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ZONKO FÄHRT RENN-GUZZI<br />
<strong>02</strong><br />
FEBRUAR<br />
<strong>2017</strong><br />
TEST<br />
EIN-, ZWEI-, DREI- UND VIERZYLINDER<br />
ENTSCHEIDUNG AM<br />
BERGKAWASAKI<br />
HUSQVARNA 701 SUPERMOTO<br />
TRIUMPH SPEED TRIPLE R<br />
DUCATI 959 PANIGALE<br />
Z 1000 SX<br />
TUNE-UP<br />
LESERWAHL <strong>2017</strong><br />
1. PREIS<br />
SUZUKI GSX-R 1000<br />
und weitere Preise im Wert von über 20 000 Euro<br />
KTM<br />
1290 Super Duke R<br />
GEFAHREN+GETESTET<br />
DUCATI<br />
Multistrada 950<br />
YAMAHA<br />
MT-09<br />
KAWASAKI<br />
Z 650<br />
FAHRWERK<br />
+ HEBEL<br />
Deutschland 4,20 €<br />
Österreich 4,80 €; Schweiz 7,20 sFr;<br />
BeNeLux 4,90 €; Dänemark 47,00 dkr;<br />
Italien 5,60 €; Slowenien 5,60 €;<br />
Spanien 5,60 €<br />
<strong>PS</strong>-ONLINE.DE
Die neue Monster 1200 S<br />
Better. Faster. Monster<br />
Kraftvoll, attraktiv und auf dem neuesten Stand der Technik: Das Herz der neuen Ducati Monster<br />
schlägt stärker als je zuvor. Dank 147 <strong>PS</strong> und 124 Nm steht der Testastretta 11° Motor für reines<br />
Fahrvergnügen. Typisch Monster ist auch das Design – kompakt, leicht, sportlich und auf das<br />
Wesentliche fokussiert. Die neue Monster 1200 S begeistert durch Höchstleistung, gepaart mit<br />
einer zukunftsweisenden technischen Ausstattung: Schaltautomat (Ducati Quick Shift up/down),<br />
Ducati Safety Pack (Kurven-ABS von Bosch und Ducati Traction Control) sowie Ducati Wheelie Control<br />
garantieren mehr Leistungsfähigkeit, Sicherheit und Kontrolle.<br />
Monster 1200 S Ausstattung - 1198 cm³ Testastretta 11° Motor | Riding Modes | Ducati Safety Pack (Bosch Kurven ABS + Ducati Traction Control) |<br />
Ducati Wheelie Control | Ducati Quick Shift up/down | Öhlins Fahrwerk | Daytime Running Light | Euro 4, CO 2 Emission 119 g/km, Verbrauch 5,2 l/100 km
INHALT <strong>02</strong>/<strong>2017</strong><br />
Bereit zum Angriff: Norton will die<br />
etablierten Marken aufmischen – mit einem<br />
edlen, gut 200 <strong>PS</strong> starken V4-Renner<br />
58<br />
Titelfotos: Ducati, fact, Kawasaki, KTM, Jakob Meyer, Andreas Riedmann, Suzuki, Yamaha; Inhaltfotos: Alan Cathcart, Gigi Soldano<br />
SZENE<br />
04 NEWS/PRODUKTE<br />
Spirit-Dreizylinder; neue Bücher;<br />
Interview: Bosch-Elektronikexperte<br />
TEST<br />
10 PREMIERE<br />
KTM Super Duke: nochmal zugelegt<br />
16 PREMIERE<br />
Yamaha MT-09: geht wie die Hölle<br />
20 ZONKOS ATTACKE<br />
Horvath-Guzzi: kein Betonmischer<br />
28 PREMIERE<br />
Kawasaki Z 650: klangvoller Name<br />
32 VERGLEICHSTEST<br />
Bergpreis mit Ein- bis Vierzylindern<br />
46 PREMIERE<br />
Ducati Multistrada 950: kleine Multi<br />
56 TECHNIK<br />
Mehr Power für den Wasserboxer<br />
58 NEUHEIT<br />
Norton V4: für exklusive Kunden<br />
LESERWAHL<br />
50 DIE BESTEN SPORTBIKES <strong>2017</strong><br />
SERVICE<br />
70 TECHNIK-FRAGEN<br />
72 TUNE-UP: YAMAHA MT-09<br />
SPORT<br />
82 PITLANE-NEWS<br />
86 IDM-KONZEPT<br />
Neue Köpfe – bessere Ideen?<br />
88 PORTRÄT CARLO PERNAT<br />
96 SPORT-NEWS<br />
RUBRIKEN<br />
62 MARKT<br />
69 LESERPOST<br />
84 DSK-NACHRICHTEN<br />
98 VORSCHAU/IMPRESSUM<br />
88<br />
Legendärer GP-Manager:<br />
Carlo Pernat (links) plaudert<br />
über seine WM-Stars<br />
Das komplette Heft gibt es auch als E-Paper fürs iPad.<br />
Mehr Infos: www.ps-online.de/ps-epaper<br />
Offizielle<br />
Mitgliederzeitschrift<br />
<strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong> 3
SZENE<br />
NEWS<br />
TRIPLE-<br />
RETTER<br />
SPIRIT MOTORCYCLES nennt sich ein<br />
neuer Motorradhersteller aus England,<br />
der sich anschickt, den auf der Insel<br />
vom Aussterben bedrohten Dreizylinder-Sportmotor<br />
zu retten. Die Firma<br />
mit Sitz in London hat auf der Motorradmesse<br />
in Birmingham einen 750er-<br />
Racer präsentiert, in dem ein Triple auf<br />
Basis des Triumph-Daytona-Motors<br />
Den Spirit-Triple soll es auch als<br />
Nakedbike geben, als GP-Street<br />
steckt. Kein Wunder, denn hinter<br />
Spirit steckt unter anderem auch die<br />
Triumph-Tuning-Schmiede T3 Racing.<br />
Deren Boss Tony Scott werden enge<br />
Verbindungen zu Triumph in Hinckley<br />
attestiert und T3 hat auch acht Jahre<br />
den Marken-Cup „Triple Challenge“<br />
im Rahmen der British Superbike (BSB)<br />
verantwortet.<br />
Der Spirit-Triple hat dieselbe Bohrung<br />
von 76 mm wie der Daytona<br />
675-Dreizylinder. Allerdings wuchs der<br />
Hub auf 55 mm, sodass der Motor jetzt<br />
insgesamt 749 cm³ Hubraum hat. Mit<br />
der gesteigerten Verdichtung von 13.5:1<br />
soll er jetzt bei 14 200/min fette 158 <strong>PS</strong><br />
leisten. Eine auf 50 Stück limitierte R-<br />
Version mit Elektronikpaket soll gar 182<br />
<strong>PS</strong> schaffen. Dafür soll vom ursprünglichen<br />
Triumph-Motor allerdings auch<br />
nicht mehr als die Kurbelwelle übrig<br />
geblieben sein. Experten sehen aber<br />
auch da eher Parallelen zum demnächst<br />
erwarteten 800er-Triple von Triumph.<br />
Tolle Racing-<br />
Teile heben<br />
die GP-Sport<br />
deutlich von<br />
Großserien-<br />
Sportlern<br />
ab – wie der<br />
Preis<br />
Das Display<br />
der Spirit-<br />
Bikes ist<br />
ebenfalls<br />
Rennsport<br />
pur<br />
Mit knapp 45 000 Pfund für die Basis-<br />
Spirit-Supersport namens GP-Sport<br />
dürfte sich der letzte britische Triple-<br />
Renner allerdings in sehr homöopathischen<br />
Dosen verkaufen lassen.<br />
Fotos: Spirit, Cathcart<br />
4 <strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong>
Foto: Dorna<br />
Hurric Lap 1<br />
DER KURZE AUFSTECK-<br />
SCHALLDÄMPFER PASST LAUT<br />
IMPORTEUR FECHTER DRIVE<br />
(FECHTER.DE) VON DER NINJA 300<br />
BIS SUPERBIKES VERSCHIEDENER<br />
BAUJAHRE. AB 299,95 EURO HAT DER<br />
„LAP 1“ EINE EG-BE.<br />
COMEBACK DES JAHRES<br />
ALEX HAT NICHTS VERLERNT<br />
Bis Loris Capirossi ihn 2008 ablöste,<br />
hielt der Brasilianer Alex Barros den Rekord<br />
der meisten GP-Starts. Insgesamt<br />
ging er 276-mal ins Rennen. Nach 2007<br />
machte er dann nach einer weiteren GP-<br />
Saison Schluss, davor war er zwei Jahre<br />
in der Superbike-WM gefahren – auch<br />
als Teamkollege von Max Neukirchner.<br />
Insgesamt gelangen Barros sieben GP-<br />
Siege. Jetzt ist Alex Barros wieder zurück<br />
auf dem Motorrad und gleich auch<br />
dem Podest, wenn auch nur in seiner<br />
AUSGEZEICHNET<br />
ÖSTERREICH SIEGT<br />
Eine Kommission aus Vertretern des internationalen<br />
Motorrad-Sportverbandes<br />
FIM, der Hersteller-Vertretung IRTA und<br />
des Grand Prix-Rechteinhabers Dorna<br />
wählte das MotoGP-Rennen am Red<br />
Bull Ring bei Spielberg/A zur besten<br />
Veranstaltung 2016. <strong>2017</strong> bietet KTM<br />
zum ersten Heim-GP als MotoGP-Hersteller<br />
ein Fanpaket (Tickets etc., 179<br />
Euro) für den Red Bull-Ring an. Der MotoGP<br />
findet dort vom 11. bis 13.8. statt.<br />
Infos zum Paket bei den KTM-Händlern.<br />
Heimat Brasilien. Als Teamchef sprang<br />
er beim Saisonfinale der Superbike-<br />
Meisterschaft in São Paulo einfach noch<br />
einmal selbst in den Rennsattel. Dabei<br />
schaffte der mittlerweile 46-Jährige im<br />
ersten Rennen auf einer BMW S 1000 RR<br />
(#4) den zweiten Platz. Noch besser lief<br />
es in Rennen 2. Barros gewann und holte<br />
sich noch<br />
die absolut<br />
schnellste<br />
Rennrunde.<br />
Foto: Hersteller<br />
EDITORIAL<br />
DENK ICH AN ...<br />
...Deutschland. Keine Sorge, es geht<br />
nicht um Literatur, Einwanderungspolitik<br />
oder Terror. Es geht um die<br />
höchste deutsche Motorradsport-Serie,<br />
die IDM. Ihr geht es nämlich seit<br />
Jahren gelinde gesagt mau. Lang gab<br />
es hier keinen Ruck à la „Wir schaffen<br />
das“ – trotz hochklassiger Fahrer und<br />
Rennen. Es lag viel an der IDM selbst,<br />
den Strukturen, dem Durcheinander<br />
im Reglement, Unstimmigkeiten zwischen<br />
IVM, Verbänden, Promotern<br />
und – ja, wie immer – auch am Geld.<br />
Vor dieser Saison ist jetzt aber etwas<br />
passiert, hat sich der IVM, die Interessenvertretung<br />
der Industrie, zusammengerauft,<br />
ein neues Konzept<br />
beschlossen und abgestimmt mit<br />
dem DMSB und weiteren Beteiligten<br />
ein kompaktes Programm auf den<br />
Weg gebracht. Das ist schon mal ein<br />
riesiger Schritt, den nationalen Motorradsport<br />
wieder voranzubringen.<br />
Das ist deshalb aber kein Selbstläufer<br />
und kann nicht von heute auf morgen<br />
gelingen. In erster Linie erfordert<br />
das positives Denken. Von jenen etwa,<br />
die seit Jahren chronisch auf die IDM<br />
schimpfen, es natürlich besser könnten,<br />
aber nie auch nur einen Finger<br />
gerührt haben. Und es braucht die<br />
Fans, die Leute, die selbst gern auf<br />
dem Motorrad sitzen. Uns alle! Gut<br />
besetzte IDM-Tribünen sorgen nicht<br />
nur für Stimmung und peitschen die<br />
Fahrer vorwärts, sondern locken<br />
Sponsoren an und sorgen allgemein<br />
für mehr Aufmerksamkeit. Im Endeffekt<br />
ist die IDM die beste Plattform,<br />
um deutsche Talente ganz nach vorn<br />
zu bringen – damit Jonas Folger oder<br />
Markus Reiterberger keine Einzelfälle<br />
bleiben. Hier wäre es mal wirklich<br />
angebracht, „deutsch“ zu denken. Wir<br />
sehen uns bei den IDM-Rennen <strong>2017</strong>.<br />
Uwe Seitz,<br />
leitender<br />
Redakteur<br />
Fotos: BMW<br />
Ex-Grand-Prix-Crack Alex<br />
Barros (l.) auf dem Siegerpodest<br />
neben seinem<br />
argentinischen Stammfahrer<br />
Diego Pierluigi<br />
Foto: Yvonne Hertler<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE
Foto: Technikmuseum Sinsheim<br />
KURZ & KNAPP<br />
++ FOLGER WIRBT ++<br />
Der deutsche MotoGP-Pilot<br />
Jonas Folger ist neuer Botschafter<br />
des Sachsenrings<br />
und wird bei diversen Auftritten<br />
für den Deutschland-<br />
Grand Prix vom 30.6. bis 2.7.<br />
die Werbetrommel rühren<br />
++ XSR-RÜCKRUF ++<br />
Yamaha ruft wegen eines<br />
möglichen Ausfalls der Elektrik<br />
die XSR 700 zurück.<br />
Ursache ist der Zündschloss-<br />
Kabelbaum, dessen Isolierung<br />
aufscheuern und einen<br />
Kurzschluss verursachen<br />
kann. Besitzer sollen<br />
schnellstmöglich ihren<br />
Händler kontaktieren.<br />
++ SCHUMI-BIKE++<br />
Die Holz-<br />
hauer-<br />
Honda<br />
CBR 1000<br />
RR von<br />
Formel1-<br />
Legende<br />
Michael<br />
Schumacher<br />
steht<br />
jetzt im Technikmuseum<br />
Sinsheim. „Schumi“ fuhr damit<br />
auch in der IDM – und<br />
das wie immer extrem<br />
schnell.<br />
++ BESTANDSSCHUTZ ++<br />
Nachdem die EU Deutschland<br />
wegen der nationalen<br />
Drosselungsregelung von<br />
Fahrzeugen für den A2-Führerschein<br />
verklagt hat, dürfen<br />
auch hierzulande künftig<br />
auf 35 kW gedrosselte A2-<br />
Fahrzeuge ungedrosselt maximal<br />
70 kW haben. Inhaber<br />
eines „A2-Lappens“, der zwischen<br />
dem 19. Januar 2013<br />
und dem 16. Dezember 2016<br />
(Erscheinungstermin der<br />
11. Änderungsverordnung im<br />
Bundesgesetzblatt) erteilt<br />
wurde, genießen nationalen<br />
Bestandsschutz und dürfen<br />
innerhalb Deutschlands<br />
auch auf 35 kW gedrosselte<br />
Motorräder fahren, deren<br />
Ausgangsleistung die 70 kW<br />
übersteigt. Von Fahrten ins<br />
Ausland mit diesen Maschinen<br />
ist allerdings abzuraten.<br />
<strong>PS</strong>-TUNING-EVENT<br />
WIEDERSEHEN IN DER LAUSITZ<br />
Nach dem großartigen Erfolg des <strong>PS</strong>-Bridgestone-TunerGPs im<br />
vergangenen Jahr am Lausitzring findet Deutschlands wichtigstes<br />
Motorrad-Tuning-Event für Sportmotorräder <strong>2017</strong> wieder in Brandenburg<br />
statt. Der Termin steht schon: Am 23. und 24. Mai dröhnen dort<br />
wieder die hochgezüchteten Motoren, fahren <strong>PS</strong>-Redakteure ihre<br />
Tests mit den Boliden und brennen Profi-Rennfahrer damit Rundenzeiten<br />
in den Asphalt der Superbike-WM-Strecke. Tuner können der<br />
<strong>PS</strong>-Redaktion ab sofort ihre Vorschläge übermitteln.<br />
Einer streng limitierten Gruppe<br />
von <strong>PS</strong>-Lesern werden wir außerdem<br />
wieder Zugang zum<br />
TunerGP ermöglichen und viel<br />
Fahrzeit zur Verfügung stellen.<br />
Details dazu demnächst in <strong>PS</strong>.<br />
NEUER X-LITE HELM<br />
OFF'N'ONROAD<br />
Für Crosser und Supermoto-Fahrer hat<br />
X-Lite einen komplett neuen Helm entwickelt.<br />
Der X-5<strong>02</strong> hat dasselbe hochwertige<br />
Innenfutter wie der bekannte<br />
Racing-Helm X 8<strong>02</strong> RR. Mit der Karbonschale<br />
kostet der 5<strong>02</strong> mit seinem großen<br />
Gesichtsfeld 589,99 Euro. Der Helm aus<br />
Composite Fibre-Verbundstoff startet<br />
bei 439,99 Euro. www.nolan-group.de<br />
Fotos: Metzeler<br />
Gehen auch <strong>2017</strong> mit heißen Eisen<br />
in der Lausitz an den TunerGP-Start:<br />
Rennfahrer und <strong>PS</strong>-Redakteure<br />
METZELER-KALENDER<br />
FRAUEN-POWER<br />
Statt nackter Haut bietet der Metzeler-Kalender<br />
für <strong>2017</strong> auf jedem Monatsblatt aktive<br />
Motorradfahrerinnen. Von der spektakulären<br />
Stuntfrau Sarah Lezito bis zur schnellsten<br />
Frau auf der TT, Maria Costello, reichen die<br />
Porträts, die auf jede Form von Chauvinismus<br />
verzichten. Der Titel Natural Born Lady Rider<br />
soll „den Stolz wie die Entschlossenheit<br />
von Frauen, die ihren Lebenstraum auf dem<br />
Motorrad leben“, transportieren. Der limitierte<br />
Kalender ist nicht frei verkäuflich.<br />
Foto: Markus Jahn<br />
Foto: Roberto Facchinetti Forlani<br />
6 <strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong>
Fotos: ingridsgear<br />
ZOPF-SCHUTZ<br />
HAARE AUF ANGRIFF<br />
Für alle langhaarigen Racer und gaswütigen Damen<br />
könnten die bunten „Hair Protect“ das Ende qualvoller<br />
Bürstaktionen nach dem Renntraining oder fiesen<br />
Spliss bedeuten. Die in Brünn hergestellten Teile aus<br />
Softshell oder Elastan werden einfach über<br />
die zum Zopf gebundenen Haare<br />
gestülpt und per Kordelzug<br />
festgezogen und geschlossen.<br />
Zwei Längen<br />
sind verfügbar, der Preis<br />
reicht von 12,20 Euro bis<br />
16,80 Euro (plus Versand).<br />
www.ingridsgear.com<br />
KARRIERE-ENDE<br />
EISENSTEMMER<br />
18 Jahre stemmte Rainer Schwarz das<br />
Milwaukee-Steel in die Luft oder driftete<br />
mit den schweren Ami-Eisenhaufen fürs<br />
Harley-Volk. Das hätte er sicher alles<br />
einfacher haben können, aber es ist bloß<br />
ein Gerücht, dass er wegen den Kolossen<br />
ausgebrannt sei und deshalb jetzt<br />
seine Karriere beendet. Für den offiziellen<br />
deutschen Harley-Stuntfahrer schnürten<br />
immer größere Sicherheitsanforderungen rund<br />
um die Veranstaltungen ein derart enges Korsett,<br />
dass der passionierte Landwirt darauf einfach<br />
keine Lust mehr hat. „Wenn's am schönsten ist,<br />
soll man aufhören“, fasst der Allgäuer seinen<br />
Entschluss kurz und knapp zusammen. Mit<br />
seinem bayerischen Landsmann Chris Pfeiffer<br />
sind damit schon zwei deutsche Top-Wheelie-<br />
Kings im Ruhestand.<br />
Fotos: easyriders.de<br />
Schlanker Heckträger<br />
GIVI BIETET MIT DEM EX2M AUS ELOXIERTEM<br />
ALUMINIUM EINEN LEICHTEN GEPÄCKTRÄGER<br />
FÜR GROSSE TASCHEN BIS ZU 50 LITER INHALT<br />
UND 6 KG. MIT ENTSPRECHENDEN HALTERN<br />
AUS DEM GIVI-PROGRAMM PASST ER AUCH AN<br />
VIELE SPORTLICHE HECKS. 94,60 EURO<br />
Foto: Givi<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong> 7
Fotos: Bosch, Yvonne Hertler<br />
ELEKTRONIK-ZUKUNFT<br />
ES KOMMT<br />
NOCH VIEL<br />
Bosch-Elektronikexperte<br />
Fevzi Yildirim war zu<br />
Besuch in der Redaktion.<br />
Wir befragten ihn auch zum neu aufgekommenen Thema<br />
Traktionskontrolle mit direktem Bremseingriff.<br />
? Wie weit ist denn die Traktionskontrolle mit direktem<br />
Bremseingriff gediehen? Sie haben bei einem früheren<br />
Gespräch erwähnt, dass Bosch an einem solchen System<br />
arbeitet.<br />
! Wir haben tatsächlich ein solches System entwickelt,<br />
im Rahmen unserer MSC (Motorcycle Stability Control;<br />
Red.). Es heißt MSC advanced und kann aktiv Bremsdruck<br />
aufbauen wie das ESP eines Autos. Es ist also in der Lage,<br />
unabhängig vom Fahrer Bremsdruck zu erzeugen, und das<br />
ist ja die technische Voraussetzung für eine Traktionskontrolle<br />
mit direktem Bremseingriff. Das Problem ist nur, dass<br />
die Hinterradbremsen heute deutlich schwächer ausgelegt<br />
sind als Vorderradbremsen. Wenn ein Hersteller die Traktionskontrolle<br />
mit direktem Bremseingriff möchte, müsste<br />
er zuerst die Hinterradbremse stärker auslegen. Wir hätten<br />
das System sofort bereit.<br />
Schlupf- und ABS-Sensor könnten bald besser kooperieren.<br />
Doch dafür würden etwa Sportler wegen aufwändigerer<br />
Hinterradbremsen schwerer werden<br />
? Meinen Sie nur die Dimensionierung oder auch die<br />
Qualität der Bremskomponenten?<br />
! Die Teile müssten präziser gefertigt und besser<br />
geführt sein. Und für deutlich längere Laufleistungen ausgelegt.<br />
Sie haben ja wesentlich mehr Bremseingriffe als<br />
bisher und daher höheren Verschleiß. Die Bremsscheibe<br />
müsste auch größer dimensioniert sein, damit man einfach<br />
höhere Bremsmomente absetzen kann.<br />
Foto: Alpinestars<br />
PROFI-HANDSCHUH<br />
NEUER SUPERTECH<br />
Der Supertech von Alpinestars ist <strong>2017</strong> der<br />
Top-Sporthandschuh im Programm der Italiener.<br />
Mit vielen Känguruleder-Einsätzen und<br />
Ziegenleder soll der Handschuh besonders<br />
strapazierfähig und durch die speziellen<br />
Steppnähte und vorgeformten Finger<br />
sehr angenehm zu tragen sein.<br />
Für die Sicherheit sitzen<br />
Schutzzonen aus Aramidfaser<br />
in den typischen Sturzbereichen<br />
innen und außen.<br />
In vier Farben und Größen<br />
von S bis 3XL erhältlich.<br />
Preis: 359,95 Euro<br />
KATALOG <strong>2017</strong><br />
PFLICHTLEKTÜRE<br />
Mit Euro 4 haben sich einige Modelle<br />
nun endgültig aus den Angeboten<br />
der Motorradhersteller verabschiedet.<br />
Viele Neuheiten sind dafür dazugekommen.<br />
Nirgends bekommt<br />
man schneller einen Überblick über<br />
das aktuelle Fahrzeugangebot – vom<br />
Crosser bis zum Superbike – als im<br />
neuen MOTORRAD-Katalog. Dazu gibt<br />
es viele wichtige Adressen von Händlern<br />
und Tunern. Für 8,50 Euro überall<br />
im Zeitschriftenhandel.<br />
8 <strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong>
Name:<br />
Foto: Dorna<br />
Spielhöllen-GP<br />
AUGEN AUF BEIM STREIFZUG DURCH<br />
DIE VERGNÜGUNGSTEMPEL IN DEN EIN-<br />
KAUFSZENTREN. DIE DORNA UND DER<br />
HERSTELLER VON SPIELHALLENGERÄ-<br />
TEN, RAW THRILLS, HABEN EINEN SPEZI-<br />
ELLEN MOTOGP-SPIELAUTOMATEN HER-<br />
AUSGEBRACHT, BEI DEM DIE SPIELER<br />
AUF NACHGEBILDETEN MOTOGP-BIKES<br />
SITZEN UND IN ECHTE SCHRÄGLAGE<br />
GEHEN KÖNNEN. EIN GEBLÄSE SORGT<br />
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anderem bei den Partnern viele Einkaufsvorteile,<br />
Zugang zu exklusiven Veranstaltungen und<br />
auch die Teilnahme an besonderen Gewinnspielen<br />
bietet. Sie ist unser jährliches „Dankeschön“<br />
an die<br />
treusten Leser.<br />
Alle Infos zum<br />
Heldenclub gibt<br />
es unter www.mo<br />
<strong>2017</strong><br />
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LESESTOFF<br />
RACER, KURVEN, DUCS<br />
Nie gab es mehr Rennsieger in<br />
einer Saison der Königsklasse<br />
als 2016. Das ganze verrückte<br />
Jahr zusammengefasst in einem<br />
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LICHEN ORT ZURÜCK. GLÜCK-<br />
WUNSCH IN DIE EIFEL!<br />
Die schön gemachte Serie „Curves“<br />
stellt nach den Alpen und Pyrenäen<br />
im vierten Band die schöne Kurvenwelt<br />
Schottlands vor. Dort lässt es<br />
sich fürwahr sehr schön mit dem<br />
Motorrad wedeln – zu sehen in atemberaubenden<br />
Bildern und sachdienlichen<br />
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Überleben gesichert und den<br />
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PREMIERE<br />
KTM 1290 SUPER DUKE R
GEISTER<br />
STUNDE<br />
Die neue KTM 1290 Super Duke R sieht nicht nur gespenstischer aus als ihre<br />
Vorgängerin. Das nackte Superbike hat auch in Sachen Fahrwerk, Motor und<br />
vor allem Elektronik höllisch zugelegt. Nichts für schwache Nerven!<br />
Text: Uwe Seitz; Fotos: KTM<br />
Der neue, sehr flache Scheinwerfer<br />
soll designtechnisch<br />
seine Inspiration aus einem<br />
Gemälde geholt haben, auf<br />
dem ein gesichtsloser Mönch die Kutte<br />
tief über den Kopf gezogen hat. Dieser<br />
gespenstische Moment hat sich tatsächlich<br />
in das Antlitz der neuen Super<br />
Duke übertragen. „Mit der Neuauflage<br />
wollen wir schon erschrecken“, sagt<br />
Christos Filippidis, Marketingmanager<br />
bei KTM in Mattighofen dann auch<br />
zum Auftritt des Naked Bikes. Jedem<br />
Betrachter soll gleich gewahr werden,<br />
dass ein Ritt auf der 1290er kein<br />
Kinderfasching ist.<br />
Ist es auch nicht! Brachiale 177 <strong>PS</strong><br />
in einem Naked Bike klingen für softe<br />
Mitmenschen schon gruselig. Wenn<br />
sich die KTM aus der Kurve heraus bei<br />
Drehzahlen unter 4000/min mit einem<br />
Drehmoment von über 100 Nm wie ein<br />
Monster aufbäumt, gefriert das Blut in<br />
den Adern. Oder gerät bei all jenen<br />
gewaltig in Wallung, die solche Extreme<br />
lieben. Dazu haben die Ingenieure<br />
in Mattighofen die schon großartige<br />
Vorgänger-Duke insgesamt einfach<br />
noch ein bisschen geiler gemacht.<br />
Eben auch den potenten Zweizylinder,<br />
dieses Manifest verbrennungsmotorischer<br />
Großartigkeit. Seine hohe<br />
Laufkultur hat er auch mit Euro 4 behalten<br />
und soll trotz gesenktem Spritverbrauch<br />
noch vier <strong>PS</strong> mehr Spitzenpower<br />
liefern. Auf unseren Turns über<br />
die Rennstrecke von Doha begeistert<br />
der Twin mit sanftem Ansprechverhalten<br />
im Drehzahlkeller und einer<br />
trotzdem brachialen Kraftentfaltung,<br />
die man speed- und spaßbringend mit<br />
jedem feinen Dreh am Ride-by-Wire-<br />
Gasgriff weiter steigern kann. Die überarbeiteten<br />
Zylinderköpfe mit den neuen<br />
Resonatoren und den für mehr Spitzenleistung<br />
um zehn Millimeter kürzeren<br />
Ansaugtrichtern leisten hier ganze<br />
Arbeit und gönnen dem neuen Triebwerk<br />
oben heraus ein noch mal um<br />
500/min erweitertes Leistungsband.<br />
Zur Drehfreude des Big Twin tragen<br />
auch die modifizierte Kurbelwelle und<br />
die neuen, leichteren Kolben bei.<br />
Jetzt mit sportlicherem<br />
WP-Fahrwerk<br />
Haken wir den Zweizylinder mit der<br />
erhöhten Verdichtung und neuen<br />
Titan-Ventilen aber an dieser Stelle als<br />
äußerst gelungen ab und kommen zum<br />
Fahrwerk. Bisher kritisierten wir das<br />
schwache Ansprechverhalten der<br />
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01<br />
<strong>02</strong><br />
01 Die voll einstellbaren<br />
WP-Federelemente<br />
sind jetzt<br />
knackiger ausgelegt<br />
und harmonieren<br />
sehr gut<br />
<strong>02</strong> Die Gabel<br />
vermittelt jetzt<br />
mehr Gefühl für<br />
das Vorderrad,<br />
was allerdings<br />
auch der neue<br />
Lenker und dessen<br />
Positionierung<br />
stark beeinflusst<br />
DATEN<br />
KTM<br />
1290 SUPER DUKE R<br />
ANTRIEB<br />
Zweizylinder-V-Motor, vier Ventile/<br />
Zylinder, 130 kW (177 <strong>PS</strong>) bei 9750/min,<br />
141 Nm bei 7000/min, Bohrung/Hub:<br />
108,0/71,0 mm, 1301 cm³, Verdichtung:<br />
13,6:1, Zünd-/Einspritzanlage, 56-mm-<br />
Drosselklappen, hydraulisch betätigte<br />
Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Sechsganggetriebe,<br />
Kette<br />
FAHRWERK<br />
Stahl-Gitterrohrrahmen, Lenkkopfwinkel:<br />
65,1 Grad, Nachlauf: 107 mm, Radstand:<br />
1482 mm, Ø Gabel innenrohr: 48 mm, Federweg<br />
v./h.: 125/156 mm<br />
RÄDER UND BREMSEN<br />
Leichtmetall-Gussräder, 3.50 x 17/6.00 x<br />
17, Reifen vorn: 120/70 ZR 17, hinten:<br />
190/55 ZR 17, Erstbereifung: Metzeler<br />
Racetec RR, 320-mm-Doppelscheibenbremse<br />
mit Vierkolben-Festsätteln vorn,<br />
240-mm-Einzelscheibe mit<br />
Zweikolben-Festsattel hinten, ABS<br />
GEWICHT<br />
(trocken) 195 kg,<br />
Tankinhalt: 18 Liter Super<br />
GRUNDPREIS<br />
16395 Euro (zzgl. NK)<br />
03<br />
Herstellerangaben<br />
03 Clean, ohne sichtbare Kabel<br />
und farbig präsentiert sich das<br />
neue TFT-Display. Hier zu sehen<br />
mit Track Pack und einstellbarer<br />
Traktions- (Slip), Wheelie- (AWM)<br />
und Launch-Kontrolle (LC) 04 Der<br />
Zylinderkopf beherbergt nun 19<br />
Gramm leichtere Titanventile am<br />
Einlass und bringt eine höhere<br />
Verdichtung von 13,6:1 05 Flach<br />
und böse sieht er aus und fügt<br />
sich sehr schön in die sehr cleane<br />
Front: der neue Scheinwerfer<br />
04<br />
05
Federelemente gerade auf holprigem<br />
Asphalt. Den bot uns KTM zum Vergleich<br />
auf dem tadellos asphaltierten<br />
Losail-Circuit allerdings nicht an.<br />
Für ein abschließendes Urteil müssen<br />
wir also auf die Testrunden über<br />
unsere <strong>PS</strong>-Hausstrecke warten.<br />
Aber was das etwas schwammige<br />
Feedback besonders vom Vorderrad<br />
angeht, ist die neue Super Duke eindeutig<br />
besser als das Vorgängermodell.<br />
Die knackigeren Federn in Gabel<br />
und Federbein steigern eindeutig die<br />
Transparenz. Dazu kommt der jetzt<br />
breitere, flachere und tiefer und weiter<br />
vorn angebrachte Lenker, der dem Piloten<br />
das Vorderrad eindeutig besser<br />
in die Hand gibt und überhaupt eine<br />
aktivere Sitzposition ermöglicht.<br />
Umfangreiche Elektronikpakete<br />
gegen Aufpreis<br />
Die größte Neuerung betrifft jedoch<br />
die Elektronik. Neben dem<br />
Funkschlüssel, den man<br />
nur irgendwo bei sich<br />
tragen sollte, sind Kurven-ABS<br />
und via IMU<br />
geregelte Traktionskontrolle<br />
jetzt serienmäßig an Bord. Ebenso<br />
wie ein Tempomat. Drei Modi,<br />
nämlich Sport, Street und Rain, können<br />
angewählt werden, regeln die Leistungsentfaltung<br />
und automatisch auch<br />
die jeweils an den Modus angepasste<br />
Schlupfregelung.<br />
Wer es supersportlicher möchte<br />
und neben einer Launch- und Wheelie-<br />
Kontrolle die Traktionskontrolle – auch<br />
während der Fahrt – anpassen möchte,<br />
muss das „Track Pack“ (340,46 Euro)<br />
beim Händler freischalten lassen.<br />
Neben der neunfach verstellbaren TC<br />
bekommt er dazu auch den vierten<br />
Modus „Track“ für eine spitzere Leistungsentfaltung<br />
des Motors. Mit den<br />
Schaltern auf der linken Lenkerseite<br />
lässt sich das individuelle Setup<br />
erstellen und dank Track Pack auch<br />
für den nächsten Turn abspeichern.<br />
Für Fahrer mit innerer Abneigung<br />
gegen Wheelies funktioniert die Kontrolle<br />
selbiger sehr gut, auch wenn das<br />
Vorderrad immer noch gern unter dem<br />
Drehmoment leicht abhebt. Wer mit<br />
dem Ösi-Brenner auch mal ein Rennen<br />
fahren will, kann mit der Launch-Control<br />
beruhigt den Gashahn spannen,<br />
die Kupplung erstaunlich zügig rauslassen<br />
und nervenschonend bis in den<br />
dritten Gang Meter machen, ohne<br />
auch nur einmal vom Gas gehen zu<br />
müssen. Dazu ist jedoch der Quickshifter+,<br />
der Schaltassistent mit Blipperfunktion<br />
(389,19 Euro), Pflicht. Wer<br />
gleich 535,50 Euro investiert, bekommt<br />
im „Performance Pack“ neben dem<br />
Quickshifter noch das MSR. Dieses<br />
Elektronikfeature regelt das Motorschleppmoment<br />
und hebt je nach<br />
Schaltvorgang beispielsweise am Kurveneingang<br />
die Drehzahl an. Insgesamt<br />
funktionierte das System auf der<br />
Rennstrecke mit technisch schwierigen<br />
Ecken sehr gut, wenn es auch beim<br />
Herunterschalten in den zweiten Gang<br />
nicht immer ganz geschmeidig zuging.<br />
Wer also fast 1000 Euro extra in die<br />
