WOLL Magazin Winter 2016 für Brilon, Olsberg, Marsberg, Willingen und Diemelsee
Woll, sagt man im Sauerland. WOLL - Das Magazin aus dem Sauerland über Sauerländer Lebensart. WOLL wie Worte, Orte, Land und Leute.
Woll, sagt man im Sauerland. WOLL - Das Magazin aus dem Sauerland über Sauerländer Lebensart. WOLL wie Worte, Orte, Land und Leute.
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13 . <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong><br />
SAUERLAND<br />
<strong>Magazin</strong> <strong>für</strong> <strong>Brilon</strong>, <strong>Olsberg</strong>, <strong>Marsberg</strong>, <strong>Willingen</strong> <strong>und</strong> <strong>Diemelsee</strong><br />
<strong>WOLL</strong><br />
Worte, Orte, Land <strong>und</strong> Leute.<br />
Für Sie<br />
kostenlos,<br />
aber nicht umsonst -<br />
Ihr Stadtmagazin <strong>für</strong> <strong>Brilon</strong>,<br />
<strong>Olsberg</strong>, <strong>Marsberg</strong>, <strong>Willingen</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>Diemelsee</strong><br />
<strong>Winter</strong>freuden<br />
Sport, Spaß <strong>und</strong> Spiel<br />
Gemeinsam vieles erlebt<br />
Franz-Josef <strong>und</strong> Maria Brandenburg<br />
Nicht nur zur Weihnachtszeit<br />
Kirchen, Orgeln, Weihbischöfe<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> - 1
Warum<br />
muss auch<br />
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nachhaltig<br />
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Weil uns seine Zukunft wichtig ist,<br />
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2 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong>
<strong>Magazin</strong> <strong>für</strong> <strong>Brilon</strong>, <strong>Olsberg</strong>, <strong>Marsberg</strong>, <strong>Willingen</strong> <strong>und</strong> <strong>Diemelsee</strong><br />
<strong>WOLL</strong><br />
Worte, Orte, Land <strong>und</strong> Leute.<br />
AUSGABE 13 / WINTER <strong>2016</strong><br />
■<br />
5 Editorial<br />
SEITE<br />
18<br />
■<br />
■<br />
6 Haben fast alles gemeinsam gemacht<br />
Franz-Josef <strong>und</strong> Maria Brandenburg<br />
9 Auf dem Gipfelkreuz<br />
Schon dort gewesen?<br />
■<br />
10 Zeitreise<br />
Alte Forstscheune kehrt zurück<br />
■<br />
16 Spaß im Schnee<br />
Nicht nur <strong>für</strong> Zweibeiner<br />
■<br />
24 Spiegelbild der Seele<br />
W<strong>und</strong>erbare Welt der Märchen<br />
SEITE<br />
20<br />
SEITE<br />
27<br />
■<br />
■<br />
30 Geburt Jesu Christi<br />
Propstei- <strong>und</strong> Nikolaikirche<br />
32 Die ganze Gans<br />
Ein beliebter Bratvogel<br />
■<br />
40 Ferdinand Lohmann<br />
Lebenserinnerungen 1815<br />
■<br />
50 Vom Fluch zum Segen<br />
110 Jahre Skisport im Sauerland<br />
■<br />
52 <strong>Winter</strong> auf dem Land<br />
Erinnerungen an das Dorfleben<br />
■ 54 Dorfkinder 2017<br />
Fotoaktion in Helmeringhausen<br />
SEITE<br />
36<br />
SEITE<br />
44<br />
■<br />
56 Ein treuer Begleiter<br />
Wir <strong>und</strong> das Holz<br />
■<br />
60 Hubertas Ecke<br />
■<br />
61 Heimat oder Karriere?<br />
■<br />
62 Impressum<br />
Täglich aktuelle Informationen aus<br />
<strong>Brilon</strong>, <strong>Olsberg</strong>, <strong>Marsberg</strong>,<br />
<strong>Willingen</strong> <strong>und</strong> <strong>Diemelsee</strong><br />
unter<br />
SEITE<br />
46<br />
www.woll-magazin.de<br />
www.facebook.com/<strong>WOLL</strong><strong>Brilon</strong><br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> - 3
WILLKOMMEN im SAUERLAND<br />
Im <strong>WOLL</strong>-MAGAZIN über das SAUERLAND zu lesen ist spannend, aber dieses Stück Heimat zu<br />
schmecken geht am besten mit einem leckeren WARSTEINER. Eine perfekte Kombination aus<br />
SPANNENDEN GESCHICHTEN <strong>und</strong> SCHMACKHAFTEM BIER aus dem Sauerland.<br />
Diese schöne Warsteiner-<strong>WOLL</strong>-Tulpe gibt es in ausgewählten Geschäften<br />
<strong>und</strong> im <strong>WOLL</strong>-Onlineshop www.woll-onlineshop.de<br />
4 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong>
Editorial<br />
LIEBE <strong>WOLL</strong>-LESERINNEN<br />
UND LESER!<br />
Über keine Jahreszeit sind wir so unterschiedlicher<br />
Meinung wie über die <strong>Winter</strong>zeit. Während<br />
die einen mit dem <strong>Winter</strong> hadern, ihn regelrecht<br />
<strong>für</strong>chten <strong>und</strong> hoffen, dass er rasch vorbei sei, können<br />
andere vom <strong>Winter</strong> nicht genug bekommen.<br />
Entdecken Sie die Stimmungen des <strong>Winter</strong>s früher<br />
<strong>und</strong> heute in unseren Orten <strong>und</strong> auf den Bergen<br />
(ab Seite 50).<br />
Doch auch <strong>für</strong> die <strong>Winter</strong>muffel gibt es wieder<br />
Interessantes, Unterhaltendes <strong>und</strong> Spannendes in<br />
diesem <strong>WOLL</strong>-<strong>Magazin</strong> zu lesen. Zum Beispiel<br />
über die w<strong>und</strong>erbare Welt der Märchen (Seite 24)<br />
oder über Franz-Josef <strong>und</strong> Maria Brandenburg, die<br />
ein ganzes Leben fast immer alles gemeinsam<br />
gemacht haben (Seite 6). Oder lesen Sie unseren<br />
Beitrag über einen treuen Begleiter unseres Lebens:<br />
das Holz (Seite 56).<br />
Oftmals sind es die ganz kleinen <strong>und</strong> auf den ersten<br />
Blick unbedeutend erscheinenden Geschichten, die<br />
uns begeistern, ermuntern, inspirieren oder die uns<br />
zumindest ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Es wäre<br />
schön, wenn es uns auch mit den Geschichten <strong>und</strong><br />
Berichten in dieser <strong>WOLL</strong>-Ausgabe gelingt, ein<br />
bisschen Sauerland-Gefühl zu Ihnen nach Hause zu<br />
bringen. In diesem Sinne wünschen die Macher<br />
vom <strong>WOLL</strong>-<strong>Magazin</strong> <strong>für</strong> <strong>Brilon</strong>/<strong>Marsberg</strong>/Olsber/<br />
<strong>Willingen</strong> <strong>und</strong> <strong>Diemelsee</strong> eine frohe <strong>und</strong> besinnliche<br />
Weihnachtszeit <strong>und</strong> alles Gute <strong>für</strong> das neue Jahr.<br />
■<br />
Das <strong>WOLL</strong>-Team <strong>für</strong><br />
<strong>Brilon</strong>/<strong>Marsberg</strong>/<strong>Olsberg</strong>/<strong>Willingen</strong>/<strong>Diemelsee</strong><br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> - 5
Über ein halbes<br />
Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
FRANZ-JOSEF UND MARIA BRANDENBURG<br />
HABEN FAST ALLES GEMEINSAM ERLEBT<br />
VON CHRISTIANE HEILIGERS<br />
Die Schule ist aus. Er geht wie immer zu seiner Oma in die<br />
Südstraße. „Plötzlich sehe ich ganz viele Flugzeuge. Eines<br />
davon wird abgeschossen <strong>und</strong> fällt Richtung Messinghausen<br />
vom Himmel. Die restlichen werfen Bomben ab. Steine fliegen<br />
auf die Straße, die Deelentür neben mir wackelt, alle Menschen<br />
schreien.“ Dann ist die ganze Familie in den Keller gelaufen –<br />
um ihr Leben. Franz-Josef Brandenburg aus <strong>Brilon</strong> hat den Krieg<br />
hautnah miterlebt.<br />
Auch Onkel Otto hat seine Kriegserinnerungen geprägt. „Bei<br />
dem Heiligen-Häuschen oben an der Straße ist er dreimal umgekehrt<br />
zum Hof, um seine Oma wieder <strong>und</strong> wieder in den Arm<br />
zu nehmen. Er ist nicht mehr zurückgekommen.“ Seinem Onkel<br />
Albert zollt Franz-Josef ganz besonderen Respekt. Dieser hat<br />
eigentlich den heimatlichen Hof übernehmen <strong>und</strong> sein Vater<br />
Franz in den Krieg ziehen sollen. Da Franz aber schon Kinder<br />
gehabt hat, ist Albert an seiner Stelle an die Front gegangen. Bis<br />
zum letzten Kriegstag hat er überlebt, sogar noch auf dem Schiff<br />
die Heimreise angetreten. „Bis nach Hause allerdings hat er es<br />
nie geschafft.“<br />
Foto: privat<br />
Foto: Christiane Heiligers<br />
6 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong>
Auch abenteuerliche Kindheit<br />
Franz-Josef hat aber auch positive<br />
Erinnerungen an seine Kindheit, wenn seine<br />
Eltern da auch anderer Meinung gewesen<br />
sind. „Unser Nachbar soll uns helfen, Mist<br />
einzuladen. Ich bin sechs Jahre alt <strong>und</strong> sitze<br />
alleine auf dem Wagen, während mein Vater<br />
geht, um ihn zu holen. Plötzlich sehe ich die<br />
Peitsche, überlege nicht lange <strong>und</strong> schlage die<br />
Pferde. Dann gehen sie mit dem Gespann<br />
durch, werden schneller, immer schneller. Die<br />
können laufen. Der Nachbar ist dann hinterher<br />
- mit dem Fahrrad - <strong>und</strong> hat sie eingefangen.<br />
Ich habe mich wahnsinnig erschrocken.“<br />
Auch bei den Pferden kam damals keine<br />
Langeweile auf. Der Hof Brandenburg ist von<br />
1938 bis 1968 Deckstelle <strong>für</strong> Stuten gewesen,<br />
ungefähr 150 pro Jahr sind von zwei Hengsten<br />
„bedient“ worden. „Die hatten viel zu tun.“<br />
Fast alles gemeinsam<br />
Mit seiner Frau Maria ist Franz-Josef mittlerweile<br />
53 Jahre verheiratet – <strong>und</strong> sie machen<br />
fast alles gemeinsam. So auch einen Ausflug<br />
vor langer Zeit mit einem geliehenen Auto<br />
nach Paderborn. Als Abschiedsgruß hat es nur<br />
geheißen: „Nehmt Wasser mit - spätestens in<br />
Büren ist der Kühler leer- <strong>und</strong> einen<br />
Bindfaden, damit die Tür nicht so wackelt.“<br />
Als ob das nicht schon gereicht hätte, der<br />
Kommentar der Polizei ist dann noch gewesen:<br />
„Wir haben Sie schon von weitem kommen<br />
hören, der Auspuff ist so laut.“<br />
Sie hat ihre Lehre zur Hauswirtschafterin in der<br />
<strong>Brilon</strong>er Jugendherberge absolviert <strong>und</strong> monatlich<br />
45 Mark erhalten. Damit hat sie wesentlich<br />
mehr verdient als ihr zukünftiger Mann.<br />
Er hat praktisch ohne Lohn Landwirt gelernt<br />
– hier gab es höchstens mal 5 Mark zwischendurch;<br />
Opa <strong>und</strong> Papa sind die Ausbilder<br />
gewesen. Was früher so als Ausbildung gegol-<br />
Fotos: Sabrinity<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> - 7
ekommen: Doris, genau wie das Pferd. Weil Doris dann auch<br />
noch am ersten Weihnachtstag geboren worden <strong>und</strong> die Mama<br />
deswegen nicht an der Bescherung teilgenommen hat, ist<br />
Christel eingeschnappt gewesen.<br />
Harter Alltag<br />
Das Leben auf dem Hof ist nicht immer leicht gewesen. Maria<br />
Brandenburg hat die Wäsche in der Aa gewaschen, die Windeln<br />
auf dem Herd ausgekocht <strong>und</strong> die Heu-Ernte ist mit Hand <strong>und</strong><br />
Forke vonstatten gegangen. Bis 1979 hat es keinen Strom gegeben.<br />
In den 60er Jahren ist immer ein Trecker gelaufen, der einen<br />
Dynamo angetrieben hat, damit es überhaupt Licht gegeben hat.<br />
Mit geplatzter Fruchtblase, die zunächst <strong>für</strong> eine Blasenentzündung<br />
gehalten worden ist, sind im Juni während eines Schneesturms<br />
die Steckrüben gepflanzt worden, <strong>und</strong> zur Geburt sind sie erst<br />
gefahren, als die Kühe gemolken waren.<br />
Fotos: Sabrinity<br />
ten hat: Aufgr<strong>und</strong> der vielen Arbeit durch Ernte <strong>und</strong> Schafe<br />
hüten ist Franz-Josef im letzten Lehrjahr sage <strong>und</strong> schreibe nur<br />
einen Tag in der Schule gewesen – es hat einfach Wichtigeres zu<br />
tun gegeben. „Damals durfte man das noch.“<br />
Franz-Josef <strong>und</strong> Maria Brandenburg haben fünf Kinder im Alter<br />
zwischen 36 <strong>und</strong> 53 Jahren <strong>und</strong> dreizehn Enkel. „Das Aawasser<br />
gilt als liebesfördernd. Eigentlich muss man das abkochen, sonst<br />
ist das zu stark.“ Das erste Kind Franz-Josef jun. ist am<br />
Poppenberg „passiert“, weil dort Petrus die Mutter gemacht hat.<br />
„Da war das naheliegend, aber der Berg hieß vorher schon so“,<br />
erzählt Franz-Josef mit einem strahlenden Lächeln.<br />
Die zweitgeborene Rita ist zuhause geboren worden, weil der<br />
Opa das so gewollt hat. „Das bringt Glück ins Haus.“ Das dritte<br />
Kind der beiden hat nach Franz-Josefs Wunsch eigentlich<br />
Heinrich heißen sollen, was Maria aber gar nicht schön gef<strong>und</strong>en<br />
hat. Daraufhin hat sie sich anhören müssen: „Du brauchst<br />
ihn ja nicht Heinrich rufen.“ In dem Moment hat der älteste<br />
Sohn das Martinslied gesungen <strong>und</strong> so hieß er kurzerhand<br />
Martin. Christel als Vierte ist wiederum im Krankenhaus geboren,<br />
weil zu der Zeit Hausgeburten nicht mehr erlaubt gewesen<br />
sind. Kind Nummer fünf hat ihren Namen von der Schwester<br />
Einen Schutzengel haben sie auch gehabt. „Die Pferde sind vor<br />
der Kutsche eingespannt, Maria ist mit dem Kinderwagen unterwegs.<br />
Der Hengst auf der Weide springt auf die Straße <strong>und</strong> jagt<br />
hinter der Kutsche her. Mit vollem Galopp geht es auf die B7,<br />
zwischen die Autos.“ Die Tiere sind wieder umgedreht <strong>und</strong> eingesperrt<br />
worden, ohne dass etwas passiert ist.<br />
Landwirtschaft <strong>und</strong> Schützenfest<br />
„Heute ist alles wesentlich leichter.“ Das liegt einerseits an der<br />
Mechanisierung – <strong>und</strong> andererseits daran, dass sich Sohn Martin<br />
<strong>und</strong> die Enkelkinder mittlerweile hauptsächlich um die<br />
Landwirtschaft kümmern. „Langsam werden wir uns zurückziehen.“<br />
Auch beim alljährlichen Schützenfest ist Martin als<br />
Kutscher mit an Bord <strong>und</strong> wechselt sich mit Vater Franz-Josef<br />
ab. Seit 60 Jahren sitzt dieser inzwischen auf dem Bock <strong>und</strong><br />
putzt bis heute die Pferde <strong>für</strong> ihren großen Auftritt heraus, während<br />
seine Frau Maria sich um Kutsche <strong>und</strong> Geschirre kümmert.<br />
„Solange es geht, machen wir das selbst.“ Mit der blumigen<br />
Dekoration der Pferde hingegen haben sie nichts zu tun – das<br />
übernimmt immer ein vom König bestellter Gärtner.<br />
Beide stehen mitten im Leben, blicken voller Stolz darauf zurück<br />
<strong>und</strong> bereuen nicht einen Tag, an dem sie zusammen gewesen<br />
sind. Liebe, Achtsamkeit <strong>und</strong> Respekt voreinander sind deutlich<br />
spürbar - seit über einem halben Jahrh<strong>und</strong>ert. ■<br />
8 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong>
Schon dort gewesen?<br />
AUF DEM GIPFELKREUZ<br />
VON PETER PADBERG<br />
Wer kennt sie nicht, die Bruchhauser Steine?! Und wer sie nicht<br />
kennt, sollte sie doch einmal mit den vier großen Felsmonumenten<br />
betrachten.<br />
Von weitem kann man die großen Felsen schon über den<br />
Wipfeln des Waldes im Sauerland sehen. Die beeindruckenden<br />
Felsformationen am Nordhang des Istenbergs unterscheiden sich<br />
auch namentlich. Ca. 45m hoch <strong>und</strong> niedrigster Stein mit dem<br />
Gipfelkreuz ist der Feldstein, danach mit etwa 60m der<br />
Goldstein, der Ravenstein misst ca. 72m <strong>und</strong> der Bornstein ca.<br />
92m. Ein schönes Schauspiel der Natur durch Vulkangestein<br />
<strong>und</strong> gleichzeitig ein beeindruckendes Kulturdenkmal. Die<br />
Entstehungsgeschichte der Bruchhauser Steine kann jeder<br />
Interessierte am Informationszentrum nachlesen <strong>und</strong> über den<br />
geologischen Wanderpfad r<strong>und</strong> um das Gipfelkreuz wandern.<br />
Jedoch darf nur der Feldstein, der sogenannte Königsstein,<br />
bestiegen werden. Von dieser Anhöhe gibt es außergewöhnliche<br />
Panoramablicke. Die vier Gipfel werden immer wieder gerne<br />
betrachtet <strong>und</strong> besichtigt, egal ob beim Wandern, Besteigen oder<br />
auch als Fotomotiv. Die bekannte Wanderstrecke, der<br />
Rothaarsteig, führt um die Bruchhauser Steine herum.<br />
Ein kühles Bornsteiner Bier, benannt nach einem der Felsen,<br />
können Sie in der Gutsschänke des „Rosenbogen Heidrich“ in<br />
der Nähe des Schlosses Bruchhausen genießen.<br />
Foto: AirStativ<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> - 9
Foto-Montage: Franz Rüther<br />
DER DORFPLATZ (BACKHAUS LINKS UND „ALTE FORSTSCHEUNE“<br />
RECHTS), BALD NICHT NUR ALS FOTO-MONTAGE, SONDERN IN ECHT.<br />
Zeitreise<br />
ALTE FORSTSCHEUNE KEHRT NACH MADFELD ZURÜCK<br />
VON PETRA KLEINE<br />
Weit über 100 Jahre hatte sie treu jedem Förster ihre Dienste<br />
geleistet, die Forstscheune, die 1828 <strong>für</strong> die kur<strong>für</strong>stliche<br />
Forstdienststelle in Madfeld errichtet wurde. In ihrer Deele trafen<br />
sich die Frauen, die die Anpflanzungen im Wald machten,<br />
um die Bäume zu sortieren. Einem Pferd <strong>und</strong> einer Ziege, sowie<br />
einigen Schweinen bot sie ebenso Unterkunft wie einem<br />
Heuwagen <strong>und</strong> so allerlei landwirtschaftlichem Gerät.<br />
