161222_Campuls_Web
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campuls<br />
Das kostenlose Hochschulmagazin von Seezeit<br />
Einpacken, liebhaben, weitersagen.<br />
Europa, die Krise und ich<br />
- Was bedeutet uns Europa?<br />
Seite 11<br />
Erwartungen und die Realität<br />
- Erstis und alte<br />
Hochschulhasen im Vergleich<br />
Seite 16<br />
Der Horst-Klub feiert<br />
Geburtstag - Ein Portrait aus<br />
der Kreuzlinger Szene<br />
Seite 28
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Editorial<br />
Liebe Studierende,<br />
wieder einmal steht die Weihnachtspause<br />
vor der Tür. Dabei wollten wir von Seezeit<br />
noch so viel für Sie tun. Aber die besinnlichen<br />
Tage zwingen uns alle nun einmal dazu,<br />
unsere Arbeit ruhen zu lassen. Und das ist<br />
doch eigentlich etwas Gutes.<br />
Die to-go-Becher wollten wir für Sie schon<br />
am Start haben. Doch wir hatten den Anspruch,<br />
diese zu Studierendenpreisen zu beschaffen.<br />
Sie kommen nun Anfang des neuen Jahres. Lassen<br />
Sie sich überraschen. Seitens der Mensen haben<br />
wir schon im zurückliegenden Jahr die Qualität<br />
der Speisen erhöht und wollen das auch im<br />
kommenden Jahre weiterhin tun. Die Arbeiten an<br />
der Zufahrt und der Hangabstützung an den<br />
Gruppenhäusern Ost sollten wenigstens begonnen<br />
sein. Leider hat wegen der (für Handwerker)<br />
positiven Konjunktur in Konstanz erst mal kein<br />
Unternehmen zusagen wollen.<br />
Im zweiten Anlauf haben wir es nun doch<br />
geschafft und rechnen mit Abschluss der<br />
Arbeiten im April 2017. Sie, liebe Bewohner,<br />
werden dann hoffentlich mit sauberen Schuhen<br />
Ihre Zimmer betreten können. Bleibt der Lichtblick<br />
mit unserem Seezeit-Kinderhaus. Wir<br />
haben den Kindergarten im Zeit- und Kostenrahmen<br />
fertigstellen können und sind nun auf<br />
dem neusten Stand. Es gibt also weitere<br />
Betreuungsplätze für Ihre Kinder. Von der<br />
Bahn und dem Berliner Flughafen haben wir<br />
schon Zuschriften erhalten. Die wollten<br />
wissen, wie das geht mit dem Einhalten von<br />
zeitlichem und finanziellem Rahmen.<br />
Auch in den Bereichen BAföG, Studienfinanzierung<br />
und Psychotherapeutische Beratungsstelle<br />
haben wir Anpassungen vorgenommen.<br />
Unser Bestreben ist weiterhin, schnellstmöglich<br />
und kompetent auf Ihre Bedürfnisse<br />
einzugehen. Wir werden uns auch im Neuen<br />
Jahr gerne wieder für Sie ins Zeug legen.<br />
Kommen Sie gut rein.<br />
Im Namen aller Seezeitler,<br />
Ihr Helmut Baumgartl<br />
– Geschäftsführer Seezeit Studierendenwerk<br />
Bodensee<br />
Liebe Leser,<br />
Weihnachten steht vor der Tür. Das Semester<br />
legt eine kurze Verschnaufpause ein, bevor es<br />
dann mit Volldampf in Richtung einer neuen<br />
Prüfungsphase geht. Doch zuerst heißt es, Zeit<br />
mit der Familie und Freunden verbringen.<br />
„Driving home for Christmas“ im Radio oder in<br />
der Spotify-Playlist – die Gemütlichkeit der<br />
Feiertage ist nur noch eine Fernbus-, Bahnoder<br />
Autofahrt entfernt. Damit euch bei so<br />
viel Freizeit nicht langweilig wird, gibt es<br />
die zweite Ausgabe eures Lieblingshochschulmagazins.<br />
In diesem Heft blicken wir unter<br />
anderem hinter die Kulissen der Kurzfilmspiele,<br />
vergleichen die Erwartungen von Erstsemestern<br />
mit den Erfahrungen alter Hochschulhasen und<br />
erforschen den Konstanzer „Begegnungsort“ Café<br />
Mondial. Außerdem werfen wir einen Blick in<br />
eine WG, präsentieren euch die Uni Konstanz in<br />
Zahlen und sprechen mit den Betreibern der<br />
Kreuzlinger Kultadresse Horstklub über dessen<br />
dreijährigen Geburtstag am aktuellen Standort.<br />
Ob also vor oder nach den Weihnachtsferien,<br />
die <strong>Campuls</strong>-Lektüre hilft gegen alle winterlichen<br />
Ausfallerscheinungen, von vorweihnachtlichem<br />
Familienkrach bis hin zu postfeiertäglichem<br />
Motivationstief. Glaubt ihr nicht? Dann<br />
fragt doch euren Arzt oder Apotheker. Für alle<br />
anderen gilt: Einpacken, liebhaben, weitersagen.<br />
Und noch ein Hinweis aus aktuellem Anlass:<br />
Ab 1. Januar 2017 können keine wissenschaftlichen<br />
Texte mehr auf Ilias bereitgestellt<br />
werden. Grund ist die Weigerung zahlreicher<br />
Deutscher Universitäten – darunter die Uni<br />
Konstanz – den neuen Vertrag zwischen VG Wort<br />
und der Kultusministerkonferenz zu unterschreiben,<br />
der eine Einzelüberprüfung jedes<br />
einzelnen Dokument vorschreiben würde, das auf<br />
einer Plattform wie Ilias bereitgestellt<br />
werden soll. Bisher konnten die Hochschulen<br />
Pauschalen bezahlen und unkompliziert wissenschaftliche<br />
Literatur in der Lehre online<br />
bereitstellen. Mit dem neuen Vertrag kämen der<br />
gewaltige Aufwand durch Einzelüberprüfungen<br />
und eine finanzieller Mehrbelastung durch<br />
Einzellizensierungen hinzu. Weltfremder geht<br />
es wohl kaum. Im neuen Jahr heißt es also<br />
wieder: Prügeln um Kopiervorlagen wie in der<br />
grauen Vorzeit. Mehr zum Thema zunächst einmal<br />
auf netzpolitik.org und zum Sommersemester in<br />
der neuen <strong>Campuls</strong>.<br />
Im Namen der ganzen <strong>Campuls</strong>-Redaktion,<br />
euer Marc-Julien Heinsch<br />
Editorial<br />
3
Die Redaktion dieser Ausgabe<br />
Jean Böhm<br />
Nicolai Eckert<br />
Ciara-Angela Engelhardt<br />
Cover Foto: Theresa Gielnik<br />
Theresa Gielnik<br />
Ilka Glückselig<br />
Marc-Julien Heinsch<br />
Phillip Horch<br />
Julia Horn<br />
Fabian Huber<br />
Victoria Jung<br />
Laura Kerling<br />
Julia Kohushölter<br />
Maja Lisewski<br />
Felix Lorenz<br />
Alisa Ritter<br />
Monty v. Spitzbergen<br />
Lena Teetz<br />
Harald Waldrich<br />
Impressum<br />
Herausgeber<br />
Seezeit Studierendenwerk Bodensee<br />
Jochen Mink<br />
Kontakt<br />
Seezeit Studierendenwerk Bodensee<br />
Universitätsstraße 10<br />
78464 Konstanz<br />
campuls@seezeit.com<br />
www.seezeit.com/campuls<br />
Facebook<br />
@SeezeitStudierendenwerkBodensee<br />
Chefredakteur V.I.S.d.P<br />
Marc-Julien Heinsch<br />
Anzeigen<br />
Marina Filipczyk<br />
marina.filipczyk@seezeit.com<br />
Elke Vetter<br />
elke.vetter@seezeit.com<br />
Art Direction und Layout<br />
Victoria Jung<br />
www.victoriajung.de<br />
mail@victoriajung.de<br />
Headline Schrift<br />
Prophet Medium von abcdinamo.com<br />
Druck<br />
Druckerei Fabian GmbH<br />
4
Einleitung<br />
Editorial<br />
Redaktion, Impressum & Inhaltsverzeichnis<br />
Die Statistik: die Uni in Zahlen<br />
Politik<br />
Einem -ismus auf der Spur: Populismus<br />
Café Mondial: Begegnungen – jenseits aller Grenzen<br />
Europa, die Krise und ich<br />
Hochschulleben<br />
WG-Einblicke<br />
Historisch, praktisch, gut<br />
Expectations vs. Reality<br />
Das Asia-Bistro „Arche“<br />
Seezeit informiert<br />
Studienfinanzierung<br />
Wohnen für Hilfe<br />
Studijob in der Mensa<br />
Mit wenig viel bewegen<br />
Kultur<br />
Tipp der Redaktion: App-Date<br />
Innovativ, intensiv, international<br />
Alternative Jugendkultur links von der Mitte<br />
Schluss<br />
Kolumne<br />
Seezeit hilft<br />
5
Die Statistik<br />
Die Uni in Zahlen: Dieses Mal präsentiert euch die Statistik die Konstanzer<br />
Uni mit den Mitteln der Arithmetik.<br />
0,0255€<br />
Schneide dieses Quadrat<br />
2.083.701.000 mal<br />
aus und du hast die Fläche<br />
der Uni (Leider erscheint<br />
die <strong>Campuls</strong> nur 2500 mal).z<br />
6400 Räume in 32 Gebäuden<br />
Kostet diese Fläche<br />
im Monat auf dem<br />
Konstanzer Wohnungsmarkt<br />
(2015)<br />
Als Durchschnitts-<br />
Studierender hast du<br />
7,7 Semester<br />
studiert, machst deinen<br />
Abschluss mit<br />
25 Jahren<br />
und hast einen<br />
Notendurchschnitt<br />
von 1,9<br />
im Abschluss.<br />
64 Euro<br />
mehr zahlt man in Konstanz<br />
für ein WG-Zimmer, im<br />
Vergleich zum Mittelwert<br />
anderer Hochschulstädte.<br />
11.706<br />
Studierende im WS 16/17<br />
Davon 55% Frauen<br />
und 45% Männer<br />
Lege die<br />
<strong>Campuls</strong> 68,75 mal<br />
aufeinander und du hast die<br />
Anzahl der Seiten der<br />
umfangreichsten Promotion<br />
aller Zeiten. Eingereicht an<br />
der Uni Konstanz (2200 Seiten).<br />
Daten: Felix Lorenz, Info-Grafik: Jean Böhm<br />
6
Einem -ismus auf der Spur:<br />
Populismus<br />
Text: Nikolai Eckert, Illustration: Fabian Huber<br />
Vielfach wurde schon geschrieben, debattiert und gezankt um<br />
die politischen Ereignisse im großen Lande jenseits des Atlantiks.<br />
Gerade deshalb fühlt sich die Redaktion der <strong>Campuls</strong> verpflichtet,<br />
einen kleinen Kommentar zu den diffusen Vorkommnissen in<br />
unserer polarisierten, politischen Landschaft abzugeben. Aus<br />
gegebenem Anlass ist der viel beschimpfte Populismus Gegenstand<br />
dieses Kommentars.<br />
Politik<br />
Jeder hat eine leise Ahnung davon und bildet sich ein zu<br />
wissen, was es damit auf sich hat. Das Selbstbewusstsein muss<br />
ja schließlich aufrecht erhalten werden. Aber mal ehrlich, wir<br />
denken alle in die eine Richtung, die eng mit Rassismus und<br />
pöbelnden Skinheads (oder blonden Milliardären) verbunden<br />
ist. „Mit Populismus, damit haben wir nichts zu tun!“ Und<br />
weiter? Die Frage nach einer Wörterbuchdefinition des Begriffs<br />
beantworten die Studenten der Politik und Verwaltungswissenschaft.<br />
Leonie Schnieders (Politik- und Verwaltungswissenschaften,<br />
3. Semester) hat eine solche Definition parat und verweist<br />
mich freundlich auf die Bundeszentrale für politische Bildung<br />
(bpb). Die Behörde des Innenministeriums, welche für die<br />
korrekte und reflektierte Bildung der Bürger zuständig ist, zitiert<br />
wiederum den altbewährten Duden: Somit sei Populismus eine<br />
„von Opportunismus geprägte, volksnahe, oft demagogische<br />
Politik, die das Ziel hat, durch Dramatisierung der politischen<br />
Lage die Gunst der Massen (im Hinblick auf Wahlen) zu<br />
gewinnen.“ Und weiter? Steht da schwarz auf weiß, dass der in<br />
naher Zukunft mächtigste Mann der Welt nach unserem<br />
reflektierten Standpunkt ein Opportunist ist, der Hetzpolitik<br />
betreibt und die Ängste seiner Wähler schürt? Wer es immer<br />
noch nicht begriffen hat: ja, das steht da so. Der Mann ist also<br />
aufgrund seiner krassen Antihaltung gegen die herrschenden<br />
Zustände gewählt worden und hat somit eine Wählerschaft<br />
erreicht, die sich lange missverstanden und, wie er selber sagt,<br />
in der Vergangenheit vergessen fühlte. „Alles scheiße außer<br />
wir!“ - So lautet die Devise des rechten Populismus. Da krampft<br />
es selbst dem unpolitischsten Studenten den Magen zusammen.<br />
Panik? Nein, bitte nicht! Schlussendlich reicht meckern<br />
allein nicht aus, um erfolgreich zu sein. Es mag zwar ein Mittel<br />
zum Zweck sein, um an die Macht zu gelangen, doch werden<br />
auch die vermeintlich Vergessenen bald merken, dass ihr<br />
zukünftiger Präsident doch Realpolitik betreiben muss, um<br />
etwas zu bewegen. Und die Vergessenen werden sich wieder<br />
vergessen fühlen.<br />
7
Begegnungen<br />
– jenseits aller<br />
Grenzen<br />
Politik<br />
Am 25. September<br />
dieses Jahres<br />
eröffnete das Café<br />
Mondial seine<br />
Pforten. Wie kam<br />
es dazu? Was steckt<br />
dahinter, welche<br />
Schlüsselmomente<br />
führten zu dieser<br />
bemerkenswerten<br />
Begegnungsstätte<br />
im Herzen von<br />
Konstanz?<br />
Ein Portrait.<br />
Im Februar 2015 gegründet, ein Jahr „auf Tour“, nun ein<br />
eigenes Café: Der eingetragene Verein Café Mondial ist<br />
grundsätzlich „ein offener Raum, ein Raum, in dem man sich<br />
auf Augenhöhe begegnen kann, egal mit welchem Hintergrund,<br />
mit welcher Biographie man hierherkommt, aus<br />
welchen Land man kommt – das spielt hier alles überhaupt<br />
keine Rolle. Es geht um den Austausch, um Menschlichkeit,<br />
um Kreativität; darum, gemeinsam etwas zu erschaffen, was<br />
in dieser Stadt in dieser Form vielleicht noch nicht existiert<br />
hat, und zwar über alle Grenzen hinaus“, so der Mitbegründer<br />
Lorenz Neuberger. Circa 300 Menschen besuchten die<br />
Eröffnungsfeier im Café, 160 eingetragene Mitglieder sind es<br />
mittlerweile. Das Café Mondial hat sich etabliert. Sie sind gut<br />
vernetzt in der Stadt und verstehen sich selbst als eine<br />
Dachorganisation, eine Verbindungsstelle für verschiedene<br />
Institutionen in Konstanz.<br />
Schlüsselmomente<br />
„Es ist schon ein paar Jahre her, da war ich gerade mit<br />
dem Bachelor fertig und bin etwas gereist. Ich wurde leider<br />
Zeuge, wie die sogenannten ‚illegalen Immigranten‘ unter<br />
LKWs hergezogen, verprügelt und mit den Hunden wieder<br />
zurückgeschickt wurden. Das war an der marokkanisch-spanischen<br />
