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161222_Campuls_Web

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campuls<br />

Das kostenlose Hochschulmagazin von Seezeit<br />

Einpacken, liebhaben, weitersagen.<br />

Europa, die Krise und ich<br />

- Was bedeutet uns Europa?<br />

Seite 11<br />

Erwartungen und die Realität<br />

- Erstis und alte<br />

Hochschulhasen im Vergleich<br />

Seite 16<br />

Der Horst-Klub feiert<br />

Geburtstag - Ein Portrait aus<br />

der Kreuzlinger Szene<br />

Seite 28


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Elke Vetter<br />

elke.vetter@seezeit.com<br />

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noch mehr beantwortet gerne Seezeit:<br />

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Seezeit Service Center Tel +49 7531 - 88 7400 servicecenter@seezeit.com


Editorial<br />

Liebe Studierende,<br />

wieder einmal steht die Weihnachtspause<br />

vor der Tür. Dabei wollten wir von Seezeit<br />

noch so viel für Sie tun. Aber die besinnlichen<br />

Tage zwingen uns alle nun einmal dazu,<br />

unsere Arbeit ruhen zu lassen. Und das ist<br />

doch eigentlich etwas Gutes.<br />

Die to-go-Becher wollten wir für Sie schon<br />

am Start haben. Doch wir hatten den Anspruch,<br />

diese zu Studierendenpreisen zu beschaffen.<br />

Sie kommen nun Anfang des neuen Jahres. Lassen<br />

Sie sich überraschen. Seitens der Mensen haben<br />

wir schon im zurückliegenden Jahr die Qualität<br />

der Speisen erhöht und wollen das auch im<br />

kommenden Jahre weiterhin tun. Die Arbeiten an<br />

der Zufahrt und der Hangabstützung an den<br />

Gruppenhäusern Ost sollten wenigstens begonnen<br />

sein. Leider hat wegen der (für Handwerker)<br />

positiven Konjunktur in Konstanz erst mal kein<br />

Unternehmen zusagen wollen.<br />

Im zweiten Anlauf haben wir es nun doch<br />

geschafft und rechnen mit Abschluss der<br />

Arbeiten im April 2017. Sie, liebe Bewohner,<br />

werden dann hoffentlich mit sauberen Schuhen<br />

Ihre Zimmer betreten können. Bleibt der Lichtblick<br />

mit unserem Seezeit-Kinderhaus. Wir<br />

haben den Kindergarten im Zeit- und Kostenrahmen<br />

fertigstellen können und sind nun auf<br />

dem neusten Stand. Es gibt also weitere<br />

Betreuungsplätze für Ihre Kinder. Von der<br />

Bahn und dem Berliner Flughafen haben wir<br />

schon Zuschriften erhalten. Die wollten<br />

wissen, wie das geht mit dem Einhalten von<br />

zeitlichem und finanziellem Rahmen.<br />

Auch in den Bereichen BAföG, Studienfinanzierung<br />

und Psychotherapeutische Beratungsstelle<br />

haben wir Anpassungen vorgenommen.<br />

Unser Bestreben ist weiterhin, schnellstmöglich<br />

und kompetent auf Ihre Bedürfnisse<br />

einzugehen. Wir werden uns auch im Neuen<br />

Jahr gerne wieder für Sie ins Zeug legen.<br />

Kommen Sie gut rein.<br />

Im Namen aller Seezeitler,<br />

Ihr Helmut Baumgartl<br />

– Geschäftsführer Seezeit Studierendenwerk<br />

Bodensee<br />

Liebe Leser,<br />

Weihnachten steht vor der Tür. Das Semester<br />

legt eine kurze Verschnaufpause ein, bevor es<br />

dann mit Volldampf in Richtung einer neuen<br />

Prüfungsphase geht. Doch zuerst heißt es, Zeit<br />

mit der Familie und Freunden verbringen.<br />

„Driving home for Christmas“ im Radio oder in<br />

der Spotify-Playlist – die Gemütlichkeit der<br />

Feiertage ist nur noch eine Fernbus-, Bahnoder<br />

Autofahrt entfernt. Damit euch bei so<br />

viel Freizeit nicht langweilig wird, gibt es<br />

die zweite Ausgabe eures Lieblingshochschulmagazins.<br />

In diesem Heft blicken wir unter<br />

anderem hinter die Kulissen der Kurzfilmspiele,<br />

vergleichen die Erwartungen von Erstsemestern<br />

mit den Erfahrungen alter Hochschulhasen und<br />

erforschen den Konstanzer „Begegnungsort“ Café<br />

Mondial. Außerdem werfen wir einen Blick in<br />

eine WG, präsentieren euch die Uni Konstanz in<br />

Zahlen und sprechen mit den Betreibern der<br />

Kreuzlinger Kultadresse Horstklub über dessen<br />

dreijährigen Geburtstag am aktuellen Standort.<br />

Ob also vor oder nach den Weihnachtsferien,<br />

die <strong>Campuls</strong>-Lektüre hilft gegen alle winterlichen<br />

Ausfallerscheinungen, von vorweihnachtlichem<br />

Familienkrach bis hin zu postfeiertäglichem<br />

Motivationstief. Glaubt ihr nicht? Dann<br />

fragt doch euren Arzt oder Apotheker. Für alle<br />

anderen gilt: Einpacken, liebhaben, weitersagen.<br />

Und noch ein Hinweis aus aktuellem Anlass:<br />

Ab 1. Januar 2017 können keine wissenschaftlichen<br />

Texte mehr auf Ilias bereitgestellt<br />

werden. Grund ist die Weigerung zahlreicher<br />

Deutscher Universitäten – darunter die Uni<br />

Konstanz – den neuen Vertrag zwischen VG Wort<br />

und der Kultusministerkonferenz zu unterschreiben,<br />

der eine Einzelüberprüfung jedes<br />

einzelnen Dokument vorschreiben würde, das auf<br />

einer Plattform wie Ilias bereitgestellt<br />

werden soll. Bisher konnten die Hochschulen<br />

Pauschalen bezahlen und unkompliziert wissenschaftliche<br />

Literatur in der Lehre online<br />

bereitstellen. Mit dem neuen Vertrag kämen der<br />

gewaltige Aufwand durch Einzelüberprüfungen<br />

und eine finanzieller Mehrbelastung durch<br />

Einzellizensierungen hinzu. Weltfremder geht<br />

es wohl kaum. Im neuen Jahr heißt es also<br />

wieder: Prügeln um Kopiervorlagen wie in der<br />

grauen Vorzeit. Mehr zum Thema zunächst einmal<br />

auf netzpolitik.org und zum Sommersemester in<br />

der neuen <strong>Campuls</strong>.<br />

Im Namen der ganzen <strong>Campuls</strong>-Redaktion,<br />

euer Marc-Julien Heinsch<br />

Editorial<br />

3


Die Redaktion dieser Ausgabe<br />

Jean Böhm<br />

Nicolai Eckert<br />

Ciara-Angela Engelhardt<br />

Cover Foto: Theresa Gielnik<br />

Theresa Gielnik<br />

Ilka Glückselig<br />

Marc-Julien Heinsch<br />

Phillip Horch<br />

Julia Horn<br />

Fabian Huber<br />

Victoria Jung<br />

Laura Kerling<br />

Julia Kohushölter<br />

Maja Lisewski<br />

Felix Lorenz<br />

Alisa Ritter<br />

Monty v. Spitzbergen<br />

Lena Teetz<br />

Harald Waldrich<br />

Impressum<br />

Herausgeber<br />

Seezeit Studierendenwerk Bodensee<br />

Jochen Mink<br />

Kontakt<br />

Seezeit Studierendenwerk Bodensee<br />

Universitätsstraße 10<br />

78464 Konstanz<br />

campuls@seezeit.com<br />

www.seezeit.com/campuls<br />

Facebook<br />

@SeezeitStudierendenwerkBodensee<br />

Chefredakteur V.I.S.d.P<br />

Marc-Julien Heinsch<br />

Anzeigen<br />

Marina Filipczyk<br />

marina.filipczyk@seezeit.com<br />

Elke Vetter<br />

elke.vetter@seezeit.com<br />

Art Direction und Layout<br />

Victoria Jung<br />

www.victoriajung.de<br />

mail@victoriajung.de<br />

Headline Schrift<br />

Prophet Medium von abcdinamo.com<br />

Druck<br />

Druckerei Fabian GmbH<br />

4


Einleitung<br />

Editorial<br />

Redaktion, Impressum & Inhaltsverzeichnis<br />

Die Statistik: die Uni in Zahlen<br />

Politik<br />

Einem -ismus auf der Spur: Populismus<br />

Café Mondial: Begegnungen – jenseits aller Grenzen<br />

Europa, die Krise und ich<br />

Hochschulleben<br />

WG-Einblicke<br />

Historisch, praktisch, gut<br />

Expectations vs. Reality<br />

Das Asia-Bistro „Arche“<br />

Seezeit informiert<br />

Studienfinanzierung<br />

Wohnen für Hilfe<br />

Studijob in der Mensa<br />

Mit wenig viel bewegen<br />

Kultur<br />

Tipp der Redaktion: App-Date<br />

Innovativ, intensiv, international<br />

Alternative Jugendkultur links von der Mitte<br />

Schluss<br />

Kolumne<br />

Seezeit hilft<br />

5


Die Statistik<br />

Die Uni in Zahlen: Dieses Mal präsentiert euch die Statistik die Konstanzer<br />

Uni mit den Mitteln der Arithmetik.<br />

0,0255€<br />

Schneide dieses Quadrat<br />

2.083.701.000 mal<br />

aus und du hast die Fläche<br />

der Uni (Leider erscheint<br />

die <strong>Campuls</strong> nur 2500 mal).z<br />

6400 Räume in 32 Gebäuden<br />

Kostet diese Fläche<br />

im Monat auf dem<br />

Konstanzer Wohnungsmarkt<br />

(2015)<br />

Als Durchschnitts-<br />

Studierender hast du<br />

7,7 Semester<br />

studiert, machst deinen<br />

Abschluss mit<br />

25 Jahren<br />

und hast einen<br />

Notendurchschnitt<br />

von 1,9<br />

im Abschluss.<br />

64 Euro<br />

mehr zahlt man in Konstanz<br />

für ein WG-Zimmer, im<br />

Vergleich zum Mittelwert<br />

anderer Hochschulstädte.<br />

11.706<br />

Studierende im WS 16/17<br />

Davon 55% Frauen<br />

und 45% Männer<br />

Lege die<br />

<strong>Campuls</strong> 68,75 mal<br />

aufeinander und du hast die<br />

Anzahl der Seiten der<br />

umfangreichsten Promotion<br />

aller Zeiten. Eingereicht an<br />

der Uni Konstanz (2200 Seiten).<br />

Daten: Felix Lorenz, Info-Grafik: Jean Böhm<br />

6


Einem -ismus auf der Spur:<br />

Populismus<br />

Text: Nikolai Eckert, Illustration: Fabian Huber<br />

Vielfach wurde schon geschrieben, debattiert und gezankt um<br />

die politischen Ereignisse im großen Lande jenseits des Atlantiks.<br />

Gerade deshalb fühlt sich die Redaktion der <strong>Campuls</strong> verpflichtet,<br />