Bald sollen in ihr Familienfeiern stattfinden, <strong>und</strong> sie soll zu einem<br />
Ort der Begegnung zwischen Jung <strong>und</strong> Alt werden. Soweit nicht<br />
ungewöhnlich, auch wenn ihr neuer Standort dann einige h<strong>und</strong>ert<br />
Meter von ihrem Ursprungsstandort entfernt sein wird. Aber diese<br />
Scheune hat schon eine jahrzehntelange R<strong>und</strong>reise hinter sich:<br />
Bis Anfang der 70er Jahre war sie noch im Einsatz, aber dann<br />
wurde sie nicht mehr gebraucht. Das Freilichtmuseum in<br />
Detmold wurde auf das betagte Gebäude mit seinem prägnanten<br />
Krüppelwalmdach aufmerksam <strong>und</strong> zeigte Interesse daran, es in<br />
ihr Museumsdorf zu holen <strong>und</strong> da mit anderen historischen<br />
Gebäuden zusammen herzurichten. So sollte das Leben von<br />
„anno dazumal“ in anschaulicher Weise der Nachwelt erhalten<br />
bleiben.<br />
So wurde die Scheune dann tatsächlich Anfang der 80er Jahre<br />
vom LWL Freilichtmuseum fachgerecht abgebaut <strong>und</strong> trat ihren<br />
Weg nach Detmold an. Geschützt <strong>und</strong> trocken eingelagert, wartete<br />
sie nun darauf, in neuem Glanz als Museumsstück zu<br />
10 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong>
erstrahlen. So vergingen Jahrzehnte. Mittlerweile stellte das LWL<br />
fest, dass es bereits über zu viele Bauwerke dieser Art verfügte<br />
<strong>und</strong> kein Interesse mehr am Wiederaufbau bestand.<br />
Da aber begab es sich, dass Anna Stein, eine gebürtige Madfelderin<br />
<strong>und</strong> wissenschaftliche Mitarbeiterin des LWL, ihrem Arbeitgeber<br />
von den Aktivitäten ihres Dorfes anlässlich der 1000-Jahr-Feier<br />
von 2011 erzählte. Neben vielen erfolgreichen Festivitäten<br />
wurde damals ein neuer Dorfplatz geschaffen. Schmuckstück ist<br />
dort ein nach alten Unterlagen neu <strong>und</strong> mit viel Eigenleistung<br />
errichtetes historisches Backhaus.<br />
Wäre es da nicht ideal, auf der anderen Seite des Platzes die alte<br />
Forstscheune wieder aufzurichten? Der LWL war einverstanden<br />
<strong>und</strong> bot seine Unterstützung an. Viele Madfelder waren auch<br />
sofort ganz begeistert. Aber was soll das kosten??? Schnell wurde<br />
klar, dass man gerne bereit war, Eigenleistungen zu erbringen,<br />
<strong>und</strong> zwar vom Handlanger bis zum Facharbeiter, aber der<br />
Großteil der verbleibenden Kosten wäre einfach nicht allein zu<br />
stemmen.<br />
So wurde geprüft, ob es zu einem geförderten LEADER-Projekt<br />
werden könnte. Aber so einfach war es nicht. Anträge wurden<br />
ausgefüllt <strong>und</strong> eingereicht. Erste Widerstände tauchten auf, <strong>und</strong><br />
die Absage flatterte ins Haus. Aber wenn der Verein „1000 Jahre<br />
Madfeld“ etwas möchte, dann bleibt er hartnäckig. So, wie es sich<br />
gerade ja auch beim Madfelder Ortseingangsschild gezeigt hat!<br />
Es wurde also Einspruch eingelegt <strong>und</strong> nochmals<br />
darauf verwiesen, welchen Stellenwert die<br />
liebevoll zu restaurierende Scheune <strong>für</strong> den Ort<br />
haben würde: Sie solle die Attraktivität des<br />
Dorfplatzes steigern <strong>und</strong> als Versammlungsort<br />
(Jugend- <strong>und</strong> Seniorentreff) gelten, behindertengerechte<br />
sanitäre Anlagen erhalten, Teile von<br />
ihr als Heimatmuseum in Betracht kommen,<br />
Ausstellungen heimischer Künstler ermöglichen,<br />
Ort <strong>für</strong> Feiern <strong>und</strong> historische<br />
Vorführungen sein <strong>und</strong> vieles mehr.<br />
Das Konzept <strong>und</strong> die Hartnäckigkeit überzeugten,<br />
<strong>und</strong> der Bewilligungsbescheid <strong>für</strong> eine<br />
LEADER-Förderung ging schließlich ein. Die<br />
Freude war groß <strong>und</strong> mit viel Elan wird nun an<br />
den konkreten Plänen zur Umsetzung gearbeitet.<br />
Dabei gibt man sich keinen Illusionen hin.<br />
„Es kommt viel Arbeit auf uns zu“, so Horst Kurzer, 2.<br />
Geschäftsführer des Vereins. In der Tat werden wohl nur die<br />
imposanten Eichenbalken noch da sein. „Alles originalgetreu zu<br />
rekonstruieren verschlingt natürlich ein Vielfaches der Zeit, als<br />
wenn neu gebaut würde“, ergänzt Franz Rüther.<br />
Der Beisitzer, Planer <strong>und</strong> Designer hat sich sofort daran<br />
gemacht, Skizzen zu erstellen, wie alles einmal fertig aussehen<br />
könnte. Unten soll es einen schönen großen Raum mit Kamin<br />
<strong>für</strong> Feiern mit bis zu 40 Personen geben, nebenan eine Küche<br />
mit separatem Eingang, oben einen kleinen Museumsraum, <strong>und</strong><br />
unten in einem harmonisch dazu passenden Anbau die<br />
Sanitäranlagen, ebenfalls mit direktem Zugang von außen.<br />
Aber wie genau soll der große Raum gestaltet werden? Soll es<br />
eine Empore geben? Eine hölzerne Treppe nach oben? Müssen<br />
Stahlträger die Balken stützen? Schiefer oder Pfannen <strong>für</strong>s Dach?<br />
Wie soll alles energiesparend hergerichtet werden? Welche<br />
Auflagen bei Brandschutz <strong>und</strong> Statik müssen eingehalten werden?<br />
Von Seiten des LWL ist alles abgesegnet, <strong>und</strong> man hat jederzeit<br />
Unterstützung zugesagt. Auch von der Handwerkskammer<br />
Paderborn kam unerwartet Hilfe. Man plant, unter dem Thema<br />
„Mauern wie früher“, kostenlos einige Maurer zu einem<br />
Praxiskurs nach Madfeld zu schicken. Denn wo gibt es schon<br />
mal die Gelegenheit, an einem so historischen Gebäude originalgetreu<br />
arbeiten zu dürfen?<br />
Skizzen: Franz Rüther, Fotos: Sabrinity<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> - 11
„Da werden mit Sicherheit mehrere Tausend St<strong>und</strong>en ehrenamtlicher<br />
Arbeit hineingesteckt werden“, ist sich der 2. Vorsitzende<br />
Hans-Georg Kramps sicher. Aber er ist zuversichtlich, dass die<br />
Madfelder auch diese Herausforderung meistern werden.<br />
„Der 1. Spatenstich soll gleich Anfang 2017 erfolgen“, so<br />
Ortsvorsteher Heinz Bickmann. „Dann wird das Gelände vorbereitet<br />
<strong>und</strong> die Bodenplatte gegossen. Im Frühjahr soll die<br />
Aufstellung des Fachwerks erfolgen.“ Aber es wird nicht nur viel<br />
Arbeit, manchen Frust <strong>und</strong> etliche Rückschläge, sondern auch<br />
noch viel Zeit kosten, bis die feierliche Eröffnung erfolgen kann<br />
<strong>und</strong> die alte Scheune in neuem Glanz erstrahlen wird. Dann<br />
wird sie ihre ungewöhnliche R<strong>und</strong>reise beendet <strong>und</strong> ihren<br />
Altersruhesitz in ihrem Heimatort Madfeld gef<strong>und</strong>en haben.<br />
Viele Menschen werden sich dann hoffentlich an ihr erfreuen<br />
können. Frei nach dem Motto „Der Heimat die Liebe, die Treue<br />
dem Brauch, so dachten die Väter, so denken wir auch!“<br />
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12 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong>
GESCHICHTEN UND GEDICHTE<br />
BÜCHER VERÖFFENTLICHEN IM <strong>WOLL</strong>-SELBSTVERLAG<br />
Das eigene Buch schreiben: Für viele ein Traum, der ganz einfach wahr werden kann. Der <strong>WOLL</strong>-Selbstverlag bietet Sauerländer<br />
Autoren die Möglichkeit, ihre Bücher kostengünstig in eigener Regie zu veröffentlichen. Ein schönes Stück Sauerländer Kultur finden<br />
Lesefre<strong>und</strong>e im umfangreichen Programm des <strong>WOLL</strong>-Selbstverlages über die Webseite woll.meinbestseller.de/shop<br />
Der Rasenkrieg<br />
9,90 €<br />
Aneinandergereihte Wörter<br />
22,78 €<br />
Thelim<br />
14,95 €<br />
Vom Leben ich die tollsten<br />
Geschichten erfind...<br />
21,50 €<br />
Samson & Hadig<br />
14,95 €<br />
Warum kann ich keine Frauen<br />
weinen sehen<br />
14,39 €<br />
Und dann kam Wudi<br />
12,95 €<br />
Der späte Wurm<br />
überlebt den Vogel<br />
18,95 €<br />
Sauerländer Urlaubsküche<br />
16,00 €<br />
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1977 – 2017: 40 JAHRE HERMANN BECKER<br />
Die Firma Hermann Becker GmbH &<br />
Co. wurde am 01.03.1977 von Hermann<br />
Becker gegründet <strong>und</strong> feiert im nächsten<br />
Jahr 40-jähriges Jubiläum.<br />
Hermann Becker machte fachlich einwandfreie<br />
Arbeit <strong>und</strong> konsequente<br />
Termineinhaltung zum obersten Gebot<br />
der Firmenphilosophie. Nicht gr<strong>und</strong>los<br />
tragen alle Fahrzeuge deshalb die Aufschrift<br />
„K<strong>und</strong>endienst ist unsere Stärke“.<br />
Kurze Zeit später erfolgte der Umzug in<br />
die Scharfenberger Straße. Es stellte sich<br />
jedoch schnell heraus, dass eine neue<br />
modernere Betriebstätte gef<strong>und</strong>en werden<br />
musste, um den Erfordernissen gerecht zu<br />
werden. 1985 erfolgte der Umzug zum<br />
Ratmerstein 9. Der Standort wurde 1989<br />
um die Badausstellung erweitert. Seinerzeit handelte es sich hierbei<br />
um die erste betriebsbereite Sanitär – <strong>und</strong> Fliesenausstellung<br />
im Hochsauerland.<br />
„Das Bad aus einer Hand“<br />
Das Konzept „ Das Bad aus einer Hand “<br />
wurde geboren <strong>und</strong><br />
ebnete den Weg <strong>für</strong> viele erfolgreich<br />
durchgeführte Badmodernisierungen.<br />
Nach Beendigung der verschiedenen<br />
Ausbildungsstufen mit den Stationen<br />
<strong>Willingen</strong>, Dortm<strong>und</strong>, Münster <strong>und</strong><br />
Konstanz ist Ralf Becker 1999 in das familieneigene<br />
Unternehmen eingestiegen <strong>und</strong><br />
führt dieses in der 2. Generation weiter.<br />
1500 Quadratmeter Bad- <strong>und</strong><br />
Technikzentrum<br />
Seit dem 1. November 2010 befindet sich<br />
der Firmensitz am <strong>Brilon</strong>er Ortseingang<br />
an der Möhnestraße 56. In das Gebäude<br />
zog auch das neugegründete Unternehmen b–cube ein, welches<br />
sich auf die Badplanung, den stationären Handel sowie den<br />
Onlineverkauf der Produkte zur Badausstattung über den eige-<br />
Fotos: Marc Zähler, DER BILDerZÄHLER<br />
14 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong>
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DIE ERSTE BETRIEBSSTÄTTE WAR EINE GARAGE IN DER NORDSTRASSE IN BRILON. DAS<br />
FOTO ENTSTAND AM MORGEN DES 1. MÄRZ 1977, BEVOR ES ZUM ERSTEN KUNDEN,<br />
HERRN KARL – JOSEF HÜTTER, NACH RIXEN GING. FOTO: PRIVAT<br />
nen Internetshop konzentriert. Im <strong>Brilon</strong>er Bad – <strong>und</strong><br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> - 15
Spaß<br />
im Schnee<br />
NICHT NUR FÜR ZWEIBEINER<br />
Es gibt doch zu dieser Jahreszeit nichts Schöneres als ein<br />
Spaziergang im schneebedeckten Sauerland. Die Stille <strong>und</strong><br />
nur das Knarzen der gefrorenen Flocken, das bei jedem Schritt<br />
unter den dicken <strong>Winter</strong>schuhen ertönt. Es sei denn, man ist<br />
mit einem vierbeinigen Fre<strong>und</strong> unterwegs. Dann ist pure<br />
Lebensfreude mit auf dem Weg. Egal, ob junger H<strong>und</strong> oder auch<br />
schon die betagteren Semester, die weiße Pracht scheint eine<br />
magische Anziehungskraft auf die meisten H<strong>und</strong>e auszuüben.<br />
Die Bilder in dieser Geschichte sprechen <strong>für</strong> sich. Kaum ist das<br />
freie Feld erreicht <strong>und</strong> die Leine ausgeklinkt, wird getobt, was<br />
das Zeug hält.<br />
Der ersten wilden Hatz durch den Schnee folgt meist ein ausgiebiges<br />
Schnüffeln <strong>und</strong> Wühlen in der weißen Pracht.<br />
Wer jetzt noch mit seinem Vierbeiner mit im Schnee tobt oder<br />
die sowieso schon heißgeliebten Apportierspiele mit ihm macht,<br />
hat die Höchstpunktzahl von seinem treuen Begleiter sicher.<br />
Obwohl Herrchen oder Frauchen ja eh schon die Besten sind,<br />
sind jetzt noch die obersten Stufen der Beliebtheitsskala erreicht.<br />
Ein <strong>Winter</strong>spaß, von dem sichtlich alle profitieren. Kommt jetzt<br />
noch ein Artgenosse ins Spiel, ist der Tag perfekt.<br />
Natürlich ist Rücksichtnahme oberstes Gebot. Nicht jeder Spaziergänger<br />
bleibt entspannt, wenn zwei Irrwische auf vier Pfoten<br />
tobend auf einen zugestürmt kommen. Das Gleiche gilt <strong>für</strong> die<br />
Skilangläufer, die in der Loipe ihre R<strong>und</strong>en drehen möchten.<br />
Dass H<strong>und</strong>e nicht in den Loipen laufen <strong>und</strong> diese kaputt trampeln<br />
oder zerwühlen, muss <strong>für</strong> jeden H<strong>und</strong>ebesitzer genauso<br />
Foto: Christoph Kloke<br />
Foto: Christoph Kloke<br />
16 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong>
selbstverständlich sein, wie das Beseitigen der H<strong>und</strong>ehaufen. Es<br />
ist scheinbar ein weitverbreiteter Irrglaube, dass die H<strong>und</strong>ehaufen<br />
mit der Schneeschmelze ebenfalls verschwinden. Anders sind die<br />
überaus zahlreichen H<strong>und</strong>ehinterlassenschaften entlang der<br />
Wanderwege scheinbar nicht zu erklären. Also bitte wie im<br />
Sommer - ab in die Tüte <strong>und</strong> ordnungsgemäß in der nächsten<br />
öffentlichen Mülltonne oder zu Hause in der Tonne entsorgt!<br />
Rücksicht eben. Die Tiere können nichts da<strong>für</strong>, daher sind die<br />
Halter in der Pflicht.<br />
Das sind die H<strong>und</strong>ebesitzer auch, wenn sie mit ihren vierbeinigen<br />
Fre<strong>und</strong>en unterwegs sind, <strong>und</strong> der H<strong>und</strong> fängt an, sich nicht<br />
mehr wohl zu fühlen. Zittern ist ein verlässliches Anzeichen<br />
da<strong>für</strong>, dass dem H<strong>und</strong> zu kalt ist. Aber auch, wenn er beim<br />
Laufen verspannt wirkt oder auch eine verkrampfte Körperhaltung<br />
einnimmt. Damit es nicht so weit kommt, sollte man auf gleichmäßige<br />
Bewegung achten, damit dem H<strong>und</strong> nicht kalt wird <strong>und</strong><br />
natürlich auf die H<strong>und</strong>erasse, die Fellart oder das Alter Rücksicht<br />
nehmen!<br />
Doch der Spaß hat bei solchen Aus flügen immer Prio ri tät wie<br />
<strong>für</strong> „Schlit tenh<strong>und</strong> Lina“. Kaum am Bri lo ner Poppen berg angekommen,<br />
wartet sie schon aufgeregt, dass Frauchen Kathi den<br />
roten Bobschlitten am Geschirr festmacht, <strong>und</strong> dann geht es <strong>für</strong><br />
Lina im Spurt den Berg hinauf. Oben wartet sie dann ungeduldig<br />
auf ihr Frauchen, um gemeinsam auf dem Schlitten ins Tal<br />
zu sausen. Wer von beiden mehr Spaß dabei hat, ist schwer einzuschätzen.<br />
Damit der Spaß ohne Reue bleibt, sollte man einige<br />
Dinge beachten. Auch wenn der H<strong>und</strong> gerne Schnee fressen<br />
möchte, unterbinden Sie es. Beim Schneefressen ist es <strong>für</strong> den<br />
H<strong>und</strong> leicht möglich, Streusalz oder andere unges<strong>und</strong>e Dinge<br />
aufzunehmen. Selbst eine unangenehme Mandelentzündung<br />
kann sich der Vierbeiner dabei einfangen. Also lieber etwas zu<br />
trinken neben den obligatorischen Leckerlies, die sowieso immer<br />
dabei sind, mitnehmen.<br />
festsetzten. Man kann dies<br />
minimieren, indem man<br />
das Fell zwischen den Ballen<br />
kurz schneidet. Im Übrigen<br />
zeigt der H<strong>und</strong> unterwegs<br />
im Regelfall auch an, wenn<br />
ihn die Knubbel unter den<br />
Füßen stören. Raus geknibbelt,<br />
<strong>und</strong> schon geht das<br />
Toben weiter. Lästig, aber<br />
leider nicht immer vermeidbar,<br />
ist das Streusalz, das die<br />
Ballen w<strong>und</strong> werden lassen<br />
kann. Hier hilft nach dem<br />
BETTY SITZT IM SCHNEE<br />
Spaziergang ein Saubermachen<br />
mit warmen Wasser. Im Vorfeld kann man auch Hirschtalg<br />
oder Melkfett aus rein pflanzlichen Fetten, das ist wichtig,<br />
da sich H<strong>und</strong>e an den Pfoten lecken <strong>und</strong> bei synthetischen<br />
Fetten giftige Inhaltsstoffe aufnehmen, nutzen. Dieses vor dem<br />
Spaziergang reichlich auf die Pfoten geschmiert, <strong>und</strong> schon<br />
schützt die Fettschicht dann die Ballen vor der Kälte <strong>und</strong> dem<br />
Streusalz.<br />
So schön die <strong>Winter</strong>zeit auch ist, es ist aber morgens <strong>und</strong> abends<br />
ziemlich dunkel. Reflektierende Halsbänder oder Geschirre oder<br />
eine kleine Lampe am Halsband machen den H<strong>und</strong> auch im<br />
Dunklen gut sichtbar <strong>und</strong> erhöhen damit auch die Sicherheit von<br />
Mensch <strong>und</strong> Tier. So bleibt das <strong>Winter</strong>vergnügen ungetrübt.<br />
Nicht unbedingt gefährlich, aber <strong>für</strong> den Vierbeiner lästig, sind<br />
die Schnee-Kügelchen, die sich im Fell zwischen den Ballen<br />