Grenze.“ Dieser Augenblick hat sich bei Neuberger<br />
eingebrannt. Ein paar Jahre dachte er nicht weiter darüber<br />
nach, bis er über seine akademische Laufbahn wieder mit der<br />
Thematik rund um Migration und Flucht in Berührung kam. Er<br />
lernte mehr über die Grundlagen, politische und rechtliche<br />
Bedingungen und beschloss, seine Masterarbeit diesem<br />
Thema zu widmen. Zurück in Konstanz begann er auch,<br />
konkret nach Einrichtungen in diesem Kontext zu suchen.<br />
Was kann man wirklich in der Praxis bewegen, anstatt nur vor<br />
dem Computer zu sitzen und die Stichworte darüber zu<br />
lesen, was alles schief läuft auf der Welt?<br />
„Das Thema hat mich seitdem nicht mehr losgelassen –<br />
im bin momentan am Promovieren, hier an der Uni Konstanz.<br />
Ich vergleiche, wie Kanada, Australien und Deutschland mit<br />
Geflüchteten umgehen. Von dieser Makroebene auf das<br />
Kleine vor Ort zu schauen, ist sehr spannend: Wie wirkt sich<br />
das aus, wenn irgendwo ein Gesetz verändert wird, insbesondere<br />
für die Leute vor Ort? Was können wir vielleicht lernen<br />
von anderen Ländern, was sollten wir lieber nicht übernehmen?<br />
Und dann wirklich den Unterschied vor Ort machen.“<br />
Eine ursprüngliche Erfahrung, die auch Lutz Rauschnick<br />
ereilte. 30 Jahre als Redakteur beim Südkurier tätig, begann<br />
er, gemeinsam mit der Stadträtin Zahide Sarikas, Geschichten<br />
aus Konstanzer Geflüchtetenheimen aufzuschreiben. In ihrer<br />
ersten Anlaufstelle in der Luisenstraße verschlug es ihm den<br />
Atem: „Da vergeht dir Hören und Sehen, da herrschen<br />
Zustände; und wenn man dann dazu die Menschen sieht...“<br />
Ihre ersten Interviewpartner waren Mitglieder einer syrischen<br />
Familie, die ihre zwei Kinder aus Geldmangel alleine, mit<br />
unbekannten Schleppern auf die Reise nach Konstanz<br />
schickten. Hier, im sicheren Hafen, erwartete sie ein Onkel.<br />
„Wir saßen da in diesem Zimmer, ein kleines Zimmer, in dem<br />
vier Menschen wohnen, mit einem grellbunten Kinderteppich<br />
mit Straßen drauf. Und da sage ich zu der Frau: ‚Sagen Sie<br />
mal, was haben Sie denn gedacht, als Sie Ihre dreijährige<br />
Tochter und Ihren vierjährigen Sohn losgeschickt haben?‘<br />
Und sie sagte: ‚Ich habe gehofft, dass einer überlebt.‘“<br />
Text: Julia Kohushölter, Fotos: Theresa Gielnik<br />
8
Mammutprojekt<br />
Wie auch Neuberger suchte<br />
Rauschnick daraufhin eine Möglichkeit,<br />
zu handeln, einen Unterschied zu<br />
machen im Angesicht des Leids, das<br />
ihm begegnete. Er stieß auf Café<br />
Mondial und lobt insbesondere die<br />
basisdemokratische Struktur des<br />
Vereins, die Organisation in Arbeitsgemeinschaften.<br />
Im Laufe des Interviews teilt Dirk<br />
Kirsten, auch von Anfang an bei Café<br />
Mondial dabei, mit, dass am gleichen<br />
Tag seitens der Stadt beschlossen<br />
wurde, die Miete des Cafés zu übernehmen.<br />
Eine riesige Erleichterung für<br />
einen auf Spenden basierenden Verein.<br />
Freude erfüllt den Raum, Freude über<br />
das, was alles geschafft wurde und<br />
über die Unterstützung, die dem Verein<br />
auf politischer Ebene entgegengebracht<br />
wird.<br />
Das Gelände, auf dem sich das<br />
Café befindet, gehörte der Stadtgärtnerei.<br />
Das darauf befindliche Gebäude<br />
diente ursprünglich als Aufenthaltsraum<br />
und Umkleidekabine der Gärtner.<br />
Später wurde es vermehrt für Partys<br />
oder Hochzeitsfeiern vermietet, bis es<br />
Café Mondial auf seiner Tour anmietete<br />
– und blieb. Es dauerte lange, bis das<br />
Café die Mietgenehmigung erhielt.<br />
Hinzu kam, dass seitens des Bürgervereins<br />
Paradies Bedenken geäußert<br />
wurden: Aufgrund der vielen jungen<br />
Menschen befürchtete man eine<br />
„Radaubude“ – in einem der ältesten<br />
und ehrwürdigsten Stadtteile Konstanz<br />
kein unproblematisches Urteil.<br />
Nach fünf Monaten harter Arbeit<br />
am Gebäude, vornehmlich an den<br />
Wochenenden, eröffnete das Café und<br />
überzeugte im Nu auch alteingesessene<br />
Konstanzer Bürger. Stammgäste<br />
sind unter anderem die Mütter vom<br />
anliegenden Spielplatz. Nach dem<br />
Motto „pay as much as you can“ gibt<br />
es im Café keine Preislisten: jeder<br />
bezahlt so viel wie man kann und<br />
möchte. Ein heller, großzügiger Raum<br />
mit Sitzgelegenheiten, einer großen<br />
Küche und wunderschönen, handgemachten<br />
Dekorationen bildet das<br />
Herzstück des Cafés. Dreimal die<br />
Woche ist geöffnet, teilweise finden<br />
im Rahmen des „besonderen Cafés“<br />
Events statt, zum Beispiel eine<br />
Jamsession oder gemeinsames<br />
(Plätzchen-)Backen.<br />
Begegnungsstätte<br />
„Es gefällt mir sehr! Ich mag die<br />
ganze Gruppe der Café Mondial-Arbeiter<br />
sehr gerne – und auch Kuchen.“<br />
Alaa Alba lacht etwas zurückhaltend,<br />
andere am Tisch ausgelassen. Alaa ist<br />
vor zwei Jahren aus Afghanistan<br />
geflüchtet. Als studierter Fachinformatiker<br />
bekam er nach einem Praktikum<br />
eine feste Ausbildungsstelle bei<br />
Siemens in Konstanz.<br />
Den Kontakt zu den Geflüchteten<br />
stellt die Kommunikations-AG her. Sie<br />
geht direkt in die Unterkünfte und<br />
macht auf anstehende Events aufmerksam.<br />
„Es gibt viele Leute aus verschiedenen<br />
Ländern, die hierherkommen. Ich<br />
bin ein Schüler – ein Kulturschüler, ein<br />
Sprachschüler. Man kann Verschiedenes<br />
lernen hier, man kann miteinander<br />
sprechen, über die Kultur, die Sprache,<br />
über alles. Ich möchte gerne freiwillig<br />
arbeiten und Café Mondial ist eine<br />
gute Idee“, erzählt Jalali Naseem,<br />
ebenfalls aus Afghanistan geflüchtet.<br />
Er studierte Politik und Verwaltung,<br />
arbeitete bei der UN. Hier in Konstanz<br />
Politik<br />
9
Politik<br />
ist er als Bürohelfer auf Minijobbasis tätig. Das Interkulturelle<br />
Fest, zuletzt in der Petershauser Halle, organisieren die<br />
Geflüchteten selbst. Gutes Essen, gute Musik und gute<br />
Stimmung – davon leben die Events des Cafés und ihrer<br />
Partner und Mitglieder. Die „Kunst der Vielfalt“, so ihr<br />
Motto, zieht sich durch alle Ebenen. Die Lehrerin Stefanie<br />
Strehlow organisierte, unter anderem, in Kooperation mit<br />
den Regionauten das Projekt „Mein fremder Zwilling“, bei<br />
dem Geflüchtete und Konstanzer auf Basis ihres Geburtsdatums<br />
zusammengebracht wurden. Auch sie betont die<br />
Verbindung zwischen allen Gruppen, nicht nur „hier<br />
Deutsche, da Flüchtlinge“, wie auch Neuberger anspricht.<br />
Im Café entstehen Freundschaften und Kooperationsmöglichkeiten,<br />
Distanzen werden überwunden. Wie wichtig eine<br />
Begegnungsstätte ist, weiß Kirsten aus persönlicher<br />
Erfahrung zu berichten: „In der Unterkunft an der Steinstraße<br />
gab es früher, noch bevor diese sogenannte ‚Flüchtlingswelle‘<br />
kam, einen Kicker- oder Aufenthaltsraum. Da war die<br />
Gruppe von Amnesty regelmäßig drin und hatte den Raum<br />
frisch gestrichen. Eine Woche später hat das Landratsamt<br />
gesagt, dass sie den Raum nun nicht mehr nutzen könnten<br />
– es würden jetzt Matratzen darin gelagert werden.“ Für<br />
Kirsten zu diesem Zeitpunkt unverständlich. Es war ein<br />
generelles Problem, dass es keinen Raum für Begegnungen<br />
gab – ein Grund mehr, den Verein Café Mondial zu gründen<br />
und für genau diesen Begegnungsraum zu kämpfen.<br />
Ausblick<br />
Das Café Mondial ist angekommen – angekommen<br />
im Bewusstsein und Interesse der Konstanzer<br />
Bürger, Geflüchteten und in ihrem gemeinsamen<br />
Zuhause. Dort eröffnet sich ein Raum für<br />
Gespräche jenseits des Schubladendenkens, der<br />
Engstirnigkeit und der Distanz zwischen Bekanntem<br />
und Fremdem. Differenzen können überwunden,<br />
kulturelle Einflüsse geteilt und bereichert<br />
werden. Die Ziele für die Zukunft? Erst einmal<br />
durchatmen und ankommen nach den aufwendigen<br />
Umbauarbeiten. Ein Wermutstropfen bleibt nämlich:<br />
Die Stadt lässt sich nicht davon abbringen,<br />
das Gebäude 2019 abzureißen. Doch bis<br />
dahin ist noch Zeit.<br />
Kontakt & Öffnungszeiten<br />
Zum Hussenstein 12<br />
78462 Konstanz<br />
Mittwoch<br />
Samstag<br />
Sonntag<br />
15:00 - 18:00 Uhr<br />
14:30 - 17:30 Uhr<br />
11:00 - 17:00 Uhr<br />
10
Text: Alisa Ritter, Fotos: Ciara-Angela Engelhardt<br />
Europa,<br />
die Krise und ich<br />
Jeden Tag hören wir in den Nachrichten von ihnen, wenn<br />
der Schuldenberg noch höher wird oder ein weiteres Schiff<br />
im Mittelmeer gesunken ist: Krisen. Erst die so genannte<br />
Eurokrise, jetzt die Flüchtlingskrise. Die Klagen über den<br />
bevorstehenden Brexit und die Angst vor anderen Exits,<br />
einer wachsenden sozialen Ungleichheit oder dem Zulauf<br />
rechtspopulistischer Bewegungen sind groß. Und auch wenn<br />
wir sie nicht mehr hören wollen, sind sie irgendwie doch ein<br />
bisschen wahr: Ja, vermutlich befindet sich Europa in einer<br />
anhaltenden „Krise“, deren Ende weiterhin ungewiss bleibt.<br />
Zwischen gespaltenen Nationen und dem<br />
Traum vom vereinten Europa. Wie stellen sich<br />
Konstanzer Studierende die Zukunft Europas<br />
vor? <strong>Campuls</strong> hat nachgefragt.<br />
Von dem einst gegebenen Versprechen eines vereinten<br />
Europa scheinen wir also meilenweit entfernt zu sein. Aber<br />
sind wir wirklich gescheitert? Gibt es keine Hoffnung mehr<br />
auf ein gemeinsames Miteinander? Doch, die gibt es! In<br />
dieser Hinsicht sind sich zumindest die Konstanzer Studenten<br />
Pouyan Maleki-Dizaji und Carina Henzler einig. Wie viele<br />
junge Europäer wollen sie die Idee der länderübergreifenden<br />
Solidarität aufrechterhalten, denn trotz wachsender Kritik<br />
gibt es schließlich einige Förderprojekte der EU, die zeigen,<br />
dass ein geeintes Europa doch funktionieren kann und<br />
weiterhin wird. Sofern wir bereit sind, etwas dafür zu tun.<br />
„Ich möchte Weltbürger sein, überall zu Hause und<br />
überall unterwegs“, sagte einmal Erasmus von Rotterdam,<br />
Taufpate des gleichnamigen Erfolgsprojekts der Europäischen<br />
Union. Bekannt als Vorreiter der Reformation, kann<br />
Erasmus von Rotterdam jedoch vor allem als Begründer der<br />
europäischen Aufklärung bezeichnet werden. Er prägte den<br />
Humanismus-Gedanken, lebte unter anderem in Venedig,<br />
Freiburg, Paris und London und hoffte bereits Ende des 15.<br />
Jahrhunderts auf einen gemeinsamen Weg aller Europäer.<br />
Pouyan Maleki-Dizaji kommt diesem Bild des „Weltbürgers“<br />
sehr nahe. Der aufgeschlossene Brite absolvierte sein erstes<br />
Erasmus-Semester in Belgien, derzeit studiert er internationale<br />
Beziehungen und europäische Integration im Double-Degree-Master<br />
an der Universität Konstanz sowie im kommenden<br />
Jahr in Utrecht. Als Brite fühlt er sich zwar stark mit<br />
seinem Heimatland Großbritannien verbunden, bleibt<br />
zugleich jedoch offen und neugierig für andere Kulturen.<br />
„Mir gefällt die Idee, mich durch das Kennenlernen von<br />
Studenten verschiedener Nationalitäten stärker mit Europa<br />
identifizieren zu können.“ Doch auch für Pouyan steckt die<br />
europäische Identität in einer Krise. Die Finanzkrise, die<br />
Flüchtlingskrise und der Terrorismus seien letzten Endes alle<br />
als eine europäische Krise ausgewiesen worden. „Aus diesem<br />
Grund wird Europa ein ziemlich schädlicher Stempel aufgedrückt,<br />
mit dessen Image sich einige Europäer nicht mehr<br />
assoziieren möchten.“ Wie kann dieses Problem also gelöst<br />
werden? Pouyan ist davon überzeugt, dass uns der Ausstieg<br />
aus dieser vermeintlichen Abwärtsspirale durchaus gelingt.<br />
Damit hat er sich nicht zuletzt in seiner Bachelorarbeit<br />
auseinandergesetzt und auf verschiedenen Ebenen analysiert,<br />
wie Europa positiv in eine gemeinsame Zukunft blicken<br />
kann. Als wichtigsten Ansatz formuliert er eine stärkere<br />
politische Identifikation mit Europa. „Erasmus ist der<br />
Schlüssel für die neue Generation, sich selbst als Europäer<br />
Pouyan Maleki-Dizaji:<br />
„Ich habe mich in Deutschland<br />
sofort wohl und willkommen<br />
gefühlt. Alle sind sehr zuvorkommend<br />
und äußerst hilfsbereit.<br />
Als ich zum Beispiel<br />
kürzlich vom Fahrrad gestürzt<br />
bin und mir dabei ein Stück vom<br />
Zahn abgebrochen ist, haben mir<br />
sofort viele Konstanzer geholfen.<br />
Das weiß ich sehr zu<br />
schätzen.“<br />
Politik<br />
11
Politik<br />
wahrzunehmen“, aber auch den<br />
Vorschlag der EU-Kommission, jungen<br />
Europäern zum 18. Lebensjahr ein<br />
kostenfreies Interrail-Ticket zu schenken,<br />
sieht Pouyan als gelungenen<br />
Vorstoß, um eigene Erfahrungen in<br />
Europa zu sammeln und das Gemeinschaftsgefühl<br />
zu stärken.<br />
Ein Auslandsaufenthalt verbindet,<br />
