehrperson<br />
erforderlich. Auch die Aufträge am PC klap<br />
AGENDA<br />
PHBERN INSTITUT FÜR WEITERBILDUNG<br />
Weltistrasse 40, 3006 Bern<br />
Tel. 031 309 27 11, Fax 031 309 27 99<br />
infoiwb@phbern.ch, www.phbern.ch<br />
CAS Integrationskompetenz für Schule und Unterricht<br />
Dieser Zertifikatslehrgang (CAS) unterstützt mit Bezug zu didaktischen,<br />
förderdiagnostischen, heterogenitätsspezifischen und heilpädagogischen<br />
Konzepten den Erwerb von Kompetenzen, die zur Entwicklung einer<br />
integrationsfähigen Schule beitragen. Start: Frühling 2012, Anmeldeschluss:<br />
15. Januar 2012. www.phbern.ch/weiterbildung/lehrgaenge<br />
Café culturel Kulturvermittlung: Atelierrundgang im Progr<br />
OVRA Archives lädt ein zu einem öffentlichen Atelierrundgang im Progr,<br />
das Café culturel ist eine Veranstaltungsreihe im Kontext der Zertifikatslehrgänge<br />
CAS Kulturvermittlung an Schulen der PHBern (www.phbern.<br />
ch/weiterbildung/lehrgaenge) und CAS Teaching Artist der Hochschule<br />
der Künste Bern HKB Weiterbildung (www.hkb.bfh.ch/de/wb/vermittlung/casteachingartist).<br />
Am Freitag, 20. Januar 2012, 18.00–20.00 Uhr,<br />
in Bern. www.ovraarchives.com<br />
Tagung – Dem Berufsalltag auf der Spur<br />
Lehrpersonen zeigen Gelungenes, Bewährtes und Gewagtes aus ihrem<br />
Schulalltag. Aus dem vielfältigen Angebot von mehreren Ateliers wählen<br />
die Teilnehmenden vier aus und erhalten konkrete Impulse für ihren<br />
Schulalltag gemäss dem Motto: «Aus der Praxis – für die Praxis». Ein<br />
Stehlunch rundet die Tagung ab. Am Samstag, 24. März 2012, 08.30–14.30<br />
Uhr, in Bern. www.phbern.ch/weiterbildung/tagungen<br />
pen nur, wenn die Kinder den nötigen Support<br />
bekommen. Das Lehrmittel ist toll für sprachlich<br />
begabte Kinder, schwächere Schulkinder<br />
brauchen dagegen sehr viel Unterstützung. Die<br />
Arbeitsaufträge sind nicht selbsterklärend und<br />
zu schwierig, <strong>als</strong> dass Drittklässler damit selbständig<br />
arbeiten könnten. Grössere Schulen,<br />
welche auf Mehrspurigkeit umgestellt haben,<br />
werden es organisatorisch lösen können, den<br />
Französischunterricht auch nächstes Jahr einspurig<br />
anzubieten. Wie sieht es bei den kleineren<br />
Schulen aus, bei denen dies nicht der<br />
Fall ist?<br />
<strong>Wir</strong> bitten <strong>Sie</strong>, für das kommende Schuljahr<br />
genügend abteilungsweisen Unterricht zur Verfügung<br />
zu stellen, sonst ist eine Überforderung<br />
der Lehrpersonen und damit auch diejenige der<br />
Schulkinder vorprogrammiert.<br />
Ein weiterer Punkt, der in unserem Kurs viel<br />
zu diskutieren gab, sind die teuren Anschaffungskosten<br />
des Lehrmittels. Es müsste doch<br />
möglich sein, die «Magazines» mit einem et<br />
was stabileren Deckel zu produzieren, damit<br />
sie mehr <strong>als</strong> einmal gebraucht werden können.<br />
Das «Mille feuilles» belastet das Mittelstufen<br />
Budget extrem. Auch unsere Gemeinden sind<br />
gezwungen, sparsam mit den Finanzen umzugehen.<br />
<strong>Wir</strong> bitten <strong>Sie</strong>, unsere Anliegen wohlwollend<br />
zu prüfen.<br />
Im Namen der Thuner Kursgruppe Passepartout<br />
