WOLL Magazin Winter 2016 für Brilon, Olsberg, Marsberg, Willingen und Diemelsee
Woll, sagt man im Sauerland. WOLL - Das Magazin aus dem Sauerland über Sauerländer Lebensart. WOLL wie Worte, Orte, Land und Leute. Woll, sagt man im Sauerland. WOLL - Das Magazin aus dem Sauerland über Sauerländer Lebensart. WOLL wie Worte, Orte, Land und Leute.
Aufgaben eines Weihbischofs: von der Dorf- bis zur Weltkirche WOLL: In den Kirchengemeinden des Sauerlandes sind Veränderungen zu spüren: Priestermangel, weniger Gottesdienste, weniger Kirchenbesucher, Kirchen werden geschlossen. Wie sieht man diese Entwicklung in Paderborn und was kommt in Zukunft auf die Christen allgemein und speziell im Sauerland zu? Worauf müssen sich insbesondere die Katholiken einstellen? Matthias König: Die Gemeinden sind durch ihre Regionalität geprägt. Dabei ist es ein Unterschied, ob ich nun im Sauerland oder in einer Gegend bin, die aus katholischer Sicht Diaspora ist. Dort herrschen andere Gegebenheiten. Im Lippischen zum Beispiel muss ich viel weiter fahren als im Sauerland, wo noch an jeder Ecke eine Kapelle oder eine Dorfkirche steht. Ich erlebe, dass katholische Gegenden sehr durch die Vereine und das Vereinsleben geprägt sind, was in Diasporagegenden so nicht der Fall ist – Vereine haben dort einen anderen Stellenwert. Bei zurückgehenden Priesterzahlen muss und kann es nicht immer der Priester sein, der das Gemeindeleben antreibt. Immer wichtiger wird das Engagement der ganzen Gemeinde. Das erlebe ich allerdings in der Diaspora als stärker ausgeprägt. Die Menschen dort sagen: „Wir wollen etwas für uns tun!“ Es gibt also Unterschiede, die regional bedingt sind und die sich auch dadurch erklären lassen, ob eine Region einmal reformatorisches Gebiet war oder eben nicht. Ein gutes Beispiel ist die Stadt Dortmund: Einerseits merkt man, dass dort vieles wegbricht, andererseits gibt es auch in Dortmund sehr Fotos: Ralf Litera engagierte Gruppierungen. Wir schauen überall auf das Pfarrprinzip, aber daneben bilden sich viele Möglichkeiten, Orte und Gruppierungen heraus, die genauso lebendig sind – vielleicht sogar ohne die ganze Belastung einer Verwaltungs struktur und darum viel kreativer und glaubhafter. Ich denke, man sollte diese Unterschiede genau wahrnehmen und schauen, wie wir es schaffen, die Unterschiedlichkeit oder Vielfalt einzuschätzen ohne zu sagen, die anderen müssen so werden wie wir oder umgekehrt. Dominicus Meier: Je stärker der soziale Zusammenhalt und je intakter das Vereinsleben in einem Ort ist, desto mehr Kirche ist sichtbar und lebendig. Und doch sind natürlich große Veränderungen erkennbar, wenn zum ersten Mal seit Jahrhunderten kein Pfarrer mehr vor Ort ist. Zum Glück gibt es oft viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die bereit sind, Aufgaben zu übernehmen, die sie bisher zwar auch schon gemacht haben, jetzt aber mit einer anderen Verantwortung, um das gemeindliche Leben aufrechtzuerhalten. Wenn ein Priester sie gut begleitet, fördert und unterstützt, obwohl er eben nicht mehr am Ort ist, wenn klar ist, wer Ansprechpartner ist und die Kommunikationswege feststehen, dann entwickelt sich Gemeinde weiter und neu. Und wenn dann noch jemand zeigt „Ihr interessiert mich, ich bin für euch da, auch wenn manches etwas anders ist als früher!