bringt Menschen einander näher und<br />
gründet Gemeinschaften über Grenzen<br />
hinweg. Wenig lässt Europa so<br />
zusammenwachsen wie die Freundund<br />
Liebschaften, die während dieser<br />
Zeit entstehen. Viele private Beziehungen<br />
sind zum Beispiel bei ehemaligen<br />
Erasmus-Studenten zugleich international,<br />
wie eine Studie der EU-Kommission<br />
zeigt. Fast ein Drittel von ihnen<br />
haben ihren Partner auf diese Weise<br />
kennengelernt. So auch Carina Henzler,<br />
die sich während ihrer Erasmus-Zeit in<br />
Brighton in ihren jetzigen Freund<br />
verliebte. Wie sie selbst sagt, war es<br />
schließlich das Zusammengehörigkeitsgefühl,<br />
welches ihren Aufenthalt in<br />
England besonders prägte: „Erasmus<br />
hat mich als europäischen Bürger<br />
bestärkt. Ich konnte ohne Visum,<br />
Reisepass oder Grenzkontrollen nach<br />
Großbritannien reisen und hatte auch<br />
keine Probleme was beispielsweise die<br />
medizinische Versorgung oder Versicherungen<br />
betrifft. Das macht nicht nur<br />
vieles einfacher, sondern ist in dieser<br />
Form erst durch die EU möglich.“ Nicht<br />
zu vergessen den Bildungsaspekt, den<br />
Carina ergänzend anspricht. Oxford<br />
und Cambridge gehören zu den<br />
Spitzenuniversitäten Europas, welche<br />
auch Konstanzer Studenten die<br />
einmalige Chance auf eine international<br />
geschätzte Top-Ausbildung bieten.<br />
„Wenn ein Erasmus-Semester in<br />
England durch den Brexit nur noch<br />
eingeschränkt unterstützt werden<br />
könnte, wäre das sehr schade.“ Nach wie vor herrscht immenses Interesse an<br />
einem Auslandssemester in England. „Sogar die Dozenten rufen in den Vorlesungen<br />
immer wieder dazu auf, dort zu studieren, solange es noch geht“, betont<br />
Carina Henzler.<br />
Am Ende bleibt deshalb eine Frage offen: Was können wir als Studenten<br />
neben Erasmus noch tun, um die europäischen Werte zu unterstützen? „Wir<br />
müssen mehr reden“, meint Pouyan, „Uns gemeinsam mit unseren Großeltern, die<br />
vielleicht eine konservativere Haltung gegenüber Europa einnehmen, an einen<br />
Tisch setzen und über ihre Ängste sprechen.“ Vor allem aber solle man nicht den<br />
Fehler begehen, ihre Meinungen zu ignorieren. „Schließlich haben wir am Ende<br />
alle eine vollwertige Stimme bei der Wahl.“ Brexit ist hierfür das passende<br />
Beispiel. „Wir Briten hätten auf jeden Fall das Referendum anfechten müssen. Ich<br />
bin mir ziemlich sicher, dass sich 80 bis 90% der jungen gebildeten Europäer für<br />
ein gemeinsames Europa aussprechen“, gibt sich Pouyan überzeugt. Das ergaben<br />
auch die Umfragen und internen Wahlen an der Uni in Brighton, wie Carina<br />
zustimmend mitteilt. Dennoch war das Ergebnis ein anderes.<br />
Carina würde sich in dieser Angelegenheit deshalb noch mehr Aufklärung von<br />
Seiten der Institutionen wünschen. „Sowohl in Brighton als auch hier in Konstanz<br />
gibt es vereinzelte Veranstaltungen zu solchen politischen Themen. Trotzdem habe<br />
ich die Vermutung, dass dort immer nur dieselben Leute hingehen, um sich zu<br />
informieren.“ Brexit sei zwar ein sehr präsentes Thema gewesen, dennoch habe<br />
sie das Gefühl gehabt, dass solchen Debatten noch zu wenig Bedeutung beigemessen<br />
würde. „Ich muss zugeben, dass ich mich vor meiner Zeit in England nicht<br />
sonderlich für Politik innerhalb Europas interessiert habe. Das hat sich jedoch<br />
geändert. Mein Freund überlegt sich, für den Master nach Deutschland zu<br />
kommen. Ob das nach dem Brexit so einfach möglich ist wie heute, wissen wir<br />
nicht. Wird dann ein Visum benötigt, um einreisen zu dürfen?“ Das sind Fragen,<br />
die man sich vorher nicht stellen musste, die aber plötzlich relevant werden. Doch<br />
nicht nur das: Neben Brexit und anderen internen Konflikten scheint das Register<br />
aktueller Krisenherde für Europa kürzlich um einen weiteren, spannungserzeugenden<br />
Faktor ergänzt. „Vor allem im Hinblick auf die US-Wahl und ihre Folgen für<br />
das europäische Bündnis ist es jetzt umso wichtiger, noch enger zusammenzuarbeiten,<br />
um als einheitliches Europa aufzutreten“, meint Pouyan.<br />
Man kann also schon sagen, dass Amerika, als Land der unbegrenzten Möglichkeiten,<br />
seinem Namen wohl alle Ehre gemacht hat. Amerika hat uns dadurch<br />
aber noch etwas Anderes mit auf den Weg gegeben: Die Tatsache, wie schnell<br />
sich das Blatt wenden kann. Für Europa könnte dieser Wahlausgang deshalb<br />
Anlass werden, sich wieder auf die Grundsätze der europäischen Werte zurück zu<br />
besinnen und daraus neue, angepasste Ziele zu entwerfen. So wie Erasmus von<br />
Rotterdam ein Zeichen für Europa setzte, welches er uns in „Die Klage des<br />
Friedens“ doch so deutlich vor Augen führte: „Der gemeinsame Name Mensch<br />
müßte schon genügen, daß Menschen sich einigten.“ Vielleicht besitzen seine<br />
Worte aus dem 15. Jahrhundert noch immer Aktualität. Und vielleicht ist deshalb<br />
jetzt die Zeit gekommen, das gemeinsame Versprechen Europas einzuhalten.<br />
Carina Henzler:<br />
„Eigentlich wollte<br />
ich mich gar nicht<br />
verlieben, doch dann ist<br />
es einfach passiert.<br />
Meinen Freund habe ich<br />
in der ersten Erasmus-Woche<br />
kennengelernt.<br />
Seitdem ich wieder hier<br />
bin, versuchen wir über<br />
Whats-App, Skype und<br />
regelmäßige Besuche die<br />
Beziehung aufrechtzuhalten.<br />
Gerade ist er zu<br />
Besuch in Deutschland,<br />
um die Weihnachtszeit<br />
kennenzulernen.“<br />
12
Text: Julia Kohushölter, Fotos: Barathy Thavarajeswaran<br />
WG-Einblicke<br />
NEU in der CAMPULS: Eure WG im Blickpunkt. Die Vorreiter<br />
sind Franziska, Anna, Sophia, Louise und Jacqueline –<br />
oder für Insider nur „Die Kreuzli-Mädels“.<br />
Ihr habt auch Lust, uns einen Einblick in euer WG-Leben<br />
zu geben? Dann meldet euch unter campuls@seezeit.de.<br />
Hochschulleben<br />
Welches Lied oder<br />
welcher Film repräsentiert<br />
eure WG?<br />
Franzi: Definitiv eins<br />
der WG-Lieder ist Supergirl<br />
(Anna Naklab feat. Alle<br />
Farben & Younotusy).<br />
Anna: Hotel California<br />
– Eagles.<br />
Sophia: Unser WG-Lied<br />
ist für mich definitiv „Christina<br />
Aguilera - Can‘t Hold Us<br />
Down“, weil wir uns jedes Mal<br />
wieder aufs Neue freuen,<br />
wenn wir „Schamhaare“ im<br />
englischen Liedtext hören.<br />
Louise: Als Song fällt<br />
mir „Allah Allah“ von den<br />
Futurologen ein. Habe ich als<br />
Platte der WG von einem<br />
Istanbul-Urlaub mitgebracht.<br />
Der entgeisterte Blick der<br />
Typen im Plattenladen hielt<br />
mich nicht vom Kauf der<br />
scheinbar typisch türkischen<br />
Platte ab. Zuhause merkten<br />
wir dann, dass es wohl die<br />
einzig deutsche Platte im<br />
ganzen Laden gewesen ist.<br />
Furchtbarer Song, flacher „alle<br />
Menschen sind gleich“-Text,<br />
von der WG sehr gefeiert, von<br />
Gästen argwöhnisch belauscht!<br />
Jacky: Bei Hotel<br />
California stimme ich voll und<br />
ganz zu, wobei man sagen<br />
muss, dass Anna das Gitarrensolo<br />
viel besser jaulen kann<br />
als die Gitarristen es jemals<br />
spielen könnten.<br />
Was ist euer bester<br />
WG Moment?<br />
Franzi: Nachts um fünf<br />
Uhr treffen sich alle zufällig im<br />
Flur. Riesiges Chaos und<br />
große Emotion. Anderer<br />
Schöner Moment: Bitterkalte<br />
Winternächte auf dem<br />
Dachboden. Dazu wine and<br />
cigarettes. Standard.<br />
Anna: Sonnenaufgang<br />
auf dem Dach gucken nach<br />
einer Kantine-Nacht finde ich<br />
auch schön. Und die Mädchen-Flohmärkte<br />
im Dach!<br />
Schön war auch einfach<br />
Kippchen und Tee in der<br />
Küche. Daran hat man<br />
gemerkt, dass man nicht<br />
alleine ist.<br />
...und was ist der<br />
größte Streitpunkt?<br />
Franzi: Flurtür auf oder<br />
zu, fällt mir da ein. Das war<br />
länger ein Thema. Und - „Wer<br />
hat meinen Salat gegessen?“<br />
Louise: Größte Streitpunkte<br />
waren auf jeden Fall die<br />
Heizsituation im Winter<br />
(Flurtür) und „Wer hat meinen<br />
Salat gegessen“, da muss ich<br />
Franzi zustimmen. Kleine<br />
Probleme ganz groß ist wohl<br />
unsere Stärke!<br />
13
Historisch,<br />
praktisch,<br />
gut<br />
Per<br />
App Konstanzer<br />
Geschichte erleben<br />
oder über Legenden wäre möglich<br />
gewesen. „Das Mittelalter gibt aber<br />
einfach am meisten Spannendes her,<br />
weswegen es am naheliegendsten war“,<br />
erzählt Riez.<br />
Was bei der Entwicklung der App<br />
jedoch von Anfang an feststand, war der<br />
wissenschaftliche Anspruch an das Produkt:<br />
sichere Quellen, die die Inhalte belegen.<br />
Hierfür dienten den Studenten neben<br />
entsprechender Sekundärliteratur auch<br />
historische Nachweise, wie alte Urkunden<br />
„Wir kennen Orte in Konstanz oder denken<br />
das zumindest, aber tatsächlich wissen wir<br />
meist gar nichts über deren Hintergründe.“<br />
Hochschulleben<br />
Das Mittelalter steckt auch heute noch in Konstanz. Wer<br />
durch die Straßen der Altstadt bummelt, fühlt sich schnell<br />
zurückversetzt in die Zeit vor 600 Jahren. Enge Gassen, alte<br />
Fachwerkhäuser, bemalt mit Wappen der Konzilszeit – die<br />
Vergangenheit der Stadt ist nach wie vor präsent. Doch welche<br />
Geschichten stecken hinter den Plätzen und Gebäuden, die wir<br />
als selbstverständlichen Teil des Stadtbilds wahrnehmen?<br />
Spannende Antworten liefert die von Geschichtsstudenten der<br />
Uni entwickelte App „Konstanz im Mittelalter: Geschichte einer<br />
Stadt erleben“.<br />
Schlendern Touristen heute am Hotel Barbarossa auf dem<br />
Obermarkt vorbei, ist wohl den wenigsten bewusst, dass an<br />
dieser Stelle einst ein Pranger stand. Selbst Einheimische<br />
dürften bei dem geschäftigen, weihnachtlichen Treiben auf<br />
dem Platz vergessen, dass hier im Mittelalter Strafurteile<br />
vollstreckt wurden. Vielleicht haben sie das auch noch nie<br />
gewusst – genauso wenig, wie den meisten Fahrradfahrern klar<br />
sein dürfte, dass sie mit dem Pulverturm am Rhein eine<br />
ehemalige Folterkammer passieren.<br />
„Wir kennen Orte in Konstanz oder denken das zumindest,<br />
aber tatsächlich wissen wir meist gar nichts über deren<br />
Hintergründe“, erklärt Kilian Riez. Der 25-jährige studiert<br />
neben Politik und Wirtschaft auch Geschichte auf Lehramt.<br />
Zusammen mit seinen Kommilitonen hat er die App „Konstanz<br />
im Mittelalter: Geschichte einer Stadt erleben“ entwickelt.<br />
Diese macht es sich zur Aufgabe, historisches Wissen auf<br />
moderne Art und Weise an ihre Nutzer zu vermitteln. Getreu<br />
ihrem Namen lässt sie die Vergangenheit der Stadt erlebbar<br />
werden – Texte, Audiodateien und Bilder informieren<br />
anschaulich über die Geschichte von Konstanz. Die Fotografien<br />
der einzelnen Plätze und Gebäude wurden von den<br />
Studenten selbst aufgenommen und ausgewählt. Sie ermöglichen<br />
dem Nutzer einen virtuellen Stadtrundgang. „Natürlich<br />
ist es aber ideal, wenn man sich die verschiedenen Stationen<br />
bei einem Spaziergang durch die Altstadt selbst anschauen<br />
kann“, findet Riez. Neu-Konstanzer können ihre neue Heimat<br />
hierdurch besser kennenlernen, Touristen ist es möglich, die<br />
Stadtgeschichte selbst aktiv zu erfahren – ganz ohne Museum.<br />
Und auch Einheimische oder Konstanzer, die schon eine Weile<br />
in der Stadt leben, können ihr Wissen erweitern. Durch die<br />
App haben sie die Chance, ihr Zuhause nochmal mit ganz<br />
neuen Augen zu sehen.<br />
Riez betont, dass die Nutzung von „Konstanz im Mittelalter“<br />
sich also keinesfalls auf ein wissenschaftliches Publikum<br />
beschränken soll. Vielmehr ist sie für alle zugänglich, die sich<br />
für die historischen Themen mit Schwerpunkt Mittelalter<br />
interessieren. Dass die App gerade diese Zeit behandelt, war<br />
zu Beginn des Geschichtsseminars „Vom Archiv zur App:<br />
Konstanzer Stadtgeschichte und ihre Medien“ von Privatdozent<br />
Dr. Christof Rolker noch nicht ganz klar. Auch eine<br />
andere Richtung, beispielsweise eine App speziell für Kinder<br />
„Was die App auszeichnet, ist, dass sie Hintergründe<br />
und Zusammenhänge zu Gebäuden und<br />
Plätzen liefert, die wir tagtäglich passieren.“<br />
und Ratsbücher. „Der Rat hat im Mittelalter<br />
sehr häufig getagt, dank ihm haben wir<br />
heute Kenntnis über Strafurteile oder<br />
Beleidigungen der Zeit“, weiß Riez. Die<br />
Recherche zu einzelnen Themen und Orten<br />
war ein zentraler Punkt bei der Entwicklung<br />
der App. Bücher wurden gewälzt, die<br />
Regale des Stadtarchivs durchforstet.<br />
Aussortiert wurden alle Geschichten, die<br />
nicht sicher belegbar waren.<br />
14
Text: Julia Horn<br />
Und auch die von den Studenten verfassten Texte<br />
unterlagen einer mehrfachen Prüfung durch Kommilitonen<br />
