Dorfblatt GEMEINDE KIENS
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<strong>Dorfblatt</strong> Gemeinde Kiens<br />
Fleischspeisen, etwa ein schöpsener Braten ( vom Lamm<br />
) oder Bauernschöpseneres sah man nur am Kirchtag auf<br />
dem Tisch. Die im Schmalz gebackenen Kirchtagskrapfen,<br />
die Roggenen, länglichen und hohlen „Ruspa“ und<br />
die runden, ausgezogenen weizenen Krapfen wurden<br />
auch nur am Kirchtag verspeist.<br />
Strauben bereitete man gerne beim „Richtigmachen“ bei<br />
der Brautwerbung, während bei der „Gunggl“ am Vorabend<br />
des Hochzeitstages „Bauernschöpseneres, Krapflan,<br />
Niggilan“ und Glühwein aufgetischt wurden. Das<br />
Hochzeitsmahl mit vielen Gängen fand immer im Gasthaus<br />
statt.<br />
Schafausstellung in Stegen 2008<br />
Beim Almabtrieb warf der Senner oder die Sennerin<br />
auf dem Heimwege die „Tschotteblattlan“ unter die Zuschauer.<br />
Als leckere Almkost darf hier das Rahm- und<br />
Melchermus ( sehr fettes – gebackenes Milch–Mus in<br />
den Sennhütten) nicht vergessen werden. Am Abend des<br />
Almabtriebes wurden im Bauernhofe Topfnudeln, „Mognkrapflan“,<br />
„Radlblattlan“, Käse, Butter und Schnaps<br />
kredenzt.<br />
Ab und zu gab es auf dem Bauernhof ein „Schoaßofenmus“<br />
(Brot mit Blut getränkt und mit verschiedenen Gewürzen<br />
vermengt und im Ofen gebacken), auch „plentenes“<br />
mit „Boxele“- oder Birnmehl, beim Schlachten<br />
aber auch Blutofenmus (im Ofen gekochte Blutspeise).<br />
Übrigens brachte das Schlachten der Schweine eine kleine<br />
Abwechslung in der Bauernkost. Alle Abfälle und die<br />
Innereien verkochte die Bäuerin zu einem „Geröstl“. Es<br />
gab da auch Leber –und Blutknödel, Blut- und „Schweißnudeln“<br />
und Saure Suppen. Vom Rest des ausgelassenen<br />
Schweinefettes, den „Greipen“ (Reste beim Schweinefett<br />
aussieden) kochte die Bäuerin Greipennocken, Greipenknödel<br />
uam.<br />
Von recht „gleimen Pienstknödeln“ ging früher die Rede,<br />
wenn der Bauer im Stalle Zuwachs erhielt, und das Kalb<br />
nicht den ganzen „Pienst“ ( die erste Milch der Kuh ) zu<br />
trinken vermochte.<br />
39<br />
Chronik<br />
Es sei noch erwähnt, daß sich ärmere Leute mit Wasserund<br />
Polentamus, mit Brot-und Käsesuppen zufrieden<br />
geben mußten. Kranke vertrugen oft nur eine „Binanlsuppe“,<br />
eine Suppe aus geröstetem Weißbrot und Wasser<br />
( für Wöchnerinnen wurde das Weißbrot mit einer Hühnersuppe<br />
aufgegossen. Deshalb schenkten sich die Bäuerinnen<br />
gern ein altes Suppenhuhn.) übrigens wurde auch<br />
dem Pfarrer ab und zu ein Huhn ins Widum gebracht.<br />
An das Kalbskopfessen, das uralt zu sein scheint, nun<br />
aber so gut wie vergessen ist, wird hier noch hingewiesen.<br />
In Kiens lud ein Mann zum<br />
Kalbskopfessen am Ostermontag<br />
in Form von gereimten humorvollen<br />
Sprüchen ein. Der<br />
Kopf der Schlachttiere galt<br />
schon in der Antike als den Göttern<br />
angenehme Speise. Er sank<br />
dann zum Schmaus für Priester,<br />
Herren und schließlich freie<br />
Bauern herab.<br />
Die Hahnjäger<br />
Für das einfache Volk waren die meisten Fremdgewürze<br />
– Salz, Pfeffer, Safran, Koriander, Neugewürz, Zitrone<br />
usw. - lange Zeit unerschwinglich; der Adel ließ sich aber<br />
derlei Delikatessen nicht entgehen.<br />
Nach einer Eintragung in den Rechnungsbüchern der<br />
Grafen von Künigl zu Ehrenburg versorgte man sich<br />
schon im 15. Jh. mit Kapern, Mandeln, Feigen, Rosmarin,<br />
Ingwer, Anis und Muskatblüte, ja sogar mit Orangen.<br />
Diese Kostbarkeiten gab es schon damals auf den Märkten<br />
von Bozen, Brixen und Stegen.<br />
Das alte Bäckenhaus in Kiens<br />
Das Erschbaumhäusl wurde<br />
1995 abgerissen<br />
Über die Art der Speisen und ihre Zubereitung ist in<br />
den älteren Aufzeichnungen nur selten etwas zu finden,<br />
schreibt Otto Stolz im Buch: Rechtsgeschichte des Bauernstandes<br />
und der Landwirtschaft, um so wichtiger ist<br />
es, dieses Wenige anzuführen. Der Tiroler Landreim von