einen kleinen Kommentar zu den diffusen Vorkommnissen in<br />

unserer polarisierten, politischen Landschaft abzugeben. Aus<br />

gegebenem Anlass ist der viel beschimpfte Populismus Gegenstand<br />

dieses Kommentars.<br />

Politik<br />

Jeder hat eine leise Ahnung davon und bildet sich ein zu<br />

wissen, was es damit auf sich hat. Das Selbstbewusstsein muss<br />

ja schließlich aufrecht erhalten werden. Aber mal ehrlich, wir<br />

denken alle in die eine Richtung, die eng mit Rassismus und<br />

pöbelnden Skinheads (oder blonden Milliardären) verbunden<br />

ist. „Mit Populismus, damit haben wir nichts zu tun!“ Und<br />

weiter? Die Frage nach einer Wörterbuchdefinition des Begriffs<br />

beantworten die Studenten der Politik und Verwaltungswissenschaft.<br />

Leonie Schnieders (Politik- und Verwaltungswissenschaften,<br />

3. Semester) hat eine solche Definition parat und verweist<br />

mich freundlich auf die Bundeszentrale für politische Bildung<br />

(bpb). Die Behörde des Innenministeriums, welche für die<br />

korrekte und reflektierte Bildung der Bürger zuständig ist, zitiert<br />

wiederum den altbewährten Duden: Somit sei Populismus eine<br />

„von Opportunismus geprägte, volksnahe, oft demagogische<br />

Politik, die das Ziel hat, durch Dramatisierung der politischen<br />

Lage die Gunst der Massen (im Hinblick auf Wahlen) zu<br />

gewinnen.“ Und weiter? Steht da schwarz auf weiß, dass der in<br />

naher Zukunft mächtigste Mann der Welt nach unserem<br />

reflektierten Standpunkt ein Opportunist ist, der Hetzpolitik<br />

betreibt und die Ängste seiner Wähler schürt? Wer es immer<br />

noch nicht begriffen hat: ja, das steht da so. Der Mann ist also<br />

aufgrund seiner krassen Antihaltung gegen die herrschenden<br />

Zustände gewählt worden und hat somit eine Wählerschaft<br />

erreicht, die sich lange missverstanden und, wie er selber sagt,<br />

in der Vergangenheit vergessen fühlte. „Alles scheiße außer<br />

wir!“ - So lautet die Devise des rechten Populismus. Da krampft<br />

es selbst dem unpolitischsten Studenten den Magen zusammen.<br />

Panik? Nein, bitte nicht! Schlussendlich reicht meckern<br />

allein nicht aus, um erfolgreich zu sein. Es mag zwar ein Mittel<br />

zum Zweck sein, um an die Macht zu gelangen, doch werden<br />

auch die vermeintlich Vergessenen bald merken, dass ihr<br />

zukünftiger Präsident doch Realpolitik betreiben muss, um<br />

etwas zu bewegen. Und die Vergessenen werden sich wieder<br />

vergessen fühlen.<br />

7


Begegnungen<br />

– jenseits aller<br />

Grenzen<br />

Politik<br />

Am 25. September<br />

dieses Jahres<br />

eröffnete das Café<br />

Mondial seine<br />

Pforten. Wie kam<br />

es dazu? Was steckt<br />

dahinter, welche<br />

Schlüsselmomente<br />

führten zu dieser<br />

bemerkenswerten<br />

Begegnungsstätte<br />

im Herzen von<br />

Konstanz?<br />

Ein Portrait.<br />

Im Februar 2015 gegründet, ein Jahr „auf Tour“, nun ein<br />

eigenes Café: Der eingetragene Verein Café Mondial ist<br />

grundsätzlich „ein offener Raum, ein Raum, in dem man sich<br />

auf Augenhöhe begegnen kann, egal mit welchem Hintergrund,<br />

mit welcher Biographie man hierherkommt, aus<br />

welchen Land man kommt – das spielt hier alles überhaupt<br />

keine Rolle. Es geht um den Austausch, um Menschlichkeit,<br />

um Kreativität; darum, gemeinsam etwas zu erschaffen, was<br />

in dieser Stadt in dieser Form vielleicht noch nicht existiert<br />

hat, und zwar über alle Grenzen hinaus“, so der Mitbegründer<br />

Lorenz Neuberger. Circa 300 Menschen besuchten die<br />

Eröffnungsfeier im Café, 160 eingetragene Mitglieder sind es<br />

mittlerweile. Das Café Mondial hat sich etabliert. Sie sind gut<br />

vernetzt in der Stadt und verstehen sich selbst als eine<br />

Dachorganisation, eine Verbindungsstelle für verschiedene<br />

Institutionen in Konstanz.<br />

Schlüsselmomente<br />

„Es ist schon ein paar Jahre her, da war ich gerade mit<br />

dem Bachelor fertig und bin etwas gereist. Ich wurde leider<br />

Zeuge, wie die sogenannten ‚illegalen Immigranten‘ unter<br />

LKWs hergezogen, verprügelt und mit den Hunden wieder<br />

zurückgeschickt wurden. Das war an der marokkanisch-spanischen<br />

Grenze.“ Dieser Augenblick hat sich bei Neuberger<br />

eingebrannt. Ein paar Jahre dachte er nicht weiter darüber<br />

nach, bis er über seine akademische Laufbahn wieder mit der<br />

Thematik rund um Migration und Flucht in Berührung kam. Er<br />

lernte mehr über die Grundlagen, politische und rechtliche<br />

Bedingungen und beschloss, seine Masterarbeit diesem<br />

Thema zu widmen. Zurück in Konstanz begann er auch,<br />

konkret nach Einrichtungen in diesem Kontext zu suchen.<br />

Was kann man wirklich in der Praxis bewegen, anstatt nur vor<br />

dem Computer zu sitzen und die Stichworte darüber zu<br />

lesen, was alles schief läuft auf der Welt?<br />

„Das Thema hat mich seitdem nicht mehr losgelassen –<br />

im bin momentan am Promovieren, hier an der Uni Konstanz.<br />

Ich vergleiche, wie Kanada, Australien und Deutschland mit<br />

Geflüchteten umgehen. Von dieser Makroebene auf das<br />

Kleine vor Ort zu schauen, ist sehr spannend: Wie wirkt sich<br />

das aus, wenn irgendwo ein Gesetz verändert wird, insbesondere<br />

für die Leute vor Ort? Was können wir vielleicht lernen<br />

von anderen Ländern, was sollten wir lieber nicht übernehmen?<br />

Und dann wirklich den Unterschied vor Ort machen.“<br />

Eine ursprüngliche Erfahrung, die auch Lutz Rauschnick<br />

ereilte. 30 Jahre als Redakteur beim Südkurier tätig, begann<br />

er, gemeinsam mit der Stadträtin Zahide Sarikas, Geschichten<br />

aus Konstanzer Geflüchtetenheimen aufzuschreiben. In ihrer<br />

ersten Anlaufstelle in der Luisenstraße verschlug es ihm den<br />

Atem: „Da vergeht dir Hören und Sehen, da herrschen<br />

Zustände; und wenn man dann dazu die Menschen sieht...“<br />

Ihre ersten Interviewpartner waren Mitglieder einer syrischen<br />

Familie, die ihre zwei Kinder aus Geldmangel alleine, mit<br />

unbekannten Schleppern auf die Reise nach Konstanz<br />

schickten. Hier, im sicheren Hafen, erwartete sie ein Onkel.<br />

„Wir saßen da in diesem Zimmer, ein kleines Zimmer, in dem<br />

vier Menschen wohnen, mit einem grellbunten Kinderteppich<br />

mit Straßen drauf. Und da sage ich zu der Frau: ‚Sagen Sie<br />

mal, was haben Sie denn gedacht, als Sie Ihre dreijährige<br />

Tochter und Ihren vierjährigen Sohn losgeschickt haben?‘<br />

Und sie sagte: ‚Ich habe gehofft, dass einer überlebt.‘“<br />

Text: Julia Kohushölter, Fotos: Theresa Gielnik<br />

8


Mammutprojekt<br />

Wie auch Neuberger suchte<br />

Rauschnick daraufhin eine Möglichkeit,<br />

zu handeln, einen Unterschied zu<br />

machen im Angesicht des Leids, das<br />

ihm begegnete. Er stieß auf Café<br />

Mondial und lobt insbesondere die<br />

basisdemokratische Struktur des<br />

Vereins, die Organisation in Arbeitsgemeinschaften.<br />

Im Laufe des Interviews teilt Dirk<br />

Kirsten, auch von Anfang an bei Café<br />

Mondial dabei, mit, dass am gleichen<br />

Tag seitens der Stadt beschlossen<br />

wurde, die Miete des Cafés zu übernehmen.<br />

Eine riesige Erleichterung für<br />

einen auf Spenden basierenden Verein.<br />

Freude erfüllt den Raum, Freude über<br />

das, was alles geschafft wurde und<br />

über die Unterstützung, die dem Verein<br />

auf politischer Ebene entgegengebracht<br />

wird.<br />

Das Gelände, auf dem sich das<br />

Café befindet, gehörte der Stadtgärtnerei.<br />

Das darauf befindliche Gebäude<br />

diente ursprünglich als Aufenthaltsraum<br />

und Umkleidekabine der Gärtner.<br />

Später wurde es vermehrt für Partys<br />

oder Hochzeitsfeiern vermietet, bis es<br />

Café Mondial auf seiner Tour anmietete<br />

– und blieb. Es dauerte lange, bis das<br />

Café die Mietgenehmigung erhielt.<br />

Hinzu kam, dass seitens des Bürgervereins<br />

Paradies Bedenken geäußert<br />

wurden: Aufgrund der vielen jungen<br />

Menschen befürchtete man eine<br />

„Radaubude“ – in einem der ältesten<br />

und ehrwürdigsten Stadtteile Konstanz<br />

kein unproblematisches Urteil.<br />

Nach fünf Monaten harter Arbeit<br />

am Gebäude, vornehmlich an den<br />

Wochenenden, eröffnete das Café und<br />

überzeugte im Nu auch alteingesessene<br />

Konstanzer Bürger. Stammgäste<br />

sind unter anderem die Mütter vom<br />

anliegenden Spielplatz. Nach dem<br />

Motto „pay as much as you can“ gibt<br />

es im Café keine Preislisten: jeder<br />

bezahlt so viel wie man kann und<br />

möchte. Ein heller, großzügiger Raum<br />

mit Sitzgelegenheiten, einer großen<br />

Küche und wunderschönen, handgemachten<br />

Dekorationen bildet das<br />

Herzstück des Cafés. Dreimal die<br />

Woche ist geöffnet, teilweise finden<br />

im Rahmen des „besonderen Cafés“<br />

Events statt, zum Beispiel eine<br />

Jamsession oder gemeinsames<br />

(Plätzchen-)Backen.<br />

Begegnungsstätte<br />

„Es gefällt mir sehr! Ich mag die<br />

ganze Gruppe der Café Mondial-Arbeiter<br />

sehr gerne – und auch Kuchen.“<br />

Alaa Alba lacht etwas zurückhaltend,<br />

andere am Tisch ausgelassen. Alaa ist<br />

vor zwei Jahren aus Afghanistan<br />

geflüchtet. Als studierter Fachinformatiker<br />

bekam er nach einem Praktikum<br />

eine feste Ausbildungsstelle bei<br />

Siemens in Konstanz.<br />

Den Kontakt zu den Geflüchteten<br />

stellt die Kommunikations-AG her. Sie<br />

geht direkt in die Unterkünfte und<br />

macht auf anstehende Events aufmerksam.<br />

„Es gibt viele Leute aus verschiedenen<br />

Ländern, die hierherkommen. Ich<br />

bin ein Schüler – ein Kulturschüler, ein<br />

Sprachschüler. Man kann Verschiedenes<br />

lernen hier, man kann miteinander<br />

sprechen, über die Kultur, die Sprache,<br />

über alles. Ich möchte gerne freiwillig<br />

arbeiten und Café Mondial ist eine<br />

gute Idee“, erzählt Jalali Naseem,<br />

ebenfalls aus Afghanistan geflüchtet.<br />

Er studierte Politik und Verwaltung,<br />

arbeitete bei der UN. Hier in Konstanz<br />

Politik<br />

9


Politik<br />

ist er als Bürohelfer auf Minijobbasis tätig. Das Interkulturelle<br />

Fest, zuletzt in der Petershauser Halle, organisieren die<br />

Geflüchteten selbst. Gutes Essen, gute Musik und gute<br />

Stimmung – davon leben die Events des Cafés und ihrer<br />

Partner und Mitglieder. Die „Kunst der Vielfalt“, so ihr<br />

Motto, zieht sich durch alle Ebenen. Die Lehrerin Stefanie<br />

Strehlow organisierte, unter anderem, in Kooperation mit<br />

den Regionauten das Projekt „Mein fremder Zwilling“, bei<br />

dem Geflüchtete und Konstanzer auf Basis ihres Geburtsdatums<br />

zusammengebracht wurden. Auch sie betont die<br />

Verbindung zwischen allen Gruppen, nicht nur „hier<br />

Deutsche, da Flüchtlinge“, wie auch Neuberger anspricht.<br />

Im Café entstehen Freundschaften und Kooperationsmöglichkeiten,<br />

Distanzen werden überwunden. Wie wichtig eine<br />

Begegnungsstätte ist, weiß Kirsten aus persönlicher<br />

Erfahrung zu berichten: „In der Unterkunft an der Steinstraße<br />

