Case Management Psychoonkologie - Carina Stiftung
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20 <strong>Case</strong> <strong>Management</strong>: <strong>Psychoonkologie</strong> – CMP Abschlussbericht 2006<br />
• Die Qualitätsentwicklung des „<strong>Case</strong> <strong>Management</strong> <strong>Psychoonkologie</strong>“ sollte anhand von<br />
quartalsweise ermittelten Leistungsdaten zum Fortgang der Projektumsetzung sowie anhand<br />
einrichtungsübergreifender Vergleiche transparent werden.<br />
• Der ökonomische Nutzen des „<strong>Case</strong> <strong>Management</strong> <strong>Psychoonkologie</strong>“ sollte durch Aussagen<br />
zu den Krankenhauskosten, den ambulanten Behandlungskosten und den Kostenaufwendungen<br />
für die strukturierte psychoonkologische Versorgung psychisch belasteter<br />
Patienten veranschaulicht werden.<br />
Empirische Daten zu diesen Aspekten sind bereitzustellen, damit auf Seiten der Patienten,<br />
der Krankenhäuser und der gesundheitspolitisch Verantwortlichen eine fundierte Diskussion<br />
zum Stellenwert einer strukturierten psychoonkologischen Akutversorgung von Patienten mit<br />
Krebserkrankungen geführt, und nachhaltige Entscheidungen zur flächendeckenden Umsetzung<br />
und leistungsrechten Finanzierung getroffen werden können.<br />
Im Zeitraum zwischen dem 1. Juli 2004 und dem 31.Dezember 2006 wurden in 20 Fachabteilungen<br />
der sechs Akutkliniken in Westfalen-Lippe 5.640 Patienten mit mehr als 38 unterschiedlichen<br />
Krebserkrankungen psychoonkologisch versorgt. Neben den Ärzten und Pflegekräften<br />
der Abteilungen erfolgte die psychoonkologische Betreuung durch Psychotherapeuten,<br />
die mit 7,65 Vollzeitstellen in 17.183 Arbeitsstunden knapp 23.400 Patientengespräche<br />
geführt haben. Im Durchschnitt hat damit jeder Patient während seiner stationären<br />
Krebstherapie 4 Gespräche im Umfang von ca. 3 Stunden erhalten (vgl. Tab. 100).<br />
Eine strukturierte psychoonkologische Versorgung, die zusätzlich zur ärztlichen Basisversorgung<br />
und psychosozialen Begleitung durch die Pflegekräfte psychotherapeutisch ausgerichtete<br />
Betreuungsmaßnahmen berücksichtigt, ist anhand von Erkenntnissen zur psychosozialen<br />
Belastungen von Krebspatienten zu begründen. Mit Werten von 4,3 auf einer 10-stufigen<br />
Skala zur seelischen Belastung vor Beginn einer Krebsbehandlung, einem Wert von 6,1 bei<br />
Beginn und einem von 4,6 ca. 120 Tage nach Beginn einer stationären Krebstherapie, zeigt<br />
sich folgendes Bild (vgl. Tab. 15). Vor Beginn einer Krebsbehandlung erleben sich die betroffenen<br />
Menschen als seelisch eher gering belastet, bei stationärer Aufnahme und Diagnosestellung<br />
leiden sie beträchtlich, erreichen jedoch nach der Krebstherapie wieder ihr ursprüngliches<br />
Niveau der seelischen Belastung. Eine Krebserkrankung ist damit für viele Menschen,<br />
trotz mitunter massiver seelischer Belastung, ein vorübergehendes Ereignis; zumindest was<br />
deren emotionale Verfassung betrifft.<br />
Bei bis zu 47% der Patienten stellt die Krebserkrankung und Krebstherapie jedoch ein Ereignis<br />
dar, dass mit intensiv empfundenen Ängsten und Depressionen einher geht (vgl. Tab.<br />
16). Dabei werden extrem ausgeprägte Ängste von 30% und schwere Symptome einer Depression<br />
von ca. 20% der Patienten berichtet, unabhängig von der Art der Krebserkrankung<br />
(vgl. Tab. 17,18). Hinzu kommt, dass ein Patient, der psychisch hoch belastet ist, zudem<br />
häufiger und intensiver an einer eingeschränkten Lebensqualität, an körperlichen Beeinträchtigungen<br />
und Problemen in Haushalt und Beruf leidet, sowie vielfältige weitere psychosoziale<br />
Probleme zu bewältigen hat (vgl. Tab. 19-30).<br />
Dies rechtfertigt es davon zu sprechen, dass zu Beginn einer stationären Krebsbehandlung<br />
psychisch hoch bis sehr hoch belastete Patienten eine sogenannte klinisch relevante Gruppe<br />
darstellen und damit einer psychoonkologisch-psychotherapeutischen Betreuung und Behandlung<br />
bedürfen. Patienten, die bei Beginn der Krebstherapie psychisch gering belastet<br />
sind, bei denen aber konkrete Probleme und Bedürfnisse vorliegen, bedürfen einer psychosozialen<br />
Unterstützung.