Case Management Psychoonkologie - Carina Stiftung
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<strong>Case</strong> <strong>Management</strong>: <strong>Psychoonkologie</strong> – CMP Abschlussbericht 2006 171<br />
Diese explorative Untersuchung ist ein Beleg dafür, dass im Rahmen einer strukturierten<br />
psychoonkologischen Versorgung die Konzentration der Versorgungsleistungen nicht allein<br />
gezielt auf Patienten mit speziellen psychosozialen und psychischen Belastungen ausgerichtet<br />
werden kann (vgl. Kapital 5.2; Versorgungsqualität), sondern auch Kostenerwägungen<br />
Berücksichtigung finden können. Gelingt es in einem auf Fallpauschalen ausgerichteten Entgeltsystem<br />
für Krankenhausleistungen, diejenigen psychosozialen und psychischen Belastungsfaktoren<br />
zu identifizieren, die einen von der körperlichen Erkrankung unabhängigen<br />
Effekt auf die Inanspruchnahme ausüben 123 , so ließe sich über die Reduktion der psychosozialen<br />
Belastungen und die Verbesserung der Lebensqualität auch eine Reduktion der direkten<br />
und indirekten Behandlungskosten erzielen 124 .<br />
Kosten der psychoonkologischen Versorgung hoch belasteter Patienten: Im Rahmen des<br />
Projektes „<strong>Case</strong> <strong>Management</strong> <strong>Psychoonkologie</strong>“ konnte gezeigt werden, das sowohl zu Beginn<br />
der stationären Krebstherapie als auch zum Katamnesezeitpunkt (nach ca. durchschnittlich<br />
120 Tagen) die Patienten mit hohen bis sehr hohen psychischen Belastungen<br />
(HADS RG II und RG III) sich in bedeutsamer Weise von den psychisch nur gering belasteten<br />
Patienten (RG I) unterscheiden. Patienten, die zu Behandlungsbeginn hoch bis sehr<br />
hoch belastet sind, erhalten im Verlaufe der psychoonkologischen Versorgung mit 3,31 h<br />
(RG II) bzw. 4,92 h (RG III) eine deutlich intensivere Versorgung als die gering belasteten<br />
Patienten mit 2,46 h (RG I). Zudem erhalten die hoch belasteten Patienten Interventionsformen,<br />
die besondere Qualifikationsanforderungen an den Leistungserbringer stellen (Stationäre<br />
Psychoonkologische Psychotherapie). Der Nutzen der psychoonkologischen Versorgung<br />
ist in so fern gegeben, als dass sich die psychische Belastung der hoch bis sehr hoch<br />
belasteten Patienten im Verlauf der Krebstherapie deutlich reduziert. Bei Patienten der<br />
HADS RG II kommt es in 55% der Fälle, bei denen der HADS RG III in 29% der Fälle zu einer<br />
Reduktion der seelischen Belastung von Behandlungsbeginn zum Katamnesezeitpunkt.<br />
In demselben Zeitraum kommt es bei annähernd 88% zu keiner Zunahme der psychischen<br />
Belastung. Bei etwa 26 bis 30% der hoch belasteten Patienten kann auch eine klinisch signifikante<br />
Verbesserung der psychischen Belastung festgestellt werden.<br />
Im Rahmen des CMP-Projektes sind alle an Krebs erkrankten Patienten durch Psychologische<br />
Psychotherapeuten psychoonkologisch versorgt worden, unabhängig davon, ob es sich<br />
um gering oder hoch belastete Patienten gehandelt hat. Zu Beginn einer stationären Krebstherapie<br />
ist dabei eine psychotherapeutisch ausgerichtete Versorgung nur bei 47% der Patienten<br />
begründet, legt man den Schwellenwert des HADS-Fragebogen (SW >14) für das<br />
Vorliegen einer hohen psychischen Belastung zugrunde. Die verbleibenden 53% gering belasteten<br />
Patienten können zwar mitunter deutliche seelische Belastungen (1-Item Skala)<br />
aufweisen, sie wechseln jedoch nur zu etwa 10% in die Gruppe der hoch und nur zu 2% in<br />
die Gruppe der sehr hoch belasteten Patienten bei Katamneseerhebung. Eine psychotherapeutisch<br />
ausgerichtete Versorgung dieser Patientengruppe ist anhand der vorliegenden Ergebnisse<br />
nicht begründet 125 .<br />
Der vorliegende Bericht zum CMP-Projekt legt nahe, die Gruppe der psychisch hoch belasteten<br />
Patienten durch die Berufsgruppe der Psychotherapeuten psychoonkologisch zu versorgen<br />
und die Gruppe der gering belasteten Patienten durch andere Berufsgruppen, wie etwa<br />
Pflegekräfte, Psychologen oder Sozialarbeiter und Sozialpädagogen (im Folgenden psychoonkologische<br />
Fachkräfte genannt xxvii ). In der Praxis der Patientenversorgung ist es durchaus<br />
xxvii Mit Bachelor-Studiengang und zusätzlicher Qualifikation/Erfahrung in <strong>Psychoonkologie</strong>.