Elektronik investiert, bekommt ein<br />
vollends extrem sportliches Naked<br />
Bike, das eigentlich ein unverkleidetes<br />
Superbike ist. Damit unterstreicht KTM,<br />
dass die 1290 Super Duke R anno <strong>2017</strong><br />
noch weiter davon entfernt ist, angepassten<br />
Alltags-Aktivisten der geeignete<br />
Untersatz zu sein. Schaut dem Biest<br />
ins Antlitz, dann steigt auf und fahrt<br />
eine Runde: Diese Augen lügen nicht!<br />
Wer ein gerüttelt Maß an Unvernunft in<br />
einem technisch blitzsauberen Powerbike<br />
sucht, den gruselt an dieser Super<br />
Duke R vielleicht nur noch der Preis<br />
der Vollausstattung!<br />
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TRACK-HERZOG<br />
Mit entsprechend<br />
ausgewählten Zutaten<br />
wird die schon sehr<br />
sportliche Super Duke<br />
„gerennadelt“.<br />
Das Standardmodell, sofern<br />
die Elektronikpakete „Track“<br />
und „Performance“ an Bord<br />
sind, ist schon extrem sportlich.<br />
Mit serienmäßigem Lenkungsdämpfer<br />
und feisten Brembo M50-Monoblock-Stoppern,<br />
die klasse dosierbar<br />
sind und auf sehr hohem Supersport-<br />
Niveau verzögern. Das kurvenaktive<br />
ABS regelt sehr spät, lässt sich auch<br />
dauerhaft deaktivieren (mit Dongle für<br />
knapp 116 Euro) oder im „Super moto“-<br />
Modus sogar so einsetzen, dass hinten<br />
eingeleitete Bremsdrifts drin sind.<br />
Trotzdem lässt sich die Performance<br />
für die Rennstrecke noch steigern.<br />
Schon das Sitzgefühl ist über den<br />
Racinghöcker deutlich aktiver. Dieser<br />
platziert den Racer noch einen Tick<br />
höher über dem Lenker, was das<br />
Gefühl für die Front nochmals verbessert.<br />
Wer das Geld<br />
für Rennteile in die<br />
Hand nimmt, sollte<br />
dann auch geich die<br />
dreifach geklemmte<br />
WP-Racing-Gabelbrücken-Einheit<br />
mit dazu nehmen.<br />
Dieses sehr steife<br />
Bauteil gibt einem<br />
das Vorderrad<br />
quasi in die<br />
Hand. Mit den<br />
Racing-Rasten<br />
steigt die<br />
Schräglagenfreiheit,<br />
und die Ak-<br />
rapovic-Komplett-<br />
anlage hebt richtig abgestimmt die<br />
Leistung noch mal um ein paar <strong>PS</strong> und<br />
sorgt für noch brachialeren Anriss<br />
beim Gasgeben. Für die aufgezählten<br />
Features muss man dann allerdings zusätzlich<br />
zirka 4000 Euro investieren.<br />
01 <strong>02</strong><br />
01 Die ohnehin verbesserte<br />
Super Duke-Vorderradführung<br />
verleiht<br />
mit dieser Gabelbrücken-Einheit<br />
echtes<br />
Rennfeeling <strong>02</strong> Die Akrapovic-Komplettanlage<br />
sorgt in allen Drehzahlbereichen<br />
für noch<br />
mehr Druck und mehr<br />
Topend-Leistung
PREMIERE<br />
YAMAHA MT-09<br />
Verlassene Konzertsaal-<br />
Ruine, bröckelnder<br />
Beton, brennende Ghettofässer<br />
und viel Graffiti:<br />
Yamaha präsentierte die<br />
neue MT-09 in einer<br />
bizarren Szenerie. Inhalt<br />
der Botschaft: Das Mittelklasse-Naked<br />
goes bad!<br />
Wie böse genau?<br />
Text: Volkmar Jacob; Fotos: Yamaha<br />
STRASSEN<br />
KÜNSTLER<br />
16 <strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong>
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Keiner wusste davon. Nur<br />
allgemeines Staunen über die<br />
lange Busfahrt nachts ins<br />
Nirgendwo. Dann endlich der<br />
Stopp. Den versammelten Journalisten<br />
bietet sich ein Bild wie aus einer<br />
schaurigen Filmszene: ausgediente,<br />
brennende Fässer vor zerfallenden<br />
Fassaden, graue Betonwände eingefärbt<br />
mit bunter Sprühkunst. Im Innern<br />
des halbrunden Gebäudes, mitten auf<br />
einer ehemaligen Bühne, eine riesige<br />
Projektionswand. Daneben im Scheinwerferlicht<br />
die neue MT-09. Auf den<br />
darüber liegenden Rängen lauscht das<br />
Publikum gespannt dem Zeremonienmeister,<br />
der ein neues Kapitel der<br />
„Dark side of Japan“ feiert. Zweifellos<br />
eine beeindruckende Inszenierung.<br />
Am nächsten Tag bieten Testfahrten<br />
die Gelegenheit zu checken, was hinter<br />
der Aufführung vom Vorabend mit den<br />
stolzen Worten steckt. Leider zeigt sich<br />
das mallorquinische Wetter von seiner<br />
schlechten Seite: nasse Straßen, weiterer<br />
Regen ist angekündigt. Egal, aufsatteln.<br />
Schon bei den ersten Bodenunebenheiten<br />
fällt das straffere Grund-<br />
Setup der Federelemente auf. Hier hat<br />
Yamaha auf die allgemeine Kritik an<br />
der laschen Abstimmung der ersten<br />
MT-09 von 2013 reagiert – bravo! Doch<br />
beim Federbein schossen die Japaner<br />
womöglich übers Ziel hinaus. Ungewohnt<br />
hart dringen Schläge zum Piloten<br />
durch. Wie sich erst im Nachhinein<br />
herausstellte, änderten die Techniker<br />
speziell für dieses Event die Standardeinstellung<br />
und erhöhten sowohl die<br />
Dämpfung als auch die Federvorspannung<br />
des Monoshocks. Ob Plattschuss<br />
ins eigene Knie oder dienliche<br />
Maßnahme, wird ein ausführlicher<br />
kommender Test zeigen.<br />
01 <strong>02</strong><br />
DATEN<br />
YAMAHA MT-09<br />
ANTRIEB<br />
Dreizylinder-Reihenmotor, vier Ventile/<br />
Zylinder, 84,5 kW (115 <strong>PS</strong>) bei 10 000/min,<br />
88 Nm bei 8500/min, Bohrung/Hub:<br />
78,0/59,1 mm, 847 cm 3 , Verdichtungsverhältnis:<br />
11,5:1, Zünd-/Einspritzanlage,<br />
41-mm-Drosselklappen, mechanisch<br />
betätigte Mehrscheiben-Ölbad-Anti-<br />
Hopping-Kupplung, Sechsganggetriebe,<br />
Kette<br />
FAHRWERK<br />
Leichtmetall-Brückenrahmen, Lenkkopfwinkel:<br />
65,0 Grad, Nachlauf: 103 mm,<br />
Radstand: 1440 mm, Ø Gabel innenrohr:<br />
41 mm, Federweg v./h.: 137/130 mm<br />
RÄDER UND BREMSEN<br />
Leichtmetall-Gussräder, 3.50 x 17/5.50 x<br />
17, Reifen vorn: 120/70 ZR 17, hinten:<br />
180/55 ZR 17, 298-mm-Doppelscheibenbremse<br />
mit Vierkolben-Festsätteln vorn,<br />
245-mm-Einzelscheibe mit Einkolben-<br />
Schwimmsattel hinten, ABS<br />
GEWICHT<br />
(vollgetankt) 193 kg,<br />
Tankinhalt: 14,0 Liter Super<br />
GRUNDPREIS<br />
8995 Euro (zzgl. NK)<br />
Herstellerangaben<br />
01Die voll einstellbare Gabel beherbergt<br />
in einem Holm die Druckstufe, im<br />
anderen die Zugstufe<br />
<strong>02</strong> Willkommen in der oberen Mittelklasse:<br />
Schaltautomat. Die Gangwechsel<br />
könnten allerdings noch einen Tick<br />
sanfter vonstatten gehen<br />
03 Neue Formen, fiesere Optik: Die<br />
MT-09 möchte böse sein. Statt am Heck<br />
ist der Kennzeichenhalter nun an der<br />
Schwinge angeschraubt. Das unterstreicht<br />
das knackig-kurze Hinterteil<br />
03<br />
18 <strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong>
Einen positiven Nebeneffekt hat<br />
die kleine Schummelei jedoch schon<br />
heute. Mit der stärker vorgespannten<br />
Feder erhöht sich auch die Sitzposition.<br />
Serienmäßig bereits um fünf Millimeter<br />
angehoben, sitzt der Pilot aktiver als<br />
auf der Vorgängerin. Außerdem brettert<br />
die Fuhre nun spürbar knackiger<br />
durch die Gegend und schaukelt sich<br />
im Attacke-Modus nicht auf – soweit<br />
man bei den herrschenden Bedingungen<br />
überhaupt von Angreifen reden<br />
kann. Trotz der erhöhten Stabilität ist<br />
die Höchstgeschwindigkeit der MT-09<br />
weiterhin auf 210 km/h begrenzt. Einen<br />
großen Anteil an dieser Stabilität hat<br />
auch die gestraffte, nun voll einstellbare<br />
Gabel. Sie ist asymmetrisch ausgelegt,<br />
führt also in einem Holm die<br />
Druck-, im anderen die Zugstufe.<br />
Dazu spendierte Yamaha der Neuen<br />
eine Anti-Hopping-Kupplung. Dank Servo-Unterstützung<br />
mit erfreulich geringer<br />
Handkraft zu bedienen, verhindert<br />
sie beim Herunterschalten wirkungsvoll<br />
Hinterradstempeln. Wer bei dieser<br />
Übung allerdings gleichzeitig hinten<br />
scharf bremst, muss weiter mit einer<br />
leicht hüpfenden Heckpartie rechnen.<br />
Herrlich: Trotz Euro 4 geht der<br />
Triple wie Hölle<br />
Neuerungen bietet die Yam auch bei<br />
der Elektronik. Das Durchladen der<br />
Gänge funktioniert jetzt easy per<br />
Quickshifter. Spätestens hier ist klar:<br />
Die Schalthilfe ist in der oberen Mittelklasse<br />
angekommen. Perfekt wäre es,<br />
wenn die Gangwechsel noch einen<br />
Tick geschmeidiger vonstatten gingen,<br />
doch die Richtung stimmt. Blippern,<br />
also kupplungsfreies Runterschalten,<br />
ermöglicht das System leider nicht.<br />
Das kann man in dieser Klasse aber<br />
auch nicht verlangen.<br />
Bei der Abstimmung der drei Fahrmodi<br />
sieht das etwas anders aus. Auf<br />
Stufe „A“ springt die Yamaha so abrupt<br />
ans Gas, dass sich uns der Sinn dieser<br />
Einstellung nicht erschließt. „B“ kennt<br />
keinerlei Lastwechsel, was super ist,<br />
aber die Power begrenzt. Standard<br />
(„Std“) ist jene Position, die das Beste<br />
aus den zwei Welten vereinen soll. Das<br />
schafft sie fast, könnte für besonders<br />
feinfühlige Naturen jedoch den Wechsel<br />
vom Schiebe- in den Lastbetrieb<br />
noch einen Hauch sanfter vollziehen.<br />
Etwas mehr Sensibilität wünschen<br />
wir uns auch für die seit Anfang 2016<br />
in der MT-09 werkelnde, zweistufige<br />
und abschaltbare Traktionskontrolle.<br />
Auf Position eins lässt sie ungeniert<br />
Wheelies zu. Achtung, Abflug via Rückwärtssalto<br />
nicht ausgeschlossen! Wer<br />
WICHTIGE ÄNDERUNGEN<br />
MOTOR & PERIPHERIE<br />
– neues Mapping der Motorsteuerung<br />
– Anti-Hopping-Kupplung mit Servo-<br />
Unterstützung<br />
– Schaltautomat<br />
– Traktionskontrolle (seit Anfang 2016)<br />
FAHRWERK<br />
– straffer abgestimmte Federelemente<br />
– voll einstellbare, asymmetrische Gabel<br />
– kürzerer Heckrahmen<br />
VERKLEIDUNG/SONSTIGES<br />
– schmale Scheinwerfer, rundum<br />
LED-Beleuchtung<br />
– Sitzhöhe um fünf Millimeter angehoben<br />
– im Tankbereich schmalere Sitzbank mit<br />
flacherem Übergang zum<br />
13 Millimeter längeren Beifahrersitz<br />
– sämtliche Verkleidungsteile neu gestaltet<br />
– Cockpit für bessere Ablesbarkeit neu<br />
positioniert<br />
– neuer Kennzeichenhalter, an Schwinge<br />
statt an Heckrahmen angeschraubt<br />
mit dem Einradtanz nichts am Hut hat,<br />
wählt Stufe zwei. Sie greift schon bei<br />
geringen Abweichungen von Vorder- zu<br />
Hinterraddrehzahl ein, regelt hierbei<br />
etwas grob, hält die Front aber immerhin<br />
zuverlässig am Boden. Ideal wäre<br />
noch eine dritte, fein arbeitende Stufe<br />
zwischen diesen beiden.<br />
Uneingeschränkter Applaus gebührt<br />
hingegen dem durchzugsstarken Dreizylinder.<br />
Bis auf eine neue Abstimmung<br />
des Motormanagements unverändert,<br />
hat er durch die Euro 4-Norm nichts an<br />
Faszination und Spritzigkeit eingebüßt.<br />
Der Triple flutet den Piloten noch immer<br />
mit Endorphinen – absolute Weltklasse!<br />
Dazu elektrisiert nach wie vor<br />
der fauchende Sound. Den Drilling von<br />
der Leine zu lassen, heißt ganzheitliche<br />
Unterhaltung auf höchstem Niveau.<br />
Schauen wir abschließend aufs<br />
Design. Die schmalen LED-Scheinwerfer<br />
blicken finster drein. Dazu passt die<br />
kantige Form der Lampenmaske. Überhaupt<br />
tritt die neue MT-09 aggressiver<br />
auf als die bisherige: geschärfte Formen,<br />
kurzes Heck, auffälliger Kennzeichenhalter.<br />
In Sachen Styling haben die<br />
Designer ganze Arbeit geleistet und der<br />
MT ein grimmiges Äußeres verpasst.<br />
Wie böse also ist die Neue? Sagen<br />
wir so: Sie mimt den Fiesling, besitzt<br />
aber eine ordentliche Portion japanischer<br />
Vernunft – was ja per se nichts<br />
Schlechtes ist. Technisch hat die MT-09<br />
zugelegt, vermittelt mit rund 9000 Euro<br />
aber nicht mehr das gierige Schnäppchen-Gefühl<br />
der ersten Baureihe (8000<br />
Euro). Wir sind gespannt, was die Konkurrenz<br />
draufhat. KTM zimmert noch<br />
etwas an der 790er-Duke, und Triumph<br />
schickt bereits im Frühjahr die Streety<br />
800 ins Rennen. Das werden spannende<br />
Zeiten!<br />
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<strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong> 19
ZONKOS ATTACKE<br />
HORVATH-MOTO GUZZI LE MANS
130 <strong>PS</strong> liefert der Guzzi-V2, den böse Zungen<br />
den Betonmischmaschinen zuordnen. Beim<br />
Lauf zur italienischen Vintage-Langstrecken-<br />
Meisterschaft triumphierte die Horvath-Le<br />
Mans. Was kann das wahnsinnig arge Eisen?<br />
Text: Zonko; Fotos: andreasriedmann.at<br />
GUZZI<br />
RACING<br />
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SICHERHEITS-<br />
ELEKTRONIK?<br />
NIE GEHÖRT!<br />
Na, vollkommen entspannt<br />
bin ich nicht. Ich kenne zwar<br />
den Pannoniaring sehr gut<br />
und würde die Linie auch im<br />
Schlaf finden, aber vor mir steht keine<br />
moderne Supersport-Maschine, die<br />
heutzutage ja allesamt extrem benutzerfreundlich<br />
und sicherheitsorientiert<br />
funktionieren, sondern ein wirklich<br />
arges Gerät, das einerseits vermutlich<br />
früh in den Grenzbereich kommt und<br />
andererseits keine narrensichere,<br />
rettende Elektronik an Bord hat. Erschwerend<br />
kommt hinzu, dass ich zwar<br />
Guzzis immer wegen des starken Charismas<br />
und des unverwechselbaren<br />
Charakters geliebt habe, aber dass ich<br />
niemals einen feisten Adler aus Mandello<br />
für einen Trackday gewählt hätte.<br />
Niemals! Bei aller Liebe: Seit ich<br />
denken kann, waren Guzzis immer<br />
Eisen, die beim herkömmlichen Straßenfahren<br />
einen hohen Erlebniswert<br />
hatten, aber im Rennsport voll unterlegen<br />
waren. Keine Leistung und kein<br />
Fahrwerk – eine ungünstige Kombination,<br />
wenn man schnelle Rundenzeiten<br />
in den Asphalt brennen will. Dennoch<br />
sind mir abfällige Kommentare, wie<br />
zum Beispiel dass der 90-Grad-Guzzi<br />
V2 ursprünglich als Motor für eine<br />
Betonmischmaschine konzipiert wurde,<br />
immer zuwider gewesen. Herablassendes<br />
ist meistens ein Schwachsinn, und<br />
in diesem Fall besonders. Moto Guzzi<br />
hat in den 40er- und 50er-Jahren insgesamt<br />
15 Welt- und Europameistertitel<br />
geholt, ehe man sich 1957 vom Rennsport<br />
zurückzog, weil der dramatisch<br />
einbrechende Motorradmarkt den<br />
Die Mivv-Pötte waren mal für eine Aprilia RSV Mille gedacht.<br />
Leicht modifiziert, bescheren sie der Guzzi vier <strong>PS</strong> mehr<br />
Old School Racing. Auch im Sattel heißt das vorherrschende<br />
Bild Rustikalität, zum Drehen am Gasgriff braucht´s Kraft<br />
22 <strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong>
Team Horvath-<br />
Guzzi (Richie<br />
Rampula, Peter<br />
Horvath, Chris<br />
Zaiser) gewinnt<br />
in Misano<br />
2016 in der<br />
italienischen<br />
Vintage-Lang-<br />
strecken-<br />
Meisterschaft<br />
Hersteller aus Mandello del Lario in arge<br />
finanzielle Bedrängnis gebracht hatte.<br />
Die somit um ihren Tätigkeitsbereich<br />
gebrachte Rennabteilung entwickelte<br />
dann den noch heute typischen Guzzi-<br />
V2 für den Einsatz im Fiat 500. Letztendlich<br />
nahm Fiat ein anderes Triebwerk,<br />
aber der Motor ist im Wesentlichen<br />
bis heute gültig. In der Horvath-<br />
Guzzi liefert er Prüfstand-beglaubigte<br />
118 <strong>PS</strong> und 119 Nm am Hinterrad.<br />
40er-Dellortos verlangen nach<br />
Muskelschmalz<br />
Bevor ich aufsteige, muss ich mich<br />
noch einmal versichern: „Was ist mit<br />
den schmalen 18-Zoll-Reifen? Haben<br />
die eh einen Grip und einen Grenzbereich,<br />
135 oder reißt es mich spektakulär<br />
145<br />
140<br />
vom Bock, wenn sich Drehmoment 130und<br />
125<br />
Leistung 120 treffen?“ Peter Horvath, der<br />
seit 40 Jahren die kampfstärksten 115 und<br />
110<br />
auf der 105Rennstrecke schnellsten Guzzis<br />
baut (keine Übertreibung), hebt die 100<br />
95<br />
Brauen: 90„Das sind die CR von Continental.<br />
Sehr gute Reifen. Früher haben 85die<br />
80<br />
keine sportwürdigen Gummis gebaut,<br />
75<br />
aber der CR ist jetzt die erste Wahl 70bei<br />
65<br />
klassischen Rennmaschinen. Wir fahren<br />
mit einem Satz Reifen einen gesam-<br />
55<br />
60<br />
ten Endurance-Lauf, 50 der vier Stunden<br />
45<br />
dauert. Und lange aufwärmen musst 40<br />
du ihn auch nicht. Der 35 funktioniert<br />
30<br />
schon in der dritten Kurve. Wirst sehen,<br />
das geht richtig 20gut. Aber vergiss<br />
25<br />
15<br />
nicht die verkehrte Schaltung!“ 10<br />
Beim Stichwort „verkehrte 5 Schaltung“<br />
bekomme ich immer heiße Ohren.<br />
0<br />
Da hebt es den Puls, da werde ich<br />
unrund. Ist ein Trauma. Dass bei Rennmaschinen<br />
der Einser oben ist und<br />
dann die weiteren Gänge nach unten<br />
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gedrückt werden, ist logisch, weil<br />
man ja in tiefer Schräglage beim Rausfeuern<br />
nicht mit dem Fuß unter den<br />
Ganghebel kommt. Aber da ich als<br />
Straßenfahrer sozialisiert worden bin<br />
und 99 Prozent meiner mittlerweile<br />
rund 700 000 Kilometer am Eisen mit<br />
herkömmlicher Schaltung unterwegs<br />
gewesen bin, ist es leicht möglich, dass<br />
ich im Eifer des Gefechtes das ungewohnte<br />
Schaltschema vergesse. Wäre<br />
selbstverständlich eine Katastrophe.<br />
Abgesehen davon, dass es bei einem<br />
derart 1,3596 <strong>PS</strong> brachialen = 1 kW passiven Überdrehen<br />
0,7355 zu einem kW = 1 <strong>PS</strong> kapitalen Motorschaden<br />
kommt, weil sich Ventile und Kolben<br />
nicht 205 aus dem Weg gehen können,<br />
200<br />
200<br />
ist auch 195ein Sturz sehr wahrscheinlich.<br />
190<br />
190<br />
Wenn 185 du die volle Beschleunigung<br />
180<br />
180<br />
erwartest 175 und stattdessen die volle<br />
170<br />
170<br />
Motorbremse 165 ausfasst, bleibst du nicht<br />
160<br />
160<br />
sitzen. 155 Ein Trauma habe ich deshalb,<br />
150<br />
150<br />
weil ich 145vor Jahren in Jerez die Repsol-<br />
140<br />
140<br />
MotoGP-Honda 135 vom Rossi fahren durfte<br />
und 125 zur Hälfte der zweiten Runde<br />
130<br />
130<br />
120<br />
120<br />
einfach 115nicht mehr wusste, ob der<br />
110 110<br />
nächste 105Gang oben oder unten ist.<br />
100<br />
100<br />
Das waren 95 fürchterliche Sekunden,<br />
90<br />
90<br />
in denen 85 die aufkeimende Panik logisches<br />
Denken 75 unmöglich machte. Ich<br />
80<br />
80<br />
70<br />
70<br />
meine, 65 als Journalisten-Nudel einen<br />
60<br />
60<br />
MotoGP-Motor 55 abstechen, weil man<br />
50<br />
50<br />
die verkehrte 45 Schaltung vergessen<br />
40<br />
40<br />
hat, ist 35 halt nicht genau das, was man<br />
30<br />
30<br />
sich wünscht. 25 Lebenslange Ächtung<br />
20<br />
20<br />
ist nicht 15erstrebenswert – die Japaner<br />
10<br />
10<br />
sind nachtragend.<br />
5<br />
0<br />
0<br />
Ich nicke. Passt. Einser oben. Dann<br />
drückt Meister Horvath auf den Starter,<br />
gibt im richtigen Moment die richtige<br />
Dosis Gas, und der mächtige V2 wacht<br />
auf wie ein Stier nach einem Albtraum.<br />
DATEN<br />
ANTRIEB<br />
Zweizylinder-90-Grad-V-Motor, zwei Ventile/<br />
Zylinder, 95,6 kW (130 <strong>PS</strong>) bei 7900/min, 130<br />
Nm bei 6100/min, Bohrung/Hub: 95/80 mm,<br />
1150 cm³, Verdichtungsverhältnis: 11:1, zwei<br />
Dellorto-Rundschiebervergaser, 40-mm-<br />
Drosselklappen, mechanisch betätigte Mehrscheiben-Trockenkupplung,<br />
Fünfganggetriebe,<br />
Kardan<br />
FAHRWERK<br />
Gitterrohrrahmen aus Stahl, Lenkkopfwinkel:<br />
64,0 Grad, Nachlauf: 110 mm, Radstand:<br />
1470 mm, konventionelle Telegabel, Ø Gabelinnenrohr:<br />
41 mm, einstellbar in Federbasis<br />
und Zugstufe. Zwei Spezial-Wilbers-Federbeine,<br />
einstellbar in Federbasis, Zug- und<br />
Druckstufe. Federweg vorn/hinten: 125/95<br />
mm, Leichtmetall-Gussräder, 3.00 x 18/<br />
3.00 x 18, Reifen vorn: 110/80 ZR 18, hinten:<br />
130/80 ZR 18, Bereifung: Continental<br />
RoadAttack 2 CR, 300-mm-Doppelscheibenbremse<br />
mit radial angeschlagenen Zweikolben-Festsätteln<br />
vorn, 270-mm-Einzelscheibe<br />
mit Zweikolben-Festsattel hinten<br />
MAX. HINTERRADLEISTUNG*<br />
87,0 kW (118 <strong>PS</strong>)<br />
BESCHLEUNIGUNG*<br />
0 –100 km/h: k. A.; 0 –150 km/h: k. A.;<br />
0 –200 km/h: k. A.<br />
DURCHZUG*<br />
50 –100 km/h: k. A.; 100 –150 km/h: k. A.<br />
HÖCHSTGESCHWINDIGKEIT*<br />
235 km/h<br />
GEWICHT<br />
185 kg mit leerem Tank,<br />
Tankinhalt: 25,0 Liter<br />
SETUP GABEL<br />
stat. neg. Federweg: k. A., Druckstufe: k. A.,<br />
Zugstufe: k. A., Niveau: k. A.<br />
SETUP FEDERBEIN<br />
stat. neg. Federweg: k. A., Druckstufe: k. A.,<br />
Zugstufe: k. A., Niveau: k. A.<br />
PREIS<br />
nicht bezifferbar und nicht zu verkaufen<br />
MESSWERTE<br />
Motorleistung<br />
100<br />
130 Horvath-Moto Guzzi<br />
90 120 87,0 kW (118 <strong>PS</strong>)<br />
80 110 bei 7900/min<br />
100<br />
70<br />
119 Nm bei<br />
90 6100/min<br />
60 80<br />
50 70<br />
60<br />
40<br />
50<br />
30 40<br />
120<br />
20 30<br />
100<br />
20<br />
80<br />
10 10<br />
60<br />
kW <strong>PS</strong><br />
40<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
Motordrehzahl in 1/min x 1000<br />
Drehmoment in Nm<br />
Explosionsartig geht der Motor auch über<br />
5000/min nicht zu Werke, stattdessen gibt<br />
es fettes, gut dosierbares Drehmoment.<br />
alle Dämpfungseinstellungen von komplett geschlossen gezählt;<br />
statischer negativer Federweg senkrecht stehend ohne Fahrer;<br />
U=Umdrehungen; K=Klicks, * <strong>PS</strong>-Messung<br />
Leistung am Hinterrad, Messungen<br />
wurden vom Tuner übernommen
Brutal, wie es den Motor durchreißt<br />
und wie es ihn ungestüm im Rahmen<br />
seitlich hin- und herbeutelt. Irr!<br />
Wie soll man damit schnelle Runden<br />
fahren können? Das muss dich doch<br />
im Radius ansatzlos abwerfen!<br />
Egal. Da muss ich jetzt durch. Ich<br />
schicke kurze Gasstöße in den alten<br />
Le Mans-Motor, der jetzt 1150 Kubik<br />
hat, finde den rauen, dumpf bellenden<br />
Klang großartig und nehme überrascht<br />
zur Kenntnis, wie viel Kraft ich zum Drehen<br />
des Gasgriffs brauche. Die beiden<br />
an herkömmlichen Seilzügen hängenden<br />
40er-Dellorto-Vergaser sind halt<br />
doch anders als elektronisch gesteuerte<br />
Drosselklappen à la Ride-by-Wire.<br />
Der Tinto-Rahmen funktioniert<br />
noch immer<br />
Die Sitzposition passt gut. Old School<br />
Racing. Tiefe Stummel, langer Tank,<br />
Satte 1150 Kubik<br />
und 130 <strong>PS</strong><br />
entlockt Meister<br />
Horvath dem<br />
urtümlichen V2.<br />
Wenn der Motor<br />
läuft, wirft es ihn<br />
wie irr im Rahmen<br />
hin und her.<br />
Trotzdem nimmt<br />
er das Gas weich<br />
an und entwickelt<br />
ab 4000/<br />
min so etwas<br />
wie Laufruhe<br />
spartanischer Sitz, Fußrasten weit hinten<br />
und hoch. Mit äußerstem Wohlwollen<br />
registriere ich, dass der zornig<br />
bebende Motor ab 4000/min so etwas<br />
wie Laufruhe entwickelt. Zwar sind die<br />
bemerkenswert starken Vibrationen<br />
des Triebwerks bis zum Begrenzer bei<br />
8700/min immer präsent, aber sobald<br />
man die Tiefen verlassen hat, rüttelt<br />
und schüttelt es nicht mehr, und somit<br />
verfliegt die Angst, dass der V2 im<br />
Kurvenscheitel Unruhe ins Fahrwerk<br />
bringen könnte.<br />
Tut er nicht. Ich bin echt überrascht,<br />
wie weich und voll der mörder<br />
getunte, alte Motor ans Gas geht. Er<br />
explodiert nicht. Im wahrsten Sinne<br />
des Wortes sowieso nicht (wäre ja für<br />
Langstreckenrennen alles andere als<br />
ideal), und in Bezug auf die Leistungsentfaltung<br />
auch nicht. Knapp über<br />
5000/min hat man zwar das Gefühl,<br />
dass der V2 jetzt mehr Kohlen ins<br />
Feuer wirft, aber insgesamt ist es<br />
einfach ein druckvoller Verlauf mit<br />
einem gewaltigen Drehmomentplateau.<br />
1150 Kubik sind halt nie verkehrt.<br />
Im Vergleich zu einer serienmäßigen<br />
Le Mans III von 1981, deren 850er-<br />
Motor unabhängig von der geschön-<br />
24 <strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong>
KEINE BREMSE,<br />
DAFÜR POWER!<br />
ten Werksangabe nicht viel mehr als<br />
60 <strong>PS</strong> serviert hat, ist die Horvath-<br />
Guzzi eine Flutwelle. Die letzten Feinheiten<br />
des Tunings hat mir der<br />
Meister selbstverständlich nicht<br />
verraten („Ich mache das ja nur<br />
zum Spaß. Und ich will nicht,<br />
dass eine andere Guzzi so<br />
schnell wie meine ist“), aber<br />
die Richtung ließ er erkennen:<br />
leichtere, feingewuchtete<br />
Kurbelwelle, Carillo-Pleuel,<br />
größere Schmiedekolben,<br />
höhere Verdichtung, Kopfbearbeitung<br />
und eine scharfe,<br />
untenliegende Nockenwelle,<br />
die aus dem Vollen gearbeitet<br />
wurde. Horvath: „Diese Nockenwelle<br />
hat sonst niemand.“ Ein kleines<br />
Detail hat er aber doch preisgegeben:<br />
„Die Auspufftöpfe sind von Mivv<br />
für eine Aprilia RSV Mille. Die waren<br />
günstig zu haben. Ich habe die Einsätze<br />
rausgenommen und zwei spezielle<br />
Endkappen aus Alu gemacht. Hat vier<br />
<strong>PS</strong> gebracht.“<br />
Die Kraft und die guten Manieren<br />
des Motors im Sinne des Ansprechverhaltens<br />
und der Leistungsentfaltung<br />
finde ich großartig, die Bremse begeistert<br />
mich weniger. Im Vergleich zu<br />
einem modernen Supersportler ist<br />
der Anker durchaus als Drama zu bezeichnen.<br />
Relativ viel Handkraft ist notwendig,<br />
der Biss bleibt trotzdem eher<br />
zahnlos. Das liegt aber nicht daran,<br />
dass Meister Horvath ein überzeugter<br />
Anhänger der Philosophie „Wer bremst,<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong> 25
2.06 AM<br />
PANNONIA-<br />
RING IST<br />
ERNST<br />
verliert“ wäre, sondern am Reglement<br />
für europäische Vintage-Langstrecken-<br />
Meisterschaften. Da dürfen nämlich nur<br />
Zweikolbensättel verwendet werden.<br />
Mehr Freiheiten gibt es bei den Federelementen.<br />
Hinten kommen Wilbers-<br />
Stereobeine zum Einsatz, vorne eine<br />
voll einstellbare 41er-Gabel aus einer<br />
Honda VTR 1000. In Verbindung mit<br />
dem sehr guten Gitterrohrrahmen, den<br />
Lino Tonti Anfang der 70er-Jahre für<br />
Moto Guzzi konstruiert hat (erstmals<br />
eingesetzt 1971 in der V7 Sport, gebaut<br />
bis zur Jahrtausendwende), zeigt die<br />
Horvath-Guzzi eine auch für heutige<br />
Verhältnisse tadellose Stabilität,<br />
die Vertrauen fördert und ordentliche<br />
Kurvengeschwindigkeiten zulässt.<br />
Wow, unglaublich wie sich das alte<br />
Eisen durch die Radien frisst! Selbst<br />
das Einlenken gelingt nahezu spielerisch<br />
und verlangt nicht nach starken<br />
Impulsen an den Stummeln. Kleine Abstriche<br />
muss ich bei Linienkorrekturen<br />
in Schräglage machen. Da entwickelt<br />
die Guzzi eine gewisse Sturheit. Gut,<br />
habe ich verstanden, fresse ich die R6<br />
mit dem nicht ganz so fachkundigen<br />
Chauffeur halt im nächsten Kurveneingang.<br />
Es spielt keine Rolle, dass der<br />
Anker nicht top ist, wenn das Fahrwerk<br />
und die Geometrie erlauben, dass man<br />
mit viel Speed in den Radius rollen<br />
kann. Herrlich!<br />
Großer Aufruhr geht durch<br />
das Fahrerlager<br />
Immer, wenn die alte Guzzi auf der<br />
Strecke gewütet hat, kommen dann<br />
Supersportler und Superbiker zum<br />
Horvath-Transporter im Fahrerlager<br />
und bestaunen das alte Eisen, das<br />
so mörder marschiert. Stammfahrer<br />
Richie Rampula (ehemaliger Kawa-<br />
Cup-Gewinner) schafft am Pannoniaring<br />
2.10er-Zeiten, der neue Shooting-<br />
Star im Team Horvath-Guzzi, Chris<br />
Zaiser (mehrmaliger Staatsmeister,<br />
SSP- und SBK-WM-Pilot), sogar 2.06er.<br />
Da werden viele Hobbyracer auf topmodernem<br />
Material fest hergerichtet.<br />
Das taugt Peter Horvath: „Guzzis<br />
wurden immer schon unterbewertet.<br />
Als wir Anfang der 80er-Jahre beim<br />
ersten Superbike-Rennen in Österreich<br />
mit dem Fahrer Manfred Schopper alle<br />
Japaner, Ducatis und BMWs hinter uns<br />
gelassen haben, hat es keiner gepackt.<br />
Aber die Basis der Le Mans war einfach<br />
gut. Den Rahmen hätten sich die<br />
