Case Management Psychoonkologie - Carina Stiftung
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22 <strong>Case</strong> <strong>Management</strong>: <strong>Psychoonkologie</strong> – CMP Abschlussbericht 2006<br />
kürzere Versorgungsdauer auf (2,5h), als Patienten mit hohen (4,7 Gespräche bei 3,3h) bzw. sehr<br />
hohen Belastungen (6,6 Gespräche bei 4,9h).<br />
Inhaltlich unterschieden sich die Patientengespräche ebenfalls. Patienten mit klinisch relevanten<br />
Belastungen haben häufiger Gespräche zur Krankheitsverarbeitung und zum Therapieverlauf so-<br />
wie zur Aktivierung und Selbst-Kompetenzstärkung erhalten und Patienten mit konkreten Proble-<br />
men und Bedürfnissen vermehrt Gespräche zu deren körperlicher und sozialer Funktionsfähigkeit<br />
(vgl. Tab. 41).<br />
Ein strukturiertes psychoonkologisches Versorgungsprogramm trägt damit zu einer an dem vorlie-<br />
genden psychosozialen Bedarf eines Patienten ausgerichteten Versorgung bei.<br />
• Adaptive Indikation: Eine bedarfsgerechte psychoonkologische Versorgung sollte die sich im Ver-<br />
lauf einer Krebserkrankung und stationären Krebstherapie verändernde psychische und soziale Si-<br />
tuation eines Patienten berücksichtigen. Die von den Ärzten und Pflegekräften kontinuierlich<br />
durchgeführte Beobachtung der seelischen Verfassung eines Patienten (Patientenmonitoring) so-<br />
wie diagnostisch ausgerichtete Gespräche des Psychotherapeuten sind entsprechende Instrumen-<br />
te zur kontinuierlichen Anpassung der psychoonkologischen Interventionsmaßnahmen. Insgesamt<br />
1.060 Mal beobachtete das medizinisch und pflegerisch tätige Behandlungsteam psychosoziale<br />
Belastungen auf Seiten der Patienten, die eine psychoonkologische Intervention durch den Psy-<br />
chotherapeuten erforderten (vgl. Tab. 42). Dabei zeigte sich auch eine hohe Übereinstimmung<br />
zwischen den Beobachtungen der Ärzte und Pflegekräfte und denen des Psychotherapeuten, was<br />
für die Angemessenheit des Patientenmonitoring spricht (vgl. Tab. 43).<br />
Die von dem Psychotherapeuten dokumentierten Ergebnisse der Diagnosegespräche zeigten zum<br />
einen die hohe Stabilität der Diagnose, die bereits bei stationärer Aufnahme des Patienten verge-<br />
ben wurde (Ausgangsdiagnose) und die Sensibilität der psychoonkologischen Beurteilung und des<br />
Patientenmonitoring gegenüber Veränderungen der psychosozialen Situation der Patienten im Be-<br />
handlungsverlauf. So konnte die Ausgangsdiagnose bei 80% der klinisch relevant belasteten, bei<br />
54% der Patienten mit konkreten Problemen und Bedürfnissen und bei 64% der Patienten mit ge-<br />
ringen Belastungen bestätigt werden (vgl. Tab. 45). Damit sind bei hoch belasteten Patienten eine<br />
behandlungsbegleitende psychoonkologisch-psychotherapeutische Versorgung im Liaisondienst<br />
und bei Patienten mit konkreten Problemen und geringer Belastung eine kontinuierliches psycho-<br />
soziales Patientenmonitoring gerechtfertigt.<br />
Ein strukturiertes psychoonkologisches Versorgungsprogramm trägt damit zu einer an den Verän-<br />
derungen der psychischen Verfassung eines Patienten ausgerichteten Versorgung bei.<br />
• Evaluation: Eine strukturierte psychoonkologische Versorgung schließt mit der Beurteilung der<br />
psychosozialen Belastungen eines Patienten am Ende der stationären Behandlungsphase (im<br />
CMP-Projekt wurde aus Gründen der Datenvergleichbarkeit der dritte Behandlungsmonat gewählt)<br />
ab, um darüber die erzielten Ergebnisse der stationären psychoonkologischen Versorgung zu be-<br />
werten und eine bedarfsgerechte Nachsorge einzuleiten. Es zeigte sich, dass es im Verlauf der<br />
stationären Krebstherapie zu einem deutlichen Rückgang der seelischen, wie auch die psychi-<br />
schen Belastung und der psychosozialen Probleme der Patienten gekommen ist (vgl. Tab. 51,52).<br />
Bis auf Patienten mit Lungenkrebs, waren die Verbesserungen über alle Krebserkrankungen hin-<br />
weg zu beobachten (vgl. Tab. 56, 57).<br />
Von den Patienten, die bereits zu Behandlungsbeginn nur geringe psychische Belastungen auf-<br />
wiesen, waren auch im 3. Behandlungsmonat 88% nur gering belastet. Von den zu Behandlungs-<br />
beginn hoch belasteten Patienten waren es im 3. Behandlungsmonat 55%, die nur noch einer ge-