gab es früher, noch bevor diese sogenannte ‚Flüchtlingswelle‘<br />

kam, einen Kicker- oder Aufenthaltsraum. Da war die<br />

Gruppe von Amnesty regelmäßig drin und hatte den Raum<br />

frisch gestrichen. Eine Woche später hat das Landratsamt<br />

gesagt, dass sie den Raum nun nicht mehr nutzen könnten<br />

– es würden jetzt Matratzen darin gelagert werden.“ Für<br />

Kirsten zu diesem Zeitpunkt unverständlich. Es war ein<br />

generelles Problem, dass es keinen Raum für Begegnungen<br />

gab – ein Grund mehr, den Verein Café Mondial zu gründen<br />

und für genau diesen Begegnungsraum zu kämpfen.<br />

Ausblick<br />

Das Café Mondial ist angekommen – angekommen<br />

im Bewusstsein und Interesse der Konstanzer<br />

Bürger, Geflüchteten und in ihrem gemeinsamen<br />

Zuhause. Dort eröffnet sich ein Raum für<br />

Gespräche jenseits des Schubladendenkens, der<br />

Engstirnigkeit und der Distanz zwischen Bekanntem<br />

und Fremdem. Differenzen können überwunden,<br />

kulturelle Einflüsse geteilt und bereichert<br />

werden. Die Ziele für die Zukunft? Erst einmal<br />

durchatmen und ankommen nach den aufwendigen<br />

Umbauarbeiten. Ein Wermutstropfen bleibt nämlich:<br />

Die Stadt lässt sich nicht davon abbringen,<br />

das Gebäude 2019 abzureißen. Doch bis<br />

dahin ist noch Zeit.<br />

Kontakt & Öffnungszeiten<br />

Zum Hussenstein 12<br />

78462 Konstanz<br />

Mittwoch<br />

Samstag<br />

Sonntag<br />

15:00 - 18:00 Uhr<br />

14:30 - 17:30 Uhr<br />

11:00 - 17:00 Uhr<br />

10


Text: Alisa Ritter, Fotos: Ciara-Angela Engelhardt<br />

Europa,<br />

die Krise und ich<br />

Jeden Tag hören wir in den Nachrichten von ihnen, wenn<br />

der Schuldenberg noch höher wird oder ein weiteres Schiff<br />

im Mittelmeer gesunken ist: Krisen. Erst die so genannte<br />

Eurokrise, jetzt die Flüchtlingskrise. Die Klagen über den<br />

bevorstehenden Brexit und die Angst vor anderen Exits,<br />

einer wachsenden sozialen Ungleichheit oder dem Zulauf<br />

rechtspopulistischer Bewegungen sind groß. Und auch wenn<br />

wir sie nicht mehr hören wollen, sind sie irgendwie doch ein<br />

bisschen wahr: Ja, vermutlich befindet sich Europa in einer<br />

anhaltenden „Krise“, deren Ende weiterhin ungewiss bleibt.<br />

Zwischen gespaltenen Nationen und dem<br />

Traum vom vereinten Europa. Wie stellen sich<br />

Konstanzer Studierende die Zukunft Europas<br />

vor? <strong>Campuls</strong> hat nachgefragt.<br />

Von dem einst gegebenen Versprechen eines vereinten<br />

Europa scheinen wir also meilenweit entfernt zu sein. Aber<br />

sind wir wirklich gescheitert? Gibt es keine Hoffnung mehr<br />

auf ein gemeinsames Miteinander? Doch, die gibt es! In<br />

dieser Hinsicht sind sich zumindest die Konstanzer Studenten<br />

Pouyan Maleki-Dizaji und Carina Henzler einig. Wie viele<br />

junge Europäer wollen sie die Idee der länderübergreifenden<br />

Solidarität aufrechterhalten, denn trotz wachsender Kritik<br />

gibt es schließlich einige Förderprojekte der EU, die zeigen,<br />

dass ein geeintes Europa doch funktionieren kann und<br />

weiterhin wird. Sofern wir bereit sind, etwas dafür zu tun.<br />

„Ich möchte Weltbürger sein, überall zu Hause und<br />

überall unterwegs“, sagte einmal Erasmus von Rotterdam,<br />

Taufpate des gleichnamigen Erfolgsprojekts der Europäischen<br />

Union. Bekannt als Vorreiter der Reformation, kann<br />

Erasmus von Rotterdam jedoch vor allem als Begründer der<br />

europäischen Aufklärung bezeichnet werden. Er prägte den<br />

Humanismus-Gedanken, lebte unter anderem in Venedig,<br />

Freiburg, Paris und London und hoffte bereits Ende des 15.<br />

Jahrhunderts auf einen gemeinsamen Weg aller Europäer.<br />

Pouyan Maleki-Dizaji kommt diesem Bild des „Weltbürgers“<br />

sehr nahe. Der aufgeschlossene Brite absolvierte sein erstes<br />

Erasmus-Semester in Belgien, derzeit studiert er internationale<br />

Beziehungen und europäische Integration im Double-Degree-Master<br />

an der Universität Konstanz sowie im kommenden<br />

Jahr in Utrecht. Als Brite fühlt er sich zwar stark mit<br />

seinem Heimatland Großbritannien verbunden, bleibt<br />

zugleich jedoch offen und neugierig für andere Kulturen.<br />

„Mir gefällt die Idee, mich durch das Kennenlernen von<br />

Studenten verschiedener Nationalitäten stärker mit Europa<br />

identifizieren zu können.“ Doch auch für Pouyan steckt die<br />

europäische Identität in einer Krise. Die Finanzkrise, die<br />

Flüchtlingskrise und der Terrorismus seien letzten Endes alle<br />

als eine europäische Krise ausgewiesen worden. „Aus diesem<br />

Grund wird Europa ein ziemlich schädlicher Stempel aufgedrückt,<br />

mit dessen Image sich einige Europäer nicht mehr<br />

assoziieren möchten.“ Wie kann dieses Problem also gelöst<br />

werden? Pouyan ist davon überzeugt, dass uns der Ausstieg<br />

aus dieser vermeintlichen Abwärtsspirale durchaus gelingt.<br />

Damit hat er sich nicht zuletzt in seiner Bachelorarbeit<br />

auseinandergesetzt und auf verschiedenen Ebenen analysiert,<br />

wie Europa positiv in eine gemeinsame Zukunft blicken<br />

kann. Als wichtigsten Ansatz formuliert er eine stärkere<br />

politische Identifikation mit Europa. „Erasmus ist der<br />

Schlüssel für die neue Generation, sich selbst als Europäer<br />

Pouyan Maleki-Dizaji:<br />

„Ich habe mich in Deutschland<br />

sofort wohl und willkommen<br />

gefühlt. Alle sind sehr zuvorkommend<br />

und äußerst hilfsbereit.<br />

Als ich zum Beispiel<br />

kürzlich vom Fahrrad gestürzt<br />

bin und mir dabei ein Stück vom<br />

Zahn abgebrochen ist, haben mir<br />

sofort viele Konstanzer geholfen.<br />

Das weiß ich sehr zu<br />

schätzen.“<br />

Politik<br />

11


Politik<br />

wahrzunehmen“, aber auch den<br />

Vorschlag der EU-Kommission, jungen<br />

Europäern zum 18. Lebensjahr ein<br />

kostenfreies Interrail-Ticket zu schenken,<br />

sieht Pouyan als gelungenen<br />

Vorstoß, um eigene Erfahrungen in<br />

Europa zu sammeln und das Gemeinschaftsgefühl<br />

zu stärken.<br />

Ein Auslandsaufenthalt verbindet,<br />

bringt Menschen einander näher und<br />

gründet Gemeinschaften über Grenzen<br />

hinweg. Wenig lässt Europa so<br />

zusammenwachsen wie die Freundund<br />

Liebschaften, die während dieser<br />

Zeit entstehen. Viele private Beziehungen<br />

sind zum Beispiel bei ehemaligen<br />

Erasmus-Studenten zugleich international,<br />

wie eine Studie der EU-Kommission<br />

zeigt. Fast ein Drittel von ihnen<br />

haben ihren Partner auf diese Weise<br />

kennengelernt. So auch Carina Henzler,<br />

die sich während ihrer Erasmus-Zeit in<br />

Brighton in ihren jetzigen Freund<br />

verliebte. Wie sie selbst sagt, war es<br />

schließlich das Zusammengehörigkeitsgefühl,<br />

welches ihren Aufenthalt in<br />

England besonders prägte: „Erasmus<br />

hat mich als europäischen Bürger<br />

bestärkt. Ich konnte ohne Visum,<br />

Reisepass oder Grenzkontrollen nach<br />

Großbritannien reisen und hatte auch<br />

keine Probleme was beispielsweise die<br />

medizinische Versorgung oder Versicherungen<br />

betrifft. Das macht nicht nur<br />

vieles einfacher, sondern ist in dieser<br />

Form erst durch die EU möglich.“ Nicht<br />

zu vergessen den Bildungsaspekt, den<br />

Carina ergänzend anspricht. Oxford<br />

und Cambridge gehören zu den<br />

Spitzenuniversitäten Europas, welche<br />

auch Konstanzer Studenten die<br />

einmalige Chance auf eine international<br />

geschätzte Top-Ausbildung bieten.<br />

„Wenn ein Erasmus-Semester in<br />

England durch den Brexit nur noch<br />

eingeschränkt unterstützt werden<br />

könnte, wäre das sehr schade.“ Nach wie vor herrscht immenses Interesse an<br />

einem Auslandssemester in England. „Sogar die Dozenten rufen in den Vorlesungen<br />

immer wieder dazu auf, dort zu studieren, solange es noch geht“, betont<br />

Carina Henzler.<br />

Am Ende bleibt deshalb eine Frage offen: Was können wir als Studenten<br />

neben Erasmus noch tun, um die europäischen Werte zu unterstützen? „Wir<br />

müssen mehr reden“, meint Pouyan, „Uns gemeinsam mit unseren Großeltern, die<br />

vielleicht eine konservativere Haltung gegenüber Europa einnehmen, an einen<br />

Tisch setzen und über ihre Ängste sprechen.“ Vor allem aber solle man nicht den<br />

Fehler begehen, ihre Meinungen zu ignorieren. „Schließlich haben wir am Ende<br />

alle eine vollwertige Stimme bei der Wahl.“ Brexit ist hierfür das passende<br />

Beispiel. „Wir Briten hätten auf jeden Fall das Referendum anfechten müssen. Ich<br />

bin mir ziemlich sicher, dass sich 80 bis 90% der jungen gebildeten Europäer für<br />

ein gemeinsames Europa aussprechen“, gibt sich Pouyan überzeugt. Das ergaben<br />

auch die Umfragen und internen Wahlen an der Uni in Brighton, wie Carina<br />

zustimmend mitteilt. Dennoch war das Ergebnis ein anderes.<br />

Carina würde sich in dieser Angelegenheit deshalb noch mehr Aufklärung von<br />

Seiten der Institutionen wünschen. „Sowohl in Brighton als auch hier in Konstanz<br />

gibt es vereinzelte Veranstaltungen zu solchen politischen Themen. Trotzdem habe<br />

ich die Vermutung, dass dort immer nur dieselben Leute hingehen, um sich zu<br />

informieren.“ Brexit sei zwar ein sehr präsentes Thema gewesen, dennoch habe<br />

sie das Gefühl gehabt, dass solchen Debatten noch zu wenig Bedeutung beigemessen<br />

würde. „Ich muss zugeben, dass ich mich vor meiner Zeit in England nicht<br />

sonderlich für Politik innerhalb Europas interessiert habe. Das hat sich jedoch<br />

geändert. Mein Freund überlegt sich, für den Master nach Deutschland zu<br />

kommen. Ob das nach dem Brexit so einfach möglich ist wie heute, wissen wir<br />

nicht. Wird dann ein Visum benötigt, um einreisen zu dürfen?“ Das sind Fragen,<br />

die man sich vorher nicht stellen musste, die aber plötzlich relevant werden. Doch<br />

nicht nur das: Neben Brexit und anderen internen Konflikten scheint das Register<br />

aktueller Krisenherde für Europa kürzlich um einen weiteren, spannungserzeugenden<br />

Faktor ergänzt. „Vor allem im Hinblick auf die US-Wahl und ihre Folgen für<br />

das europäische Bündnis ist es jetzt umso wichtiger, noch enger zusammenzuarbeiten,<br />

um als einheitliches Europa aufzutreten“, meint Pouyan.<br />

Man kann also schon sagen, dass Amerika, als Land der unbegrenzten Möglichkeiten,<br />

seinem Namen wohl alle Ehre gemacht hat. Amerika hat uns dadurch<br />

aber noch etwas Anderes mit auf den Weg gegeben: Die Tatsache, wie schnell<br />

sich das Blatt wenden kann. Für Europa könnte dieser Wahlausgang deshalb<br />

Anlass werden, sich wieder auf die Grundsätze der europäischen Werte zurück zu<br />

besinnen und daraus neue, angepasste Ziele zu entwerfen. So wie Erasmus von<br />

Rotterdam ein Zeichen für Europa setzte, welches er uns in „Die Klage des<br />

Friedens“ doch so deutlich vor Augen führte: „Der gemeinsame Name Mensch<br />

müßte schon genügen, daß Menschen sich einigten.“ Vielleicht besitzen seine<br />

Worte aus dem 15. Jahrhundert noch immer Aktualität. Und vielleicht ist deshalb<br />