grüssen <strong>Sie</strong> freundlich<br />
Elsbeth Müller-Käppeli, Brenzikofen<br />
Christine Leichtnam Rüegsegger, Homberg<br />
Kontakt zu den Autorinnen:<br />
mueller_elsbeth@bluewin.ch<br />
christineleichtnam@bluewin.ch<br />
Neu: E-Newsletter «PHBern für Schule und Unterricht»<br />
Ab Dezember 2011 informiert dieser ENewsletter monatlich über Veranstaltungen,<br />
Angebote und Hintergründe. Er richtet sich primär an<br />
Lehrpersonen und Schulleitende. Abmeldungen sind jederzeit möglich.<br />
www.phbern.ch/enewsletters<br />
PHBERN, INSTITUT FÜR BILDUNGSMEDIEN<br />
Schultheaterberatung<br />
Stückwahl und Arbeitsweise<br />
Mittwoch, 11. Januar, 25. Januar 2012, 14.00–17.00 Uhr<br />
Ort: PHBern, Institut für Bildungsmedien<br />
Info und Anmeldung an: katharina.vischer@phbern.ch<br />
Audiobearbeitung mit Freeware Audacity<br />
Aufzeichnen und editieren von Audiodaten mit Gratissoftware für Mac/<br />
PC & Linux<br />
Mittwoch, 1. Februar 2012, 14.00–17.00 Uhr<br />
Ort: PHBern, Institut für Bildungsmedien, Medienwerkstatt<br />
Kursleitung: Lukas Schnyder<br />
Anmeldung bis Freitag, 27. Januar 2012, Tel. 031 309 28 33<br />
oder medienwerkstattibm@phbern.ch<br />
Kennen <strong>Sie</strong> die Medienwerkstatt?<br />
<strong>Wir</strong> zeigen Ihnen unsere Arbeitsplätze in den Bereichen Audio, Video,<br />
Bildbearbeitung und Fotolabor und wie <strong>Sie</strong> Ihre Projekte realisieren können.<br />
Mittwoch, 1. Februar 2012, 14.30–15.30 Uhr<br />
Ort: PHBern, Institut für Bildungsmedien, Medienwerkstatt<br />
Leitung: Sandra Thomi<br />
Es ist keine Anmeldung erforderlich<br />
AGENDA<br />
REGULA SIEGFRIED<br />
EMail: re.siegfried@bluewin.ch, Tel. 079 512 55 14<br />
MBSR – Mindfulness-Based Stress Reduction (siehe «berner schule»<br />
vom August/September 2011, Seite 21)<br />
8WochenKurs, Januar bis März 2012<br />
Leitung: Regula <strong>Sie</strong>gfried, MBSRLehrerin, Ausbildung bei Linda Myoki<br />
Lehrhaupt, lösungsorientierte Beratung HEB, Erwachsenenbildnerin<br />
SVEB, Sprecherin, Sprechausbildnerin.<br />
MBSR – Stressreduktion durch Achtsamkeit – nach Jon Kabat Zinn wird<br />
erfolgreich in Kliniken, Institutionen und Einzelkursen zur nachhaltigen<br />
Stress und Schmerzreduktion eingesetzt. Es eignet sich auch zur Burnoutprävention,<br />
gegen Erschöpfungssymptome und zur allgemeinen Verbesserung<br />
der Lebensqualität.<br />
Das 8WochenProgramm umfasst:<br />
• Stresssymptome rechtzeitig erkennen<br />
• Entspannungsmethoden erlernen<br />
• innere Mitte und Stabilität finden<br />
• die Macht der Gedanken und Gefühle erforschen<br />
• achtsam mit Schmerz umgehen<br />
• eigene Grenzen respektieren<br />
• neue Lebendigkeit entdecken<br />
• selbstverantwortlich handeln<br />
• Sinne stärken<br />
• sich Zeit für sich nehmen<br />
• respektvoll mit sich und anderen umgehen<br />
Kursdaten: Januar bis März 2012, jeweils Mittwoch von 19.15 bis 21.45 Uhr<br />
(11. / 18. / 25. Januar 2012; 8. / 15. / 22. Februar; Samstag, 25. Februar Achtsamkeitstag<br />
(von 9.00 bis 15.00 Uhr); 29. Februar und 1. März 2012<br />
Ort: «Im Seido», Schwarztorstrasse 25, 3007 Bern (Nähe HB)<br />