und Professor. Eine große Hilfe war dabei der<br />
Echtzeit-Editor TitanPad, der es ihnen ermöglichte,<br />
parallel an den Dokumenten zu arbeiten. So konnten<br />
die Texte<br />
durchgelesen, kommentiert und das entstandene<br />
Feedback in die Artikel eingearbeitet werden.<br />
Schließlich blieben rund 25 Orte, deren Hintergründe<br />
in der App beleuchtet werden sollten. Diese<br />
Anzahl hätte den Umfang einer einzelnen Stadtführung<br />
jedoch gesprengt. Deswegen gibt es neben einer 45-<br />
bis 60-minütigen Basistour mit acht Stationen sechs<br />
weitere Touren. Diese dauern 20 bis 45 Minuten und<br />
sind thematisch geordnet. Ob „Religion & Kirche“ oder<br />
„Kriminalität im Mittelalter“ – die Nutzer der App<br />
können gezielt den Rundgang auswählen, der sie am<br />
meisten anspricht. Mit Hinblick auf die aktuelle Lage<br />
besonders interessant ist die Tour zu den Konstanzer<br />
Nachbarn, den Schweizern. „Das Spannungsverhältnis,<br />
das es heute gibt, gab es auch damals schon“, verrät<br />
Riez. An vier Standorten können Leser erfahren, was im<br />
15. Jahrhundert zur Entfremdung zwischen den<br />
Eidgenossen aus der Schweiz und den Konstanzer<br />
Bürgern führte und welche Rolle die sogenannten<br />
Kuh-Beleidigungen dabei spielten.<br />
Wer lieber hört als liest, kann sich die Geschehnisse<br />
rund um alte Fehden, Folterkammern und fahrende<br />
Frauen auch von dem in der App integrierten Audioguide<br />
erzählen lassen. Für spontane Stadtentdecker<br />
gibt es kostengünstige Kopfhörer und Flyer an Anlaufstellen<br />
in der Altstadt, wie dem Stadtmarketing oder<br />
dem Planungsbüro des Konziljubiläums, der Konzilstadt<br />
Konstanz. „Wir arbeiten mit mehreren städtischen<br />
Betrieben zusammen“, berichtet Riez. Neben dem<br />
Stadtmarketing und der Konzilstadt, die den Studenten<br />
wertvolle Tipps und Ratschläge gegeben haben, wurde<br />
das Projekt auch von den Stadtwerken Konstanz<br />
finanziell unterstützt. Der größte Teil des zur Verfügung<br />
stehenden Budgets floss dabei in die Programmierung<br />
der App. Diese hat mit dem Schweizer IT-Dienstleister<br />
YMC AG eine externe Firma übernommen. Damit ist die<br />
digitale Gestaltung eine der wenigen Aufgaben, die die<br />
Studenten nicht selbst durchgeführt haben. Sowohl für<br />
die redaktionelle Textarbeit und das Erstellen der<br />
Fotografien als auch für die Marketingmaßnahmen und<br />
die Aufnahmen der Audiodateien waren die Seminarteilnehmer<br />
verantwortlich.<br />
„Insgesamt haben wir alle sehr viel Zeit in die<br />
Entwicklung der App gesteckt und auch nach dem<br />
Sommersemester noch daran gearbeitet“, erinnert sich<br />
Riez. Die Arbeit hat sich für den angehenden Lehrer<br />
aber gelohnt: „Am Ende kann man sehen, was man<br />
geschafft hat. Es ist ein Produkt entstanden, das<br />
nachhaltig verwendet werden kann.“ Riez empfiehlt die<br />
App nicht nur Studenten, die Besuch von Familie und<br />
Freunde erhalten, sondern auch denjenigen, die mehr<br />
über die Stadt erfahren wollen, in der sie leben. „Was<br />
die App auszeichnet, ist, dass sie Hintergründe und<br />
Zusammenhänge zu Gebäuden und Plätzen liefert, die<br />
wir tagtäglich passieren. Die Stadtgeschichte berührt<br />
uns auch heute noch. Das macht die App deutlich.“<br />
Wer Interesse hat, kann sich die App „Konstanz im<br />
Mittelalter: Die Geschichte einer Stadt entdecken“<br />
kostenlos herunterladen. Nutzer von Android-Smartphones<br />
finden sie im Google Play Store, iOS-Nutzer im<br />
Apple App Store unter dem gekürzten Namen<br />
„Konstanz im Mittelalter“. Für Kurzentschlossene lohnt<br />
sich das gebührenfreie KonstanzWLAN der Stadt für<br />
den Download der App vor Ort.<br />
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Expectations<br />
„Ich hatte keine<br />
Erwartungen,<br />
wollte einfach<br />
nur weg von<br />
Zuhause in die<br />
große, weite<br />
Welt.“<br />
– 5. Semester, Philosophie<br />
Hochschulleben<br />
Endlich dem Schulsystem entkommen,<br />
Uni-Stadt gewählt und Studienplatz<br />
gesichert. Machen wir uns nichts<br />
vor: Wer gerade zum ersten Mal aus<br />
dem heimischen Nest ausgeflogen ist,<br />
hat meistens große Hoffnungen und<br />
Träume für die bevorstehende Studienzeit.<br />
Wenn Eltern, Freunde und<br />
Bekannte nostalgisch von der besten<br />
Zeit des Lebens schwärmen, geht das<br />
nicht selten Hand in Hand mit romantisierten<br />
Vorstellungen. „Ihr seid jung,<br />
euch gehört die Welt.“ Diese pathetischen<br />
Parolen hat wohl jeder Student<br />
mehr als einmal gehört, meistens von<br />
deutlich älteren Semestern. Dann fragt<br />
man sich natürlich, wie sich diese<br />
Euphorie der offenbar aufregendsten<br />
Phase eines jeden angehenden<br />
Akademikers im Alltag äußert. Nur<br />
scheint der berüchtigte Alltag auch hier<br />
der Endgegner für die Realisierung von<br />
idealistischen, oft auch vagen Vorstellungen<br />
vom Studentendasein zu sein.<br />
Denn auch nach dem ersten Semester<br />
können die täglichen Probleme wie<br />
lästige Bürokratie, dezente Orientierungsschwierigkeiten<br />
und optimierbares<br />
Zeitmanagement plötzlich dazu<br />
führen, dass das einst so souveräne<br />
und erwachsene Bild von sich und<br />
Studium gelegentlich ins Wanken<br />
gerät. Acht Studenten lassen Erwartungen<br />
und Wirklichkeit für <strong>Campuls</strong><br />
aufeinander prallen.<br />
„Endlich darf man das lernen, was einen<br />
interessiert, und nicht nur nach Lehrplan.<br />
Bei der Motivation sollten sich Lernerei und<br />
gute Noten von selbst erledigen.“<br />
– 6. Semester, LKM<br />
„Uni war für mich immer auch der Traum von<br />
dieser politischen Jugend, die sich für die<br />
Welt interessiert und aktiv ist. Ungefähr so<br />
wie die 68er.“<br />
- 3. Semester, Geschichte<br />
„Anfangs ist die Universität mit ihren ganzen<br />
Räumen, Gängen und Gebäuden ein<br />
bisschen kompliziert. Aber in ein paar Wochen<br />
hat man bestimmt den Durchblick.“<br />
- 1. Semester, BASt<br />
16
vs. Reality<br />
Die kleinen Wahrheiten des<br />
Studierendenlebens<br />
„Nun ja...<br />
Manchmal ist<br />
Konstanz aber<br />
auch ein kleines<br />
Dorf, in dem<br />
viele Rentner<br />
gerne Urlaub<br />
machen.“<br />
– 7. Semester, Soziologie.<br />
„Später läuft es eher nach dem Motto:<br />
Hauptsache bestehen. In der Bib kann man<br />
übrigens auch ganz gut schlafen.“<br />
Hochschulleben<br />
– 7. Semester WiWi<br />
„Man sollte sich echt mehr innerhalb von<br />
Hochschulgruppen engagieren, nur kommt<br />
leider immear irgendwie was dazwischen...“<br />
– 6. Semester, Biologie<br />
Text und Fotos: Maja Lisewsky<br />
„Es ist wahr was man sagt: die Uni ist auch<br />
nach sechs Semestern ein Labyrinth.“<br />
– 6. Semester, PolVer<br />
Oft hängt die Messlatte zu hoch<br />
– an das Studium, die Freiheit, verbunden<br />
mit dem neuen Lebensstil, und<br />
natürlich auch an sich selbst. So holen<br />
diese alltäglichen Hürden und Schwierigkeiten<br />
nicht nur Studenten zu Beginn<br />
des Studiums immer wieder zurück auf<br />
den Boden der Tatsache, gerade am<br />
Anfang der „großen Reise“ zu stehen,<br />
in der man sich immer wieder mal wie<br />
ein Ersti fühlen wird. Also werden im<br />
Laufe des Studiums gelegentlich<br />
Erwartungen widerlegt, Hoffnungen<br />
nicht erfüllt und eigene Träume<br />
umgeworfen. Es kommt zwar meistens<br />
alles anders als man denkt, aber<br />
manchmal sogar noch besser.<br />
17
Das Asia-Bistro<br />
„Arche“<br />
Die Oase im Uni-Alltag<br />
Hochschulleben<br />
Gestresste, hungrige<br />
Studenten – neun Stunden<br />
am Tag, sechs Tage die<br />
Woche. Und nur zwei<br />
Personen, die die komplette<br />
Gastronomie alleine<br />
stemmen: die „Arche“, das<br />
asiatische Bistro auf Ebene<br />
K4 in der Uni. Nahezu jeder<br />
Student hat seinen Heißhunger<br />
zumindest schon mit<br />
einer Asia-Box to go gestillt.<br />
Doch wer steht eigentlich<br />
hinter dem Betrieb? Zeit,<br />
den Geschäftsführer Hai<br />
Nguyen und dessen Alltag<br />
näher kennenzulernen…<br />
Fernöstliche Klänge<br />
begrüßen die Gäste beim<br />
Betreten der „Arche“. Sofort<br />
erscheint ein junges Mädchen<br />
und erkundigt sich<br />
nach dem Wunsch. „To go“<br />
in einer Box, falls es schnell<br />
gehen muss? Oder doch<br />
lieber in aller Ruhe aus der<br />
Speisekarte wählen und<br />
„hier essen“? Kaum hat man<br />
Platz genommen, breitet sich<br />
ein wohliges Gefühl aus. Der<br />
Raum ist in ein warmes Licht<br />
getaucht, von den Decken<br />
hängen rote Lampions, die<br />
gut mit der Wandfarbe<br />
harmonieren. Die Wände<br />
zieren viele Strickbilder,<br />
überall stehen Vasen mit<br />
Lotusblumen. „Die sind<br />
schön, nicht?“ Hai umfasst<br />
lächelnd eine der pinken<br />
Blüten und lässt seinen Blick<br />
durch den Raum schweifen.<br />
„Die Bilder haben wir selbst<br />
aus Vietnam mitgebracht.“<br />
Hai selbst stammt aus<br />
der Hauptstadt Hanoi und<br />
kam als Gastarbeiter nach<br />
Deutschland. Als er seine<br />
Frau Hang kennenlernte,<br />
zogen die beiden nach<br />
Nordrhein-Westfalen. Seit<br />
2014 wohnen sie in Singen,<br />
nahe am schönen Bodensee.<br />
Als der Geschäftsinhaber<br />
The Duong Hoang Hai 2015<br />
eine Stelle in dem Bistro<br />
anbot, sagte der sofort zu.<br />
Seitdem ist Hai Geschäftsführer<br />
des Asia-Bistros<br />
unterhalb der Mensa. Nach<br />
der Übernahme hat er den<br />
Laden von Grund auf<br />
umgekrempelt: andere<br />
Speisekarte, neue Einrichtung<br />
– sogar die Wandfarbe<br />
hat er erneuert. Ein knalliges<br />
Orange dominiert nun den<br />
Raum, Flächen in kräftigem<br />
Giftgrün bilden einen starken<br />
Kontrast. So wirkt das<br />
ehemals blassgelbe Bistro<br />
viel lebendiger.<br />
Seitdem läuft das<br />
Geschäft wieder besser, was<br />
sich auch an den steigenden<br />
Umsätzen bemerkbar macht.<br />
Spaß bei der Arbeit, das ist<br />
Hais Schlüssel zum Glück.<br />
Seine Frau und er betreiben<br />
das Bistro weitestgehend zu<br />
zweit, und trotz des anstrengenden<br />
Alltags würde er<br />
nicht tauschen wollen: „Das<br />
ist das Schöne daran: ich bin<br />
den kompletten Tag mit<br />
Hang zusammen. Die<br />
gemeinsame Zeit mit der<br />
Familie ist wichtig. Die<br />
hätten wir nicht in diesem<br />
Maße, wenn wir in unterschiedlichen<br />
Jobs tätig<br />
wären.“ Wenn es die Schule<br />
zulässt, hilft ihre 13-jährige<br />
Tochter Jenny mit, der das<br />
Bedienen der Kunden<br />
offensichtlich Freude<br />
bereitet. Jeden einzelnen<br />
Gast begrüßt sie mit<br />
demselben vergnügten<br />
Lächeln im Gesicht, wie es<br />
ihr Vater an den Tag legt.<br />
Besonders um die<br />
Mittagszeit ist das Bistro<br />
unter der Woche gut<br />
besucht. Aber auch abends<br />
hat das Ehepaar immer<br />
etwas zu tun: „Nach einem<br />
Tag in der Bibliothek oder<br />
vor einer anstehenden<br />
Klausur kommen die<br />
Studenten besonders gern<br />
her,“ erzählt Hai. Er selbst<br />
legt viel Wert auf regelmäßige,<br />
warme Mahlzeiten mit<br />
der Familie, doch wird der<br />
Tagesablauf hauptsächlich<br />
von der Kundschaft bestimmt.<br />
Komplett leer ist das<br />
Asia-Restaurant eigentlich<br />
nie. Vor 22:00 Uhr sind die<br />
beiden selten zuhause.<br />
Manchmal kann es sogar<br />
noch später werden. Den<br />
einzigen freien Tag in der<br />
Woche verbringen die<br />
Nguyens mit gemeinsamen<br />
Sonntagsausflügen. „Dann<br />
fahren wir raus. Rund um den<br />
Bodensee kann man so viel<br />
unternehmen.“ Hauptsache,<br />
sie verbringen ihren Ruhetag<br />
zusammen als Familie, um<br />
gestärkt in die neue Woche<br />
zu starten.<br />
Ein typischer Tag beginnt<br />
für die Familie Nguyen um<br />
sieben Uhr in ihrer Wohnung<br />
in Singen. Während Jenny<br />
ins Gymnasium geht, kaufen<br />
Hai und seine Frau jeden<br />
Morgen im Supermarkt für<br />
die „Arche“ ein und fahren<br />
anschließend eine gute<br />
halbe Stunde nach Konstanz,<br />
um ihr Bistro zu öffnen.<br />
Über 100 Gerichtsvariationen<br />
bietet die neue<br />
Speisekarte. Besonders Hais<br />
vietnamesische Gerichte<br />
nach Familienrezept erfahren<br />
viel Lob. Doch Hai hat einen<br />
ganz klaren Favoriten: „Pho<br />
Ga“, eine Reis-Bandnudel-Suppe<br />
mit Hühnerfleisch,<br />
ist ein traditionelles Gericht<br />
aus seiner Heimatstadt. „Es<br />
ist einfach. Man fühlt sich<br />
satt, aber nicht voll. Wer<br />
mein ‚Pho Ga‘ gegessen hat,<br />
der kommt auf jeden Fall<br />
wieder. Das schmeckt nur bei<br />
mir so.“<br />
Hai experimentiert gerne<br />
mit Rezepten. Essen ist eine<br />
18
Text: Laura Kerling, Foto: Harald Waldrich<br />
Leidenschaft, die er zelebriert – besonders im Kreise der<br />
