WOLL Magazin Winter 2016 für Brilon, Olsberg, Marsberg, Willingen und Diemelsee

Figuren sind entweder gut oder böse, arm oder reich, schön oder
hässlich, arm oder reich. Und am Ende geht immer alles gut aus,
es wird belohnt, derjenige der schlecht war, bekommt eine
Strafe.
In der Kinder- und Erwachsenenpsychologie werden mit Hilfe
von Märchenfiguren die eigenen unbewussten und bewussten
Stärken und Schwächen therapeutisch gefiltert, um dann die
Schwächen aufzugreifen und zu behandeln. Geschichten,
Sagen, Erzählformen, die wir lieben, haben eine Bedeutung, sie
zeigen unsere Sehnsüchte, Bedürfnisse und Wünsche. Wir identifizieren
uns mit vielen Charakteren in einem Märchen, sehen
Höhen und Tiefen in den Geschichten, die uns widerspiegeln,
wo unsere menschlichen Probleme liegen, wie wir anders uns
sehen wir fast tagtäglich eine Verbindung zu einem Märchen.
Wir lesen unseren Kleinkindern Märchenbücher vor, wir besuchen
einen Märchenpark, und zu verschiedenen Anlässen gibt es
noch Geschenke, in denen sich oftmals ein Märchen widerspiegelt.
Vierlerorts gibt es abgewandelte Theateraufführungen, die
nicht nur für Kinder aufgeführt werden.
Märchen sind als wichtiges Kulturgut Teil des Unterrichtsplans
in Schulen, denn diese Erzählform wirkt auf Kinder faszinierend.
Lebenssituationen, Symbole und Bilder werden durch den
Unterricht erkannt und zeigen eigene Charakterzüge auf. In
vielen Erzählungen geht es um sprechende Tiere, Hexen, Zauberer,
Riesen, Zwerge, Feen usw., die entweder glücklos, erfolglos,
boshaft und lieblich sind, und böse Menschen oder Tiere werden
Fotos: AirStativ • Motive: Daniela Drescher
verhalten oder geben können. Die sogenannte Märchentherapie
ist eine sehr bekannte Methode, den Weg in das Innere des
Menschen zu finden. Es wird eine Brücke zwischen Unbewusstem
und Bewusstem geschaffen, emotionale Prozesse aufgedeckt und
es entwickeln sich Lösungsansätze. Märchen setzen heilende
Kräfte frei, geben in extremen Lebenssituationen Hoffnung und
Zuversicht und helfen Aufgaben zu bewältigen.
Wir alle lieben doch Märchen, oder? Egal, ob Kind oder als
Erwachsener. Immer wieder gibt es Anlass, uns in eine Figur zu
verwandeln, sei es, dass wir zu Karneval in ein feenhaftes Wesen,
in eine Königin, einen König, Teufel, Hexe, Tier, Rotkäppchen
oder Gestiefelten Kater schlüpfen. Weitere Verwandlungen entstehen
bei „Motto-Hochzeiten“, bei „Motto-Betriebsfesten“,
Geburtstags- und Mottopartys. Wenn wir genau hinschauen,
bestraft und Helden gefeiert. Kinder nehmen all diese Charaktere
in sich auf und identifizieren sich mit diesen Kennzeichen.
Märchen sind aber nicht nur Begleiter in Schulen und in
Therapien von Psychologen, sie werden auch häufig bei Demenz-
Erkrankten angewandt. Märchen behandeln Alltags schwie rigkei
ten, die wir alle kennen, sie sprechen Wut, Neid und
Sehnsucht an, die Gefühlsebene. Menschen mit Demenz bleibt
diese Ebene der Gefühle sehr lange erhalten und schafft durch
diese Erzählform Sicherheit, Geborgenheit- ein Ventil für
Gefühle. Durch den sehr schlichten Aufbau und der einfachen
Sprache verstehen Demenzkranke die alten Märchen, die sie als
Kind schon gelesen oder gehört haben. Durch verschiedene
Methoden mit Bildern, Details oder Kleinigkeiten werden
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