jetzt die Zeit gekommen, das gemeinsame Versprechen Europas einzuhalten.<br />

Carina Henzler:<br />

„Eigentlich wollte<br />

ich mich gar nicht<br />

verlieben, doch dann ist<br />

es einfach passiert.<br />

Meinen Freund habe ich<br />

in der ersten Erasmus-Woche<br />

kennengelernt.<br />

Seitdem ich wieder hier<br />

bin, versuchen wir über<br />

Whats-App, Skype und<br />

regelmäßige Besuche die<br />

Beziehung aufrechtzuhalten.<br />

Gerade ist er zu<br />

Besuch in Deutschland,<br />

um die Weihnachtszeit<br />

kennenzulernen.“<br />

12


Text: Julia Kohushölter, Fotos: Barathy Thavarajeswaran<br />

WG-Einblicke<br />

NEU in der CAMPULS: Eure WG im Blickpunkt. Die Vorreiter<br />

sind Franziska, Anna, Sophia, Louise und Jacqueline –<br />

oder für Insider nur „Die Kreuzli-Mädels“.<br />

Ihr habt auch Lust, uns einen Einblick in euer WG-Leben<br />

zu geben? Dann meldet euch unter campuls@seezeit.de.<br />

Hochschulleben<br />

Welches Lied oder<br />

welcher Film repräsentiert<br />

eure WG?<br />

Franzi: Definitiv eins<br />

der WG-Lieder ist Supergirl<br />

(Anna Naklab feat. Alle<br />

Farben & Younotusy).<br />

Anna: Hotel California<br />

– Eagles.<br />

Sophia: Unser WG-Lied<br />

ist für mich definitiv „Christina<br />

Aguilera - Can‘t Hold Us<br />

Down“, weil wir uns jedes Mal<br />

wieder aufs Neue freuen,<br />

wenn wir „Schamhaare“ im<br />

englischen Liedtext hören.<br />

Louise: Als Song fällt<br />

mir „Allah Allah“ von den<br />

Futurologen ein. Habe ich als<br />

Platte der WG von einem<br />

Istanbul-Urlaub mitgebracht.<br />

Der entgeisterte Blick der<br />

Typen im Plattenladen hielt<br />

mich nicht vom Kauf der<br />

scheinbar typisch türkischen<br />

Platte ab. Zuhause merkten<br />

wir dann, dass es wohl die<br />

einzig deutsche Platte im<br />

ganzen Laden gewesen ist.<br />

Furchtbarer Song, flacher „alle<br />

Menschen sind gleich“-Text,<br />

von der WG sehr gefeiert, von<br />

Gästen argwöhnisch belauscht!<br />

Jacky: Bei Hotel<br />

California stimme ich voll und<br />

ganz zu, wobei man sagen<br />

muss, dass Anna das Gitarrensolo<br />

viel besser jaulen kann<br />

als die Gitarristen es jemals<br />

spielen könnten.<br />

Was ist euer bester<br />

WG Moment?<br />

Franzi: Nachts um fünf<br />

Uhr treffen sich alle zufällig im<br />

Flur. Riesiges Chaos und<br />

große Emotion. Anderer<br />

Schöner Moment: Bitterkalte<br />

Winternächte auf dem<br />

Dachboden. Dazu wine and<br />

cigarettes. Standard.<br />

Anna: Sonnenaufgang<br />

auf dem Dach gucken nach<br />

einer Kantine-Nacht finde ich<br />

auch schön. Und die Mädchen-Flohmärkte<br />

im Dach!<br />

Schön war auch einfach<br />

Kippchen und Tee in der<br />

Küche. Daran hat man<br />

gemerkt, dass man nicht<br />

alleine ist.<br />

...und was ist der<br />

größte Streitpunkt?<br />

Franzi: Flurtür auf oder<br />

zu, fällt mir da ein. Das war<br />

länger ein Thema. Und - „Wer<br />

hat meinen Salat gegessen?“<br />

Louise: Größte Streitpunkte<br />

waren auf jeden Fall die<br />

Heizsituation im Winter<br />

(Flurtür) und „Wer hat meinen<br />

Salat gegessen“, da muss ich<br />

Franzi zustimmen. Kleine<br />

Probleme ganz groß ist wohl<br />

unsere Stärke!<br />

13


Historisch,<br />

praktisch,<br />

gut<br />

Per<br />

App Konstanzer<br />

Geschichte erleben<br />

oder über Legenden wäre möglich<br />

gewesen. „Das Mittelalter gibt aber<br />

einfach am meisten Spannendes her,<br />

weswegen es am naheliegendsten war“,<br />

erzählt Riez.<br />

Was bei der Entwicklung der App<br />

jedoch von Anfang an feststand, war der<br />

wissenschaftliche Anspruch an das Produkt:<br />

sichere Quellen, die die Inhalte belegen.<br />

Hierfür dienten den Studenten neben<br />

entsprechender Sekundärliteratur auch<br />

historische Nachweise, wie alte Urkunden<br />

„Wir kennen Orte in Konstanz oder denken<br />

das zumindest, aber tatsächlich wissen wir<br />

meist gar nichts über deren Hintergründe.“<br />

Hochschulleben<br />

Das Mittelalter steckt auch heute noch in Konstanz. Wer<br />

durch die Straßen der Altstadt bummelt, fühlt sich schnell<br />

zurückversetzt in die Zeit vor 600 Jahren. Enge Gassen, alte<br />

Fachwerkhäuser, bemalt mit Wappen der Konzilszeit – die<br />

Vergangenheit der Stadt ist nach wie vor präsent. Doch welche<br />

Geschichten stecken hinter den Plätzen und Gebäuden, die wir<br />

als selbstverständlichen Teil des Stadtbilds wahrnehmen?<br />

Spannende Antworten liefert die von Geschichtsstudenten der<br />

Uni entwickelte App „Konstanz im Mittelalter: Geschichte einer<br />

Stadt erleben“.<br />

Schlendern Touristen heute am Hotel Barbarossa auf dem<br />

Obermarkt vorbei, ist wohl den wenigsten bewusst, dass an<br />

dieser Stelle einst ein Pranger stand. Selbst Einheimische<br />

dürften bei dem geschäftigen, weihnachtlichen Treiben auf<br />

dem Platz vergessen, dass hier im Mittelalter Strafurteile<br />

vollstreckt wurden. Vielleicht haben sie das auch noch nie<br />

gewusst – genauso wenig, wie den meisten Fahrradfahrern klar<br />

sein dürfte, dass sie mit dem Pulverturm am Rhein eine<br />

ehemalige Folterkammer passieren.<br />

„Wir kennen Orte in Konstanz oder denken das zumindest,<br />

aber tatsächlich wissen wir meist gar nichts über deren<br />

Hintergründe“, erklärt Kilian Riez. Der 25-jährige studiert<br />

neben Politik und Wirtschaft auch Geschichte auf Lehramt.<br />

Zusammen mit seinen Kommilitonen hat er die App „Konstanz<br />

im Mittelalter: Geschichte einer Stadt erleben“ entwickelt.<br />

Diese macht es sich zur Aufgabe, historisches Wissen auf<br />

moderne Art und Weise an ihre Nutzer zu vermitteln. Getreu<br />

ihrem Namen lässt sie die Vergangenheit der Stadt erlebbar<br />

werden – Texte, Audiodateien und Bilder informieren<br />

anschaulich über die Geschichte von Konstanz. Die Fotografien<br />

der einzelnen Plätze und Gebäude wurden von den<br />

Studenten selbst aufgenommen und ausgewählt. Sie ermöglichen<br />

dem Nutzer einen virtuellen Stadtrundgang. „Natürlich<br />

ist es aber ideal, wenn man sich die verschiedenen Stationen<br />

bei einem Spaziergang durch die Altstadt selbst anschauen<br />

kann“, findet Riez. Neu-Konstanzer können ihre neue Heimat<br />

hierdurch besser kennenlernen, Touristen ist es möglich, die<br />

Stadtgeschichte selbst aktiv zu erfahren – ganz ohne Museum.<br />

Und auch Einheimische oder Konstanzer, die schon eine Weile<br />

in der Stadt leben, können ihr Wissen erweitern. Durch die<br />

App haben sie die Chance, ihr Zuhause nochmal mit ganz<br />

neuen Augen zu sehen.<br />

Riez betont, dass die Nutzung von „Konstanz im Mittelalter“<br />

sich also keinesfalls auf ein wissenschaftliches Publikum<br />

beschränken soll. Vielmehr ist sie für alle zugänglich, die sich<br />

für die historischen Themen mit Schwerpunkt Mittelalter<br />

interessieren. Dass die App gerade diese Zeit behandelt, war<br />

zu Beginn des Geschichtsseminars „Vom Archiv zur App:<br />

Konstanzer Stadtgeschichte und ihre Medien“ von Privatdozent<br />

Dr. Christof Rolker noch nicht ganz klar. Auch eine<br />

andere Richtung, beispielsweise eine App speziell für Kinder<br />

„Was die App auszeichnet, ist, dass sie Hintergründe<br />

und Zusammenhänge zu Gebäuden und<br />

Plätzen liefert, die wir tagtäglich passieren.“<br />

und Ratsbücher. „Der Rat hat im Mittelalter<br />

sehr häufig getagt, dank ihm haben wir<br />

heute Kenntnis über Strafurteile oder<br />

Beleidigungen der Zeit“, weiß Riez. Die<br />

Recherche zu einzelnen Themen und Orten<br />

war ein zentraler Punkt bei der Entwicklung<br />

der App. Bücher wurden gewälzt, die<br />

Regale des Stadtarchivs durchforstet.<br />

Aussortiert wurden alle Geschichten, die<br />

nicht sicher belegbar waren.<br />

14


Text: Julia Horn<br />

Und auch die von den Studenten verfassten Texte<br />

unterlagen einer mehrfachen Prüfung durch Kommilitonen<br />

und Professor. Eine große Hilfe war dabei der<br />

Echtzeit-Editor TitanPad, der es ihnen ermöglichte,<br />

parallel an den Dokumenten zu arbeiten. So konnten<br />

die Texte<br />

durchgelesen, kommentiert und das entstandene<br />

Feedback in die Artikel eingearbeitet werden.<br />

Schließlich blieben rund 25 Orte, deren Hintergründe<br />

in der App beleuchtet werden sollten. Diese<br />

Anzahl hätte den Umfang einer einzelnen Stadtführung<br />

jedoch gesprengt. Deswegen gibt es neben einer 45-<br />

bis 60-minütigen Basistour mit acht Stationen sechs<br />

weitere Touren. Diese dauern 20 bis 45 Minuten und<br />

sind thematisch geordnet. Ob „Religion & Kirche“ oder<br />

„Kriminalität im Mittelalter“ – die Nutzer der App<br />

können gezielt den Rundgang auswählen, der sie am<br />

meisten anspricht. Mit Hinblick auf die aktuelle Lage<br />

besonders interessant ist die Tour zu den Konstanzer<br />

Nachbarn, den Schweizern. „Das Spannungsverhältnis,<br />

das es heute gibt, gab es auch damals schon“, verrät<br />

Riez. An vier Standorten können Leser erfahren, was im<br />

15. Jahrhundert zur Entfremdung zwischen den<br />

Eidgenossen aus der Schweiz und den Konstanzer<br />

Bürgern führte und welche Rolle die sogenannten<br />

Kuh-Beleidigungen dabei spielten.<br />

Wer lieber hört als liest, kann sich die Geschehnisse<br />

rund um alte Fehden, Folterkammern und fahrende<br />

Frauen auch von dem in der App integrierten Audioguide<br />

erzählen lassen. Für spontane Stadtentdecker<br />

gibt es kostengünstige Kopfhörer und Flyer an Anlaufstellen<br />

in der Altstadt, wie dem Stadtmarketing oder<br />

dem Planungsbüro des Konziljubiläums, der Konzilstadt<br />

Konstanz. „Wir arbeiten mit mehreren städtischen<br />

Betrieben zusammen“, berichtet Riez. Neben dem<br />

Stadtmarketing und der Konzilstadt, die den Studenten<br />

wertvolle Tipps und Ratschläge gegeben haben, wurde<br />

das Projekt auch von den Stadtwerken Konstanz<br />

finanziell unterstützt. Der größte Teil des zur Verfügung<br />

stehenden Budgets floss dabei in die Programmierung<br />

der App. Diese hat mit dem Schweizer IT-Dienstleister<br />

YMC AG eine externe Firma übernommen. Damit ist die<br />

digitale Gestaltung eine der wenigen Aufgaben, die die<br />

Studenten nicht selbst durchgeführt haben. Sowohl für<br />

die redaktionelle Textarbeit und das Erstellen der<br />

Fotografien als auch für die Marketingmaßnahmen und<br />

die Aufnahmen der Audiodateien waren die Seminarteilnehmer<br />

verantwortlich.<br />

„Insgesamt haben wir alle sehr viel Zeit in die<br />

Entwicklung der App gesteckt und auch nach dem<br />

Sommersemester noch daran gearbeitet“, erinnert sich<br />

Riez. Die Arbeit hat sich für den angehenden Lehrer<br />

aber gelohnt: „Am Ende kann man sehen, was man<br />

geschafft hat. Es ist ein Produkt entstanden, das<br />

nachhaltig verwendet werden kann.“ Riez empfiehlt die<br />

App nicht nur Studenten, die Besuch von Familie und<br />

Freunde erhalten, sondern auch denjenigen, die mehr<br />

über die Stadt erfahren wollen, in der sie leben. „Was<br />

die App auszeichnet, ist, dass sie Hintergründe und<br />

Zusammenhänge zu Gebäuden und Plätzen liefert, die<br />

wir tagtäglich passieren. Die Stadtgeschichte berührt<br />

uns auch heute noch. Das macht die App deutlich.“<br />

Wer Interesse hat, kann sich die App „Konstanz im<br />

Mittelalter: Die Geschichte einer Stadt entdecken“<br />

kostenlos herunterladen. Nutzer von Android-Smartphones<br />

finden sie im Google Play Store, iOS-Nutzer im<br />

Apple App Store unter dem gekürzten Namen<br />

„Konstanz im Mittelalter“. Für Kurzentschlossene lohnt<br />

sich das gebührenfreie KonstanzWLAN der Stadt für<br />

den Download der App vor Ort.<br />

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Expectations<br />

„Ich hatte keine<br />

Erwartungen,<br />

wollte einfach<br />

nur weg von<br />

Zuhause in die<br />

große, weite<br />

Welt.“<br />

– 5. Semester, Philosophie<br />

Hochschulleben<br />

Endlich dem Schulsystem entkommen,<br />

Uni-Stadt gewählt und Studienplatz<br />

gesichert. Machen wir uns nichts<br />

vor: Wer gerade zum ersten Mal aus<br />

dem heimischen Nest ausgeflogen ist,<br />

hat meistens große Hoffnungen und<br />

Träume für die bevorstehende Studienzeit.<br />

Wenn Eltern, Freunde und<br />

Bekannte nostalgisch von der besten<br />

Zeit des Lebens schwärmen, geht das<br />

nicht selten Hand in Hand mit romantisierten<br />

Vorstellungen. „Ihr seid jung,<br />

euch gehört die Welt.“ Diese pathetischen<br />

Parolen hat wohl jeder Student<br />

mehr als einmal gehört, meistens von<br />

deutlich älteren Semestern. Dann fragt<br />

man sich natürlich, wie sich diese<br />

Euphorie der offenbar aufregendsten<br />

Phase eines jeden angehenden<br />

Akademikers im Alltag äußert. Nur<br />

scheint der berüchtigte Alltag auch hier<br />

der Endgegner für die Realisierung von<br />

idealistischen, oft auch vagen Vorstellungen<br />

vom Studentendasein zu sein.<br />

Denn auch nach dem ersten Semester<br />

können die täglichen Probleme wie<br />

lästige Bürokratie, dezente Orientierungsschwierigkeiten<br />

und optimierbares<br />

Zeitmanagement plötzlich dazu<br />

führen, dass das einst so souveräne<br />

und erwachsene Bild von sich und<br />

Studium gelegentlich ins Wanken<br />

gerät. Acht Studenten lassen Erwartungen<br />

und Wirklichkeit für <strong>Campuls</strong><br />

aufeinander prallen.<br />

„Endlich darf man das lernen, was einen<br />

interessiert, und nicht nur nach Lehrplan.<br />

Bei der Motivation sollten sich Lernerei und<br />

gute Noten von selbst erledigen.“<br />

– 6. Semester, LKM<br />

„Uni war für mich immer auch der Traum von<br />

dieser politischen Jugend, die sich für die<br />

Welt interessiert und aktiv ist. Ungefähr so<br />

wie die 68er.“<br />

- 3. Semester, Geschichte<br />

„Anfangs ist die Universität mit ihren ganzen<br />

Räumen, Gängen und Gebäuden ein<br />

bisschen kompliziert. Aber in ein paar Wochen<br />

hat man bestimmt den Durchblick.“<br />

- 1. Semester, BASt<br />

16


vs. Reality<br />

Die kleinen Wahrheiten des<br />

Studierendenlebens<br />

„Nun ja...<br />

Manchmal ist<br />

Konstanz aber<br />

auch ein kleines<br />

Dorf, in dem<br />

viele Rentner<br />

gerne Urlaub<br />

machen.“<br />

– 7. Semester, Soziologie.<br />

„Später läuft es eher nach dem Motto:<br />

Hauptsache bestehen. In der Bib kann man<br />

übrigens auch ganz gut schlafen.“<br />

Hochschulleben<br />