Familie. Seine schwarzen Augen funkeln beim Erzählen: „Wir<br />
lieben gutes Essen.“ Nicht nur vietnamesisch, wie er verrät.<br />
Die Nguyens gönnen sich auch gerne einmal ein Steak oder<br />
Kängurufleisch auf dem heimischen Tischgrill. Dosenessen<br />
kommt dagegen nicht auf den Tisch. „Wenn du etwas isst,<br />
dass nicht gut für dich ist – wie soll es dann gut für den Gast<br />
sein? Die Kunden sehen schließlich auch, was wir essen.“<br />
An seinen Gästen schätzt Hai, der schon seit über<br />
zwanzig Jahren in der Gastronomie arbeitet, besonders die<br />
Lockerheit. „Das geht hier ganz unkonventionell zu. So kann<br />
man auch gemeinsam mit den Kunden lachen.“ Und das tut<br />
der Geschäftsführer gerne und oft – auch wenn der Laden<br />
noch so voll ist. So baut er eine freundschaftliche Beziehung<br />
zu seinen Kunden auf. Wenn Hai zu Mittag isst, kommt es<br />
oftmals vor, dass ihn ein Gast anspricht, ob er mal probieren<br />
dürfe – und kurze Zeit später genau dieses Gericht bestellt,<br />
auch wenn es nicht auf der Karte steht. „Das ist kein<br />
Problem. Ich freue mich, wenn mein Essen schmeckt. Ich<br />
kann dir fast alles machen, was du willst.“ Ohnehin wird<br />
ausschließlich mit frischen Zutaten gekocht und jedes<br />
Gericht erst auf Bestellung zubereitet. Darauf legt Hai sehr<br />
viel Wert. „Die Aromen sind ganz anders, wenn man das<br />
Gemüse kurz und deftig anbrät, damit es noch diesen<br />
knackigen, bissfesten Zustand hat.“<br />
Dementsprechend dauert es von Beginn der Bestellung<br />
bis zum Servieren des Gerichts auch etwas länger, gibt Hai<br />
zu. Aber das nimmt er für die Qualität seines Essens gern in<br />
Kauf. Purismus und Frische ist sein Motto, wie er immer<br />
wieder betont: „Wir benutzen keine Geschmacksverstärker,<br />
sondern nur Kräuter und Gewürze.“ Das rät er auch seinen<br />
Kunden. Für alle, die es beispielsweise etwas schärfer<br />
mögen, hält Hai frische Chilis bereit. Mehr nachträgliches<br />
Aufpeppen braucht es seiner Meinung nach nicht. „Das<br />
unterscheidet uns von anderen Gaststätten.“<br />
Auch von seinen Gästen bekommt Hai viel Lob für sein<br />
neues Konzept: unter seiner Leitung wurde die Arche zu einer<br />
Wohlfühl- und Schlemmoase für Studenten, Dozenten und<br />
Mitarbeiter der Universität. Genau das war sein Ziel: Die<br />
Leute sollen hier entspannen können. Hang und Hai haben<br />
sich bemüht, so viele Komfortzonen wie möglich im Bistro zu<br />
schaffen. So gibt es jetzt beispielsweise unter einem kleinen<br />
Balkon eine „Lounge“, wie Hai sie nennt, „da können sie<br />
einfach mal ein bisschen relaxen.“<br />
Er lässt den Studenten viel Freiraum, sie dürfen sich bei<br />
ihm zum Beispiel auch mit „To go“- Boxen an den Tisch<br />
setzen, solange der Platz nicht für à la carte-Gäste benötigt<br />
wird. Seine Frau Hang sorgt sich ebenfalls mütterlich um die<br />
Kundschaft und serviert so manchem gestressten Besucher<br />
eine Tasse selbstgemachten Ingwertee, um die Nerven zu<br />
beruhigen.<br />
Obwohl die beiden innerhalb von wenigen Monaten<br />
schon so viele Renovierungen in und an dem Restaurant<br />
durchgeführt haben, hat Hai immer noch Optimierungen und<br />
Erweiterungen des Speiseangebots in Aussicht. Die bleiben<br />
jedoch vorerst sein Geheimnis, „dafür fehlt uns das Personal.<br />
Das wird sonst zu viel.“<br />
Also: wenn Du zuverlässig, engagiert und fleißig bist und<br />
außerdem noch Spaß an der Arbeit in der Gastronomie hast,<br />
komm doch einfach mal bei Hang und Hai vorbei und stell<br />
Dich vor! Hier wird jede helfende Hand gebraucht – vor allem<br />
in der Mittagszeit. Wenn Du dazu noch ein Lächeln im<br />
Gesicht trägst, dürftest Du in die herzliche, vietnamesische<br />
Familie passen.<br />
Und auch wenn Du keinen Job suchst, ein Besuch in der<br />
Arche lohnt sich allemal. Allein, um Hais Lieblingsgericht Pho<br />
Ga selbst zu testen!<br />
Die „Arche“ hat jeden Tag von 11:00 bis<br />
21:00 Uhr geöffnet, am Samstag bis 20:00 Uhr.<br />
Kennen wir uns schon?<br />
500 Jahre Reinheitsgebot und<br />
50 Jahre Universität Konstanz<br />
feiern wir mit unserem<br />
neuen Jubiläumsbier<br />
Bodensee Pils:<br />
ein echtes Craft Bier,<br />
eingebraut mit fünf der<br />
besten Aromahopfen.<br />
Das Bier vom See. www.ruppaner.de<br />
19
Studienfinanzierung – wenn es mal eng wird<br />
Ohne volles Einkommen sind die hohen Wohnungs- und<br />
Lebenshaltungskosten hier am See für die meisten Studierenden<br />
eine große Herausforderung. Und auch mit Unterstützung<br />
von zu Hause kann es zum Monatsende schon mal knapp<br />
werden. Die meisten kennen dieses Problem und müssen<br />
deswegen vielleicht auch mal den ein oder anderen Wunsch<br />
zurückstellen, bis sich die finanzielle Lage wieder entspannt<br />
hat. Für Studenten gibt es einige Vergünstigungen, die das<br />
Leben leichter machen. Das Studi-Ticket und die Befreiung<br />
vom Rundfunkbeitrag für Bezieher von BAföG sind hier wohl<br />
die prominentesten Beispiele.<br />
Aber was tun diejenigen, bei denen es wirklich um die<br />
eigene Existenz geht? Seezeit bietet für solche akuten Fälle<br />
mehrere Möglichkeiten an, um den Studierenden bei der<br />
Finanzierung zu helfen.<br />
Vor allem am Studienende, wenn auch der BAföG- und<br />
der Kindergeldanspruch erlischt würde es bei einigen schon<br />
mal eng werden, meint Marlies Piper, die zuständige Seezeit-Mitarbeiterin.<br />
Doch es gibt auch hier noch Alternativen, finanzielle<br />
Unterstützung zu erhalten, um das Studium abschließen zu<br />
können. Eine davon ist der KfW- Studienkredit, bei dem man<br />
zwischen 100 und 650 Euro pro Monat erhält. Es ist allerdings<br />
zu bedenken, dass es sich um ein verzinstes Darlehen handelt.<br />
Anders als beim BAföG muss die komplette Summe plus<br />
Zinsen zurückgezahlt werden.<br />
Seezeit bietet als Alternative auch eigene Finanzierungsmodelle<br />
an, die für bedürftige Studenten in Frage kommen.<br />
Zum einen ist das der Härtefonds von Seezeit. Man kann hier<br />
ein zinsloses Darlehen von bis zu 2000 Euro erhalten, welches<br />
in Raten ausbezahlt wird. Voraussetzung dafür ist die Bedürftigkeit,<br />
die individuell festgestellt wird und zwei Bürgen mit<br />
regelmäßigen Einkommen in Deutschland.<br />
Für die genannten existenzgefährdeten Fälle gibt es<br />
außerdem die Nothilfe von Seezeit. Dabei handelt es sich um<br />
eine kurzfristige Unterstützung über maximal drei Monate.<br />
Ausgezahlt werden zur Überbrückung einer akuten finanziellen<br />
Not maximal drei Mal 300 Euro.<br />
Bevor man jedoch auf eigene Faust versucht eine dieser<br />
Möglichkeiten in Anspruch zu nehmen, sollten sich betroffenen<br />
Studierende von Frau Piper professionell beraten lassen.<br />
In einem persönlichen Gespräch kann so herausgefunden<br />
werden, welche Alternativen bestehen und welcher Weg in<br />
der jeweiligen Situation der Beste ist.<br />
Ganz wichtig: keine falsche Scheu! Niemand muss sich für<br />
finanzielle Engpässe schämen. Nicht jeder genießt das Privileg<br />
finanzieller Unterstützung von zu Hause und nicht jeder kann<br />
neben dem Studium arbeiten gehen. Trotzdem sollte jeder die<br />
Möglichkeit haben zu studieren. Deshalb an alle, die sich<br />
finanziellem Druck ausgesetzt fühlen: Habt keine Angst,<br />
sondern lasst euch beraten und unterstützen.<br />
Ansprechpartnerin Studienfinanzierung:<br />
Marlies Piper<br />
Sozialberatung@seezeit.com<br />
Tel: +49 7531 - 88 7305<br />
Sprechzeiten:<br />
Mo 9.30 - 11.30 Uhr im Seezeit Service Center<br />
Di 9.30-11.30 Uhr in K 401<br />
Mehr Infos unter<br />
www.seezeit.com/geld/finanzierungshilfen<br />
Text: Felix Lorenz<br />
ZGH 0088/45 · 09/16 · Foto: peterheck.de<br />
Der AOK-Studenten-Service.<br />
Wir machen Sie rundum fit für den Campus: nicht nur in Fragen der Gesundheit, sondern<br />
auch mit kostenlosen Online-Vorträgen, E-Books und zahlreichen nützlichen Tipps für den<br />
Hochschulalltag. Mehr dazu unter bw.aok-on.de/studierende<br />
AOK – Die Gesundheitskasse Hochrhein-Bodensee<br />
Studenten-Service · Inselgasse 30 · 78462 Konstanz<br />
20<br />
AOK Baden-Württemberg
Text: Phillip Horch, Foto: Harald Waldrich<br />
Studi Job in der Mensa<br />
– dort arbeiten,<br />
wo andere Mittag essen<br />
All die, denen der<br />
Geldbeutel der Eltern nicht<br />
wohlgesonnen ist oder die<br />
mal wieder knapp am BAföG<br />
vorbeigeschrammt sind,<br />
kennen das Problem der<br />
knappen Kasse. Doch auch<br />
diejenigen, die ein kleines<br />
oder großes Bündel Geld in<br />
der Matratze versteckt haben,<br />
freuen sich über ein zusätzliches<br />
Taschengeld. Kurz<br />
gesagt: Geld wird immer gern<br />
genommen. Schließlich will<br />
man ja auch nicht als Student<br />
leben wie so ein Student –<br />
und das kostet eben. Da trifft<br />
es sich vorzüglich, dass das<br />
Studierendenwerk seine<br />
Schütz- und Zöglinge<br />
durchaus auch finanziell<br />
unterstützen kann. Entweder<br />
leihweise, mit besagtem<br />
BAföG, oder eben mit<br />
monatlich gezahlten Löhnen.<br />
In der Menseria Gießberg<br />
mit der preisgekrönten<br />
Atmosphäre gibt es nämlich<br />
nicht nur leckeres, leicht<br />
bekömmliches und vor allem<br />
auf Dauer satt machendes<br />
Essen, sondern auch Jobs für<br />
Studenten. Dort zu arbeiten,<br />
wo andere Mittag essen, hat<br />
natürlich den immensen<br />
Vorteil, innerhalb von fünf<br />
Minuten wieder direkt in der<br />
Bib, im Seminarraum oder im<br />
Vorlesungssaal zu sein. Da<br />
kann man sich zwischen zwei<br />
Veranstaltungen einfach noch<br />
eine Schicht packen und war<br />
schon mal nicht umsonst an<br />
der Uni. Das weiß vor allem<br />
die 27-jährige Jessica Nock,<br />
Studentin der Sprachwissenschaft<br />
und Mitarbeiterin in<br />
der Mensa, zu schätzen: „Da<br />
man sich die Schichten vor<br />
dem Semester aussuchen<br />
kann, lässt sich das auch sehr<br />
gut mit dem Studium<br />
vereinbaren. Praktisch ist<br />
natürlich, wenn man sowieso<br />
an der Uni ist und sich<br />
Schichten vor oder zwischen<br />
die Vorlesungen legen kann.“ Auch nach drei Jahren bei<br />
Seezeit würde Jessica diese Arbeit uneingeschränkt weiterempfehlen.<br />
Der kurze Arbeitsweg und die netten Kollegen<br />
sind da natürlich ein Anreiz, der auch auf Skeptiker überzeugend<br />
wirken sollte. Und selbst in der Currywurstbude ist es<br />
bei frostigen Temperaturen noch angenehmer, als sich<br />
draußen die Finger abzufrieren. Wer sich also zwischen den<br />
wohltuenden Gerüchen von frischer Pasta, leckerem Eintopf,<br />
dem ausgewogenen Stammessen oder einfach nur beim<br />
Bestaunen der veganen Snacks den einen oder anderen Euro<br />
dazuverdienen will, darf sich vertrauensvoll an das Studierendenwerk<br />
wenden. Wer es dann aufgrund der flexiblen<br />
Arbeitszeiten schafft, sein Studium erfolgreich zu absolvieren,<br />
hat sogar schon gastronomische Erfahrungen, die sich der<br />
glückliche Student genüsslich in den Lebenslauf eintragen<br />
kann.<br />
Wohnen für Hilfe – die etwas andere WG<br />
Seezeit informiert<br />
Text: Felix Lorenz<br />
Wohnraum in Konstanz ist rar und meist ziemlich kostspielig.<br />
Eine eigene Wohnung können sich viele nicht leisten und<br />
Wohnheimplätze sind begehrt und daher schnell vergriffen.<br />
Seit 2013 bietet Seezeit eine besondere Alternative an, die für<br />
einige von euch vielleicht interessant ist. Das Konzept heißt<br />
„Wohnen für Hilfe“ und dahinter verbirgt sich die etwas<br />
andere Wohngemeinschaft.<br />
Bei „Wohnen für Hilfe“ bieten Menschen, die im Alltag<br />
Unterstützung brauchen und eine große Wohnung oder ein<br />
großes Haus besitzen, günstigen Wohnraum für hilfsbereite<br />
Studenten an. In der Regel wird von den Studenten dabei<br />
zwischen acht und zwölf Stunden Hilfe pro Monat erwartet.<br />
Bei zehn Stunden monatlicher Hilfe erhält man bei einem<br />
Quadratmeterpreis von zehn Euro rund 100 Euro Mietnachlass,<br />
so die Faustregel.<br />
Die Vermieter sind dabei meist Senioren aber auch<br />
Familien, die Unterstützung im Alltag benötigen. Wichtig für<br />
alle: Bei der Hilfe handelt es sich nicht um Pflege. Vielmehr<br />
geht es um Unterstützung im Haushalt oder beim Einkauf.<br />
Viele der Vermieter möchten auch, dass ihnen ab und zu<br />
jemand Gesellschaft leistet oder ihr Haus „hütet“. Prinzipiell<br />
kann sich also jeder Student auf einen Platz bei „Wohnen für<br />
Hilfe“ bewerben, der hilfsbereit und älteren Generationen<br />
gegenüber offen ist. Momentan sind acht Studenten bei<br />
sieben Vermietern untergebracht. Die Resonanz sei überwiegend<br />
sehr positiv, so Marina Filipczyk, die zuständige<br />
Seezeit-Mitarbeiterin. Allerdings überwiegt auch bei „Wohnen<br />