Foto: Christoph Kloke<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> - 17
Begegnung auf Augenhöhe<br />
MARSBERGER BÜRGERWIESE BEFINDET<br />
SICH AUF DER ZIELGERADEN<br />
VON CHRISTIANE HEILIGERS<br />
AUF DEM GRUPPENBILD<br />
BEFINDEN SICH DER VORSTAND<br />
DES VEREINS BÜRGERWIESE UND<br />
EINIGE DER INITIATOREN SOWIE<br />
EINIGE HELFER<br />
„Die Courage über die Länge der Zeit ist Wahnsinn.“ Gerlind<br />
Ulrich vom Vorstand der <strong>Marsberg</strong>er Bürgerhilfe zeigt sich<br />
beeindruckt von der Durchhaltekraft ihrer „BüWi-Mädels“ –<br />
Sandra Pohlmeyer, Petra Franz, Sarah Massino, Nicole Zelder,<br />
Adriane Ritter <strong>und</strong> Helga Hefer sind die Initiatoren der<br />
Bürgerwiese <strong>und</strong> haben das Projekt von der Ideenfindung bis zur<br />
praktischen Umsetzung mit Herzblut begleitet.<br />
Alleine die Verhandlungen haben eineinhalb Jahre gedauert.<br />
Nebenbei noch die Suche nach Unterstützung, die Aneignung<br />
rechtlicher Gr<strong>und</strong>lagen oder das Informieren der Öffentlichkeit.<br />
„Bei der Stadt sind wir direkt auf offene Ohren gestoßen.“<br />
Als sich das heraus kristallisiert hat, ist die Bürgerhilfe ins Spiel<br />
gekommen. Weil sie gute Ideen hat <strong>und</strong> alle Generationen<br />
zusammenbringt, hat man sich ihr angeschlossen, auch um keinen<br />
eigenen Verein gründen zu müssen. „Wir haben uns gesucht<br />
<strong>und</strong> gef<strong>und</strong>en.“ Die Umsetzung ist dann nach <strong>und</strong> nach<br />
gewachsen.<br />
Sich rücksichtsvoll auf gleicher Augenhöhe begegnen <strong>und</strong> altersübergreifende<br />
neue soziale Kontakte schließen – das sind einige<br />
der Beweggründe des LEADER-Projektes „<strong>Marsberg</strong>er<br />
Bürgerwiese.“ Dabei handelt es sich um ein europäisches<br />
Förderprogramm zur Entwicklung regionaler Räume mit<br />
Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen, welches den<br />
Anspruch stellt, Prozesse vor Ort selber zu gestalten.<br />
Der naturnahe Treffpunkt an der Diemel auf dem Gelände des<br />
ehemaligen Freibades soll mehr Akzeptanz zwischen allen<br />
Altersklassen schaffen <strong>und</strong> dazu anregen, über den Tellerrand zu<br />
schauen.<br />
Nachdem Kino, Freibad <strong>und</strong> Spielplätze geschlossen worden<br />
sind, ist es dringend an der Zeit gewesen, das Freizeitangebot im<br />
Stadtgebiet zu beleben. Einfach die Lust anregen, vor die Tür zu<br />
gehen <strong>und</strong> ins Gespräch zu kommen.<br />
Im Rahmen eines Planungsworkshops mit Landschaftsarchitekten<br />
von der „Ideenwerkstatt Lebenstraum“ ist ein Modell erstellt<br />
18 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong>
worden unter direkter Einbeziehung der Einwohner, um möglichst<br />
viele Bedürfnisse befriedigen zu können. Zwischen 5 <strong>und</strong><br />
75 Jahren sind die Teilnehmer voller Eifer dabei gewesen. Vor<br />
allem die Kinder haben sich sehr eingebracht <strong>und</strong> alle realisierbaren<br />
Vorschläge sind umgesetzt worden.<br />
Kürzlich haben dann in einer zweitägigen Freiwilligen-Aktion<br />
zahlreiche <strong>Marsberg</strong>er, auch Bürgermeister, Ortsbürgermeister,<br />
Flüchtlinge <strong>und</strong> Sponsoren, kräftig mitgeholfen, <strong>für</strong> die jüngere<br />
Generation Balancier-Elemente, Seilgarten, Kriechtunnel,<br />
Hangelrampe <strong>und</strong> ein Baumstamm-Mikado entstehen zu lassen.<br />
Bis Ende des Jahres beziehungsweise im nächsten Frühjahr folgen<br />
noch Rutsche, Wasser-Matschplatz, Baumhaus <strong>und</strong><br />
Kletterturm sowie zusätzlich <strong>für</strong> alle Mitbürger eine Bühne <strong>für</strong><br />
Open-Air-Veranstaltungen <strong>und</strong> Outdoor-Fitnessgeräte, die auch<br />
zum Teil von Rollstuhlfahrern bedient werden können.<br />
Die Stadt <strong>Marsberg</strong> hat im Rahmen der Umgestaltung zugesagt,<br />
den Radweg an die Diemel <strong>und</strong> damit in unmittelbare Nähe zur<br />
Bürgerwiese zu verlegen, die alten Umkleiden abzureißen <strong>und</strong> die<br />
Verkehrssicherungspflicht <strong>für</strong> die Spielgeräte zu übernehmen.<br />
152.000 Euro betragen die Gesamtkosten <strong>und</strong> werden zu 65<br />
Prozent von LEADER übernommen. Die restliche Finanzierung<br />
wird durch Material- <strong>und</strong> Sachspenden, Sponsoren <strong>und</strong><br />
Eigenleistung abgedeckt.<br />
Selbst Ideen entwickeln, anpacken, mitreden <strong>und</strong> mitbestimmen<br />
gehören zu den positiven Nebenwirkungen eines solchen<br />
Vorhabens – wovon nicht nur die <strong>Marsberg</strong>er profitieren, sondern<br />
jeder Mensch. ■<br />
Fotos: Christiane Heiligers<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> - 19
FALKLANDKARKARA<br />
Falknerei Eulenhof<br />
35 GREIFVÖGEL UND EINE<br />
GEMEINSAMKEIT: LEIDENSCHAFT<br />
VON LAURA PADBERG<br />
Tatjana <strong>und</strong> Stefan Kosfeld sind leidenschaftliche Falkner. In<br />
ihrer Falknerei befinden sich derzeit 35 Greifvögel. Neben den<br />
gefiederten Fre<strong>und</strong>en besitzt das Ehepaar noch Schafe, Alpakas<br />
<strong>und</strong> H<strong>und</strong>e.<br />
Mit dem großen Traum, irgendwann mit Greifvögeln auf Jagd<br />
zu gehen, machte Tatjana ihren Jagd- <strong>und</strong> Falknerschein. Vor 9<br />
Jahren machte sie dann ihre erste Falknerei auf, mit dem Ziel,<br />
Menschen die Tiere nahezubringen. Vor 6 Jahren stieg dann ihr<br />
Mann in die Vollzeitbeschäftigung mit ein.<br />
WÜSTENBUSSARD CASPER<br />
20 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong>
In dieser Falknerei sind die verschiedensten Greifvögel zu finden,<br />
unter anderem der Gerfalke, Uhu oder Wüstenbussard. Aber<br />
auch Exoten wie der Falklandkarkara, liebevoll wegen seiner<br />
vielen Flausen im Kopf auch „Flying devil“ genannt, können<br />
dort betrachtet werden.<br />
Die kleinen Hütten der Tiere zeigen die richtige <strong>und</strong> artgerechte<br />
Haltung <strong>für</strong> Beitz- <strong>und</strong> Fluggreifvögel. Volieren, wie oft irrtümlich<br />
geglaubt, sind nur <strong>für</strong> Zuchtvögel geeignet. An dem<br />
Drahtgeflecht können sich die Vögel ihr Gefieder beschädigen<br />
<strong>und</strong> das Herausnehmen ist jedes Mal ein Vertrauensbruch mit<br />
den Besitzern. Dieses Vertrauen ist aber bei der Arbeit mit<br />
Greifvögeln <strong>und</strong> Eulen, welche auch frei fliegen sollen, unerlässlich.<br />
Besser sind Hütten mit Bewegungsfreiheit, die nachts mit<br />
Klappen verschlossen werden können.<br />
Tatjana <strong>und</strong> Stefan haben es sich zur Aufgabe gemacht, in den<br />
Menschen ein Verständnis <strong>für</strong> unsere Natur <strong>und</strong> die Greifvögel<br />
zu wecken. Um die Natur auch hautnah erleben zu können,<br />
gehen die beiden mit verschiedenen Eulen in Schulen <strong>und</strong><br />
Kindergärten. Dort erklären sie den Kindern die Verhaltensweisen,<br />
Jagdmethoden <strong>und</strong> Lebensräume der Tiere. Auch eine Flugshow<br />
gehört mit zum Programm. Ebenfalls besuchen sie auch<br />
Altersheime, um den älteren Bürgern ein Lächeln aufs Gesicht<br />
zu zaubern.<br />
Wieder zurück zu Hause, gehört neben Füttern <strong>und</strong> Säubern ein<br />
ausgiebiges Flugtraining zum Alltag, was bei 35 Greifvögeln eine<br />
ganze Menge Arbeit ist. Abgesehen von den Vögeln, verlangen<br />
aber auch Schafe, Alpakas <strong>und</strong> H<strong>und</strong>e die Aufmerksamkeit des<br />
Das hat auch den Vorteil, dass die Tiere alle Umwelteinflüsse<br />
direkt mitbekommen. Greifvögel sind richtige Energiesparer.<br />
Die einzigen Gründe, sich zu bewegen <strong>und</strong> zu fliegen, sind<br />
Futter, Flüchten oder die Vermehrung. „Sie fliegen niemals nur<br />
aus Spaß an der Freude!“, so Tatjana Kosfeld.<br />
MÄUSEBUSSARD CHICO<br />
Fotos: AirStativ<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> - 21
Ehepaars. Die zu bewirtschaftende Fläche beträgt dabei ca.<br />
10.000 Quadratmeter.<br />
Fotos: AirStativ<br />
Während bei anderen Menschen nach 8 St<strong>und</strong>en der Stift auf<br />
den Tisch gelegt <strong>und</strong> der PC runtergefahren wird, ist in der<br />
Falknerei Eulenhof noch lange nicht Schluss. „Wenn man mit<br />
Tieren arbeitet, gibt es kein `Schluss, wir sehen uns dann morgen,<br />
seht zu, wie ihr klarkommt`. Nein, mit Tieren <strong>und</strong><br />
Leidenschaft dreht sich der ganze Tag ums Tier. Ich sage immer,<br />
meine Kinder haben Federn, einen Schnabel <strong>und</strong> Krallen“, so<br />
Tatjana. Und genau diese Liebe zwischen Mensch <strong>und</strong> Tier kann<br />
man in dieser Falknerei hautnah sehen <strong>und</strong> erleben. ■<br />
STEFAN KOSFELD MIT VIGINA UHU SHOOPY<br />
TATJANA KOSFELD MIT WÜSTENBUSSARD BARKIEL<br />
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Die w<strong>und</strong>erbare Welt der Märchen<br />
MÄRCHEN SIND EIN SPIEGELBILD UNSERER SEELE<br />
TEXT: SILVIA PADBERG<br />
Unmengen von Märchen fangen mit „Es war einmal ...“,<br />
„Vor vielen Jahrh<strong>und</strong>erten ...“, „Es lebte einst ...“,<br />
„Vor Zeiten ...“, „Vor vielen Jahren ...“ an <strong>und</strong> enden<br />
am Schluss öfters mit „Und wenn sie nicht gestorben sind,<br />
dann leben sie noch heute“ oder „Und sie lebten vergnügt bis<br />
an ihr Ende“.<br />
Die schönsten Märchen aus unseren Kindertagen wurden von<br />
dem Franzosen Charles Perrault, Ludwig Bechstein, Hans<br />
Christian Andersen <strong>und</strong> den Gebrüdern Grimm gesammelt,<br />
niedergeschrieben <strong>und</strong> weitere selbsterf<strong>und</strong>ene geschrieben. Im<br />
Jahre 2012 wurde der 200-jährige Geburtstag ihrer „Kinder- <strong>und</strong><br />
Hausmärchen“ von den bekanntesten Märchensammlern Jacob<br />
Ursprünglich wurden vor H<strong>und</strong>erten von Jahren Märchen-<br />
Geschichten <strong>für</strong> Erwachsene erzählt. Menschen versuchten, aus<br />
ihren eigenen Erfahrungen ihre Weisheiten an die Bevölkerung<br />
weiterzugeben <strong>und</strong> dienten damit, in schwierigen<br />
Lebenssituationen zu helfen. Das Märchenerzählen galt als<br />
Botschaft, als eine Art Lebensanleitung in einer Zeit, wo es noch<br />
keine Medien wie Bücher oder Radio gab, auch konnten die<br />
meisten Individuen noch nicht lesen <strong>und</strong> schreiben. Diese<br />
Erzählungen waren ein Lebensfahrplan, ein Wegweiser, der tief<br />
in die Herzen drang <strong>und</strong> im weiteren Leben verankert blieb,<br />
bevor man die Märchen dann verniedlichte, die Härte, die<br />
Herzlosigkeit <strong>und</strong> alle Grausamkeiten herausnahm <strong>und</strong> zu<br />
Kinder- <strong>und</strong> Hausmärchen wurden.<br />
<strong>und</strong> Wilhelm Grimm gefeiert. Märchen sind uralt, aber nicht<br />
veraltet. In diesen Märchen liegen tiefgründige Wahrheiten,<br />
denen wir uns so nicht bewusst sind, denn sie erscheinen uns<br />
unrealistisch, wirklichkeitsfremd, <strong>und</strong> in der Realität ergibt dieses<br />
<strong>für</strong> uns keine Bedeutung. In jedem einzelnen Märchen stekken<br />
Weisheiten <strong>und</strong> Wahrheiten <strong>und</strong> beinhalten ein Wissen um<br />
die menschliche Seele, ihre Verwirrungen <strong>und</strong> Verstrickungen.<br />
Sie sind wie Träume, Tore zu unserem Unbewussten, <strong>und</strong> sie<br />
zeigen uns, innere Wahrheiten zu erkennen, zu begreifen <strong>und</strong> zu<br />
erleben. In diesen Erzählformen herrschen andere Lehren als die<br />
in unserer Realität erkennbar sind: Tiere <strong>und</strong> Pflanzen können<br />
sprechen, ständig passiert W<strong>und</strong>erschönes <strong>und</strong> Zauberhaftes,<br />
Wünsche gehen in Erfüllung, Helden fliegen, Sterne, Sonne <strong>und</strong><br />
Mond können besucht werden, es wird gezaubert, gehext. Diese<br />
24 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong>
Figuren sind entweder gut oder böse, arm oder reich, schön oder<br />
hässlich, arm oder reich. Und am Ende geht immer alles gut aus,<br />
es wird belohnt, derjenige der schlecht war, bekommt eine<br />
Strafe.<br />
In der Kinder- <strong>und</strong> Erwachsenenpsychologie werden mit Hilfe<br />
von Märchenfiguren die eigenen unbewussten <strong>und</strong> bewussten<br />
Stärken <strong>und</strong> Schwächen therapeutisch gefiltert, um dann die<br />
Schwächen aufzugreifen <strong>und</strong> zu behandeln. Geschichten,<br />
Sagen, Erzählformen, die wir lieben, haben eine Bedeutung, sie<br />
zeigen unsere Sehnsüchte, Bedürfnisse <strong>und</strong> Wünsche. Wir identifizieren<br />
uns mit vielen Charakteren in einem Märchen, sehen<br />
Höhen <strong>und</strong> Tiefen in den Geschichten, die uns widerspiegeln,<br />
wo unsere menschlichen Probleme liegen, wie wir anders uns<br />
sehen wir fast tagtäglich eine Verbindung zu einem Märchen.<br />
Wir lesen unseren Kleinkindern Märchenbücher vor, wir besuchen<br />
einen Märchenpark, <strong>und</strong> zu verschiedenen Anlässen gibt es<br />
noch Geschenke, in denen sich oftmals ein Märchen widerspiegelt.<br />
Vierlerorts gibt es abgewandelte Theateraufführungen, die<br />
nicht nur <strong>für</strong> Kinder aufgeführt werden.<br />
Märchen sind als wichtiges Kulturgut Teil des Unterrichtsplans<br />
in Schulen, denn diese Erzählform wirkt auf Kinder faszinierend.<br />
Lebenssituationen, Symbole <strong>und</strong> Bilder werden durch den<br />
Unterricht erkannt <strong>und</strong> zeigen eigene Charakterzüge auf. In<br />
vielen Erzählungen geht es um sprechende Tiere, Hexen, Zauberer,<br />
Riesen, Zwerge, Feen usw., die entweder glücklos, erfolglos,<br />
boshaft <strong>und</strong> lieblich sind, <strong>und</strong> böse Menschen oder Tiere werden<br />
Fotos: AirStativ • Motive: Daniela Drescher<br />
verhalten oder geben können. Die sogenannte Märchentherapie<br />
ist eine sehr bekannte Methode, den Weg in das Innere des<br />
Menschen zu finden. Es wird eine Brücke zwischen Unbewusstem<br />
<strong>und</strong> Bewusstem geschaffen, emotionale Prozesse aufgedeckt <strong>und</strong><br />
es entwickeln sich Lösungsansätze. Märchen setzen heilende<br />
Kräfte frei, geben in extremen Lebenssituationen Hoffnung <strong>und</strong><br />
Zuversicht <strong>und</strong> helfen Aufgaben zu bewältigen.<br />
Wir alle lieben doch Märchen, oder? Egal, ob Kind oder als<br />
Erwachsener. Immer wieder gibt es Anlass, uns in eine Figur zu<br />
verwandeln, sei es, dass wir zu Karneval in ein feenhaftes Wesen,<br />
in eine Königin, einen König, Teufel, Hexe, Tier, Rotkäppchen<br />
oder Gestiefelten Kater schlüpfen. Weitere Verwandlungen entstehen<br />
bei „Motto-Hochzeiten“, bei „Motto-Betriebsfesten“,<br />
Geburtstags- <strong>und</strong> Mottopartys. Wenn wir genau hinschauen,<br />
bestraft <strong>und</strong> Helden gefeiert. Kinder nehmen all diese Charaktere<br />
in sich auf <strong>und</strong> identifizieren sich mit diesen Kennzeichen.<br />
Märchen sind aber nicht nur Begleiter in Schulen <strong>und</strong> in<br />
Therapien von Psychologen, sie werden auch häufig bei Demenz-<br />
Erkrankten angewandt. Märchen behandeln Alltags schwie rigkei<br />
ten, die wir alle kennen, sie sprechen Wut, Neid <strong>und</strong><br />
Sehnsucht an, die Gefühlsebene. Menschen mit Demenz bleibt<br />
diese Ebene der Gefühle sehr lange erhalten <strong>und</strong> schafft durch<br />
diese Erzählform Sicherheit, Geborgenheit- ein Ventil <strong>für</strong><br />
Gefühle. Durch den sehr schlichten Aufbau <strong>und</strong> der einfachen<br />
Sprache verstehen Demenzkranke die alten Märchen, die sie als<br />
Kind schon gelesen oder gehört haben. Durch verschiedene<br />
Methoden mit Bildern, Details oder Kleinigkeiten werden<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> - 25
Erkrankte durch das Näherbringen thematischer Märchen motiviert,<br />
in ein Märchen einzusteigen <strong>und</strong> zu erzählen. Gerade<br />
ältere Menschen haben ihre Wünsche über die vergangenen<br />
Zeiten oft zurückgesteckt – aber „Wünschen“ <strong>und</strong> „Sehnen“<br />
gehören einfach zum Leben dazu. Und zur <strong>Winter</strong>- <strong>und</strong><br />
Weihnachtszeit werden viele Theaterstücke <strong>und</strong> TV-Filme über<br />
das Aschenbrödel, Schneewittchen, Die Sterntaler oder die<br />
W<strong>und</strong>erbare Geschichte von Charles Dickens „Eine Weihnachtsgeschichte,<br />
... Der alte Ebenezer Scrooge“ gezeigt.<br />
Und seien wir doch ehrlich zu uns selbst, wir alle schauen diese<br />
Märchen immer noch gerne an.