– 7. Semester WiWi<br />

„Man sollte sich echt mehr innerhalb von<br />

Hochschulgruppen engagieren, nur kommt<br />

leider immear irgendwie was dazwischen...“<br />

– 6. Semester, Biologie<br />

Text und Fotos: Maja Lisewsky<br />

„Es ist wahr was man sagt: die Uni ist auch<br />

nach sechs Semestern ein Labyrinth.“<br />

– 6. Semester, PolVer<br />

Oft hängt die Messlatte zu hoch<br />

– an das Studium, die Freiheit, verbunden<br />

mit dem neuen Lebensstil, und<br />

natürlich auch an sich selbst. So holen<br />

diese alltäglichen Hürden und Schwierigkeiten<br />

nicht nur Studenten zu Beginn<br />

des Studiums immer wieder zurück auf<br />

den Boden der Tatsache, gerade am<br />

Anfang der „großen Reise“ zu stehen,<br />

in der man sich immer wieder mal wie<br />

ein Ersti fühlen wird. Also werden im<br />

Laufe des Studiums gelegentlich<br />

Erwartungen widerlegt, Hoffnungen<br />

nicht erfüllt und eigene Träume<br />

umgeworfen. Es kommt zwar meistens<br />

alles anders als man denkt, aber<br />

manchmal sogar noch besser.<br />

17


Das Asia-Bistro<br />

„Arche“<br />

Die Oase im Uni-Alltag<br />

Hochschulleben<br />

Gestresste, hungrige<br />

Studenten – neun Stunden<br />

am Tag, sechs Tage die<br />

Woche. Und nur zwei<br />

Personen, die die komplette<br />

Gastronomie alleine<br />

stemmen: die „Arche“, das<br />

asiatische Bistro auf Ebene<br />

K4 in der Uni. Nahezu jeder<br />

Student hat seinen Heißhunger<br />

zumindest schon mit<br />

einer Asia-Box to go gestillt.<br />

Doch wer steht eigentlich<br />

hinter dem Betrieb? Zeit,<br />

den Geschäftsführer Hai<br />

Nguyen und dessen Alltag<br />

näher kennenzulernen…<br />

Fernöstliche Klänge<br />

begrüßen die Gäste beim<br />

Betreten der „Arche“. Sofort<br />

erscheint ein junges Mädchen<br />

und erkundigt sich<br />

nach dem Wunsch. „To go“<br />

in einer Box, falls es schnell<br />

gehen muss? Oder doch<br />

lieber in aller Ruhe aus der<br />

Speisekarte wählen und<br />

„hier essen“? Kaum hat man<br />

Platz genommen, breitet sich<br />

ein wohliges Gefühl aus. Der<br />

Raum ist in ein warmes Licht<br />

getaucht, von den Decken<br />

hängen rote Lampions, die<br />

gut mit der Wandfarbe<br />

harmonieren. Die Wände<br />

zieren viele Strickbilder,<br />

überall stehen Vasen mit<br />

Lotusblumen. „Die sind<br />

schön, nicht?“ Hai umfasst<br />

lächelnd eine der pinken<br />

Blüten und lässt seinen Blick<br />

durch den Raum schweifen.<br />

„Die Bilder haben wir selbst<br />

aus Vietnam mitgebracht.“<br />

Hai selbst stammt aus<br />

der Hauptstadt Hanoi und<br />

kam als Gastarbeiter nach<br />

Deutschland. Als er seine<br />

Frau Hang kennenlernte,<br />

zogen die beiden nach<br />

Nordrhein-Westfalen. Seit<br />

2014 wohnen sie in Singen,<br />

nahe am schönen Bodensee.<br />

Als der Geschäftsinhaber<br />

The Duong Hoang Hai 2015<br />

eine Stelle in dem Bistro<br />

anbot, sagte der sofort zu.<br />

Seitdem ist Hai Geschäftsführer<br />

des Asia-Bistros<br />

unterhalb der Mensa. Nach<br />

der Übernahme hat er den<br />

Laden von Grund auf<br />

umgekrempelt: andere<br />

Speisekarte, neue Einrichtung<br />

– sogar die Wandfarbe<br />

hat er erneuert. Ein knalliges<br />

Orange dominiert nun den<br />

Raum, Flächen in kräftigem<br />

Giftgrün bilden einen starken<br />

Kontrast. So wirkt das<br />

ehemals blassgelbe Bistro<br />

viel lebendiger.<br />

Seitdem läuft das<br />

Geschäft wieder besser, was<br />

sich auch an den steigenden<br />

Umsätzen bemerkbar macht.<br />

Spaß bei der Arbeit, das ist<br />

Hais Schlüssel zum Glück.<br />

Seine Frau und er betreiben<br />

das Bistro weitestgehend zu<br />

zweit, und trotz des anstrengenden<br />

Alltags würde er<br />

nicht tauschen wollen: „Das<br />

ist das Schöne daran: ich bin<br />

den kompletten Tag mit<br />

Hang zusammen. Die<br />

gemeinsame Zeit mit der<br />

Familie ist wichtig. Die<br />

hätten wir nicht in diesem<br />

Maße, wenn wir in unterschiedlichen<br />

Jobs tätig<br />

wären.“ Wenn es die Schule<br />

zulässt, hilft ihre 13-jährige<br />

Tochter Jenny mit, der das<br />

Bedienen der Kunden<br />

offensichtlich Freude<br />

bereitet. Jeden einzelnen<br />

Gast begrüßt sie mit<br />

demselben vergnügten<br />

Lächeln im Gesicht, wie es<br />

ihr Vater an den Tag legt.<br />

Besonders um die<br />

Mittagszeit ist das Bistro<br />

unter der Woche gut<br />

besucht. Aber auch abends<br />

hat das Ehepaar immer<br />

etwas zu tun: „Nach einem<br />

Tag in der Bibliothek oder<br />

vor einer anstehenden<br />

Klausur kommen die<br />

Studenten besonders gern<br />

her,“ erzählt Hai. Er selbst<br />

legt viel Wert auf regelmäßige,<br />

warme Mahlzeiten mit<br />

der Familie, doch wird der<br />

Tagesablauf hauptsächlich<br />

von der Kundschaft bestimmt.<br />

Komplett leer ist das<br />

Asia-Restaurant eigentlich<br />

nie. Vor 22:00 Uhr sind die<br />

beiden selten zuhause.<br />

Manchmal kann es sogar<br />

noch später werden. Den<br />

einzigen freien Tag in der<br />

Woche verbringen die<br />

Nguyens mit gemeinsamen<br />

Sonntagsausflügen. „Dann<br />

fahren wir raus. Rund um den<br />

Bodensee kann man so viel<br />

unternehmen.“ Hauptsache,<br />

sie verbringen ihren Ruhetag<br />

zusammen als Familie, um<br />

gestärkt in die neue Woche<br />

zu starten.<br />

Ein typischer Tag beginnt<br />

für die Familie Nguyen um<br />

sieben Uhr in ihrer Wohnung<br />

in Singen. Während Jenny<br />

ins Gymnasium geht, kaufen<br />

Hai und seine Frau jeden<br />

Morgen im Supermarkt für<br />

die „Arche“ ein und fahren<br />

anschließend eine gute<br />

halbe Stunde nach Konstanz,<br />

um ihr Bistro zu öffnen.<br />

Über 100 Gerichtsvariationen<br />

bietet die neue<br />

Speisekarte. Besonders Hais<br />

vietnamesische Gerichte<br />

nach Familienrezept erfahren<br />

viel Lob. Doch Hai hat einen<br />

ganz klaren Favoriten: „Pho<br />

Ga“, eine Reis-Bandnudel-Suppe<br />

mit Hühnerfleisch,<br />

ist ein traditionelles Gericht<br />

aus seiner Heimatstadt. „Es<br />

ist einfach. Man fühlt sich<br />

satt, aber nicht voll. Wer<br />

mein ‚Pho Ga‘ gegessen hat,<br />

der kommt auf jeden Fall<br />

wieder. Das schmeckt nur bei<br />

mir so.“<br />

Hai experimentiert gerne<br />

mit Rezepten. Essen ist eine<br />

18


Text: Laura Kerling, Foto: Harald Waldrich<br />

Leidenschaft, die er zelebriert – besonders im Kreise der<br />

Familie. Seine schwarzen Augen funkeln beim Erzählen: „Wir<br />

lieben gutes Essen.“ Nicht nur vietnamesisch, wie er verrät.<br />

Die Nguyens gönnen sich auch gerne einmal ein Steak oder<br />

Kängurufleisch auf dem heimischen Tischgrill. Dosenessen<br />

kommt dagegen nicht auf den Tisch. „Wenn du etwas isst,<br />

dass nicht gut für dich ist – wie soll es dann gut für den Gast<br />

sein? Die Kunden sehen schließlich auch, was wir essen.“<br />

An seinen Gästen schätzt Hai, der schon seit über<br />

zwanzig Jahren in der Gastronomie arbeitet, besonders die<br />

Lockerheit. „Das geht hier ganz unkonventionell zu. So kann<br />

man auch gemeinsam mit den Kunden lachen.“ Und das tut<br />

der Geschäftsführer gerne und oft – auch wenn der Laden<br />

noch so voll ist. So baut er eine freundschaftliche Beziehung<br />

zu seinen Kunden auf. Wenn Hai zu Mittag isst, kommt es<br />

oftmals vor, dass ihn ein Gast anspricht, ob er mal probieren<br />

dürfe – und kurze Zeit später genau dieses Gericht bestellt,<br />

auch wenn es nicht auf der Karte steht. „Das ist kein<br />

Problem. Ich freue mich, wenn mein Essen schmeckt. Ich<br />

kann dir fast alles machen, was du willst.“ Ohnehin wird<br />

ausschließlich mit frischen Zutaten gekocht und jedes<br />

Gericht erst auf Bestellung zubereitet. Darauf legt Hai sehr<br />

viel Wert. „Die Aromen sind ganz anders, wenn man das<br />

Gemüse kurz und deftig anbrät, damit es noch diesen<br />

knackigen, bissfesten Zustand hat.“<br />

Dementsprechend dauert es von Beginn der Bestellung<br />

bis zum Servieren des Gerichts auch etwas länger, gibt Hai<br />

zu. Aber das nimmt er für die Qualität seines Essens gern in<br />

Kauf. Purismus und Frische ist sein Motto, wie er immer<br />

wieder betont: „Wir benutzen keine Geschmacksverstärker,<br />

sondern nur Kräuter und Gewürze.“ Das rät er auch seinen<br />

Kunden. Für alle, die es beispielsweise etwas schärfer<br />

mögen, hält Hai frische Chilis bereit. Mehr nachträgliches<br />

Aufpeppen braucht es seiner Meinung nach nicht. „Das<br />

unterscheidet uns von anderen Gaststätten.“<br />

Auch von seinen Gästen bekommt Hai viel Lob für sein<br />

neues Konzept: unter seiner Leitung wurde die Arche zu einer<br />

Wohlfühl- und Schlemmoase für Studenten, Dozenten und<br />

Mitarbeiter der Universität. Genau das war sein Ziel: Die<br />

Leute sollen hier entspannen können. Hang und Hai haben<br />

sich bemüht, so viele Komfortzonen wie möglich im Bistro zu<br />

schaffen. So gibt es jetzt beispielsweise unter einem kleinen<br />

Balkon eine „Lounge“, wie Hai sie nennt, „da können sie<br />

einfach mal ein bisschen relaxen.“<br />

Er lässt den Studenten viel Freiraum, sie dürfen sich bei<br />

ihm zum Beispiel auch mit „To go“- Boxen an den Tisch<br />

setzen, solange der Platz nicht für à la carte-Gäste benötigt<br />

wird. Seine Frau Hang sorgt sich ebenfalls mütterlich um die<br />

Kundschaft und serviert so manchem gestressten Besucher<br />

eine Tasse selbstgemachten Ingwertee, um die Nerven zu<br />

beruhigen.<br />

Obwohl die beiden innerhalb von wenigen Monaten<br />

schon so viele Renovierungen in und an dem Restaurant<br />

durchgeführt haben, hat Hai immer noch Optimierungen und<br />

Erweiterungen des Speiseangebots in Aussicht. Die bleiben<br />

jedoch vorerst sein Geheimnis, „dafür fehlt uns das Personal.<br />

Das wird sonst zu viel.“<br />

Also: wenn Du zuverlässig, engagiert und fleißig bist und<br />

außerdem noch Spaß an der Arbeit in der Gastronomie hast,<br />

komm doch einfach mal bei Hang und Hai vorbei und stell<br />

Dich vor! Hier wird jede helfende Hand gebraucht – vor allem<br />

in der Mittagszeit. Wenn Du dazu noch ein Lächeln im<br />

Gesicht trägst, dürftest Du in die herzliche, vietnamesische<br />

Familie passen.<br />

Und auch wenn Du keinen Job suchst, ein Besuch in der<br />

Arche lohnt sich allemal. Allein, um Hais Lieblingsgericht Pho<br />

Ga selbst zu testen!<br />

Die „Arche“ hat jeden Tag von 11:00 bis<br />

21:00 Uhr geöffnet, am Samstag bis 20:00 Uhr.<br />

Kennen wir uns schon?<br />

500 Jahre Reinheitsgebot und<br />

50 Jahre Universität Konstanz<br />

feiern wir mit unserem<br />

neuen Jubiläumsbier<br />

Bodensee Pils:<br />

ein echtes Craft Bier,<br />

eingebraut mit fünf der<br />

besten Aromahopfen.<br />

Das Bier vom See. www.ruppaner.de<br />

19


Studienfinanzierung – wenn es mal eng wird<br />

Ohne volles Einkommen sind die hohen Wohnungs- und<br />

Lebenshaltungskosten hier am See für die meisten Studierenden<br />

eine große Herausforderung. Und auch mit Unterstützung<br />

von zu Hause kann es zum Monatsende schon mal knapp<br />

werden. Die meisten kennen dieses Problem und müssen<br />

deswegen vielleicht auch mal den ein oder anderen Wunsch<br />

zurückstellen, bis sich die finanzielle Lage wieder entspannt<br />

hat. Für Studenten gibt es einige Vergünstigungen, die das<br />

Leben leichter machen. Das Studi-Ticket und die Befreiung<br />

vom Rundfunkbeitrag für Bezieher von BAföG sind hier wohl<br />

die prominentesten Beispiele.<br />

Aber was tun diejenigen, bei denen es wirklich um die<br />

eigene Existenz geht? Seezeit bietet für solche akuten Fälle<br />

mehrere Möglichkeiten an, um den Studierenden bei der<br />

Finanzierung zu helfen.<br />

Vor allem am Studienende, wenn auch der BAföG- und<br />

der Kindergeldanspruch erlischt würde es bei einigen schon<br />

mal eng werden, meint Marlies Piper, die zuständige Seezeit-Mitarbeiterin.<br />

Doch es gibt auch hier noch Alternativen, finanzielle<br />

Unterstützung zu erhalten, um das Studium abschließen zu<br />

können. Eine davon ist der KfW- Studienkredit, bei dem man<br />

zwischen 100 und 650 Euro pro Monat erhält. Es ist allerdings<br />

zu bedenken, dass es sich um ein verzinstes Darlehen handelt.<br />

Anders als beim BAföG muss die komplette Summe plus<br />

Zinsen zurückgezahlt werden.<br />

Seezeit bietet als Alternative auch eigene Finanzierungsmodelle<br />

an, die für bedürftige Studenten in Frage kommen.<br />

Zum einen ist das der Härtefonds von Seezeit. Man kann hier<br />

ein zinsloses Darlehen von bis zu 2000 Euro erhalten, welches<br />

in Raten ausbezahlt wird. Voraussetzung dafür ist die Bedürftigkeit,<br />

die individuell festgestellt wird und zwei Bürgen mit<br />

regelmäßigen Einkommen in Deutschland.<br />

Für die genannten existenzgefährdeten Fälle gibt es<br />

außerdem die Nothilfe von Seezeit. Dabei handelt es sich um<br />

eine kurzfristige Unterstützung über maximal drei Monate.<br />

Ausgezahlt werden zur Überbrückung einer akuten finanziellen<br />

Not maximal drei Mal 300 Euro.<br />

Bevor man jedoch auf eigene Faust versucht eine dieser<br />

Möglichkeiten in Anspruch zu nehmen, sollten sich betroffenen<br />

Studierende von Frau Piper professionell beraten lassen.<br />

In einem persönlichen Gespräch kann so herausgefunden<br />

werden, welche Alternativen bestehen und welcher Weg in<br />

der jeweiligen Situation der Beste ist.<br />

Ganz wichtig: keine falsche Scheu! Niemand muss sich für<br />

finanzielle Engpässe schämen. Nicht jeder genießt das Privileg<br />

finanzieller Unterstützung von zu Hause und nicht jeder kann<br />

neben dem Studium arbeiten gehen. Trotzdem sollte jeder die<br />

Möglichkeit haben zu studieren. Deshalb an alle, die sich<br />

finanziellem Druck ausgesetzt fühlen: Habt keine Angst,<br />

sondern lasst euch beraten und unterstützen.<br />

Ansprechpartnerin Studienfinanzierung:<br />

Marlies Piper<br />

Sozialberatung@seezeit.com<br />

Tel: +49 7531 - 88 7305<br />

Sprechzeiten:<br />

Mo 9.30 - 11.30 Uhr im Seezeit Service Center<br />

Di 9.30-11.30 Uhr in K 401<br />

Mehr Infos unter<br />

www.seezeit.com/geld/finanzierungshilfen<br />

Text: Felix Lorenz<br />

ZGH 0088/45 · 09/16 · Foto: peterheck.de<br />

Der AOK-Studenten-Service.<br />

Wir machen Sie rundum fit für den Campus: nicht nur in Fragen der Gesundheit, sondern<br />

auch mit kostenlosen Online-Vorträgen, E-Books und zahlreichen nützlichen Tipps für den<br />