für Hilfe“ die Nachfrage das Angebot. Deswegen erhofft sich<br />
Frau Filipczyk für die Zukunft mehr Vermieter und damit mehr<br />
Wohnraum, um das Projekt weiter wachsen zu lassen.<br />
Nichtsdestotrotz sollte sich jeder, der Interesse hat bei ihr<br />
bewerben und die Möglichkeit wahrnehmen.<br />
Und sollte jemand von euch Verwandte, Freunde oder<br />
Bekannte in Konstanz haben, die genügend Platz haben und<br />
vielleicht etwas Unterstützung brauchen könnten, dann weist<br />
sie auf diese Möglichkeit hin.<br />
Beide Seiten erwarten dabei andere Ansichten und<br />
Blickwinkel, neue Erfahrungen und vielleicht sogar neue<br />
Freundschaften.<br />
Bewerbt euch deshalb für die etwas andere WG, von der<br />
alle profitieren.<br />
Ansprechpartnerin<br />
Marina Filipczyk<br />
Service Center<br />
Tel +49 7531 - 88 7405<br />
wfh@seezeit.com<br />
Sprechzeiten<br />
Mo 09.30 - 11.30 Uhr<br />
Mi 09.00 - 11.00 Uhr<br />
Mehr Infos unter<br />
https://www.seezeit.com/wohnen/wohnen-fuer-hilfe/<br />
21
Aktion Deutschland Hilft<br />
Das starke Bündnis bei Katastrophen<br />
Seezeit informiert<br />
Wenn Menschen durch große Katastrophen in Not geraten, helfen wir. Gemeinsam,<br />
schnell und koordiniert. Schon ab 5€/Monat werden Sie Förderer. Ihre regelmäßige<br />
Spende ermöglicht unsere weltweite Hilfe für Menschen in Not.<br />
Spendenkonto (IBAN): DE62 3702 0500 0000 1020 30<br />
Jetzt Förderer werden unter: www.Aktion-Deutschland-Hilft.de<br />
22
Mit wenig<br />
viel bewegen<br />
Mit der Mensacard können Studierende<br />
an Menschen in Not spenden<br />
Studierendenbefragung »Beeinträchtigt<br />
Studieren«<br />
Seezeit informiert<br />
Text: Ilka Glückselig, Foto: Ciara-Angela Engelhardt<br />
Zwischen Mittagessen und Kaffee schnell das eigene<br />
Guthaben checken oder neues Geld auf die Mensakarte<br />
laden und damit gleichzeitig Menschen in Not helfen – an<br />
einer der Abfragestationen an der Mensa der Uni Konstanz<br />
ist dies seit Januar 2015 möglich. Mit jedem Auflegen der<br />
Mensakarte werden zehn Cent abgebucht, die Seezeit an das<br />
„Bündis Aktion Deutschland Hilft spendet“. Studenten und<br />
Mitarbeiter der Uni erhalten damit die Möglichkeit, schnell,<br />
mit geringem Aufwand und wenig Geld für einen guten<br />
Zweck zu spenden.<br />
Seit Beginn der Aktion wurden bereits 1.500 Euro<br />
eingenommen, die Seezeit für den Kampf gegen Ebola<br />
sowie für Erdbebenopfer in Nepal gespendet hat. Für<br />
welchen Empfänger die Aktion aktuell Beiträge sammelt,<br />
erläutert ein Plakat, das sich über der besagten Abfragestation<br />
befindet. Seit Mitte Oktober stehen die Opfer des<br />
Hurricane Matthew als Spendenempfänger fest.<br />
Das von Seezeit gegründete Projekt läuft gut und wird<br />
von Studenten und Mitarbeitern stark unterstützt. Jeder, der<br />
seine Karte ab und an am Gerät einlesen lässt, trägt dazu<br />
bei, Menschen in Not zu helfen. Seezeit plant daher weitere<br />
Spendenstationen an der HTWG Konstanz sowie in Weingarten,<br />
Friedrichshafen und Ravensburg.<br />
Selbstverständlich verfügen nicht alle der Kartenstationen<br />
an der Uni über die Spendenfunktion, sodass nach wie vor<br />
auch ohne eine Spende das Guthaben abgefragt werden<br />
kann. Doch zehn Cent sind nicht viel Geld, können in der<br />
Summe aber Großes bewegen.<br />
Am 21. November 2016 ist eine Umfrage gestartet, in<br />
der Studenten mit Behinderungen und chronischen Krankheiten<br />
zu ihrer Situation an der Uni befragt werden: Was<br />
behindert ein erfolgreiches Studium? Welche Voraussetzungen<br />
müssen gegeben sein, um mit Beeinträchtigungen<br />
studieren zu können? Wie sind Unterstützungsangebote der<br />
Uni zu bewerten und was hat sich bewährt?<br />
Geleitet wird die Befragung vom Deutschen Studentenwerk<br />
und dem Deutschen Zentrum für Hochschul- und<br />
Wissenschaftsforschung. Ziel ist es, mit den ermittelten<br />
Daten den Bau von Barrierefreiheit zu fördern und Verbände<br />
zu unterstützen, die sich für die Rechte von Studierenden mit<br />
Behinderungen und chronischen Krankheiten einsetzen. Eine<br />
Teilnahme an der Studie ist bis Ende dieses Wintersemesters<br />
möglich. Im Frühjahr 2018 werden die Ergebnisse dann<br />
veröffentlicht.<br />
Benötigte Dauer zum Ausfüllen des Fragebogens: Eine<br />
halbe Stunde. Anonym und datengeschützt!<br />
Wenn ihr mit einer studienerschwerenden Beeinträchtigung<br />
studiert und eine Einladungsmail bekommen habt<br />
- macht mit!<br />
Mehr Informationen: www.best-umfrage.de<br />
FAQ: www.best-umfrage.de/best2-ablauf-faq/<br />
23
01100001 01100110 01110100 00100000 01011011 01100011 01101001 01110100 01100001 01100100<br />
01101001 01101110 01101001 01110100 01100101 01011101 00101100 00100000 01100100 01101001<br />
01100101 00100000 01101001 01101101 00100000 01000010 01100101 01100111 01110010 01101001<br />
01100110 01100110 00100000 01110011 01101001 01101110 01100100 00101100 00100000 01110011<br />
01101001 01100011 01101000 00100000 01100010 01101001 01110011 00100000 01100001 01101110<br />
00100000 01100100 01101001 01100101 00100000 01000111 01110010 01100101 01101110 01111010<br />
01100101 01101110 00100000 01100100 01100101 01110010 00100000 01010111 01100101 01101100<br />
01110100 00100000 01100001 01110101 01110011 01111010 01110101 01100100 01100101 01101000<br />
01101110 01100101 01101110 00100000 01110101 01101110 01100100 00100000 01101001 01101110<br />
01100110 01101111 01101100 01100111 01100101 01100100 01100101 01110011 01110011 01100101<br />
01101110 00100000 01100010 01101001 01110011 00100000 01100001 01101110 01110011 00100000<br />
11000011 10000100 01110101 11000011 10011111 01100101 01110010 01110011 01110100 01100101<br />
00100000 01101001 01101000 01110010 01100101 01110010 00100000 01100101 01101001 01100111<br />
01100101 01101110 01100101 01101110 00100000 01001011 01101111 01101110 01111010 01100101<br />
01110000 01110100 01100101 00101110 00100000 01000001 01101101 00100000 11000011 10100100<br />
appdate<br />
01110101 11000011 10011111 01100101 01110010 01110011 01110100 01100101 01101110 00100000<br />
01000101 01101110 01100100 01100101 00100000 01111010 01100101 01110010 01100010 01110010<br />
01101001 01100011 01101000 01110100 00100000 01100101 01101001 01101110 00100000 01001011<br />
Ausstellung zu App-Kulturen<br />
01101111 01101110 01111010 01100101 01110000 01110100 00101100 00100000 01111010 01100101<br />
und App-Kunst<br />
01110010 01110011 01110000 01110010 01101001 01101110 01100111 01110100 00100000 01100101<br />
01101001 01101110 01100101 00100000 11000011 10111100 01100010 01100101 01110010 01100100<br />
01100101 01101000 01101110 01110100 01100101 00100000 01000110 Großer 01101001 Saal, Neuwerk<br />
01100111 01110101<br />
01110010 00101100 00100000 01101011 01101111 01101101 01101101 01110100 00100000 01100101<br />
01101001 01101110 01100101 00100000 01001011 01101100 01110101 01100110 01110100 00100000<br />
01111010 01110101 01101101 00100000 01010110 01101111 01110010 20. – 26. 01110011 Januar 01100011 2017<br />
01101000<br />
01100101 01101001 01101110 00101110 00001101 00001010 01000101 01110010 00100000 01101001<br />
01110011 01110100 00100000 01100001 01110101 01100 100000 01001011 01110010 01101001 0110010001<br />
0011 1101100111 01011111 00100000 01101001 01 00100000 01001001<br />
Opening: 01101110<br />
19. Januar 01101110<br />
2017<br />
01100101<br />
01110010 01100101 01 00 11000 01101110 00100 01100101 01101001 01101110<br />
20:00 01100101<br />
Uhr<br />
0111000 00100000<br />
00100000 00100000 00100000 00100000 00100000 00100000 00100000 0100000 01100101 01101001<br />
01101110 01100101 01110010 00100000 01011010 01101001 01110110 01101001 01101100 01101001<br />
01110100 11000011 10100100 01110100 00101100 00100000 01100101 01101001 01101110 01100101<br />
01110010 00100000 01010011 01110100 11000011 10100100 01100100 01110100 01100101 01110010<br />
00101101 00100000 01110011 01100011 01101000 01100001 01100110 01110100 00100000 01011011<br />
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01100101 01110010 01110011 01110100 01100101 00100000 01101001 01101000 01110010 01100101<br />
01110010 00100000 01100101 01101001 01100111 01100101 01101110 01100101 01101110 00100000<br />
01001011 01101111 01101110 01111010 01100101 01110000 01110100 01100101 00101110 00100000<br />
01000001 01101101 00100000 11000011 10100100 01110101 11000011 10011111 01100101 01110010<br />
Im Neuwerk werden künstlerische Entwürfe von »Mobile Apps« und<br />
Installationen aus dem Bereich der Medienkunst, die Apps in ihre<br />
Funktionsweise aufnehmen, neben medienpraktischen Arbeiten von<br />
Studierenden der Universität Konstanz präsentiert.<br />
Kultur<br />
Innovativ,<br />
intensiv,<br />
international<br />
– im Gefühlschaos bei den „kurz.film.spielen.“<br />
Geschockte Gesichter, erleichtertes Aufatmen, Gänsehaut<br />
und feuchte Augen – das 13. Kurzfilmfestival bescherte<br />
dem Publikum ein Wechselbad der Gefühle.<br />
„Zum Filme machen braucht man Talent. Wir haben<br />
Filme ausgewählt, die etwas wagen. Filme, die bewegen<br />
und etwas im Zuschauer auslösen,“ erklären die Organisatoren<br />
aus dem Zebra Kino. Dieser Anspruch ist dem Team<br />
definitiv gelungen. Am 22. und 23. Oktober war es wieder<br />
soweit: das Zebra Kino präsentiert zum 13. Mal seine<br />
Kurzfilme in Konstanz. Aus 600 eingereichten Filmbeiträgen<br />
werden den Besuchern die 49 besten internationalen Kurzfilme<br />
aus insgesamt 24 Ländern vorgeführt. Die drei besten<br />
Streifen werden durch eine vierköpfige Jury aus der<br />
Film- und Medienbranche prämiert. Eigentlich war auch der<br />
Gewinner des letzten Jahres, Ayce Kartal, für die Jury<br />
vorgesehen. Ihm wurde jedoch die Ausreise aus der Türkei<br />
untersagt, wie er in einer Presseerklärung bedauerte. In<br />
seinem Gewinnerfilm „Marche arrière“ thematisiert er auf<br />
sarkastische Weise die türkischen Aufstände und die<br />
brutalen Einsätze der Polizei gegen die Demonstranten.<br />
Doch nicht nur die Jury, auch das Publikum durfte seinen<br />
Favoriten küren.<br />
Mit insgesamt rund 550 Zuschauern lockte das Festival<br />
dieses Jahr noch mehr Besucher als in den vergangenen<br />
Jahren an, was sicher auch der Optimierung von Logo,<br />
Trailer und Location zu verdanken ist. Der regnerische<br />
Sonntag war dabei mit etwa 300 Zuschauern besser besucht<br />
als der Starttag, einer der letzten sonnigen Herbsttage.<br />
24
Trotzdem ist der Vorführungssaal am Samstag bereits<br />
beim ersten Block zu zwei Dritteln gefüllt. Um Punkt 13:30<br />
Uhr schließen sich die Flügeltüren des großen Saals, der<br />
durch ein warmes Rotlicht eine völlig andere Atmosphäre<br />
versprüht als im Theater üblich. „Es ist echt gemütlich,<br />
besonders die Sessel,“ schwärmt Lydia Humboldt, die durch<br />
das Zebra Kino von dem Filmfestival erfahren hat, gleich zu<br />
Beginn. Im Gegensatz zu den vorherigen Veranstaltungsorten<br />
ist das Stadttheater geräumiger und fasst 200 Sitzplätze<br />
mehr als der Bürgersaal im Jahr zuvor. Trotzdem war der<br />
Teamleiter Ulrich von Varnbüler, der die „kurz.film.spiele.“<br />
schon seit einigen Jahren mitorganisiert, zunächst skeptisch.<br />
„Ich hatte wirklich Bedenken, ob das biedere Stadttheater<br />
mit seinem spießig-bürgerlichen Ambiente eine gute<br />
Location für unser alternatives Filmfest bietet.“ Doch wie<br />
sich herausstellt, waren diese Sorgen völlig unbegründet.<br />
Die enge Zusammenarbeit entstand durch die Verbindung<br />
zwischen dem Geschäftsführer des Zebra Kinos, Christoph<br />
Sinz, und seinem Namensvetter, dem Intendanten des<br />
Stadttheaters, Christoph Nix. Gemeinsam verwandelten die<br />
Teams die neue Location in eine Art Retro-Kino, in dem nun<br />
ein leger gekleidetes Publikum aller Altersklassen Platz<br />
findet.<br />
Während die Gäste, begleitet von leiser Jazz-Musik, in<br />
ihren roten Sesseln entspannt auf den Beginn des ersten<br />
Filmblocks warten und in den kostenlosen Programmheften<br />
blättern, ist das Zebra-Team schon hektisch zugange.<br />
Alexandra Gracev, die für die erste Schicht am Kartenverkauf<br />
eingeteilt ist, erklärt: „Es läuft schon ein bisschen<br />
chaotisch ab.“ Aber davon bekommen die Besucher nichts<br />
mit. Ganz im Gegenteil: viele Zuschauer und auch einige<br />
angereiste Filmproduzenten loben sogar die gute Organisa-<br />
Kultur<br />
Text: Laura Kerling, Fotos: Ciara-Angela Engelhardt<br />
25
Kultur<br />
tion des Festivals.<br />
Rund sechs Wochen vor dem<br />
Festival begann die heiße Phase der<br />
finalen Vorbereitungen. Die Praktikanten<br />
mussten dabei viel Eigenverantwortung<br />
übernehmen: vom Gestalten<br />
der Programmhefte über das Betreuen<br />