26 <strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong>
starten – und zu gewinnen. Mich wundert<br />
es ein wenig, dass der auf 130 <strong>PS</strong><br />
aufgeblasene Motor offensichtlich vier<br />
Stunden locker durchhält und dass der<br />
aus heutiger Sicht erschreckend dünne<br />
Originalkardan nicht kapituliert. Das<br />
Zeug hält die Rennbelastung aus? Horvath:<br />
„Der Motor ist extrem zuverlässig<br />
und standfest. Aber Kardan und Getriebe<br />
kann man fast als Verschleißteile<br />
ansehen. Ist aber kein Problem. Guzzi<br />
hat ja den Kardan bis zum Jahr 2000<br />
nicht geändert. Da gibt es genügend<br />
Gebrauchtteile. Und Renngetriebe von<br />
damals mit den langen ersten beiden<br />
Gängen und der geraden Verzahnung<br />
habe ich rechtzeitig gehortet.“<br />
Besser Guzzi als Golfen<br />
Abschließend stelle ich noch eine<br />
brennende Frage: „Peter, du bist in<br />
Pension, schraubst nur mehr an deinen<br />
eigenen Guzzis, kannst also keinen<br />
geschäftlichen Vorteil mehr aus dem<br />
aufwendigen und teuren Rennsport<br />
ziehen. Zuschauer wird es bei den<br />
Klassik-Rennen wahrscheinlich noch<br />
weniger geben als bei der österreichischen<br />
Meisterschaft, Sponsoren dito.<br />
Was treibt dich an?“ Horvath: „Wenn<br />
meine Guzzi bei Trackdays Supersportler<br />
herbrennt, taugt mir das sehr. Und<br />
wenn wir den Italienern in ihrer eigenen<br />
Meisterschaft in Misano, Imola<br />
oder Mugello zeigen, dass unsere Guzzi<br />
alle planiert und den großen Pokal holt,<br />
freut mich das ungeheuer. Für mich<br />
ist die Rennfahrerei ein Hobby, das ich<br />
leidenschaftlich gerne betreibe. Möglicherweise<br />
verstehen das viele nicht,<br />
aber ich halte zum Beispiel Golf für<br />
einen Trottelsport.“<br />
FAZIT<br />
WENN ICH SO ÜBER DIE HORVATH-GUZZI<br />
NACHDENKE...<br />
…muss ich gestehen, dass ich die Legenden<br />
über die sagenhaft kampfstarke<br />
Moto Guzzi nie wirklich geglaubt habe.<br />
Ich bin als Journalist seit Mitte der 90er-<br />
Jahre sehr viele Adler-Eisen aus Mandello<br />
gefahren und habe sie immer wegen ihres<br />
starken Charakters und ihres Eigenlebens<br />
geliebt, aber niemals spürte ich auch nur<br />
den Hauch eines Drangs, damit auf einer<br />
Rennstrecke Feuer zu geben.<br />
Die Horvath-Guzzi aber entpuppte sich<br />
jetzt tatsächlich als Racing-Eisen, das<br />
ernst zu nehmende Rundenzeiten erlaubt.<br />
Es ist ein erhebendes Gefühl, mit einer<br />
knapp 40 Jahre alten Maschine moderne<br />
Supersportler, deren Chauffeure noch<br />
Potenzial nach oben haben, herzubrennen.<br />
Mögen Horvath, Rampula und Zaiser<br />
die italienische Vintage-Langstrecken-<br />
Meisterschaft <strong>2017</strong> gewinnen!<br />
Japaner gewünscht. Sicher, Leistung<br />
musste man damals schon finden<br />
und die Seriengabel war alles andere<br />
als rennorientiert, aber man konnte<br />
aus der Guzzi sehr viel machen.<br />
Und wenn wir heute bei Klassik-<br />
Langstreckenrennen antreten, sind<br />
wir immer für das Podest und meist<br />
auch für den Sieg gut. Ich habe<br />
keinen olympischen Gedanken.<br />
Wir fahren, um zu gewinnen, und wir<br />
müssen die schnellste Guzzi sein.“<br />
Vorletztes Jahr wurde Horvath-<br />
Guzzi Gesamtzweiter in der italienischen<br />
Vintage-Langstrecken-Meisterschaft,<br />
2016 holte man einen Sieg<br />
beim Lauf in Misano in der Open-<br />
Klasse inklusive schnellster Rennrunde.<br />
Dieses Jahr ist geplant, bei<br />
allen Läufen der Meisterschaft zu<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong> 27
PREMIERE<br />
KAWASAKI Z 650<br />
28 <strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong>
Z-ATTACKE<br />
Die ER-6n ist tot, es lebe die Z 650! Pünktlich<br />
zum vierzigsten Jahrestag dieser Modellreihe<br />
bringt Kawasaki eine neue Zett unters Volk.<br />
Nur eine leicht abgewandelte ER-6n mit klangvollerem<br />
Namen?<br />
Text: Volkmar Jacob; Fotos: Kawasaki<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE<br />
Erster Gang, 30 km/h, Gas auf<br />
und gleichzeitig am Lenker gezupft:<br />
Hoppla, das war etwas<br />
zu viel des Guten! Das Vorderrad<br />
der Z 650 schnellt unerwartet fix<br />
und weit Richtung Himmel. Jetzt rasch<br />
hinten bremsen, sonst droht der Abgang<br />
per Rolle rückwärts. Beim ersten<br />
Wheelie-Check überrascht die Kleine<br />
mit viel Punch in der Mitte, der solche<br />
Showeinlagen begünstigt. Doch nicht<br />
nur Einrad-Artisten profitieren von der<br />
geänderten Motorcharakteristik des<br />
Reihentwins aus der Vorgängerin<br />
ER-6n. Auch Normalos dürfte es freuen,<br />
dass sie den Zwilling für Zwischenspurts<br />
nicht mehr so stark auspressen<br />
müssen. Und die von 72 auf 68 <strong>PS</strong><br />
gekappte Spitzenleistung? Geschenkt!<br />
Allenfalls Drehzahl-Junkies monieren<br />
die ab zirka 8000/min etwas eingeschränkte<br />
Drehfreude. Drücken statt<br />
Drehen: Fürs neue Fahrgefühl legte<br />
sich Kawasaki mächtig ins Zeug.<br />
Die wichtigsten Maßnahmen betreffen<br />
die Steuerzeiten und den geänderten<br />
Drosselklappendurchmesser. Bei<br />
Punkt eins verringerten die Techniker<br />
die Überschneidung, also jenen<br />
Zeitpunkt, an dem beide Ventile gleichzeitig<br />
geöffnet sind. Das erhöht die<br />
Füllung des zündfähigen Gemischs im<br />
Brennraum, was das Drehmoment<br />
steigert. Als zweiten Schritt reduzierten<br />
die Grünen den Durchlass der Drosselklappen<br />
von 38 auf 36 Millimeter. Auswirkung:<br />
höhere Gasgeschwindigkeit,<br />
ebenfalls bessere Füllung. Hierzu trägt<br />
auch die geänderte Form der Ansaugkanäle<br />
bei. Außerdem wuchs das Airbox-Volumen,<br />
und das Gemisch wird<br />
nun von neuen Einspritzdüsen zerstäubt.<br />
Der neue Auspuff mit dichteren<br />
Wabeneinsätzen der Katalysatoren und<br />
ein frisches Mapping vervollständigen<br />
die Änderungen am Motor. Dazu verhindert<br />
die servounterstützte Anti-Hopping-Kupplung<br />
ein Stempeln des Hinterrads<br />
bei frühzeitigem Herunterschalten.<br />
Trotz feiner Vibrationen, die ab<br />
mittleren Drehzahlen das charakteristische<br />
Zweizylinderstampfen begleiten,<br />
<strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong> 29
ietet der muntere Twin einen sehr<br />
hohen Unterhaltungswert. Zumal er<br />
bedrohlich dumpf ansaugt und wie<br />
ein Großer aus dem Auspuff bollert.<br />
Kawasaki Z 650: Wandeln auf<br />
den Spuren berühmter Ahnen<br />
Mehr noch als am Motor werkelte<br />
Kawasaki am Fahrwerk. Statt eines<br />
Brückenrahmens kommen in der Zett<br />
nun ein komplett neu entwickeltes<br />
Stahlrohrgeflecht und eine ebenfalls<br />
neue Schwinge zum Einsatz. Allein an<br />
diesen beiden Bauteilen möchte der<br />
Hersteller knapp 13 Kilo eingespart haben.<br />
Auch die leichteren Räder tragen<br />
zum geringeren Gewicht bei. Insgesamt<br />
verspricht Kawasaki eine Reduzierung<br />
um stattliche 19 auf 187 Kilo (vollgetankt).<br />
Die Schwinge nimmt das Federbein<br />
nun zentral über ein Hebelsystem<br />
auf. Wir erinnern uns: Bei den ER-<br />
6-Modellen wurde der Monoshock<br />
noch seitlich am Rahmen direkt angelenkt.<br />
Dumm nur, dass der Versteller<br />
der Federbasis nun von beiden Seiten<br />
verbaut ist und das Einstellen zur Fummelarbeit<br />
ausartet. Leichtere Räder<br />
und andere Bremssättel (Nissin statt<br />
Tokico), eine um 15 auf 790 Millimeter<br />
gesenkte Sitzposition und um den<br />
gleichen Wert nach unten gewanderte<br />
Fußrasten komplettieren die wichtigsten<br />
Fahrwerksänderungen.<br />
Was aber bringen sie? In erster<br />
Linie ein klasse Handling. Leichtfüßig<br />
brennt die Z 650 durchs gewundene<br />
Asphaltband. Keine Kurve ist ihr zu eng,<br />
keine Kombination zu tricky. Dazu<br />
tragen auch der um ein halbes Grad<br />
steilere Lenkkopfwinkel und der geschrumpfte<br />
Nachlauf bei. Trotz dieser<br />
Handling-fördernden Änderungen<br />
stürmt die kleine Kawa zielgenau und<br />
stabil in und um die Ecken – Linie<br />
suchen leicht gemacht. Einzig das Setup<br />
der Federelemente wirft Fragen auf.<br />
Die auffallend soft abgestimmte Gabel<br />
wandert bei starkem Ankern rasch<br />
Richtung Anschlag. Das Absorbieren<br />
von Bodenwellen muss nun der Reifen<br />
übernehmen, er neigt als Folge früh<br />
zum Blockieren. Auch hinten herrscht<br />
bei zügigem Tempo viel Bewegung.<br />
Doch statt wie die Gabel komfortabel<br />
anzusprechen, haut das Federbein dem<br />
Piloten die Stöße von markanten Bodenwellen<br />
ungeniert ins Kreuz – autsch!<br />
Schön knackig wirken die Bremsen.<br />
Weder zu scharf noch zu lasch ausgelegt,<br />
steigt die Leistung analog zur<br />
Bremskraft. Allerdings regelt das ABS<br />
nach wie vor früh und mit groben Intervallen.<br />
Doch bei aller Kritik gilt es zu<br />
bedenken: Die Z 650 ist weder sündteurer<br />
High-End-Racer noch prunkvolles<br />
Super Naked. Stattdessen bietet sie für<br />
knapp 6700 Euro einen fairen Gegenwert.<br />
Das dürfte nicht nur Einsteiger<br />
und Wiedereinsteiger freuen, sondern<br />
auch gestandene Maschinisten ins Grübeln<br />
bringen, die sich für ein Zweitmotorrad<br />
interessieren. Zumal die 650er<br />
mit ihrem neuen, aggressiveren Design<br />
mehr als je zuvor auf den Spuren ihrer<br />
berühmten Ahnen wandelt.<br />
DATEN<br />
KAWASAKI<br />
Z 650<br />
ANTRIEB<br />
Zweizylinder-Reihenmotor, vier Ventile/<br />
Zylinder, 50 kW (68 <strong>PS</strong>) bei 8000/min,<br />
65 Nm bei 6500/min, Bohrung/Hub:<br />
83,0/60,0 mm, 649 cm³, Verdichtung:<br />
10,8:1, Zünd-/Einspritzanlage, 36-mm-<br />
Drosselklappen, mechanisch betätigte<br />
Mehrscheiben-Ölbad-Anti-Hopping-<br />
Kupplung, Sechsganggetriebe, Kette<br />
FAHRWERK<br />
Stahl-Gitterrohrrahmen, Lenkkopfwinkel:<br />
65,5 Grad, Nachlauf: 100 mm, Radstand:<br />
1410 mm, Ø Gabel innenrohr: 41 mm,<br />
Federweg v./h.: 125/130 mm<br />
RÄDER UND BREMSEN<br />
Leichtmetall-Gussräder, 3.50 x 17/4.50<br />
x 17, Reifen vorn: 120/70 ZR 17, hinten:<br />
160/60 ZR 17, 300-mm-Doppelscheibenbremse<br />
mit Zweikolben-Schwimmsätteln<br />
vorn,<br />
220-mm-Einzelscheibe mit<br />
Einkolben-Schwimmsattel<br />
hinten, ABS<br />
GEWICHT<br />
(vollgetankt) 187 kg,<br />
Tankinhalt: 15 Liter Super<br />
GRUNDPREIS<br />
6695 Euro (zzgl. NK)<br />
Herstellerangaben<br />
01 Das Federbein ist nun zentral<br />
und über ein Hebelsystem an der<br />
Schwinge angelenkt. Generell ist es<br />
zwar soft abgestimmt, spricht jedoch<br />
nicht sehr sensibel an. Außerdem<br />
gerät das Einstellen der Federbasis<br />
nun zur Fummelarbeit<br />
<strong>02</strong> Insidern fällt es sofort auf:<br />
Leuchtdioden am Rücklicht im<br />
schicken Z-Design
Die Z 650 ist ein überwiegend<br />
neu konzipiertes Bike und hat<br />
mit der Vorgängerin ER-6n<br />
nicht viel gemein. Das gilt auch<br />
und gerade fürs Design<br />
03 Übersichtliches, kompaktes,<br />
neu gezeichnetes Cockpit – jetzt mit<br />
Ganganzeige<br />
04 Neu gestaltete Schwinge in Bananenform.<br />
Das Teil hilft, Gewicht zu<br />
sparen. Insgesamt geriet die Zett<br />
satte Kilo leichter als die ER-6n<br />
05 Mit der Z 650 hält die Anti-Hopping-Kupplung<br />
(servounterstützt)<br />
Einzug in die Mittelklasse<br />
01 <strong>02</strong><br />
03 04 05<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong> 31
TEST<br />
EIN-, ZWEI-, DREI- UND VIERZYLINDER AM BERG<br />
HUSQVARNA 701 SM<br />
TRIUMPH SPEED TRIPLE R<br />
DUCATI 959 PANIGALE<br />
KAWASAKI Z 1000 SX<br />
PAT<br />
32 <strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong>
Text: Tobias Münchinger; Fotos: fact<br />
ROUILLE<br />
Vier grundverschiedene Bikes und eine Bergstraße mit Kurven bis zum Abwinken.<br />
Welche Maschine bewältigt die Strecke am schnellsten und warum?<br />
Gründliche Überwachung ist angesagt. Halt, stopp! Die Sektionszeiten, bitte.<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong> 33
Neulich, irgendwo in Südfrankreich.<br />
Vier Typen lungern mit<br />
ihren Motorrädern am Fuße<br />
eines Gebirgspasses herum<br />
und reden Benzin. „Ich glaube, dass<br />
es am Berg nichts Schnelleres als eine<br />
Supermoto gibt“, sagt der Typ mit<br />
Crosshelm und Brille voller Überzeugung.<br />
„Quatsch, man braucht nichts<br />
weiter als ein drehmomentstarkes<br />
Naked Bike“, glaubt der Lederbeleibte<br />
felsenfest. Der mit den fast vollständig<br />
abgewetzten Knieschleifern findet,<br />
ein Supersportler sei das Allheilmittel<br />
schlechthin, und der mit dem augenscheinlich<br />
niedrigsten Ruhepuls prophezeit,<br />
ein kräftiger Tourensportler<br />
wäre beim Gipfelsturm mit Sicherheit<br />
auch nicht gerade langsam.<br />
Dazu fällt dem Autor der Lieblingsspruch<br />
seines alten Schulmeisters ein:<br />
„Glauben tun wir in der Kirche.“<br />
Als Person von überaus hoher Gründlichkeit<br />
und Akribie, ließ sich der Gute<br />
immer nur durch Messbares überzeugen<br />
– Fakten, Fakten, Fakten.<br />
Es hat etwas Belustigendes, sich<br />
jetzt vorzustellen, der alte Pauker<br />
stünde oben am Gipfel der Bergrennstrecke,<br />
um die Bestzeiten der vier<br />
Mopeds mit der Stoppuhr einzufangen.<br />
Vielleicht würde er sagen: „Albern sie<br />
nicht herum, meine Herren. Sobald<br />
die Flagge geschwenkt wird, will ich<br />
sie konzentriert den Berg hochfliegen<br />
sehen. Die ermittelte Zeit wird Indikator<br />
der Leistungsfähigkeit ihrer Maschinen<br />
sowie ihrer Motivation sein!“<br />
Eine herrliche Ansage. So ähnlich<br />
machen wir es! Statt einer von tattriger<br />
Lehrerhand betätigten Stoppuhr verlassen<br />
wir uns allerdings lieber auf<br />
G<strong>PS</strong>-gestütztes Data-Recording. Am<br />
Rechner lässt sich dann auswerten, an<br />
welchen Passagen der 5,13 Kilometer<br />
langen Strecke welches Motorrad vorlegt<br />
oder verliert. Details dazu liefert<br />
die Datensammlung auf Seite 42.<br />
Der Autor übernimmt die Rolle des<br />
Zeitenfahrers und treibt die Maschinen<br />
der Reihe nach den Pass hoch. Gestartet<br />
wird stets mit warmen Reifen. Zur<br />
Vergleichbarkeit der Aufzeichnungen<br />
und Ergebnisse liegt besondere Sorgfalt<br />
darauf, mit jeder Maschine möglichst<br />
denselben Strich zu fahren.<br />
Los geht es mit der neuen Husqvarna<br />
701 Supermoto. Mit dem 74-<strong>PS</strong>-Single<br />
aus der KTM Duke (Euro 4) darf die<br />
Husky derzeit den Titel „Stärkste zulassungsfähige<br />
Supermoto“ des Planeten<br />
tragen. Wie das fährt? Phänomenal unkompliziert,<br />
höchst spaßig und extrem<br />
leichtfüßig! Großes Lob verdient das<br />
Ansprechverhalten, die Gasannahme<br />
fällt butterweich aus. Doch unterhalb<br />
34 <strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong>
EIN SCHLAUES<br />
SPRICHWORT SAGT:<br />
„WHEN THE FLAG<br />
DRO<strong>PS</strong>, THE<br />
BULLSHIT STO<strong>PS</strong>...“<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong> 35
01<br />
01 Der gummigelagerte Lenker<br />
biegt sich bei harten Bremsattacken<br />
leicht nach vorn <strong>02</strong> Gut abgestimmt:<br />
Über das Ride-by-Wire<br />
geht der Single immer weich ans<br />
Gas. Die Handhebel sind mehrfach<br />
einstellbar 03 Euro 4: Hier wurde<br />
der Aktivkohlefilter untergebracht<br />
HUSQVARNA<br />
701 SM<br />
<strong>02</strong><br />
03<br />
von 3000/min hackt der Einzylinder<br />
auf die Kette, wenn der Gang zu hoch<br />
gewählt wurde. Nicht weiter tragisch,<br />
denn meistens bewegt man sich eh<br />
in einem höheren Drehzahlbereich.<br />
Vor allem während beschwingter<br />
Kurvenaction oder beim Wheelen. Die<br />
Kupplung der Husky braucht wenig<br />
Handkraft. Gut für alle Einradartisten,<br />
aber auch im Alltag hilfreich.<br />
Die Magie der Husqvarna besteht<br />
darin, dass sie sofort den Spieltrieb<br />
weckt. Wer sich so ein Ding in die<br />
Garage stellt, kann nur Schabernack<br />
„DU MUSST SIE VOR<br />
DEN ECKEN QUERLEGEN,<br />
DANN KLAPPT´S AUCH<br />
MIT DEM KURVENSPEED“<br />
Jo Bauer<br />
im Sinn haben. Gleichzeitig darf man<br />
der 701 eine recht bequeme breite Sitzbank<br />
bescheinigen. Zudem genehmigt<br />
sich der Einzylinder im Testfeld selbst<br />
im Attacke-Modus am wenigsten Sprit.<br />
Mit dem 13-Liter-Tank hält der Spaß<br />
eine Weile an, bevor es zur nächsten<br />
Zapfsäule geht.<br />
Auf der Anreise zum Pass lauern<br />
schon mächtig Kurven. Die Husky ist<br />
36 <strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong>
da ganz schön flott, wenn beide Räder<br />
am Boden bleiben. Zuvor muss das<br />
Fahrwerk nur deutlich härter eingestellt<br />
werden. In der Serieneinstellung<br />
sind die Federelemente unterdämpft.<br />
Ein paar Klicks an Zug- und Druckstufe<br />
bewirken Wunder. In nicht zu schnellen<br />
Passagen, die der Supermoto-Fahrer<br />
einfach durchwedeln kann, ist es für<br />
das restliche Testfeld nicht leicht, die<br />
Husky aus dem Rückspiegel zu verbannen.<br />
Außerdem kennt die Wendigkeit<br />
der Supermoto kaum Gegner.<br />
Enge Radien sind ihr Metier. U-Turn<br />
auf briefmarkengroßer Fläche? Gar<br />
kein Problem. Aber unsere Bergrennstrecke<br />
besteht nicht nur aus Serpentinen,<br />
sondern weist auch viel schnellere<br />
Abschnitte auf. Sobald eine längere<br />
Zwischengerade kommt, kann der<br />
Autor fast schon fühlen, wie die Husky<br />
Meter verliert. Da hilft nur, möglichst<br />
lange das Gas stehen zu lassen, spät zu<br />
bremsen und früh wieder aufzuziehen.<br />
Gar nicht so leicht bei der vergleichsweise<br />
stumpfen Vorderradbremse. Das<br />
„LECKERES GERÄT,<br />
ABER AUCH GANZ SCHÖN<br />
MÄCHTIG. LIEGT MIR<br />
ETWAS SCHWER IM MAGEN“<br />
Volkmar Jacob<br />
ABS haben wir für die Zeitenfahrt per<br />
Knopfdruck am Lenker deaktiviert.<br />
Es regelt zwar relativ spät, aber dann<br />
doch ziemlich grob.<br />
Aus der Mitte drückt der Einzylinder<br />
nicht besonders kräftig. Die Gangstufe<br />
muss am Pass unbedingt stimmen,<br />
sonst geht nichts mehr nach vorne.<br />
04 Wenn gerade kein Bergrennen<br />
ansteht, kann man sich am komfortablen<br />
Sitz erfreuen 05 Exzenter<br />
zum Einstellen der Kettenspannung<br />
06 Der Blick unter den Soziussitz<br />
offenbart eine cleane Optik<br />
anstatt billigem Plastik. Überhaupt<br />
wirkt die Kawa top verarbeitet<br />
04<br />
05<br />
06<br />
KAWASAKI<br />
Z 1000 SX<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong> 37
Entweder die Supermoto kommt kaum<br />
aus dem Quark, oder man hängt im<br />
Drehzahlbegrenzer. Das Getriebe schaltet<br />
zwischen Zwei und Drei auffällig<br />
häufig zwischen die Gänge und macht<br />
insgesamt keinen guten Eindruck. Und<br />
so was kostet Zeit!<br />
Zur Ehrenrettung der Husqvarna sei<br />
gesagt, dass ihre Zeit am Pass nicht<br />
das Potenzial widerspiegelt, das sie mit<br />
einem Drift-Champion im Sattel zeigen<br />
würde. Im Supermoto-Stil bewegt, so<br />
wie es <strong>PS</strong>-Stunter Jo Bauer spektakulär<br />
zelebriert, wäre die Husky an jedem<br />
„HABT IHR DAS GEHÖRT?<br />
UND GESEHEN? SO GEHT<br />
PROFESSIONELLES UNDER-<br />
STATEMENT!“<br />
Karsten Schwers<br />
Kurveneingang schneller. Der Autor<br />
fährt das hochbeinige Gerät mehr wie<br />
ein Naked Bike. Das ist gelernt, immer<br />
noch schnell, und der Versuch eines<br />
gezielten Anbremsdrifts würde unter<br />
Zeitdruck wohl eher ins Off führen. Jo<br />
Bauers Kommentar zur 701 Supermoto:<br />
„Zwing sie quer in die Kurve, auch<br />
wenn die Anti-Hopping-Kupplung am<br />
Limit stempelt. Das ABS muss aus sein.<br />
Spätestens bergab würde ich euch mit<br />
dem Ding alle schnupfen, Jungs!“<br />
Als Nächstes rollt die Kawasaki<br />
Z 1000 SX an die Startlinie. Von der<br />
schlanken Husqvarna runter, fühlt sich<br />
der Umstieg auf die Grüne natürlich<br />
TRIUMPH<br />
SPEED<br />
TRIPLE R<br />
01<br />
<strong>02</strong><br />
03<br />
01 Die Einstellräder des hochwertigen<br />
TTX36-Federbeins sind super<br />
zugänglich <strong>02</strong> Arrow-Slip-ons mit<br />
Engelsklang. Gibt es im Zubehör<br />
und will man gleich aus mehreren<br />
Gründen haben 03 Auf „Track“<br />
regelt das ABS spät. Leider braucht<br />
die Bremse hohe Handkraft<br />
38 <strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong>
DUCATI<br />
959<br />
PANIGALE<br />
04 Wie bei der Speedy R ist die<br />
Menüführung für die elektronischen<br />
Einstellungen kompliziert<br />
05 Für eine Supersportlerin wirken<br />
die Bremsen eher saftlos, es<br />
fehlt der feste Initialbiss 06 Für ein<br />
paar schnelle Runden langt‘s, danach<br />
wird die Sitzposition marternd<br />
04 05 06<br />
wie eine urplötzliche Erkrankung<br />
an heftiger Adipositas an. Man sitzt<br />
bequem, aber eben auch umschlossen<br />
von einem Plastik-Kokon – weit weg<br />
vom Vorderrad und deswegen inaktiv.<br />
Die Vorbereitung auf den Pass-Sprint<br />
deckt eine grobe Handlingschwäche<br />
der Kawa auf. Wenn die Bridgestone S<br />
20 in Sonderspezifikation nicht ordentlich<br />
durchgewärmt sind, will die Maschine<br />
überhaupt nicht in die Kurve.<br />
Selbst mit betriebswarmen Pellen zeigt<br />
die Z 1000 SX beim Bremsen in Schräglage<br />
ausgeprägtes Aufstellmoment<br />
übers Vorderrad.<br />
Ihr Fahrwerk ist insgesamt eher<br />
komfortbetont, wie sich später im Vergleich<br />
mit der Triumph Speed Triple R<br />
„EIN V2 IN EINEM SPORT-<br />
LICHEN CHASSIS. DA<br />
KANN DOCH EH NIX MEHR<br />
SCHIEFGEHEN, ODER?“<br />
Tobi Münchinger<br />
und der Ducati 959 Panigale deutlich<br />
zeigt. Doch genug der Schelte, denn die<br />
SX ist schließlich eher ein sportlich angehauchter<br />
Kilometerfresser als ein<br />
echter Racer.<br />
Punkten kann die Kawa in den Kategorien<br />
Motor, Kupplung, Getriebe und<br />
Bremsen. Der Reihenvierer knurrt angriffslustig.<br />
Sensible Naturen wollen sogar<br />
einen eher rauen Lauf und zunehmendes<br />
Kribbeln im oberen Drehzahlbereich<br />
bemerken. SX-Fans könnten das<br />
genauso gut als Charakterstärke des<br />
Antriebs auslegen. Auf jeden Fall drückt<br />
die Kawasaki trotz ihres satten Kampfgewichts<br />
zwischen 4000 und 8000/min<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong> 39
DATEN<br />
DUCATI<br />
959 PANIGALE<br />
ANTRIEB<br />
Zweizylinder-90-Grad-V-Motor, vier Ventile/Zylinder,<br />
110 kW (150 <strong>PS</strong>) bei 10 500/<br />
min, 107 Nm bei 9000/min, Bohrung/Hub:<br />
100,0/60,8 mm, 955 cm³, Verdichtungsverhältnis:<br />
12,5:1, Zünd-/Einspritzanlage,<br />
62-mm-Drosselklappen, hydraulisch betätigte<br />
Mehrscheiben-Ölbad-Anti-Hopping-<br />
Kupplung, Sechsganggetriebe, G-Kat,<br />
Kette, Traktionskontrolle<br />
CHASSIS & BREMSEN<br />
Tragender Motor mit Leichtmetall-Hilfsrahmen,<br />
Lenkkopfwinkel: 66,0 Grad, Nachlauf:<br />
96 mm, Radstand: 1431 mm, Upside-down-<br />
Gabel, Ø Gabelinnenrohr: 43 mm, einstellbar<br />
in Federbasis, Zug- und Druckstufe.<br />
Zentralfederbein mit Umlenkung, einstellbar<br />
in Federbasis, Zug- und Druckstufe.<br />
Federweg vorn/hinten: 120/130 mm,<br />
Leichtmetall-Gussräder, 3.50 x 17/5.50 x 17,<br />
Reifen vorn: 120/70 ZR 17, hinten: 180/60<br />
ZR 17, Erstbereifung: Pirelli Diablo Rosso<br />
Corsa, 320-mm-Doppelscheibenbremse<br />
mit radial angeschlagenen Vierkolben-<br />
Festsätteln vorn, 245-mm-Einzelscheibe<br />
mit Zweikolben-Festsattel hinten, ABS<br />
PERFORMANCE<br />
MAX. HINTERRADLEISTUNG*<br />
101,6 kW (138 <strong>PS</strong>) bei 224 km/h<br />
BESCHLEUNIGUNG*<br />
0 –100 km/h: 3,4 s; 0 –150 km/h: 5,7 s;<br />
0 –200 km/h: 9,0 s<br />
DURCHZUG*<br />
50 –100 km/h: 5,9 s; 100 –150 km/h: 6,0 s<br />
HÖCHSTGESCHWINDIGKEIT<br />
270 km/h<br />
MAßE UND GEWICHT*<br />
Länge/Breite/Höhe: 2006/800/1100 mm,<br />
Sitz-/Lenkerhöhe: 825/855 mm, Lenkerbreite:<br />
710 mm, 208 kg vollgetankt,<br />
v./h.: 52,0/48,0 %<br />
VERBRAUCH*<br />
Kraftstoffart: Super bleifrei,<br />
Durchschnittstestverbrauch:<br />
9,2 Liter/100 km<br />
Tankinhalt 17,0 Liter, Reichweite: 185 km<br />
SETUP<br />
SETUP GABEL<br />
stat. neg. Federweg: 38 mm,<br />
Druckstufe: 5 U offen, Zugstufe:<br />
6 U offen, Niveau: Standard<br />
SETUP FEDERBEIN<br />
stat. neg. Federweg: 12 mm, Druckstufe:<br />
komplett offen, Zugstufe: 8 K offen,<br />
Niveau: Standard<br />
GRUNDPREIS<br />
16590 Euro, Test maschine in Weiß:<br />
16790 Euro, (jeweils zzgl. Neben kosten)<br />
40 <strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong><br />
HUSQVARNA<br />
701 SM<br />
ANTRIEB<br />
Einzylindermotor, vier Ventile, 54 kW<br />
(74 <strong>PS</strong>) bei 7500/min, 67 Nm bei 6500/min,<br />
Bohrung/Hub: 1<strong>02</strong>,0/84,5 mm, 690 cm³,<br />
Verdichtungsverhältnis: 12,6:1, Zünd-/<br />
Einspritzanlage, 46-mm-Drosselklappe,<br />
mechanisch betätigte Mehrscheiben-Ölbad-Anti-Hopping-Kupplung,<br />
Sechsganggetriebe,<br />
G-Kat, Kette<br />
CHASSIS & BREMSEN<br />
Stahl-Gitterrohrrahmen, Lenkkopfwinkel:<br />
63,0 Grad, Nachlauf: 112 mm, Radstand:<br />
1480 mm, Upside-down-Gabel, Ø Gabelinnenrohr:<br />
48 mm, einstellbar in Federbasis,<br />
Zug- und Druckstufe. Zentralfederbein<br />
mit Umlenkung, einstellbar in Federbasis,<br />
Zug- und Druckstufe. Federweg vorn/hinten:<br />
215/250 mm, Leichtmetall-Gussräder,<br />
3.50 x 17/5.00 x 17, Reifen vorn: 120/90<br />
ZR 17, hinten: 160/60 ZR 17, Erstbereifung:<br />
Continental ContiAttack SM, 320-mm-<br />
Einzelscheibenbremse mit radial angeschlagenen<br />
Vierkolben-Festsätteln vorn,<br />
240-mm-Einzelscheibe mit Zweikolben-<br />
Schwimmsattel hinten, ABS<br />
PERFORMANCE<br />
MAX. HINTERRADLEISTUNG*<br />
48,5 kW (66 <strong>PS</strong>) bei 159 km/h<br />
BESCHLEUNIGUNG*<br />
0 –100 km/h: 4,4 s; 0 –150 km/h: 9,0 s;<br />
0 –200 km/h: –<br />
DURCHZUG*<br />
50 –100 km/h: 7,0 s; 100 –150 km/h: 6,6 s<br />
HÖCHSTGESCHWINDIGKEIT<br />
180 km/h<br />
MAßE UND GEWICHT*<br />
Länge/Breite/Höhe: 2190/840/1430 mm,<br />
Sitz-/Lenkerhöhe: 910/1170 mm,<br />
Lenkerbreite: 840 mm, 158 kg vollgetankt,<br />
v./h.: 46,2/53,8 %<br />
VERBRAUCH*<br />
Kraftstoffart: Super bleifrei.<br />
Durchschnitts testverbrauch: 6,6 Liter/100<br />
km, Tankinhalt 13 Liter, Reichweite: 197 km<br />
SETUP<br />
SETUP GABEL<br />
stat. neg. Federweg: nicht einstellbar<br />
(37 mm), Druckstufe: 16 K offen,<br />
Zugstufe: 10 K offen, Niveau: Standard<br />
SETUP FEDERBEIN<br />
stat. neg. Federweg: 32 mm,<br />
Druckstufe low/high: 2/2,5 U offen,<br />
Zugstufe: 5 K offen, Niveau: Standard<br />
GRUNDPREIS<br />
9695 Euro zzgl. Neben kosten<br />
KAWASAKI<br />
Z 1000 SX<br />
ANTRIEB<br />
Vierzylinder-Reihenmotor, vier Ventile/<br />
Zylinder, 105 kW (142 <strong>PS</strong>) bei 10000/min,<br />
111 Nm bei 7300/min, Bohrung/Hub:<br />
77,0/56,0 mm, 1043 cm³, Verdichtungsverhältnis:<br />
11,8:1, Zünd-/Einspritzanlage,<br />
38-mm-Drosselklappen, mechanisch<br />
betätigte Mehrscheiben-Ölbad-Anti-<br />
Hopping-Kupplung, Sechsganggetriebe,<br />
G-Kat, Kette, Traktionskontrolle<br />
CHASSIS & BREMSEN<br />
Leichtmetall-Rückgratrahmen, Lenkkopfwinkel:<br />
65,5 Grad, Nachlauf: 1<strong>02</strong> mm,<br />
Radstand: 1445 mm, Upside-down-Gabel,<br />
Ø Gabelinnenrohr: 41 mm, einstellbar in<br />
Federbasis, Zug- und Druckstufe. Zentralfederbein<br />
mit Umlenkung, einstellbar in<br />
Federbasis und Zugstufe. Federweg vorn/<br />
hinten: 120/144 mm, Leichtmetall-Gussräder,<br />
3.50 x 17/6.00 x 17, Reifen vorn:<br />
120/70 ZR 17, hinten: 190/50 ZR 17, Erstbereifung:<br />
Bridgestone S 20 „N“, 300-mm-<br />
Doppelscheibenbremse mit radial angeschlagenen<br />
Vierkolben-Festsätteln vorn,<br />
250-mm-Einzelscheibe mit Einkolben-<br />
Schwimmsattel hinten, ABS<br />
PERFORMANCE<br />
MAX. HINTERRADLEISTUNG*<br />
92,7 kW (126 <strong>PS</strong>) bei 221 km/h<br />
BESCHLEUNIGUNG*<br />
0 –100 km/h: 3,2 s; 0 –150 km/h: 5,7 s;<br />
0 –200 km/h: 9,9 s<br />
DURCHZUG*<br />
50 –100 km/h: 4,3 s; 100 –150 km/h: 4,3 s<br />