Hochschulalltag. Mehr dazu unter bw.aok-on.de/studierende<br />

AOK – Die Gesundheitskasse Hochrhein-Bodensee<br />

Studenten-Service · Inselgasse 30 · 78462 Konstanz<br />

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AOK Baden-Württemberg


Text: Phillip Horch, Foto: Harald Waldrich<br />

Studi Job in der Mensa<br />

– dort arbeiten,<br />

wo andere Mittag essen<br />

All die, denen der<br />

Geldbeutel der Eltern nicht<br />

wohlgesonnen ist oder die<br />

mal wieder knapp am BAföG<br />

vorbeigeschrammt sind,<br />

kennen das Problem der<br />

knappen Kasse. Doch auch<br />

diejenigen, die ein kleines<br />

oder großes Bündel Geld in<br />

der Matratze versteckt haben,<br />

freuen sich über ein zusätzliches<br />

Taschengeld. Kurz<br />

gesagt: Geld wird immer gern<br />

genommen. Schließlich will<br />

man ja auch nicht als Student<br />

leben wie so ein Student –<br />

und das kostet eben. Da trifft<br />

es sich vorzüglich, dass das<br />

Studierendenwerk seine<br />

Schütz- und Zöglinge<br />

durchaus auch finanziell<br />

unterstützen kann. Entweder<br />

leihweise, mit besagtem<br />

BAföG, oder eben mit<br />

monatlich gezahlten Löhnen.<br />

In der Menseria Gießberg<br />

mit der preisgekrönten<br />

Atmosphäre gibt es nämlich<br />

nicht nur leckeres, leicht<br />

bekömmliches und vor allem<br />

auf Dauer satt machendes<br />

Essen, sondern auch Jobs für<br />

Studenten. Dort zu arbeiten,<br />

wo andere Mittag essen, hat<br />

natürlich den immensen<br />

Vorteil, innerhalb von fünf<br />

Minuten wieder direkt in der<br />

Bib, im Seminarraum oder im<br />

Vorlesungssaal zu sein. Da<br />

kann man sich zwischen zwei<br />

Veranstaltungen einfach noch<br />

eine Schicht packen und war<br />

schon mal nicht umsonst an<br />

der Uni. Das weiß vor allem<br />

die 27-jährige Jessica Nock,<br />

Studentin der Sprachwissenschaft<br />

und Mitarbeiterin in<br />

der Mensa, zu schätzen: „Da<br />

man sich die Schichten vor<br />

dem Semester aussuchen<br />

kann, lässt sich das auch sehr<br />

gut mit dem Studium<br />

vereinbaren. Praktisch ist<br />

natürlich, wenn man sowieso<br />

an der Uni ist und sich<br />

Schichten vor oder zwischen<br />

die Vorlesungen legen kann.“ Auch nach drei Jahren bei<br />

Seezeit würde Jessica diese Arbeit uneingeschränkt weiterempfehlen.<br />

Der kurze Arbeitsweg und die netten Kollegen<br />

sind da natürlich ein Anreiz, der auch auf Skeptiker überzeugend<br />

wirken sollte. Und selbst in der Currywurstbude ist es<br />

bei frostigen Temperaturen noch angenehmer, als sich<br />

draußen die Finger abzufrieren. Wer sich also zwischen den<br />

wohltuenden Gerüchen von frischer Pasta, leckerem Eintopf,<br />

dem ausgewogenen Stammessen oder einfach nur beim<br />

Bestaunen der veganen Snacks den einen oder anderen Euro<br />

dazuverdienen will, darf sich vertrauensvoll an das Studierendenwerk<br />

wenden. Wer es dann aufgrund der flexiblen<br />

Arbeitszeiten schafft, sein Studium erfolgreich zu absolvieren,<br />

hat sogar schon gastronomische Erfahrungen, die sich der<br />

glückliche Student genüsslich in den Lebenslauf eintragen<br />

kann.<br />

Wohnen für Hilfe – die etwas andere WG<br />

Seezeit informiert<br />

Text: Felix Lorenz<br />

Wohnraum in Konstanz ist rar und meist ziemlich kostspielig.<br />

Eine eigene Wohnung können sich viele nicht leisten und<br />

Wohnheimplätze sind begehrt und daher schnell vergriffen.<br />

Seit 2013 bietet Seezeit eine besondere Alternative an, die für<br />

einige von euch vielleicht interessant ist. Das Konzept heißt<br />

„Wohnen für Hilfe“ und dahinter verbirgt sich die etwas<br />

andere Wohngemeinschaft.<br />

Bei „Wohnen für Hilfe“ bieten Menschen, die im Alltag<br />

Unterstützung brauchen und eine große Wohnung oder ein<br />

großes Haus besitzen, günstigen Wohnraum für hilfsbereite<br />

Studenten an. In der Regel wird von den Studenten dabei<br />

zwischen acht und zwölf Stunden Hilfe pro Monat erwartet.<br />

Bei zehn Stunden monatlicher Hilfe erhält man bei einem<br />

Quadratmeterpreis von zehn Euro rund 100 Euro Mietnachlass,<br />

so die Faustregel.<br />

Die Vermieter sind dabei meist Senioren aber auch<br />

Familien, die Unterstützung im Alltag benötigen. Wichtig für<br />

alle: Bei der Hilfe handelt es sich nicht um Pflege. Vielmehr<br />

geht es um Unterstützung im Haushalt oder beim Einkauf.<br />

Viele der Vermieter möchten auch, dass ihnen ab und zu<br />

jemand Gesellschaft leistet oder ihr Haus „hütet“. Prinzipiell<br />

kann sich also jeder Student auf einen Platz bei „Wohnen für<br />

Hilfe“ bewerben, der hilfsbereit und älteren Generationen<br />

gegenüber offen ist. Momentan sind acht Studenten bei<br />

sieben Vermietern untergebracht. Die Resonanz sei überwiegend<br />

sehr positiv, so Marina Filipczyk, die zuständige<br />

Seezeit-Mitarbeiterin. Allerdings überwiegt auch bei „Wohnen<br />

für Hilfe“ die Nachfrage das Angebot. Deswegen erhofft sich<br />

Frau Filipczyk für die Zukunft mehr Vermieter und damit mehr<br />

Wohnraum, um das Projekt weiter wachsen zu lassen.<br />

Nichtsdestotrotz sollte sich jeder, der Interesse hat bei ihr<br />

bewerben und die Möglichkeit wahrnehmen.<br />

Und sollte jemand von euch Verwandte, Freunde oder<br />

Bekannte in Konstanz haben, die genügend Platz haben und<br />

vielleicht etwas Unterstützung brauchen könnten, dann weist<br />

sie auf diese Möglichkeit hin.<br />

Beide Seiten erwarten dabei andere Ansichten und<br />

Blickwinkel, neue Erfahrungen und vielleicht sogar neue<br />

Freundschaften.<br />

Bewerbt euch deshalb für die etwas andere WG, von der<br />

alle profitieren.<br />

Ansprechpartnerin<br />

Marina Filipczyk<br />

Service Center<br />

Tel +49 7531 - 88 7405<br />

wfh@seezeit.com<br />

Sprechzeiten<br />

Mo 09.30 - 11.30 Uhr<br />

Mi 09.00 - 11.00 Uhr<br />

Mehr Infos unter<br />

https://www.seezeit.com/wohnen/wohnen-fuer-hilfe/<br />

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Aktion Deutschland Hilft<br />

Das starke Bündnis bei Katastrophen<br />

Seezeit informiert<br />

Wenn Menschen durch große Katastrophen in Not geraten, helfen wir. Gemeinsam,<br />

schnell und koordiniert. Schon ab 5€/Monat werden Sie Förderer. Ihre regelmäßige<br />

Spende ermöglicht unsere weltweite Hilfe für Menschen in Not.<br />

Spendenkonto (IBAN): DE62 3702 0500 0000 1020 30<br />

Jetzt Förderer werden unter: www.Aktion-Deutschland-Hilft.de<br />

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Mit wenig<br />

viel bewegen<br />

Mit der Mensacard können Studierende<br />

an Menschen in Not spenden<br />

Studierendenbefragung »Beeinträchtigt<br />

Studieren«<br />

Seezeit informiert<br />

Text: Ilka Glückselig, Foto: Ciara-Angela Engelhardt<br />

Zwischen Mittagessen und Kaffee schnell das eigene<br />

Guthaben checken oder neues Geld auf die Mensakarte<br />

laden und damit gleichzeitig Menschen in Not helfen – an<br />

einer der Abfragestationen an der Mensa der Uni Konstanz<br />

ist dies seit Januar 2015 möglich. Mit jedem Auflegen der<br />

Mensakarte werden zehn Cent abgebucht, die Seezeit an das<br />

„Bündis Aktion Deutschland Hilft spendet“. Studenten und<br />

Mitarbeiter der Uni erhalten damit die Möglichkeit, schnell,<br />

mit geringem Aufwand und wenig Geld für einen guten<br />

Zweck zu spenden.<br />

Seit Beginn der Aktion wurden bereits 1.500 Euro<br />

eingenommen, die Seezeit für den Kampf gegen Ebola<br />

sowie für Erdbebenopfer in Nepal gespendet hat. Für<br />

welchen Empfänger die Aktion aktuell Beiträge sammelt,<br />

erläutert ein Plakat, das sich über der besagten Abfragestation<br />

befindet. Seit Mitte Oktober stehen die Opfer des<br />

Hurricane Matthew als Spendenempfänger fest.<br />

Das von Seezeit gegründete Projekt läuft gut und wird<br />

von Studenten und Mitarbeitern stark unterstützt. Jeder, der<br />

seine Karte ab und an am Gerät einlesen lässt, trägt dazu<br />

bei, Menschen in Not zu helfen. Seezeit plant daher weitere<br />

Spendenstationen an der HTWG Konstanz sowie in Weingarten,<br />

Friedrichshafen und Ravensburg.<br />

Selbstverständlich verfügen nicht alle der Kartenstationen<br />

an der Uni über die Spendenfunktion, sodass nach wie vor<br />

auch ohne eine Spende das Guthaben abgefragt werden<br />

kann. Doch zehn Cent sind nicht viel Geld, können in der<br />

Summe aber Großes bewegen.<br />

Am 21. November 2016 ist eine Umfrage gestartet, in<br />

der Studenten mit Behinderungen und chronischen Krankheiten<br />

zu ihrer Situation an der Uni befragt werden: Was<br />

behindert ein erfolgreiches Studium? Welche Voraussetzungen<br />

müssen gegeben sein, um mit Beeinträchtigungen<br />

studieren zu können? Wie sind Unterstützungsangebote der<br />

Uni zu bewerten und was hat sich bewährt?<br />

Geleitet wird die Befragung vom Deutschen Studentenwerk<br />

und dem Deutschen Zentrum für Hochschul- und<br />

Wissenschaftsforschung. Ziel ist es, mit den ermittelten<br />

Daten den Bau von Barrierefreiheit zu fördern und Verbände<br />

zu unterstützen, die sich für die Rechte von Studierenden mit<br />

Behinderungen und chronischen Krankheiten einsetzen. Eine<br />

Teilnahme an der Studie ist bis Ende dieses Wintersemesters<br />

möglich. Im Frühjahr 2018 werden die Ergebnisse dann<br />

veröffentlicht.<br />

Benötigte Dauer zum Ausfüllen des Fragebogens: Eine<br />

halbe Stunde. Anonym und datengeschützt!<br />

Wenn ihr mit einer studienerschwerenden Beeinträchtigung<br />

studiert und eine Einladungsmail bekommen habt<br />

- macht mit!<br />

Mehr Informationen: www.best-umfrage.de<br />

FAQ: www.best-umfrage.de/best2-ablauf-faq/<br />

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Ausstellung zu App-Kulturen<br />

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und App-Kunst<br />

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Opening: 01101110<br />

19. Januar 01101110<br />

2017<br />

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20:00 01100101<br />

Uhr<br />

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Im Neuwerk werden künstlerische Entwürfe von »Mobile Apps« und<br />