Paderborner Weihbischöfe mit Sauerländer Wurzeln<br />
<strong>WOLL</strong> HAT DIE WEIHBISCHÖFE MATTHIAS KÖNIG<br />
UND DOMINICUS MEIER IN PADERBORN BESUCHT<br />
VON HERMANN-J. HOFFE<br />
D<br />
as Sauerland ist<br />
gut vertreten un ter<br />
den Bischö fen in<br />
Paderborn. Der Erzbischof<br />
Hans-Josef<br />
Becker kommt aus<br />
Belecke <strong>und</strong> zwei der<br />
drei Weihbischöfe,<br />
Altabt Dominicus<br />
Meier <strong>und</strong> Matthias<br />
König, stammen aus<br />
dem Sauerland bzw.<br />
sind eng mit dieser<br />
Region verb<strong>und</strong>en.<br />
Ist das Sauerland also<br />
eine gute Region <strong>für</strong><br />
höhere Aufgaben in<br />
der katholischen Kirche? – <strong>WOLL</strong>-Redakteur Hermann-J. Hoffe<br />
<strong>und</strong> <strong>WOLL</strong>-Fotograf Ralf Litera haben sich im Spätherbst zu<br />
einem Interview mit Matthias König <strong>und</strong> Dominicus Meier auf<br />
den Weg in die Domstadt gemacht. Im Gespräch mit den beiden<br />
Weihbischöfen wollten wir wissen, welchen Blick man von<br />
Paderborn aus auf das Sauerland <strong>und</strong> auf die kirchliche<br />
Entwicklung hier bei uns hat.<br />
Sauerland: Mistbeet <strong>für</strong> geistliche Berufungen<br />
„Das Sauerland gehört erst seit 1821 zum Erzbistum Paderborn.<br />
Bis dahin zählten die katholischen Gemeinden im Sauerland zum<br />
Erzbistum Köln.“ Mit diesen Worten antwortet Weihbischof<br />
Matthias König, gebürtiger Dortm<strong>und</strong>er, aber mit starken<br />
Wurzeln im Sauerland (S<strong>und</strong>ern), auf die Frage, ob das Sauerland<br />
eigentlich ein guter Boden <strong>für</strong> Bischöfe <strong>und</strong> geistliche Würdenträger<br />
sei. Denn nicht nur zwei der drei Weihbischöfe sind Sauerländer,<br />
auch Erzbischof Hans-Josef Becker bekennt sich an jeder Stelle zu<br />
seiner Heimat Warstein-Belecke. „Bis vor wenigen Jahrzehnten<br />
hat man gesagt, das Sauerland sei das Mistbeet <strong>für</strong> geistliche<br />
Berufungen, <strong>für</strong> Priester, <strong>für</strong> Ordensleute, gerade <strong>für</strong><br />
Ordensschwestern“, sagt der in Grevenbrück aufgewachsene<br />
Weihbischof Domini<br />
cus Meier, bis 2013<br />
Abt der Benedik tiner<br />
ab tei Königsmünster<br />
in Meschede.<br />
„Ich habe mal<br />
ein Bild von einem<br />
Treffen mit dem<br />
damaligen Erz bischof<br />
Jäger Ende der<br />
60er Jahre in Olpe<br />
gesehen, da waren<br />
40 bis 50 Priester<br />
<strong>und</strong> Ordensleute aus<br />
dem Sauerland<br />
drauf.“<br />
Beide Würdenträger betonen, dass im Sauerland ein Bewusstsein <strong>für</strong><br />
das Erzbistum in Paderborn da ist, dass aber die Entfernungen doch<br />
relativ weit seien – was man bei den Firmreisen auch am eigenen<br />
Leibe feststelle.<br />
Dominicus Meier: Vor allem die Unterschiedlichkeit der<br />
Mentalitäten sind <strong>für</strong> mich eine große Herausforderung, wenn ich<br />
durch das Erzbistum Paderborn fahre. Da unterscheidet sich das<br />
Sauerland schon, zum Beispiel vom Warburger Land, wo ich<br />
gerade unterwegs bin. Ich habe manchmal den Eindruck, man<br />
fühlt sich im Sauerland immer noch mehr nach Kurköln als nach<br />
Paderborn hingezogen.<br />
Matthias König betont, dass die Unterschiede der Regionen auch dabei<br />
eine Rolle spielen, wie sich Kirche jetzt <strong>und</strong> in Zukunft gestaltet.<br />
Matthias König: „Es gibt in den Regionen manche Ähnlichkeiten<br />
wie das Schützenwesen, die Vereine <strong>und</strong> die Feuerwehr. Eng damit<br />
verb<strong>und</strong>en sind die Darstellung eines Ortes <strong>und</strong> die jeweilige Be deutung<br />
der Kirche. Die sind allerdings – wie ich bei meinen Reisen,<br />
aktuell durch das Wendener, das Olper <strong>und</strong> das übrige Sauer land,<br />
festgestellt habe – von Dorf zu Dorf sehr unterschiedlich.“<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> - 27
Aufgaben eines Weihbischofs:<br />
von der Dorf- bis zur Weltkirche<br />
<strong>WOLL</strong>: In den Kirchengemeinden des Sauerlandes sind<br />
Veränderungen zu spüren: Priestermangel, weniger Gottesdienste,<br />
weniger Kirchenbesucher, Kirchen werden geschlossen.<br />
Wie sieht man diese Entwicklung in Paderborn <strong>und</strong> was<br />
kommt in Zukunft auf die Christen allgemein <strong>und</strong> speziell im<br />
Sauerland zu? Worauf müssen sich insbesondere die Katholiken<br />
einstellen?<br />
Matthias König: Die Gemeinden sind durch ihre Regionalität<br />
geprägt. Dabei ist es ein Unterschied, ob ich nun im Sauerland<br />
oder in einer Gegend bin, die aus katholischer Sicht Diaspora ist.<br />
Dort herrschen andere Gegebenheiten. Im Lippischen zum<br />
Beispiel muss ich viel weiter fahren als im Sauerland, wo noch an<br />
jeder Ecke eine Kapelle oder eine Dorfkirche steht. Ich erlebe, dass<br />
katholische Gegenden sehr durch die Vereine <strong>und</strong> das Vereinsleben<br />
geprägt sind, was in Diasporagegenden so nicht der Fall ist –<br />
Vereine haben dort einen anderen Stellenwert. Bei zurückgehenden<br />
Priesterzahlen muss <strong>und</strong> kann es nicht immer der Priester sein,<br />
der das Gemeindeleben antreibt. Immer wichtiger wird das<br />
Engagement der ganzen Gemeinde. Das erlebe ich allerdings in der<br />
Diaspora als stärker ausgeprägt. Die Menschen dort sagen: „Wir<br />
wollen etwas <strong>für</strong> uns tun!“ Es gibt also Unterschiede, die regional<br />
bedingt sind <strong>und</strong> die sich auch dadurch erklären lassen, ob eine<br />
Region einmal reformatorisches Gebiet war oder eben nicht. Ein<br />
gutes Beispiel ist die Stadt Dortm<strong>und</strong>: Einerseits merkt man, dass<br />
dort vieles wegbricht, andererseits gibt es auch in Dortm<strong>und</strong> sehr<br />
Fotos: Ralf Litera<br />
engagierte Gruppierungen. Wir schauen überall auf das<br />
Pfarrprinzip, aber daneben bilden sich viele Möglichkeiten, Orte<br />
<strong>und</strong> Gruppierungen heraus, die genauso lebendig sind – vielleicht<br />
sogar ohne die ganze Belastung einer Verwaltungs struktur <strong>und</strong><br />
darum viel kreativer <strong>und</strong> glaubhafter. Ich denke, man sollte diese<br />
Unterschiede genau wahrnehmen <strong>und</strong> schauen, wie wir es schaffen,<br />
die Unterschiedlichkeit oder Vielfalt einzuschätzen ohne zu<br />
sagen, die anderen müssen so werden wie wir oder umgekehrt.<br />
Dominicus Meier: Je stärker der soziale Zusammenhalt <strong>und</strong> je<br />
intakter das Vereinsleben in einem Ort ist, desto mehr Kirche ist<br />
sichtbar <strong>und</strong> lebendig. Und doch sind natürlich große Veränderungen<br />
erkennbar, wenn zum ersten Mal seit Jahrh<strong>und</strong>erten kein<br />
Pfarrer mehr vor Ort ist. Zum Glück gibt es oft viele Mitarbeiterinnen<br />
<strong>und</strong> Mitarbeiter, die bereit sind, Aufgaben zu übernehmen,<br />
die sie bisher zwar auch schon gemacht haben, jetzt aber mit einer<br />
anderen Verantwortung, um das gemeindliche Leben aufrechtzuerhalten.<br />
Wenn ein Priester sie gut begleitet, fördert <strong>und</strong> unterstützt,<br />
obwohl er eben nicht mehr am Ort ist, wenn klar ist, wer<br />
Ansprechpartner ist <strong>und</strong> die Kommunikationswege feststehen,<br />
dann entwickelt sich Gemeinde weiter <strong>und</strong> neu. Und wenn dann<br />
noch jemand zeigt „Ihr interessiert mich, ich bin <strong>für</strong> euch da, auch<br />
wenn manches etwas anders ist als früher!“ dann funktioniert<br />
Gemeindeleben w<strong>und</strong>erbar. Das erlebe ich oft, da<strong>für</strong> gibt es genug<br />
Beispiele im Sauerland.<br />
Kirche heute: junge Menschen begeistern<br />
Matthias König: Ich möchte noch etwas davorsetzen. Ich glaube,<br />
jeder einzelne Christ <strong>und</strong> jede einzelne<br />
Christin muss sich fragen:<br />
„Was ist mir mein Glaube wert <strong>und</strong><br />
was will ich da<strong>für</strong> tun?“ Das erleben<br />
wir gerade vor den Firmungen. Da<br />
sitzen Leute, die wirklich Unglaubliches<br />
auf sich nehmen, um den<br />
Jugendlichen etwas zu ermöglichen.<br />
Leute, die an vier Firm wochenenden<br />
mitfahren, die einen Teil ihres<br />
Urlaubs opfern, um Taizé-Fahrten<br />
zu begleiten oder Fahrten nach<br />
Lourdes. Das ist schon enorm! Und<br />
entlastet natürlich die Priester, die<br />
das alles so nicht mehr mitmachen<br />
können. All das hängt natürlich<br />
auch an der eigenen Leidenschaft<br />
<strong>und</strong> in dieser Hinsicht hat der<br />
28 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong>
Weihbischof Dominicus recht: Es sieht gar nicht so schlecht aus.<br />
<strong>WOLL</strong>: Die Veränderungen in den Sauerländer Kirchengemeinden<br />
sind spürbar. Aber was erzählen die Weihbischöfe<br />
den anderen Würdenträgern im Erzbistum über das Sauerland?<br />
Matthias König: Muss man da überhaupt noch was erzählen? Ich<br />
glaube nicht, denn die meisten kennen das Sauerland. Vor mir ist<br />
Weihbischof Grothe durch das Südsauerland gereist, sechs Jahre<br />
lang; hat die Gemeinden besucht, die er aus anderer Sicht ja schon<br />
Jahrzehnte kannte, weil er <strong>für</strong> diese der Finanzverantwortliche<br />
war. Er war in der Region stark verwurzelt. Für mich war manches<br />
Dort habe ich Kontakte, die mir etwas bedeuten, nicht nur die<br />
Familie, sondern auch Fre<strong>und</strong>schaften. Ich versuche, zu bestimmten<br />
Festen nach Grevenbrück zu kommen – <strong>und</strong> habe all die<br />
Jahre, auch als Abt, versucht, bei Prozession <strong>und</strong> Schützenfest<br />
dabei zu sein. Den dreifachen Spurt muss man aber erst mal schaffen.<br />
Irgendwann will ich ja auch noch in Meschede bei der<br />
Gemeinschaft sein.<br />
<strong>WOLL</strong>: Und wie ist das bei Ihnen, Herr Weihbischof König?<br />
Matthias König: Ich habe schon immer gesagt: „Das Sauerland<br />
steckt mir in den Genen“, obwohl ich ja gebürtiger Dortm<strong>und</strong>er<br />
bin. Immer wenn die Berge kommen, gibt es so ein Gefühl der<br />
neu, ich bin an Orte gekommen, an denen ich noch nie war, <strong>und</strong><br />
habe gestaunt. Gerade auch in den kleinen Gemeinden – wie liebevoll<br />
die Leute da ihre Kirchen <strong>und</strong> Kapellen in Ordnung halten!<br />
Na gut, wir erzählen schon manchmal, was wir <strong>für</strong> Erlebnisse<br />
gesammelt haben – positive, Gott sei Dank, nur selten negative.<br />
<strong>WOLL</strong>: Letzte Frage, Herr Weih bischof Dominicus: Was<br />
mögen Sie persönlich am Sauerland, als Sauer länder?<br />
Dominicus Meier: Das ist schwierig. Ich persönlich verbinde mit<br />
dem Sauerland bestimmte Menschen, die mir wichtig sind. Und<br />
Orte, durch meine Geburt etwa Heggen. Also, ich komme eigentlich<br />
aus Grevenbrück, in Heggen war nur das Krankenhaus, in<br />
dem ich geboren wurde. Die Grevenbrücker gehen immer auf die<br />
Barrikaden, wenn irgendwo steht: „Der Heggener wird<br />
Weihbischof.“ All das verbinde ich einfach mit dem Sauerland.<br />
Beheimatung. Ich bin ja mit meiner ersten Stelle im Sauerland<br />
gewesen, das waren prägende vier Jahre, was auch mit den<br />
Menschen zusammenhing, vom Pfarrer bis zu den Familien, die<br />
ich dort kennenlernen durfte <strong>und</strong> zu denen ich heute teilweise<br />
noch Kontakt habe. Außerdem ist es meine Verwandtschaft, ebenfalls<br />
Sauerländer, durch die ich eine enge Bindung zu dieser Region<br />
habe – <strong>und</strong> natürlich die Erfahrungen <strong>und</strong> die Herzlichkeit, die ich<br />
auf meinen Firmreisen, durch die Firmbegegnungen, spüre.<br />
<strong>WOLL</strong>: Ganz herzlichen Dank, Weihbischof Dominicus<br />
Meier <strong>und</strong> Weihbischof Matthias König, <strong>für</strong> das Gespräch. ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> - 29
Darstellung der Geburt Jesu Christi<br />
MOTIVE IN DER PROPSTEI –UND NIKOLAIKIRCHE<br />
VON VOLKER GEDASCHKE<br />
Propsteikirche St. Petrus <strong>und</strong> Andreas in <strong>Brilon</strong><br />
Chorraum<br />
An der Nordwand des Chorraumes befindet sich eine spätgotische<br />
Sakramentsnische (95x195cm) aus der Zeit um 1450, die<br />
zur Aufbewahrung geweihter Hostien diente. Darüber liegt ein<br />
Hochrelief in einem R<strong>und</strong>bogen mit der Anbetung der Heiligen<br />
Drei Könige. Sie verkörpern im Mittelalter die drei bekannten<br />
Kontinente <strong>und</strong> das damals angenommene Alter dieser Erdteile.<br />
Alle Drei werden als Könige, Magier, Weise oder Wissenschaftler<br />
gedeutet.<br />
Deutung der Namen <strong>und</strong> Geschenke<br />
Caspar, der aus Afrika kommt, ist ein Jüngling. Balthasar aus<br />
Asien wird als Mann dargestellt. Melchior, der Europäer,<br />
erscheint als Greis. Die mitgebrachten Geschenke sind Gold,<br />
Weihrauch <strong>und</strong> Myrrhe. Das Geschenk von Gold symbolisiert<br />
den neugeborenen König. Weihrauch verweist auf die<br />
Göttlichkeit des Beschenkten. Er gilt als Gottesduft. Die Myrrhe<br />
soll das spätere Leiden <strong>und</strong> Sterben Jesu Christi verdeutlichen.<br />
Es verweist auch auf das nachfolgende Leben. In der Mitte steht<br />
der Stern von Bethlehem, der die Könige geführt hat.<br />
Nördliches Querschiff<br />
In der Nische des nördlichen Querschiffes steht ein dreiteiliger<br />
neugotischer Altaraufsatz, ein Triptychon, mit einem Mittelbild<br />
<strong>und</strong> zwei Seitenflügeln. Der Altar besteht aus Eiche <strong>und</strong> ist<br />
300cm hoch, 265cm breit <strong>und</strong> 94cm tief. Eingeschnitzt sind<br />
acht Motive aus der Erlösungsgeschichte. Im Mittelbild sind die<br />
Kreuzigungsszenen dargestellt <strong>und</strong> im Hintergr<strong>und</strong> bekannte<br />
<strong>Brilon</strong>er Stadtmotive: Marktplatz mit Rathaus, Turm der<br />
Propsteikirche <strong>und</strong> das ehemalige Krankenhaus in der<br />
Königstraße.<br />
Das sakrale Kunstwerk ist ein Geschenk des <strong>Brilon</strong>er Matthias<br />
Hillebrand an das Krankenhaus. Der im Stil der Neugotik<br />
gestaltete Klappaltar stammt aus der Werkstatt des Holzschnitzers<br />
<strong>und</strong> Bildhauers Anton Becker aus Wiedenbrück. Die Bilder auf<br />
Die Wappen von Stift Köln sind links <strong>und</strong> rechts von Arnsberg<br />
angebracht, dem Verwaltungssitz des Kurkölnischen Herzogtums<br />
Westfalen. Auf den Konsolen stehen links die Apostel Petrus mit<br />
Buch <strong>und</strong> Schlüssel <strong>und</strong> rechts Paulus mit Buch <strong>und</strong> Schwert.<br />
SAKRAMENTSNISCHE<br />
ANBETUNG DER<br />
HEILIGEN DREI<br />
KÖNIGE<br />
Fotos: Volker Gedaschke<br />
DARSTELLUNG DER GEBURT JESU CHRISTI<br />
30 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong>
den Rückseiten der beiden Seitenflügel wurden von einem<br />
Regensburger Künstler gemalt. Der Altar stand ab 1900 in der<br />
Krankenhauskapelle.<br />
Die damalige Werkstatt ist heute zu einem Museum umfunktioniert<br />
worden. Das Museum „ Wiedenbrücker Schule “ zeigt<br />
Kunst <strong>und</strong> Kunsthandwerk des Historismus. Es befindet sich in<br />
Rheda-Wiedenbrück, Hoetger –Gasse 1.<br />
Nordseite des Querschiffes<br />
An der Nordseite des Querschiffes steht ein Reliefstück aus<br />
Lindenholz. Es sind die Überreste einer Darstellung der Geburt<br />
Christi mit der Anbetung der Hirten; Höhe: 185cm; Breite:<br />
80cm. Sie stammen aus dem Mittelbild des alten barocken<br />
Hochaltares, der vom Bildhauer Theodor Gröninger um 1655<br />
angefertigt wurde. Der Altar hatte eine stattliche Höhe von 13<br />
Metern.<br />