HÖCHSTGESCHWINDIGKEIT<br />
249 km/h<br />
MAßE UND GEWICHT*<br />
Länge/Breite/Höhe: 2090/940/1210 mm,<br />
Sitz-/Lenkerhöhe: 805/1<strong>02</strong>0 mm,<br />
Lenkerbreite: 705 mm, Gewicht 236 kg<br />
vollgetankt, Radlastverteilung v./h.:<br />
51,2/48,8 %<br />
VERBRAUCH*<br />
Kraftstoffart: Super bleifrei.<br />
Durchschnitts testverbrauch: 8,8 Liter/100<br />
km, Tankinhalt 19 Liter, Reichweite: 216 km<br />
SETUP<br />
SETUP GABEL<br />
stat. neg. Federweg: 35 mm,<br />
Druckstufe: 1 U offen,<br />
Zugstufe: 2,25 U offen<br />
SETUP FEDERBEIN<br />
stat. neg. Federweg: 33 mm,<br />
Zugstufe: 1,5 U offen<br />
GRUNDPREIS<br />
12 995 Euro, zzgl. Neben kosten<br />
alle Dämpfungseinstellungen von komplett geschlossen gezählt; statischer negativer Federweg senkrecht stehend ohne Fahrer; U=Umdrehungen; K=Klicks<br />
Herstellerangaben, * <strong>PS</strong>-Messung
TRIUMPH<br />
SPEED TRIPLE R<br />
ANTRIEB<br />
Dreizylinder-Reihenmotor, vier Ventile/<br />
Zylinder, 103 kW (140 <strong>PS</strong>) bei 9500/min,<br />
112 Nm bei 7850/min, Bohrung/Hub:<br />
79,0/71,4 mm, 1050 cm³, Verdichtungsverhältnis:<br />
12,25:1, Zünd-/Einspritzanlage,<br />
44-mm-Drosselklappen, mechanisch<br />
betätigte Mehrscheiben-Ölbad-Anti-<br />
Hopping-Kupplung, Sechsganggetriebe,<br />
G-Kat, Kette, Traktionskontrolle<br />
CHASSIS & BREMSEN<br />
Leichtmetall-Doppelschleifenrahmen,<br />
Lenkkopfwinkel: 67,1 Grad, Nachlauf: 91<br />
mm, Radstand: 1445 mm, Upside-down-<br />
Gabel, Ø Gabelinnenrohr: 43 mm, einstellbar<br />
in Federbasis, Zug- und Druckstufe.<br />
Zentralfederbein mit Umlenkung, einstellbar<br />
in Federbasis, Zug- und Druckstufe. Federweg<br />
vorn/hinten: 120/130 mm, Leichtmetall-Gussräder,<br />
3.50 x 17/6.00 x 17, Reifen<br />
vorn: 120/70 ZR 17, hinten: 190/55 ZR<br />
17, Erstbereifung: Pirelli Diablo Supercorsa<br />
SP, 320-mm-Doppelscheibenbremse mit<br />
radial angeschlagenen Vierkolben-Festsätteln<br />
vorn, 255-mm-Einzelscheibe mit<br />
Zweikolben-Schwimmsattel hinten, ABS<br />
PERFORMANCE<br />
MAX. HINTERRADLEISTUNG*<br />
89,7 kW (122 <strong>PS</strong>) bei 250 km/h<br />
BESCHLEUNIGUNG*<br />
0 –100 km/h: 3,3 s; 0 –150 km/h: 5,8 s;<br />
0 –200 km/h: 10,0 s<br />
DURCHZUG*<br />
50 –100 km/h: 4,5 s; 100 –150 km/h: 4,7 s<br />
HÖCHSTGESCHWINDIGKEIT<br />
250 km/h<br />
MAßE UND GEWICHT*<br />
Länge/Breite/Höhe: 2120/1070/1190 mm,<br />
Sitz-/Lenkerhöhe: 825/1005 mm, Lenkerbreite:<br />
725 mm, 217 kg vollgetankt, v./h.:<br />
50,9/49,1 %<br />
VERBRAUCH*<br />
Kraftstoffart: Super bleifrei. Durchschnittstestverbrauch:<br />
8,3 Liter/100 km, Tankinhalt<br />
15,5 Liter, Reichweite: 187 km<br />
SETUP<br />
SETUP GABEL<br />
stat. neg. Federweg: 34 mm,<br />
Druckstufe: 22 K offen,<br />
Zugstufe: 20 K offen, Niveau: Standard<br />
SETUP FEDERBEIN<br />
stat. neg. Federweg: 17 mm, Druckstufe:<br />
komplett offen, Zugstufe: 15 K offen,<br />
Niveau: Standard<br />
GRUNDPREIS<br />
14500 Euro, Testmaschine mit Arrow-<br />
Auspuffanlage<br />
15849 Euro (jeweils zzgl. Neben kosten)<br />
DUCATI 959<br />
PANIGALE<br />
HUSQVARNA<br />
701 SM<br />
KAWASAKI<br />
Z 1000 SX<br />
TRIUMPH<br />
SPEED<br />
TRIPLE R<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong> 41
kräftig und liefert ordentlich Schmalz.<br />
Genau das Richtige, um fett aus den<br />
Serpentinen zu feuern. Hier dürfte sich<br />
die Traktionskontrolle (Stufe eins, geringste<br />
Intervention vor „Off“) bei genügend<br />
Side-Grip des Hinterreifens mehr<br />
zurückhalten. Klasse funktionieren die<br />
Gangwechsel, jeder Schaltvorgang sitzt.<br />
Sowohl von der Betätigung als auch von<br />
der Abstufung der Gänge macht das<br />
Getriebe einen guten Job.<br />
Die Bremse überzeugt mit knackigem<br />
Druckpunkt und ordentlicher Verzögerung.<br />
Ein abhebendes Hinterrad<br />
verhindert das ABS-System (mit Kurvenfunktion)<br />
durch die IMU schon<br />
PERFORMANCE KOMPAKT<br />
a<br />
1<br />
b<br />
g<br />
f<br />
4<br />
3<br />
i<br />
e<br />
d<br />
2<br />
STRECKE Die gut fünf<br />
j Kilometer lange Teststrecke<br />
ist Teil eines Passes,<br />
h<br />
auf dem auch Bergrennen ausgetragen<br />
werden. Mit einem Mix<br />
aus schnelleren und sehr engen Passagen bildet<br />
sie einen idealen Querschnitt von Landstraßen mit<br />
hohem Spaßfaktor. Die Strecke ist in vier farblich<br />
gekennzeichnete Abschnitte unterteilt (siehe links).<br />
Die Zeiten ermittelte ein Tester bergauf.<br />
TABELLE Die Übersicht zeigt die Zeiten der vier<br />
Bikes in den unterschiedlichen Sektionen. Grüne<br />
Zahlen bedeuten Bestzeit, rote kennzeichnen den<br />
Backmarker. Obwohl die Ducati erst ab zirka 8000/<br />
min richtig loslegt, holt sie dank ihrer sensationellen<br />
Präzision und ihrem erstklassigem Feedback<br />
c<br />
DUCATI<br />
959 PANIGALE<br />
am Vorderrad die Bestzeit in zwei Sektionen und<br />
legt darüber hinaus die schnellste Gesamtzeit hin.<br />
Erstaunlich: Selbst im engsten Geschlängel (Sektion<br />
drei) ist die Husky nur Drittschnellste. Grund hierfür<br />
ist das schmale Leistungsband ihres Motors mit wenig<br />
Druck von unten. Der unterste Wert der Tabelle<br />
zeigt den Durchzug im zweiten Gang von 50 bis 100<br />
km/h. Diese spezielle Übung veranschaulicht, wie<br />
kräftig ein Bike aus langsamen Ecken powert.<br />
DIAGRAMM Das Data Recording (ganz unten)<br />
vergleicht die schnellste Maschine (Ducati) mit der<br />
langsamsten (Husqvarna). Die Buchstaben im<br />
Diagramm (a bis j) stehen für die entsprechenden<br />
Punkte in der Streckenskizze. Nahezu an jedem<br />
Teil der Strecke ist die Duc schneller. Das bedeutet:<br />
Wird es richtig Ernst, ist Power gefragt.<br />
TRIUMPH SPEED<br />
TRIPLE R<br />
KAWASAKI Z<br />
1000 SX<br />
HUSQVARNA 701<br />
SUPERMOTO<br />
Sektion 1 (0 m–1220 m) 50,5 sec 49,7 sec 50,7 sec 53,7 sec<br />
Sektion 2 (1220 m–3420 m) 1.35,6 min 1.37,6 min 1.38,7 min 1.40,5 min<br />
Sektion 3 (3420<br />
1 2m–4330 3<br />
m) 55,2 sec 55,1 sec 57,6 Husqvarna sec 56,6 sec<br />
4 5 6 7 8<br />
Sektion 4 (4330 m–5130 m) 34,1 sec 34,7 sec 34,9 sec 36,1 sec<br />
Gesamtzeit 1 2 3<br />
3.55,5 min 3.57,1 min<br />
Ducati<br />
4.01,9 min 4.06,9 min<br />
Rückstand in Sekunden 0 sec 1,7 sec 6,5 sec 11,5 sec<br />
Rückstand in Meter 0 m 40 m 187 m 285 m<br />
Durchzug bergauf<br />
2. Gang 50–100 km/h<br />
3,6 sec 2,9 sec 2,8 sec 3,4 sec<br />
Geschwindigkeit in km/h<br />
200<br />
180<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
a<br />
b<br />
Sektion 1 Sektion 2 Sektion 3 Sektion 4<br />
1220 m<br />
c<br />
Ducati 959 Panigale<br />
Husqvarna 701 Supermoto<br />
3420 m<br />
g<br />
4330 m 5130 m<br />
d e<br />
f<br />
j<br />
i<br />
0<br />
0 1000 2000 3000 4000 5000<br />
Wegstrecke in m<br />
h<br />
42 <strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong>
im Ansatz. Hier blitzt erneut die touristische<br />
Auslegung der Maschine auf.<br />
Auch ein steigendes Vorderrad verneint<br />
die Elektronik umgehend. Die<br />
Teilnahme an einem Bergrennen hatten<br />
die Ingenieure bei der Programmierung<br />
eindeutig nicht vorgesehen. Wie<br />
erwähnt, gefällt die servounterstützte<br />
Kupplung (mit Anti-Hopping-Funktion)<br />
durch ihre Leichtgängigkeit. Noch besser<br />
wäre es, sie gar nicht erst benutzen<br />
zu müssen. Als mittlerweile davon<br />
verwöhnte Race-Crew vermissen wir<br />
einen Quickshifter mit Blipperfunktion.<br />
Damit könnte man vor und nach den<br />
Kehren am Pass etwas von der Zeit gutmachen,<br />
die man in der Kurve selbst<br />
verliert. Mit Nachdruck will die Z 1000<br />
SX in die Kehren gedrückt werden. Ohne<br />
betontes Hanging-off kommt kein ordentlicher<br />
Kurvenspeed zustande, und<br />
die Ausleger der Fußrasten setzen auf.<br />
Im vorletzten Teil der Strecke, dem besonders<br />
dichten Geschlängel, wird’s<br />
dann richtig ungemütlich. Hier muss<br />
vornehmlich der erste Gang bemüht<br />
werden, damit die Fuhre mit genügend<br />
Schwung aus der einen Schräglage in<br />
die nächste gewuchtet werden kann.<br />
Das mag der Hinterreifen (190/50er-<br />
Format) gar nicht und rutscht an einer<br />
Stelle kurz und heftig weg. Oh, oh,<br />
sachte! Damit wäre das Ende der Komfortzone<br />
von Mensch und Maschine erreicht.<br />
In diesem Teilabschnitt der Strecke<br />
ist die Kawa die Langsamste, was<br />
maßgeblich auf ihr Gewicht und das<br />
weiche Fahrwerk zurückzuführen ist.<br />
Wo ist das Limit?<br />
MESSWERTE<br />
LEISTUNGSDIAGRAMM<br />
Die Motoren zeichnen ihre<br />
Leistungs- und Drehmomentkurven<br />
artig nach Hubraum<br />
gestaffelt ins Diagramm.<br />
Schön gleichmäßig verlaufen<br />
sie bei der Speedy und der<br />
Z 1000 SX, was man auch beim<br />
Fahren deutlich spürt. Kräftiger<br />
Punch schon aus dem<br />
Drehzahlkeller, bravo! Anders<br />
verhält es sich bei der 959 Panigale<br />
und der Husqvarna 701.<br />
Während die Italienerin erst<br />
ab zirka 8000/min angreift,<br />
dann aber über einen weiten<br />
Bereich richtig losfeuert, gerät<br />
die Leistungsentfaltung der<br />
Husky recht spitz mit einem<br />
kurzen Leistungszenit. Wegen<br />
dieses schmalen nutzbaren<br />
Drehzahlbands ist bei ihr viel<br />
Schaltarbeit vonnöten.<br />
Beschleunigung in m/s 2<br />
Zugkraft in Newton<br />
11<br />
10<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
Motorleistung<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
Beschleunigung im 2. Gang<br />
160<br />
150<br />
140<br />
130<br />
120<br />
110<br />
100<br />
Leistung an der Kurbelwelle, Messungen auf Dynojet-Rollenprüfstand 250<br />
90<br />
80<br />
70<br />
Ducati 959 Panigale<br />
109,1 kW (148 <strong>PS</strong>) bei 10 800/min<br />
101 Nm bei 9000/min<br />
Kawasaki Z 1000 SX<br />
99,9 kW (136 <strong>PS</strong>) bei 10 200/min<br />
108 Nm bei 7500/min<br />
Triumph Speed Triple R<br />
98,3 kW (134 <strong>PS</strong>)<br />
bei 9700/min<br />
110 Nm bei 7700/min<br />
Husqvarna 701<br />
Supermoto<br />
55,7 kW (76 <strong>PS</strong>)<br />
bei 8000/min<br />
74 Nm bei<br />
6700/min<br />
60<br />
40<br />
50<br />
110<br />
30 40<br />
100<br />
90<br />
30<br />
20<br />
80<br />
20<br />
70<br />
10<br />
60<br />
10<br />
50<br />
kW <strong>PS</strong><br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13<br />
Motordrehzahl in 1/min x 1000<br />
Ducati 959 Panigale<br />
Husqvarna 701 Supermoto<br />
Kawasaki Z 1000 SX<br />
Triumph Speed Triple R<br />
0<br />
0 20 40 60 80 100 120 140 160<br />
Geschwindigkeit in km/h<br />
Wenn kerniges und dumpfes Bellen die<br />
schöne Bergwelt beschallt, kann nur<br />
3500<br />
Zugkraft im 2. Gang<br />
die Triumph Speed Triple R unterwegs<br />
3000<br />
sein. Aus den beiden Arrow-Schalldämpfern<br />
tönt ein Klang zum Niederknien.<br />
2500<br />
Nicht aufdringlich laut, sondern<br />
„very british“ – mit einer gehörigen<br />
2000<br />
Portion Stil und Klasse. Gar nicht fein:<br />
0 100<strong>02</strong>000300040005000600070008000900010000110001200013000<br />
1500<br />
Die Arrows muss man trotz R-Variante<br />
Triumph<br />
Ducati 959 Panigale<br />
für 1349 Euro dazubestellen. Standardmäßig<br />
zählen zu den wichtigsten Merk-<br />
Kawasaki<br />
1000<br />
Husqvarna 701 Supermoto<br />
Kawasaki Z 1000 SX<br />
malen der R-Version ein hochwertiges<br />
500<br />
Triumph Speed Triple R<br />
Öhlins-Fahrwerk (NIX 30-Gabel und<br />
Husqvarna<br />
0<br />
TTX36-Federbein) und Alu-Mehrspeichenräder,<br />
0 20 40 60 80 100 120 140 160<br />
die mit Pirelli Supercorsa<br />
Geschwindigkeit Ducati in km/h<br />
SP bereift sind. Dazu gibt´s dicke Brembo<br />
Monoblock-Bremszangen.<br />
BESCHLEUNIGUNG, ZUGKRAFT<br />
Irgendwie hat das enorme Streben Besonders interessant bei Vergleichen mit sehr unterschiedlichen Bikes ist das Beschleunigungs-<br />
und Zugkraftdiagramm. Das obere (Beschleunigung, rechnerische Werte) be-<br />
nach immer mehr Spitzenleistung bei<br />
rücksichtigt außer der Motorleistung und der Gesamtübersetzung auch das Gewicht der<br />
den Naked Bikes die Speed Triple R<br />
Maschine und veranschaulicht, wie kräftig die Fuhre in der Praxis marschiert. Fahrwiderstände<br />
(Roll- und Luftwiderstand) werden dabei nicht einbezogen. Die Zugkraft (unten)<br />
mit ihren 140 <strong>PS</strong> (Werksangabe) ein<br />
wenig abgehängt – vermeintlich! Meine berücksichtigt das Gewicht dagegen nicht. Besonders auffällig: Liegt die Husky bei der<br />
Güte, die Edelversion des britischen Zugkraft noch hoffnungslos zurück, kann sie dank ihres geringen Gewichts beim Beschleunigen<br />
Vorzeige-Roadsters fährt, mit Verlaub,<br />
im Triumph zweiten Gang zumindest teilweise mithalten. Aus diesem Grund verläuft<br />
verdammt gut! Das beginnt mit der auch die Kurve der Ducati teils oberhalb jener von Kawasaki und Triumph.<br />
Kawasaki<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE Husqvarna<br />
<strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong> 43<br />
Drehmoment in Nm
BEWERTUNG<br />
max.<br />
Punkte<br />
DUCATI<br />
959 PANIGALE<br />
HUSQVARNA<br />
701 SUPERMOTO<br />
KAWASAKI<br />
Z 1000 SX<br />
TRIUMPH<br />
SPEED TRIPLE R<br />
ANTRIEB<br />
Beschleunigung 10 8 0 7 7<br />
Durchzug 10 5 2 7 7<br />
Leistungsentfaltung 10 6 6 8 9<br />
Ansprechverhalten 10 8 9 8 9<br />
Lastwechselreaktion 10 8 9 7 8<br />
Laufkultur 10 7 7 8 9<br />
Getriebebetätigung 10 8 5 8 7<br />
Getriebeabstufung 10 7 7 9 9<br />
Kupplungsfunktion 10 8 9 8 8<br />
Traktionskontrolle 10 9 0 7 8<br />
Zwischensumme 100 74 54 77 81<br />
FAHRWERK<br />
Fahrstabilität 10 9 7 7 8<br />
Handlichkeit 10 9 10 6 8<br />
Kurvenstabilität 10 9 7 6 8<br />
Rückmeldung 10 9 5 6 8<br />
Fahrwerksabstimmung vorne 10 8 7 7 8<br />
Fahrwerksabstimmung hinten 10 8 7 6 8<br />
Bremswirkung 10 8 7 8 9<br />
Bremsdosierung 10 7 6 8 7<br />
Aufstellmoment beim Bremsen 10 9 8 6 9<br />
ABS-Funktion 10 8 6 8 8<br />
Zwischensumme 100 84 70 68 81<br />
ALLTAG UND FAHRSPASS<br />
Sitzposition 10 6 7 8 9<br />
Windschutz 10 5 2 7 2<br />
Ausstattung 10 8 4 8 7<br />
Verbrauch 10 3 6 3 4<br />
Fahrspaß 10 8 9 7 9<br />
Zwischensumme 50 30 28 33 31<br />
GESAMTSUMME 250 188 152 178 193<br />
PLATZIERUNG 2. 4. 3. 1.<br />
Sitzposition. Ein straffer, aber nicht unkomfortabler<br />
Sitz in ordentlicher Höhe,<br />
die Fußrasten weit genug oben für<br />
ernsthafte Schräglagen, die Lenkstange<br />
gerade breit genug für easy Handling,<br />
aber nicht zu extrem in Richtung<br />
Vorderrad gekröpft – ein vorzüglicher<br />
Arbeitsplatz zum Asphaltsurfen!<br />
Kommen wir gleich zu den Highlights:<br />
Motor und Fahrwerk. Die Speed<br />
Triple R scheint wie erschaffen für Kurvenorgien<br />
am Pass. Mit ihrem drehmomentstarken<br />
Dreizylinder powert sie gefühlt<br />
wie keine andere im Testfeld aus<br />
der Kurve. Einfach ein Genuss, an deren<br />
Ausgang das Gas aufzureißen und mit<br />
diesem Klang den Asphalt hinter sich<br />
aufzurollen. Den Arrow Slip-ons mit entsprechendem<br />
Mapping mag es darüber<br />
hinaus zu verdanken sein, dass diese<br />
Speedy R so fein ans Gas geht. Laufkultur<br />
und Leistungsentfaltung des<br />
Dreizylinders suchen in unserem Quartett<br />
ihresgleichen. Vielleicht spendiert<br />
Triumph dem Nachfolgemodell der<br />
Speed Triple ja irgendwann einen<br />
Motor mit genau diesem Benimm, der<br />
die Leistungskurve einfach noch um<br />
2000/min nach oben fortsetzt. Das wäre<br />
die Krönung! Fahrwerksmäßig kann die<br />
aktuelle R gleichermaßen überzeugen.<br />
Sie liegt satt und baut mit den griffigen<br />
Pirellis Grip ohne Ende auf, bewahrt<br />
sich dabei aber ihre Agilität und das<br />
ausgewogene Fahrverhalten.<br />
Ein Pass ist ja auch ein Track<br />
Alles eitel Sonnenschein? Nicht ganz:<br />
Die Brembo-Monoblocks machen ihre<br />
Sache gut, könnten aber gerne weniger<br />
Handkraft abrufen. Beim für eine<br />
Engländerin eigentlich unauffälligen<br />
Getriebe vermissen wir wie bei der<br />
Kawa einen Quickshifter mit Blipper.<br />
Das würde den Fahrspaß noch einmal<br />
auf ein höheres Level heben.<br />
Die Speedy besitzt unterschiedliche<br />
Mappings und Einstellmöglichkeiten<br />
für Traktionskontrolle und ABS. Uns<br />
gefällt der Track-Modus am besten.<br />
Manche Tester kommen mit dem Motor-<br />
Mapping „Road“ besser klar, weil die<br />
Maschine dann weniger spontan ans<br />
Gas geht. Im User-Modus kann man<br />
alle Parameter nach Belieben miteinander<br />
verknüpfen. Kritik hagelt es für<br />
die verschachtelte Menüführung und<br />
Bedienung der Elektronik – das geht<br />
wirklich übersichtlicher. Insgesamt<br />
fühlt sich die Triumph Speed Triple R<br />
nicht nur schnell an, sie ist es tatsächlich.<br />
Prompt holt die edle Britin am<br />
Ende in zwei Sektionen der Strecke<br />
die schnellste Zeit.<br />
Bahn frei für den einzigen Supersportler<br />
im Bunde, die Ducati 959 Panigale.<br />
Mit ihrem 955 Kubikzentimeter<br />
großen Hubraum fährt sie in keiner internationalen<br />
Rennserie mit, was ihren<br />
Daseinszweck in Richtung Landstraße<br />
verlegt. Man könnte allerdings nach<br />
den ersten Kilometern schnell den<br />
44 <strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong>
Glauben daran verlieren. Der aufgebohrte<br />
Twin aus der Vorgängerin 899<br />
Panigale hat im Vergleich mit der<br />
Speed Triple R so gar keinen Punch<br />
aus der Drehzahlmitte. Er powert nur in<br />
einem schmalen Drehzahlfenster zwischen<br />
etwa 8000 und 11 000/min. Am<br />
Pass meint man, aufgrund der Drehmomentschwäche<br />
am Kurvenausgang<br />
gnadenlos zu verhungern. Auf der<br />
Landstraße strengt die vorderradorientierte<br />
Sitzposition zudem brutal an.<br />
Ducatisti und Supersportfans brauchen<br />
dennoch nicht enttäuscht die Köpfe<br />
hängen zu lassen. An die Kombination<br />
aus Handlichkeit und Präzision der<br />
959 Panigale reicht keine andere im<br />
Feld heran. Wie die Duc übers Vorderrad<br />
fährt und mit welcher Genauigkeit<br />
sie in Kurven einlenkt, ist schlichtweg<br />
der Knaller! Die Panigale trifft jede Linie,<br />
sobald man sich an ihr wahnsinniges<br />
Handling gewöhnt hat und nicht versehentlich<br />
zu früh einlenkt. Man fühlt<br />
sich in Schräglage einfach pudelwohl.<br />
Solches Feedback gibt es eben doch<br />
nur bei Supersportlern. Im Gegensatz<br />
zur Ducati sind zumindest die Kawa<br />
und die Triumph behäbige Dickschiffe.<br />
Die Traktionskontrolle der Panigale<br />
arbeitet ohne IMU-Sensorbox, verrichtet<br />
ihren Dienst aber wirklich gut. Das<br />
Mapping auf „Race“ stellen (setzt die<br />
Traktionskontrolle automatisch auf<br />
Stufe drei von acht und das ABS auf<br />
eins von drei), und die Welt ist in Ordnung.<br />
Fast – das Ansprechverhalten<br />
ist auf „Race“ für unseren Geschmack<br />
etwas zu aggressiv und auf „Sport“<br />
wiederum einen Tick zu lasch. Obendrein<br />
trübt die eher saftlose Bremse<br />
das Bild der scharfen Supersportlerin.<br />
FAZIT<br />
TRIUMPH SPEED TRIPLE R Zwar<br />
1. holt die Speedy R am Ende nicht<br />
die absolute Bestzeit am Pass. Aber<br />
den Testsieg hat sie trotzdem verdient.<br />
Ihr lustvoller, drehmomentstarker<br />
Dreizylinder in Kombination<br />
mit dem sagenhaften Fahrwerk machen<br />
einfach nur an. Ein Teil ihrer<br />
Faszination geht auch auf die herrlich<br />
klingende Zubehör-Auspuffanlage<br />
zurück, doch aufgrund ihrer Ausgewogenheit<br />
lässt sich die Triumph einfach<br />
nicht in die Suppe spucken.<br />
DUCATI 959 PANIGALE Auch unter<br />
Aussicht auf sizilianisches<br />
2.<br />
Schuhwerk kann die Duc die Punktewertung<br />
nicht gewinnen, obwohl sie<br />
die Bestzeit am Berg hinlegt. Ihr auf<br />
der Landstraße unspektakulärer<br />
Motor hält mit dem unterhaltsamen<br />
und kultivierten Drilling der Triumph<br />
nicht mit. Hinzu gesellt sich ihre<br />
extreme Ergonomie, die auf längeren<br />
Etappen ganz schön anstrengt.<br />
Insgesamt glaubt der Autor nach<br />
der alles entscheidenden Messfahrt<br />
nicht daran, dass die Italienerin trotz<br />
hohem Topspeed auf den Zwischengeraden<br />
die schnellste Zeit am Berg<br />
hingeknallt hat. Dafür fühlt sich die<br />
Maschine zu unspektakulär an. Aber:<br />
Glauben tun wir ja in der Kirche.<br />
Die Duc liegt im Ziel 40 Meter vor<br />
der Triumph und 285 Meter vor der<br />
Husqvarna. Halleluja und Amen!<br />
KAWASAKI Z 1000 SX Gleich<br />
3. nach der Triumph schnalzt die<br />
Kawa auf der fettesten Drehmomentwelle<br />
aus der Kurve. Antriebsseitig<br />
ist sie kein Kind von Traurigkeit. Sie<br />
hat außerdem gute Bremsen und<br />
wäre mit der IMU theoretisch auf<br />
dem neuesten elektronischen Stand.<br />
Doch ihre Assistenzsysteme sind<br />
mehr für Touristik als fürs Rasen<br />
ausgelegt. Unter sportlichen Gesichtspunkten<br />
kämpft sie außerdem<br />
mit ihrem vergleichsweise hohen<br />
Gewicht und dem soften Fahrwerk.<br />
HUSQVARNA 701 SUPERMOTO<br />
4. In der Punktewertung kassiert<br />
die Sumo gleich zwei Nuller. Bei der<br />
Beschleunigung von null auf 200 (diesen<br />
Wert erreicht sie nicht) und bei<br />
der Traktionskontrolle (nicht vorhanden).<br />
Am Pass holt sie die rote Laterne,<br />
weil kein Chefdrifter draufsaß.<br />
Sei´s drum. Die Husky ist ein astreines<br />
Spaßgerät und macht süchtig.<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong> 45
PREMIERE<br />
DUCATI MULTISTRADA 950<br />
ZAHN<br />
GEZOGEN?<br />
Die große Multistrada 1200 ist ein bissiger,<br />
rauer Reißer. Nun kommt die kleinere Variante<br />
mit dem 950er-Twin aus der Hypermotard.<br />
Deutlich schwächer motorisiert, schlichter<br />
ausgestattet – dafür mit 13 000 Euro erheblich<br />
günstiger. Wird die wilde Multi nun gezähmt?<br />
Oder gar völlig zahnlos?<br />
Text: Gert Thöle; Fotos: Ducati<br />
Es sind immer wiederkehrende<br />
Fragen: Macht mehr Leistung<br />
wirklich glücklicher? Und bringt<br />
viel Power zwangsläufig viel<br />
Spaß? Braucht man überhaupt auf der<br />
Landstraße gewaltige 160 oder gar 200<br />
<strong>PS</strong>? Die Antworten fallen individuell unterschiedlich<br />
aus. Sicher ist, dass unter<br />
dem Gesichtspunkt Vernunft natürlich<br />
viel weniger Power reicht. Abgesehen<br />
davon fordert mehr Leistung auch mehr<br />
vom Fahrer. Also üben sich heute viele<br />
Fahrer, darunter selbst Hardcore-Heizer,<br />
in freiwilliger Selbstbeschränkung.<br />
46 <strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong>
Manchmal ist es eben ganz hilfreich,<br />
mal einen Schritt zurück zu tun. Und<br />
das macht Ducati nun bei der Multistrada.<br />
Doch keine Bange, für die ganz wilden<br />
Jungs bauen sie weiter die starke<br />
1200er, auch als Enduro-Variante. Biker<br />
mit eher rationalem Ansatz müssen<br />
sich nun aber nicht weiter bei BMW,<br />
Triumph oder Japanern umsehen, für<br />
sie gibt es nun die Multistrada 950. Im<br />
Prinzip eine Mischung aus Bestandteilen<br />
aus dem Ducati-Baukasten.<br />
Den Motor kennen wir aus der Hypermotard,<br />
dort hatte uns der wassergekühlte<br />
Desmo-Twin mit seiner linearen<br />
Leistungsentwicklung und guten<br />
Umgangsformen überzeugt. Plastik und<br />
Chassis wurden in weiten Teilen von<br />
der großen Multi übernommen. Eine<br />
Reihe von Parts stammt von der Enduro-Variante,<br />
etwa die Zweiarmschwinge<br />
und der schmale Endschalldämpfer,<br />
der Koffern (!) viel Platz lässt. Bei näherer<br />
Betrachtung erkennt man außerdem<br />
die Enduro-Bereifung mit vorn 19 und<br />
hinten 17 Zoll großen Rädern, auf die<br />
hier ebenfalls Pirelli Scorpion Trail II<br />
aufgezogen sind. Weitere Unterschiede<br />
finden sich eher im Verborgenen, die<br />
Bordelektronik verzichtet beispielsweise<br />
auf die komplexe Bosch-Schräglagensensorik,<br />
somit auf das „Kurven-<br />
ABS“ und eine schräglagenabhängig<br />
gesteuerte Traktionskontrolle.<br />
Allerdings ist immer noch jede<br />
Menge moderner Elektronik an Bord.<br />
Nach wie vor stehen dem Multistrada-<br />
Konzept entsprechend die vier Fahrmodi<br />
Sport, Touring, Urban und Enduro<br />
zur Verfügung, welche die Motorleistung,<br />
das Ansprechverhalten, die Traktionskontrolle<br />
und das ABS verändern.<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong> 47
Eine Sparversion ist die 950er mit voll<br />
einstellbarer Federung und fetten Brembo-Radialbremsen<br />
ohnehin nicht.<br />
Kriegsentscheidend ist aber zunächst<br />
mal die Antriebseinheit. Denn<br />
im Vergleich zum 1200er fehlen dem<br />
kleinen L-Twin in der 950er immerhin<br />
fast 50 <strong>PS</strong>. Kann man da überhaupt<br />
noch von einer richtigen Sportmaschine<br />
sprechen?<br />
Unterschiedliche Riding modes?<br />
Vergiss es!<br />
Durchaus. Denn nach wie vor ballert<br />
hier ein Desmo-L-Twin in typisch italienischer<br />
Manier, begeistert mit seinem<br />
oben heraus voluminösen Sound, dreht<br />
mit ordentlich Feuer Richtung Begrenzer<br />
bei 10000/min. Ein V2-Triebwerk, das<br />
man jederzeit spürt und fühlt, kein<br />
weichgespültes, abgewürgtes Drosselteil.<br />
Anders als der 1200er mit seinen<br />
heftigen Wellenbergen und -tälern liefert<br />
der 950er im mittleren Bereich ein ganz<br />
ebenes Drehmomentplateau ab. Da ist<br />
auch in der Mitte schon viel Druck<br />
da, doch geht die Post erst oben heraus<br />
richtig ab. Wunderbar direkt hängt<br />
der 950er außerdem am Gas, ganz berechen-<br />
und genau dosierbar. Das ist nicht<br />
zu vergleichen mit dem synthetischen<br />
Gefühl am Gasgriff der DVT-1200er. Eigentlich<br />
bräuchte solch ein feiner Antrieb<br />
gar keine Fahrprogramme, zumal<br />
die Unterschiede im Ansprechverhalten<br />
zwischen Sport und Touring nicht sonderlich<br />
groß sind. Ob man die Leistung<br />
im Offroad- oder Urban-Modus wirklich<br />
so weit – nämlich auf rund 75 <strong>PS</strong> –<br />
kappen muss, sei mal dahingestellt.<br />
Denn 115 <strong>PS</strong> sind als Maximalleistung<br />
ja nicht gerade unbeherrschbar viel,<br />
vor allem, wenn sie so sauber kontrollierbar<br />
sind wie in diesem Fall.<br />
Den urgewaltigen Schub der<br />
1200er, der das Vorderrad bis in den<br />
Dritten steigen lässt, kann die 950er<br />
natürlich nicht bieten. Zumal das Fahrzeuggewicht<br />
nicht parallel zum Hubraum<br />
gesenkt werden konnte. Rund sieben<br />
Kilogramm weniger sollen es sein,<br />
mit etwa 230 Kilogramm ist die 950er<br />
nicht gerade ein Leichtgewicht.<br />
Trotzdem fühlt sich das im Handling<br />
völlig anders an, da würde man eher<br />
auf mindestens 20 Kilo weniger tippen.<br />
Und das liegt zu großen Teilen an der<br />
Rad-Reifen-Kombi, die passt zur kleinen<br />
Multi wie die Faust aufs Auge. Ganz im<br />
Gegensatz übrigens zur großen Enduro,<br />
die mit langen Federwegen, hohem<br />
Schwerpunkt und unrhythmischer Fahrwerksabstimmung<br />
Harmonie vermissen<br />
lässt. Die kleine Multistrada huscht<br />
locker-flockig um Kurven und Kehren.<br />
Da passt alles perfekt, die neutrale<br />
Lenkung, die sauber abrollenden<br />
Pirellis mit ihrem klaren Feedback<br />
und die fein ansprechende,<br />
ziemlich soft abgestimmte Federung.<br />
Sicher, der beinharte Kurvenfräser<br />
hätte wohl einiges zu beanstanden.<br />
Etwa viel Bewegung im<br />
Chassis wegen der weichen Federelemente.<br />
Die auch dafür sorgen,<br />
48 <strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong>
dass die Maschine bei strammem Kurvenspeed<br />
tiefer in den Seilen hängt und<br />
daher in puncto Schräglagenfreiheit<br />
limitiert ist, vor allem rechtsrum wegen<br />
des aufsetzenden Seitenständers.<br />
Die etwas schlichtere Brembo-<br />
Bremsanlage mit 320er-Scheiben und<br />
konventioneller Handpumpe beißt ganz<br />
gut zu, bietet aber nicht die Transparenz<br />
der 1200er-Bremse mit Radialpumpe.<br />
Und der Leerweg am Hebel<br />
stört mitunter auch ein wenig.<br />
