Case Management Psychoonkologie - Carina Stiftung
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172 <strong>Case</strong> <strong>Management</strong>: <strong>Psychoonkologie</strong> – CMP Abschlussbericht 2006<br />
möglich und sinnvoll, dass ein Patient gemeinsam von einem Psychotherapeuten und einer<br />
psychoonkologischen Fachkraft betreut wird. Dies ist der Fall, wenn ein psychisch hoch belasteter<br />
Patient zusätzlich auch psychosoziale Problem- und Bedürfnislagen aufweist, die<br />
keiner psychotherapeutischen Versorgung bedürfen. Dies ist auch dann der Fall, wenn psychisch<br />
unbelastete Patienten zu irgendeinem Zeitpunkt im Verlauf der Krebstherapie belastete<br />
Ereignisse und Traumen erlebt, die einer psychotherapeutisch ausgerichteten Versorgung<br />
bedürfen.<br />
Diese psychosozialen Probleme und Belastungen wurden zu Behandlungsbeginn anhand<br />
des „Psychosozialen Fragebogen: Stationäre Aufnahme“ (PfSA) ermittelt. Dabei zeigte sich,<br />
dass nur knapp über 11% der Patienten zu Beginn der Krebstherapie keinerlei psychische<br />
und psychosoziale Belastungen aufweisen (vgl. Tabelle 31) und somit ein erheblicher Anteil<br />
der Patienten einer niederschwelligen Unterstützung und Anleitung im Verlauf ihrer Krebstherapie<br />
bedarf. Im stationären Behandlungsverlauf werden entsprechende psychosoziale<br />
Belastungen im Patientenmonitoring ermittelt und anhand der „Psychoonkologischen Anforderungsliste“<br />
(POD) dokumentiert.<br />
Die Ergebnisse zum Projekt „<strong>Case</strong> <strong>Management</strong>: <strong>Psychoonkologie</strong>“ legen nahe, die Kalkulation<br />
der Kosten für die psychoonkologische Versorgung gesondert für die Berufsgruppe der<br />
Psychotherapeuten und der psychoonkologischen Fachkräfte zu führen.<br />
Bei einem 7,7h Arbeitstag und 220 Arbeitstagen pro Jahr liegt eine Gesamtkapazität von<br />
1.694 Arbeitsstunden je Mitarbeiter vor. Für die psychoonkologische Versorgung stehen davon<br />
87%, das sind 1.474h zur Verfügung (vgl. Tabelle 66). Davon entfallen 20% auf psychoonkologische<br />
Leistungen wie die Team- und Einzelsupervision, abteilungsinterne Schulungen<br />
und administrative Aufgaben im Zusammenhang mit der Umsetzung des strukturierten<br />
Versorgungsprogramms. Maximal 20% (295h) entfallen auf patientenbezogene administrative<br />
Leistungen, insbesondere die Leistungsdokumentation und Schriftverkehr und mindestens<br />
60% (884h) auf die patientenbezogene Versorgung mittels direkter und indirekter Gespräche<br />
(vgl. Kapitel 5.3.1 Strukturqualität).<br />
Bei einer patientenbezogenen Leistungsfinanzierung stehen demnach 1.179h der vorhandenen<br />
Versorgungskapazität zur Verfügung. Davon nehmen hoch belastete Patienten 43%<br />
(507h) und sehr hoch belastete Patienten 57% (672h) in Anspruch (vgl. Tabelle 16). Im Mittel<br />
werden hoch belastete Patienten im Verlauf der stationären Krebstherapie mit 3,31h und<br />
sehr hoch belastete Patienten mit 4,92h versorgt (vgl. Tabelle 73). Dies bedeutet, dass ein<br />
Psychotherapeut bei 1.179h im Jahr 290 hoch (153 Patienten) bis sehr hoch (137 Patienten)<br />
belastete Patienten psychoonkologisch versorgen kann.<br />
Bei zu Grunde gelegten 30,- EUR die Arbeitsstunde und 3,31h bzw. 4,92h Versorgung je<br />
Patient sind dies 99,30 EUR für die Versorgung eines hoch belasteten und 147,45 EUR für<br />
die Versorgung eines sehr hoch belasteten Patienten. Insgesamt kostet die Versorgung der<br />
290 Patienten 35.371,- EUR jährlich. Ausgehend davon, dass 47% der Patienten eines<br />
Krankenhauses hoch bis sehr hoch psychisch belastet sind, liegt das Patientenaufkommen<br />
eines Krankenhauses damit bei 617 Patienten. Von diesen sind 290 (47%) Patienten psychoonkologisch<br />
und 327 (53%) Patienten durch psychoonkologische Fachkräfte zu versorgen.<br />
Im Rahmen des strukturierten Versorgungsprogramms war vorgesehen, dass den Krebspatienten<br />
bei vorliegender konkreter psychosozialer Belastung, die anhand des „Patientenfragebogens:<br />
Stationäre Aufnahme“ (PfSA) ermittelt werden konnte, insgesamt 2 Gespräche