Kosten: Fr. 550.– für LEBE<strong>Mitglied</strong>er (Fr. 630.– für Nicht<strong>Mitglied</strong>er)<br />
inkl. Vor und Nachgespräch, Arbeitsbuch, 3 ÜbungsCDs<br />
GERIT SCHÜTZ<br />
Gesprächsführungstraining<br />
mit Schauspielern und Schauspielerinnen<br />
Junge Lehrpersonen mit höchstens fünf Jahren Berufserfahrung können<br />
in diesem Training ihre Kommunikationskompetenz für «schwierige»<br />
Elterngespräche stärken. <strong>Sie</strong> üben sicher aufzutreten und zu Problemen<br />
des kindlichen Lernens und der Persönlichkeitsentwicklung ein lösungsorientiertes<br />
Elterngespräch zu führen. Anhand typischer Problemstellungen<br />
aus dem schulischen Alltag setzen sich die Kursteilnehmer und teilnehmerinnen<br />
an drei Nachmittagen in einem speziellen Trainingssetting<br />
mit «SchauspielerInnenEltern» auseinander und lernen mit pädagogischen<br />
Argumenten die Eltern zur Zusammenarbeit zu gewinnen.<br />
Dieser Kurs wird im Rahmen einer Dissertation empirisch ausgewertet<br />
und kann deshalb zu reduzierten Kurskosten angeboten werden: Fr. 200.–<br />
Daten (jeweils Mittwoch Nachmittag):<br />
A) 22.2., 29.2., 21.3. (noch 6 Plätze frei)<br />
B) 28.3., 4.4.,25.4. (noch 8 Plätze frei)<br />
C) 2.5., 9.5. 16.5. (noch 7 Plätze frei)<br />
Kursort: Bern (nähere Angaben folgen!)<br />
Anmeldeschluss: 20. Dezember 2011<br />
Interessiert? Nähere Infos und Anmeldung: gerit.schuetz@fhnw.ch<br />
BVSS<br />
Bernische Mittelschulmeisterschaften<br />
MSM – Programm und Organisatoren (O) 2012<br />
Dance Award<br />
Samstag, 14. Januar, Bern, Kosten: Fr. 80.–<br />
O: Martin Gilomen, Neumattweg 25, 3038 Kirchlindach<br />
Tel. 031 829 21 27, martin.gilomen@bvss.ch<br />
Regula <strong>Sie</strong>gfried ist die Kursleiterin des MBSR-Kurses für Stressreduktion<br />
durch Achtsamkeit. In der «berner schule» vom August und September 2011<br />
erschien ein Artikel zum Angebot, das LEBE unterstützt. Bild FK<br />
GiantXTour Ski+SB<br />
Mittwoch, 1. Februar, Lenk, Kosten: Fr. 10.–<br />
O: Olivier Genzoni, Neuenburgstr. 86, 2505 BielBienne<br />
genzoni@gmail.com, Tel. 079 416 83 53<br />
Eishockey<br />
Sonntag, 26. Februar, Lyss, Kosten: Fr. 50.–<br />
O: Hans David Steiger, Rosengasse 38, 3250 Lyss, Tel. 032 384 46 36<br />
hans.steiger@besonet.ch, Tel. 079 458 56 21<br />
Unihockey<br />
Samstag, 3. März, Bern, Kosten: Fr. 40.–<br />
O: Christoph Poser, Unterdorfstrasse 16, 4932 Lotzwil<br />
Tel. 062 923 60 68, christoph.poser@gymneufeld.ch<br />
Futsal<br />
Sonntag, 18. März, Bern, Kosten: Fr. 40.–<br />
O: Martin Gilomen, Neumattweg 25, 3038 Kirchlindach<br />
Tel. 031 829 21 27, martin.gilomen@bvss.ch<br />
31. Grand Prix von Bern<br />
Samstag, 12. Mai, Bern, Kosten: Fr. 15.– AGP / Fr. 20.– GP<br />
O: Martin Gilomen, Neumattweg 25, 3038 Kirchlindach<br />
Tel. 031 829 21 27, martin.gilomen@bvss.ch, www.gpbern.ch<br />
Fussball<br />
Samstag, 9. Juni, BernAllmend, Kosten: Fr. 40.–<br />
O: Martin Gilomen, Neumattweg 25, 3038, Kirchlindach<br />
Tel. 031 829 21 27, martin.gilomen@bvss.ch<br />
Beachvolleyball<br />
Samstag, 1. September, Bern, Kosten: Fr. 20.–<br />
O: Sandra Bratschi VD, Wildstrasse 4, 3005 Bern<br />
Tel. 031 352 93 62, sandra.bratschi@hispeed.ch<br />