Jammern auf hohem Niveau. Denn<br />
trotz weichen Fahrwerks und beschränkter<br />
Motorleistung: Die kleine<br />
Multistrada ist ein richtiges Funbike<br />
geworden. Weil sie nicht extrem,<br />
nicht kapriziös, sondern völlig<br />
easy zu kontrollieren ist. Also<br />
eine Maschine, mit der mehr<br />
Leute mehr Spaß haben<br />
können. Ist die Multistrada<br />
damit gezähmt? Auf<br />
jeden Fall. Und zahnlos?<br />
Sicher nicht.<br />
DATEN<br />
DUCATI<br />
MULTISTRADA 950<br />
ANTRIEB<br />
Zweizylinder-90-Grad-V-Motor, 4 Ventile/<br />
Zylinder, 83,1 kW (113 <strong>PS</strong>) bei 9000/min,<br />
96,2 Nm bei 7750/min, 937 cm 3 , Bohrung/<br />
Hub: 94,0/67,5 mm, Verdichtung: 12,6:1,<br />
Zünd-/Einspritzanlage, 53-mm-Drosselklappen,<br />
mechanisch betätigte Mehrscheiben-Ölbad-Kupplung,<br />
Sechsgang-<br />
Getriebe, Kette<br />
FAHRWERK<br />
Stahlrohr-Gitterrahmen, Lenkkopfwinkel:<br />
64,8 Grad, Nachlauf: 105,7 mm, Radstand:<br />
1594 mm, Ø Gabel innenrohr: 48 mm,<br />
Federweg v./h.: 170/170 mm<br />
RÄDER UND BREMSEN<br />
Leichtmetall-Gussräder, 3.00 x 19“/4.50 x<br />
17“, Reifen vorn: 120/70 R 19, hinten:<br />
170/60 R 17, 320-mm-Doppelscheibenbremse<br />
mit Vierkolben-Festsätteln vorn,<br />
265-mm-Einzelscheibe mit Zweikolben-<br />
Schwimmsattel hinten, ABS<br />
GEWICHT<br />
(vollgetankt) 230 kg<br />
Tankinhalt: 20,0 Liter Super<br />
GRUNDPREIS<br />
12990 Euro (zzgl. NK)<br />
Herstellerangaben<br />
01<br />
<strong>02</strong><br />
03<br />
Mixtur aus dem Ducati-Baukasten:<br />
Basis sind Chassis<br />
und Plastik der großen Multistrada,<br />
der Antrieb stammt<br />
aus der Hypermotard, weitere<br />
Teile von der Enduro<br />
04<br />
01 Spiel-Übersicht: Multifunktional wie die<br />
Maschine ist auch das TFT-Display, die vielen Anzeigen<br />
sind allerdings teils schlecht erkennbar<br />
<strong>02</strong> Schalt-Plan: Sichtlich stolz ist Ducati auf<br />
die neuen Lenkerarmaturen – nun aus Japan<br />
statt aus Italien<br />
03 Gefühls-Sache: Die Fußrastengummis<br />
tragen ziemlich dick auf, sind aber blitzschnell<br />
entfernt<br />
04 Komfort-Zone: Das Fahrwerk ist weich<br />
abgestimmt, Zugdämpfung und Vorspannung<br />
sind am Federbein aber einfach zugänglich<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong> 49
LESERWAHL <strong>2017</strong><br />
DER HAUPTPREIS:<br />
SUZUKI GSX-R 1000<br />
Mitmachen und gewinnen – einfacher kommen<br />
Sie kaum an ein nagelneues Superbike<br />
oder viele weitere tolle Zubehör- und<br />
Aus rüstungsteile im Gesamtwert von über<br />
20 000 Euro. Dafür müssen Sie, liebe <strong>PS</strong>-Leser, nichts<br />
weiter tun als die Karte in der Heftmitte ausfüllen und<br />
an <strong>PS</strong> abschicken. Mit etwas Glück können Sie mit dem<br />
Hauptgewinn, der neuesten Suzuki GSX-R 1000 mit variabler<br />
Ventilsteuerung, in die Saison <strong>2017</strong> starten. Mit<br />
Ihrer Wahl bestimmen Sie außerdem die Top-Motorräder<br />
in jetzt acht Kategorien, denn wir haben bei den Enduros/Supermotos<br />
den Sportcharakter aufgewertet und<br />
50 <strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong><br />
den großen, <strong>PS</strong>-starken Offroad-Bikes eine eigene Kategorie<br />
gegeben. Auch die Crossover- und Allrounder-Kategorie<br />
haben wir der Marktsituation angepasst und aufgeräumt.<br />
Sehen Sie sich dazu die Modelle gern auch online<br />
unter www.leserumfragen.de/<strong>PS</strong> auf den Fotos an. Viel<br />
Glück und ein gutes Händchen bei der Leserwahl!<br />
Die Preise werden unter allen Teilnehmern verlost,<br />
Einsendeschluss ist der 8. März <strong>2017</strong>. Eine Barauszahlung<br />
der Preise ist nicht möglich. Mitarbeiter der Motor Presse<br />
Stuttgart und deren Angehörige dürfen nicht teilnehmen.<br />
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
Fotos: Bilski, Bridgestone, Gargolov, Held, HJC, iXS, Jahn, O’Kelly, KTM, Künstle, LSL, Michelin, Metzeler, Polo,<br />
Rivas, SAS-Tec, Schuberth, Schwabenleder, Shoei, Speedy, Suzuki
HJC RPHA11<br />
Den Racing-Helm von<br />
HJC gibt es im auffälligen<br />
StarWars-Design<br />
SHOEI NXR CLUZEL<br />
TC-3 Die Sportlichkeit<br />
des Shoei-Integralhelms<br />
betont das Dekor<br />
SCHUBERTH R2<br />
Brandneu ist der Fullface-Allrounder<br />
der<br />
deutschen Top-Marke<br />
ARAI Chaser V-Pro<br />
Der neue aus Japan<br />
passt hervorragend zu<br />
Crossover-Bikes<br />
X-LITE X-5<strong>02</strong> Carbon<br />
Der neueste, superleichte<br />
Offroad- und<br />
Supermoto-Helm<br />
MICHELIN<br />
Von Michelin gibt es<br />
einen Satz Motorradreifen<br />
nach Wahl<br />
METZELER Mit dem<br />
Satz Racetec RR von<br />
Metzeler lässt es sich<br />
gewaltig angreifen<br />
BRIDGESTONE<br />
Die Reifenbäcker von<br />
Bridgestone spendieren<br />
den Satz nach Wahl<br />
5 x MOTOGP Saison-Rückblick-DVD<br />
von<br />
Radioviktoria mit Alex<br />
und Eddie am Mikro<br />
RACEFOXX Ein Satz<br />
Racefoxx-Radtaschen<br />
mit eigenem Namen<br />
als Aufdruck<br />
DR. WACK S 100<br />
24 Sets bestehend aus Totalreiniger,<br />
Kettenreiniger und -spray<br />
HELD AKIRA EVO<br />
Der supersportliche<br />
Handschuh von den<br />
Allgäuer Spezialisten<br />
10 X SAS-TEC Der<br />
Protektor-Profi stiftet<br />
zehn Schutzhüllen-Sets<br />
für iPad und Handy<br />
LSL<br />
Renntaugliche Bremshebel<br />
und Kupplungsbügel<br />
von LSL<br />
SCHWABENLEDER<br />
Der R-Frame ist eine<br />
echte Profi-Kombi aus<br />
Rindsleder<br />
iXS Motochic-Nervus<br />
nennt sich der Spezialunterzieher<br />
für sportliche<br />
Einteiler<br />
POLO Die Sportskombi<br />
1.0 von Polo ist<br />
ein echtes Einsteigerschnäppchen<br />
SPIDI Tronik Wind Pro<br />
heißt der Profi-Einteiler<br />
von Spidi aus Italien<br />
HELD Die Lederkombi<br />
vom deutschen<br />
Top-Hersteller Held<br />
nennt sich Rush
LESERWAHL <strong>2017</strong><br />
A 125ER<br />
A 001 Aprilia RS 125<br />
A 0<strong>02</strong> Aprilia Tuono 125<br />
A 003 Honda CBF 125<br />
A 004 Kreidler Dice GS/SM-125 Pro<br />
A 005 KTM RC 125<br />
A 006 KTM 125 Duke<br />
A 007 Suzuki GSX-S 125<br />
A 008 Suzuki GSX-R 125<br />
A 009 Yamaha YZF-R 125 ABS<br />
A 010 Yamaha MT 125 ABS<br />
B SUPERMOTO/ENDURO<br />
B 011 Aprilia Dorsoduro 900<br />
B 012 Beta Xtrainer 300<br />
B 013 Beta RR 350/390/430/480 EFI/Racing<br />
B 014 Ducati Hypermotoard 939/SP<br />
B 015 Honda CRM 450 R/RX<br />
B 016 Honda CRF 250 L/Rally<br />
B 017 Husqvarna 701<br />
B 018 Husqvarna FS 450<br />
B 019 Husqvarna TX 125/TE 250/300<br />
B <strong>02</strong>0 Husqvarna FE 250/350/450/501<br />
B <strong>02</strong>1 KTM 125/150 XC-W/250/300 EXC<br />
B <strong>02</strong>2 KTM 250/350 EXE-F<br />
B <strong>02</strong>3 KTM Freeride 250 R<br />
B <strong>02</strong>4 KTM Freeride 350<br />
B <strong>02</strong>5 KTM 450/500 EXC-F<br />
B <strong>02</strong>6 KTM 690 Enduro R<br />
B <strong>02</strong>7 MV Agusta Rivale 800<br />
B <strong>02</strong>8 Suzuki RM-Z 250/450 E<br />
B <strong>02</strong>9 Yamaha WR 250/450 F<br />
52 <strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong>
C ADVENTURE/SPORT<br />
C 030 Aprilia Caponord 1200/Rally<br />
C 031 BMW G 310 GS<br />
C 032 BMW F 800 GS/Adventure<br />
C 033 BMW R 1200 GS/Rallye/Exclusive<br />
C 034 BMW R 1200 GS Adventure/Triple Black<br />
C 035 Ducati Multistrada Enduro<br />
C 036 Honda CRF 1000 L Africa Twin<br />
C 037 Honda VFR 1200 X Crosstourer<br />
C 038 KTM 1090 Adventure/R<br />
C 039 KTM 1290 Super Adventure R/S<br />
C 040 KTM 1290 Super Adventure T<br />
C 041 Triumph Tiger 800 XC<br />
C 042 Triumph Tiger Explorer XCx<br />
C 043 Yamaha XT 1200 Z/ZE Super Ténéré<br />
D CROSSOVER<br />
D 044 BMW S 1000 XR<br />
D 045 Ducati Multistrada 950<br />
D 046 Ducati Multistrada 1200/S/S D-Air/<br />
Pikes Peak<br />
D 047 Honda CB 500 X<br />
D 048 Honda NC 750 X<br />
D 049 Honda Crossrunner<br />
D 050 Kawasaki Versys-X 300<br />
D 051 Kawasaki Versys 650/Special Edition<br />
D 052 Kawasaki Versys 1000<br />
D 053 MV Agusta Turismo Veloce 800/<br />
Lusso/Lusso RC<br />
D 054 Suzuki V-Strom 250<br />
D 055 Suzuki V-Strom 650/XT<br />
D 056 Suzuki V-Strom 1000/XT<br />
D 057 Triumph Tiger 800 XR<br />
D 058 Triumph Tiger Explorer XR<br />
D 059 Triumph Tiger Sport<br />
D 060 Yamaha MT-07 Tracer<br />
D 061 Yamaha MT-09 Tracer<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE<br />
<strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong> 53
LESERWAHL <strong>2017</strong><br />
E SPORTLICHE ALLROUNDER<br />
E 062 BMW F 800 GT<br />
E 063 BMW R 1200 RS<br />
E 064 Ducati Supersport/S<br />
E 065 Honda VFR 800 F/X<br />
E 066 Kawasaki Ninja 650/KRT Edition<br />
E 067 Kawasaki Z 1000 SX<br />
E 068 Kawasaki ZZR 1400 Performance Sport<br />
E 069 KTM 1290 Super Duke GT<br />
E 070 Suzuki GSX-S 1000 F<br />
E 071 Yamaha FJR 1300 A/AE/AS<br />
F NAKED BIKES<br />
F 072 Aprilia Shiver 900<br />
F 073 Aprilia Tuono V4 1100 RR/Factory<br />
F 074 Benelli TnT R 160<br />
F 075 BMW G 310 R<br />
F 076 BMW F 800 R<br />
F 077 BMW S 1000 R<br />
F 078 BMW R 1200 R<br />
F 079 BMW R nineT/Racer<br />
F 080 Ducati Diavel/Carbon<br />
F 081 Ducati Monster 797<br />
F 082 Ducati Scrambler Sixty2<br />
F 083 Ducati Scrambler Café Racer/Desert Sled<br />
F 084 Ducati Scrambler Icon/Classic/<br />
Full Throttle<br />
F 085 Ducati Monster 821/Stripe<br />
F 086 Ducati Monster 1200/S/R<br />
F 087 Honda CB 500 F<br />
F 088 Honda CB 650 F<br />
F 089 Honda NC 750 S<br />
F 090 Honda CB 1100 EX/RS<br />
F 091 Horex VR6 Classic/Café Racer<br />
F 092 Husqvarna 401 Svartpilen/Vitpilen<br />
F 093 Kawasaki Z 300<br />
F 094 Kawasaki Z 650<br />
F 095 Kawasaki Z 900<br />
F 096 Kawasaki Z 1000/R Edition<br />
F 097 KTM 390 Duke<br />
F 098 KTM 690 Duke/R<br />
F 099 KTM 1290 Super Duke R<br />
F 100 Moto Morini Corsaro 1200 ZZ<br />
F 101 MV Agusta Brutale 675<br />
F 1<strong>02</strong> MV Agusta Brutale 800/RR<br />
F 103 MV Agusta Dragster 800 RC/RR<br />
F 104 MV Agusta Brutale 1090/RR<br />
F 105 Suzuki SV 650<br />
F 106 Suzuki GSX-S 750<br />
F 107 Suzuki GSX-S 1000<br />
F 108 Triumph Street Triple/R<br />
F 109 Triumph Street Cup<br />
F 110 Triumph Speed Triple S/R<br />
F 111 Triumph Thruxton/R<br />
F 112 Yamaha MT-03<br />
F 113 Yamaha MT-07/Moto Cage<br />
F 114 Yamaha XSR 700<br />
F 115 Yamaha MT-09<br />
F 116 Yamaha XSR 900/Abarth<br />
F 117 Yamaha MT-10/SP<br />
54 <strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong>
G SPORTLER BIS 990 KUBIK<br />
G 118 Ducati 959 Panigale<br />
G 119 Honda CBR 500 R<br />
G 120 Honda CBR 650 F<br />
G 121 Kawasaki Ninja 300 KRT Edition<br />
G 122 Kawasaki ZX-6R 636 KRT Edition<br />
G 123 KTM RC 390<br />
G 124 MV Agusta F3 675/RC<br />
G 125 MV Agusta F3 800/RC<br />
G 126 Suzuki GSX 250 R<br />
G 127 Yamaha YZF-R3<br />
G 128 Yamaha YZF-R6<br />
H SPORTLER AB 990 KUBIK<br />
H 129 Aprilia RSV4 RR/RF<br />
H 130 BMW S 1000 RR<br />
H 131 BMW HP4 Race<br />
H 132 Ducati 1299 Panigale S<br />
H 133 Ducati 1199 Panigale R<br />
H 134 Ducati 1299 Superleggera<br />
H 135 Honda RC213V-S<br />
H 136 Honda CBR 1000 RR Fireblade/SP/SP-2<br />
H 137 Kawasaki ZX-10R/KRT Replica/RR<br />
H 138 Kawasaki H2 Carbon/H2R<br />
H 139 MV Agusta F4/RR/RC<br />
H 140 Norton V4 RR<br />
H 141 Suzuki GSX-R 1000/R<br />
H 142 Yamaha YZR-R1/M<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE<br />
<strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong> 55
TEST<br />
ALPHA RACING GS<br />
MEHR POWER<br />
FÜR DEN WASSERBOXER<br />
Alpha Racing will mit einer variablen Ventilsteuerung dem Boxer mehr Druck<br />
verpassen. Erste Testfahrten verlaufen vielversprechend. Text: Michael Pfeiffer; Fotos: fact<br />
Eine kleine Nebenstraße im<br />
bayerischen Hinterland. Null<br />
Grad, Winter. Niemand vermutet<br />
hier ein Motorrad, höchstens<br />
eine GS. Doch was ist das? Eine<br />
GS braust vorbei, aber mit komischen<br />
Zylinderköpfen und einem ganz anderen<br />
Sound. Und dazu sehr sehr flott.<br />
Testfahrt mit der alpha Racing-BMW<br />
und ihrem patentierten Ventilsteuersystem.<br />
Satte 146 <strong>PS</strong> verspricht Uwe<br />
Eisenbeis, Mastermind und Patentinhaber<br />
hinter dem VVL genannten System.<br />
Wie funktioniert das Ganze? Statt<br />
mit einer herkömmlichen Drosselklappe<br />
wird die Leistung über den<br />
Ventilhub der Einlassventile gesteuert.<br />
Leerlauf: kaum Ventilhub, volle Pulle:<br />
großer Ventilhub. Klingt logisch, ist<br />
aber mechanisch nicht einfach zu lösen.<br />
Eisenbeis, der das System bereits<br />
in seiner Zeit als Motorenbauer bei<br />
BMW entwickelte, hat eine Lösung.<br />
Im Kopf rotiert eine kleine Kurbelwelle<br />
mit Pleuel, die ein Schiebestück mit<br />
Rollen über die beiden Schlepphebel<br />
der Einlassventile hin- und herbewegt.<br />
Das Ganze ist in einem Alurahmen gelagert,<br />
der geschwenkt werden kann<br />
und sich so mehr oder weniger auf die<br />
Schlepphebel drücken lässt.<br />
Theoretisch funktioniert das, praktisch<br />
aber auch. Denn auf dem Rollenprüfstand<br />
drückt der Boxer auch bei<br />
unserem Besuch 145 <strong>PS</strong> und Eisenbeis<br />
schwört, dass außer seinen Zylinderköpfen<br />
nichts weiteres an dem Boxer<br />
geändert wurde. Woher die Mehrleis-<br />
tung? Durch die variablen Steuerzeiten<br />
läuft der Motor in Teillast viel sauberer<br />
und effizienter als ein Motor mit statischen<br />
Steuerzeiten. Bei Volllast und<br />
hohen Drehzahlen kann er dafür viel<br />
schärfere Steuerzeiten realisieren, ohne<br />
an Drehmoment unten und Abgasverhalten<br />
zu verlieren. Durch den variablen<br />
Ventilhub wiederum arbeitet der<br />
Motor auch spontaner, da das Gemisch<br />
direkt an den Ventilen lagert und nicht<br />
erst bei Leistungsbedarfsänderungen<br />
von der Drosselklappe zu den Ventilen<br />
gelangen muss.<br />
Eine kurze Testfahrt überzeugt.<br />
Der Motor geht nicht nur superspontan<br />
ans Gas, er drückt auch heftig in allen<br />
Lagen. Kein Vergleich zur Serienmaschine.<br />
Das wird was.<br />
Uwe Eisenbeis entwickelt<br />
bei alpha Racing den<br />
Umrüstkit. Mit neuen<br />
Zylinderköpfen leistet der<br />
Boxer 146 <strong>PS</strong>. Statt<br />
Nockenwelle und Drosselklappe<br />
steuert das patentierte<br />
System die Leistung<br />
56 <strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong>
NEUHEIT<br />
NORTON V4<br />
NO SHIT<br />
Norton hat mit der V4 jetzt ein spektakuläres Superbike vorgestellt.<br />
Entwickelt auf der Isle of Man und mit eigenständigem<br />
V4-Motor soll es nur einem Zweck dienen: die etablierten<br />
Marken aufzumischen und exklusive Kunden zu verzaubern.<br />
Text: Uwe Seitz; Fotos: Norton<br />
58 <strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong>
Leisetreten gehört nicht zum Stil<br />
von Stuart Garner. Große Erwartungen<br />
setzt der Norton-Eigner<br />
deshalb in das erste Norton-<br />
Serien superbike, das ab Frühsommer<br />
unter die Sportler-Fans gebracht werden<br />
soll. Ein kurzer Blick zurück: Der 47-jährige<br />
britische Selfmade-Millionär kaufte die<br />
traditionsreiche Firma 2008 und brachte<br />
2010 mit der nackten, retro-angehauchten<br />
Norton 961 Commando SE das erste<br />
Serienbike unter seiner Egide heraus.<br />
1000 Nortons bauen und verkaufen die<br />
Briten mit Sitz in Donington angeblich pro<br />
Jahr. Allerdings haben wir trotz Bemühungen<br />
von der Commando bis heute kein<br />
Testbike bekommen.<br />
Die Chancen, das neue Superbike V4<br />
RR oder die exklusivere SS-Version zu fahren,<br />
stehen ebenfalls nicht gut, denn die<br />
200 geplanten V4 SS seien bereits komplett<br />
verkauft und von den ersten 250 Exemplaren<br />
der V4 RR wären auch nur noch<br />
ein paar Stück zu haben. <strong>2017</strong> werden wir<br />
sehen, wie seriös diese Angaben wirklich<br />
sind, denn dann sollen die Produktion<br />
und die Auslieferung voll anlaufen.<br />
Dass Garners Herz für echte Rennmotorräder<br />
schlägt, muss man ihm abnehmen,<br />
denn mit dem Chassis der jetzt vorgestellten<br />
V4 und einem Aprilia-V4-Motor<br />
stürmte der Australier Dave Johnson letztes<br />
Jahr im Superbike-Rennen auf einen<br />
grandiosen siebten Platz bei der TT. Fünf<br />
Jahre haben die Norton-Techniker das<br />
Superbike bei der TT entwickelt, und jetzt<br />
hat die V4 sogar einen eigenen Motor<br />
bekommen. Der Vierzylinder-V-Motor hat<br />
1200 cm³ und einen Zylinderwinkel von 72<br />
Grad (gegenüber den 65 Grad der Aprilia<br />
RSV4). Gebaut und entwickelt hat Norton<br />
diesen Antrieb mit der britischen Motorenschmiede<br />
Ricardo, die viel Entwicklungserfahrung<br />
mit Antrieben auch aus der<br />
Arbeit für Kunden von Ferrari bis VW hat.<br />
Auf deren Seite stand dann auch Triumphs<br />
ehemaliger Motoren-Entwicklungschef<br />
Neil Wright dem Norton-V4-Projekt vor.<br />
Eigenständiger V4-Motor<br />
Die Leistungsdaten des V4, dessen handfester<br />
Entwicklungsstart keine zwei Jahre<br />
zurückliegt, sind beachtlich. Über 200 <strong>PS</strong><br />
bei 12 500/min, ein Drehzahllimit von<br />
13 500/min und ein maximales Drehmoment<br />
von 130 Nm wären gewaltig. Dafür<br />
hält der Motor ein paar schöne Details<br />
wie etwa die Titan-Einlassventile bereit.<br />
Der durch den Zylinderwinkel und die<br />
Nockenwellenkonstruktion kompakte<br />
Zylinderkopf erlaubt laut Norton-Designchef<br />
Simon Skinner eine kompaktere<br />
Anordnung der Einspritz-Einheit und<br />
eine größere Airbox für mehr Power.<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong> 59
DATEN<br />
01<br />
<strong>02</strong><br />
NORTON V4 RR (SS)<br />
ANTRIEB<br />
Vierzylinder-V-Motor, vier Ventile/<br />
Zylinder, 150 kW (204 <strong>PS</strong>) bei 12500/min,<br />
130 Nm bei 10000/min, Bohrung/Hub:<br />
82,0/56,8 mm, 1200 cm³, Verdichtung: 13,6:1,<br />
Zünd-/Einspritzanlage, Drosselklappen-<br />
Durchmesser: k. A., hydraulisch betätigte<br />
Mehrscheiben-Ölbad-Anti-Hopping-Kupplung,<br />
Sechsganggetriebe, Kette<br />
FAHRWERK<br />
Stahl-Gitterrohrrahmen (SS mit CNC-, RR mit<br />
Alu-Gussteilen), Lenkkopfwinkel: 62,1 Grad,<br />
Nachlauf: 99 mm, Radstand: 1430 mm, Ø<br />
Gabel innenrohr: 48 mm, Federweg v./h.: k. A.<br />
RÄDER UND BREMSEN<br />
Leichtmetall-Schmiederäder (Karbon-Räder),<br />
3.50 x 17/6.00 x 17,<br />
Reifen vorn: 120/70 ZR 17, hinten:<br />
200/55 ZR 17, 330-mm-<br />
Doppelscheibenbremse mit<br />
Vierkolben-Festsätteln<br />
vorn, 220-mm-Einzelscheibe<br />
mit Zweikolben-<br />
Festsattel hinten, ABS<br />
GEWICHT<br />
(leer) 179 kg,<br />
Tankinhalt: 18 Liter<br />
Super<br />
GRUNDPREIS<br />
33500 Euro/53 000 Euro<br />
(zzgl. NK)<br />
Herstellerangaben<br />
03<br />
04<br />
01 Im Display der Kamerablick<br />
nach hinten, die voll<br />
einstellbare Gabel von<br />
Öhlins und ein variables<br />
Gabel-Offset – die Norton V4<br />
liefert exklusive Lösungen<br />
<strong>02</strong> Angeblich sind alle 200<br />
Stück der in Chromoptik gehaltenen<br />
SS-Modelle bereits<br />
verkauft<br />
03 Durch verschiedene<br />
Einsätze ist der Schwingendrehpunkt<br />
der RR und SS<br />
variabel<br />
04 Den Blick unter die<br />
Verkleidung gibt es nur<br />
als CAD-Grafik. Der höchst<br />
selbstständige V4 macht<br />
durch seine technischen<br />
Daten extrem neugierig
Unter der „Tankhaube“ sitzt vor allem die<br />
Airbox. Das Spritfass aus Karbon und Kevlar<br />
ist nach hinten unter die Sitzbank gezogen<br />
Im Chassis ist der Motor, der laut<br />
Skinner kompakter ausfällt als der von<br />
Aprilia, im Vergleich zur Konkurrenz weiter<br />
nach vorn geneigt. Dazu gab es technische<br />
Lösungen wie etwa die Verlegung<br />
der Ausgleichswelle von der Front in den<br />
Bereich der Motorschmierung oder des<br />
Ölfilters und Anlassers auf die linke vordere<br />
Seite, um so den Auspuff platzsparend<br />
verlegen zu können. Ein Kassettengetriebe<br />
und die Anti-Hopping-Kupplung<br />
unterstreichen die Racing-Attitüde<br />
des V4, der als mittragendes Element im<br />
Chassis untergebracht ist.<br />
TT-Chassis für Kunden<br />
Das Chassis selbst entspricht weitestgehend<br />
dem des TT-Rennmotorrads und<br />
macht in seiner Fertigung den Unterschied<br />
zwischen der SS und der RR aus.<br />
Beim exklusiven SS-Modell besteht das<br />
Chassis aus Stahlrohr und CNC-gefrästem<br />
Aluminium. Die nur 3,1 Kilo leichte<br />
Einarmschwinge wird dabei aus einem<br />
70 Kilo schweren Alublock herausgefräst.<br />
Bei der etwas günstigeren RR-Version<br />
ersetzen Alu-Gussteile am Rahmen,<br />
Heckrahmen und der Schwinge die<br />
besonders leichten CNC-Teile bei exakt<br />
gleicher Geometrie. Die Dämpferelemente<br />
kommen komplett von Öhlins. Beiden<br />
Bikes gemein sind das variable Gabel-<br />
Offset und Schwingendrehpunkt.<br />
Auch bei der Elektronik bietet die RR<br />
dieselben Features wie die SS. Ausgestattet<br />
mit der Bosch-IMU (Sechs-Achsen-Sensor)<br />
besitzt die Norton die<br />
Fahrassistenzen aktueller Superbikes wie<br />
Traktionskontrolle, Launch- und Wheelie-<br />
Control wie auch einen Schaltautomaten<br />
mit Hoch- und Runterschaltfunktion.<br />
Ebenfalls von Bosch kommt das ABS.<br />
Eine Besonderheit setzt die V4-Modelle<br />
von der Konkurrenz aus Japan und Europa<br />
ab. Das Norton-Superbike kommt<br />
komplett ohne Rückspiegel aus. Stattdessen<br />
überträgt eine Kamera das rückwärtige<br />
Geschehen auf das TFT-Display.<br />
Die 200 Stück der SS-Version mit<br />
markanter Chrom-Lackierung gingen für<br />
satte 53 000 Euro über den Ladentisch.<br />
Die RR soll knapp 33 500 Euro kosten.<br />
„Norton steht für Großbritannien und<br />
Qualität“, sagt Garner über die V4-Pläne.<br />
„Ich will keine billigen Scheißmotorräder<br />
bauen. Aber wir werden unser Portfolio<br />
noch erweitern und ein Grund ist, dass<br />
der V4-Motor auch unverkleidet verdammt<br />
gut aussieht.“ No shit – Bescheidenheit<br />
gehört nicht zu Garners Stil.<br />
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LESERPOST<br />
KEIN CIRCUS MAXIMUS<br />
Superbike-WM-Zukunft, <strong>PS</strong> 01/<strong>2017</strong><br />
Aha, so ist das also: Das schwindende<br />
Zuschauerinteresse an der WSBK liegt<br />
an den dort fahrenden harmoniebedürftigen<br />
Wattebäuschchen-Werfern!<br />
Zur Änderung schwebt dem Dorna-<br />
Manager Alonso ein Circus Maximus<br />
wie in der MotoGP vor: unreife Latino-<br />
Bubis wie Márquez, Lorenzo und Rossi,<br />
die sich jenseits aller Bremspunkte<br />
gegenseitig in die Karre fahren – um<br />
dann auf der Pressekonferenz und in<br />
der Nicht-Fachpresse den von Herrn<br />
Alonso gewünschten grottenlangweiligen<br />
Zickenterror zu liefern. Das mag<br />
zu Zeiten der römischen Wagenrennen<br />
unterhaltsam gewesen sein – heute<br />
interessiert das aber nur jene, die ihr<br />
Motorsportwissen aus der Bild-Zeitung<br />
oder von RTL haben! Wie viele Simoncellis<br />
will Herr Alonso denn in der<br />
WSBK opfern und beerdigen lassen?<br />
Hoffentlich bleiben Chaz Davies und<br />
Jonathan Rea bei ihrer ablehnenden<br />
Meinung. Das Problem der WSBK sind<br />
konzeptlose Möchtegern-Manager wie<br />
Herr Alonso, die besser Boxsport promoten<br />
oder Privatsender beraten würden.<br />
Sein „Alles ist denkbar“ übersetze<br />
ich mit „Mir ist alles recht“. Ich wünsche<br />
ihm weiter sinkende Zuschauerzahlen,<br />
wenn dann 16-jährige asiatische<br />
125er-Rollerfahrer um den Track eiern.<br />
Markus Schnappauf per E-Mail<br />
Foto: Heinz Böhm<br />
KEIN EINZELTEIL<br />
Kawasaki ZX-10R, <strong>PS</strong> 01/<strong>2017</strong><br />
Ihr schreibt, dass man für die ZX-10R<br />
einen ABS-Canceller kaufen kann,<br />
um das ABS zu deaktivieren. Ich habe<br />
schon überall den Dongle gesucht,<br />
mehrere Kawasaki-Händler und selbst<br />
Kawasaki Deutschland kontaktiert.<br />
Aber alle gaben mir eine ähnliche Antwort:<br />
„Lieber Herr Peschk, ein solches<br />
Teil gibt es nicht einzeln zu bestellen,<br />
das führen wir nicht.“ Zur Zeit finde<br />
ich den Dongle nur im Ausland, wobei<br />
der Versand dann aber mehr kostet<br />
als das Teil selbst.<br />
Michael Peschk per E-Mail<br />
Nachdem wir schon beim ersten<br />
Test der ZX-10R die Funktion des<br />
ABS auf der Rennstrecke kritisiert<br />
hatten und einen Nachtest im<br />
Beisein von Kawasaki mit einem<br />
Dongle durchführten, bekamen<br />
wir die Info, dass Kawasaki auch in<br />
Deutschland den Dongle anbieten<br />
wird. Eigentlich ist er Teil des Race-Kits<br />
und war hierzulande nicht<br />
für den Einzelverkauf vorgesehen.<br />
Offenbar hat sich der Entschluss<br />
nach unserem Test nicht durchgesetzt<br />
und das Teil wird nicht wie<br />
in anderen Märkten einzeln verkauft.<br />
Wir werden da noch mal bei<br />
Kawasaki nachhaken.<br />
<br />
Die Red.<br />
dd<br />
Wir wünschen Euch für das neue Jahr...<br />
Viele geile Kurven, zu jeder Zeit,<br />
und Vollgas kilometerweit,<br />
schöne Landschaften,<br />
so weit das Auge reicht,<br />
dund nur trockenen Wind,<br />
der Euch streicht.<br />
Ihr und Eure Maschinen,<br />
seid vor jeder Schramme gefeit,<br />
für Attacken aber,<br />
zu jeder Zeit bereit.<br />
Die Reifen sollen auch immer schön halten,<br />
und dass Ihr Euch auf keinen Fall<br />
tut verschalten.<br />
Auf der Kette steten Zug,<br />
und im Tank Benzin genug,<br />
der Öldruck immer „zuoberst“ oben,<br />
so kann man dann auch das Fahrwerk loben.<br />
Beschützt seid Ihr durch das ganze Jahr,<br />
vor dem verflixten Radar,<br />
keine Polizei soll Euch irgendwo erwarten,<br />
so kann die Saison dann wohl ruhig starten.<br />
dFrohe Festtage<br />
dd<br />
und einen guten Rutsch ins neue Jahr.<br />
MÜNDIGE BÜRGER<br />
Zum Brief von R. Saiger über die<br />
Vorbildfunktion von <strong>PS</strong>, Heft 12/2016<br />
Das mit der Vorbildfunktion der Presse<br />
sehe ich ein wenig anders als der<br />
Leser Rolf Saiger! Aufgabe der Presse<br />
ist es, die Bürger neutral zu informieren,<br />
sodass diese sich selbst ein<br />
fundiertes Urteil bilden können. Das<br />
Konzept nennt sich mündiger Bürger<br />
und ist die Basis der freiheitlich-demokratischen<br />
Grundordnung in unserem<br />
Land. Dieser mündige Bürger ist dann<br />
auch durchaus in der Lage selbst zu<br />
erkennen, dass man nicht alles nachmachen<br />
sollte, was man in den Medien<br />
zu sehen bekommt. Bleibt also ruhig so<br />
wie Ihr seid, auch wenn das vielleicht<br />
nicht ganz „politisch korrekt“ ist.<br />
Dr. Heinrich Wittmann per E-Mail<br />
SCHWARZ-BRENNER<br />
Karbon-BMW , <strong>PS</strong> 01/<strong>2017</strong><br />
d<br />
d<br />
Aus Mellingen in der Schweiz bekamen wir Grüße zum<br />
Jahreswechsel in Gedichtform: herzlichen Dank dafür an<br />
unsere Leser Heinz Hausmann und Rolf Hürst!<br />
Mit Karbon-Anbauteilen hat Heinz Böhm seine S 1000 R<br />
aufgepeppt. Für das HP4-Projekt von BMW wurden auch<br />
tragende Elemente wie der Rahmen aus Kohlenstoff gebacken<br />
Zum Thema BMW und Karbon, im letzten<br />
Heft in Form des Projekts HP4 Race<br />
präsentiert, übersende ich Ihnen ein<br />
paar Bilder von meiner S 1000 R.<br />
Heinz Böhm per E-Mail<br />
LESERBRIEFE AN DIE REDAKTION: Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG, Redaktion <strong>PS</strong>, 70162 Stuttgart,<br />
E-Mail: ps@motorpresse.de Leserbriefe bitte mit vollständigem Namen und Wohnort unterzeichnen<br />
Facebook: <strong>PS</strong> Das Sport-Motorrad Magazin
TECHNIK<br />
LESERFRAGEN<br />
WERNER KOCH<br />
<strong>PS</strong>-Technik-Versteher und<br />
Motorrad-Flüsterer Werner<br />
„Mini“ Koch tüftelt und bastelt<br />
ständig selbst in seiner eigenen<br />
Werkstatt, und kein Technik-<br />
Thema ist ihm zu verworren.<br />
Und weiß er tatsächlich mal<br />
selbst nicht weiter, weiß er<br />
genau, wo man fragen muss.<br />
Sie haben eine<br />
Technikfrage, die<br />
