Case Management Psychoonkologie - Carina Stiftung
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<strong>Case</strong> <strong>Management</strong>: <strong>Psychoonkologie</strong> – CMP Abschlussbericht 2006 37<br />
im Durchschnittsbereich 28 . In der genannten Katamneseuntersuchung konnte im ersten Jahr<br />
nach Ende einer Krebstherapie ein Wert von 57 ermittelt werden. Nach einer Rehabilitationsmaßnahme<br />
liegt dieser Wert bei 66,3. Entsprechende Werte der gesunden Durchschnittsbevölkerung<br />
liegen um einen Wert von 70.<br />
Probleme und Belastungen: Die persönliche Problem- und Bedürfnislage spielt für Krebspatienten<br />
eine hervorgehobene Rolle, da diese maßgeblich ihr Handeln während der Krebstherapie<br />
bestimmt. Ein Bedürfnis nach vollständiger Information besteht bei 80% bis 95%, der<br />
Wunsch, aktiv an Entscheidungen zur Krebstherapie mitzuwirken, besteht bei bis zu 85%<br />
und einen expliziten Wunsch nach psychotherapeutischer Mitbetreuung haben bis zu 40% 29 .<br />
Nur etwa 60% der Krebspatienten gelingt es, zufriedenstellend an der Krebstherapie mitzuwirken.<br />
Angst und Sorge um die eigenen An- bzw. Zugehörigen, vor sozialer Isolierung oder<br />
vor beruflichen sowie finanziellen Problemen sind weitere zentrale Aspekte der persönlichen<br />
Problem- und Bedürfnislage zu Beginn und während einer Krebstherapie.<br />
Zufriedenheit: Die Zufriedenheit mit der persönlichen Betreuung in einem Krankenhaus wird<br />
bei Krebspatienten erst in neuerer Zeit systematisch erfasst. Sie spielt als Maß für die globale<br />
Beurteilung der Qualität der Patientenversorgung eine wichtige Rolle. In der Katamneseerhebung<br />
im Rahmen des CMP-Programms wurden Krebspatienten, deren letzter stationärer<br />
Aufenthalt bis zu einem Jahr zurück lag, nach ihrer Zufriedenheit mit der ärztlichen,<br />
pflegerischen und psychologischen Betreuung gefragt. Insgesamt lag die Zufriedenheit mit<br />
einem Wert von 65,3 (Notenwert von 1,75) sehr hoch (Betreuung: ärztlich 66,8 (1,66), pflegerisch<br />
67,6 (1,62), psychoonkologisch 61,6 (1,98)). Im Bereich der psychoonkologischen Unterstützung<br />
nahm der Wert mit zunehmender Gesprächshäufigkeit zu.<br />
International geht man von einem psychoonkologischen Versorgungsbedarf bei bis zu 45%<br />
der Krebspatienten aus 30 . Für die Zwecke einer strukturierten Patientenversorgung kann<br />
dieser Wert daher als „Bedarfsindikator“ angesehen werden.<br />
Um in der Versorgungspraxis eine bedarfsgerechte Zuweisung von Patienten zu einer wirksamen<br />
Interventionsform zu ermöglichen und die Versorgung auch inhaltlich an dem Bedarf<br />
eines Patienten auszurichten, sind neben der „Morbidität“ auch die weiteren Befunde zur<br />
Funktionalität, Lebensqualität und individuellen Problem- und Bedürfnislage relevant. Im<br />
Rahmen des strukturierten Versorgungsprogramms werden diese Befunde daher in einem<br />
Versorgungskonzept (s. Kapitel 2.4) integriert und für die Planung, Lenkung und Prüfung der<br />
Patientenversorgung herangezogen.<br />
Die folgenden Kapitel legen die Evidenz psychoonkologischer Versorgung dar und zeigen<br />
auf, wie diese für die Leistungserbringung in einem Krankenhaus aufgearbeitet werden kann.<br />
2.3 Evidenzen psychoonkologischer Versorgung<br />
Entscheidungen über die Akzeptanz psychoonkologischer Versorgungsleistungen werden<br />
auf Grundlage humanitärer, gesundheitspolitischer, wissenschaftlicher und Überlegungen<br />
zur Praktikabilität und Umsetzbarkeit getroffen 31 . Mittlerweile besteht ein gesellschaftlicher<br />
Konsens darüber, dass psychosoziale Unterstützungs- und Beratungsangebote aufgrund<br />
des Leidens der Betroffenen geboten sind und zur ganzheitlichen Krebstherapie gehören<br />
sollten. Von Seiten der Forschung ist zudem die Wirksamkeit psychoonkologischer Versorgung<br />
hinlänglich bestätigt worden (s.u.). Ob die wirksamen Versorgungsformen jedoch auch