der Filmemacher bis hin zur Planung<br />
des Ablaufs. Eine Belastungsprobe<br />
– nicht nur für von Varnbüler, sondern<br />
auch für die anderen Teammitglieder,<br />
die zum größten Teil neben dieser<br />
freiwilligen Arbeit ein Studium stemmen<br />
müssen.<br />
Allein das Sichten der 600 eingereichten<br />
Filme dauerte von April bis<br />
September. Dabei wurde per Fingerzeig<br />
entschieden – fünf Finger waren<br />
die bestmögliche Bewertung. Viele<br />
Meinungsverschiedenheiten gab es<br />
jedoch laut von Varnbüler nicht. „Man<br />
kann einen guten sehr schnell von<br />
einem schlechten Film unterscheiden!“<br />
Diesen Kunstgriff, die richtige Filmsprache<br />
zu treffen und die Schauspieler<br />
entsprechend zu führen, beherrschen<br />
nicht alle Filmemacher. Aber auch das<br />
technische Wissen ist von Vorteil. Da<br />
hilft die beste Idee nichts, da ist sich<br />
das Team einig. Deswegen waren am<br />
Schluss hauptsächlich Filme von<br />
Filmstudenten in der engeren Auswahl.<br />
Doch auch hier gab es große Differenzen.<br />
„Viele Hochschüler stellen einfach<br />
nur ihre technischen Fähigkeiten zur<br />
Schau, die ihre Dozenten ihnen<br />
beigebracht haben, vergessen dabei<br />
jedoch völlig den Geist des Films,“<br />
bedauert von Varnbüler. Praktikantin<br />
Anna Mauder erklärt: „Der Film muss<br />
auf irgendeine Art herausstechen. Das<br />
Thema kann schon 100mal behandelt<br />
worden sein. Wenn es hingegen auf<br />
eine originelle, witzige Art transportiert<br />
wird, schafft es der Film bei uns in die<br />
engere Auswahl.“<br />
So wie der erste Film „Metube 2“,<br />
eine sechsminütige Hommage an die<br />
neue Generation der Youtuber und<br />
Blogger, der das Publikum mit einem<br />
skurrilen Musikvideo verstört, amüsiert<br />
und zugleich fasziniert: Tänzer in<br />
Latex-Anzügen performen zwischen<br />
antiken Statuen. Eine Oma mit<br />
glitzernder Disco-Jacke zwinkert der<br />
Kamera zu. Begleitet wird die Szenerie<br />
von der Kantate Carmina Burana. Der<br />
kuriose Mix bietet einen Vorgeschmack<br />
auf die Emotionen und verwirrenden<br />
Eindrücke, die im Laufe der Vorführung<br />
auf das Publikum einprasseln werden.<br />
Lachend zollen die Zuschauer dem<br />
Beitrag den ersten Applaus.<br />
Die nächsten sechs Filme folgen<br />
aufeinander mit nahtlosem Übergang.<br />
Das Organisationsteam hat sich<br />
bemüht, in jedem Block ein Gleichgewicht<br />
aus nachdenklichen und lustigen<br />
oder ästhetischen Filmclips herzustellen.<br />
Jedoch wurde hauptsächlich<br />
schwere, gesellschaftskritische Filmkost<br />
eingereicht. „Sorry für die depressive<br />
Note,“ entschuldigt sich die Moderatorin<br />
Nina Heller bereits am Ende des<br />
zweiten Blocks beim Publikum.<br />
Bemerkenswert an den ausgewählten,<br />
schwer verdaulichen Beiträgen sei vor<br />
allem die subtile Darstellungsweise der<br />
Kritik gewesen, erklärt das Zebra-Team<br />
seine Entscheidungen im Nachhinein:<br />
unter den Einsendungen waren auch<br />
Komödien, doch der Großteil des<br />
Humors sei extrem platt gewesen.<br />
Dabei lacht das Publikum gerne,<br />
wie die Publikumsgewinner der letzten<br />
Jahre beweisen. Umso mehr erstaunt<br />
von Varnbüler die Wahl des diesjährigen<br />
Publikumslieblings: „Geen<br />
Konigen In Ons Bloed“, ein niederländischer<br />
Film, der auf bewegende Weise<br />
den Zusammenhalt eines Geschwisterpaares<br />
zeigt, das in einer Jugendschutzeinrichtung<br />
aufwächst. Obwohl er mit<br />
ganzen 40 Minuten den längsten Film<br />
der „kurz.film.spiele.“ markiert, ist er<br />
bei weitem nicht der langatmigste,<br />
findet auch der 22-jährige Kevin<br />
Stratenhoff.<br />
Tatsächlich herrscht am Schluss<br />
große Einigkeit bei Publikum und Jury.<br />
Beide wählen zunächst „If Mama Ain‘t<br />
Happy, Nobody‘s Happy“ auf den<br />
ersten Platz, der die Familiengeschichte<br />
der Produzentin thematisiert. Sie<br />
selbst wird dabei zum Bestandteil des<br />
Films und öffnet mehrere narrative<br />
Ebenen, die dem Zuschauer ihre<br />
eigene Vergangenheit sowie die ihrer<br />
Mutter charmant und rührend näher<br />
bringen. In 25 Minuten spielt die<br />
Regisseurin mit konservativen Einstellungen,<br />
Liebesbeziehungen, Eigenständigkeit<br />
und Lebenserfahrung. Das<br />
Zebra-Team kann die Doppelplatzierung<br />
nachvollziehen. Aus etlichen<br />
eingereichten biographischen Beiträgen<br />
schafft es nur der niederländische<br />
Beitrag in die letztlich gezeigte<br />
Auswahl. Weil ein doppelter erster<br />
Platz allerdings unfair den anderen<br />
Filmen gegenüber sei und es sich<br />
ohnehin um ein extrem enges Kopf-an-<br />
Kopf-Rennen des Publikumspreises<br />
handele, entschließt das Team spontan,<br />
den zweitplatzierten Publikumsliebling<br />
„Geen Konigen In Ons Bloed“<br />
an die erste Stelle zu rücken.<br />
Selbst die Fach-Jury folgt bei der<br />
Auswahl vor allem ihrer Intuition, so<br />
auch Medienwissenschaftler Markus<br />
Spöhrer: „Ich denke, die Filme, an die<br />
man sich am Ende der zwei Tage am<br />
stärksten erinnert, sind es auf jeden<br />
Fall wert, in die engere Betrachtung<br />
gezogen zu werden.“<br />
Ins Gedächtnis brennen sich jedoch<br />
nicht nur Filme, die durchweg positives<br />
Feedback erfahren, sondern auch<br />
Beiträge, die für Diskussionspotenzial<br />
sorgen. So beispielsweise „The<br />
Disappearance of Willie Bingham“: ein<br />
Film, der auf brutale Weise das<br />
Rechtssystem in Frage stellt. Nach und<br />
nach werden dem Vergewaltiger Willie<br />
26
Text: Laura Kerling, Fotos: Ciara-Angela Engelhardt<br />
Bingham auf Wunsch der Angehörigen<br />
die Gliedmaßen amputiert. Der<br />
makabre Beitrag aus Australien<br />
schockiert und fasziniert zugleich.<br />
Direkt im Anschluss beendet der<br />
innovative Beitrag „Samira“ das zweite<br />
Filmset. Die Produzentin Charlotte<br />
Rolfes betritt mit den Worten „Krasser<br />
Block, ich bin völlig im Eimer,“ die Bühne.<br />
Dieses Gefühl teilen die anderen<br />
Gäste ausnahmslos mit ihr. Die<br />
Studentin Felicia Merkle geht völlig<br />
aufgewühlt in die Pause. „Die Filme<br />
sind wahnsinnig intensiv. Ich kann mich<br />
gar nicht entscheiden, welchen ich am<br />
besten fand. Aber ich hatte so oft<br />
Gänsehaut!“<br />
„Die Verarbeitung der Filme ist<br />
eine regelrechte Tortur für jeden<br />
Besucher, vor allem, weil sie so schnell<br />
aufeinander folgen,“ meint von<br />
Varnbüler. Deshalb soll die Filmauswahl<br />
nächstes Jahr auch reduziert, die<br />
Pausen dafür verlängert werden.<br />
„Jeder Film birgt so viel Gehalt, Inhalt<br />
und Emotionen – da kommen sehr<br />
interessante Gespräche zustande!“<br />
Dem stimmt auch der Regisseur<br />
des Films „Speechless“ zu, Robin<br />
Polák, der mit einigen Leuten seiner<br />
Filmcrew angereist ist. Pro Block holen<br />
die Moderatoren einen Filmemacher<br />
auf die Bühne, um dem Publikum<br />
Fragen zu ermöglichen. Das lockert die<br />
Atmosphäre auf, die Zuschauer zeigen<br />
sich interessiert und offen. Poláks Film<br />
zeigt einen syrischen Flüchtlingsjungen,<br />
der das erste Mal einen Spielzeugladen<br />
betritt. Die komplette<br />
Botschaft wird über Mimik und Gestik<br />
transportiert. „Da merkt man erst, wie<br />
wichtig Körpersprache in der Kommunikation<br />
ist. So kommt die Verlorenheit<br />
und Überforderung des kleinen<br />
Flüchtlingsjungen in der neuen,<br />
glitzernden Welt besser zur Geltung.“<br />
Als gebürtiger Tscheche weiß er,<br />
wovon er spricht. Auch wenn<br />
„Speechless“ gut beim Publikum<br />
ankam, polarisierte der Film in der<br />
Vorauswahl, verrät das Zebra-Team.<br />
Doch die Mehrheit war fasziniert, in<br />
sieben Minuten ganz ohne Sprache<br />
derartige Gefühle zu kommunizieren.<br />
„Viele Filmemacher denken, sie<br />
müssen einen 90-minütigen Kurzfilm<br />
machen, obwohl sie ihre Message kurz<br />
und knapp in fünf Minuten verpacken<br />
könnten,“ berichtet Polák. Das ist zum<br />
Teil auch für das Publikum anstrengend.<br />
Dementsprechend entspannen<br />
sich die Zuschauer bei leichter Kost,<br />
wie dem drittplatzierten Beitrag „Trial<br />
& Error“, einem Animationsfilm, der<br />
sich auf unterhaltsame Art und Weise<br />
mit dem alltäglichen Problem, einen<br />
Hemdknopf zu verlieren, befasst. Das<br />
Publikum reagiert mit schallendem<br />
Gelächter und auch auf den Gesichtern<br />
der Jury ist ein breites Schmunzeln<br />
zu sehen. Die Erleichterung über<br />
den raffinierten Witz und charmanten<br />
Esprit inmitten der bedrückenden<br />
Beträge ist deutlich zu spüren.<br />
Den zweiten Platz vergibt die Jury<br />
an einen Beitrag, der durch seinen<br />
schwarzen Humor besticht: „Hausarrest“<br />
behandelt die zunehmende<br />
Technisierung unserer modernen Welt.<br />
„Mir ging es nicht um die Abwertung<br />
von Technik. Mal ehrlich, ich würde<br />
auch nicht ohne mein iPhone aus dem<br />
Haus gehen,“ erklärt der charismatische<br />
Schweizer, Regisseur Matthias<br />
Sahli.<br />
Julia Becker, Jury-Mitglied und<br />
Schauspielerin, lobt außerdem<br />
besonders die Leistung ihrer kleinen<br />
Kollegin im französischen Film „Mother(s)“,<br />
in dem die achtjährige Aida<br />
mit einer völlig neuen Familiensituation<br />
konfrontiert wird.<br />
Alle Gewinner erhalten zur Erinnerung<br />
einen selbst angefertigten<br />
Bilderrahmen, dessen Mitte ein<br />
Filmstreifen in den Farben des Logos<br />
der „kurz.film.spiele.“ ziert, sowie<br />
Buchpreise und eine Urkunde mit<br />
einem QR-Code, auf dessen Link ein<br />
30-sekündiges Animationsvideo<br />
geschaltet wurde.<br />
Sowohl die Filmemacher als auch<br />
die Organisatoren der „kurz.film.<br />
spiele.“ haben ganze Arbeit geleistet.<br />
Gelegentliche Bildstörungen während<br />
der Vorführungen und technische<br />
Probleme können immer auftauchen.<br />
„Solche Komplikationen waren von<br />
vornherein eingeplant,“ beschwichtigte<br />
Nina Heller nach dem Festival. Und so<br />
ist die Resonanz insgesamt positiv.<br />
Manch einen ausgestrahlten Kurzfilm<br />
hat das Zebra-Team sogar schon im<br />
Fernsehen entdeckt. Da bleibt nur zu<br />
sagen: bis zum nächsten Jahr!<br />
Kultur<br />
27
Alternative<br />
Mehr Infos unter:<br />
www.horstklub.ch<br />
facebook.com/horstklub<br />
Jugendkultur links<br />
von der Mitte<br />
Kultur<br />
Der Kreuzlinger Horst-<br />
Klub im Portrait<br />
Die Alternativszene in und um<br />
Konstanz ist, gelinde gesagt, rar gesät.<br />
Sicher, da gibt es das Contrast, in dem<br />
hin und wieder selbstorganisierte<br />
Konzerte stattfinden. Ansonsten<br />
beschränken sich die Möglichkeiten für<br />
Freunde der etwas rockigeren Musik<br />
auf einige (eher teurere) Konzerte und<br />
wenige Bars. Aber das war es dann<br />
auch fast schon wieder. Wer also nicht<br />
die größte Lust hat, zur zweihundertsten<br />
elektronischen Tanzveranstaltung<br />
des Jahres zu gehen und erst kürzlich<br />
auf einer 90er-Party war, trotzdem Lust<br />
auf ein Bierchen und Musik hat, wäre<br />
prinzipiell ganz schön verloren. Wenn<br />
es da nicht das HORST gäbe. Seines<br />
Zeichens Stätte für Konzerte zum<br />
Selbstkostenpreis, kühles Bier und<br />
interessante Menschen.<br />
Also schnell die Tanzschuhe<br />
geschnürt, die Kreuzlinger Straße<br />
entlang gestapft, über den kleinen Zoll<br />
rüber und ab nach Kreuzlingen. Dann<br />
einfach ein Weilchen die Hauptstraße<br />
entlang, bis es irgendwann nach rechts<br />
in die Löwenstraße geht, dann ist man<br />
quasi schon da. Im Zweifelsfall hilft<br />
natürlich auch good old Google:<br />
Kirchstraße 1.<br />
Dann steht man auch schon vor<br />
dem Gebäude des B.A.D. K.i.d.S. e.V.,<br />
das früher einmal eine Steinhauerei<br />
war. (Daher der Name des Vereins:<br />
Bands, Abenteuer, Drinks (und) Kultur<br />
in der Steinhauerei). Heute befindet<br />
sich darin jedoch der Horst-Club, der<br />
dem Motto des Vereins mit viel<br />
Eigeninitiative und ehrenamtlichem<br />
Engagement der Mitarbeiter gerecht<br />
wird.<br />
Der Weg ist für Konstanzer<br />
Studenten zwar ein kleines bisschen<br />
weiter, als bis zur nächsten Eckkneipe,<br />
doch die paar Extrameter lohnen sich.<br />
Vielleicht nicht für jeden, aber sie<br />
lohnen sich. Wenn man Lust auf einen<br />
gemütlichen Martini-Abend mit<br />
Krawatte bei seichter Lounge-Musik<br />
und gehobener Nase hat, muss man<br />
wohl woanders hin. Im Horst gibt es<br />
eher gitarrenlastigen Sound, günstiges<br />
Bier, scharfe Mexikaner (Korn mit<br />
Tomatensaft und Tabasco), lockere<br />
Leute und ganz viel Ungezwungenheit.<br />
Und diese Ungezwungenheit hat<br />
inzwischen Tradition. Angefangen hat<br />
