Termine - Pottpourri
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Seite 12 POTT-pourri 02/03-2011<br />
„Gute alte Zeit“ war steinig<br />
GeorgGäbelein (85) erzähltaus seiner Jugend –Prägende Erinnerungen<br />
Kohlberg. (jml) Wenn der<br />
„Gäberl-Schorsch“, wie er<br />
sichselbst oft nennt erzählt,<br />
dann hört jeder gerne zu.<br />
Frisch, interessant, mit lustigen<br />
Anekdoten eingeflochten,<br />
entsteht dann oft ein<br />
Bild aus längst vergangener<br />
Zeit. „Gut“ waren sie wohl<br />
kaum, die Jahre seiner Kindheit,<br />
eher arbeits- und entbehrungsreich,<br />
wie man sie<br />
sichheute kaum mehr vorstellen<br />
kann.<br />
Geboren ist Georg Gäbelein<br />
im Januar 1926 in Kindlas.<br />
Seine Eltern heirateten im<br />
darauffolgenden April und<br />
so kam es, dass der kleine<br />
„Schorsch“ praktischauf<br />
dem Kammerwagen in<br />
Kohlberg ankam. Ein kleiner<br />
Bauernhof mit einem<br />
„Kramladl“ am Marktplatz<br />
warsein Zuhause. Bereits<br />
in frühester Jugend mussten<br />
die Kinder mithelfen um das<br />
tägliche Brot für die Familie<br />
mitzuverdienen.<br />
Er zeigt ein Foto vonetwa<br />
1940 und erinnert sich: „Da<br />
beim katholischen Kirchturm,<br />
wo die freie Fläche<br />
ist, dort hat meinVater um<br />
1937 ein StückWald gerodet,<br />
damit wir mehr Ackerland<br />
hatten. Die Föhren dort<br />
waren nicht dick, aber fast<br />
hundert Jahre alt. Aufdem<br />
kargen Gneisboden sind sie<br />
so langsam gewachsen, dass<br />
die Jahresringe so eng beieinander<br />
lagen, dass man<br />
sie kaum zählen konnte.“<br />
Das ganze Holz und Reisig<br />
wegbringen, die Wurzelstöcke<br />
vonHand ausgraben,<br />
die Fläche umackern und<br />
planieren wareine höllische<br />
Schinderei für Menschund<br />
Tier.Dann mussten tausende<br />
Steine vonGäbelein und<br />
seiner Mutter vomBoden<br />
aufgeklaubt werden.<br />
Am Wegrain zum Nachbaracker<br />
wurden sie abgelegt.<br />
„... und hatte es dann geregnet,<br />
waren wieder eben-<br />
so viele da“, erinnert er sich.<br />
Humus und Mist wurde<br />
vomOrt aus über miserable<br />
Feldwege den Hang hochgefahren<br />
und auf dem rotbraunen<br />
Boden verteilt. Die<br />
Kühe als Zugtiere waren<br />
nicht um diese Arbeit zu<br />
beneiden. Der kleine<br />
Schorschmusste sie dabei<br />
am Zaumzeug führen.<br />
Klee wurde angesät und<br />
dann lag die Ackerfläche<br />
zur Bodenverbesserung erst<br />
mal zwei Jahre lang brach.<br />
Danachwuchs etwas Hafer<br />
mit Klee vermischt darauf,<br />
aber sehr wenig. Und immer<br />
wieder kamen neue<br />
Steine zumVorschein, die<br />
aufgelesen werden mussten.<br />
Gäbeleins Eltern wandelten<br />
den Acker daraufhin zur<br />
Waldwiese um und es begann<br />
eine Zeit, die ihren<br />
Sohn bis heute geprägt hat.<br />
„Was ichinden folgenden<br />
Jahren als Hütbub auf der<br />
so mühsam erarbeiteten<br />
Wiese so liebte, wardie<br />
schöne Aussicht voneinem<br />
Jägersitz am Waldrand aus“<br />
erinnert er sich.Vonden<br />
sanft gerundeten Höhen der<br />
Fränkischen Linie im Westen<br />
schweift der Blickzu<br />
den Gipfeln des Fichtel-<br />
Kohlberg um<br />
1940 in<br />
Richtung<br />
Süden<br />
fotografiert.<br />
Die von Georg<br />
Gäbelein<br />
beschriebene<br />
Rodung liegt<br />
links und<br />
rechts der<br />
Kirchturmspitze.<br />
Bild: jml<br />
gebirges. DieVulkanschlote<br />
vomRauhen Kulm und<br />
Parkstein, der Steinwald und<br />
die Weidener Senke liegen<br />
vordem Betrachter.ImOsten<br />
endetder Blickerst auf<br />
den Höhen des Grenzgebirges<br />
nachBöhmen.<br />
„Die Stille der Waldeinsamkeit,Vogelgezwitscher<br />
und<br />
das friedliche Grasen der<br />
Kühe ließen mir die Mühen<br />
der schweren Arbeit vergessen“,<br />
schwärmt Georg<br />
Gäbelein nochheute. „Einige<br />
Jahre später als Lehrling<br />
in der lärmigen Stadt<br />
Nürnberg dachte ichnachts<br />
manchmal daran zurück<br />
und habe vorSehnsucht geweint“,<br />
gesteht er.<br />
Bereits in den vierziger Jahren<br />
des letzten Jahrhunderts<br />
wurde die Wiese wieder mit<br />
Waldbäumen bepflanzt.<br />
Jetzt –siebzig Jahre später<br />
–erinnert nichts mehr an<br />
die damalige Rodung. Nur<br />
die Bäume sind –wie damals<br />
–auchnicht sehr groß<br />
und haben die Jahresringe<br />
so eng zusammen, dass man<br />
sie kaum zählen kann. Ja,<br />
der Boden ist karg und unsere<br />
Heimat reich–steinreich!