“ dann funktioniert Gemeindeleben wunderbar. Das erlebe ich oft, dafür gibt es genug Beispiele im Sauerland. Kirche heute: junge Menschen begeistern Matthias König: Ich möchte noch etwas davorsetzen. Ich glaube, jeder einzelne Christ und jede einzelne Christin muss sich fragen: „Was ist mir mein Glaube wert und was will ich dafür tun?“ Das erleben wir gerade vor den Firmungen. Da sitzen Leute, die wirklich Unglaubliches auf sich nehmen, um den Jugendlichen etwas zu ermöglichen. Leute, die an vier Firm wochenenden mitfahren, die einen Teil ihres Urlaubs opfern, um Taizé-Fahrten zu begleiten oder Fahrten nach Lourdes. Das ist schon enorm! Und entlastet natürlich die Priester, die das alles so nicht mehr mitmachen können. All das hängt natürlich auch an der eigenen Leidenschaft und in dieser Hinsicht hat der 28 - WOLL Winter 2016
Weihbischof Dominicus recht: Es sieht gar nicht so schlecht aus. WOLL: Die Veränderungen in den Sauerländer Kirchengemeinden sind spürbar. Aber was erzählen die Weihbischöfe den anderen Würdenträgern im Erzbistum über das Sauerland? Matthias König: Muss man da überhaupt noch was erzählen? Ich glaube nicht, denn die meisten kennen das Sauerland. Vor mir ist Weihbischof Grothe durch das Südsauerland gereist, sechs Jahre lang; hat die Gemeinden besucht, die er aus anderer Sicht ja schon Jahrzehnte kannte, weil er für diese der Finanzverantwortliche war. Er war in der Region stark verwurzelt. Für mich war manches Dort habe ich Kontakte, die mir etwas bedeuten, nicht nur die Familie, sondern auch Freundschaften. Ich versuche, zu bestimmten Festen nach Grevenbrück zu kommen – und habe all die Jahre, auch als Abt, versucht, bei Prozession und Schützenfest dabei zu sein. Den dreifachen Spurt muss man aber erst mal schaffen. Irgendwann will ich ja auch noch in Meschede bei der Gemeinschaft sein. WOLL: Und wie ist das bei Ihnen, Herr Weihbischof König? Matthias König: Ich habe schon immer gesagt: „Das Sauerland steckt mir in den Genen“, obwohl ich ja gebürtiger Dortmunder bin. Immer wenn die Berge kommen, gibt es so ein Gefühl der neu, ich bin an Orte gekommen, an denen ich noch nie war, und habe gestaunt. Gerade auch in den kleinen Gemeinden – wie liebevoll die Leute da ihre Kirchen und Kapellen in Ordnung halten! Na gut, wir erzählen schon manchmal, was wir für Erlebnisse gesammelt haben – positive, Gott sei Dank, nur selten negative. WOLL: Letzte Frage, Herr Weih bischof Dominicus: Was mögen Sie persönlich am Sauerland, als Sauer länder? Dominicus Meier: Das ist schwierig. Ich persönlich verbinde mit dem Sauerland bestimmte Menschen, die mir wichtig sind. Und Orte, durch meine Geburt etwa Heggen. Also, ich komme eigentlich aus Grevenbrück, in Heggen war nur das Krankenhaus, in dem ich geboren wurde. Die Grevenbrücker gehen immer auf die Barrikaden, wenn irgendwo steht: „Der Heggener wird Weihbischof.“ All das verbinde ich einfach mit dem Sauerland. Beheimatung. Ich bin ja mit meiner ersten Stelle im Sauerland gewesen, das waren prägende vier Jahre, was auch mit den Menschen zusammenhing, vom Pfarrer bis zu den Familien, die ich dort kennenlernen durfte und zu denen ich heute teilweise noch Kontakt habe. Außerdem ist es meine Verwandtschaft, ebenfalls Sauerländer, durch die ich eine enge Bindung zu dieser Region habe – und natürlich die Erfahrungen und die Herzlichkeit, die ich auf meinen Firmreisen, durch die Firmbegegnungen, spüre. WOLL: Ganz herzlichen Dank, Weihbischof Dominicus Meier und Weihbischof Matthias König, für das Gespräch. ■ WOLL Winter 2016 - 29
