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Case Management Psychoonkologie - Carina Stiftung

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<strong>Case</strong> <strong>Management</strong>: <strong>Psychoonkologie</strong> – CMP Abschlussbericht 2006 21<br />

Versorgungsqualität: Mit der Zielsetzung, in der psychoonkologischen Versorgung im Krankenhaus<br />

einer möglichen Über-, Unter- und Fehlversorgung entgegen zu wirken, und die<br />

Patientenorientierung in der <strong>Psychoonkologie</strong> zu gewährleisten, wurde das strukturierte psychoonkologische<br />

Versorgungsprogramm im klinischen Alltag evaluiert. Eine hohe Versorgungsqualität<br />

galt dann als gegeben, wenn Patienten mit Hilfe des Versorgungsprogramms<br />

bedarfsgerecht, angemessen und nutzbringend versorgt werden. Als ein zentrales Kriterium<br />

wurde die psychische Belastung der Patienten herangezogen, die mittels der deutschen Version<br />

des international anerkannten Fragebogens „Hospital Anxiety and Depression Scale“<br />

(HADS 4 ) valide ermittelt werden kann. Geprüft wurde die Umsetzung der Ausführungsempfehlungen<br />

des Versorgungsprogramms zur Diagnostik, Indikation, Intervention und Evaluation<br />

in der Versorgungswirklichkeit.<br />

• Diagnostik: Die Beurteilung der psychischen Verfassung eines Patienten basiert auf dem psycho-<br />

onkologischen Anamnesegespräch des Psychotherapeuten. Das strukturierte Versorgungsprog-<br />

ramm unterstützt den Psychotherapeuten in seiner Diagnosefindung. Es zeigte sich, dass 82% der<br />

Patienten, die sich im HADS-Fragebogen als psychisch extrem, und 60% der Patienten, die sich<br />

als psychisch hoch belastet beschrieben haben, auch von den Psychotherapeuten als klinisch re-<br />

levant belastet diagnostiziert wurden. Dagegen musste nur bei 21% der Patienten, die sich als<br />

psychisch gering belastet beschrieben haben, eine klinisch relevante Belastung diagnostiziert wer-<br />

den (vgl. Tab. 32). Dies ist eine angemessene Übereinstimmung zwischen der Selbsteinschätzung<br />

der Patienten und dem klinischen Urteil der Psychotherapeuten, da belegt ist, dass sowohl die Be-<br />

urteilung des psychischen Befindens anhand von Fragebogen wie auch anhand der klinischen Be-<br />

urteilung fehlerbehaftet ist (vgl. Kap. 5.2.2; Beurteilung anhand von Qualitätskriterien).<br />

Das Vorliegen klassifizierbarer psychischer Störungen lag mit 28,5% im unteren Bereich publizier-<br />

ter Studien zur Prävalenz psychischer Störungen in der Onkologie (vgl. Tab. 37).<br />

Ein strukturiertes psychoonkologisches Versorgungsprogramm trägt damit zu einer klinisch ange-<br />

messenen Diagnosefindung und Diagnosestellung in der <strong>Psychoonkologie</strong> bei.<br />

• Indikation: Die Indikation zu psychosozialen und psychotherapeutischen Interventionen basiert auf<br />

der Diagnosestellung des Psychotherapeuten. Dabei gilt es sicherzustellen, dass die Patienten<br />

Leistungen erhalten, die ihrem psychosozialen Versorgungsbedarf entsprechen. Es zeigte sich,<br />

dass sowohl auf Grundlage der Indikationsstellung des Psychotherapeuten als auch unter Berück-<br />

sichtigung der psychischen Belastungen der Patienten eine bedarfsgerechte Zuweisung zu psy-<br />

chosozialen bzw. psychotherapeutischen Interventionen erfolgte. Bei diagnostizierten psychosozia-<br />

len Problemen und Bedürfnissen erhielten die Patienten vermehrt psychosoziale Unterstützungs-<br />

leistungen laut „Psychoonkologischem Hilfeplan“ (vgl. Tab. 38, POH bei SWG II) und bei vorlie-<br />

gender klinisch relevanter Belastung vermehrt psychotherapeutische Interventionen (vgl. Tab. 38,<br />

SPP bei SWG III; Tab. 48, SPP bei RG II / III).<br />

Ein strukturiertes psychoonkologisches Versorgungsprogramm trägt damit zu einer bedarfsgerech-<br />

ten Zuweisung zur psychoonkologischen Intervention bei.<br />

• Intervention: Bedarfsgerechte psychoonkologischen Versorgungsleistungen sollten in der Intensität<br />

und in den Inhalten der Intervention an dem Bedarf eines Patienten ausgerichtet sein. Insgesamt<br />

23.339 Gespräche sind im Projektzeitraum geführt worden (vgl. Tab. 100). Es zeigte sich, dass die<br />

Psychotherapeuten sowohl in der Anzahl der Patientengespräch (vgl. Tab. 39) als auch der Ge-<br />

samtdauer der Patientenversorgung (vgl. Tab. 67 – 74) eine dem Bedarf der Patienten angemes-<br />

sene Versorgung erbracht haben (vgl. Tab. 49). Patienten mit geringen Belastungen haben weni-<br />

ger Gespräche mit dem Psychotherapeuten geführt (3,2 Gespräche) und wiesen eine insgesamt

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