Case Management Psychoonkologie - Carina Stiftung
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100 <strong>Case</strong> <strong>Management</strong>: <strong>Psychoonkologie</strong> – CMP Abschlussbericht 2006<br />
F 50-59 Verhaltensauffälligkeiten mit körperl. Störungen und Faktoren 3 0,5<br />
F60-69 Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen 7 1,1<br />
F70-79 Intelligenzminderung 1 0,2<br />
Beurteilung anhand von Qualitätskriterien: Qualitätskriterien dienen in der Versorgungspraxis<br />
der Bewertung der Leistungserbringung bei einzelnen Versorgungsaspekten. Sie beziehen<br />
sich auf solche Versorgungsaspekte, deren Erfüllung typischerweise bei einer qualitativ<br />
hochwertigen Versorgung erwartet wird. Zu bewerten ist die Frage, ob das strukturierte psychoonkologische<br />
Versorgungsprogramm tatsächlich geeignet ist, den Psychotherapeuten die<br />
Ermittlung klinischer Schweregrade zu erleichtern. Zur Beantwortung der Frage sind so weit<br />
wie möglich Angaben aus der psychoonkologischen Forschungsliteratur herangezogen worden.<br />
Angemessenheit der Schweregradbeurteilung: Nicht immer steht das mit Hilfe psychometrischer<br />
Fragebögen ermittelte Bild einer psychischen Belastung oder Störung im Zusammenhang<br />
mit der klinischen Beurteilung durch die Leistungserbringer. Berichtet wird, dass ein<br />
Behandlungsteam in 79% der Fälle ängstliche Patienten und in 40% der Fälle depressiv verstimmte<br />
Patienten korrekt identifiziert. Etwa bei 40% der Patienten kommt es zu einer fehlerhaften<br />
Erkennung der Ängste. Das Risiko, Patienten anhand von psychometrischen Instrumenten<br />
fälschlicher Weise als hoch belastet zu bezeichnen, liegt bei ca. 25%. D.h. bei etwa<br />
einem Viertel der Patienten, die auf Basis des HADS-Fragebogens als hoch belastet gelten,<br />
liegt keine psychische Störung vor, wenn man das klinische Urteil eines Psychotherapeuten<br />
zugrundelegt. Ebenso können bei bis zu 47% der Patienten, die sich selber als nicht hoch<br />
belastet bezeichnen, psychische Belastungen und Störungen vorliegen 107 .<br />
Die klinische Schweregradbeurteilung durch den Psychotherapeuten (vgl. Tabelle 32 bis 35)<br />
hat ergeben, dass nach dem psychoonkologischen Anamnesegespräch bei etwa 18% der<br />
Patienten der HADS-Risikogruppe III keine klinisch relevanten Belastungen festzustellen ist.<br />
Dieser Wert liegt unterhalb der 25% der durch den HADS fälschlicherweise als hoch belastet<br />
identifizierten Patienten.<br />
Bei 21% der Patienten, die sich selber als eher gering belastet beschreiben (Risikogruppe I),<br />
hat die psychoonkologische Anamnese zur Feststellung einer klinisch relevanten psychischen<br />
Belastung geführt. Patienten mit mittelgradig ausgeprägten Ängsten und Depressionen<br />
(Risikogruppe II) wiesen zu etwa 60% eine klinisch relevante Belastung laut Psychologenurteil<br />
auf (vgl. Tabelle 32). Dies bedeutet, dass der Einsatz des HADS-Fragebogen zur<br />
Auswahl von Patienten mit klinisch relevanten psychosozialen Problemen und Belastungen<br />
geeignet ist, er jedoch durch das klinische Urteil der Psychotherapeuten zu ergänzen ist.<br />
Andererseits weisen die Daten auch darauf hin, dass die Schweregradbeurteilung durch die<br />
Psychotherapeuten klinisch angemessen ist, insofern sie, wie in der Literatur beschrieben,<br />
bei einem relativ geringen Teil der deutlich belasteten Patienten (18% der Risikogruppe III)<br />
keine relevanten klinischen Belastungen feststellen, bei einem relativ kleinen Teil der gering<br />
belasteten Patienten (21% der Risikogruppe I) dennoch relevante klinische Belastungen erkennen,<br />
und bei einem deutlichen Teil der mittelgradig belasteten Patienten (60% der Risikogruppe<br />
II) klinisch relevante Belastungen erkennen (vgl. Tabelle 32).<br />
Fazit: Die Kombination aus der Patientenbefragung und der psychoonkologischen Anamnese<br />
mitsamt der Beurteilung des klinischen Schweregrades durch den Psychotherapeuten