Volleyball<br />
Sonntag, 4. November, Langenthal, Kosten: Fr. 40.–<br />
O: Peter Matter, Bannfeldstrasse 4, 4912 Aarwangen,<br />
Tel. 062 922 22 36, petermatter@sunrise.ch<br />
Basketball<br />
Sonntag, 2. Dezember, KönizLerbermatt, Kosten: Fr. 40.–<br />
O: Stefan Wyss, Sonnmattweg 2, 3110 Münsingen<br />
Tel. 031 904 10 65, stefan.wyss@koenizlerbermatt.ch
38 berner schule / école bernoise Dezember / décembre 2011<br />
AGENDA<br />
Badminton<br />
Sonntag, 2. Dezember, KönizLerbermatt, Kosten: Fr. 20.–<br />
O: Lorenz Geissbühler, Hardeggerstr. 18, 3008 Bern<br />
Tel. 078 635 77 68, nosplash77@yahoo.com<br />
Alle Schulen erhalten im Dezember ein Plakat mit dem gesamten nachstehenden<br />
Jahresprogramm. Alle Ausschreibungen, Anmeldetalons, Reglemente,<br />
Informationen und Ranglisten, usw. werden nur noch auf der<br />
MSMHomepage <strong>als</strong> Downloads und Onlineformulare verfügbar sein:<br />
www.msm.bvss.ch<br />
Weitere Informationen beim Organisator der MSM Martin Gilomen,<br />
Neumattweg 25, 3038 Kirchlindach, Tel./Fax: 031 829 21 27, EMail:<br />
martin.gilomen@bvss.ch<br />
FACHHOCHSCHULE NORDWESTSCHWEIZ<br />
Gesprächsführungstraining mit Schauspielern<br />
und Schauspielerinnen<br />
Junge Lehrpersonen mit höchstens fünf Jahren Berufserfahrung können<br />
in diesem Training ihre Kommunikationskompetenz für «schwierige»<br />
Elterngespräche stärken. <strong>Sie</strong> üben sicher aufzutreten und zu Problemen<br />
des kindlichen Lernens und der Persönlichkeitsentwicklung ein lösungsorientiertes<br />
Elterngespräch zu führen.<br />
Dieser Kurs wird im Rahmen einer Dissertation empirisch ausgewertet<br />
und kann deshalb zu reduzierten Kurskosten angeboten werden: Fr. 200.–<br />
Daten (jeweils Mi Nachmittag):<br />
A) 22.2., 29.2., 21.3. (noch 6 Plätze frei)<br />
B) 28.3., 4.4., 25.4. (noch 8 Plätze frei)<br />
C) 2.5., 9.5., 16.5. (noch 7 Plätze frei)<br />
Kursort: Bern (nähere Angaben folgen!)<br />
Interessiert? Nähere Infos und Anmeldung: gerit.schuetz@fhnw.ch<br />
STIFTUNG LANDSCHAFT UND KIES<br />
Aarbord 32, 3628 Uttigen<br />
Tel. 033 345 58 20, Fax 033 345 58 19<br />
info@landschaftundkies.ch<br />
LehrerInnen-Fortbildung Kanton Bern 2012<br />
Weitere Informationen und Anmeldungsformulare finden <strong>Sie</strong> unter<br />
www.landschaftundkies.ch › angebote › kurseexkursionen<br />
Anmeldeschluss ist der 30. März 2012<br />
Lernort Kiesgrube – Ein Schulzimmer im Freien<br />
Wann: Samstag, 5. Mai 2012, 8.30–16.00 Uhr<br />
Ort: Kiesgrube Rubigen; Kursleitung: Thomas Röösli (Biologe, Luzern),<br />
Severin Erni und Franziska Eggimann (Stiftung Landschaft und Kies)<br />
Ziel: Die Möglichkeiten des Lernorts durch eigenes Erproben kennen<br />
lernen; in der Lage sein, einen Lernortbesuch selbständig zu planen und<br />
durchzuführen.<br />
Kosten: Fr. 35.– (Inkasso durch PHBern) und Fr. 15.– Materialkosten (zu<br />
bezahlen am Kurs). Der Lernort Kiesgrube ist ein idealer Arbeitsort für<br />
den NMMUnterricht im Freien. Hier können Themenbereiche wie Naturkunde,<br />
Geografie, Geologie, <strong>Wir</strong>tschaft (Rohstoffe, Baustoffproduktion,<br />