Installationen aus dem Bereich der Medienkunst, die Apps in ihre<br />

Funktionsweise aufnehmen, neben medienpraktischen Arbeiten von<br />

Studierenden der Universität Konstanz präsentiert.<br />

Kultur<br />

Innovativ,<br />

intensiv,<br />

international<br />

– im Gefühlschaos bei den „kurz.film.spielen.“<br />

Geschockte Gesichter, erleichtertes Aufatmen, Gänsehaut<br />

und feuchte Augen – das 13. Kurzfilmfestival bescherte<br />

dem Publikum ein Wechselbad der Gefühle.<br />

„Zum Filme machen braucht man Talent. Wir haben<br />

Filme ausgewählt, die etwas wagen. Filme, die bewegen<br />

und etwas im Zuschauer auslösen,“ erklären die Organisatoren<br />

aus dem Zebra Kino. Dieser Anspruch ist dem Team<br />

definitiv gelungen. Am 22. und 23. Oktober war es wieder<br />

soweit: das Zebra Kino präsentiert zum 13. Mal seine<br />

Kurzfilme in Konstanz. Aus 600 eingereichten Filmbeiträgen<br />

werden den Besuchern die 49 besten internationalen Kurzfilme<br />

aus insgesamt 24 Ländern vorgeführt. Die drei besten<br />

Streifen werden durch eine vierköpfige Jury aus der<br />

Film- und Medienbranche prämiert. Eigentlich war auch der<br />

Gewinner des letzten Jahres, Ayce Kartal, für die Jury<br />

vorgesehen. Ihm wurde jedoch die Ausreise aus der Türkei<br />

untersagt, wie er in einer Presseerklärung bedauerte. In<br />

seinem Gewinnerfilm „Marche arrière“ thematisiert er auf<br />

sarkastische Weise die türkischen Aufstände und die<br />

brutalen Einsätze der Polizei gegen die Demonstranten.<br />

Doch nicht nur die Jury, auch das Publikum durfte seinen<br />

Favoriten küren.<br />

Mit insgesamt rund 550 Zuschauern lockte das Festival<br />

dieses Jahr noch mehr Besucher als in den vergangenen<br />

Jahren an, was sicher auch der Optimierung von Logo,<br />

Trailer und Location zu verdanken ist. Der regnerische<br />

Sonntag war dabei mit etwa 300 Zuschauern besser besucht<br />

als der Starttag, einer der letzten sonnigen Herbsttage.<br />

24


Trotzdem ist der Vorführungssaal am Samstag bereits<br />

beim ersten Block zu zwei Dritteln gefüllt. Um Punkt 13:30<br />

Uhr schließen sich die Flügeltüren des großen Saals, der<br />

durch ein warmes Rotlicht eine völlig andere Atmosphäre<br />

versprüht als im Theater üblich. „Es ist echt gemütlich,<br />

besonders die Sessel,“ schwärmt Lydia Humboldt, die durch<br />

das Zebra Kino von dem Filmfestival erfahren hat, gleich zu<br />

Beginn. Im Gegensatz zu den vorherigen Veranstaltungsorten<br />

ist das Stadttheater geräumiger und fasst 200 Sitzplätze<br />

mehr als der Bürgersaal im Jahr zuvor. Trotzdem war der<br />

Teamleiter Ulrich von Varnbüler, der die „kurz.film.spiele.“<br />

schon seit einigen Jahren mitorganisiert, zunächst skeptisch.<br />

„Ich hatte wirklich Bedenken, ob das biedere Stadttheater<br />

mit seinem spießig-bürgerlichen Ambiente eine gute<br />

Location für unser alternatives Filmfest bietet.“ Doch wie<br />

sich herausstellt, waren diese Sorgen völlig unbegründet.<br />

Die enge Zusammenarbeit entstand durch die Verbindung<br />

zwischen dem Geschäftsführer des Zebra Kinos, Christoph<br />

Sinz, und seinem Namensvetter, dem Intendanten des<br />

Stadttheaters, Christoph Nix. Gemeinsam verwandelten die<br />

Teams die neue Location in eine Art Retro-Kino, in dem nun<br />

ein leger gekleidetes Publikum aller Altersklassen Platz<br />

findet.<br />

Während die Gäste, begleitet von leiser Jazz-Musik, in<br />

ihren roten Sesseln entspannt auf den Beginn des ersten<br />

Filmblocks warten und in den kostenlosen Programmheften<br />

blättern, ist das Zebra-Team schon hektisch zugange.<br />

Alexandra Gracev, die für die erste Schicht am Kartenverkauf<br />

eingeteilt ist, erklärt: „Es läuft schon ein bisschen<br />

chaotisch ab.“ Aber davon bekommen die Besucher nichts<br />

mit. Ganz im Gegenteil: viele Zuschauer und auch einige<br />

angereiste Filmproduzenten loben sogar die gute Organisa-<br />

Kultur<br />

Text: Laura Kerling, Fotos: Ciara-Angela Engelhardt<br />

25


Kultur<br />

tion des Festivals.<br />

Rund sechs Wochen vor dem<br />

Festival begann die heiße Phase der<br />

finalen Vorbereitungen. Die Praktikanten<br />

mussten dabei viel Eigenverantwortung<br />

übernehmen: vom Gestalten<br />

der Programmhefte über das Betreuen<br />

der Filmemacher bis hin zur Planung<br />

des Ablaufs. Eine Belastungsprobe<br />

– nicht nur für von Varnbüler, sondern<br />

auch für die anderen Teammitglieder,<br />

die zum größten Teil neben dieser<br />

freiwilligen Arbeit ein Studium stemmen<br />

müssen.<br />

Allein das Sichten der 600 eingereichten<br />

Filme dauerte von April bis<br />

September. Dabei wurde per Fingerzeig<br />

entschieden – fünf Finger waren<br />

die bestmögliche Bewertung. Viele<br />

Meinungsverschiedenheiten gab es<br />

jedoch laut von Varnbüler nicht. „Man<br />

kann einen guten sehr schnell von<br />

einem schlechten Film unterscheiden!“<br />

Diesen Kunstgriff, die richtige Filmsprache<br />

zu treffen und die Schauspieler<br />

entsprechend zu führen, beherrschen<br />

nicht alle Filmemacher. Aber auch das<br />

technische Wissen ist von Vorteil. Da<br />

hilft die beste Idee nichts, da ist sich<br />

das Team einig. Deswegen waren am<br />

Schluss hauptsächlich Filme von<br />

Filmstudenten in der engeren Auswahl.<br />

Doch auch hier gab es große Differenzen.<br />

„Viele Hochschüler stellen einfach<br />

nur ihre technischen Fähigkeiten zur<br />

Schau, die ihre Dozenten ihnen<br />

beigebracht haben, vergessen dabei<br />

jedoch völlig den Geist des Films,“<br />

bedauert von Varnbüler. Praktikantin<br />

Anna Mauder erklärt: „Der Film muss<br />

auf irgendeine Art herausstechen. Das<br />

Thema kann schon 100mal behandelt<br />

worden sein. Wenn es hingegen auf<br />

eine originelle, witzige Art transportiert<br />

wird, schafft es der Film bei uns in die<br />

engere Auswahl.“<br />

So wie der erste Film „Metube 2“,<br />

eine sechsminütige Hommage an die<br />

neue Generation der Youtuber und<br />

Blogger, der das Publikum mit einem<br />

skurrilen Musikvideo verstört, amüsiert<br />

und zugleich fasziniert: Tänzer in<br />

Latex-Anzügen performen zwischen<br />

antiken Statuen. Eine Oma mit<br />

glitzernder Disco-Jacke zwinkert der<br />

Kamera zu. Begleitet wird die Szenerie<br />

von der Kantate Carmina Burana. Der<br />

kuriose Mix bietet einen Vorgeschmack<br />

auf die Emotionen und verwirrenden<br />

Eindrücke, die im Laufe der Vorführung<br />

auf das Publikum einprasseln werden.<br />

Lachend zollen die Zuschauer dem<br />

Beitrag den ersten Applaus.<br />

Die nächsten sechs Filme folgen<br />

aufeinander mit nahtlosem Übergang.<br />

Das Organisationsteam hat sich<br />

bemüht, in jedem Block ein Gleichgewicht<br />

aus nachdenklichen und lustigen<br />

oder ästhetischen Filmclips herzustellen.<br />

Jedoch wurde hauptsächlich<br />

schwere, gesellschaftskritische Filmkost<br />

eingereicht. „Sorry für die depressive<br />

Note,“ entschuldigt sich die Moderatorin<br />

Nina Heller bereits am Ende des<br />

zweiten Blocks beim Publikum.<br />

Bemerkenswert an den ausgewählten,<br />

schwer verdaulichen Beiträgen sei vor<br />

allem die subtile Darstellungsweise der<br />

Kritik gewesen, erklärt das Zebra-Team<br />

seine Entscheidungen im Nachhinein:<br />

unter den Einsendungen waren auch<br />

Komödien, doch der Großteil des<br />

Humors sei extrem platt gewesen.<br />

Dabei lacht das Publikum gerne,<br />

wie die Publikumsgewinner der letzten<br />

Jahre beweisen. Umso mehr erstaunt<br />

von Varnbüler die Wahl des diesjährigen<br />

Publikumslieblings: „Geen<br />

Konigen In Ons Bloed“, ein niederländischer<br />

Film, der auf bewegende Weise<br />

den Zusammenhalt eines Geschwisterpaares<br />

zeigt, das in einer Jugendschutzeinrichtung<br />

aufwächst. Obwohl er mit<br />

ganzen 40 Minuten den längsten Film<br />

der „kurz.film.spiele.“ markiert, ist er<br />

bei weitem nicht der langatmigste,<br />

findet auch der 22-jährige Kevin<br />

Stratenhoff.<br />

Tatsächlich herrscht am Schluss<br />

große Einigkeit bei Publikum und Jury.<br />

Beide wählen zunächst „If Mama Ain‘t<br />

Happy, Nobody‘s Happy“ auf den<br />

ersten Platz, der die Familiengeschichte<br />

der Produzentin thematisiert. Sie<br />

selbst wird dabei zum Bestandteil des<br />

Films und öffnet mehrere narrative<br />

Ebenen, die dem Zuschauer ihre<br />

eigene Vergangenheit sowie die ihrer<br />

Mutter charmant und rührend näher<br />

bringen. In 25 Minuten spielt die<br />

Regisseurin mit konservativen Einstellungen,<br />

Liebesbeziehungen, Eigenständigkeit<br />

und Lebenserfahrung. Das<br />

Zebra-Team kann die Doppelplatzierung<br />

nachvollziehen. Aus etlichen<br />

eingereichten biographischen Beiträgen<br />

schafft es nur der niederländische<br />

Beitrag in die letztlich gezeigte<br />

Auswahl. Weil ein doppelter erster<br />

Platz allerdings unfair den anderen<br />

Filmen gegenüber sei und es sich<br />

ohnehin um ein extrem enges Kopf-an-<br />

Kopf-Rennen des Publikumspreises<br />

handele, entschließt das Team spontan,<br />

den zweitplatzierten Publikumsliebling<br />

„Geen Konigen In Ons Bloed“<br />

an die erste Stelle zu rücken.<br />

Selbst die Fach-Jury folgt bei der<br />

Auswahl vor allem ihrer Intuition, so<br />

auch Medienwissenschaftler Markus<br />

Spöhrer: „Ich denke, die Filme, an die<br />

man sich am Ende der zwei Tage am<br />

stärksten erinnert, sind es auf jeden<br />

Fall wert, in die engere Betrachtung<br />

gezogen zu werden.“<br />

Ins Gedächtnis brennen sich jedoch<br />

nicht nur Filme, die durchweg positives<br />

Feedback erfahren, sondern auch<br />

Beiträge, die für Diskussionspotenzial<br />

sorgen. So beispielsweise „The<br />

Disappearance of Willie Bingham“: ein<br />

Film, der auf brutale Weise das<br />

Rechtssystem in Frage stellt. Nach und<br />

nach werden dem Vergewaltiger Willie<br />

26


Text: Laura Kerling, Fotos: Ciara-Angela Engelhardt<br />

Bingham auf Wunsch der Angehörigen<br />

die Gliedmaßen amputiert. Der<br />

makabre Beitrag aus Australien<br />

schockiert und fasziniert zugleich.<br />

Direkt im Anschluss beendet der<br />

innovative Beitrag „Samira“ das zweite<br />

Filmset. Die Produzentin Charlotte<br />

Rolfes betritt mit den Worten „Krasser<br />

Block, ich bin völlig im Eimer,“ die Bühne.<br />

Dieses Gefühl teilen die anderen<br />

Gäste ausnahmslos mit ihr. Die<br />

Studentin Felicia Merkle geht völlig<br />

aufgewühlt in die Pause. „Die Filme<br />

sind wahnsinnig intensiv. Ich kann mich<br />

gar nicht entscheiden, welchen ich am<br />

besten fand. Aber ich hatte so oft<br />

Gänsehaut!“<br />

„Die Verarbeitung der Filme ist<br />

eine regelrechte Tortur für jeden<br />

Besucher, vor allem, weil sie so schnell<br />

aufeinander folgen,“ meint von<br />

Varnbüler. Deshalb soll die Filmauswahl<br />

nächstes Jahr auch reduziert, die<br />

Pausen dafür verlängert werden.<br />

„Jeder Film birgt so viel Gehalt, Inhalt<br />

und Emotionen – da kommen sehr<br />

interessante Gespräche zustande!“<br />

Dem stimmt auch der Regisseur<br />

des Films „Speechless“ zu, Robin<br />

Polák, der mit einigen Leuten seiner<br />

Filmcrew angereist ist. Pro Block holen<br />

die Moderatoren einen Filmemacher<br />

auf die Bühne, um dem Publikum<br />

Fragen zu ermöglichen. Das lockert die<br />

Atmosphäre auf, die Zuschauer zeigen<br />

sich interessiert und offen. Poláks Film<br />

zeigt einen syrischen Flüchtlingsjungen,<br />

der das erste Mal einen Spielzeugladen<br />

betritt. Die komplette<br />

Botschaft wird über Mimik und Gestik<br />

transportiert. „Da merkt man erst, wie<br />

wichtig Körpersprache in der Kommunikation<br />

ist. So kommt die Verlorenheit<br />

und Überforderung des kleinen<br />

Flüchtlingsjungen in der neuen,<br />

glitzernden Welt besser zur Geltung.“<br />

Als gebürtiger Tscheche weiß er,<br />

wovon er spricht. Auch wenn<br />

„Speechless“ gut beim Publikum<br />

ankam, polarisierte der Film in der<br />

Vorauswahl, verrät das Zebra-Team.<br />

Doch die Mehrheit war fasziniert, in<br />

sieben Minuten ganz ohne Sprache<br />

derartige Gefühle zu kommunizieren.<br />

„Viele Filmemacher denken, sie<br />

müssen einen 90-minütigen Kurzfilm<br />

machen, obwohl sie ihre Message kurz<br />

und knapp in fünf Minuten verpacken<br />

könnten,“ berichtet Polák. Das ist zum<br />

Teil auch für das Publikum anstrengend.<br />

Dementsprechend entspannen<br />

sich die Zuschauer bei leichter Kost,<br />

wie dem drittplatzierten Beitrag „Trial<br />

& Error“, einem Animationsfilm, der<br />

sich auf unterhaltsame Art und Weise<br />

mit dem alltäglichen Problem, einen<br />

Hemdknopf zu verlieren, befasst. Das<br />

Publikum reagiert mit schallendem<br />

Gelächter und auch auf den Gesichtern<br />

der Jury ist ein breites Schmunzeln<br />

zu sehen. Die Erleichterung über<br />

den raffinierten Witz und charmanten<br />

Esprit inmitten der bedrückenden<br />

Beträge ist deutlich zu spüren.<br />

Den zweiten Platz vergibt die Jury<br />

an einen Beitrag, der durch seinen<br />

schwarzen Humor besticht: „Hausarrest“<br />

behandelt die zunehmende<br />

Technisierung unserer modernen Welt.<br />

„Mir ging es nicht um die Abwertung<br />

von Technik. Mal ehrlich, ich würde<br />

auch nicht ohne mein iPhone aus dem<br />

Haus gehen,“ erklärt der charismatische<br />

Schweizer, Regisseur Matthias<br />

Sahli.<br />

Julia Becker, Jury-Mitglied und<br />

Schauspielerin, lobt außerdem<br />

besonders die Leistung ihrer kleinen<br />

Kollegin im französischen Film „Mother(s)“,<br />

in dem die achtjährige Aida<br />

mit einer völlig neuen Familiensituation<br />

konfrontiert wird.<br />

Alle Gewinner erhalten zur Erinnerung<br />

einen selbst angefertigten<br />

Bilderrahmen, dessen Mitte ein<br />

Filmstreifen in den Farben des Logos<br />

der „kurz.film.spiele.“ ziert, sowie<br />

Buchpreise und eine Urkunde mit<br />

einem QR-Code, auf dessen Link ein<br />

30-sekündiges Animationsvideo<br />

geschaltet wurde.<br />

Sowohl die Filmemacher als auch<br />

die Organisatoren der „kurz.film.<br />

spiele.“ haben ganze Arbeit geleistet.<br />

Gelegentliche Bildstörungen während<br />

der Vorführungen und technische<br />

Probleme können immer auftauchen.<br />

„Solche Komplikationen waren von<br />

vornherein eingeplant,“ beschwichtigte<br />

Nina Heller nach dem Festival. Und so<br />

ist die Resonanz insgesamt positiv.<br />

Manch einen ausgestrahlten Kurzfilm<br />

hat das Zebra-Team sogar schon im<br />

Fernsehen entdeckt. Da bleibt nur zu<br />

sagen: bis zum nächsten Jahr!<br />

Kultur<br />

27


Alternative<br />

Mehr Infos unter:<br />

www.horstklub.ch<br />

facebook.com/horstklub<br />

Jugendkultur links<br />

von der Mitte<br />

Kultur<br />

Der Kreuzlinger Horst-<br />

Klub im Portrait<br />

Die Alternativszene in und um<br />

Konstanz ist, gelinde gesagt, rar gesät.<br />

Sicher, da gibt es das Contrast, in dem<br />

hin und wieder selbstorganisierte<br />

Konzerte stattfinden. Ansonsten<br />

beschränken sich die Möglichkeiten für<br />

Freunde der etwas rockigeren Musik<br />

auf einige (eher teurere) Konzerte und<br />

wenige Bars. Aber das war es dann<br />

auch fast schon wieder. Wer also nicht<br />

die größte Lust hat, zur zweihundertsten<br />

elektronischen Tanzveranstaltung<br />

des Jahres zu gehen und erst kürzlich<br />

auf einer 90er-Party war, trotzdem Lust<br />

auf ein Bierchen und Musik hat, wäre<br />

prinzipiell ganz schön verloren. Wenn<br />

es da nicht das HORST gäbe. Seines<br />

Zeichens Stätte für Konzerte zum<br />