RELIEFSTÜCK DES BAROCKALTARES UM 1655<br />
Die Nikolaikirche<br />
Der Chorraum<br />
Der hochaufragende<br />
Haupt altar bildet im<br />
Innenraum der Kirche<br />
den Mittelpunkt <strong>und</strong><br />
Abschluss des Gotteshauses.<br />
Zentrale Bedeutung<br />
hat nach Größe <strong>und</strong><br />
Anordnung das Ölgemälde<br />
oberhalb des modern<br />
gestalteten Tabernakels.<br />
Gemalt wurde es von dem<br />
damals berühmten Maler<br />
Anton Stratmann aus<br />
Paderborn (1785). Es<br />
stellt die Anbetung des DIE HEILIGEN DREI KÖNIGE IM STALL ZU<br />
BETHLEHEM<br />
Christuskindes in der<br />
Krippe durch die Heiligen Drei Könige im Rembrandstil dar.<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> - 31
Die ganze Gans<br />
EIN BELIEBTER BRATVOGEL<br />
VON VOLKER GEDASCHKE<br />
Besonders in der Weihnachtszeit werden gern die alten<br />
Traditionen gepflegt. Was wären diese Festtage ohne<br />
Weihnachtsstollen, Weihnachtsgebäck, Weihnachtsbaum <strong>und</strong><br />
„Stille Nacht“? Fehlen darf jetzt auch nicht die Martinsgans, der<br />
liebste <strong>Winter</strong>braten der Deutschen.<br />
Der Namensgeber<br />
Startschuss wird am 11.November gegeben, dem Festtag des<br />
Heiligen Martin von Tours (316 –397). Von ihm hat die populäre<br />
Form des Gänsebratens ihren<br />
Namen. Der Sohn eines römischen<br />
Rittmeisters ist<br />
Schutzpatron unter anderem der<br />
Hirten, Wirte, Bettler, Haustiere<br />
<strong>und</strong> Gänse. Bis heute unvergessen<br />
ist das Mantel –W<strong>und</strong>er. An<br />
einem kalten <strong>Winter</strong>tag flehte ein<br />
halbbekleideter Bettler um ein<br />
Almosen. Da nahm er sein<br />
Schwert <strong>und</strong> teilte seinen weiten<br />
Offiziersmantel in der Mitte <strong>und</strong> gab ihm die Hälfe. Eine weite-<br />
re Legende berichtet, dass er sich in einem Gänsestall versteckt<br />
haben soll, als man ihn 371 zum Bischof von Tours wählen<br />
wollte. Aber die Gänse konnten den Schnabel nicht halten,<br />
schnatterten, was das Zeug hielt <strong>und</strong> haben ihn so verraten.<br />
Daraufhin hat er die Gänse geschlachtet <strong>und</strong> gebraten. Der<br />
Martinstag war in früheren Zeiten zugleich ein Zins – <strong>und</strong><br />
Abgabetermin. In der Naturalwirtschaft galt die Gans als ein<br />
beliebtes Zahlungsmittel. An diesem Tag wurde der Gänsebraten<br />
gegessen <strong>und</strong> der dazu gehörende neue „Märtnswein“ getrunken,<br />
um sich <strong>für</strong> die bevorstehende vierzigtägige Fastenzeit bis<br />
Weihnachten zu stärken.<br />
Die Füllung<br />
Wird die Gans unter kulinarischem Aspekt betrachtet, so findet<br />
sich eine Fülle von Rezepten, ausgehend vom Mittelalter bis in<br />
unsere Gegenwart. Auch stellt sich die Frage nach der Füllung.<br />
Die bekannteste Einlage stammt aus der alten ostjüdisch –polnischen<br />
Küche, bestehend aus Äpfeln, geschälten Kastanien <strong>und</strong><br />
Beifuß.<br />
Deutsche Köchin <strong>und</strong> französischer Koch<br />
Hilfe bietet auch Henriette Davids (1801 –1876), die berühmteste<br />
Kochbuchautorin Deutschlands. Ihr „Praktisches<br />
Kochbuch“ entwickelte sich zum Bestseller des späten 19. <strong>und</strong><br />
frühen 20. Jahrh<strong>und</strong>erts. Das Buch gehörte zur Gr<strong>und</strong>ausstattung<br />
vieler deutscher Haushalte. Paul Bocuse ist ein französischer<br />
Koch, Gastronom <strong>und</strong><br />
Kochbuchautor, der bekannteste<br />
<strong>und</strong> einer der besten Köche des<br />
20. Jahrh<strong>und</strong>erts. Er meint, dass<br />
Weihnachten ein außergewöhnliches<br />
Fest sei, deshalb sollte es<br />
schon etwas Besonderes geben. Er<br />
macht Lust auf etwas Neues <strong>und</strong><br />
entführt seine Gans nach Asien.<br />
Das Rezept der Großmutter<br />
Soll es aber bodenständig sein, so greifen viele zurück auf das<br />
Rezept der lieben Großmutter. Ihre Bratregeln lauten: Gans<br />
waschen, trocken tupfen, innen <strong>und</strong> außen salzen, Füllung nach<br />
Belieben. Haut mit Holzstäbchen einstechen. Den Bratvogel<br />
zuerst mit der Brust nach unten auf die Saftpfanne legen. Häufig<br />
mit Bratensaft oder heißem Wasser übergießen. Bei circa 4 kg<br />
Gewicht 170 –200 Grad Celsius etwa 3 ½ St<strong>und</strong>en braten. Die<br />
Großmutter dachte immer daran, die Gans vor dem Tranchieren<br />
wenigstens zehn Minuten ausruhen zu lassen, damit der Saft sich<br />
verteilen kann <strong>und</strong> nicht herausläuft.<br />
...oder doch lieber ins Restaurant<br />
Wird in der Weihnachtszeit ein Restaurant aufgesucht, so haben<br />
die Gäste heute die Möglichkeit, eine Gans <strong>für</strong> vier Personen mit<br />
Beilagen <strong>und</strong> inklusiv einer Flasche Rotwein zu einem Festpreis zu<br />
ordern. Es ist doch auch amüsant, wenn ein beflissener Ober diesen<br />
edlen Bratvogel offeriert <strong>und</strong> die existenzielle Frage, die aus<br />
drei Worten besteht, an die Gäste richtet: „Brust oder Keule?“<br />
32 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong>
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Becker Immobilien in <strong>Brilon</strong><br />
Im Frühjahr 1992 wurde die Becker Immobilien GmbH von<br />
Robert Becker als Geschäftsführer gegründet. Ihm zur Seite steht<br />
seine Ehefrau Christine Becker, Mechthild Henke als Immo bi lienfachfrau<br />
<strong>für</strong> den Verkauf <strong>und</strong> Vermittlung von Immobilien aller<br />
Art. Gerda Wiedemeier <strong>für</strong> das Sekretariat <strong>und</strong> Annegret Müller<br />
als Bauzeichnerin.<br />
Im Jahre 1994 kam der Geschäftszweig Verwaltung <strong>und</strong><br />
Vermietung dazu, heute vertreten durch Frank Schindler als<br />
Geschäftsführer, mit seinen Mit ar bei terinnen Maria Becker-<br />
Rüther, Heike Kautz <strong>und</strong> Sabine Hillebrand.<br />
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25 Jahre Kompetenz <strong>und</strong> regionale Stärke<br />
1995 erweitert sich die Firma Becker Immobilien GmbH <strong>und</strong><br />
nimmt die Tätigkeit als Bauträger mit der Erstellung schlüsselfertiger<br />
Bauten aller Art auf. Bis heute sind mehr als 200<br />
Eigentumswohnungen <strong>und</strong> eine Vielzahl von Einfamilienhäusern<br />
erstellt <strong>und</strong> verkauft worden.<br />
Ermöglicht wurde dieses durch den Architekten Willi Men gering<br />
hausen, Architekturbüro Schmidt <strong>und</strong> Mengeringhausen in<br />
<strong>Olsberg</strong>, der seit Beginn der Bauträgertätigkeit <strong>für</strong> die hochwertige<br />
Qualität der Immobilien sorgt, ebenso die gute Zu sam menar<br />
beit mit den beteiligten Baufirmen aus dem regionalen Raum<br />
<strong>und</strong> den zuständigen Ämtern.<br />
Ein weiterer Tätigkeitsschwerpunkt liegt in der Erschließung<br />
von Baugebieten. Aktuell in Meschede, Drüerberg, mit insgesamt<br />
13 Baugr<strong>und</strong>stücken, in den Größen 400 – 1.000 m². Die<br />
Hälfte der Gr<strong>und</strong>stücke sind verkauft <strong>und</strong> mit der Bebauung<br />
wurde bereits begonnen. In Planung befindet sich ein attraktives<br />
Baugebiet in grüner Randlage von <strong>Marsberg</strong>. Mit der<br />
Vermarktung ist im Frühjahr 2017 zu rechnen.<br />
In den vergangenen 24 Jahren wurden über 1.000 Objekte an<br />
K<strong>und</strong>en vermittelt. Hierbei handelt es sich um Ein- <strong>und</strong><br />
Mehrfamilienhäuser, Eigentumswohnungen, Geschäfts- <strong>und</strong><br />
Gewerbeobjekte, Baugr<strong>und</strong>stücke, Wochenendhäuser <strong>und</strong><br />
Freizeitanlagen.<br />
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Der Zeitpunkt <strong>für</strong> einen Immobilienkauf oder –verkauf ist<br />
immer richtig. Da<strong>für</strong> ist von Bedeutung, dass die Voraussetzungen<br />
<strong>und</strong> die Bedingungen stimmen. Dass sie stimmen, darum<br />
bemüht sich die Firma Becker Immobilien GmbH <strong>für</strong> ihre<br />
K<strong>und</strong>en mit Werbung in den Medien <strong>und</strong> im Internet,<br />
Besichtigungen mit K<strong>und</strong>en, Finanzierungsgespräche mit<br />
Banken, Kaufvertragsgestaltung, Begleitung zum notariellen<br />
Kaufvertrag, bis hin zur Kaufpreiszahlung.<br />
So wie in der Vergangenheit, möchte die Firma Becker Immo bi lien<br />
GmbH auch in Zukunft vertrauensvoll <strong>für</strong> Ihre K<strong>und</strong>en da sein.<br />
Bedingt durch den günstigen Zinssatz auf dem Finanzmarkt<br />
hat die Immobilienwirtschaft einen starken Zuwachs zu<br />
verzeichnen.<br />
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Verwalten ist nicht gleich verwalten. Das erfahrene Team um<br />
Frank Schindler setzt sich zum Ziel, gemeinsam mit jedem<br />
K<strong>und</strong>en, das passende Konzept festzulegen, da jedes Objekt andere<br />
Anforderungen stellt. „Wichtig ist uns neben der kaufmännischen<br />
Verwaltung auch die regelmäßige Kontrolle des<br />
Gebäudezustandes <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>ene langfristige<br />
Werterhaltung der Immobilie“ unterstreicht der Geschäftsführer<br />
<strong>und</strong> Sachverständige <strong>für</strong> Immobilienwirtschaft, Frank Schindler.<br />
Die Dienstleistungen im Bereich der Verwaltung von Wohnungseigentümergemeinschaften<br />
sowie von privat <strong>und</strong> gewerblich<br />
genutzten Mietobjekten umfasst zum Beispiel auch die Abwicklung<br />
sämtlichen Schriftverkehrs, Kontrolle von Versicherungs- <strong>und</strong><br />
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Instandhaltungsmaßnahmen. Dabei rückt die Beratung zur<br />
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es Mängel oder Lasten, die Auswirkungen auf den Kaufpreis<br />
haben? Um Werte zu ermitteln, ist ein Gutachten in vielen Fällen<br />
sinnvoll. Frank Schindler ist auch Experte <strong>für</strong> Immobilienbewertung<br />
(IHK) <strong>und</strong> ermittelt gutachterlich den Wert von bebauten<br />
<strong>und</strong> unbebauten Gr<strong>und</strong>stücken. Bereits vorliegende Gut achten<br />
werden auf Wunsch hin überprüft. „Beim Erwerb <strong>und</strong> Verkauf<br />
von Immobilien weisen wir bei der Beratung immer daraufhin,<br />
inwieweit eine Begutachtung sinnvoll ist“, so Schindler. „Wir<br />
unterstützen Sie bei der Kaufentscheidung, der Abnahme bzw.<br />
Übergabe <strong>und</strong> beraten Sie hinsichtlich vorhandener Mängel <strong>und</strong><br />
ermitteln deren Beseitigungskosten.“<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> - 35
Orgelbauer Raphael Jürgens<br />
LEIDENSCHAFT WURDE ZUM BERUF<br />
VON SILVIA UND PETER PADBERG<br />
Einmal eine Orgel von innen sehen, einmal ganz nahe an den<br />
Pfeifen stehen. Der 42-jährige Bigger Raphael Jürgens zeigt uns<br />
ein komplett selbstständig, aus seinen Händen erschaffenes Werk,<br />
eine Orgel in der Kapelle in der Elisabeth-Klinik <strong>Olsberg</strong>-Bigge.<br />
Auf die Frage, wie Jürgens auf so einen außergewöhnlichen Beruf<br />
kommt, antwortete er: „Das war das feine Gehör.“ Als Jugend licher<br />
im Alter von nur 12 Jahren spielte er in der Bigger Kirche<br />
St. Martin auf einer Orgel ohne Noten.<br />
36 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong>
Der damalige Organist wurde hellhörig, ohne Noten, nur nach<br />
Gehör eine Orgel zu spielen? Dieses musste eine Begabung, eine<br />
auffallend musikalische Person sein. Der Organist besuchte die<br />
Eltern von Raphael Jürgens <strong>und</strong> riet ihnen, dem Jungen ein<br />
Klavier zu kaufen. Gesagt, getan, ein Klavier stand im Raum.<br />
Es gilt das bekannte Sprichwort „Von nichts, kommt nichts“,<br />
<strong>und</strong> Jürgens wurde zu einer interaktiven, musikalischen<br />
Gehörbildung geschickt, um seine Fähigkeiten zu trainieren,<br />
noch besser, Intervalle hörend, zu erkennen, Melodien <strong>und</strong><br />
Tonfolgen aus dem Gedächtnis heraus nachzuspielen.<br />
Während seiner Schulzeit fand das übliche Schulpraktikum statt<br />
<strong>und</strong> <strong>für</strong> ihn stand fest, einen Platz bei einem Orgelbauer zu finden.<br />
In Oberkirchen in Schmallenberg bei der Firma Albers<br />
konnte er sich seinen Wunsch erfüllen. Die Schule, die jeden<br />
Prak ti kan ten aufsucht, war über diese Ent fer nung nicht gerade<br />
angetan, dennoch trugen seine Eltern sämtliche Kosten, um<br />
einen Einblick in den Beruf des Orgelbauers zu schaffen. Nach<br />
diesem bedeutungsvollen Praktikum stand nun endgültig fest, es<br />
wird der Beruf des Orgelbauers werden.<br />
Mit dem Eintritt in die Lehrzeit 1991 bei der Firma Sauer in<br />
Höxter, konnte Jürgens sich das Wissen, die Feinmechanik, die<br />
verschiedenen Werkstoffe, aneignen. Nach den Lehrjahren verbrachte<br />
er weitere Gesellenjahre in Höxter <strong>und</strong> bei seiner damaligen<br />
Praktikumsfirma in Oberkirchen, bis er sich zur<br />
Meisterschule in Ludwigsburg einschrieb. Ein Jahr Vollzeit, um<br />
den letzten Schliff seines Traumberufs zu unterschreiben. 40 bis<br />
50 Orgeln hat er bereits in verschiedenen Firmen mitgebaut <strong>und</strong><br />
bislang 3 eigenständige Orgeln in seiner Werkstatt in Elpe. Eine<br />
kleine Orgel befindet sich mit 4 Registern - geeignet <strong>für</strong> Chor<br />
<strong>und</strong> Orchestermusik - in der St. Martin Kirche, eine im eigenen<br />
Wohnzimmer <strong>und</strong> eine 11 Register große in der Kapelle in der<br />
Klinik.<br />
Durch eine großzügige Spenderin im Jahr 2012 konnte der<br />
Orgelbaumeister sein ganzes kreatives Schaffen zeigen.<br />
„Wie lange braucht man, um so eine große Orgel fertigzustellen?“,<br />
fragen wir den sehr sympathischen Orgelbaumeister. „Von<br />
der Planung über die komplexe Gedanken- <strong>und</strong> Ideenentwicklung<br />
bis zum Ende reift <strong>und</strong> gedeiht so ein Projekt gute 2 Jahre“, so<br />
Jürgens. „Orgelbauer sind Handwerker, gleichzeitig auch<br />
Künstler.<br />
Die Orgel muss als Gesamtkunstwerk gesehen werden. In der<br />
Einige Gedanken des Orgelbauers<br />
Der Gedanke beim Entwurf der Orgel <strong>und</strong> deren<br />
Schleierbretter war etwas <strong>für</strong> die Region Typisches aufzugreifen,<br />
was hier die weitläufigen Eichenwälder sind. Aus<br />
Eichenholz, das die Orgelbauer seiner Dauerhaftigkeit wegen<br />
seit jeher gerne verwenden, ist auch die ganze Orgel gearbeitet.<br />
Also Eichenlaub in hartes Eichenholz gehauen, das passt.<br />
Ob es nun Zufall ist oder nicht, mit ihrer symbolischen<br />
Bedeutung steht die Eiche ihrer Standfestigkeit <strong>und</strong> ihres<br />
Alters wegen <strong>für</strong> Widerstand <strong>und</strong> ewiges Leben.<br />
Ich hoffe, dass gerade hier im Krankenhaus sich die Kraft der<br />
Eiche auf den Betrachter überträgt <strong>und</strong> auch er den Stürmen<br />
seines Lebens trotzt <strong>und</strong> die Krankheit überwindet. Möge die<br />
ganze Orgel mit ihrem harmonisch klassischen Prospekt wie<br />
ein Ruhepol in unserer aufgekratzt hektischen Welt sein <strong>und</strong><br />
mit dem Frieden der Eichenwälder das Leben symbolisieren.<br />
Raphael Jürgens<br />
Fotos: AirStativ<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> - 37
Planungsphase spielen der vorgegebene Raum, die Akkustik, der<br />
Baustil <strong>und</strong> die Tradition der Kirchengemeinde eine große Rolle.<br />
Im Kopf wächst eine gewisse Vorstellung, erste Skizzen,<br />
Konstruktionspläne, dann erste Prospektzeichnungen am PC bis<br />
zu Detailzeichnungen. Von Skizze zu Skizze wird die Gestaltung<br />
deutlicher. Die Klangvorstellung, die Architektur der Orgel, die<br />