Recycling) etc. anschaulich unterrichtet werden, ebenso eignet er sich<br />
zum Forschen, Gestalten und Spielen.<br />
Wilde Genüsse – Kochen mit Wildpflanzen aus der Kiesgrube<br />
Wann: Samstag, 12. Mai 2012, 9.00–14.00 Uhr<br />
Ort: Kiesgrube Safnern<br />
Kursleitung: Marianna Buser (Störköchin und Kochbuchautorin)<br />
Ziel: Essbare Wildpflanzen der Kiesgrube kennenlernen und damit ein<br />
feines Essen zubereiten. Maximal 20 Personen. Stufe: Alle Stufen<br />
Kosten: Keine. In Kiesgruben wachsen zahlreiche essbare Wildpflanzen.<br />
Tauchen <strong>Sie</strong> mit Marianna Buser in die Welt der wilden Genüsse ein. In<br />
der Kiesgrube lernen wir verschiedene Pflanzen kennen und sammeln<br />
diese. Gemeinsam verarbeiten wir die Pflanzen und bereiten ein Gericht<br />
über dem Feuer zu. Anmeldeschluss ist der 30. März 2012.<br />
GILBERT & OLEG IM «LA CAPPELLA»<br />
LEBEErfolgsgeschichte: Weil sie am LEBETag 2009 offensichtlich<br />
begeisterten, wurden die beiden Kabarettisten Gilbert und Oleg von Berner<br />
Schulen für vierzig Auftritte engagiert. Im Januar 2012 sind sie mit<br />
ihrem dritten Stück «Restaurant zum Goldenen Gaukler – magische, artistische<br />
& musikalische Delikatessen» in der Berner KulturKirche zu<br />
sehen! Die Künstler versprechen «… ein Festessen, bei dem <strong>Sie</strong> garantiert<br />
kein Gramm zunehmen!».<br />
La Cappella Bern, 6. und 7. Januar, 20.00 Uhr, 8. Januar, 16.00 Uhr,<br />
www.lacappella.ch<br />
BEZUGSQUELLEN<br />
Basteln / Handarbeiten<br />
Schuleinrichtungen / Mobiliar<br />
Embru-Werke AG<br />
Rapperswilerstrasse 33<br />
CH-8630 Rüti ZH<br />
Erlebnisunterricht<br />
www.filzwolle.ch<br />
Strasser AG<br />
Bierigutstrasse 18<br />
3608 Thun<br />
strasserthun.ch<br />
Das Schulmobiliar.<br />
+41 55 251 11 11<br />
schule@embru.ch<br />
www.embru.ch<br />
Laborbau<br />
Schulraumplanung<br />
Schulraumeinrichtung<br />
Muhlernstr. 9, Haberhuus, Schloss Köniz, 3098 Köniz<br />
Museum 031 971 04 07, Kontakt K. Hofer 031 971 20 40<br />
Schulmuseum Bern in Köniz<br />
Historisches Schulzimmer um 1940 (Sitzen <strong>Sie</strong> in die Schülerpulte!)<br />
Sonderausstellung: 18.08.2011 - 05.07.2012<br />
«Kindergarten zwischen Tradition und Fortschritt»<br />
Historische Schreib- und Mathematiklektionen (Schreiben <strong>Sie</strong> mit Griffel)<br />
Führungen auch ausserhalb der Öffnungszeiten<br />
Ausleihe: historische Lehrmittel, altes Schulmobiliar usw.<br />
Besuchen <strong>Sie</strong> das Museum mit Ihrer Klasse oder Ihrem Kollegium!<br />
Öffnungszeiten: Mi und Sa 14-17 Uhr / So 13-16 Uhr, Eintritt frei<br />
www.schulmuseumbern.ch<br />
Dezember / décembre 2011 berner schule / école bernoise 39<br />
BEzugsquEllEn<br />
Planung und Einrichtung von schulraum<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Werkraumeinrichtungen und Werkmaterialen<br />
Werkraumeinrichtung / Equipement d’atelier<br />
Holz-Metallbearbeitungsmaschinen<br />
Verbrauchsmaterial<br />
<br />
<br />
<br />
knobel schuleinrichtungen ag tel 041 710 81 81<br />
schürmattstrass 3 fax 041 710 03 43<br />
postfach 43 www.knobel-zug.ch<br />
5643 sins info@knobel-zug.ch<br />
<br />
<br />
<br />
