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die Adipositasprävalenz (BMI von 30 kg/m² und höher) insgesamt für Männer bei<br />
23,3% und für Frauen bei 23,9% (Mensink et al., 2013).<br />
Gleichfalls sind psychosoziale Einflussfaktoren zu berücksichtigen. Die als sozialer<br />
Gradient bezeichnete Verteilung der KHK innerhalb der Gesellschaft ist durch einen<br />
Wandel innerhalb der letzten Jahrzehnte gekennzeichnet. Während früher der<br />
Herzinfarkt überwiegend als „Managerkrankheit“ galt, tritt er heute überwiegend in<br />
bildungs- und einkommensschwachen Bevölkerungsschichten auf. Man geht davon aus,<br />
dass die psychosozialen Stressfaktoren in sozial niedrigen Schichten häufiger auftreten<br />
und weniger wirkungsvoll bewältigt werden (Siegrist, 2006).<br />
1.1 Entwicklung der kardiologischen Rehabilitation in Deutschland<br />
Die Entwicklung der kardiologischen Rehabilitation war und ist von vielen Umständen<br />
und Faktoren abhängig. Sowohl wissenschaftlich-technische Erkenntnisse und<br />
Entwicklungen als auch historische, politische und wirtschaftliche Gegebenheiten<br />
führten zu einem ständigen Wandel der medizinischen Möglichkeiten und Situationen<br />
auf diesem Gebiet.<br />
In Deutschland verlief dieser Prozess traditionell bedingt anders als in Westeuropa und<br />
in Nordamerika. Die Wurzel des deutschen Weges liegt im Entstehen des<br />
Bismarckschen Sozialversicherungssystems Ende des 19. Jahrhunderts. Im Jahr 1883<br />
entstanden die gesetzliche Krankenversicherung und 1894 die Unfallversicherung. Im<br />
Jahr 1891 begannen die ersten medizinischen Rehabilitationen mit dem Reichsgesetz<br />
über Invaliditäts- und Altenversicherung (Buschmann-Steinhage and Brüggemann,<br />
2011). Diese Aufgabe wurde damit den ermächtigten Landesversicherungsanstalten in<br />
der Form übertragen, dass bei Versicherten ohne reichsgesetzliche Krankenfürsorge ein<br />
Heilverfahren einzuleiten sei, um Erwerbsunfähigkeit als Krankheitsfolge zu<br />
verhindern. Entsprechende Heilstättenbehandlungen wurden sogar bei bereits<br />
bestehender Erwerbsunfähigkeit durchgeführt (Reimann, 2009). Es wurden Sanatorien<br />
und Kuranstalten errichtet, welche durch die neuen Sozialgesetze sowohl von Arbeitern<br />
als auch Angestellten genutzt wurden. Die gesetzliche Krankenversicherung sah ihren<br />
rehabilitativen Beitrag damals in der Bereitstellung von ärztlicher Behandlung,<br />
Arzneimitteln, Heilmitteln und der „freien Kur und Verpflegung in einem<br />
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