Case Management Psychoonkologie - Carina Stiftung
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<strong>Case</strong> <strong>Management</strong>: <strong>Psychoonkologie</strong> – CMP Abschlussbericht 2006 41<br />
im Verhalten beobachtbar. Dieser als Gesundheitsverhalten beschriebene Umgang verdeutlicht,<br />
dass die Bewältigungsbemühungen des Patienten stets als Ausdruck seiner vorhandenen<br />
Kompetenzen und nicht als Störung oder fehl angepasstes Verhalten zu werten sind. Ob<br />
es sich um ein positives oder negatives Gesundheitsverhalten handelt, hängt davon ab, ob<br />
das Gesundheitsverhalten den Absichten und Zielen des Patienten und den Erfordernissen<br />
der Krebstherapie dient.<br />
Auf Grundlage dieses Modells können die psychosozialen Probleme und Belastungen von<br />
Krebspatienten in drei Gruppen mit unterschiedlichem Versorgungsbedarf eingeordnet (s.u.<br />
Kapitel 3.2.2), eine bedarfsgerechte Versorgung durchgeführt und deren Nutzen und Wirksamkeit<br />
evaluiert werden.<br />
2.5 Wirtschaftlichkeit psychoonkologischer Versorgung<br />
Die psychoonkologische Versorgung ist aufgrund der Belastungen von Krebs betroffener<br />
Menschen erforderlich und kann wirksam erbracht werden. Sie ist jedoch auch aus wirtschaftlichen<br />
Erwägungen heraus angezeigt, denn psychische Belastungen und Störungen<br />
reduzieren nicht nur die Lebensqualität, sondern bedingen zudem deutlich mehr direkte und<br />
indirekte Gesundheitskosten 41 . Sie führen beispielsweise zu erhöhter Inanspruchnahme,<br />
verlängerten Krankenhausaufenthalten und höheren Behandlungskosten. Umgekehrt, führen<br />
psychosoziale und psychotherapeutische Interventionsformen nicht nur zu einer Linderung<br />
des Leidens, sondern auch zu Kosteneinsparungen. Entsprechende Interventionsstudien<br />
haben bereits gezeigt, dass sie einen Beitrag zur wirtschaftlicheren Versorgung von Patienten<br />
mit psychischen Störungen und chronischen Erkrankungen leisten können. Erste Studien<br />
haben auch für Patienten mit Krebserkrankungen Kosteneinsparungen von 47$ pro Patient,<br />
eine Reduktion spezifischer Gesundheitsausgaben um 25% sowie eine Reduktion der Inanspruchnahme<br />
gesundheitsmedizinischer Leistungen zeigen können 42 .<br />
Die gesundheitsökonomische Evaluation im Rahmen einer Vorstudie zum „<strong>Case</strong> <strong>Management</strong><br />
<strong>Psychoonkologie</strong>“ hat im Vergleich der Krankenhauskosten für die Erstbehandlung von<br />
Karzinompatienten Hinweise auf Kostenvorteile von bis zu 19% und eine Reduzierung der<br />
Krankenhaustage aufzeigen können, wenn ein Krankenhaus eine psychoonkologische Versorgung<br />
vorhält. Schätzungen der mit der Vorstudie beauftragen Unternehmensberatungsfirma<br />
zufolge können durch die psychoonkologische Versorgung eine höhere Patientencompliance<br />
und dadurch eine Reduktion wirkungsloser Therapien erreicht oder Therapieabbrüche<br />
reduziert werden 43 . Die dadurch erzielten Kosteneinsparungen sollen die Kosten für<br />
die psychoonkologische Versorgung mehr als ausgleichen.<br />
Um Anhaltspunkte für die Wirtschaftlichkeit der Erbringung psychoonkologischer Leistungen<br />
im Krankenhaus zu gewinnen, lassen sich folgende Informationen zusammentragen:<br />
• Laut einer Untersuchung werden im ärztlichen Dienst der Krankenhäuser zwischen 2 h 36 min und<br />
3 h 15 min täglich für die Patientendokumentation aufgebracht, das sind ca. 33% bis 41% eines 8 h<br />
Arbeitstages 44 . Von diesem Dokumentationsaufwand entfallen ca. 40 Min. auf die Dokumentation<br />
administrativer und zwischen 120 und 155 min auf die patientenbezogene Dokumentation.<br />
• Eine gesundheitsökonomische Evaluation der Patientenversorgung zeigte 45 , dass psychoonkologi-<br />
sche Dienste in Akutkrankenhäusern zwischen 2,5 und 4 Patientengespräche mit einer Dauer zwi-<br />
schen 22 und 30 Minuten und einer Intensität von 69 bis 112 Minuten je Patient führen. Die Vertei-<br />
lung der verfügbaren Versorgungskapazität verteilt sich zu 30% auf direkt mit dem Patient geführte