Verläufe der mechanischen Spieltrakturen <strong>und</strong> der<br />
Registermechanik, Stück <strong>für</strong> Stück nimmt es ein Gesamtbild ein.<br />
Orgel <strong>und</strong> Raum, Werkstatt <strong>und</strong> Orgel, Denken <strong>und</strong> Fühlen bis<br />
hin zu dem, den Raum mit Musik erfüllenden Gesamtkunstwerk.“<br />
Und wir können nur bestätigen, es handelt sich hier um ein<br />
Kunstwerk.<br />
2014 wurde die Orgel aus massivem Eichenholz in einem feierlichen<br />
Rahmen eingeweiht. Die Orgel verfügt über 11 Register.<br />
Durch die Aufteilung der Register auf zwei Manuale <strong>und</strong> Pedal<br />
wird ein großes Klangspektrum erreicht.<br />
Durch viele feine Akzente spiegelt sich die „Liebe zum Detail“<br />
wie ein roter Faden in der Orgel wider. Die Untertasten der<br />
Manualklaviaturen sind mit Ebenholz belegt, die Obertasten aus<br />
Padoukholz mit Rindsknochen. Die Klaviaturen sind von den<br />
Klaviaturwangen eingefasst. In diesen befinden sich Windrosen<br />
als Intarsienarbeiten. Das Notenpult ist mit einer Kreuzfuge aus<br />
Eichenholz - Wurzelfunier gefertigt. Die Registerzüge sind aus<br />
Ebenholz gedrechselt. Die Registernamen sind auf<br />
Porzellanschildern mit Blattgoldumrandung handgraviert.<br />
In den Holzschnitzarbeiten der Schleierbretter, die den Korpus<br />
der Orgel oberhalb der Prospektpfeifen zieren, fallen dem<br />
Betrachter der Orgel die kleinen „Spielereien“ erst auf den zweiten<br />
oder dritten Blick auf. So entstand in den Verzierungen ein<br />
kleiner Vogel, auf dem Ast sitzend, ein Schmetterling, oder eine<br />
Eidechse, die sich durch die Blätter des Eichenlaubes schlängelt.<br />
Jürgens schwärmt von seinem Beruf, indem er mit den verschiedensten<br />
Werkstoffen wie Holz, Metall, Leder <strong>und</strong> Filz arbeitet<br />
<strong>und</strong> somit sein handwerkliches Geschick unter Beweis stellt.<br />
Die von Hand gegossenen Metallpfeifen unterscheiden sich<br />
nicht nur durch die Länge <strong>und</strong> den Durchmesser des<br />
Pfeifenkörpers, sondern auch durch die unterschiedlichen<br />
Metalllegierungen aus Zinn <strong>und</strong> Blei. Mit den verschiedenen<br />
Längen <strong>und</strong> Durchmessern der Pfeifen erzielt man die unterschiedlichen<br />
Tonhöhen. Durch die verschiedenen Anteile von<br />
Zinn <strong>und</strong> Blei erreicht man ein weiches warmes oder schärferes<br />
Klangbild.<br />
38 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong>
Schöpferische Kräfte wurden bei dieser Orgel gebündelt.<br />
Wenn Jürgens nicht gerade eine Orgel plant <strong>und</strong> baut, betreut er im hiesigen Raum<br />
viele Orgeln. Orgeln müssen eine gewisse Orgelpflege erhalten, sollten gesäubert,<br />
repariert oder restauriert werden. Gleichzeitig müssen auch die Pfeifen mal wieder<br />
neu gestimmt werden.<br />
Spannend <strong>und</strong> bewegend wird es, als Raphael Jürgens mit dem Aufschließen der<br />
Orgel uns das innere Werk der Orgel zeigt.<br />
Noch nie konnten wir ein solches Werk so betrachten <strong>und</strong> einen kleinen Bruchteil<br />
in den Beruf eines Orgelbaumeisters einsehen. Das waren sehr interessante Einblicke<br />
in den doch sehr seltenen Handwerksberuf, der gleichzeitig mit dem Orgelbau <strong>und</strong><br />
der Orgelmusik in das b<strong>und</strong>esweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in<br />
Deutschland aufgenomnen wurde.<br />
Begeistert <strong>und</strong> <strong>für</strong> die sehr bewegende Zeit bei den Erzählungen von Jürgens möchten<br />
wir uns recht herzlich bedanken. ■<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> - 39
Lebenserinnerungen 1815<br />
AUSZÜGE AUS DER<br />
CHRONIK VON FERDINAND<br />
LOHMANN (1772–1828)<br />
Neunter Teil: Die Aufzeichnungen Ferdinands beschreiben<br />
ausführlich die Witterung <strong>und</strong> die große Mäuseplage. In<br />
diesen Zeilen zeichnet sich schon eine baldige Katastrophe <strong>für</strong> die<br />
Menschen ab, die durch den Krieg noch potenziert wurde. Denn<br />
es folgt das Elend der Hunger- <strong>und</strong> Notjahre.<br />
VON VOLKER GEDASCHKE<br />
Private Ereignisse<br />
Der Schwiegervater verstarb in diesem Jahr an einer<br />
Lungenentzündung. Einige wertvolle Haustiere verendeten,<br />
unter anderem das Pferd.<br />
Die Wetterlage<br />
Der Auftakt zum Frühling war viel versprechend, so dass man<br />
schon früh sein Feld bestellen konnte. Die Obstbäume standen<br />
in bester Blüte. Aber ein plötzlicher Frosteinbruch im Frühjahr<br />
vernichtete die Blüten <strong>und</strong> die <strong>Winter</strong>saat.<br />
Die Mäuseplage<br />
Die Mäuseplage hatte in diesem<br />
Jahr verheerende Ausmaße angenommen.<br />
Nicht nur das Getreide,<br />
sondern auch die Baumrinde wurde<br />
von den Tieren aufgefressen. Aus<br />
dieser Not heraus beteten die<br />
Menschen zur heiligen Gertrud von<br />
Nivelles <strong>und</strong> baten um ihre Hilfe.<br />
Der Legende nach beendete sie<br />
einst durch ihr Gebet eine Mäuse<strong>und</strong><br />
Rattenplage <strong>und</strong> rettete damit<br />
die Ernte ihres Landes. Deshalb<br />
wird sie als Patronin der Gärtner<br />
<strong>und</strong> Bauern, als Beschützerin der<br />
Feld- <strong>und</strong> Gartenfrüchte angerufen.<br />
Der Bildstock der heiligen Gertrud<br />
von 1695 steht an der Keffelker<br />
Straße am Abzweig Nehdener Weg.<br />
Es war die dritte Station der früheren<br />
Feldprozession. Die Heilige<br />
wird hier als Klostervorsteherin<br />
(Äbtissin) dargestellt. An ihrem<br />
Gewand zupfen unten Mäuse. Sie<br />
lebte im 7. Jahrh<strong>und</strong>ert in Belgien.<br />
Viele Bauernregeln sind mit ihrem<br />
Fest am 17. März verb<strong>und</strong>en. Am<br />
bekanntesten: „Die Gertrud mit dem frommen Sinn, sie ist die<br />
erste Gärtnerin.“ Mit ihr beginnt das Gartenjahr.<br />
BILDSTOCK (1695) DER HEILIGEN GERTRUD: KEFFELKER STR. AM<br />
ABZWEIG NEHDENER WEG<br />
Karriere des Sohnes Joseph<br />
Der Sohn Joseph musste in Münster das Gymnasium besuchen,<br />
da im Zuge der Säkularisation (1803) die Klosterschule in <strong>Brilon</strong><br />
geschlossen wurde. Erst 1821 war es durch eine Stiftung möglich,<br />
das Progymnasium zu eröffnen <strong>und</strong> ab 1858 das „Gymnasium<br />
Petrinum“. Sein Sohn Joseph (1799- 1858) machte eine glänzende<br />
Karriere als Jurist. Er leitete das<br />
Justizamt in Eslohe, danach<br />
Direktor des Stadt- <strong>und</strong><br />
Landgerichts in <strong>Brilon</strong> <strong>und</strong> schließlich<br />
Direktor des neugegründeten<br />
Kreisgerichts. Ab 1849 gehörte er<br />
dem preußischen Abgeord ne tenhaus<br />
an. Auf Gr<strong>und</strong> seiner<br />
Verdienste erhielt er 1847 den<br />
Roten Adlerorden.<br />
Foto: Volker Gedaschke<br />
Die politische Lage<br />
R<strong>und</strong> 15km von Brüssel in der<br />
Nähe des Dorfes Waterloo fand die<br />
letzte Schlacht Napoleons statt.<br />
General Wellington <strong>und</strong><br />
Feldmarschall Blücher beendeten<br />
seine Herrschaft, die zur endgültigen<br />
Abdankung Napoleons führte.<br />
Die Redewendung „Sein Waterloo<br />
erleben“ steht als Synonym <strong>für</strong> eine<br />
totale Niederlage. Wellington soll<br />
beim Angriff der Garde Napoleons<br />
gegen 19h auch gesagt haben: „Ich<br />
wünsche, es wäre Nacht, oder die<br />
Preußen kämen.“<br />
Die Katastrophe nimmt ihren Lauf<br />
„1815. In diesem Jahr hatte ich ebenfalls vieles <strong>und</strong> besonders<br />
40 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong>
Mäuseinvasion<br />
In diesem Jahr hatten wir eine ungeheure Anzahl von Mäusen,<br />
die beinahe alles verzehrten, was auf dem Felde gewachsen war.<br />
Mehrere Felder konnten gar nicht gemäht werden. Und von<br />
dem, was gewachsen war, überließen uns diese schändlichen Tiere<br />
kaum ein Viertel. Eine so ungeheure Menge von Mäusen wissen<br />
sich auch die ältesten Menschen nicht zu besinnen, denn sie fraßen<br />
nicht allein beinahe die ganze <strong>Winter</strong>- <strong>und</strong> Sommersaat,<br />
sondern sogar das Gras von den Wiesen <strong>und</strong> das junge Holz im<br />
Walde. An vielen Orten, wo diese Mäuse alle Baumrinde wegfraßen<br />
<strong>und</strong> das Holz dadurch trocken wurde, ist der Schaden auf<br />
mehrere Tausend Taler geschätzt worden. Auch der im Herbst<br />
gesäte grüne Roggen war von ihnen aufgefressen worden.<br />
Familiäre Ereignisse<br />
In diesem Jahr, nämlich den 15. April, reiste ich nach Münster<br />
<strong>und</strong> brachte meinen Sohn daselbst aufs Gymnasium. Am 11.<br />
Dezember abends um vier Uhr starb mein Schwiegervater J.<br />
Casp. Lohmann an einer Lungenentzündung.<br />
GRABKREUZ: JOSEPH LOHMANN<br />
wegen des Viehsterbens zu erleiden, denn mein bestes Pferd, eine<br />
<strong>für</strong> 24 Reichstalern frisch gekaufte Kuh <strong>und</strong> zwei Schweine krepierten<br />
mir in kurzer Zeit.<br />
<strong>Winter</strong>einbruch im Frühjahr<br />
Die Witterung in diesem Jahr war abwechselnd gut <strong>und</strong> schlecht.<br />
Der <strong>Winter</strong> immer regnerisch, nur wenig kalt. Das Frühjahr<br />
zeigte sich sehr früh, denn schon am 18. Februar konnten die<br />
Pflüge zu Felde ziehen. In den Gärten wurde gearbeitet, um 12.<br />
April waren alle Obstbäume schon in der herrlichsten Blüte.<br />
Auch die <strong>Winter</strong>saat blühte allenthalben. Diese schöne<br />
Frühlingszeit dauerte aber nur bis zum 16. April. Vom 17. auf<br />
den 18. April in der Nacht fing es an, so stark zu frieren, dass alle<br />
Blüten, das Laub an den Bäumen verfror. Und diese Kälte mit<br />
Regen <strong>und</strong> Schnee vermischt, hielt an bis August. Von dieser Zeit<br />
an blieb es gut bis nach vollendeter Arbeit, den 18. Oktober.<br />
Napoleons Waterloo <strong>und</strong> Verbannung auf St. Helena<br />
In der politischen Welt trug sich in diesem Jahr eine große<br />
Begebenheit zu. Napoleon, der von den Alliierten auf der Insel<br />
Elba im vorigen Jahr verbannt war, kam am 1. März wieder in<br />
Frankreich an. Er hatte kaum 300 Mann bei sich <strong>und</strong> eroberte<br />
damit in 20 Tagen ganz Frankreich, denn am 21. März hielt er<br />
schon seinen Einzug in Paris. Am 20. März war der König<br />
geflüchtet. Bis zum 14. Juni war seine Armee schon bis über<br />
30.000 Mann angewachsen. Hätte er diese Armee auf einem<br />
Punkt fechten lassen, hätte er damit im Sinn gehabt, damit<br />
Frankreich auf allen Punkten zu decken <strong>und</strong> vor fremden Einfall<br />
zu bewahren, so wäre er wieder als Sieger aus dem Feld gezogen<br />
<strong>und</strong> dann wehe dem armen Deutschland.<br />
Am 14. Juni rückte er mit seiner Armee bis Waterloo vor. Bis zum<br />
18. dauerte die Schlacht <strong>und</strong> bis dahin war er immer noch Sieger<br />
über die zwei berühmten Feldherren Wellington <strong>und</strong> Blücher.<br />
Am 18. aber sammelte sich die geschlagene preußische Armee.<br />
Während er mit Wellington stark im Gefecht war, fiel sie ihm im<br />
Rücken <strong>und</strong> schlug ihn so total, dass Napoleon seine Flucht zu<br />
Fuß nehmen musste.<br />
Er eilte nach Paris, legte dort nochmals die Kaiserkrone nieder,<br />
ergab sich den Engländern zum Gefangenen <strong>und</strong> wurde auf die<br />
Insel St. Helena verbannt.<br />
Weitere Katastrophen kündigen sich an<br />
Da das ganze Menschengeschlecht nun in diesem Jahr so viel<br />
Elend durch den schweren Krieg, durch die anhaltende Witterung,<br />
durch den ungeheuren Mäusefraß ausgestanden, so glaubte man,<br />
mit dem Frieden wäre nun auch alles Unglück überstanden <strong>und</strong><br />
schmeichelte sich eine frohe Zukunft.<br />
Aber keiner berechnet, was Johannes schon in seiner Offenbarung<br />
sagte, wo er das Elend der Menschen beschreibt: „Siehe, ein<br />
Unglück ist vorbei <strong>und</strong> ein größeres folgt auf dem Fuße nach!“ ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> - 41
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ZURÜCKKOMMEN – WARUM NICHT?<br />
Für viele junge Sauerländer ist klar: Nach dem Abi geht’s<br />
erstmal raus aus dem Sauerland. Doch auch, wenn jeder<br />
dritte junge Sauerländer die Heimat verlässt, ist er immer<br />
wieder gern hier. Egal ob zu Geburtstagen, Schützenfest<br />
oder einfach nur, weil man<br />
gerne zuhause ist. Immer<br />
mehr Menschen entscheiden<br />
sich, wieder komplett zurück in<br />
die Heimat bzw. aufs Land zu<br />
ziehen, was auch neueste Studien<br />
bestätigen.* Und das Zurückkommen<br />
lohnt sich besonders im<br />
Sauerland: Der Hochsauerlandkreis ist Teil der Region<br />
TOP-GRÜNDE FÜRS ZURÜCKKOMMEN<br />
Gute Karriereaussichten<br />
Beste Work-Life-Balance<br />
Coole Wohnqualität<br />
Zuhause ankommen<br />
Familienfre<strong>und</strong>lich<br />
Südwestfalen, die als drittstärkste Industrieregion<br />
Deutschlands über 150 Weltmarktführer beheimatet.<br />
Aktuell befinden sich allein <strong>für</strong> den HSK über 800 Jobs auf<br />
der Karriereplattform karriere-suedwestfalen.de. Ob<br />
Designkoordinator, Bau-Ingenieur, App-Entwickler,<br />
Techniker, SAP-Berater oder Vertriebsleiter – die Chancen<br />
auf ein Ticket zurück in die Heimat stehen gut. Auch die<br />
Vorteile einer guten Lebensqualität liegen auf der Hand:<br />
beispielsweise der bezahlbare Wohnraum oder die gute<br />
Work-Life-Balance durch entspannte Pendlerfahrten <strong>und</strong><br />
vielzählige Freizeitmöglichkeiten. Vielleicht der Trend <strong>für</strong><br />
2017?<br />
* u.a. vom Deutschen Institut <strong>für</strong> Wirtschaftsforschung (DIW)<br />
ZURÜCKKOMMEN – ABER WIE?<br />
Wenn die Entscheidung gefallen ist, zurück in die Heimat zu ziehen,<br />
ist die wichtigste Voraussetzung, eine passende berufliche<br />
Herausforderung zu finden. Wir vom Team HEIMVORTEIL<br />
HSK unterstützen alle interssierten Exil-Sauerländer bei der Jobsuche<br />
<strong>und</strong> sehen uns als Schnittstelle zu den heimischen Unternehmen.<br />
Zum Beispiel ist in Kooperation mit der Südwestfalen<br />
Agentur <strong>und</strong> der Online-Plattform karriere-suedwestfalen.de ein<br />
Bewerberpool entstanden. Hier können Rückkehrwillige<br />
ein anonymisiertes Profil erstellen <strong>und</strong> sich von Unternehmen<br />
finden lassen. Wir bieten außerdem die Möglichkeit, sich<br />
DIE RÜCKKEHRER-JOB-CHECKLIST E<br />
Jobalarm <strong>für</strong> Traumjob auf karriere-suedwestfalen.de<br />
einrichten<br />
Bewerberprofil auf karriere-suedwestfalen.de erstellen<br />
HEIMVORTEIL HSK <strong>für</strong> Steckbrief-Erstellung anschreiben<br />
Bekannten, Fre<strong>und</strong>en im HSK erzählen, welche Stelle<br />
gesucht wird<br />
Newsletter HEIMVORTEIL HSK anmelden<br />
Für weitere Hilfestellungen, etwa bei der<br />
Wohnungssuche, HEIMVORTEIL HSK kontaktieren<br />
über einen Steckbrief bei<br />
heimischen Unternehmen<br />
zu präsentieren. Nach der Erstellung<br />
<strong>und</strong> Abstimmung des<br />
gestalteten Steckbriefes wird<br />
dieser an die lokalen Wirtschaftsförderer<br />
im Hochsauerlandkreis<br />
sowie an die Südwestfalen<br />
Agentur gesendet. Die<br />
Wirtschaftsförderer senden den Steckbrief gezielt an passende Unternehmen<br />
weiter. Die Südwestfalen Agentur übermittelt den Steckbrief<br />
auf Wunsch an alle Mitgliedsunternehmen des Vereins „Wirtschaft<br />
<strong>für</strong> Südwestfalen e.V.“. Wir stehen jedem Exil-Sauerländer auch bei<br />
anderen Fragestellungen wie beispielsweise der Kitaplatz- oder Wohnungssuche<br />
gerne zur Verfügung.
