Dorfblatt GEMEINDE KIENS
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Dies und Das<br />
1558 erwähnt Vers 470 „Perkmüser“, welche die Holzknechte<br />
aus Wasser, Mehl und Schmalz als ihr Hauptessen<br />
selbst zubereiteten, und das ihnen „gewaltige Kraft“<br />
gäbe, während sie „bei gutem Fleisch sich nicht sättigen<br />
können“, das will wohl sagen, daß ihnen dies ihr Verdienst<br />
nicht eintrage („Bey guetem fleisch kann kainer<br />
bsten Mit Perckhmüesern sich müessn begen“). Vers 641<br />
sagt der Landreim „Setzküechlin pacht man überall“ und<br />
nennt damit erstmalig die in ganz Tirol als besseres bäuerliches<br />
Essen so benannte und in Schmalz gebackene<br />
Mehlspeise der Kiechl, ferner Vers 703 „ Steger Marckht/Braunegger<br />
Kern guet Pustertal faist Nudl machten<br />
thuet“. Krapfen erwähnen Brixner Baurechtsordnungen<br />
aus dem 15. Jahrhundert. Hingegen vermochte ich bislang<br />
die für die Tiroler Bauernkost so bezeichnenden<br />
„Knödel“ erst in Schriften des 18. Jahrh. zu finden, nämlich<br />
in der Speiseordnung für das Spital der Stadt Innsbruck<br />
und in jener für die Dienstboten des Klosters Wilten,<br />
in der Knödel Hymne des Hermann von Gilm uam..<br />
(Der Tiroler Landreim – von Georg Rösch von Geroldshausen<br />
- ist ein Lobgedicht auf die gefürstete Grafschaft<br />
Tirol, das zwar in ungelenken, aber warm gefühlten<br />
Knüttelversen die natürlichen Hilfsquellen des Landes,<br />
den Bergbau und die Bodenerzeugnisse, den Reichtum an<br />
Wildbret, den Gewerbefleiß der Bewohner um die Mitte<br />
des XVI. Jahrhundert vor Augen stellt. Es ist ein Produkt<br />
gelehrter Muse, auf heimatlichem Boden erwachsen<br />
und für die Kultur- und Wirtschaftsgeschichte Tirols von<br />
hohem Wert. Es enthält die erste Zusammenstellung der<br />
nutzbaren Mineralien und edlen Gesteine, eine treffliche<br />
Schilderung des Bergbaubetriebes, des Forstwesens, der<br />
Flora und Fauna usw. und ist selbstverständlich für die<br />
Sprach- und Dialektforschung von hervorragendem Interesse.)<br />
Ein alter Spruch sagt: „Knödel, Nudel, Nocken, Plenten,<br />
sein die vier Tiroler Elementen“. Mit Plenten ist hier der<br />
sogenannte schwarze Plenten gemeint, auch als Heidekorn<br />
oder Buchweizen bekannt, der in Form von Knödel<br />
oder Wirler ( Schmarren) verkocht wird.<br />
Johann Jakob Staffler schreibt 1844: „Der Boden in der<br />
Ebene von Bruneck, Dietenheim, St. Lorenzen, Kiens,<br />
St. Sigmund und Obervintl, dann das Mittelgebirge von<br />
Pfalzen und Issing zeichnen sich durch Fruchtbarkeit<br />
von den übrigen Gegenden aus. Der Getreideanbau lohnt<br />
sich: Roggen, Weizen, Hafer und Erbsen sind die vorzüglichsten<br />
Erzeugnisse. Mais als erste Frucht und Heidekorn<br />
als Nachfrucht gedeihen nur noch mit ziemlicher<br />
Sicherheit in den westlichen, mehr warmen Gemeinden<br />
von Kiens, St. Sigmund und Obervintl. Flachs und Kartoffelbau<br />
wird im Bezirke von Bruneck wenig betrieben,<br />
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<strong>Dorfblatt</strong> Gemeinde Kiens<br />
da sich die Qualität dieser Erzeugnisse nicht empfiehlt.<br />
Dagegen ist der Krautkohl, welcher in den genannten<br />
drei Gemeinden gezogen wird, als eine wertvolle Frucht<br />
allgemein bekannt“.<br />
Die tirolische Polizeiordnung von 1573 verbot für die<br />
Bauern die Abhaltung allzu großer und reichlicher Hochzeits-<br />
und Taufmähler und auch Kirchtagsmähler, ein<br />
Zeichen, daß diesbezüglich mindestens bei den reicheren<br />
Bauern des Guten etwas zuviel getan wurde. Dieselbe<br />
Ordnung schreibt auch vor, daß die Gastwirte Preistarife<br />
für die von ihnen gereichten Speisen und Getränke<br />
auszuhängen haben.<br />
In den Erbschaftsinventarien werden seit dem 16. Jahrh.<br />
auch die Lebensmittel, die in den Kasten oder Vorratskammern<br />
der Bauernhäuser verwahrt wurden, angeführt,<br />
nämlich verschiedenes Getreide und Mehl, wie in einem<br />
Inventar von Kühlehen am Getzenberg vom Jahre 1773<br />
zu lesen ist – „Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Haarlinsat<br />
( Samen des Flachses ), Bohnen und Mohn - Schweinspachen<br />
oder Speckseiten und gediegenes, d.h. geräuchertes<br />
oder geselchtes Rindfleisch, ferner Käse und<br />
Butterschmalz, alles in größerem Vorrat“. Auch die vielen<br />
Milchschüsseln, das Butterfaß und die Kaskasker ( in<br />
Kiens kaschga=Holzgefäß, in dem der Käse in Form gepresst<br />
wird) deuten auf die fortgesetzte Verwendung der<br />
Milch hin. Die tägliche Bergbauernkost bestand eben aus<br />
Mehlspeisen und Suppen, die aus Mehl, Milch, Eier, Butter<br />
und Käse zubereitet waren, dazu Kraut, Bohnen und<br />
Gerste mit Fleisch als Zutat, besonders in den Knödeln.<br />
Frisches Fleisch, gesotten oder gebraten, von Schweinen<br />
und Schafen, weniger vom Rind, gab es bei den Bauern<br />
nur an Fest- und Sonntagen. Das war ein Hauptunterschied<br />
in der Ernährung von Stadt und Land.<br />
Einen beachtlichen Einblick in ein ländliches Festessen<br />
für Bauern liefert uns Paul Tschurtschentaler von<br />
einem Baustiftmahl in Kiens, das in einer Urkunde des<br />
Schlosses Schöneck vom Jahre 1757-59 enthalten ist.<br />
Dieses Essen erhielten die Bauern anläßlich ihrer Abgaben<br />
an den Grundherrn. Die Speisen, die Aufwartung,<br />
die Verteilung, selbst teilweise die Menge der einzelnen<br />
Speisen mit haushälterischer Genauigkeit werden angeführt.<br />
Die Liste lautet:<br />
„Lista, was denen khiennerischen Paustüfftzinnß<br />
Leuthen, alljährlich am Stephanstag an Cost und Trunkh<br />
zu geben gebräuchig ist:<br />
An Fleischtagen:<br />
Ein Fleisch Suppen mit halb vorschlagenen Pröckhen.<br />
Eingemachte Wamppen und Füeß.<br />
Ain Milchmueß von waizenen Mehl und geribenen Sembl.<br />
Die Milch aber hat die Schloß Paumännin darzue her-