alles etwas unorganisierter in Proberäumen<br />
direkt an der schweizerisch-deutschen<br />
Grenze, hinter dem Lago. Dort<br />
haben einige Musikliebhaber Konzerte<br />
für Freunde organisiert. Gespielt haben<br />
Bands mit Freude am Auftritt und ohne<br />
das Vorhaben, die große Kohle zu<br />
machen. Da Konzerte allerdings<br />
naturgemäß eine recht laute Angelegenheit<br />
sind, haben Zuständige des<br />
Ordnungsamts Konstanz die Proberäume<br />
alsbald restlos und leider auch<br />
ersatzlos schließen lassen. Aufgrund<br />
der Alternativlosigkeit beschloss man<br />
bald, die Konzerte im Keller der<br />
gemeinsamen Wohnung zu veranstalten.<br />
Das war eine halboffizielle<br />
Angelegenheit, die binnen kurzem<br />
größer wurde als geplant. Was vorher<br />
eher als Auftrittsmöglichkeit für<br />
befreundete Nachwuchsbands gedacht<br />
war, sprach sich schnell herum. Die<br />
Anfragen überstiegen das Kontingent<br />
von einem Konzert pro Monat, neue<br />
Räumlichkeiten mussten her.<br />
Durch Zufall fand man dann die<br />
Lokalität in der Kirchstraße, in der<br />
zuvor eine Freikirche ihre Mitglieder<br />
zum richtigen Glauben gedrängt hatte.<br />
Nach Gesprächen mit dem Besitzer<br />
gab dieser den Horstleuten Vorrang,<br />
da er an ihrem Vorhaben Gefallen<br />
gefunden hatte. Auch wenn das Ganze<br />
jetzt professionell aufgezogen werden<br />
sollte, blieb der Grundgedanke<br />
erhalten. Ziel war es, einen nicht<br />
kommerziell orientierten Veranstaltungsraum<br />
zu bieten, in dem lokale<br />
und internationale Bands dem Publikum<br />
ihren Sound um die Ohren hauen<br />
können. Das Publikum sollte währenddessen<br />
zu erschwinglichen Preisen an<br />
einem Bier nippen können, ohne sich<br />
dafür in Unkosten stürzen zu müssen.<br />
Ganz ohne Sponsoren, Management,<br />
Chefetage, Profitgier und Neid – wie<br />
es bekannterweise in ebendieser<br />
Branche so oft der Fall ist. So kam es<br />
glücklicherweise vor zwei Jahren, dass<br />
das Horst umziehen und offiziell<br />
werden konnte.<br />
Laut Benni, einem der Vorstandsmitglieder<br />
des gemeinnützigen<br />
Vereins, kam den Gründern da ihre<br />
Gastronomieerfahrung zugute: „Wir<br />
kannten schon in etwa die Richtlinien,<br />
was Hygiene und Brandschutz anging<br />
und konnten dementsprechend alles<br />
nach den Bestimmungen bauen.“<br />
Innerhalb von nur sechs Wochen<br />
bauten die Jungs dann zu acht eine<br />
Bar und einen Teil der Inneneinrichtung:<br />
„Das hat natürlich noch anders<br />
ausgesehen als heute, viel rudimentärer.<br />
Das wächst von Zeit zu Zeit.“ Im<br />
Sommer dieses Jahres kam dann noch<br />
eine Schallschutzwand im Garten und<br />
eine kleine Skate-Anlage hinzu:<br />
„Gerade im Sommer hatten wir<br />
Probleme mit den Nachbarn. Wenn die<br />
Leute nach den Konzerten zum<br />
Luftschnappen nach draußen gehen,<br />
kann es schon sehr laut werden.“<br />
Durch die neue Schallschutzmauer ist<br />
dieses Problem behoben. Das Material<br />
für Anlage und Mauer hat man – ganz<br />
in Horst-Manier – über Benefizkonzerte<br />
eingespielt. Alles handmade, alles<br />
gemeinnützig, ganz viel Herzblut.<br />
Doch die Mitglieder kennen sich<br />
nicht nur an, vor und unter dem Tresen<br />
aus. Sie wissen auch, was es heißt, auf<br />
der Bühne zu stehen, Tourneeluft zu<br />
atmen und Kantinenfraß zu kosten. So<br />
kommt es, dass man im Horst nicht nur<br />
den Zuschauern, sondern auch den<br />
Bands entgegenkommt. Die Bands<br />
können so viel trinken, wie sie wollen<br />
und werden vom Horst-Team bekocht.<br />
So entsteht eine familiäre Atmosphäre,<br />
die auch im Konzertraum zu spüren ist.<br />
Die Bands sitzen dann auch gerne mal<br />
nach den Konzerten an der Bar oder<br />
mischen sich unters Publikum. Wenn<br />
ihnen dann alles zu viel wird (oder das<br />
Horst ganz einfach seine Pforten<br />
28
schließt), können sie sich in den eigens für sie gebauten<br />
Bandraum zurückziehen. Im Obergeschoss des Gebäudes<br />
befindet sich ein gemütliches Wohn- und Schlafzimmer mit<br />
Stockbetten sowie einer Küchenzeile, in der sich die Bands<br />
ausruhen und vorbereiten können. So spart man sich<br />
unpersönliche Hotelräume und auch -kosten, und die<br />
familiäre Atmosphäre wird unterstützt.<br />
Dass die Atmosphäre auf, vor und hinter der Bühne<br />
sowie an der Bar stimmt, scheint sich auch auf das Publikum<br />
auszuwirken. So gab es laut Benni in den letzten zwei<br />
Jahren nicht eine Schlägerei, auch musste die Polizei nicht<br />
ein einziges Mal gerufen werden. Da soll noch mal jemand<br />
sagen, Rockmusik mache aggressiv.<br />
Selbst die Stadt hat von Anfang an zum guten Klima<br />
beigetragen. Statt sich, wie es in Deutschland der Fall<br />
gewesen wäre, durch einen Urwald aus Genehmigungen<br />
und Anträgen kämpfen zu müssen, gibt es im beschaulichen<br />
Kreuzlingen nur eine Handvoll Regelungen, an die man sich<br />
halten muss. Finanzielle Förderung von der Stadt Kreuzlingen,<br />
wie es Kulturvereinen eigentlich zusteht, gibt es<br />
allerdings keine. Dadurch hat das Horst vielleicht keine<br />
finanziellen Rücklagen, ist andererseits jedoch unabhängig:<br />
„Wir fanden das eine Weile lang schade. Dass die Stadt,<br />
obwohl sie es gut findet, was wir machen, nie geschafft hat,<br />
unsere Anträge zu bearbeiten. Da hat es dann gereicht,<br />
dass sich Nachbarn beschwert haben, um den Antrag<br />
wieder zurückzuwerfen“, sagt Benni, fügt jedoch hinzu, dass<br />
man so nicht den Biss verliere und dazu gezwungen sei,<br />
weiterzumachen. Er habe das schon öfter bei anderen<br />
Vereinen gesehen: „Wenn dann viele Fördergelder kommen,<br />
ruht man sich gerne auf seinen Lorbeeren aus und<br />
gibt sich vielleicht nicht mehr so die Mühe.“<br />
Obwohl es also gezwungenermaßen darum geht, die<br />
Kosten zu decken, geht es dem Verein nicht ums Geld. Es<br />
wird darauf geachtet, dass die Miete am Ende des Monats<br />
gezahlt werden kann und dass die Bands nicht auf ihren<br />
Reisekosten sitzen bleiben. Das macht sich bewährt – so<br />
kommen ins Horst auch Bands zurück, die sich der Verein<br />
eigentlich nicht mehr leisten könnte. Aufgrund guter Erinnerungen<br />
und guter Kontakte drücken die Bands ein Auge zu<br />
und lassen es um der guten Atmosphäre willen im Horst noch<br />
mal krachen. Da zeigt sich dann, dass selbst im Kapitalismus<br />
gute Gespräche mitunter mehr wert sind als gute Gagen:<br />
„Das ist, glaube ich, ein größerer Mehrwert, den man hat, als<br />
groß was auf der Kante zu haben. Das ermöglicht mehr, wenn<br />
man mit den Menschen auf einer Wellenlänge ist, als mit<br />
großen Gagen zu locken.“<br />
Die Eintrittspreise liegen zwischen fünf und acht Euro,<br />
früher kommen lohnt sich. Die Getränkepreise sind für<br />
Schweizer Verhältnisse günstig, für deutsche durchschnittlich.<br />
Doch auch, wenn mal jemand an der Tür steht, der kein Geld<br />
mehr hat, wird dieser nicht nach Hause geschickt: „Wenn<br />
jetzt einer gar keine Kohle hat, bleibt der auch nicht vor der<br />
Tür. Solang es den Leuten gefällt und sie ne gute Zeit haben,<br />
hat alles seinen Zweck erfüllt.“<br />
Wer diese Idee also gut findet, gerne handgemachte<br />
Gitarrenmusik hört und netten Menschen nicht abgeneigt ist,<br />
dem sei ein Besuch in den Räumen des Horst ans Herz<br />
gelegt. Wer den Verein zusätzlich unterstützen möchte, kann<br />
Mitglied im B.A.D. K.i.d.S. e.V. werden. Für 40€ oder ebenso<br />
viele Franken gibt es dann ein cooles Horst-Shirt sowie<br />
Vergünstigungen bei Veranstaltungen.<br />
Kultur<br />
Text: Julia Kohushölter, Fotos: Theresa Gielnik<br />
29
Über Niederlagen<br />
Kolumne von Marc-Julien Heinsch<br />
Kolumne<br />
Ich bin ein guter<br />
Verlierer. Das soll nicht<br />
heißen, dass ich gerne<br />
verliere. Aber es bedeutet:<br />
ich kann verlieren, ich kann<br />
meine Niederlage anerkennen.<br />
Mein Bruder ist da ein<br />
ganz anderes Kaliber. Er ist<br />
ein schlechter Verlierer. Und<br />
das ist noch eine maßlose<br />
Untertreibung. Er konnte es<br />
noch nie und er wird es wohl<br />
auch mit seinen annähernd<br />
dreißig Jahren und darüber<br />
hinaus nicht mehr lernen. Ich<br />
erinnere mich noch gut<br />
daran, wie wir im Urlaub in<br />
unserem Wohnwagen<br />
zusammensaßen. Meine<br />
Mutter, mein Vater, mein<br />
Bruder und ich. Eng<br />
zusammengedrängt in der<br />
Sitzecke mit dem karierten,<br />
groben Stoffüberzug, um<br />
den ausklappbaren Tisch aus<br />
Pressspan mit Eichenfurnier,<br />
zwischen uns ein sechseckiges<br />
Spielfeld. Vor den<br />
Fenstern die verregneten<br />
Weiten eines französischen<br />
Campingplatzes. Doch das<br />
Wetter war uns egal. Denn<br />
was wirklich zählte, war die<br />
Besiedlung eines neuen<br />
Landes. Wir betrieben regen<br />
Tauschhandel untereinander.<br />
Zwei Holz gegen ein Lehm,<br />
drei Getreide gegen ein Erz.<br />
Wir waren Siedler und<br />
unsere neue Heimat hieß<br />
Catan.<br />
Ein herrliches Brettspiel,<br />
das in unserer Familie für<br />
geraume Zeit jedes andere<br />
Abendprogramm auf die<br />
hinteren Ränge verwies. Wer<br />
mit der hohen Kunst des<br />
Siedlerspiels vertraut ist, der<br />
wird wissen, wie schnell aus<br />
geselligem Miteinander<br />
blutiger Ernst werden kann.<br />
Vor allem, wenn einer wie<br />
mein Bruder mit am Tisch<br />
sitzt. Sah er bis kurz vor<br />
Spielende wie der sichere<br />
Sieger aus, so gelang es mir<br />
nicht selten, ihm durch<br />
cleveres Taktieren in letzter<br />
Sekunde seine längste<br />
Handelsstraße und mit ihr den Sieg abzuluchsen. Dann war<br />
die Kacke am Dampfen. Das größte Scheißspiel sei das und<br />
überhaupt sei er ja viel besser und mein Sieg vollkommen<br />
unverdient gewesen. Eine solche Niederlage akzeptiere er<br />
nicht, er sei der wahre Sieger und wenn ich auch nur einen<br />
Funken Ehrgefühl hätte, müsste ich das auch zugeben. Und<br />
so weiter und so weiter. Der Haussegen hing schließlich so<br />
schief, dass die Siedler von Catan in den heimischen<br />
Spieleschrank verbannt und nie wieder hervorgeholt<br />
wurden.<br />
Heute muss ich zugeben, obwohl ich mir damals eher<br />
die Zunge abgebissen hätte, dass mir diese Show die<br />
Freude über den Sieg tatsächlich verhagelt hat. Ich gab<br />
mich zwar stolz und machte mich mit provokanter Geste<br />
zum großen Sieger, innerlich aber brachte es mich bis zur<br />
Weißglut, dass mein Bruder meinen Sieg nicht anerkennen<br />
wollte. Sah er nicht, dass ich ihn regelgemäß bezwungen<br />
hatte? Bedeutete das nicht, dass ich der bessere Spieler<br />
war? Nein, das tat es nicht. Die Saat des Zweifels war gesät.<br />
Und überhaupt – was bedeutet ein Sieg schon, wenn der<br />
Gegner sich selbst ebenfalls<br />
zum Sieger erklärt? Bis heute<br />
frage ich mich, ob diese<br />
Geschichte mehr über mich<br />
als über meinen Bruder<br />
aussagt. Bin ich so abhängig<br />
von der Meinung anderer,<br />
dass meine Selbstbestätigung<br />
komplett von ihr<br />
abhängt? Habe ich ein<br />
Siedlerspiel verloren, dann<br />
wollte ich mich eben nicht<br />
so geben wie mein Bruder.<br />
Ich wollte Größe zeigen,<br />
gratulierte dem anderen zu<br />
seinem guten Spiel und<br />
analysierte selbstkritisch die<br />
Knackpunkte meiner<br />
eigenen Niederlage. Abseits<br />
des Spielbretts sind Sieg<br />
oder Niederlage Kategorien,<br />
in denen ich und viele<br />
meiner Altersgenossen das<br />
gesamte Leben vermesse.<br />
Wir streben nach Erfolg,<br />
halten uns an die Regeln<br />
und versuchen, geradlinig<br />
ans Ziel zu kommen.<br />
„Niederlagen gehören zum<br />
Leben“, sagt der Volksmund.<br />
Oder „Es zählt nicht, wie oft<br />
du hinfällst, sondern wie oft<br />
du wieder aufstehst“.<br />
Schöne, weise Worte, die<br />
man gerne anderen in<br />
leidvollen Momenten zur<br />
Hand gibt. Aber bei einem<br />
selbst? Wir wollen doch gar<br />
nicht erst hinfallen. Und das<br />
ist ein Problem. Wenn etwas<br />
nicht hinhaut und wir die<br />
Kontrolle verlieren, dann<br />
wiegt dieser Misserfolg so<br />
schwer, weil Niederlagen<br />
nicht zu unseren Selbstbildern<br />
gehören. Ich für<br />
meinen Teil wollte immer der<br />
Gute sein, ein Sieger. Und<br />
wenn ich schon verlieren<br />
muss, dann will ich selbst in<br />
der Niederlage noch Größe<br />
zeigen und ums Verrecken<br />
kein Arsch sein, der den<br />
anderen ihren Triumph mies<br />
macht.<br />
Ich bin ein guter<br />
Verlierer. Zumindest sagen<br />
das andere über mich.<br />
Text: Marc-Julien Heinsch, Illustration: Monty v. Spitzbergen<br />
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„Englischer Rasen vom<br />
Konstanzer Studenten“<br />
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