Sie schon lange<br />
umtreibt? Im Forum<br />
behauptet jeder<br />
etwas anderes?<br />
Sie sind mit Ihrem<br />
Latein am Ende?<br />
Dann stellen Sie uns<br />
Ihre Frage. <strong>PS</strong> geht<br />
der Sache hier auf<br />
den Grund, erklärt<br />
die Zusammenhänge<br />
oder fragt die<br />
Experten der Industrie<br />
oder Rennteams.<br />
Fragen an:<br />
<strong>PS</strong>@motorpresse.<br />
de, bitte „Technik“<br />
im Betreff angeben.<br />
Text: Werner Koch<br />
Fotos: Koch (6), Jörg Lohse, fact<br />
AUSZEIT<br />
? Seit der letzten Tour im Spätherbst<br />
steht das Motorrad unter der<br />
Plane in der trockenen Garage. Der<br />
Tank ist randvoll, aber sonst hab ich<br />
nichts gemacht. Lohnt es sich, noch<br />
mal dranzugehen? Welche Standschäden<br />
drohen? Christian Schadt<br />
<strong>PS</strong>-Antwort Ein paar Minuten Zeit<br />
sollte man sich schon nehmen, damit<br />
das Motorrad im Frühjahr wieder<br />
ordentlich funktioniert. Vor allem die<br />
Batterie verlangt bei Standzeiten von<br />
mehr als zwei Monaten in eisiger Kälte<br />
nach einem guten, motorradspezifischen<br />
Ladegerät, das, für ein paar<br />
Tage angeschlossen, die Zellen auffrischt.<br />
Speziell Gel-/Blei-Batterien<br />
brechen unserer Erfahrung nach bei<br />
längeren Standzeiten ohne Pflege<br />
zusammen und verlieren dabei an<br />
Power und Standfestigkeit.<br />
Sollte die Batterie ohnehin schon<br />
grenzwertig schlapp daherkommen, ist<br />
bei Supersportlern der Wechsel auf ein<br />
Lithium-Ionen-Bauteil überlegenswert.<br />
Mit rund 700 Gramm spart diese Batterieart<br />
bis zu vier Kilogramm gegenüber<br />
einer konventionellen Blei-Säure-Batterie.<br />
Das Leichtgewicht sollte zwar erst<br />
im Frühjahr gekauft, aber am besten<br />
jetzt schon bestellt oder angefragt<br />
werden, um mögliche Lieferengpässe<br />
auszuschließen. Durch die deutlich<br />
kleineren Abmessungen muss der Bauraum<br />
mit Moosgummi aufgepolstert<br />
und eventuell eine neue Halterung<br />
ange fertigt werden.<br />
Bei den Bremsen sollte man beim<br />
Überwintern darauf achten, dass die<br />
Bremsbeläge nicht an den Scheiben<br />
anliegen. In feuchter Umgebung können<br />
die Beläge an den Scheiben festkorrodieren<br />
und lassen sich dann<br />
70 <strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong>
01 Blei-Säure-Batterie<br />
mit altem, nur bedingt<br />
tauglichem Ladegerät<br />
(links). Blei-Gel- oder<br />
Li-Batte rien benötigen ein<br />
„intelligentes“ Ladegerät,<br />
um den Winter gut zu<br />
über stehen.<br />
<strong>02</strong> Unbedenkliche braune<br />
Verfärbung der Bremsscheiben,<br />
auf der die Beläge<br />
jedoch beim Überwintern<br />
festbacken können.<br />
03 MoS²-Kriechöl vertreibt<br />
Feuchtigkeit aus<br />
schlecht zugänglichen<br />
Stellen und schützt vor<br />
Korrosion.<br />
04 Beispielsweise an den<br />
Bolzen und der Verstellmechanik<br />
der Handbremshebel…<br />
05 … oder wie hier am<br />
bereits rostroten Gelenk<br />
der Kupplungsbetätigung.<br />
06 Auch der Flugrost auf<br />
den Rollen lässt sich mit<br />
MoS² beseitigen. Zudem<br />
löst das Kriechöl überschüssiges<br />
Kettenfett von<br />
den Laschen.<br />
01<br />
<strong>02</strong><br />
03<br />
beim ersten Start nur mit einem lauten<br />
Knackgeräusch lösen. Um dies zu vermeiden,<br />
die schwimmend gelagerten<br />
Bremsscheiben von Hand mit kräftigem<br />
seitlichem Druck nach innen und außen<br />
pressen, um die Beläge und Bremskolben<br />
zurückzuschieben. Denn viele<br />
Bremsen bilden je nach Legierung und<br />
Reibpaarung bei längerer Standzeit<br />
sichtbare Korrosionsspuren, obwohl<br />
die verwendete Stahllegierung mit<br />
nichtrostenden Metallen vermengt ist.<br />
Diese bräunliche Einfärbung verflüchtigt<br />
sich jedoch nach den ersten<br />
Brems vorgängen und hat keine Auswirkungen<br />
auf den Reibbeiwert der<br />
Scheiben. Dennoch ist es ratsam, die<br />
Bremsanlagen vor dem Überwintern<br />
heiß zu bremsen und mit trockenen<br />
Scheiben und Belägen abzustellen.<br />
Bei Feuchtigkeit bilden sich gerne<br />
Korrosionsnester, die man mit einem<br />
MoS²-Kriechöl bekämpfen sollte. Vor<br />
allem dann, wenn es sich um bewegliche,<br />
mechanische Bauteile handelt<br />
wie beispielsweise die klappbaren<br />
Fußrasten oder eine Dämpferverstellung<br />
mit Feder-/Kugel-Arretierung.<br />
Auch die gelenkige Lagerung von<br />
Brems- und Kupplungshebel und die<br />
Reichweiteneinsteller bleiben mit MoS²<br />
in ihrer Funk tion geschmeidig und<br />
leichtgängig. Wobei speziell Bolzen<br />
und Druckpilz am vorderen Bremshebel<br />
regelmäßig ausgebaut und mit<br />
Hochdruckfett geschmiert werden sollten,<br />
um eine reibungsarme, fein dosierbare<br />
Bremswirkung zu garantieren.<br />
Bei den gebräuchlichen O- oder X-<br />
Ring-Ketten setzt sich oftmals Flugrost<br />
auf den Rollen ab, der zwar kaum die<br />
Funktion, aber die Optik beeinträchtigt.<br />
Reichlich mit Kriechöl eingesprüht,<br />
lässt sich auch altes Kettenfett mit<br />
einem Putzlappen leichter abwischen.<br />
Dasselbe gilt für abgeschleudertes<br />
Kettenfett, das sich im Rahmenheck<br />
und auf der Schwinge festgesetzt hat.<br />
Mit einem Mindestluftdruck von<br />
rund 1,5 bar sind die Reifen während<br />
der Winterzeit gut versorgt. Der Tipp<br />
zum Aufbocken der Maschine ohne<br />
Reifenkontakt zum Boden stammt aus<br />
Zeiten, als Motorradreifen noch aus<br />
Baumwoll-Karkasse und Naturkautschuk<br />
zusammengebastelt wurden. Aktuelle<br />
Motorradreifen stehen sich über<br />
den Winter weder eckig noch undicht.<br />
04<br />
05<br />
06<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE
SERVICE<br />
<strong>PS</strong>-TUNEUP<br />
Das allgemein verträglich gehaltene Fahrwerk<br />
der Yamaha MT-09 steht im Mittelpunkt des<br />
zweiten Teils unseres Naked Bike-TuneUps.<br />
Dazu kommen Hebel für Bremse und Kupplung,<br />
die auch an andere Bikes passen.<br />
Text: Jens Hebisch; Fotos: Jakob Meyer, Rossen Gargolov (1)<br />
Die Fanfaren sind gestimmt,<br />
und für sicheren Tritt beim<br />
Ritt Richtung „Dark side<br />
of Japan“ ist gesorgt (<strong>PS</strong><br />
01/<strong>2017</strong>). Nun gilt es, den finsteren<br />
Fahrspaß auch auf den Asphalt zu<br />
bringen – das Fahrwerk wird nachgeschärft,<br />
und obendrein gibt es noch<br />
neue Hebel für die Kommandobrücke.<br />
Wir machen uns auf den Weg<br />
Richtung Südtirol, um trotz vorweihnachtlicher<br />
Stimmung taugliche Testbedingungen<br />
für die bestellten vier<br />
Federbeine und die sechs Hebelpaarungen<br />
zu finden. Der Rittenpass – Bozens<br />
ausgewiesenes „Sonnenplateau“ –<br />
erweist sich dabei als perfektes Testareal<br />
und liefert neben schwindelerregenden<br />
Kurvenkombinationen auch<br />
eine äußerst selektive Fahrbahnoberfläche.<br />
Von Track-ähnlich bis „kriegsversehrt“<br />
wird hier nahezu alles geboten.<br />
Doch wie in der heimischen Garage gilt<br />
auch hier: Vor dem „Shreddern“ steht<br />
das Schrauben. Los geht’s mit dem Fahrwerk,<br />
der wohl wichtigsten Tuningmaßnahme<br />
überhaupt an so einem Mittelklasse-Nakedbike<br />
– womit mit „Mittelklasse“<br />
nur Leistung und Hubraum, nicht<br />
die generelle Qualität gemeint sind!<br />
MONTAGEANLEITUNG/<br />
DATENBLATT<br />
Da es sich bei HH Racetech um ein<br />
Vorserienteil handelt, das uns HH-Chef<br />
Hubert Hofmann kurzfristig zur Verfügung<br />
stellte, lagen dem Federbein keinerlei<br />
Papiere bei, womit wir hierfür<br />
auch keine Punkte vergeben können.<br />
72 <strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong>
Mupo liefert eine Beschreibung auf<br />
Italienisch und Englisch, und der Importeur<br />
Zupin packt noch eine kurze,<br />
bebilderte Anbauanleitung auf Deutsch<br />
bei. Öhlins und Hyperpro zeigen, wie<br />
es sein sollte, und liefern nicht nur<br />
Infos zum Einbau und dem Federbein<br />
an sich, sondern einen Crashkurs zum<br />
Thema Fahrwerk und vor allem, wie<br />
man dieses richtig einstellt. Hyperpro<br />
allerdings nur auf Englisch. Alle drei<br />
packen zudem ein Datenblatt mit den<br />
Basiseinstellungen bei, die aber auf<br />
jeden Fall spätestens vor dem ersten<br />
Fahrtantritt kontrolliert gehören.<br />
MONTAGE<br />
Egal welches Federbein man verbauen<br />
möchte, das Heck muss in jedem Fall<br />
komplett entlastet werden. Im Idealfall<br />
mit einem Werkstattkran. Bei der Montage<br />
zeigt sich dann nur das Mupo-Teil<br />
zickig. Warum? Weil das obere Federbeinauge<br />
0,3 Millimeter breiter ist als<br />
das Original und somit nicht ganz freiwillig<br />
in die Federbeinaufnahme „gleiten“<br />
will. So müssen wir schließlich<br />
den Tank demontieren, um etwas mehr<br />
Kraft beim Einsetzen ausüben zu können.<br />
Die anschließende Prüfung auf<br />
Freigängigkeit des Federbeins fällt<br />
aber glücklicherweise positiv aus.<br />
Nach Rücksprache mit dem Importeur<br />
Zupin wurde uns versichert, dass dies<br />
geprüft und gegebenenfalls korrigiert<br />
wird. Mit Ausnahme von HH Racetech,<br />
welches keine Druckstufeneinstellung<br />
besitzt, muss jeweils auch noch der<br />
am Stahlflexschlauch befestigte Ausgleichsbehälter<br />
an der Soziusrastenaufnahme<br />
befestigt werden. Bei Öhlins<br />
sollen die Originalhalteschrauben der<br />
Soziusrastenhalterung verwendet werden.<br />
Diese greifen dann allerdings nur<br />
noch mit knapp drei Gewindegängen.<br />
EINSTELLMÖGLICH-<br />
KEITEN<br />
Lassen wir uns an dieser Stelle nicht<br />
von irgendwelchen maximal möglichen<br />
Klicks beeindrucken, denn die Erfahrung<br />
zeigt, dass bei Zug- und Druckstufenjustage<br />
im Bereich einer Handvoll<br />
Klicks Richtung „auf“ oder „zu“ gearbeitet<br />
wird. Was darüber hinausgeht, deutet<br />
meist auf ein falsches Basis-Set-up<br />
hin, wie zum Beispiel eine falsche Federrate.<br />
Hierzu bitte später noch den Punkt<br />
„Bezugsquellen“ aufmerksam lesen!<br />
Doch gibt es bei unseren Testkandidaten<br />
natürlich schon einige Unterschiede,<br />
auf die wir hier eingehen müssen.<br />
Das HH Racetech bietet, wie schon<br />
erwähnt, keine Druckstufeneinstellung,<br />
was ihm zwar Punktabzug in diesem<br />
Testumfeld bringt, aber für ein reines<br />
Straßenfederbein, das dann auch noch<br />
solch ein gutes Basis-Set-up liefert<br />
(siehe später „Ansprechverhalten Landstraße“),<br />
in Ordnung geht.<br />
Hyperpro bietet die Druckstufenjustage<br />
in High- und Lowspeed, was<br />
Für die Operation<br />
am „offenen Hinterteil“<br />
der MT-09<br />
haben wir extra<br />
einen Werkstattkran<br />
zur Teststrecke<br />
mitgenommen.<br />
Nur so ließen sich<br />
die Federbein-Tests<br />
überhaupt in angemessener<br />
Form<br />
durchziehen<br />
<strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong> 73
Ob hydraulische<br />
Federvorspannung,<br />
Low- und<br />
Highspeed-<br />
Druckstufe oder<br />
simple Ausführung<br />
mit den passenden<br />
Innereien<br />
– für die MT-<br />
Hinterhand gibt<br />
es eigentlich alles<br />
FEDERBEINE<br />
Wir haben alle<br />
Federbeine eingebaut<br />
und sie<br />
in der Praxis auf<br />
glatten Pisten<br />
und runzeligem<br />
Asphalt getestet<br />
und bewertet –<br />
sportlich schnell<br />
und auch im<br />
Alltagsmodus<br />
nichts mit der gefahrenen Geschwindigkeit<br />
zu tun hat (nicht lachen, steht<br />
auch extra in der Anleitung), sondern<br />
mit der Geschwindigkeit, mit der Druck<br />
auf das Federbein ausgeübt wird; eine<br />
überfahrene, erhabene Asphaltkante<br />
ist zum Beispiel ein Fall für die Highspeeddämpfung<br />
(kurzer, schneller<br />
Schlag), wohingegen etwa der Druck,<br />
der beim Beschleunigen auf das Federbein<br />
einwirkt, über die Lowspeeddämpfung<br />
geregelt wird.<br />
Mupo ist das Einzige, das direkt ab<br />
Werk mit einer Verstellmöglichkeit der<br />
Federbeinlänge aufwartet und damit<br />
die Option bietet, das Heck anzuheben,<br />
um mehr Last auf die Front zu bringen.<br />
Ergebnis dieser Prozedur ist eine erhöhte<br />
Handlichkeit des Bikes. Aber Vorsicht<br />
– nach agil kommt für gewöhnlich<br />
nervös! Die MT ist ohnehin kein „stures<br />
Eisen“, und daher ist dieser Punkt eher<br />
ein „nice to have“ für Leute, die sich<br />
gerne ausgiebig mit dem Fahrwerksund<br />
Abstimmungsthema beschäftigen.<br />
Gut und zackig kann man mit der MT<br />
auch ohne diese Option leben.<br />
ABSTIMMUNGS-<br />
AUFWAND<br />
Wichtig: Aufgrund der bauartbedingt<br />
schlecht zu erreichenden Federvorspannung<br />
sollte man das Hyperpro-<br />
oder Mupo-Federbein unbedingt mit<br />
hydraulischem Versteller ordern! Die<br />
Extra-Euros sind sinnvoll investiert,<br />
denn ohne dieses Teil ist eine Justage<br />
eigentlich nur durch Ausbau möglich.<br />
Da man sich für gewöhnlich erst einmal<br />
an die richtige Vorspannung herantasten<br />
muss und diese eventuell<br />
auch später noch gelegentlich anpasst<br />
– zum Beispiel wegen Zuladung für die<br />
Tour –, würde die Prozedur auf Dauer<br />
hart nerven. Öhlins bietet aus diesem<br />
Grund sein Federbein ohnehin gleich<br />
nur mit hydraulischer Vorspannung an.<br />
Und HH Racetech? Hier wird das Problem<br />
clever gelöst, indem die Vorspannmutter<br />
am Federbein positioniert ist.<br />
74 <strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong>
ÖHLINS YA 535<br />
HH RACETEC RT2<br />
MUPO AB2<br />
HYPERPRO 461<br />
Federvorspannung, beziehungsweise<br />
der damit verbundene Negativfederweg,<br />
ist ohnehin ein gern vernachlässigtes<br />
Thema. Dabei sollte jeder, egal<br />
ob mit Zubehör- oder Originalmaterial,<br />
diesen auf sein Gewicht einmal richtig<br />
einstellen bzw. einstellen lassen. So<br />
geht’s: Am Heck des Bikes, möglichst<br />
senkrecht über der Steckachse, ein<br />
Stück Kreppklebeband anbringen.<br />
Dann das Bike am Heck komplett aus<br />
der Feder heben, bis das Rad den Bodenkontakt<br />
verliert (per Werkstattkran,<br />
starkem Kumpel oder über den Seitenständer<br />
ziehen). Nun den Abstand von<br />
der Steckachse bis hinauf zum Klebeband<br />
messen und notieren. Bike ablassen,<br />
in voller Montur aufsitzen und die<br />
Federung ein paar Mal durchdrücken.<br />
Anschließend beim Messen darauf<br />
achten, dass die Füße nur mit den<br />
Zehenspitzen das Umfallen verhindern<br />
und nicht wirklich für Entlastung sorgen.<br />
Oder besser noch, das Bike vorne<br />
von jemandem halten lassen und<br />
Füße auf die Rasten. Nun erneut den<br />
Abstand ausmessen. Die Differenz aus<br />
den beiden Werten ist der Negativfe-<br />
FEDERBEINE<br />
MARKE<br />
MAX.<br />
PUNKTE<br />
MUPO ÖHLINS HYPERPRO HH RACETECH<br />
Bezeichnung AB2 YA535 461 RT2 (Prototyp)<br />
Preis 935,00 Euro 1174,99 Euro 730,00 Euro 510,51 Euro<br />
Aufpreis hydr. Federvorspannung 198,00 Euro inklusive 213,00 Euro auf Anfrage<br />
Bezugsquelle www.zupin.de www.ohlins.eu www.hyperprodeutschland.de<br />
Gewicht inkl.<br />
Montagematerial<br />
2680 g 3340 g (inkl. hydraul.<br />
Federvorspannung)<br />
2940 g 2120 g<br />
Zulassung ABE ABE ABE ABE<br />
Montageanleitung/<br />
Datenblatt<br />
www.hh-racetech.de<br />
10 7 10 9 – (Prototyp)<br />
Montage 10 5 9 10 10<br />
Einstellmöglichkeiten 20 18 14 16 8<br />
Abstimmungsaufwand 20 10 20 10 13<br />
Performance 30 30 28 25 20<br />
GESAMTPUNKTZAHL 90 70 81 70 51<br />
Fazit<br />
Noch die hydraulische<br />
Federvorspannung<br />
dazugepackt, und<br />
schon zieht das Mupo<br />
mit Öhlins gleich –<br />
Die Bürde des Klassenprimus<br />
– jeder will<br />
sich an ihm messen.<br />
Dank hohen Standards<br />
und hydraulischer<br />
Unser klarer Preis-<br />
Leistungs-Sieger.<br />
Noch die hydraulische<br />
Federvorspannung<br />
dazu und trotz gerin-<br />
Nicht ganz fair, dieser<br />
Vergleich, da ohne<br />
einstellbare Druckstufe<br />
ausgestattet und<br />
noch im Prototypendann<br />
aber auch beim Federvorspannung gerer Budgetbelastung stadium. De facto ein<br />
Preis. Unser hauchdünner<br />
Performance-<br />
Sieger<br />
hält das Öhlins dem<br />
stand. Bei gleicher<br />
Ausstattung der Konkurrenz<br />
wäre es enger<br />
zugegangen<br />
dicht dran an der<br />
Performance von<br />
Mupo und Öhlins<br />
heißer Tipp für entspannt-sportliche<br />
Landstraßenfahrer<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong> 75
derweg. Wie lang dieser nun genau<br />
sein sollte, ist von Federbein zu Federbein<br />
anders und findet sich in den<br />
Unterlagen beziehungsweise kann<br />
beim Hersteller erfragt werden.<br />
Ansonsten ist die Erreichbarkeit der<br />
jeweiligen Einstellschrauben von Zugund<br />
Druckstufe bei keinem der Federbeine<br />
ein Problem, und einer persönlichen<br />
Feinabstimmung steht somit<br />
nichts weiter im Wege. Tipp: unbedingt<br />
die eigenen Einstellwerte notieren und<br />
gut aufbewahren, um eventuell spätere<br />
Veränderungen nachvollziehen und gegebenenfalls<br />
zurücksetzen zu können.<br />
Zur Zählweise der Klicks: Man zählt immer<br />
von „zu“ nach „auf“. Im Uhrzeigersinn<br />
ganz zugedreht ist der Nullpunkt.<br />
Der erste spürbare Klick gegen den<br />
Uhrzeigersinn ist die 1 und so weiter<br />
(einige bezeichnen den ersten spürbaren<br />
Klick als Nullpunkt, hierzu bitte<br />
die Herstellerangaben beachten).<br />
PERFORMANCE<br />
Auf dem Ritten zeigt das HH Racetech<br />
im direkten Vergleich zur Serie, wie<br />
ein Straßenfederbein sauber arbeiten<br />
sollte. Bodenunebenheiten werden<br />
zwar wahrgenommen, doch sanft, fast<br />
„sämig“ abgefangen. Bei forcierter<br />
Fahrweise schwingt die MT bei Unebenheiten<br />
allerdings etwas nach, was<br />
rein für die Landstraße gar nicht verkehrt<br />
ist, da es einem dezent mitteilt,<br />
dass man so langsam in die „Red Zone“<br />
für Leib, Leben und Lappen vordringt.<br />
Anders dagegen die drei übrigen<br />
Testteilnehmer. Diese sind nicht nur<br />
baulich – mit der zusätzlichen Einstellmöglichkeit<br />
der Druckstufe – mehr<br />
Richtung Sport ausgelegt. Nein, auch<br />
hinsichtlich ihrer Dämpfungscharakteristik<br />
spürt man, dass sie es eigentlich<br />
primär schnell wollen. Natürlich<br />
können alle drei auch cruisen, doch<br />
Die Gabel der MT-<br />
09 war bis zum<br />
Erscheinen des<br />
aktuellen Modells<br />
lediglich in der<br />
Zugstufe und Vorspannung<br />
abzustimmen.<br />
Das<br />
Ansprechverhalten<br />
und die Sportlichkeit<br />
bieten<br />
Luft nach oben<br />
ihr wahres Potenzial zeigen sie erst da<br />
auf, wo einen das HH Racetech längst<br />
„zur Vernunft mahnt“. Die Unterschiede<br />
der drei bilden sich hierbei lediglich<br />
in Nuancen ab. So ist zum Beispiel das<br />
Hyperpro direkt aus der Kiste das am<br />
straffsten abgestimmte und fordert einiges<br />
an Nachjustage. Nachdem wir<br />
die Druckstufe (Low und High) sowie<br />
die Zugstufe etwas zurückgenommen<br />
haben, geht’s deutlich sanfter zu Werke.<br />
Das Öhlins ist da vom Start weg schon<br />
dichter dran und wirkt sensibler in der<br />
Bewältigung der Unebenheiten. „King<br />
of the Ritten“ in dieser Disziplin allerdings<br />
ist das Mupo. Dieses Federbein<br />
arbeitet hier auf der Landstraße gefühlt<br />
am sensibelsten und genau in dem<br />
Maß, dass es jede Menge Gottvertrauen<br />
gibt und dennoch ausreichend<br />
Rückmeldung zum Untergrund liefert.<br />
Fazit des Fahrtests: Das HH Racetech<br />
ist für den entspannten Landstraßenfahrer<br />
eine gute Wahl und eine<br />
echte Verbesserung zur Serie. Wenn<br />
jedoch zur Attacke geblasen wird, können<br />
die drei Sporteisen einfach mehr.<br />
GABELUMBAU<br />
Auch die Gabel der MT-09 bedarf<br />
einiger Aufmerksamkeit. Für <strong>2017</strong> bekam<br />
die MT-09 eine voll einstellbare<br />
Gabel (siehe Premiere S. 16). Unser<br />
TuneUp-Modell von 2016 muss noch<br />
mit der lediglich in Vorspannung und<br />
Zugstufe einstellbaren Variante auskommen,<br />
die für richtig sportliche<br />
Angreifer etwas arg brav ausgefallen<br />
ist. Dennoch muss man hierbei nicht<br />
unbedingt gleich in die Vollen gehen.<br />
Eine gezielte und personalisierte Über-<br />
Welches Nachrüst-Federbein<br />
das richtige<br />
ist, bestimmt<br />
nicht zuletzt<br />
der Anspruch,<br />
den man an<br />
seinen Fahrstil<br />
stellt<br />
76 <strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong>
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Einstellbare<br />
Hebellängen<br />
sind prinzipiell<br />
eine gute Idee.<br />
Allerdings sind<br />
scharfkantige,<br />
handschuhschlachtende<br />
Stellen weniger<br />
erstrebenswert<br />
BREMSHEBEL<br />
PAZZO<br />
Griffgefühl,<br />
Lenkerabstand,<br />
Einstellbarkeit,<br />
Länge und<br />
Funktion sind<br />
alles wichtige<br />
Aspekte für<br />
einen Hebeltausch,<br />
ebenso<br />
wie die einfache<br />
Montage<br />
V-TREC<br />
RIZOMA RRC<br />
arbeitung mit den passenden, auf das<br />
Fahrergewicht abgestimmten Gabelfedern<br />
sowie das entsprechende Gabelöl<br />
und angepasste Luftkammern,<br />
reichen unserer Meinung nach für die<br />
meisten Spielplätze des Fernostkriegers<br />
völlig aus. Kostenpunkt dabei<br />
deutlich unter 200 Euro (Material, ohne<br />
Arbeit). Zum Beispiel zu finden im<br />
Programm von Hyperpro oder Öhlins.<br />
Auch hier wieder wichtig: den Negativfederweg<br />
per Federvorspannung<br />
richtig einstellen. Die Vorgehensweise<br />
ist nahezu identisch zum Heck, nur<br />
dass hier der Abstand zwischen Oberkante<br />
Gabelfuß und Unterkante oberes<br />
Gabelrohr der Upside-down-Gabel<br />
im voll entlasteten und im belasteten<br />
Zustand gemessen wird.<br />
Investitionstechnisch kann man<br />
noch so einiges an Budget loswerden,<br />
und so bieten alle vier Hersteller auch<br />
komplette Cartridge-Lösungen an. Bei<br />
diesen ist dann auch die Druckstufe<br />
einstellbar, doch dafür muss man rund<br />
1100 Euro extra rechnen. Für ambitionierte<br />
MT-Reiter, die gezielt die Uhr auf<br />
dem Track unter Beschuss nehmen<br />
wollen, sicher eine Überlegung wert.<br />
Angesichts unseres MT-Testansatzes<br />
„beherztes Landstraßenaufzünden“<br />
allerdings nicht ganz so notwendig.<br />
BEZUGSQUELLEN<br />
Beim Fahrwerk-Thema lohnt es sich<br />
definitiv, einen Stützpunkthändler oder<br />
eine Fachwerkstatt aufzusuchen. Denn<br />
erstens wird das Material auch im Netz<br />
nicht „verramscht“, und zweitens finanziert<br />
der lokale Händler mit den paar<br />
Euro Gewinn seinen Support vor Ort,<br />
und dieser ist gerade auf dem Gebiet<br />
des Fahrwerks immens wichtig.<br />
BREMSHEBEL<br />
MARKE/MODELL<br />
Preis pro Satz (UVP)<br />
Bezugsquelle<br />
Zulassung<br />
Montage 10<br />
Einstellmöglichkeiten 20<br />
Performance 30<br />
Crashprotection 10<br />
GESAMTPUNKTZAHL 70<br />
Fazit<br />
MAX.<br />
PUNKTE<br />
78 <strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong>
PROBRAKE<br />
RIZOMA 3D<br />
LSL<br />
So fragt der kompetente Händler<br />
schon bei der Bestellung nach Fahrergewicht<br />
inklusive Montur, um das<br />
Federbein oder die Gabelfedern in<br />
richtiger Härte zu ordern und damit die<br />
beste Performance des Materials zu<br />
gewährleisten. Außerdem steht er Rede<br />
und Antwort bei Fahrwerksproblemen<br />
und hilft bei der Abstimmung. Wer<br />
nicht weiß, wohin, kann sich auch direkt<br />
an die Hersteller bzw. Importeure<br />
wenden und sich taugliche Anlaufstellen<br />
nennen lassen. „Support your local<br />
dealer“ – für ordentlich Fahrspaß und<br />
einen sicheren Ritt!<br />
BREMS- UND<br />
KUPPLUNGSHEBEL<br />
Ganz so „beratungsintensiv“ wie das<br />
Fahrwerksthema sind die Hebeleien auf<br />
der Kommandobrücke sicher nicht.<br />
Dennoch gibt es ein paar Punkte zu beachten<br />
beziehungsweise sind uns einige<br />
Dinge bei den Probanden aufgefallen.<br />
MONTAGE<br />
Kein Hexenwerk, doch sollte man<br />
kupplungsseitig bei V-Trec, LSL sowie<br />
Rizomas „RRC“ darauf achten, die Führungsschraube<br />
nicht zu fest anzuziehen<br />
und damit den Hebel in der Halterung<br />
zu klemmen. Die Folgen wären eine<br />
erschwerte Betätigung sowie das<br />
Fehlen des nötigen Spiels im Kupplungszug,<br />
da der Hebel nicht selbstständig<br />
komplett in seine Ausgangsposition<br />
zurückkehrt. Bei den übrigen<br />
Hebeln ist dies bauartbedingt nicht<br />
möglich (die Führungsbuchse steht<br />
über dem Material des Hebels).<br />
EINSTELLMÖGLICH-<br />
KEITEN<br />
Bei der Hebelweitenverstellung arbeiten<br />
fast alle nach demselben Prinzip:<br />
ein Einstellhebel auf der Oberseite,<br />
mit dem sechs verschiedene Entfernungsstufen<br />
zum Lenker auswählbar<br />
sind. Einzig Rizomas „3D“ regelt seine<br />
15-stufige Weitenregulierung über<br />
eine Stellschraube, welche von vorne<br />
in den Hebel führt.<br />
Außer der Entfernung zum Lenker<br />
lässt sich bei V-Trec und Probrake<br />
auch die Länge des Hebels via zweigeteilter<br />
Bauweise regulieren. Auf den<br />
ersten Blick ein nettes Feature, was<br />
uns in der Performance aber nicht<br />
recht überzeugte.<br />
PERFORMANCE<br />
Das Gefühl der einzelnen Hebel an<br />
der Hand, und ob es einem taugt oder<br />
nicht, ist ein sehr subjektives. Doch<br />
gibt es hier durchaus auch „Hardfacts“<br />
zu bewerten, wie eben das Problem mit<br />
der Längenverstellung des V-Trec und<br />
des Probrake. In der kurzen Variante<br />
des längenverstellbaren Hebels gibt es<br />
keinen Stress, doch sobald man diesen<br />
verlängert und die scharfen Fräskanten<br />
zwischen den beiden Bauteilen<br />
RIZOMA „RRC“ RIZOMA „3D“ PAZZO in kurz oder<br />
lang verfügbar<br />
258,00 Euro 358,00 Euro 198,00 Euro<br />
(klappbar gg. 40 Euro<br />
Aufpreis p. Satz)<br />
PROBRAKE V-TREC LSL in kurz oder lang<br />
verfügbar<br />
199,95 Euro 189,90 Euro 199,90 Euro<br />
www.rizoma.com www.rizoma.com www.so-products. www.probrake.de www.motea.com www.lsl.eu<br />
com<br />
ABE ABE ABE ABE ABE ABE<br />
10 8 10 10 8 8<br />
14 16 14 18 18 14<br />
23 28 28 15 23 27<br />
5 10 5 7 10 5<br />
52 62 57 50 59 54<br />
Wem das Design<br />
gefällt, der wird über<br />
Defizite wie die<br />
schwergängige Arretierung<br />
hinwegschauen<br />
Top Material mit<br />
hoher Punktausbeute<br />
in allen Kategorien<br />
und feinem Design –<br />
aber das kostet<br />
Solides Material<br />
zum fairen Preis,<br />
allerdings ohne<br />
Klappmechanismus<br />
Der Kupplungshebel<br />
steht in einem<br />
fragwürdigen Winkel,<br />
und die scharfen<br />
Kanten missfallen<br />
Klarer Preis-<br />
Leistungs-Sieger.<br />
Wären nicht die<br />
scharfkantigen<br />
Übergänge, es wäre<br />
der Spitzenplatz<br />
Gutes Material, bei<br />
dem wir uns aber<br />
noch eine Einstellmöglichkeit<br />
für<br />
S-Handgrößen<br />
wünschen würden<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong> 79
Das dezente Rücklicht aus<br />
dem Zubehörprogramm<br />
von Rizoma schmiegt sich<br />
vorbildlich ans schlanke<br />
Heck der TuneUp-Yamaha<br />
NICE<br />
TO HAVE<br />
einen neuen Hebel leisten zu müssen.<br />
Bei der Bewertung dieses Punkts geht<br />
es jedoch weniger um den Highspeed-<br />
Abflug als vielmehr um den „saublöden“<br />
Umfaller, bei dem der abgebrochene<br />
Hebel einem mächtig den Tag<br />
oder gar die Tour verderben kann.<br />
Volle Punktzahl fahren Rizomas 3D<br />
und die V-Trec ein, die beide mit Klapphebeln<br />
aufwarten. Probrake hat ebenfalls<br />
eine Klappfunktion, diese muss<br />
aber nach Einsatz wieder durch Erneuerung<br />
eines Arretierungsstifts gesichert<br />
werden (als Zubehör erhältlich).<br />
LSL und Rizomas „RRC“ liefern Sollbruchstellen<br />
an den Hebelenden, die<br />
immerhin hoffen lassen, dass genug<br />
Material zum Weiterfahren übrig bleibt.<br />
Pazzo hat ebenfalls eine Sollbruchstelle,<br />
