Dorfblatt GEMEINDE KIENS
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Chronik<br />
Aus der Chronik<br />
Der Bauer war Selbstversorger und daher baute er all die<br />
Getreidearten an wie Roggen, Weizen, Gerste und Hafer,<br />
die er für sich und seine Familie brauchte. An sonnigen<br />
Hängen wurde auch der Schwarzplenten angepflanzt. Salate,<br />
Kraut und Kartoffeln sowie die vielen Gartenpflanzen<br />
ergänzten die Speisen. Fleisch aus dem Stall wurde<br />
selten gegessen, vielmehr wurde das Vieh verkauft, um<br />
den Geldsäckel zu füllen. Der Bauer aß, was der Boden<br />
hergab und was der Stall zu bieten hatte. Erst nach dem<br />
Zweiten Weltkrieg änderte sich die Essensgewohnheit des<br />
Bauern, ja der Speisezettel veränderte sich wesentlich,<br />
wie die Bauernfeiertage aus dem Kalender verschwanden.<br />
Der Bauer lebte von den Feldfrüchten und besserte<br />
seine Einnahmen mit dem Erlös des Viehverkaufs auf.<br />
Als Brotgetreide kam dem Roggen die größte Bedeutung<br />
zu. An zweiter Stelle stand der Weizen gefolgt von Gerste<br />
und Hafer. Wo der „Plenten“ gedieh bildete er ein wichtiges<br />
Nahrungsmittel und kam als Mus, Friegl, Riebler<br />
oder Knödel auf den Esstisch.<br />
Benno Rutz – Pfarrer von St. Sigmund - schreibt in seinem<br />
„Zimita Büchl“ 1920 folgendes:<br />
„Es wird in unserer Gemeinde – St. Sigmund - scheinbar<br />
viel Getreide gebaut und viel Heu eingesammelt, doch<br />
würden die Erträgnisse des Bodens dennoch zur Bestreitung<br />
aller notwendigen Auslagen nicht hinreichen“.<br />
Die Mahlzeiten auf dem Bauernhof waren aber eher dürftig,<br />
erzählten mir ein Bauer und ein alter Senner. Mit der Essensglocke<br />
auf dem Dache wurden die Ehehalten (Knechte<br />
und Mägde) zum Essen gerufen. An altherkömmlichen<br />
Mahlzeiten kannte man; „Vormaß, Neundern, Mittag, Ma-<br />
Ernährung - Bauernkost<br />
Brotbacken beim Schlota Die Sennerin sammelte Pilze<br />
38<br />
<strong>Dorfblatt</strong> Gemeinde Kiens<br />
rende und Nachtmahl.“ Zum Frühstück gab es Brennsuppe<br />
oder Mus, an Sonntagen manchmal Kaffee aus Roggen,-<br />
Gerste- oder Feigen gebrannt mit kalten Türtlen. Zum<br />
„Neundern“ gab es abgerahmte Milch und „Brecke“- zerkleinertes,<br />
hartes Roggenbrot. Zum Mittagessen gab es am<br />
Montag Schwarzplenten mit geriebenem „Tschotten“, am<br />
Dienstag und Donnerstag Knödel, am Mittwoch „Schlutza“,<br />
Türtlan, Niggilan und Schmarren, am Freitag gab es<br />
wieder Schwarzplenten oder Preßknödel. Am Samstag gab<br />
es jahrein und jahraus „Türschtlan“, wenn nicht gerade ein<br />
Samstag auf einen Festtag fiel. Türtlan sind mit Kraut,<br />
Mohn, Spinat, Topfen mit Kartoffeln gefüllte kreisrunde<br />
Krapfen, die in Schmalz gebacken werden. Zur Marende<br />
gab es „Käseziggerlen“ und Brennsuppe. Zum Nachtmahl<br />
aß man wieder Mus oder geröstete Knödel. Zu den Speckknödeln<br />
gab es „Zettel“- oder Rübenkraut, mitunter auch<br />
„Seirat“, saures Käsewasser. Nicht bei jedem Bauern galt<br />
diese Speisenfolge.<br />
Neben den Alltagsspeisen kannte man auch verschiedene<br />
Festspeisen. Am Samstagabend freute man sich auf<br />
„Türschtlan“ oder „Schlutza“. Am Sonntag gab es wieder<br />
Knödel mit Kraut, Salat oder Rübenkraut, und zur Zeit<br />
des Schlachtens ab und zu auch ein Gulasch.<br />
Beim Heiligen Mahl am Weihnachts,- Neujahr- und Dreikönigsabend<br />
wie auch zur Hauptmahlzeit am folgenden<br />
Festtag bekamen die Hausleute als Vorspeise eine Erbsensuppe,<br />
als Hauptgericht dann entweder Reis mit Zimt<br />
und Weinbeeren darauf, im Schmalz gebackene „Nigilan“<br />
mit Mohn und Topfen gefüllte „Krapflan“, mitunter<br />
auch „Stocktürschtlan“ mit Mohn und brauner Butter<br />
übergossen und mit einem Messer gevierteilt.