Jahresbericht Auszug
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Sabel Intern<br />
Integrationskurs<br />
Was heißt „happy“ auf Deutsch<br />
Vom Deutsch- und Integrationskurs hinein in die Arbeitswelt<br />
Es ist wieder soweit…das Sabel Team on tour!<br />
Auf geht’s nach Weimar!<br />
Am Freitag, den 8. April, machen sich Verwaltungsangestellte,<br />
LehrerInnen und sogar zwei<br />
Schulleiter der Sabel Schule auf den Weg nach<br />
Weimar! Die knapp 400 km legten wir ganz<br />
gemütlich im Bus zurück. Pünktlich zu Thüringer<br />
Klöße, Rouladen und Rotkohl sind wir am<br />
Abend in der Stadt der Dichter und Denker<br />
angekommen. Gut gestärkt saugen wir erste<br />
Goethe- und Schiller-Impressionen auf, bevor<br />
es dann am Samstagvormittag richtig zur Sache<br />
geht! In einer Stadtführung lernen wir das<br />
Klassische Weimar kennen. Herr Dr. Leibrock,<br />
ehemaliger Stadtkulturdirektor von Weimar,<br />
führt uns in 2,5 Stunden zu allen historischen<br />
Plätzen. Durch den Park an der Ilm laufen wir<br />
in die Altstadt, vorbei an Goethes Gartenhaus,<br />
wo der Dichter u.a. „Iphigenie auf Tauris“ oder<br />
„Torquato Tasso“ schrieb.<br />
Das Stadtschloss, Goethes Wohnhaus am Frauenplan,<br />
Stadtkirche St. Peter und Paul, Schillers<br />
Wohnhaus oder das ehrwürdige Hotel Elefant<br />
waren natürlich die wichtigsten Stationen.<br />
Wir hörten viele spannende Geschichten und<br />
schnell wurde klar, dass Weimar viel zu bieten<br />
hat. Zum Mittagessen gab es ein weiteres Highlight:<br />
Thüringer Bratwurst.<br />
Unsere Kollegin Birgit Bechwar, eine Frühaufsteherin,<br />
ergatterte für uns alle tatsächlich noch<br />
Karten für die „Herzogin Anna Amalia Bibliothek“.<br />
1691 begründet, ausgestattet mit über<br />
11000 Büchern, 2004 schwer beschädigt durch<br />
einen Brand, wurde sie 2007 wiedereröffnet.<br />
Nach der Besichtigung teilten wir uns in kleine<br />
Grüppchen auf und machten Weimar unsicher:<br />
Ob der Besuch des Goethe Wohnhauses, der<br />
Oper, eines der vielen Cafés oder auch der<br />
Bauhaus-Universität - für jeden war etwas dabei.<br />
Abends ließen wir den Tag bei Schwarzbier<br />
und deftigen Leckereien ausklingen.<br />
Sonntag früh traten wir die Heimreise an. Allerdings<br />
gab es noch einen Stopp in der schönen<br />
Oberpfalz – das Kloster Waldsassen und seine<br />
Stiftsbibliothek standen auf dem Programm.<br />
1433 wurde bereits mit dem Bau begonnen.<br />
Ab 1742 wurde die Bibliothek mit geschnitzten,<br />
lebensgroßen Holzfiguren verschönert und<br />
ausgestattet. Unseren Hunger stärkten wir im<br />
Anschluss an die Führung an einer festlich gedeckten<br />
Tafel im Klosterrestaurant. Abends erreichten<br />
wir München. Im Gepäck hatten wir<br />
viele schöne Eindrücke!<br />
Es war wieder eine wunderschöne Fahrt mit<br />
tollen KollegInnen. Mal schaun, wo es im kommenden<br />
Schuljahr hingeht…<br />
Unser besonderer Dank gilt Herrn Mischke, der<br />
es uns ermöglichte, dass wir bereits am Freitag<br />
um 12:00 Uhr starten konnten, Herrn Dr. Leibrock<br />
für die etwas andere Stadtführung und unserer<br />
Busfahrerin Sonja, die uns gut und sicher<br />
durch Bayern und Thüringen chauffiert hat!<br />
„Die beste Bildung findet ein gescheiter<br />
Mensch auf Reisen.“ (Johann Wolfgang von<br />
Goethe)<br />
Antonia Stegemann<br />
Seit sechs Monaten lebt Amin G. in Deutschland.<br />
Er ist zwar erst 18 Jahre alt, wirkt aber älter,<br />
was sicherlich mit seinem zurückhaltenden<br />