DER T REND 2017: ZURÜCK IN DIE HEIMAT<br />
Bilder: suedwestfalen.com<br />
DIE ERST EN ANLAUFST ELLEN<br />
Facebook-Gruppe „Neu im Hochsauerland“<br />
Rückkehrer-Stammtische Neheim, <strong>Olsberg</strong>,<br />
<strong>Brilon</strong> <strong>und</strong> <strong>Winter</strong>berg<br />
WhatsApp-Gruppe „Rückkehrer“<br />
von HEIMVORTEIL HSK<br />
Vereinsleben <strong>und</strong> neue Hobbies<br />
ZURÜCKKOMMEN – UND DANN?<br />
… ist unser Willkommensnetzwerk <strong>für</strong> Sie da! Über die<br />
Facebook-Gruppe „Neu im Hochsauerland“ lassen sich schnell<br />
andere Rückkehrer oder Neu-Sauerländer <strong>für</strong> dieselben<br />
Interessen oder Aktivitäten finden. Egal ob <strong>für</strong> eine Laufgruppe<br />
oder Besuche im Kino. Für Arnsberg <strong>und</strong> Schmallenberg bestehen<br />
sogar eigene „Neu in …“-Gruppen auf Facebook. Bei<br />
unseren regelmäßig stattfindenden Rückkehrer-Stammtischen<br />
bietet sich ebenfalls die Gelegenheit <strong>für</strong> einen Austausch mit<br />
Gleichgesinnten. Neben unseren Treffen in <strong>Olsberg</strong> <strong>und</strong> Neheim<br />
gibt es bereits neue Stammtische in <strong>Brilon</strong> <strong>und</strong> <strong>Winter</strong>berg, die<br />
von unseren Kollegen von LEADER Hochsauerland gesteuert<br />
werden. Unter den Stammtisch-Besuchern existiert auch eine<br />
WhatsApp-Gruppe, in der unterschiedliche Aktivitäten wie<br />
gemeinsames Frühstücken oder Besuche von Veranstaltungen<br />
organisiert werden. Für einen Beitritt in die Gruppe einfach die<br />
0160 / 46 35 904 kontaktieren.<br />
Für die meisten Rückkehrer entfällt nach dem Umzug in die<br />
Heimat der tägliche Pendlerstau. Mit der dadurch gewonnenen<br />
Zeit lassen sich z.B. neue Hobbies entdecken oder alte neu aufleben.<br />
Dazu bietet sich w<strong>und</strong>erbar das lokale Vereinsleben an.<br />
Ob im Musikverein, Chor oder Sportverein – hier wird sicherlich<br />
jeder fündig <strong>und</strong> neue Kontakte ergeben sich sowieso.<br />
Und wie wäre es eigentlich, die Heimat einfach mal neu zu<br />
erleben? Denn die meisten verlassen die Heimat oft, ohne die<br />
nächst größere Stadt oder naheliegende Sehenswürdigkeiten<br />
wirklich zu kennen. Darüber hinaus hat sich in den letzten<br />
Jahren einiges in der Region getan. Wie wäre es also mit einem<br />
Frühstück am Sorpesee oder einem Wandertag entlang des<br />
Rothaarsteigs in <strong>Winter</strong>berg? Auch eine Altstadt-Führung in<br />
Arnsberg mit anschließender Kneipentour ist einer unserer<br />
Geheimtipps. Und wer Lust hat, diese Dinge mit anderen<br />
Rückkehrern zu unternehmen, findet in der Facebook- oder<br />
WhatsApp-Gruppe sicher schnell eine passende Begleitung.<br />
IHRE RÜCKKEHRER-HOTLINE<br />
Werden Sie zum Ex-Exil-Sauerländer <strong>und</strong> kommen Sie zurück<br />
in Ihre Heimat. Genießen Sie Ihr Leben in einer attraktiven<br />
Region mit vielfältigen Freizeitmöglichkeiten <strong>und</strong><br />
besten Jobaussichten. Wir helfen Ihnen dabei! Und falls Sie<br />
schon längst zurück gekommen sind, freuen wir uns auf Ihre<br />
Geschichte.<br />
Sandra Schmitt<br />
Projektleitung HEIMVORTEIL HSK<br />
Wirtschaftsförderungsgesellschaft<br />
Hochsauerlandkreis mbH<br />
Tel. 0291.94 1510<br />
Mobil 0160.46 35 904<br />
sandra.schmitt@hochsauerlandkreis.de<br />
www.heimvorteil-hsk.de<br />
#meinheimvorteil<br />
HEIMVORTEIL HSK<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> - 43
Hoai woait dät oit seynem graiten Baike<br />
CASPAR LAHME AUS ALME HAT EIN SAUERLÄNDER WÖRTERBUCH VERFASST<br />
Foto: Hermann-J.Hoffe<br />
V<br />
ermutlich wird es nicht so viele Leser geben, welche die<br />
Überschrift zu diesem Bericht sofort oder überhaupt lesen<br />
können. Dort steht die erhellende Botschaft „Er weiß das aus<br />
einem großen Buche“, verfasst in Almer Platt. Almer Platt, das<br />
ist die Sprache, die Caspar Lahme, 75 Jahre, leidenschaftlicher<br />
Sauerländer <strong>und</strong> noch leidenschaftlicherer Almer, gerne <strong>und</strong> mit<br />
großem Vergnügen spricht. Nur gibt es leider immer weniger<br />
Sauerländer, mit denen er sich auf diese Weise unterhalten kann.<br />
In Alme ist es noch sein Vetter Franz Hillebrand. Umso größer<br />
die Bereitschaft <strong>und</strong> Freude, sich über mehr als 15 Jahre lang mit<br />
dem ausgewiesenen Kenner <strong>und</strong> Papst des Sauerländer Platts,<br />
mit Werner Beckmann vom Sauerländer M<strong>und</strong>artarchiv im<br />
Stert schulten hof in Cobbenrode, regelmäßig zu treffen <strong>und</strong> mit<br />
ihm zu „küren“ (reden).<br />
VON HERMANN-J. HOFFE<br />
Im Laufe der Jahre ist aus der Begeisterung <strong>und</strong> Leidenschaft <strong>für</strong><br />
das Sauerländer Platt <strong>und</strong> in unglaublicher Detailarbeit ein Buch<br />
entstanden, ein „Plattdeutsches Wörterbuch <strong>für</strong> Alme“. Doch ist<br />
das Buch nicht nur <strong>für</strong> Almer oder <strong>für</strong> <strong>Brilon</strong>er, das Wörterbuch<br />
ist ein Lesevergnügen <strong>für</strong> alle Menschen, die Freude am<br />
Sauerländer Platt haben, an der Entstehung, an der unvergleichlichen<br />
Vielfalt <strong>und</strong> einzigartigen Wärme dieser von immer weniger<br />
Menschen gesprochenen <strong>und</strong> verstandenen M<strong>und</strong>art, die<br />
unsere Region <strong>und</strong> die Sauerländer Lebensart geprägt hat. Dr.<br />
Adalbert Müllmann, der ehemalige Oberkreisdirektor des<br />
Hochsauerlandkreises <strong>und</strong> Ehrenvorsitzender des Sauerländer<br />
Heimatb<strong>und</strong>es schreibt dazu im Vorwort des Buches: „Ein<br />
Wörterbuch <strong>für</strong> das Plattdeutsche? Braucht man so etwas überhaupt<br />
noch? Wer so fragt, der sollte sich vielleicht einmal mit der<br />
Bedeutung des Plattdeutschen <strong>für</strong> unser heimatliches Sauerland<br />
befassen.“<br />
Und was hat den Almer Caspar Lahme bewogen, ein solches Buch<br />
<strong>für</strong> seinen Heimatort zu erstellen? Caspar Lahme dazu: „Ein plattdeutsches<br />
Wörterbuch eigens <strong>für</strong> Alme, ist das denn notwendig<br />
<strong>und</strong> sinnvoll? Ja, <strong>und</strong> es wird höchste Zeit! Denn bald gibt es<br />
keine Almer mehr, die diese schöne Sprache noch aktiv, das heißt<br />
im alltäglichen Umgang miteinander pflegen. Diese Entwicklung<br />
ist leider nicht aufzuhalten. Daher will ich mit meinem Wörterbuch<br />
den aktuellen Wortschatz <strong>für</strong> kommende Generationen festhalten.<br />
R<strong>und</strong> 4.200 Begriffe sind ins Plattdeutsche übersetzt. Die<br />
vielfältigen Beispielsätze geben dem Leser eine Hilfe, sich in das<br />
Almer Platt einzufinden.“ Für die grammatikalischen Zusätze <strong>und</strong><br />
die ausführliche Grammatik hat Dr. Werner Beckmann vom<br />
44 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong>
Sauerländer M<strong>und</strong>artarchiv gesorgt. Und so ist das Buch <strong>für</strong> alle<br />
Sprachinteressierten <strong>und</strong> auch <strong>für</strong> spätere, wissenschaftliche<br />
Arbeiten nutzbar <strong>und</strong> mehr als ein augenblickliches Zeitzeugnis<br />
<strong>für</strong> Alme geworden. Es lohnt sich, in dem 268-seitigen Werk zu<br />
schmökern <strong>und</strong> sich auf eine Reise durch das Sauerländer Platt zu<br />
begeben. So erfährt man nicht nur, dass „jappen“ ein viel schöneres<br />
Wort <strong>für</strong> „gähnen“ oder „wullacken“ ein sehr passender<br />
Ausdruck <strong>für</strong> „schwer arbeiten“ ist.<br />
Man kann aber auch durch die Gegenüberstellung einzelner<br />
Sätze <strong>und</strong> Redewendungen die Unterschiede zum Beispiel zwischen<br />
Almer, Cobbenroder, Mescheder oder Olper Platt erkennen.<br />
Schön ist auch die Zusammenstellung einiger elementarer<br />
Redensarten <strong>und</strong> Sprichwörter in Sauerländer Platt. Hier zeigt<br />
sich ausdrucksvoll, dass man große <strong>und</strong> entscheidende Dinge,<br />
wenn man es nur will, in einem kurzen, knappen Satz so treffend<br />
wie sonst kaum beschreiben kann. Beispiel gefällig? „Kloaine<br />
Muise het aik Steertkes“ – „Kleine Mäuse haben auch ein<br />
Schwänzchen“ oder: „Gutt froihstücken hällt en ganßen Dag,<br />
gutt schlachten dät ganße Johr, gutt friggen dät ganße Leäben“<br />
– „Gut frühstücken hält den ganzen Tag, gut schlachten das<br />
ganze Jahr, gut friggen (die Zeit bevor man heiratet) das ganze<br />
Leben.“<br />
Für Almer enthält das Buch noch alle Hausnamen <strong>und</strong> die<br />
Flurnamen <strong>und</strong> <strong>für</strong> alle an schönen Geschichten interessierten<br />
Leser zum guten Schluss noch einige w<strong>und</strong>erschöne<br />
Kurzgeschichten <strong>und</strong> derbe Witze, die das Leben in Alme <strong>und</strong><br />
im Sauerland in früherer Zeit in Plattdeutsch <strong>und</strong> mit hochdeutscher<br />
Übersetzung außerordentlich bildreich beschreiben.<br />
Historische Fotos gewähren darüber hinaus noch einen Blick auf<br />
die Zeit im vorigen Jahrh<strong>und</strong>ert. „Wenn dieses Wörterbuch dazu<br />
beiträgt, unser Almer Platt in Erinnerung zu halten, <strong>und</strong> wenn<br />
es künftigen Sprachforschern von Nutzen ist, um plattdeutsche<br />
Texte zu lesen <strong>und</strong> zu verstehen, hat sich mein Bemühen<br />
gelohnt“, so Caspar Lahme zum Schluss. ■<br />
Caspar Lahme – in Zusammenarbeit mit Dr. Werner Beckmann:<br />
Plattdeutsches Wörterbuch <strong>für</strong> Alme, Podszun-Verlag, <strong>Brilon</strong><br />
ISBN 9-783-86133832-1, 24,90 Euro<br />
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Dietrich-Siebert e.Kfr.<br />
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www.adler-apotheke-brilon.de<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> - 45
Der größte Ortsteil von <strong>Brilon</strong> ist die Gemeinde Alme mit r<strong>und</strong><br />
1836 Einwohnern. Im Mühlental befinden sich die idyllischen<br />
Almequellen, ein Juwel der Natur. Ein R<strong>und</strong>wanderweg führt<br />
Wanderer von Nah <strong>und</strong> Fern zu den saubersten Quellschüttungen<br />
Deutschlands, mit 104 Einzelflüssen. Ein erhabener Ort der<br />
Stille, der Mystik zwischen Nieder- <strong>und</strong> Oberalme. Jährlich werden<br />
auf dem Dorfplatz am Entenstall so einige Feste u.a. das<br />
Entenrennen <strong>und</strong> den Weihnachtsmarkt gefeiert.<br />
In Alme entstand eine ALME AG, die sich <strong>für</strong> sämtliche Belange<br />
<strong>und</strong> Aktionen des Dorfes bemüht <strong>und</strong> den Blick auf ihre<br />
Gemeinde setzt. Ein schönes Beispiel um die Gemeinschaft, die<br />
Kultur eines Dorfes zu erhalten, mit Rat <strong>und</strong> Tat zu fördern <strong>und</strong><br />
Neubürger zu integrieren.<br />
Alme prägt sich auch durch sehr viele Vereine, St. Ludgerus<br />
Schüt z en bruderschaft Alme 1901 e.V., die St. Sebastian-<br />
Schützenbruderschaft, der Fußballverein BV 23 Alme e.V.,<br />
Musikverein, TC Alme <strong>und</strong> der Löschgruppe Alme.<br />
Gerne gesehen ist nicht nur von den Almern das Freibad<br />
Badcelona, Sommerspaß <strong>für</strong> Groß <strong>und</strong> Klein.<br />
Historisch am nördlichen Ortsausgang hascht man einen Blick<br />
auf das „Schloss Alme“, welches im 18. Jahrh<strong>und</strong>ert mit zweigeschossigem<br />
Herrenhaus entstand.<br />
Wanderer, Biker <strong>und</strong> Urlauber haben die Möglichkeit, sich im<br />
Hotel-Restaurant Eulenhof, in der Almer Schlossmühle, in der<br />
Gaststätte Klön-Ecke sowie im Gasthof Lahme eine Auszeit zu<br />
gönnen.<br />
Viele weitere Informationen erhalten Sie auf der Dorf-<br />
Internetseite www.alme-online.de. ■ (pp)<br />
Gestaltung <strong>und</strong> Fotos: AirStativ<br />
46 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong>
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> - 47
SCHLOSS ALME<br />
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18. Februar 2017<br />
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50<br />
Jahre<br />
1967 2017<br />
Feiern Sie mit uns!<br />
48 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong>
Ombré Amarula Kekse<br />
WINTERLICHES GEBÄCK MIT FARBVERLAUF<br />
VON LAURA PADBERG<br />
DDiese kleinen Fre<strong>und</strong>e sind einfach in der Zubereitung <strong>und</strong><br />
ein Gaumenschmaus. Dank dem Kakao <strong>und</strong> Amarula sind<br />
die Kekse nicht zu süß <strong>und</strong> haben einen herrlich dunklen<br />
Geschmack.<br />
Zutaten <strong>für</strong> den Teig:<br />
150 g Butter<br />
200 g Zucker<br />
1 Prise Salz<br />
1 Ei<br />
1/2 Vanilleschote<br />
50 ml Amarula<br />
1 TL Backpulver<br />
350 g Dinkelmehl Type 630<br />
10 g echtes Kakaopulver<br />
Zutaten <strong>für</strong> die Ombré-Glasur:<br />
90 g Puderzucker<br />
1 TL Wasser<br />
4 TL Amarula<br />
1 TL Kakaopulver<br />
Zubereitung:<br />
Die zimmerwarme Butter schaumig schlagen <strong>und</strong> anschließend<br />
den Zucker <strong>und</strong> eine Prise Salz unter die Butter schlagen, bis sich<br />
beides cremig verb<strong>und</strong>en hat. Das Mehl sieben <strong>und</strong> mit dem<br />
Backpulver, dem Mark einer halben Vanilleschote <strong>und</strong> den<br />
Kakao gut verrühren. Die trockenen Zutaten mit dem Ei <strong>und</strong><br />
dem Amarula unter die Zucker-Butter-Mischung geben <strong>und</strong> zu<br />
Keksteig verkneten.<br />
Den fertigen Teig auf eine bemehlte Arbeitsfläche geben <strong>und</strong><br />
nochmals mit den Händen gut durchkneten. Wenn der Teig<br />
noch klebrig ist, etwas Mehl darunter kneten, bis sich der Teig<br />
gut ausrollen lässt. Den Teig flach ausrollen <strong>und</strong> gewünschte<br />
Plätzchenformen ausstechen. Die Keksteigstücke auf ein<br />
Backblech mit Backpapier legen <strong>und</strong> neun Minuten bei 180<br />
Grad Umluft backen.<br />
Während die Kekse auskühlen, kann die Glasur angerührt werden.<br />
Für den Ombré-Effekt werden drei Glasuren benötigt:<br />
Weiße Glasur:<br />
Ein Drittel des Puderzuckers (30g) mit ungefähr einem Teelöffel<br />
Wasser glatt rühren.<br />
Hellbraune Glasur:<br />
Ein Drittel Puderzucker mit ungefähr zwei Teelöffel Amarula<br />
glatt rühren.<br />
Braune Glasur<br />
Ein Drittel Puderzucker mit zwei Teelöffel Amarula <strong>und</strong> einem<br />
Teelöffel Kakao glatt rühren.<br />
Auf die ausgekühlten Kekse unten die braune Glasur, in die<br />
Mitte die hellbraune Glasur <strong>und</strong> oben die weiße Glasur streichen<br />
<strong>und</strong> mit einem Zahnstocher die Übergänge vorsichtig vermischen.<br />
Dies ergibt den gewünschten Ombré-Effekt.<br />
Lasst euch die Kekse schmecken!<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> - 49
<strong>Winter</strong> – vom Fluch zum Segen<br />
SAUERLAND FEIERT 110 JAHRE SKISPORT<br />
VON TINY BROUWERS<br />
Fotos: <strong>Winter</strong>sport-Arena<br />
D<br />
ie <strong>Winter</strong>sport-Arena Sauerland feiert in den kommenden<br />
Monaten 110 Jahre Skisport. Während die heutigen Skifahrer<br />
ungeduldig auf Schnee <strong>und</strong> Kälte warten, waren frostige Zeiten<br />
damals eher Fluch als Segen. Gerade in den hoch gelegenen<br />
Dörfern des Sauerlandes bereiteten sie der Bevölkerung große<br />
Probleme. Im <strong>Winter</strong> waren Dörfer <strong>und</strong> entlegene Höfe oft<br />
wochenlang von jeglicher Versorgung abgeschnitten. Aber man<br />
war erfinderisch. Überlieferungen zufolge sollen im 18.<br />
Jahrh<strong>und</strong>ert Bewohner von Langewiese auf Schneeschuhen talwärts<br />
gefahren sein, um Wasser aus einer Quelle zu holen. Und<br />
1896 hat sich der Altastenberger Pfarrer Skier aus dem<br />
Schwarzwald kommen lassen. Er war nach einem Schneesturm<br />
bis zu den Schultern im Schnee stecken geblieben <strong>und</strong> musste<br />
befreit werden. Das wollte er kein zweites Mal erleben.<br />
Beginn des Skitourismus<br />
Geschichten von Skiläufern aus Norwegen erreichten das<br />
Sauerland <strong>und</strong> sportbegeisterte Bürger im Ruhrgebiet <strong>und</strong><br />
Rheinland. Sie regten Unternehmer zu neuen Geschäftsideen an.<br />
Im Februar 1906 bestellte der <strong>Winter</strong>berger Kaufmann Georg<br />
Brinkmann fünf Paar Skier aus dem Schwarzwald. Um bei den<br />
ungelenken Versuchen nicht gesehen zu werden, probierte er sie<br />
des Nachts aus. Auch die Eröffnung des letzten Teilstücks der<br />
Bahnstrecke Bestwig-<strong>Winter</strong>berg im Oktober 1906 trug einen<br />
wesentlichen Teil zur Entwicklung der abgelegenen Bergdörfer<br />