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Weihbischof Dominicus recht: Es sieht gar nicht so schlecht aus.<br />
<strong>WOLL</strong>: Die Veränderungen in den Sauerländer Kirchengemeinden<br />
sind spürbar. Aber was erzählen die Weihbischöfe<br />
den anderen Würdenträgern im Erzbistum über das Sauerland?<br />
Matthias König: Muss man da überhaupt noch was erzählen? Ich<br />
glaube nicht, denn die meisten kennen das Sauerland. Vor mir ist<br />
Weihbischof Grothe durch das Südsauerland gereist, sechs Jahre<br />
lang; hat die Gemeinden besucht, die er aus anderer Sicht ja schon<br />
Jahrzehnte kannte, weil er <strong>für</strong> diese der Finanzverantwortliche<br />
war. Er war in der Region stark verwurzelt. Für mich war manches<br />
Dort habe ich Kontakte, die mir etwas bedeuten, nicht nur die<br />
Familie, sondern auch Fre<strong>und</strong>schaften. Ich versuche, zu bestimmten<br />
Festen nach Grevenbrück zu kommen – <strong>und</strong> habe all die<br />
Jahre, auch als Abt, versucht, bei Prozession <strong>und</strong> Schützenfest<br />
dabei zu sein. Den dreifachen Spurt muss man aber erst mal schaffen.<br />
Irgendwann will ich ja auch noch in Meschede bei der<br />
Gemeinschaft sein.<br />
<strong>WOLL</strong>: Und wie ist das bei Ihnen, Herr Weihbischof König?<br />
Matthias König: Ich habe schon immer gesagt: „Das Sauerland<br />
steckt mir in den Genen“, obwohl ich ja gebürtiger Dortm<strong>und</strong>er<br />
bin. Immer wenn die Berge kommen, gibt es so ein Gefühl der<br />
neu, ich bin an Orte gekommen, an denen ich noch nie war, <strong>und</strong><br />
habe gestaunt. Gerade auch in den kleinen Gemeinden – wie liebevoll<br />
die Leute da ihre Kirchen <strong>und</strong> Kapellen in Ordnung halten!<br />
Na gut, wir erzählen schon manchmal, was wir <strong>für</strong> Erlebnisse<br />
gesammelt haben – positive, Gott sei Dank, nur selten negative.<br />
<strong>WOLL</strong>: Letzte Frage, Herr Weih bischof Dominicus: Was<br />
mögen Sie persönlich am Sauerland, als Sauer länder?<br />
Dominicus Meier: Das ist schwierig. Ich persönlich verbinde mit<br />
dem Sauerland bestimmte Menschen, die mir wichtig sind. Und<br />
Orte, durch meine Geburt etwa Heggen. Also, ich komme eigentlich<br />
aus Grevenbrück, in Heggen war nur das Krankenhaus, in<br />
dem ich geboren wurde. Die Grevenbrücker gehen immer auf die<br />
Barrikaden, wenn irgendwo steht: „Der Heggener wird<br />
Weihbischof.“ All das verbinde ich einfach mit dem Sauerland.<br />
Beheimatung. Ich bin ja mit meiner ersten Stelle im Sauerland<br />
gewesen, das waren prägende vier Jahre, was auch mit den<br />
Menschen zusammenhing, vom Pfarrer bis zu den Familien, die<br />
ich dort kennenlernen durfte <strong>und</strong> zu denen ich heute teilweise<br />
noch Kontakt habe. Außerdem ist es meine Verwandtschaft, ebenfalls<br />
Sauerländer, durch die ich eine enge Bindung zu dieser Region<br />
habe – <strong>und</strong> natürlich die Erfahrungen <strong>und</strong> die Herzlichkeit, die ich<br />
auf meinen Firmreisen, durch die Firmbegegnungen, spüre.<br />
<strong>WOLL</strong>: Ganz herzlichen Dank, Weihbischof Dominicus<br />
Meier <strong>und</strong> Weihbischof Matthias König, <strong>für</strong> das Gespräch. ■<br />
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