bietet aber auch gegen 20 Euro<br />
Aufpreis pro Hebel eine Klappfunktion.<br />
LSL und Pazzo bieten ihre Hebel übrigens<br />
zudem auch in Kurzversionen an<br />
– ebenfalls mit Zulassung.<br />
NICE TO HAVE<br />
freilegt, sollte man sich auf längere<br />
Sicht ernsthaft Sorgen um seine Handschuhe<br />
machen.<br />
Und wie schaut es aus, wenn man<br />
während der Fahrt oder eben schnell<br />
an der Ampel die Hebelweite regulieren<br />
will? Hier arbeitet das LSL-Paar absolut<br />
vorbildlich, und auch Probrake und<br />
Pazzo sind leichtgängig zu verstellen.<br />
Allerdings lief bei Probrake konstruktionsmäßig<br />
auf der Kupplungsseite<br />
irgendetwas verkehrt: Der Hebel<br />
ist in der Grundstellung schon zu weit<br />
weg und steht unmöglich steil vom<br />
Lenker ab. Hier sollte der Hersteller<br />
Auch bei diesem<br />
TuneUp konnten<br />
wir uns nicht<br />
über zu wenig<br />
Schrauberarbeit<br />
beschweren.<br />
Doch der Aufwand<br />
lohnte sich<br />
allemal<br />
nachbessern. Auch bei LSL würden wir<br />
uns eine etwas nähere Grundstellung<br />
wünschen. Das aktuelle Setup passt für<br />
Handschuhgröße M perfekt. Aber wenn<br />
man schon eine Einstellmöglichkeit hat,<br />
wäre es schön, auch etwas für S am<br />
Start zu haben. Rizomas Hebelpaare,<br />
Pazzo und V-Trec, kommen hier in der<br />
Grundstellung zwischen 0,5 und einem<br />
Zentimeter näher an den Lenker.<br />
CRASHPROTECTION<br />
Wenn es mit der MT-09 zu Boden geht,<br />
hat man meist größere Sorgen, als sich<br />
In der letzten <strong>PS</strong> haben wir ja schon<br />
das Heck um seinen plumpen Kennzeichenträger<br />
erleichtert. Wer sich jetzt<br />
noch an der präsenten Rückleuchte<br />
stört, dem wird das Rizoma-Pendant sicher<br />
gefallen. Das Teil fügt sich so perfekt<br />
ins Heck ein, dass man nach der<br />
problemlosen Montage binnen kürzester<br />
Zeit meinen könnte, die eigene MT<br />
habe niemals anders ausgesehen. Infos<br />
und Händleradressen zum e-geprüften<br />
und blitzsauber verarbeiteten Teil gibt<br />
es unter www.rizoma.com.<br />
Und zum Schluss des MT-09-<br />
TuneUps noch ein „Nice to have“, welches<br />
uns neben Petrus' großzügiger<br />
Sonnenspende diesen Fahrwerkstest<br />
überhaupt erst in dieser Intensität ermöglicht<br />
hat – Metzelers M7 RR. Gerade<br />
bei nicht ganz perfekten Bedingungen<br />
(teilweise nur knapp über zehn Grad),<br />
permanent wechselndem Asphalt und<br />
teils feuchten Stellen im Schatten, ist<br />
das Teil nach wie vor ein Garant für<br />
kontrolliertes Aufzünden. Super Grip<br />
und die glasklare Rückmeldung zur Beschaffenheit<br />
des Untergrunds machen<br />
ihn zu einem echten Tipp für die MT-09.<br />
Übrigens als kleine kryptische<br />
Vorschau: Wenn wir schon bald mit<br />
dem nächsten TuneUp zurückkehren,<br />
werden wir uns höchstwahrscheinlich<br />
einem sehr begehrten Hyperraum-<br />
Eisen widmen. Richtet also schon mal<br />
das Werkzeug, schärft die Klingen und<br />
legt die Reifenwärmer parat – denn<br />
<strong>2017</strong> wird’s auch im TuneUp schön<br />
supersportlich.<br />
80 <strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong>
DAS DIGITALE<br />
MOTORRAD<br />
MOTORRAD Digital, das ist Europas größte Motorradzeitschrift auf Smartphones, Tablets und PC.<br />
Mit den Inhalten der gedruckten Zeitschrift. Inklusive Lesemodus, Fotos in brillanter Auflösung und<br />
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PITLANE<br />
NEWS<br />
<strong>PS</strong>-VIP<br />
EVENT<br />
Kleine Gruppen mit Profi-Instruktoren<br />
garantieren Lernerfolge<br />
Dazu gibt es handfeste Infos direkt von<br />
den Experten aus der IDM und WM<br />
Jeder Turn wird gefilmt und anschließend<br />
intensiv besprochen<br />
Fotos: racepixx<br />
POWERED BY<br />
Der exklusive Trainingstermin mit <strong>PS</strong>-Redakteuren,<br />
Profirennfahrern und jeder Menge Fahrzeit in ganz<br />
kleinen Gruppen – jetzt mit Frühbucherrabatt<br />
SACHSENRING Wie in den vergangenen<br />
Jahren wird auch in diesem Jahr wieder<br />
ein sehr exklusives <strong>PS</strong>-Renntraining auf<br />
der deutschen Grand Prix-Strecke bei<br />
Chemnitz stattfinden. Am 31.8. und 1.9.<br />
ziehen wieder Rennfahrer und Redakteure<br />
mit <strong>PS</strong>-Lesern am Kabel, um im<br />
Omega, der berüchtigten Turn 11 oder<br />
in der Sachsenkurve die richtige Linie<br />
zu treffen und an der Rundenzeit zu feilen.<br />
Dazu setzen wir Kameras ein und<br />
besprechen vom Bremspunkt bis zum<br />
Hanging-Off alle wichtigen Aspekte einer<br />
schnellen und vor allem sicheren Runde<br />
– und das mit jedem einzelnen Teilnehmer<br />
über die zwei Tage. Als besonderer<br />
Service wollen wir das neue Cardo-<br />
Kommunikationssystem testen, mit dem<br />
die Instruktoren ihren Teilnehmern<br />
während des Turns konkret Infos direkt<br />
in den Helm geben können. Tipps zum<br />
richtigen Reifen und zum passenden<br />
Fahrwerks-Setup gibt es in den Pausen<br />
zwischen den Turns. Eine ausführliche<br />
Rennstreckenbegehung mit der Gruppe<br />
ist ebenfalls vorgesehen. Als Instruktoren<br />
geplant sind in diesem Jahr neben<br />
der erfahrenen Stammtruppe um Christian<br />
Kellner, Arne Tode und Pascal<br />
Eckhardt auch Langstrecken- und Roadracing-Ass<br />
Horst Saiger und weitere<br />
aktive Top-Racer aus der IDM.<br />
Dazu ist die <strong>PS</strong>-Redaktion mit mindestens<br />
einem Redakteur vertreten, mit<br />
dem es sich prima über den Testalltag<br />
und Hintergründe der Redaktionsarbeit<br />
diskutieren lässt. Ebenfalls geplant für<br />
die Teilnehmer sind kostenlose Test-<br />
Rides mit neuen Superbikes und klebrige<br />
Reifen vom Reifenpartner Metzeler<br />
zum sehr günstigen <strong>PS</strong>-VIP-Kurs. Am<br />
Abend des ersten Fahrtags findet ein<br />
gemütlicher Grillabend im Fahrerlager<br />
mit Freibier statt. Geplant ist hierzu auch<br />
ein Roadracing-Vortrag von Horst Saiger.<br />
Während der gesamten Veranstaltung<br />
sind Getränke frei, zwei Mittagessen<br />
gehören ebenfalls zum Paketangebot.<br />
Eckis Rennservice kümmert sich um den<br />
technischen Support aller Teilnehmer.<br />
Die Gruppen bestehen pro Instruktor<br />
aus maximal fünf Teilnehmern. Mindestens<br />
fünf Turns sind pro Tag geplant. Das<br />
gesamte Paket kostet zum Frühbucherrabatt<br />
699 Euro (bei Buchungen bis<br />
31. Januar <strong>2017</strong>). Der normale Preis für<br />
das <strong>PS</strong>-VIP-Event am Sachsenring liegt<br />
sonst bei 749 Euro. Buchungen nimmt<br />
das Action Team unter Tel. 0711-182<br />
1977 entgegen.<br />
82 <strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong>
Ticketverkauf und Einschreibung läuft<br />
AM 4. UND 5. JUNI IST ES WIE-<br />
DER SO WEIT. DANN GIBT ES<br />
BEIM FISCHEREIHAFENRENNEN<br />
IN BREMERHAVEN WIEDER<br />
ROADRACING VOM FEINSTEN.<br />
DER TICKETVERKAUF HAT<br />
BEREITS BEGONNEN UND DIE<br />
ERSTEN FAHRER HABEN SICH<br />
SCHON EINGESCHRIEBEN. ALLE<br />
INFOS ZU DEN KLASSEN, DEM<br />
REGLEMENT UND DEN EIN-<br />
TRITTSPREISEN UNTER WWW.<br />
FISCHEREIHAFEN-RENNEN.DE<br />
Fotos: Sascha Bartel, Tobias Münchinger<br />
Rennaction und Fischbrötchen<br />
passen nirgends<br />
so gut zusammen<br />
wie in Bremerhaven<br />
Foto: Michelin<br />
FÜR FRÜHSTARTER<br />
THE FREEZE<br />
Wer sich für kein Wetter zu schade ist und es bis zum<br />
Sommer partout nicht mehr aushält, der kann schon am<br />
1. April bei einem Zwei-Stunden-Rennen auf der Grand<br />
Prix-Strecke am Nürburgring angreifen. Gesucht wird der<br />
„King of Freeze“. Ein kostenloses freies Training findet<br />
bereits am 31. März dazu statt – kein Aprilscherz. Infos zu<br />
Klassen und Reglement unter www.germantwintrophy.de<br />
1000 KILOMETER VON HOCKENHEIM<br />
AUF EIN NEUES<br />
Frost droht in der<br />
Eifel oft lang – trotzdem<br />
wird angegast<br />
Der große Klassiker der deutschen Rennszene in Hockenheim<br />
beendet jedes Jahr am Ostersamstag die trübe Zeit<br />
ohne Rennen. Auch <strong>2017</strong> geht es deshalb am 15. April am<br />
Ring in Baden wieder rund, wenn mit den „1000 Kilometern<br />
von Hockenheim“ in drei Rennklassen der Startschuss zum<br />
deutschen Langstreckencup (DLC) fällt. Infos und Anmeldungen<br />
unter dlc-hockenheim.de<br />
Fotos: Andreas Weinand<br />
Foto: trekraiders.eu<br />
ACTION TEAM TERMINE<br />
FÜR JEDES FAHRKÖNNEN<br />
Von der Kurvenschule bis zum echten<br />
Renntraining für schnelle Piloten ist auch<br />
<strong>2017</strong> beim Action Team wieder etwas<br />
dabei. Buchung: Tel. 0711-182-1977<br />
HOCKENHEIM Supermototraining<br />
(18./19.3., 150 Euro); Renntraining,<br />
Wochenend-Termin (26.–28.5., ab 199<br />
Euro); Kurvenschule (14.7., 369 Euro)<br />
BADEN AIRPARK Kurvenschule (3.–5.5.,<br />
ab 349 Euro)<br />
BOXBERG Fahrdynamik-Training<br />
(13./14. 5., ab 349 Euro); Schräglagenschule<br />
(13./14.5., ab 349 Euro)<br />
SACHSENRING Renntraining (31.8/1.9.,<br />
ab 349 Euro); Rookie-Training (10./11.7.,<br />
ab 349 Euro)<br />
BILSTER BERG Kurvenschule (23./24.7.,<br />
ab 349 Euro); Rookie-Training (10./11.7.,<br />
ab 349 Euro); Renntraining (23./24.7. und<br />
28./29.8., ab 399 Euro)<br />
<strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong> 83
Die europaweit größte Vereinigung von a<br />
Mitglied werden<br />
Mitglied werden ist ganz einfach: Besuchen<br />
Sie uns im Internet unter www.<br />
dskev.de und klicken Sie im rechten Bereich<br />
der Website auf<br />
den entsprechenden<br />
Menüpunkt – oder<br />
scannen Sie mit Ihrem<br />
Mobiltelefon den<br />
hier abgedruckten Code ein, der Sie automatisch<br />
auf die richtige Seite weiterleitet.<br />
Förderpartner<br />
Editorial: Herzblut im Motorsport<br />
DSK-Präsident<br />
Dr. Karl-Friedrich Ziegahn<br />
Racer sind Racer. Vor dem Mitbewerber<br />
ins Ziel zu kommen, liegt in<br />
unseren Genen. Zusammengezählt<br />
wird am Schluss, am Ende zählt<br />
nur der Erfolg. Der Zweite ist der<br />
erste Verlierer. Alles Sprüche, die<br />
wir schon getätigt haben, um den<br />
harten Kerl herauszustellen. Ja,<br />
Wettbewerb macht Spaß, kann<br />
aber auch verletzen. Mit Niederlagen<br />
muss man umgehen können.<br />
Wer die Hitze in der Küche nicht<br />
erträgt, darf kein Koch werden.<br />
Starke Charaktere können damit<br />
umgehen, sensible Typen leiden<br />
darunter. Das war schon in der Schule so.<br />
Wer Niederlagen nicht ertragen kann, muss entweder stärker<br />
werden oder zugeben, dass der Konkurrent besser ist. Beides<br />
ist verdammt schwer. Und dann sucht man einen dritten Weg.<br />
Hier beginnt die Grauzone zwischen Ehrlichkeit und Tricksen.<br />
Cleverness wird bewundert, Betrug geächtet. Zwischen fairem<br />
oder unfairem Verhalten liegt eine weite Zone und deswegen<br />
haben wir uns Regeln gegeben. Was ist erlaubt, was nicht? Jetzt<br />
sind wir mitten im modernen Motorsport. Was haben wir nicht<br />
alles erlebt in dieser und den vorangegangenen Saisons.<br />
Und jetzt zu meinem eigentlichen Punkt. Nico Rosberg ist<br />
ein verdammt guter und intelligenter Pilot – zu Recht Formel-<br />
1-Weltmeister. Warum schmeißt er hin? Ist seine soziale<br />
Intelligenz, seine Fähigkeit zur Sensibilität so ausgeprägt, dass<br />
er den erneuten Kampf, der sich natürlich auch unter der Gürtellinie<br />
abspielt, nicht mehr weiterverfolgen will? Ich kann seine<br />
Entscheidung nachvollziehen, aber viele Fans hätten sich eine<br />
erneute Auseinandersetzung um die Krone im Automobilsport<br />
sicher gewünscht.<br />
Als DSK aber gratulieren wir ihm sehr herzlich und ernennen ihn<br />
– einer langen Tradition folgend – zum Ehrenmitglied, wie jeden<br />
Weltmeister in einer Motorsportdisziplin. Falls es bei seinem<br />
vollen Terminkalender mal möglich wird, wollen wir ihn gerne in<br />
unserem Kreis begrüßen. Ich habe ihn im Dezember in München<br />
erlebt, als er zusammen mit unserer Rallye-Legende Walter<br />
Röhrl, mit Sebastian Ogier und Langstrecken-Weltmeister Marc<br />
Lieb auf der Bühne stand und fand jeden von ihnen auf seine<br />
Art unvergleichlich aber einzigartig. Racer sind sie alle, Meister<br />
sowieso, aber jeder hat seine eigene Art. Und das macht den<br />
Motorsport nicht nur für die Piloten, sondern auch für die Fans<br />
so spannend. Wir dürfen unser Herzblut dort ausschütten, wo<br />
wir den sympathischsten und kämpferischsten Helden finden.<br />
Herzlichst Euer<br />
Partnerserien<br />
®<br />
Neun Veranstaltungen<br />
für Zweiradnachwuchs<br />
Der ADAC Mini Bike Cup geht <strong>2017</strong> in seine 22. Saison.<br />
Auf den Spuren von Sandro Cortese, Marcel Schrötter<br />
und Jonas Folger ist die Nachwuchsserie der perfekte<br />
Einstieg in den Zweiradsport. Startberechtigt sind<br />
Piloten von acht bis 14 Jahren, zum Einsatz kommen<br />
Viertakt-Honda Mini Bike NSF100. Die Serie ist in zwei<br />
Klassen unterteilt, eine für Einsteiger und eine – die<br />
sogenannte Nachwuchs-Klasse – für fortgeschrittene<br />
Piloten. In der Einsteiger-Klasse können die Piloten<br />
bereits für 600 Euro starten. Für die Nachwuchs-Klasse<br />
beträgt die Einschreibegebühr 800 Euro. Darin sind der<br />
Einführungslehrgang vom 21.-23. April in Oschersleben,<br />
alle Nenngelder zu den Veranstaltungen und die<br />
umfassende Betreuung für die ganze Saison enthalten.<br />
Einschreibungen sind unter www.adac-motorsport.de/<br />
adac-mini-bike-cup möglich. Die Saison beginnt am<br />
06. Mai in Bopfingen und endet am 10. September in<br />
Schlüsselfeld. Bei den Rennkursen handelt es sich um<br />
Kartbahnen mit voller Streckensicherung.<br />
Einladung zur<br />
Mitgliederversammlung<br />
Am Samstag, 25. Februar <strong>2017</strong> findet die alljährliche<br />
Mitgliederversammlung des Deutschen Sportfahrer<br />
Kreises statt. Hier haben die DSKler die Möglichkeit,<br />
das Vereinsleben aktiv mit zu gestalten. Und natürlich<br />
kommt auch die Gesellschaft nicht zu kurz, treffen<br />
doch Gleichgesinnte aufeinander, die die Leidenschaft<br />
Rennsport ausnahmslos teilen. Beginn ist um 15 Uhr<br />
im Konferenzcenter des Dorint Hotels am Nürburgring<br />
und alle DSKler sind herzlich eingeladen.<br />
Tagesordnung<br />
1. Begrüßung und Rechenschaftsbericht<br />
Dr. Karl-Friedrich Ziegahn, Präsident<br />
2. Finanzbericht<br />
Reinhard Michel, Schatzmeister<br />
3. Bericht der Finanzprüfer<br />
4. Aussprache<br />
5. Feststellung der Anwesenheit<br />
6. Entlastung des Präsidiums<br />
7. Ehrungen<br />
Pause + Gastvortrag<br />
8. Wahlen<br />
Pos. 1 Präsident<br />
Pos. 3 Vize-Präsident<br />
Pos. 5 Schriftführer<br />
Pos. 7 Beisitzer<br />
Pos. 9 Beisitzer<br />
Wahl eines Finanzprüfers<br />
9. Anträge<br />
10. Verschiedenes<br />
11. Ehrungen
ktiven Fahrern und Motorsport-Fans mit fast 13 000 Mitgliedern<br />
Über den DSK<br />
15 Termine für das ‚DSK Hugo Emde Freien Fahren‘ – davon sechs mit Motorrad-Gruppen – stehen <strong>2017</strong> auf dem Programm<br />
Freies Fahren <strong>2017</strong>: Termine stehen fest<br />
Die Sportfahrer im DSK können sich <strong>2017</strong> auf zahlreiche<br />
Termine zum beliebten ‚DSK Hugo Emde Freien Fahren’<br />
freuen: Von März bis November <strong>2017</strong> finden mindestens<br />
14 Veranstaltungen statt. Im Kalender für das<br />
nächste Jahr stehen die traditionellen Rennstrecken Assen<br />
(Niederlande), Bilster Berg, Hockenheim, Nürburgring<br />
Nordschleife, Oschersleben, Spa-Francorchamps<br />
(Belgien) und Zandvoort (Niederlande).<br />
Auftakt der ‚Freien Fahren’ ist am 11. März <strong>2017</strong> auf<br />
dem Hockenheimring Baden-Württemberg. Knapp<br />
einen Monat später, am 10. April steht Bilster Berg<br />
auf dem Programm. Die Berg- und Talbahn bei Bad<br />
Driburg ist auch am 12. Juni <strong>2017</strong> und am 21. August<br />
<strong>2017</strong> Veranstaltungsort für das ‚Hugo Emde Freie<br />
Fahren’ des DSK. Die Rennstrecke im belgischen Spa-<br />
Francorchamps ist nach den guten Erfahrungen und der<br />
positiven Resonanz der Teilnehmer auch<br />
im nächsten Jahr wieder fest eingeplant.<br />
An zwei Terminen können DSKler die<br />
legendäre Eau Rouge mit dem eigenen<br />
Pkw durchfahren. Am 8. Mai <strong>2017</strong><br />
und am 15. Oktober <strong>2017</strong> treffen sich<br />
DSK-Mitglieder in Spa-Francorchamps.<br />
Auf der Motorradrennstrecke in Assen<br />
– die auch mit dem Pkw gut zu fahren<br />
ist – findet das Freie Fahren am 8. September<br />
<strong>2017</strong> statt. Weitere Stationen<br />
beim Freien Fahren im Jahr <strong>2017</strong> sind<br />
Oschersleben – am 3. Mai <strong>2017</strong> und am<br />
9. Oktober <strong>2017</strong> – sowie Zandvoort. Auf<br />
dem Dünenkurs findet am 27. Juni ein<br />
Freies Fahren statt. Auf die einzigartige<br />
Nürburgring Nordschleife geht es im<br />
kommenden Jahr an drei Termine: Am<br />
12. April <strong>2017</strong>, am 1. Juni und am 12.<br />
Oktober nehmen DSKler die legendäre ‚Grüne Hölle’<br />
unter die Räder. Schon fast traditionell findet das Jahr<br />
in Hockenheim seinen Abschluss. Am 11. November<br />
steht in Hockenheim der ‚Kleine Kurs’ im Kalender. In<br />
diesem Jahr bietet der Deutsche Sportfahrer Kreis vier<br />
Module an: Ein Modul ist für die ‚Vielfahrer’ gedacht<br />
und beinhaltet alle Veranstaltungen ‚DSK Hugo Emde<br />
Freies Fahren’ <strong>2017</strong>. Mehr Fahrfreude geht nicht! Die<br />
weiteren drei Module beinhalten jeweils drei bis vier<br />
Rennstrecken. Bei der Buchung eines Moduls können<br />
DSK-Mitglieder bis zu 10 Prozent gegenüber der<br />
Einzelbuchung sparen. Die Modul-Plätze sind begrenzt.<br />
Die Module können seit Dezember 2016 online gebucht<br />
werden – die weiteren Veranstaltungen folgen. Die<br />
Preise für das Freie Fahren liegen zwischen 175 Euro<br />
und 250 Euro (DSK-Mitglieder).<br />
Für viele Sportfahrer ein Highlight im Terminkalender: Bilster Berg<br />
Mit fast 13 000 Mitgliedern ist der<br />
Deutsche Sportfahrer Kreis e. V. die<br />
europaweit größte Vereinigung von<br />
aktiven Fahrern und Motorsport-<br />
Fans – und das mit langer Tradition.<br />
1958 wurde der DSK mit dem Ziel<br />
gegründet, den Motorsport – und<br />
vor allem die Sicherheit in selbigem<br />
– zu fördern und zu verbessern und<br />
als Bindeglied zwischen Fahrern,<br />
Organisationen und Funktionären<br />
zu agieren. Zu den prominentesten<br />
Gründungsmitgliedern gehört Wolfgang<br />
Graf Berghe von Trips. Dabei<br />
setzt sich der DSK damals wie<br />
heute für die gleichen Ziele ein.<br />
Heute, mehr als fünf Jahrzehnte<br />
nach der Gründung, bestimmen<br />
die Themengebiete Sicherheit,<br />
Fairness und Zukunftsfähigkeit die<br />
Arbeit des DSK. Das elfköpfige<br />
Team rund um Präsident Dr. Karl-<br />
Friedrich Ziegahn hat zusammen<br />
einen Erfahrungsschatz aus mehr<br />
als 250 Jahren Motorsport – ob<br />
als Fahrer bei Rundstrecken- oder<br />
Bergrennen, im Rallye-Sport oder<br />
als Funktionär hinter den Kulissen;<br />
die Präsidiumsmitglieder kennen<br />
sich in der Szene aus.<br />
Die Mitglieder profitieren in<br />
vielerlei Hinsicht von den Stärken<br />
des DSK: Regelmäßig führt der<br />
DSK das beliebte Freie Fahren auf<br />
deutschen Rennstrecken durch,<br />
und auf viele Eintrittskarten und<br />
die Produkte der Partner erhalten<br />
Mitglieder satte Rabatte. Zudem ist<br />
im Mitgliedsbeitrag ein Jahres-Abo<br />
der Fachzeitschriften „sport auto“,<br />
„<strong>PS</strong>“, „Motor Klassik“ oder „Motorsport<br />
XL“ enthalten.<br />
Terminkalender<br />
+++ 25. Februar <strong>2017</strong> DSK<br />
Mitgliederversammlung +++<br />
25.-28. Mai <strong>2017</strong> ADAC Zurich<br />
24h-Rennen Nürburgring +++<br />
<strong>02</strong>.-10. Dezember <strong>2017</strong> Essen<br />
Motor Show +++<br />
Impressum<br />
Geschäftsstelle: Karl-Wirth-Str. 16,<br />
76694 Forst, Tel. 072 51/3<strong>02</strong> 84-0, Telefax<br />
072 51/3<strong>02</strong> 84-19 Internet: http://www.<br />
dskev.de E-Mail: info@dskev.de Präsident:<br />
Dr. Karl-Friedrich Ziegahn Vizepräsidenten:<br />
Karl-Heinz Stümpert, Friedhelm<br />
Kissel Schatzmeister: Reinhard Michel<br />
Schriftführer: Hans-Walter Kling Präsidialmitglied<br />
z. b. V.: Armin Schwarz Beisitzer:<br />
Johannes Scheid, Peter Bonk, Katrin Bekker<br />
Redaktion: Patrik Koziolek, Thorsten<br />
Schlottmann Fotografen: ADAC, DSK
SPORT<br />
IDM <strong>2017</strong><br />
TOTGEGLAUB<br />
LEBEN LÄNG<br />
Jetzt geht es ans Eingemachte.<br />
Wenn die<br />
Internationale Deutsche<br />
Meisterschaft<br />
unter neuer Führung<br />
nicht die Kurve kriegt,<br />
wird es wohl eng<br />
für die IDM. Doch<br />
es besteht Hoffnung<br />
auf eine Trendwende.<br />
Text: Anke Wieczorek<br />
Fotos: Wießmann (2) , Weinand, Rüger<br />
Totgeredet, abgehakt. Dieses<br />
Schicksal bleibt der IDM Gott<br />
sei Dank erspart. Die Rennserie<br />
wird es auch in der Saison<br />
<strong>2017</strong> geben – obwohl bis zum Jahreswechsel<br />
hinter einigen Details der Meisterschaft<br />
noch ein Fragezeichen stand.<br />
Aber war das jemals anders? In den<br />
letzten 15 Jahren jedenfalls nicht. Oft<br />
genug stand die IDM zu diesem Zeitpunkt<br />
sogar auf der Kippe. Ein neuer<br />
Promoter soll Deutschlands Topserie im<br />
Motorradsport jetzt aber wieder flott<br />
und fit für die Zukunft machen.<br />
Der alte zog schon vor Ablauf eines<br />
Fünfjahresplans den Stecker. Das Ziel,<br />
die IDM aus den roten Zahlen zu führen,<br />
war nicht realisierbar, das Geld aus<br />
eigener Tasche irgendwann erschöpft<br />
und der Gegenwind von diversen Verbänden<br />
und Organisationen eisig. Das<br />
neue Management wird es da erheblich<br />
besser haben. Die aktuellen Tatsachen<br />
hauen selbst Bert Poensgen, einen Kopf<br />
des bisherigen Promoter-Trios, aus den<br />
Socken. Unter dem Dach des Industrieverbandes<br />
Motorrad (IVM) bildete sich<br />
nämlich eine Arbeitsgruppe „Motorsport“,<br />
und darin stecken die wichtigsten<br />
Männer von BMW, Honda, Kawasaki,<br />
Suzuki und Yamaha in bisher ungeahnter<br />
Einigkeit die Köpfe zusammen und<br />
verhandeln über die IDM-Zukunft. Diese<br />
Truppe wird auch geschlossen hinter<br />
dem neuen, noch unbekannten Promoter<br />
stehen. Von so einer Konstellation<br />
hatte Ex-Suzuki-Manager Poensgen<br />
schon immer geträumt, aber selbst in<br />
86 <strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong>
01<br />
<strong>02</strong> 03<br />
TE<br />
04<br />
01 Aus zwei mach eins: <strong>2017</strong> gibt<br />
es keine Zweiklassengesellschaft<br />
mehr bei den 1000ern. Die bisherigen<br />
hochgezüchteten Superbikes<br />
wurden 2016 sowieso schon<br />
von den ersten Motorrädern nach<br />
Stocksport-Reglement überholt<br />
<strong>02</strong> Starke Meute: In der Superstock<br />
600-Klasse ist die Leistungsdichte<br />
extrem<br />
03 Läuft: Der aktuelle Superbike-Champion<br />
Marvin Fritz hat<br />
es aus der IDM in die Europameisterschaft<br />
geschafft<br />
04 Nix bleibt fix: Das Transferkarussell<br />
ist in vollem Gange<br />
ER<br />
den ganzen Jahrzehnten seiner IVM-Mitgliedschaft<br />
und nach etlichen gescheiterten<br />
Versuchen sei so eine Entwicklung<br />
nicht ansatzweise möglich gewesen,<br />
konstatiert der 69-jährige Ex-Manager.<br />
Die IDM scheint somit tatsächlich vor<br />
einem Neubeginn zu stehen. Die Partner<br />
demonstrieren Einigkeit und reden sogar<br />
schon über Kooperationspartner für<br />
2019. Selbst der zuletzt widerspenstige<br />
Deutsche Motor Sport Bund (DMSB)<br />
scheint dem Thema IDM wieder nähergerückt<br />
zu sein. Immerhin übertrug er<br />
der Arbeitsgruppe die Rechte an der<br />
Durchführung der Meisterschaft.<br />
Und die will, dass die Bude rockt.<br />
„Dass vor allem nicht so viel unten rausläuft,<br />
wie oben reingesteckt wird“, bringt<br />
es der aktuelle Sprecher Henning Putzke<br />
von BMW auf den Punkt. Fünf Veranstaltungen<br />
sind für <strong>2017</strong> fix: Nürburgring<br />
(14. Mai), Schleiz (30. Juli), Assen<br />
(13. August), Oschersleben (3. September)<br />
und Hockenheim (1. Oktober). Am<br />
Lausitztermin muss noch einmal gefeilt<br />
werden, weil der ursprünglich für den<br />
16. Juli geplante Sachsenring-Grand<br />
Prix kurzfristig verschoben wurde<br />
(siehe S. 96). Damit käme es zu einer<br />
Überschneidung mit der IDM in der<br />
Lausitz (bisher geplant für den 2. Juli).<br />
Folgende IDM-Klassen wird es geben:<br />
Superbike 1000, Superstock 600,<br />
die neue Superstock 300 und Sidecar.<br />
Die Reglements bei den Zweirädern<br />
werden sich jetzt ganz stark an den<br />
seriennahen Stocksport-Vorgaben des<br />
Weltverbands FIM orientieren. Innerhalb<br />
von zwei Stunden muss sich demnach<br />
eine 1000er-Maschine so umbauen<br />
lassen, dass sie beispielsweise auch<br />
für die Superstock 1000-EM tauglich<br />
wäre. Dafür sorgt allein schon der Kostendeckel.<br />
So viel wie bisher darf bei<br />
den IDM-Superbikes damit nicht mehr<br />
getunt werden, und es gibt nur noch<br />
eine einzige 1000er-Klasse – was es für<br />
Zuschauer wesentlich übersichtlicher<br />
und somit spannender macht.<br />
Die erhoffte Rückkehr der Moto3-<br />
Klasse in den Schoß der IDM erfolgt<br />
<strong>2017</strong> nicht. Der ADAC kapselt den<br />
Nachwuchs ein zweites Jahr ab und<br />
lässt ihn auf internationalen Rennstrecken,<br />
wo ihm allerdings weniger<br />
Fahrzeit eingeräumt wird, quer durch<br />
Europa touren. Das gilt auch für den<br />
Junior Cup. Das IDM-Programm wird<br />
mit einigen spannenden neuen Markencups<br />
von Suzuki und BMW dennoch<br />
prall gefüllt sein und attrak tive Rennaction<br />
bieten. Der traditionell zur IDM<br />
gehörende Yamaha-Cup fährt übrigens<br />
mit der jetzt nagelneuen YZF-R6 schon<br />
in seine 40. Saison. Das ist Welt rekord!<br />
Rennfans dürfen sich also auf ein<br />
interessantes Jahr freuen und gespannt<br />
beobachten, ob die Reanimation der<br />
IDM gelingt. Der Szene in Deutschland<br />
und dem nationalen Motorradsport<br />
wäre das nur zu wünschen.<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong> 87
SPORT<br />
PORTRÄT CARLO PERNAT<br />
DER LETZTE<br />
SEINER ART<br />
88 <strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong>
Witz, Schabernack und die MotoGP-WM passen nicht zusammen? Wenn man<br />
Carlo Pernat fragt, schon. Der Mann verhalf Valentino Rossi zu seinem ersten<br />
Bike, managte Marco Simoncelli und kümmert sich nun um Andrea Iannone.<br />
Für <strong>PS</strong> macht er das Nähkästchen weit auf.<br />
Text: Mat Oxley, Tobias Münchinger; Fotos: Gigi Soldano, 2snap, Cathcart<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong> 89
01 Klangvolle Modellbezeichnungen wie Mito entstanden im Hause<br />
Cagiva manchmal zu nächtlicher Stunde beim Bier. Passione pur!<br />
<strong>02</strong> Claudio Castiglioni war als Chef bei Cagiva der Erste, der Bürostuhl<br />
gegen Rennanzug tauschte, um die neue 500er-Rennmaschine zu fahren<br />
03 Pernat spricht von einem seiner größten Coups, als Randy Mamola<br />
1987 bei Cagiva unterzeichnete<br />
01<br />
<strong>02</strong><br />
03<br />
Seit einem, vielleicht sogar<br />
zwei Jahrzehnten geht es in<br />
der MotoGP diszipliniert und<br />
überwiegend „sauber“ zu. Gary<br />
Nixon, US-Champion von 1979 und<br />
berüchtigter Hell-Raiser, sagte 2011<br />
kurz vor seinem Tod trefflich: „Mann,<br />
das Tempo dieser Jungs ist so hoch,<br />
dass sie keine Zeit mehr zum Feiern<br />
haben!“ Heutzutage wähnt man sich im<br />
GP-Paddock in erster Linie an einem<br />
Arbeitsplatz. Jeder kümmert sich nüchtern-professionell<br />
um seine Aufgabe.<br />
Zu Nixons Zeiten liefen die Dinge<br />
vollkommen anders. Damals bestand<br />
das Fahrerlager größtenteils aus<br />