aber überaus freundlichem Wesen zu tun hat.<br />
Amin kommt aus Afghanistan und hat nur einen<br />
einzigen Wunsch, nämlich wieder in seinem<br />
Beruf als Automechaniker arbeiten zu dürfen.<br />
Um das zu erreichen, war es für ihn als erstes<br />
sehr wichtig, die deutsche Sprache zu erlernen.<br />
Was ihm nicht schwer fällt. Er ist sprachbegabt,<br />
spricht fließend Türkisch, nicht ganz so gut<br />
Bulgarisch und Englisch. Besonders aufgefallen<br />
ist er der ehrenamtlichen Helferin Eva Petschko.<br />
Sie beobachtete ihn, wie er regelmäßig bei<br />
ihr erschien, um bei ihr die ersten Sätze auf<br />
Deutsch zu lernen. In Erinnerung war ihr ein<br />
Moment, als er sie fragte: „Was heißt happy<br />
auf Deutsch“. Und er dann den Satz ständig<br />
mit einem strahlenden Gesicht wiederholte:<br />
„Ich bin glücklich“. „Er war quasi für mich<br />
ein „Selbstläufer“ und einer der wenigen<br />
im damaligen Erstaufnahmelager in Markt<br />
Indersdorf, der immer da war, wenn es ums<br />
Lernen ging.“, so Petschko.<br />
Drei Monate lang lernte er an der Münchner<br />
Sabel Schule Deutsch und beendete den Kurs<br />
erfolgreich mit dem Niveau A1. So schnell wie<br />
möglich möchte er den Folgekurs im April<br />
besuchen. Doch zuvor gilt es, weil er aus<br />
Afghanistan kommt, manche bürokratische<br />
Hürde zu überwinden. Eine dieser Hürden stellte<br />
sich bereits beim Besuch des Deutschkurses<br />
ein, als es hieß, Teilnehmer aus Afghanistan<br />
erhalten keine finanzielle Unterstützung. Kurz<br />
gesagt: Der Kurs wird ihnen nicht bezahlt.<br />
Davon hörte Eva Petschko, die Amin inzwischen<br />
ins Herz geschlossen hatte, und finanzierte aus<br />
eigener Tasche seinen Kurs. „Er ist wie ein<br />
Sohn für mich. Mit dieser niederschmetternden<br />
Nachricht konnte ich ihn in diesem Moment<br />
doch nicht alleine lassen.“<br />
Und Amin hatte noch mehr Glück! Auf dem<br />
Aktionstag der Sabel Schulen, wo über 50<br />
Firmen sich mit ihren Ausbildungsberufen<br />
vorstellten, traf er Mitarbeiter der Firma<br />
„Automobilforum Kuttendreier GmbH“, die<br />
ihm ein sechswöchiges Praktikum in ihren<br />
Werkstätten als Kfz-Mechatroniker anboten,<br />
da er ja bereits drei Jahre Berufserfahrung als<br />
Automechaniker hatte.<br />
Jutta Schnitzerling, Leiterin der Deutsch- und<br />
Integrationskurse an der Sabel Schule, freute<br />
sich ebenso für ihren Schützling. Umgehend<br />
setzte sie sich mit der Ausländerbehörde und<br />
der Agentur für Arbeit in Verbindung, um die<br />
notwendige Genehmigung für Amin zu erhalten.<br />
Es klappte. Gleich am darauffolgenden Montag<br />
durfte Amin sein Praktikum beginnen.<br />
Jetzt lernt er eine Menge dazu, denn als<br />
Mechatroniker muss man nicht nur den<br />
Schraubenschlüssel in die Hand nehmen<br />
sondern viel über Elektronik und Bordcomputer<br />
wissen. Werkstattleiter Josef Dietz und sein<br />
Kollege Frank Westermeier sind von seinem<br />
Lerneifer begeistert. „Ich würde ihn vom Fleck<br />
weg sofort einstellen“, so Westermeier. „Er<br />
ist hilfsbereit, freundlich und immer wieder<br />
für Neues aufgeschlossen.“ Ein besseres<br />
Kompliment gibt es nicht. Schließlich hatte sich<br />
Amin vorher nur mit Toyotas, Fiats und Daimler-<br />
Autos befasst und jetzt ist es die Marke Ford.<br />
Doch der Werkstattleiter beruhigt, „so viele<br />
Unterschiede gibt es da nicht – Auto ist Auto.“<br />
Amin sieht das genau so.<br />
SM<br />
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