Beratung, Verkauf, <strong>Service</strong> – Profitieren <strong>Sie</strong> von<br />
unseren <strong>Service</strong>leistungen im Jahresabonnment.<br />
www.ettima.ch • Bernstrasse 25 • 3125 Toffen • Tel. 031 819 56 26<br />
Höhenverstellbare Arbeitstische<br />
für eine ergonomisch richtige Haltung in der Schulwerkstatt<br />
Lehrwerkstätten Bern, Lorrainestrasse 3, 3013 Bern<br />
Tel. 031 337 37 83, Fax: 031 337 37 99, www.polywork.ch, E-Mail: lwb@lwb.ch<br />
Ihr Spezialist für Werkraumeinrichtungen<br />
in Schulen, Therapie- und Lehrwerkstätten<br />
• Komplette Einrichtungen für Holz- & Metallwerkräume<br />
• Werkzeuge, Maschinen, Hobelbänke, Werkbänke und<br />
Mehrzwecktische<br />
• Revisionen, Unterhalt und <strong>Service</strong> von Werkräumen<br />
• Fachkompetente Beratung<br />
• Aus- und Weiterbildung für fachgerechtes Werken<br />
Franz Xaver Fähndrich<br />
Ihr Spezialist für Werkraumeinrichtungen<br />
Franz Xaver Fähndrich GmbH<br />
Spielplatzring 12 • 6048 Horw<br />
Tel. 041 340 56 70<br />
Fax 041 340 56 83<br />
E-Mail: f_faehndrich@bluewin.ch<br />
www.werkraumeinrichtungen.ch<br />
Spiel- spiel- und Pausenplatzgeräte<br />
Spiel- und Sportgeräte AG<br />
Postfach 482<br />
6210 Sursee LU<br />
Telefon 041 925 14 00 www.buerliag.com<br />
Musikinstrumente<br />
Berufswahl<br />
Diverse<br />
– Spiel- und Sportgeräte<br />
– Fallschutzplatten<br />
– Drehbare Kletterbäume<br />
– Parkmobiliar<br />
Oeko-Handels AG | Spielgeräte & Parkmobiliar<br />
CH-8545 Rickenbach Sulz | Tel. +41 (0)52 337 08 55<br />
www.oeko-handels.ch<br />
…mehr <strong>als</strong> spielen<br />
Material für schulsport<br />
oeko_ins_bernerschule_98x17_4f.indd 1 24.01.11 15:19<br />
Turn- und Gerätematten, Hoco-Hochsprunganlagen auch<br />
Unterhalt und Reparaturen<br />
PREVENT AG hoco schaumstoffe<br />
3076 Worb. b. Bern und 9452 Hinterforst<br />
Tel. 031 83 999 77 und Tel. 071 755 65 33 www.hoco.ch<br />
Djembe, Cajon, Didgeridoo,Conga,<br />
Cajonbausatz usw ; Musikhaus Digi Drum,<br />
Könizstrasse 161, 3097 Liebefeld-Bern<br />
Tel. 031 971 75 32 www.digidrum.ch; digidrum@bluewin.ch<br />
Berufswahl-Portfolio<br />
NEU: webbasiert und erweitert<br />
www.berufswahl-portfolio.ch<br />
www.talens.ch<br />
www.bastelkoenig.ch
40 berner schule / école bernoise Dezember / décembre 2011<br />
MALWETTBEWERB<br />
UND QUIZ<br />
FÜR SCHÜLERINNEN<br />
UND SCHÜLER<br />
VON 6 BIS 18 JAHREN<br />
JUNG UND ALT:<br />
Gestalte, was uns verbindet!<br />
Der 42. Internationale Raiffeisen-Jugendwettbewerb ruft Kinder und Jugendliche auf, sich<br />
kreativ mit dem Thema «Jung und Alt» auseinander zusetzen.<br />
BESTELLTALON FÜR DIE WETTBEWERBSUNTERLAGEN<br />
«JUNG UND ALT: GESTALTE, WAS UNS VERBINDET!»<br />
Ich wünsche den Informationsprospekt für Pädagogen sowie Exemplare des Wettbewerbsprospekts für<br />
Schülerinnen und Schüler von 6 bis 18 Jahren.<br />
Schule<br />
Name, Vorname<br />
Strasse<br />
PLZ, Wohnort<br />
Talon bitte an Ihre Raiffeisenbank oder an Raiffeisen Schweiz, Marketing, 9001 St. Gallen (Tel. 071 225 88 46,<br />
Fax 071 225 85 69) senden oder die Unterlagen via Internet bestellen: www.raiffeisen.ch/wettbewerb<br />
www.raiffeisen.ch/wettbewerb