wilden Männern, die so schnell wie<br />
möglich dem Nine-to-five-Lifestyle<br />
entfliehen wollten und an jeder Ecke<br />
nach Abenteuern suchten.<br />
Aus diesem Kreis gibt es mittlerweile<br />
nur noch ein überlebendes Mitglied:<br />
Am besten hält man nach den Tabak-<br />
Dunstschwaden Ausschau, die um<br />
einen so langsam ergrauenden, wilden<br />
Haarschopf herumschwelen. Ladies<br />
und Gentleman, Vorhang auf für Mister<br />
Carlo Pernat!<br />
Der Italiener treibt sich seit den<br />
1980ern in den Fahrerlagern der Straßen-WM,<br />
den Boxen und auf den Pressekonferenzen<br />
herum. Er kennt jeden,<br />
und für fast alle hat er schon einmal<br />
gearbeitet. Tätig war er im Team-<br />
Management, Marketing und der PR<br />
für Vespa, Gilera, Cagiva und Aprilia.<br />
Außerdem arbeitete er als persönlicher<br />
Manager von Max Biaggi, Loris Capirossi<br />
und Marco Simoncelli. Heute<br />
betreut er Andrea Iannone.<br />
1995 verschaffte er als Chef der<br />
Aprilia-Rennabteilung Valentino Rossi<br />
seinen ersten Job als Rennfahrer. Er<br />
unterstützte den damals unbekannten<br />
Teenager mit einem gewissen Betrag,<br />
damit dieser in der 125er-Europameisterschaft<br />
antreten konnte.<br />
Pernat ist ein unfassbar unterhaltsamer<br />
Geschichtenerzähler. Den Tag,<br />
an dem er Rossi zum ersten Mal fahren<br />
sah, wird er nie vergessen. „Valentinos<br />
Vater Graziano und ich sind Freunde,<br />
und Valentino kann seinem Vater nicht<br />
oft genug für die Hilfe danken, die er<br />
von ihm bekommen hat“, meint Pernat<br />
nach einem oder auch drei Drinks im<br />
Fahrerlager-Restaurant. „Zwei Wochen<br />
lang rief Graziano mich jeden Tag an.<br />
Er ging mir echt auf die Eier! Am Ende<br />
sagte ich zu, nach Misano zu fahren<br />
und mir den Jungen mal anzusehen.“<br />
Pernat schwenkt um und berichtet,<br />
wie er einige Jahre zuvor noch für<br />
Cagiva arbeitete: „Uns wurde gesagt,<br />
wir sollten einem neuen, unbekannten<br />
Fahrer die Möglichkeit geben, unsere<br />
500er-GP-Maschine zu testen. Sein Name<br />
war Kevin Schwantz. Bei den Testfahrten<br />
war er einfach unglaublich – er<br />
fuhr unfassbare Linien und ging mit<br />
der 500er um wie mit einem Fahrrad.<br />
Er hat uns wirklich beeindruckt, aber<br />
er unterschrieb dann bei Suzuki.“<br />
Als Carlo Pernat Valentino Rossi<br />
zum ersten Mal fahren sah, fühlte er<br />
90 <strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong>
04 06<br />
05<br />
sich gleich an Kevin Schwantz erinnert:<br />
„Ich dachte, das ist der neue Schwantz!<br />
Es war genau dasselbe Szenario, Valentino<br />
fuhr unmögliche Linien und ging<br />
absolut spielerisch mit der Maschine<br />
um. Ich unterzeichnete direkt einen<br />
Dreijahresvertrag mit Graziano und<br />
Valentino! Niemand konnte zu diesem<br />
Zeitpunkt voraussehen, dass er neun<br />
Weltmeisterschaftstitel gewinnen würde.<br />
Aber er hat mich damals wirklich<br />
beeindruckt.“<br />
Pernat verließ Cagiva 1990, um für<br />
Aprilia zu arbeiten. Damals war die<br />
Schmiede aus Noale noch ein kleines<br />
Licht im GP-Zirkus. Als Pernat dem Hersteller<br />
1998 wieder den Rücken kehrte,<br />
hatte Aprilia sieben Fahrer- und Konstrukteurs-Weltmeistertitel<br />
in der Tasche.<br />
„Mein Glück war es, für zwei Hersteller<br />
arbeiten zu dürfen, die sich in<br />
der Hand von Rennsportverrückten<br />
befanden: Claudio und Gianfranco Castiglioni<br />
bei Cagiva und Ivano Beggio<br />
bei Aprilia. Als Cagiva die neue 500er<br />
04 Valentino Rossi auf dem Weg zur Legende. Dass er einmal neunfacher<br />
Weltmeister werden sollte, hatte allerdings auch Pernat nicht ahnen können<br />
05 Money, money, money. Es war Carlo Pernat, der Rossi 1995 finanziell<br />
unterstützte, damit „The Doctor“ in der Lage war, seine Karriere zu starten<br />
06 Honda und Rossi. Ohne diese Kombination wäre die Geschichte des GP-<br />
Sports vielleicht anders verlaufen. Ein gewisser Max Biaggi spielt dabei<br />
ebenfalls eine bedeutende Rolle<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong> 91
01<br />
gebaut hatte, sprang Claudio auf und<br />
tauschte Bürostuhl gegen Rennanzug.<br />
Claudio Castiglioni war stets der Erste,<br />
der die neue Maschine testete“, sagt<br />
Pernat. „Bei Cagiva arbeiteten wir häufig<br />
bis Mitternacht im Büro: Claudio, Gianfranco,<br />
ich und ein paar andere Leute<br />
saßen da. Wir hatten die Füße auf<br />
dem Tisch und tranken Bier. Manchmal<br />
waren auch ein paar Mädchen dabei.<br />
Währenddessen ersonnen wir Namen<br />
für unsere neuen Straßenbikes. Der<br />
Name ‚Mito‘ und viele andere wurden<br />
an solchen Abenden geboren.“<br />
Im italienischen Motorrad-Business<br />
führte damals an den Castiglionis kein<br />
Weg vorbei. 1986 befand sich Ducati<br />
am Boden. Sie bauten ein paar Hundert<br />
Bikes pro Jahr und stellten Dieselmotoren<br />
für Trucks her. Eines schönen Tages<br />
landete ein Helikopter auf dem Firmendach<br />
und drei Ritter, die Castiglionis<br />
und Pernat, stiegen aus. „Wenn die<br />
Brüder Ducati damals nicht gekauft<br />
hätten, wäre der Laden den Bach<br />
heruntergegangen“, schätzt Pernat.<br />
Bevor Carlo Pernat zu Aprilia abwanderte,<br />
verwandelte er Cagiva in einen<br />
erfolgreichen Rennstall. Einen seiner<br />
größten Coups landete er 1987, als<br />
er Randy Mamola engagierte – Cagivas<br />
erste echte Titelhoffnung. Pernat erinnert<br />
sich an die Nacht, in der er Mamo-<br />
<strong>02</strong><br />
92 <strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong>
las Manager Jim Doyle davon überzeugte,<br />
den Vertrag zu unterzeichnen:<br />
„Jim, Randy, Gianfranco, Claudio und<br />
ich saßen zusammen am Tisch. Zu 80<br />
Prozent war der Vertrag für beide Seiten<br />
in Ordnung, aber Jim wollte mehr<br />
Geld. Ich wusste von Jims Schwäche<br />
für Grappa. Also füllten wir ihn ab und<br />
er unterschrieb.“ Carlo Pernat war nie<br />
zu erschrocken, sich auch einmal etwas<br />
unlauterer Mittel zu bedienen,<br />
wenn er etwas erreichen wollte. Racing<br />
ist mehr als nur im Kreis herumzufahren.<br />
Es ist wie Krieg, nur ohne den<br />
Einsatz von Waffen.<br />
Eine andere Story spielt 1985 im<br />
nordargentinischen Salta, wo es um die<br />
Entscheidung in der 125er-Motocross-<br />
Weltmeisterschaft ging. Das Duell<br />
zwischen Honda und Cagiva spitzte<br />
sich zu. Die Spritqualität war ein echtes<br />
Problem, deswegen brachten alle großen<br />
Teams ihr Benzin aus Europa mit.<br />
Pernat: „Ich kannte die Leute beim Zoll<br />
und ich wusste, was zu tun war. Sie<br />
gaben uns unseren Sprit. Honda allerdings<br />
nicht. Der Weltverband FIM bat<br />
mich darum, Honda etwas von unserem<br />
Sprit zu verkaufen. Ich meinte:<br />
Klar, gar kein Problem. Das macht dann<br />
200 Dollar pro Liter. Honda winkte natürlich<br />
ab. Aber ich sagte nur: Okay,<br />
mein Angebot habt ihr gehört.“ Die<br />
Honda-Motoren überlebten das Rennen<br />
nicht, und der Sieg ging an Cagiva.<br />
Am Mon tag darauf traf übrigens das<br />
Benzin für Honda ein.<br />
Die Castiglionis verstanden es,<br />
ihren Einfluss im Business auf ziemlich<br />
clevere und nicht selten auch hinterlistige<br />
Art zu vergrößern. Ihre Geschäfte<br />
in der Motorradwelt steuerten sie von<br />
Varese aus. Sie führten dort ein schickes<br />
Hotel, das „The Palace“. Über<br />
mehrere Jahre hinweg trafen sich die<br />
Racing-Bosse aller großen Firmen im<br />
Palace und diskutierten über die Zukunft<br />
des Sports. Darunter waren große<br />
Namen wie zum Beispiel Mitsuo Itoh<br />
von Suzuki, Mike Maekawa von Yamaha<br />
und Suguru Kanazawa von Honda.<br />
„Für ihren Aufenthalt dort bezahlten<br />
sie nichts, es war für alles gesorgt“,<br />
lacht Pernat. „Meistens hatten wir ein<br />
paar Tage nach Ankunft der Gäste ein<br />
Meeting, das für die Castiglionis in der<br />
Regel ziemlich gut verlief. In dieser Zeit<br />
kam von Honda und Yamaha jede Menge<br />
Unterstützung für Cagiva. Maekawa<br />
half uns mit dem Chassis und Honda<br />
erlaubte uns, Kokusan-Zündanlagen zu<br />
verwenden. Ich flog nach Japan und<br />
kam mit vier oder fünf von den Dingern<br />
wieder zurück.“<br />
Während seiner Zeit bei Aprilia war<br />
Pernat dafür berüchtigt, die Gentlemen<br />
von der Presse auf seine Seite zu ziehen.<br />
„Nach vielen Rennen habe ich mir<br />
die ganzen italienischen Journalisten<br />
geschnappt, bin mit ihnen ins Casino<br />
gefahren und bezahlte den Abend.<br />
Diese Phase war voller Sex, Drugs und<br />
Rock ´n‘ Roll und für mich ein natürlicher<br />
Teil meiner Motorradwelt. Ich<br />
meine, warum kaufen die Leute wohl<br />
Motorräder? Um frei zu sein! Um zu<br />
tun, was auch immer man will!“<br />
Ende 1998 verließ Pernat Aprilia,<br />
um sich verstärkt der Betreuung einzelner<br />
Fahrer zu widmen. Sein erster<br />
Klient hieß Max Biaggi. Allerdings hielt<br />
diese Beziehung nicht lange. „Max war<br />
kein einfacher Mensch, denn er vertraute<br />
niemandem. Ich weiß bis heute<br />
nicht, warum. Vielleicht lag es daran,<br />
dass seine Mutter ihn verließ, als er<br />
noch sehr klein war.“<br />
Pernat hat eine faszinierende Theorie<br />
darüber auf Lager, was vielleicht im<br />
Grand Prix-Sport passiert wäre, wenn<br />
Biaggi und Mick Doohan sich nicht in<br />
die Haare bekommen hätten: „Max gewann<br />
seinen ersten 500er-Grand Prix<br />
auf der Honda, fing sich dann aber<br />
Streit mit Doohan ein. Das war ziemlich<br />
blöd, weil Doohan ihn 1999 in Folge dessen<br />
nicht mehr im Werksteam haben<br />
wollte. Stellt euch vor, was passiert wäre,<br />
wenn Max und Mick einfach Freunde<br />
01 „Simoncelli war ein bisschen wie Capirossi. Ein toller Typ. Freundlich, bodenständig<br />
– kein Bullshit. Auf der Rennstrecke aber wurde er zum Biest“<br />
<strong>02</strong> Pernats Erfolgsrezept als Manager stützt sich auf eine fundamentale These:<br />
„Du musst den Fahrer 360 Grad umkreisen und immer zur Stelle sein“<br />
03 Die Zusammenarbeit von Biaggi und Pernat war eine eher kurze Episode:<br />
„Max ist kein einfacher Mensch, denn er vertraut niemandem“<br />
03<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong> 93
01<br />
01 Ein Anruf von Andrea Iannone brachte Pernat sechs Monate nach Marco Simoncellis Unfalltod zurück ins Spiel<br />
<strong>02</strong>+03 Carlo Pernat setzt tiefes Vertrauen in seinen jüngsten Schützling Iannone: „Er könnte der nächste Weltmeister sein, aber<br />
es läuft ein bisschen wie bei Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Privat ist Andrea freundlich, aber beim Rennfahren wird er zu verbissen“<br />
<strong>02</strong> 03<br />
gewesen wären. Biaggi hätte einen Platz<br />
im Repsol-Team bekommen. Mick verletzte<br />
sich damals, und mit Werksmaterial<br />
hätte Max den Titel sicherlich gewonnen.<br />
Und was wäre dann mit<br />
Valentino passiert, als er zu den 500ern<br />
aufstieg? Zu Honda hätte er nicht gehen<br />
können wegen Max. Also hätte er bei<br />
Yamaha angeheuert, um dort erst die<br />
YZR 500 zu pilotieren und dann die erste<br />
M1, die wirklich kein gutes Motorrad<br />
war. Max hat sich damals mit seinem<br />
Verhalten auf jeden Fall ins eigene<br />
Fleisch geschnitten.“<br />
Carlo Pernat hatte so große Namen<br />
wie Biaggi, Rossi, Capirossi, Simoncelli<br />
und Iannone unter seiner Fuchtel.<br />
Fünf grundverschiedene Typen, die er<br />
wie folgt charakterisiert: „Iannone und<br />
Biaggi verbindet vielleicht eine gewisse<br />
Ähnlichkeit, während Simoncelli<br />
mehr wie Rossi gewesen ist. Capirossi<br />
war irgendwo zwischendrin. Flexibilität<br />
ist als Manager am wichtigsten. Du<br />
musst dich auf den Fahrer einlassen,<br />
nicht andersherum. Mit Valentino bin<br />
ich ganz anders umgegangen als mit<br />
den anderen Fahrern. Meine Methode<br />
ist es, den Fahrer 360 Grad zu umkreisen<br />
und ihn permanent zu begleiten.<br />
Von der ersten Testfahrt der Saison<br />
bis zur allerletzten. Du musst immer da<br />
sein, um bei allen möglichen Angelegenheiten<br />
helfen zu können. Egal, ob es<br />
eine psychologische Sache, Beistand<br />
und Hilfe im Umgang mit der Presse,<br />
den Sponsoren oder dem Team ist. Viele<br />
von den modernen Managern lassen<br />
sich nur hier und da mal blicken, um<br />
Verträge zu unterzeichnen. Ich kann<br />
diese Typen nicht leiden.“<br />
Es wird kaum ein Zufall sein, dass<br />
Pernats letzte Schützlinge Capirossi,<br />
Simoncelli und Iannone allesamt seine<br />
heißblütige Einstellung zum Leben und<br />
zum Racing teilen. Pernat begleitete<br />
Capirossi während seiner Zeit in der<br />
Premier Class mit Pons Honda, Ducati<br />
und Suzuki. Für den 125er- und 250er-<br />
Weltmeister wäre es ein Leichtes gewesen,<br />
der Star im MotoGP-Team von Kawasaki<br />
zu werden, überlegt Pernat: „Als<br />
Kawasaki 20<strong>02</strong> in die MotoGP-WM einstieg,<br />
leckten sie sich die Finger nach<br />
Loris. Sie boten ihm einen Dreijahresvertrag<br />
mit einem Auskommen von drei<br />
Millionen Euro jährlich und flogen uns<br />
94 <strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong>
nach Tokio ein, wo uns der oberste<br />
Boss der Heavy Industries im Restaurant<br />
seines Wolkenkratzers empfing.<br />
Wir aßen also und redeten. Er versprach<br />
uns, wir könnten bekommen,<br />
was auch immer wir wollten: zehn neue<br />
Motoren, 25 neue Chassis. Sie hatten<br />
wirklich ein riesiges Budget.“<br />
Doch es gab ein Hindernis. „Dann<br />
allerdings erzählten sie uns, das Team<br />
sollte aufgrund der Partnerschaft beider<br />
Firmen auf jeden Fall Reifen von<br />
Dunlop verwenden. Wir bevorzugten<br />
Michelin, also hielten wir vertraglich<br />
fest: Wenn wir Dunlops verwenden<br />
müssen, fahren wir nicht. Dürfen wir<br />
dagegen Michelins benutzen, fahren<br />
wir. Wir kehrten nach Italien zurück<br />
und Ducati bot uns einen Riesendeal<br />
für 2003, 2004 und 2005 an. Der war so<br />
gut, dass ich gleich Michelin anrief und<br />
sie darum bat, auf gar keinen Fall Reifen<br />
an Kawasaki zu verkaufen“, erzählt<br />
Pernat. Man könnte nun schockiert<br />
reagieren. Doch so funktioniert Racing<br />
eben. Pernat ist nur einer von ganz<br />
wenigen, die offen und unverblümt<br />
darüber sprechen.<br />
Etwas später kam die Simoncelli-<br />
Familie auf ihn zu: „Das war 2007 nach<br />
dem Grand Prix in der Türkei. Wir saßen<br />
in einer Hotelbar irgendwo in Istanbul.<br />
Marcos Vater Paolo wollte mit<br />
mir zusammenarbeiten, also arrangierten<br />
wir ein Treffen an einem Auto-Grill<br />
bei Cremona. Dort sprachen wir miteinander<br />
und unterzeichneten am Ende<br />
einen Vertrag. Eigentlich hatte ich<br />
schon längst entschieden, dass ich mit<br />
Marco arbeiten wollte. Wenn er mich<br />
nicht ausgesucht hätte, hätte ich ihn<br />
ausgesucht. Marco war Loris in einigen<br />
Punkten sehr ähnlich – ein toller Typ<br />
und ein bodenständiger Mensch. Immer<br />
freundlich, kein Bullshit. Wenn er<br />
aber auf einer Rennstrecke war, wurde<br />
er zum Biest!“<br />
Pernat und die Familie Simoncelli<br />
wurden gute Freunde: „Nach Laguna<br />
Seca 2011 machten wir uns auf zu<br />
einem großen Roadtrip durch Colorado.<br />
Marco, seine Familie, ich und ein<br />
paar Freunde, die mit eigenen Autos<br />
hinterherfuhren. Es war ein wunderbarer<br />
Trip. Marco versuchte mich dazu zu<br />
bringen, mit dem Rauchen aufzuhören.<br />
Er durchwühlte mein Gepäck und<br />
machte alle meine Zigaretten kaputt.<br />
Einen halben Tag lang hatte ich keine<br />
mehr geraucht, und ich hätte ihn am<br />
liebsten umgebracht! Wir fuhren den<br />
Highway entlang, er überholte und sah<br />
mich aus dem Fenster heraus an. Aus<br />
seinen Ohren und Nasenlöchern hingen<br />
meine Kippen. Er war ein Typ, der<br />
alle in seiner Umgebung zum Lachen<br />
bringen konnte.“<br />
Bereits vor Simoncellis Tod war<br />
aber nicht immer alles eitel Sonnenschein:<br />
„Nachdem Marco und Dani<br />
Pedrosa in Le Mans 2011 aneinander<br />
gerasselt waren, gab es eine große<br />
Kampagne gegen ihn in Spanien. Einige<br />
Tage vor dem Rennen in Barcelona<br />
steckte ein Brief in Marcos Briefkasten,<br />
der zwei Kugeln und einen Zettel<br />
enthielt. Darauf stand: ‚In Barcelona<br />
wirst du tot sein, noch bevor du an der<br />
Startlinie stehst.‘ Als wir am Flughafen<br />
ankamen, erwarteten uns vier Interpol-<br />
Bodyguards, die uns das gesamte<br />
Wochenende über nicht von der Seite<br />
gewichen sind.“<br />
Als Marco Simoncelli im Oktober<br />
2011 in Sepang tödlich verunglückte,<br />
verabschiedete sich Carlo Pernat vorerst<br />
vom Rennsport: „Marcos Tod ist<br />
ein schrecklicher Verlust. Ich weiß<br />
nicht, ob er dazu in der Lage gewesen<br />
wäre, einen MotoGP-Titel zu holen.<br />
Aber er hätte auf jeden Fall alles daran<br />
„MEIN GROSSES<br />
GLÜCK WAR ES,<br />
BEI CAGIVA UND<br />
APRILIA FÜR ZWEI<br />
HERSTELLER MIT<br />
RENNSPORTVER-<br />
RÜCKTEN BOSSEN<br />
ARBEITEN ZU<br />
DÜRFEN“<br />
Carlo Pernat<br />
gesetzt, und die Leute hätten ihn dafür<br />
geliebt.“<br />
Sechs Monate nach Simoncellis<br />
Unfall klingelte bei Carlo Pernat das<br />
Telefon. Der Mann am anderen Ende<br />
der Leitung war Andrea Iannone. Pernat<br />
war zurück im Spiel. „Mit Andrea ist<br />
es nicht leicht. Ich glaube fest daran,<br />
dass er das Zeug zum Gewinnen hat.<br />
Er ist unglaublich talentiert und wenn<br />
er sich nur etwas mehr formen lassen<br />
würde, könnte er der nächste Weltmeister<br />
sein. Es läuft ein bisschen wie<br />
bei Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Privat ist<br />
Andrea ein freundlicher Mensch, aber<br />
beim Racing ist er sehr verbissen.“<br />
Damit endet das Gespräch mit dem<br />
68-jährigen Italiener. Carlo Pernat<br />
trinkt aus, verlässt den Tisch und kehrt<br />
ins Paddock zurück, umhüllt von einer<br />
Wolke aus Tabakqualm. Er mag ein<br />
Dinosaurier im GP-Zirkus sein. Aber<br />
in diesem Moment sieht es so aus,<br />
als hätte sich der Dinosaurier dazu<br />
aufgemacht, eine Horde wehrloser<br />
Schafe zu terrorisieren.<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE
SPORT<br />
NEWS<br />
Valentino Rossi vor schwarz-rot-goldener<br />
Kulisse: ein Publikumsliebling in Sachsen<br />
GP-TERMIN<br />
VERLEGT<br />
Der Termin des Deutschland-Grand-Prix auf dem<br />
Sachsenring wurde kurzfristig um zwei Wochen<br />
auf das erste Juli-Wochenende vorgezogen.<br />
MOTOGP-WELTMEISTERSCHAFT Die<br />
Fans der Motorrad-Straßen-WM, die<br />
sich auf den deutschen Saisonhöhepunkt<br />
gefreut und womöglich schon<br />
Tickets besorgt hatten, müssen umdisponieren.<br />
Nicht am Wochenende 14. bis<br />
16. Juli, sondern vom 30. Juni bis zum 2.<br />
Juli geht es in Sachsen um WM-Punkte.<br />
MotoGP-Weltmeisterschaft:<br />
Termine <strong>2017</strong><br />
26. März Losail/QAT<br />
09. April Termas de Rio Hondo/ARG<br />
23. April Austin/USA<br />
07. Mai Jerez de la Frontera/E<br />
21. Mai Le Mans/F<br />
04. Juni Mugello/I<br />
11. Juni Barcelona/E<br />
25. Juni Assen/NL<br />
<strong>02</strong>. Juli Sachsenring/D<br />
06. August Brünn/CZ<br />
13. August Spielberg/A<br />
27. August Silverstone/GB<br />
10. September Misano Adriatico/I<br />
24. September Alcañiz/E<br />
15. Oktober Motegi/J<br />
22. Oktober Phillip Island/AUS<br />
29. Oktober Sepang/MAL<br />
12. November Valencia/E<br />
Flexible GP-Freunde, denen die Terminänderung<br />
keine Probleme bereitet,<br />
müssen wegen bereits gekaufter Eintrittskarten<br />
nichts unternehmen – die<br />
Karten behalten ihre Gültigkeit, gegebenenfalls<br />
muss lediglich die Unterkunft<br />
umgebucht werden. Wer jedoch zum<br />
neuen Termin anderweitige Verpflichtungen<br />
hat, sollte sich ranhalten. Denn<br />
nur zwischen dem 2. und dem 31. Januar<br />
<strong>2017</strong> können die Tickets storniert<br />
werden. Dazu hat der Veranstalter im<br />
Internet unter www.srm-sachsenring.<br />
de/de/tickets/ticket-stornierung ein<br />
Formular bereitgestellt. Die Stornierung<br />
kann auch telefonisch (0 37 23/49 99 11)<br />
sowie persönlich im Büro der SRM in<br />
der Hohensteiner Straße 2 in Oberlungwitz<br />
erfolgen.<br />
Der Deutschland-GP verspricht, ein<br />
besonderes Spektakel zu werden. <strong>2017</strong><br />
findet er zum 20. Mal auf dem Sachsenring<br />
statt, außerdem wird die Traditionsrennstrecke<br />
90 Jahre alt.<br />
BMW RACE TROPHY<br />
FETTER SCHECK FÜR SZOKE<br />
Für den kanadischen Superbike-Meister Jordan Szoke gab es bereits<br />
Anfang Dezember eine schöne Bescherung. Der 37-Jährige, der bei allen<br />
sieben Meisterschaftsläufen in seiner Heimat von der Pole-Position auf<br />
die höchste Stufe des Siegerpodests gefahren war, wurde beim Saisonfinale<br />
von BMW Motorrad Motorsport in München auch als Gesamtsieger<br />
der weltumspannenden BMW Race Trophy-Wertung geehrt. Alle Boni<br />
eingerechnet, erhielten Szoke und sein Team 30 000 Euro Weihnachtsgeld.<br />
Foto: BMW Motorrad Motorsport<br />
96 <strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong>
Fotos: 2snap<br />
Foto: Börner Foto: Wiessmann Foto: WorldSBK<br />
SUPERBIKE-WM<br />
NEUE STARTPLATZREGELN<br />
Für die Startaufstellung des Sonntagsrennens der Superbike-WM<br />
gilt <strong>2017</strong> nicht mehr nur das Ergebnis der Qualifikation,<br />
nach dem die Teilnehmer für den ersten Lauf am<br />
Samstag sortiert werden. Ab Startreihe drei bleibt zwar<br />
auch am Sonntag alles wie gehabt. Die ersten drei Startreihen<br />
werden dagegen mit den neun schnellsten Fahrern<br />
des Samstagsrennens gefüllt. Auf der Pole-Position steht<br />
der Viertplatzierte, dann folgen die Fahrer der Plätze fünf,<br />
sechs, sieben, acht, neun, drei, zwei und schließlich der<br />
Sieger. Ob und wie das funktioniert, können deutsche Fans<br />
am Wochenende 18. bis 20. August auf dem Lausitzring<br />
beobachten. Der Vorverkauf für die vergleichsweise günstigen<br />
Tickets läuft bereits: www.lausitzring.de<br />
Kevin Wahr aus Nagold, 2016 nach<br />
sieben Starts in der Supersport-<br />
WM 20. der Gesamtwertung, wird<br />
in diesem Jahr Fixstarter in der<br />
internationalen deutschen Superstock-600-Meisterschaft<br />
sein. Wahr<br />
wurde vom renommierten Team<br />
Romero verpflichtet und fährt mit<br />
Unterstützung des deutschen Importeurs<br />
eine neue Yamaha YZF-R6.<br />
SUPERPRESTIGIO IN BARCELONA<br />
MÁRQUEZ BESIEGT ALLE<br />
Zum vierten Mal trafen<br />
sich ausgewählte<br />
internationale Topstars<br />
des Straßenrennsports<br />
zu einem<br />
Schlagabtausch mit<br />
Offroad-Cracks im<br />
Palau Sant Jordi, dem<br />
ehemaligen Olympiastadion<br />
von Barcelona. Mit von der Partie und allen voran:<br />
MotoGP-Champion Marc Márquez (#93), der auf dem Flat<br />
Track-Oval in der Halle auch Brad Baker, dem US-Spezialisten<br />
dieser Disziplin, keine Chance ließ. Baker musste<br />
sich im Superfinale hinter Márquez und Toni Elias einreihen,<br />
der 2016 in der US-Superbike-Meisterschaft Moto-<br />
America als Gesamtdritter aufgetrumpft hatte. Der deutsche<br />
Moto2-GP-Fahrer Marcel Schrötter wurde Sechster.<br />
Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG, 70162 Stuttgart. Registergericht Stuttgart HRA 93<strong>02</strong>. Geschäftsführer: Dr. Volker Breid, Norbert Lehmann.<br />
Vertrieb: Belieferung, Betreuung und Inkasso erfolgen durch DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH, Nils Oberschelp (Vorsitz), Christina Dohmann,<br />
Dr. Michael Rathje, Am Sandtorkai 74, 20457 Hamburg, als leistender Unternehmer. AG Hamburg, HRB 95752.<br />
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& Co. KG Verlagsgesellschaft mit ihren Titeln künftig auch per Telefon und E-Mail über weitere interessante Medienangebote informieren.<br />
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SEPA-Lastschriftmandat: Ich ermächtige die DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH, Am Sandtorkai 74, 20457 Hamburg, Gläubiger-Identifikationsnummer<br />
DE77ZZZ00000004985, wiederkehrende Zahlungen von meinem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich<br />
mein Kreditinstitut an, die von der DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. Die Mandatsreferenz<br />
wird mir separat mitgeteilt. – Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungs datum, die Erstattung<br />
des belasteten Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen.<br />
Ich bezahle per Rechnung<br />
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246a § 1 Abs. 2 Nr. 1 EGBGB. Zur Wahrung der Frist genügt bereits das rechtzeitige Absenden Ihres eindeutig erklärten Entschlusses, die<br />
Bestellung zu widerrufen. Sie können hierzu das Widerrufs-Muster aus Anlage 2 zu Art. 246a EGBGB nutzen. Der Widerruf ist zu richten<br />
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WEITERE THEMEN<br />
DUCATI-TEST:<br />
Die neue Monster 1200<br />
S gilt als extrem sportliches<br />
Nakedbike. <strong>PS</strong><br />
testet sie mit den Ducati-Naked-Legenden<br />
S4R und Streetfighter<br />
Suzuki bringt den 750er-Vierzylinder<br />
als Euro 4-Ausführung<br />
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Wir feiern die Premiere der<br />
GSX-S 750 in Südspanien<br />
Das zweite wichtige Nakedbike unter<br />
1000 Kubik ebenfalls im ersten <strong>PS</strong>-Test:<br />
die ganz neue Kawasaki Z 900<br />
SPORT:<br />
Die Malaysia-Tests des<br />
MotoGP sind richtungsweisend.<br />
<strong>PS</strong> ist dabei<br />
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den deutschen<br />
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98 <strong>PS</strong> 2/<strong>2017</strong><br />
Foto: Kawasaki Foto: Honda<br />
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m manch mal zu ober fläch lich m macht Spaß zu le sen<br />
m ist sehr ak tu ell m bie tet viel fürs Geld m in for miert „kurz und bün dig”<br />
m nicht über all zu be kom men m be vor zugt be stimm te Mo tor rad-Mar ken<br />
m manch mal zu an spruchs voll m ist nütz lich für den Be ruf<br />
m Ar ti kel sind sorg fäl tig re cher chiert m ist bes ser als an de re Mo tor rad zeit schrif ten<br />
m her vor ra gen de Mo tor sport-Be richt er stat tung m gute Themenauswahl<br />
- Stand in die ser Aus ga be von <strong>PS</strong> viel drin, was Sie in ter es siert hat?<br />
m ja, sehr viel m viel m ei ni ges m nein, nicht so viel<br />
- Was da von ge fällt Ih nen bei <strong>PS</strong> ganz be son ders, was we ni ger?<br />
m ge fällt mir ganz be son ders m gefällt mir m gefällt mir weniger<br />
m m m wie die Fas zi na ti on des Mo tor rad fah rens ver mit telt wird<br />
m m m wie tech ni sche De tails er klärt wer den m m m wie <strong>PS</strong> Mo tor rä der tes tet<br />
m m m wie über den Mo tor rad-Renn sport be rich tet wird m m m die Bil der in <strong>PS</strong><br />
m m m der Schreib stil von <strong>PS</strong> ins ge samt m m m die Auf ma chung und die gan ze Op tik<br />
- Die nächs te Aus ga be von <strong>PS</strong> wer de ich…<br />
m si cher kau fen m viel leicht kau fen m nicht kau fen m weiß noch nicht<br />
- Darüber sollte <strong>PS</strong>....<br />
m mehr berichten m weniger berichten m gleich viel be rich ten<br />
m m m Superbikes/1000er m m m Supersportler/Hubräume bis 1000 cm 3<br />
m m m Power-Naked Bikes über 130 <strong>PS</strong> m m m Naked Bikes bis 130 <strong>PS</strong><br />
m m m Supersportler vor 2010 m m m Supersportler der 1990er<br />
m m m Tuning-Bikes/<strong>PS</strong>-TunerGP-Motorräder m m m Rennmotorräder<br />
m m m Supermoto/Enduros/Motocross m m m Sportliche Exoten (z.B. Ducati Diavel)<br />
m m m Sport-Tourer (z.B. Kawasaki ZZR 1400) m m m Crossover-Bikes (z.B. BMW S1000 XR)<br />
<strong>PS</strong> Le ser wahl <strong>2017</strong> E-Paper Ver si on C Split 5 (5/6)