Selbstkostenpreis, kühles Bier und<br />

interessante Menschen.<br />

Also schnell die Tanzschuhe<br />

geschnürt, die Kreuzlinger Straße<br />

entlang gestapft, über den kleinen Zoll<br />

rüber und ab nach Kreuzlingen. Dann<br />

einfach ein Weilchen die Hauptstraße<br />

entlang, bis es irgendwann nach rechts<br />

in die Löwenstraße geht, dann ist man<br />

quasi schon da. Im Zweifelsfall hilft<br />

natürlich auch good old Google:<br />

Kirchstraße 1.<br />

Dann steht man auch schon vor<br />

dem Gebäude des B.A.D. K.i.d.S. e.V.,<br />

das früher einmal eine Steinhauerei<br />

war. (Daher der Name des Vereins:<br />

Bands, Abenteuer, Drinks (und) Kultur<br />

in der Steinhauerei). Heute befindet<br />

sich darin jedoch der Horst-Club, der<br />

dem Motto des Vereins mit viel<br />

Eigeninitiative und ehrenamtlichem<br />

Engagement der Mitarbeiter gerecht<br />

wird.<br />

Der Weg ist für Konstanzer<br />

Studenten zwar ein kleines bisschen<br />

weiter, als bis zur nächsten Eckkneipe,<br />

doch die paar Extrameter lohnen sich.<br />

Vielleicht nicht für jeden, aber sie<br />

lohnen sich. Wenn man Lust auf einen<br />

gemütlichen Martini-Abend mit<br />

Krawatte bei seichter Lounge-Musik<br />

und gehobener Nase hat, muss man<br />

wohl woanders hin. Im Horst gibt es<br />

eher gitarrenlastigen Sound, günstiges<br />

Bier, scharfe Mexikaner (Korn mit<br />

Tomatensaft und Tabasco), lockere<br />

Leute und ganz viel Ungezwungenheit.<br />

Und diese Ungezwungenheit hat<br />

inzwischen Tradition. Angefangen hat<br />

alles etwas unorganisierter in Proberäumen<br />

direkt an der schweizerisch-deutschen<br />

Grenze, hinter dem Lago. Dort<br />

haben einige Musikliebhaber Konzerte<br />

für Freunde organisiert. Gespielt haben<br />

Bands mit Freude am Auftritt und ohne<br />

das Vorhaben, die große Kohle zu<br />

machen. Da Konzerte allerdings<br />

naturgemäß eine recht laute Angelegenheit<br />

sind, haben Zuständige des<br />

Ordnungsamts Konstanz die Proberäume<br />

alsbald restlos und leider auch<br />

ersatzlos schließen lassen. Aufgrund<br />

der Alternativlosigkeit beschloss man<br />

bald, die Konzerte im Keller der<br />

gemeinsamen Wohnung zu veranstalten.<br />

Das war eine halboffizielle<br />

Angelegenheit, die binnen kurzem<br />

größer wurde als geplant. Was vorher<br />

eher als Auftrittsmöglichkeit für<br />

befreundete Nachwuchsbands gedacht<br />

war, sprach sich schnell herum. Die<br />

Anfragen überstiegen das Kontingent<br />

von einem Konzert pro Monat, neue<br />

Räumlichkeiten mussten her.<br />

Durch Zufall fand man dann die<br />

Lokalität in der Kirchstraße, in der<br />

zuvor eine Freikirche ihre Mitglieder<br />

zum richtigen Glauben gedrängt hatte.<br />

Nach Gesprächen mit dem Besitzer<br />

gab dieser den Horstleuten Vorrang,<br />

da er an ihrem Vorhaben Gefallen<br />

gefunden hatte. Auch wenn das Ganze<br />

jetzt professionell aufgezogen werden<br />

sollte, blieb der Grundgedanke<br />

erhalten. Ziel war es, einen nicht<br />

kommerziell orientierten Veranstaltungsraum<br />

zu bieten, in dem lokale<br />

und internationale Bands dem Publikum<br />

ihren Sound um die Ohren hauen<br />

können. Das Publikum sollte währenddessen<br />

zu erschwinglichen Preisen an<br />

einem Bier nippen können, ohne sich<br />

dafür in Unkosten stürzen zu müssen.<br />

Ganz ohne Sponsoren, Management,<br />

Chefetage, Profitgier und Neid – wie<br />

es bekannterweise in ebendieser<br />

Branche so oft der Fall ist. So kam es<br />

glücklicherweise vor zwei Jahren, dass<br />

das Horst umziehen und offiziell<br />

werden konnte.<br />

Laut Benni, einem der Vorstandsmitglieder<br />

des gemeinnützigen<br />

Vereins, kam den Gründern da ihre<br />

Gastronomieerfahrung zugute: „Wir<br />

kannten schon in etwa die Richtlinien,<br />

was Hygiene und Brandschutz anging<br />

und konnten dementsprechend alles<br />

nach den Bestimmungen bauen.“<br />

Innerhalb von nur sechs Wochen<br />

bauten die Jungs dann zu acht eine<br />

Bar und einen Teil der Inneneinrichtung:<br />

„Das hat natürlich noch anders<br />

ausgesehen als heute, viel rudimentärer.<br />

Das wächst von Zeit zu Zeit.“ Im<br />

Sommer dieses Jahres kam dann noch<br />

eine Schallschutzwand im Garten und<br />

eine kleine Skate-Anlage hinzu:<br />

„Gerade im Sommer hatten wir<br />

Probleme mit den Nachbarn. Wenn die<br />

Leute nach den Konzerten zum<br />

Luftschnappen nach draußen gehen,<br />

kann es schon sehr laut werden.“<br />

Durch die neue Schallschutzmauer ist<br />

dieses Problem behoben. Das Material<br />

für Anlage und Mauer hat man – ganz<br />

in Horst-Manier – über Benefizkonzerte<br />

eingespielt. Alles handmade, alles<br />

gemeinnützig, ganz viel Herzblut.<br />

Doch die Mitglieder kennen sich<br />

nicht nur an, vor und unter dem Tresen<br />

aus. Sie wissen auch, was es heißt, auf<br />

der Bühne zu stehen, Tourneeluft zu<br />

atmen und Kantinenfraß zu kosten. So<br />

kommt es, dass man im Horst nicht nur<br />

den Zuschauern, sondern auch den<br />

Bands entgegenkommt. Die Bands<br />

können so viel trinken, wie sie wollen<br />

und werden vom Horst-Team bekocht.<br />

So entsteht eine familiäre Atmosphäre,<br />

die auch im Konzertraum zu spüren ist.<br />

Die Bands sitzen dann auch gerne mal<br />

nach den Konzerten an der Bar oder<br />

mischen sich unters Publikum. Wenn<br />

ihnen dann alles zu viel wird (oder das<br />

Horst ganz einfach seine Pforten<br />

28


schließt), können sie sich in den eigens für sie gebauten<br />

Bandraum zurückziehen. Im Obergeschoss des Gebäudes<br />

befindet sich ein gemütliches Wohn- und Schlafzimmer mit<br />

Stockbetten sowie einer Küchenzeile, in der sich die Bands<br />

ausruhen und vorbereiten können. So spart man sich<br />

unpersönliche Hotelräume und auch -kosten, und die<br />

familiäre Atmosphäre wird unterstützt.<br />

Dass die Atmosphäre auf, vor und hinter der Bühne<br />

sowie an der Bar stimmt, scheint sich auch auf das Publikum<br />

auszuwirken. So gab es laut Benni in den letzten zwei<br />

Jahren nicht eine Schlägerei, auch musste die Polizei nicht<br />

ein einziges Mal gerufen werden. Da soll noch mal jemand<br />

sagen, Rockmusik mache aggressiv.<br />

Selbst die Stadt hat von Anfang an zum guten Klima<br />

beigetragen. Statt sich, wie es in Deutschland der Fall<br />

gewesen wäre, durch einen Urwald aus Genehmigungen<br />

und Anträgen kämpfen zu müssen, gibt es im beschaulichen<br />

Kreuzlingen nur eine Handvoll Regelungen, an die man sich<br />

halten muss. Finanzielle Förderung von der Stadt Kreuzlingen,<br />

wie es Kulturvereinen eigentlich zusteht, gibt es<br />

allerdings keine. Dadurch hat das Horst vielleicht keine<br />

finanziellen Rücklagen, ist andererseits jedoch unabhängig:<br />

„Wir fanden das eine Weile lang schade. Dass die Stadt,<br />

obwohl sie es gut findet, was wir machen, nie geschafft hat,<br />

unsere Anträge zu bearbeiten. Da hat es dann gereicht,<br />

dass sich Nachbarn beschwert haben, um den Antrag<br />

wieder zurückzuwerfen“, sagt Benni, fügt jedoch hinzu, dass<br />

man so nicht den Biss verliere und dazu gezwungen sei,<br />

weiterzumachen. Er habe das schon öfter bei anderen<br />

Vereinen gesehen: „Wenn dann viele Fördergelder kommen,<br />

ruht man sich gerne auf seinen Lorbeeren aus und<br />

gibt sich vielleicht nicht mehr so die Mühe.“<br />

Obwohl es also gezwungenermaßen darum geht, die<br />

Kosten zu decken, geht es dem Verein nicht ums Geld. Es<br />

wird darauf geachtet, dass die Miete am Ende des Monats<br />

gezahlt werden kann und dass die Bands nicht auf ihren<br />

Reisekosten sitzen bleiben. Das macht sich bewährt – so<br />

kommen ins Horst auch Bands zurück, die sich der Verein<br />

eigentlich nicht mehr leisten könnte. Aufgrund guter Erinnerungen<br />

und guter Kontakte drücken die Bands ein Auge zu<br />

und lassen es um der guten Atmosphäre willen im Horst noch<br />

mal krachen. Da zeigt sich dann, dass selbst im Kapitalismus<br />

gute Gespräche mitunter mehr wert sind als gute Gagen:<br />

„Das ist, glaube ich, ein größerer Mehrwert, den man hat, als<br />

groß was auf der Kante zu haben. Das ermöglicht mehr, wenn<br />

man mit den Menschen auf einer Wellenlänge ist, als mit<br />

großen Gagen zu locken.“<br />

Die Eintrittspreise liegen zwischen fünf und acht Euro,<br />

früher kommen lohnt sich. Die Getränkepreise sind für<br />

Schweizer Verhältnisse günstig, für deutsche durchschnittlich.<br />

Doch auch, wenn mal jemand an der Tür steht, der kein Geld<br />

mehr hat, wird dieser nicht nach Hause geschickt: „Wenn<br />

jetzt einer gar keine Kohle hat, bleibt der auch nicht vor der<br />

Tür. Solang es den Leuten gefällt und sie ne gute Zeit haben,<br />

hat alles seinen Zweck erfüllt.“<br />

Wer diese Idee also gut findet, gerne handgemachte<br />

Gitarrenmusik hört und netten Menschen nicht abgeneigt ist,<br />

dem sei ein Besuch in den Räumen des Horst ans Herz<br />

gelegt. Wer den Verein zusätzlich unterstützen möchte, kann<br />

Mitglied im B.A.D. K.i.d.S. e.V. werden. Für 40€ oder ebenso<br />

viele Franken gibt es dann ein cooles Horst-Shirt sowie<br />

Vergünstigungen bei Veranstaltungen.<br />

Kultur<br />

Text: Julia Kohushölter, Fotos: Theresa Gielnik<br />

29


Über Niederlagen<br />

Kolumne von Marc-Julien Heinsch<br />

Kolumne<br />

Ich bin ein guter<br />

Verlierer. Das soll nicht<br />

heißen, dass ich gerne<br />

verliere. Aber es bedeutet:<br />

ich kann verlieren, ich kann<br />

meine Niederlage anerkennen.<br />

Mein Bruder ist da ein<br />

ganz anderes Kaliber. Er ist<br />

ein schlechter Verlierer. Und<br />

das ist noch eine maßlose<br />

Untertreibung. Er konnte es<br />

noch nie und er wird es wohl<br />

auch mit seinen annähernd<br />

dreißig Jahren und darüber<br />

hinaus nicht mehr lernen. Ich<br />

erinnere mich noch gut<br />

daran, wie wir im Urlaub in<br />

unserem Wohnwagen<br />

zusammensaßen. Meine<br />

Mutter, mein Vater, mein<br />

Bruder und ich. Eng<br />

zusammengedrängt in der<br />

Sitzecke mit dem karierten,<br />

groben Stoffüberzug, um<br />

den ausklappbaren Tisch aus<br />

Pressspan mit Eichenfurnier,<br />

zwischen uns ein sechseckiges<br />

Spielfeld. Vor den<br />

Fenstern die verregneten<br />

Weiten eines französischen<br />

Campingplatzes. Doch das<br />

Wetter war uns egal. Denn<br />

was wirklich zählte, war die<br />

Besiedlung eines neuen<br />

Landes. Wir betrieben regen<br />

Tauschhandel untereinander.<br />

Zwei Holz gegen ein Lehm,<br />

drei Getreide gegen ein Erz.<br />

Wir waren Siedler und<br />

unsere neue Heimat hieß<br />

Catan.<br />

Ein herrliches Brettspiel,<br />

das in unserer Familie für<br />

geraume Zeit jedes andere<br />

Abendprogramm auf die<br />

hinteren Ränge verwies. Wer<br />

mit der hohen Kunst des<br />

Siedlerspiels vertraut ist, der<br />

wird wissen, wie schnell aus<br />

geselligem Miteinander<br />

blutiger Ernst werden kann.<br />

Vor allem, wenn einer wie<br />

mein Bruder mit am Tisch<br />

sitzt. Sah er bis kurz vor<br />

Spielende wie der sichere<br />

Sieger aus, so gelang es mir<br />

nicht selten, ihm durch<br />

cleveres Taktieren in letzter<br />

Sekunde seine längste<br />

Handelsstraße und mit ihr den Sieg abzuluchsen. Dann war<br />

die Kacke am Dampfen. Das größte Scheißspiel sei das und<br />

überhaupt sei er ja viel besser und mein Sieg vollkommen<br />

unverdient gewesen. Eine solche Niederlage akzeptiere er<br />

nicht, er sei der wahre Sieger und wenn ich auch nur einen<br />

Funken Ehrgefühl hätte, müsste ich das auch zugeben. Und<br />

so weiter und so weiter. Der Haussegen hing schließlich so<br />

schief, dass die Siedler von Catan in den heimischen<br />

Spieleschrank verbannt und nie wieder hervorgeholt<br />

wurden.<br />

Heute muss ich zugeben, obwohl ich mir damals eher<br />

die Zunge abgebissen hätte, dass mir diese Show die<br />

Freude über den Sieg tatsächlich verhagelt hat. Ich gab<br />

mich zwar stolz und machte mich mit provokanter Geste<br />

zum großen Sieger, innerlich aber brachte es mich bis zur<br />

Weißglut, dass mein Bruder meinen Sieg nicht anerkennen<br />

wollte. Sah er nicht, dass ich ihn regelgemäß bezwungen<br />

hatte? Bedeutete das nicht, dass ich der bessere Spieler<br />

war? Nein, das tat es nicht. Die Saat des Zweifels war gesät.<br />

Und überhaupt – was bedeutet ein Sieg schon, wenn der<br />

Gegner sich selbst ebenfalls<br />

zum Sieger erklärt? Bis heute<br />

frage ich mich, ob diese<br />

Geschichte mehr über mich<br />

als über meinen Bruder<br />

aussagt. Bin ich so abhängig<br />

von der Meinung anderer,<br />

dass meine Selbstbestätigung<br />

komplett von ihr<br />

abhängt? Habe ich ein<br />

Siedlerspiel verloren, dann<br />

wollte ich mich eben nicht<br />

so geben wie mein Bruder.<br />

Ich wollte Größe zeigen,<br />

gratulierte dem anderen zu<br />

seinem guten Spiel und<br />

analysierte selbstkritisch die<br />

Knackpunkte meiner<br />

eigenen Niederlage. Abseits<br />

des Spielbretts sind Sieg<br />

oder Niederlage Kategorien,<br />

in denen ich und viele<br />

meiner Altersgenossen das<br />

gesamte Leben vermesse.<br />

Wir streben nach Erfolg,<br />

halten uns an die Regeln<br />

und versuchen, geradlinig<br />

ans Ziel zu kommen.<br />

„Niederlagen gehören zum<br />

Leben“, sagt der Volksmund.<br />

Oder „Es zählt nicht, wie oft<br />

du hinfällst, sondern wie oft<br />

du wieder aufstehst“.<br />

Schöne, weise Worte, die<br />

man gerne anderen in<br />

leidvollen Momenten zur<br />

Hand gibt. Aber bei einem<br />

selbst? Wir wollen doch gar<br />

nicht erst hinfallen. Und das<br />

ist ein Problem. Wenn etwas<br />

nicht hinhaut und wir die<br />

Kontrolle verlieren, dann<br />

wiegt dieser Misserfolg so<br />

schwer, weil Niederlagen<br />

nicht zu unseren Selbstbildern<br />

gehören. Ich für<br />

meinen Teil wollte immer der<br />

Gute sein, ein Sieger. Und<br />

wenn ich schon verlieren<br />

muss, dann will ich selbst in<br />

der Niederlage noch Größe<br />

zeigen und ums Verrecken<br />

kein Arsch sein, der den<br />

anderen ihren Triumph mies<br />

macht.<br />

Ich bin ein guter<br />

Verlierer. Zumindest sagen<br />

das andere über mich.<br />

Text: Marc-Julien Heinsch, Illustration: Monty v. Spitzbergen<br />

30


Seezeit hilft<br />

BAföG-Amt<br />

Gustav-Schwab-Straße 5,<br />

78467 Konstanz<br />

Tel +49 7531 - 88 7265<br />

Fax +49 7531 - 88 7299<br />

bafoeg@seezeit.com<br />

Mo - Do 9.00 - 12.00<br />

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Sozialberatung<br />

Für Fragen zu Studienfinanzierung,<br />

Studium mit Kind und barrierefreiem<br />

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vormittags erreichbar.<br />

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Di 9.30 - 11.30 Uhr in K 401,<br />

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für Hilfe & Beratung bei Krisen im Studium,<br />

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Mo + Mi + Fr 11.00 - 12.00 Uhr<br />

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Mi 17.00 - 18.00 Uhr<br />

Seezeit informiert<br />

31


„Englischer Rasen vom<br />

Konstanzer Studenten“<br />

WOHNEN.HELFEN.LEBEN.<br />

Wohnen für Hilfe Konstanz<br />

Gartenpflege, Kinder hüten, Wohnungsputz, Gesellschaft leisten –<br />

nach dem Prinzip „Wohnen für Hilfe“ unterstützen Konstanzer<br />

Studierende ihre Vermieter im Alltag und sparen so einen Teil der Miete.<br />

Weitere Informationen unter<br />

Telefon +49 7531 - 88 7405<br />

www.wfh-konstanz.com

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