zu angesagten <strong>Winter</strong>sportorten bei. Kluge, vorausschauende<br />
Köpfe nutzten die Gunst der St<strong>und</strong>e <strong>und</strong> gründeten im Februar<br />
1907 den Skiklub Sauerland (SKS), den Vorläufer des heutigen<br />
Westdeutschen Skiverbands (WSV). Innerhalb weniger Jahre<br />
nach Gründung des SKS entstanden im ganzen Sauerland<br />
Ortsgruppen, denn die umliegenden Orte wollten an der<br />
Entwicklung teilhaben. <strong>Brilon</strong>, <strong>Willingen</strong> <strong>und</strong> Schmallenberg<br />
schlossen sich zum Beispiel schnell an <strong>und</strong> schufen ihrerseits<br />
Attraktionen.<br />
Die ersten Skitouristen im Sauerland waren Tourengänger. Auf<br />
ihren Skiwanderungen genossen sie die Stille der Berge <strong>und</strong> die<br />
Schönheit der verschneiten <strong>Winter</strong>landschaft. Sie fühlten sich<br />
gleichzeitig als „Bezwinger“ der rauen winterlichen Natur. Auf<br />
bis zu 2,20 Meter langen Skiern durchquerten sie die Bergwelt.<br />
50 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong>
Teil der Ausrüstung war anfangs ein langer Bergstock mit einer<br />
eisernen Spitze, der zum Bremsen benutzt wurde.<br />
Alpinski-Ära<br />
Mitte der 30er Jahre fand der alpine Skilauf immer mehr<br />
Fre<strong>und</strong>e. Das Problem: Jeder Abfahrt folgte der mühsame<br />
Aufstieg. Bald gab es Ideen <strong>für</strong> Aufstiegshilfen, auch im<br />
Sauerland. Wann hier der erste Skilift entstand, ist nicht ganz<br />
sicher. 1933/34 soll es am Nordhang des Kahlen Astens einen<br />
Lift mit einem Hanfseil gegeben haben. Skifahrer konnten sich<br />
daran festhalten <strong>und</strong> sich hoch zum Gipfel ziehen lassen. Mit<br />
dem Entstehen der Lifte verlor das anstrengende Skiwandern<br />
immer mehr Anhänger. Und an Gebieten ohne Skilift verloren<br />
die Gäste das Interesse. Selbst wenn die Orte es schafften, kleine<br />
Anlagen zu installieren, bevorzugten die Skifahrer die teuren,<br />
damals modernen Schlepplifte, die sich nicht jedes Gebiet leisten<br />
konnte. Ebenso waren es lange Hänge <strong>und</strong> die Anzahl der zur<br />
Verfügung stehenden Abfahrten, welche die Attraktivität eines<br />
Ski gebiets bestimmten. Die Ansprüche an Sicherheit, Qualität,<br />
Zuverlässigkeit <strong>und</strong> Komfort im <strong>Winter</strong>sport stiegen. Das war<br />
auch so in Sachen Pistenpflege, Liftangebot <strong>und</strong> Schneesicherheit.<br />
Erste professionelle Pistenpflegegeräte hielten Ende der 60er<br />
Jahre Einzug. Das Skigebiet Rimberg bei Bad Fredeburg schaffte<br />
sich 1969 eine der ersten Pistenwalzen an. Laut eines<br />
Zeitungsberichtes war das Gerät die seinerzeit einzige serienmäßig<br />
hergestellte Pistenraupe in Deutschland <strong>und</strong> hatte stolze<br />
55 PS. Heute garantieren r<strong>und</strong> 500 Schnee-Erzeuger die<br />
Schneesicherheit in der <strong>Winter</strong>sport-Arena Sauerland.<br />
Aber nicht jeder Gast liebte den Trubel der Skigebiete in den<br />
<strong>Winter</strong>sporthochburgen. Seit den 70er Jahren fand der<br />
Skilanglauf als Breitensport immer mehr Anhänger. Nach dem<br />
Vorbild der früheren Skiwanderer zogen sportlich orientierte<br />
Naturgenießer durch die winterliche Landschaft. Langlaufspuren<br />
entstanden bis dahin noch durch Läufer, die sie selbst mit ihren<br />
Skiern in den frisch gefallenen Schnee zogen. Die ersten motorisierten<br />
Spurgeräte in den 80er Jahren waren Eigenbauten, gezogen<br />
von einem Motorschlitten. Die Spuren wurden fester, die<br />
Ski schmaler, die Stöcke länger. Einen Qualitätsschub erhielten<br />
die Loipenskigebiete der Region im <strong>Winter</strong> 2013/14. 500<br />
Loipenkilometer wurden neu vermessen, kartographiert <strong>und</strong><br />
frisch beschildert. Der Segen des <strong>Winter</strong>sports hat den Fluch des<br />
<strong>Winter</strong>s längst abgelöst. ■<br />
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widerborstigen Sauerländern hört nicht auf,<br />
Widerstand zu leisten <strong>und</strong> mit seinem Können dem Wandel zu folgen.<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> - 51
<strong>Winter</strong> auf dem Land<br />
ERINNERUNGEN AN DAS DORFLEBEN IM SAUERLAND<br />
VON SILVIA PADBERG<br />
Der <strong>Winter</strong>, so heißt es, war früher ganz anders, so sagen wir in<br />
der heutigen Zeit doch alle. War er wirklich kälter, beständiger<br />
<strong>und</strong> schneereicher? Und doch hat sich in den letzten Jahrzehnten<br />
viel verändert. Über Nacht hat es früher so feste geschneit, <strong>und</strong><br />
eine dicke Schicht umhüllte Bäume, Wege <strong>und</strong> Häuser. Eine<br />
Jahreszeit- viele Wochen mit meterhohem Schnee, klirrender<br />
Kälte <strong>und</strong> Dorfstraßen, die mit Schneepflügen zumindest einspurig<br />
wurden.<br />
In der Dämmerung saß Oma in der guten Stube am Ofen,<br />
strickte aus dicker Wolle Socken <strong>und</strong> Mützen, andere Verwandte<br />
fertigten Pullover aus Angorawolle an, immer gut eingemummelt<br />
<strong>für</strong> die <strong>Winter</strong>monate.<br />
In der früh vor der Schule tranken wir warmen Kakao, die Milch<br />
kam direkt jeden Tag frisch vom Bauer. Ein Marmeladenbrot auf<br />
dem Brettchen, zog man sich dicke <strong>Winter</strong>stiefel an, die<br />
Wisst Ihr noch, damals? Wir waren alle Kinder der Natur, haben<br />
bei Schneegestöber im Freien unsere Abenteuer gef<strong>und</strong>en, <strong>und</strong><br />
dieses haben wir auch am ganzen Körper gespürt. Unsere<br />
Schlafräume waren nicht beheizt, in der guten Stube wurde der<br />
Ofen mächtig angeheizt <strong>und</strong> wochenlang waren die<br />
Fensterscheiben mit Eisblumen verziert. Habt Ihr es auch so<br />
geliebt? Ein Loch in die Eisblumen hauchen, mit dem Zeigefinger<br />
darauf malen oder mit der Zunge daran lecken, fast wäre meine<br />
Zunge damals festgeklebt. Bevor wir ins Bett hüpften, füllten die<br />
Mütter mit kochendem Wasser eine Wärmflasche, umhüllt in<br />
einem Handtuch, damit das Bett kuschelig warm wurde.<br />
Bommelmütze über die Ohren, die alte Jacke von der großen<br />
Schwester, <strong>und</strong> es ging zur Schule <strong>und</strong> das natürlich zu Fuß,<br />
denn es gab früher in jedem Ort eine Volksschule <strong>und</strong> nicht<br />
jeder Haushalt besaß ein Auto. Die Straßen waren dann doch<br />
nicht so glatt, es wurde mit Asche <strong>und</strong> Sand gestreut.<br />
War die Schule endlich zu Ende, lief man nach Hause, das<br />
Mittagessen stand bereits auf dem Tisch, schnell essen <strong>und</strong> mit<br />
Karacho zur Haustür, durch das Gartentor hinaus, um das nächste<br />
Abenteuer mit Fre<strong>und</strong>en zu finden. Oh je, die bekannten<br />
Schlittschuhe, nicht die modernen von heute. Wir mussten diese<br />
Hackreißer an die Schuhsohlen schrauben <strong>und</strong> ältere Menschen<br />
schnallten sich die Spikes um die Stiefel.<br />
52 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong>
Wenn der Schneepflug kam, waren sämtliche Bürgersteige <strong>und</strong><br />
Vorgärten meterhoch mit Schnee bedeckt. Mit unseren<br />
Schneeschaufeln bauten wir am Haus große Iglus oder ganz<br />
große Schneemänner, die wir tagelang bestaunen konnten, ohne<br />
dass er den Tag darauf hinwegschmolz.<br />
Jeder <strong>Winter</strong>tag war anders, mit Skiern auf der Schulter liefen<br />
wir zum Hang, brauchten eine gefühlte Ewigkeit, bis wir den<br />
Berg erklommen hatten, schnallten die Skier um die Stiefel, <strong>und</strong><br />
ab ging es die Piste hinunter. Unten angekommen, mussten wir<br />
die Skier abschnallen, <strong>und</strong> es ging wieder den Berg hinauf, die<br />
Piste haben wir selbst platt bekommen, ohne Pistenjäger.<br />
Mit stumpfen Schlittschuh-Kufen ging es zum nächsten See,<br />
keine Angst, dass das Eis brach, <strong>und</strong> glitten mit Fröhlichkeit<br />
über das gefrorene Eis.<br />
Wir waren immer auf Achse, eine ganze Schlitten-Kolonne<br />
wurde mit Bändern zusammengefügt <strong>und</strong> ab ging es über selbst<br />
gebaute Sprungschanzen, um kurvige Begebenheiten, <strong>und</strong> wir<br />
hatten so viel Spaß dabei, wenn immer wieder ein Holzschlitten<br />
aus der Kurve flog, eine Kettenreaktion, wir lagen alle lang.<br />
Hatten wir dann doch einmal Frostbeulen an den Fingern <strong>und</strong><br />
Zehen, stürmten wir mit blau gefrorenen Lippen, laufender<br />
Nase zur Dämmerungszeit ins Haus. Es gab wieder warmen<br />
Kakao, die Finger unter Wasser gehalten <strong>und</strong> die Füße am<br />
Ofenrohr, hätte man fast weinen können. Es brauchte so einige<br />
Minuten, bis der Schmerz des Erfrierens nachließ.<br />
Heute sagen wir alle:,,Wo bleibt der Schnee?“ Die letzten Jahre<br />
waren nicht wirklich <strong>Winter</strong>, nur Chaos, wenn es minimal<br />
geschneit hat. Unsere Fenster sind trotz Kälte nicht mit<br />
Fotos: AirStativ<br />
Ohne die selbstgestrickten Handschuhe, die nur störten, haben<br />
wir einen Wettstreit mit Schneeballschlachten, hier geht es um<br />
Schnelligkeit <strong>und</strong> Volltreffer, ausgefochten. Handschuhe störten<br />
nur, Weg mit den Dingern, wir wollten Eis <strong>und</strong> Schnee spüren!<br />
Mit einem Rückenfall in tief verwehte Schneelandschaften fuchtelten<br />
wir mit den Armen, um so einen Engel zu zaubern, <strong>und</strong><br />
aus Jux rieben wir uns gegenseitig den Schnee ins Gesicht <strong>und</strong><br />
Nacken.<br />
Überall an Häuser- <strong>und</strong> Scheunen fanden wir riesige Eiszapfen,<br />
versuchten diese von den Dachrinnen mit Schneebällen zum<br />
Fallen zu bringen <strong>und</strong> lutschten das kalte Eis gegen unseren<br />
aufkommenden Durst.<br />
Eisblumen versehen, jedes Zimmer im Haus ist beheizt, immer<br />
warmes Essen, warme Kleidung, <strong>und</strong> das Wasser aus der Leitung<br />
wird warm. Heute ist <strong>für</strong> uns eben alles selbstverständlich, <strong>und</strong><br />
doch hoffen wir alle auf einen <strong>Winter</strong> mit viel Schnee.<br />
Für einige historische <strong>Winter</strong>motive bedanken wir uns bei Herrn<br />
Helmut Hoffschildt im Westdeutschen <strong>Winter</strong>sport Museum<br />
e.V. in <strong>Winter</strong>berg-Neuastenberg. Und wer einmal in <strong>Winter</strong> erinne<br />
rungen schwelgen möchte, besucht das einmalige sehenswerte<br />
Museum.<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> - 53
Mit “<br />
Original Dorfkindern“ durch das Jahr 2017<br />
FOTOAKTION DER KOLPINGSFAMILIE HELMERINGHAUSEN<br />
FÜR NEUEN DORFKALENDER<br />
VON DER KOLPINGSFAMILIE HELMERINGHAUSEN<br />
Ein Dorfkind weiß, dass<br />
Kühe nicht lila sind. Ein<br />
Dorfkind weiß, wieviel Spaß es<br />
macht, mit Fre<strong>und</strong>en im Garten<br />
zu zelten, auf der Straße zu spielen<br />
<strong>und</strong> aus Blumen Haarschmuck<br />
zu basteln. Ein Dorfkind<br />
weiß auch, dass der Osterhase<br />
nicht die Ostereier legt<br />
<strong>und</strong> woher man zu Weihnachten<br />
einen schönen Tannenbaum<br />
bekommt. All diese Momente<br />
– Momente, die jedes „Original Dorfkind“ kennt – hat die<br />
Kolpingsfamilie Helmeringhausen nun an einem Aktionstag<br />
Ende September in zwölf einzigartigen Fotos festgehalten, um<br />
daraus ihren Dorfkalender <strong>für</strong> das Jahr 2017 zu gestalten.<br />
Helmeringhausen ist der kleinste Ortsteil der Stadt <strong>Olsberg</strong> <strong>und</strong><br />
wird nicht nur von seinen r<strong>und</strong> 320 Einwohnern als „das schönste<br />
Fleckchen Erde am Ende der Welt“ bezeichnet. Bereits seit<br />
einigen Jahren wird von verschiedenen Vereinen <strong>und</strong><br />
Arbeitsgruppen des Ortes ein Dorfkalender gestaltet, der jeweils<br />
einem übergeordneten Thema folgt. In der Vergangenheit wurden<br />
so immer wieder besondere Augenblicke aus dem Dorfleben<br />
festgehalten.<br />
Für das kommende Jahr hat sich die Kolpingsfamilie Helmeringhausen<br />
entschieden, den Kalender unter das Motto „Origi nal<br />
Dorfkind“ zu stellen <strong>und</strong> im<br />
Rahmen eines Aktions tags r<strong>und</strong><br />
15 interessierten Hobbyfotografen<br />
die Mög lich keit zu<br />
geben, aktiv an dessen<br />
Gestaltung mitzuwirken. An<br />
diesem spätsommerlichen Tag<br />
Ende September sollten bewusst<br />
Szenen fotografiert werden, die<br />
das Leben eines echten<br />
Dorfkinds ausmachen <strong>und</strong> bei<br />
Jung <strong>und</strong> Alt Assoziationen wecken<br />
<strong>und</strong> Erinnerungen wachrufen. Vormittags treffen sich die<br />
Fotografen zu einer ersten Besprechung im Dorfgemeinschaftshaus.<br />
Wer lichtet welche Szene ab? Welche Kinder passen zu welchem<br />
Motiv? Welche Requisiten werden benötigt? Und vor allem: Wie<br />
kann eine ganze Geschichte mit nur einem Foto erzählt werden?<br />
Damit dies gelingt, erhält die Kolpingsfamilie tatkräftige<br />
Unterstützung von Carina Faust <strong>und</strong> Björn Lülf. Die Profifotografen<br />
betreiben ihr Studio an der Bahnhofstraße in <strong>Olsberg</strong><br />
<strong>und</strong> haben in der Vergangenheit bereits mehrere Fotoaktionen in<br />
Helmeringhausen begleitet. „Nah ans Motiv rangehen, auf die<br />
Kinder konzentrieren, gezielt mit Schärfe <strong>und</strong> Unschärfe arbeiten“,<br />
das sind die Tipps, die Björn Lülf den Hobbyfotografen<br />
mit auf den Weg gibt. Er zeigt ihnen auch, durch welche<br />
Kameraeinstellungen sie ein optimales Ergebnis erhalten.<br />
Unterdessen erklärt Carina Faust vor Ort an den einzelnen<br />
Locations, wie man mit unterschiedlichen Lichtverhältnissen<br />
54 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong>
Fotos: Kolpingsfamilie Helmeringhausen<br />
umgehen <strong>und</strong> diese gezielt nutzen kann. Oft reichen auch kleine<br />
Requisiten oder die Veränderung des Blickwinkels, um ein<br />
Motiv besser zur Geltung kommen zu lassen <strong>und</strong> dem Foto<br />
Leben einzuhauchen.<br />
Mittags treffen die „Models“ ein: r<strong>und</strong> 30 Kinder aus<br />
Helmeringhausen, aber auch aus benachbarten Orten.<br />
Mittlerweile ist das halbe Dorf auf den Beinen, um bei der<br />
Aktion mitzuwirken. Neben den Fotografen können auch die<br />
Kinder ihre eigenen Ideen <strong>für</strong> die Kalendermotive einbringen.<br />
Während im Dorfgemeinschaftshaus Teig geknetet wird – ein<br />
echtes Dorfkind weiß eben, dass die Engel nicht die Plätzchen<br />
backen –, fahren an der Vogelstange Kinder mit Bobby-Cars <strong>und</strong><br />
Trettraktoren eine Straße hinunter. Seitlich im Gebüsch liegen<br />
drei Fotografen, die die Szene ablichten. Zu wenig Action. Es<br />
folgt ein neuer Versuch, dieses Mal querfeldein über einen sandigen<br />
Weg. Staub soll aufgewirbelt werden. „Wenn Ihr gegen das<br />
Licht fotografiert, ist der Staub besonders gut zu sehen“, gibt<br />
Björn Lülf den Fotografen mit auf den Feldweg. Anderenorts ist<br />
gerade ein Huhn entlaufen, das <strong>für</strong> die Szene „Ein Dorfkind<br />
weiß, dass der Osterhase nicht die Eier legt“ als Statist benötigt<br />
wird. Aber ein Dorfkind weiß eben auch, wie man Hühner wieder<br />
einfängt. Auch am Vossbach muss improvisiert werden, denn<br />
der Bach ist nach mehreren Tagen spätsommerlichen<br />
Sonnenscheins trocken <strong>und</strong> die Szene „Ein Dorfkind weiß, dass<br />
der Fisch nicht aus der Dose kommt“ droht zu scheitern. Doch<br />
auch hier helfen die Tipps der Profis. Die Hobbyfotografen lernen,<br />
das Problem mithilfe eines passenden Bildausschnitts zu<br />
umgehen. Am anderen Ende des Dorfes soll zeitgleich eine<br />
Horde Kühe mit einem Korb voller Äpfel davon überzeugt werden,<br />
als Statisten <strong>für</strong> das Motiv „Ein Dorfkind weiß, dass Kühe<br />
nicht lila sind“ Modell zu stehen. Doch die Tiere haben ihren<br />
eigenen Kopf, <strong>und</strong> so dauert es eine ganze Weile, bis das<br />
Kalenderfoto im Kasten ist.<br />
Am späten Nachmittag treffen sich alle Beteiligten wieder am<br />
Dorfgemeinschaftshaus. Bei Kaffee <strong>und</strong> Kuchen werden die<br />
Ergebnisse gemeinsam mit Carina Faust <strong>und</strong> Björn Lülf gesichtet<br />
<strong>und</strong> besprochen. Der fertige Kalender wird demnächst bei<br />
der Kolpingsfamilie Helmeringhausen erhältlich sein<br />
(Ansprechpartnerin: Katharina Alkan, 02962-7358466) <strong>und</strong> ist<br />
sicherlich nicht nur <strong>für</strong> die Bewohner des Ortes, sondern auch<br />
<strong>für</strong> alle anderen „Original Dorfkinder“ aus dem Sauerland interessant.<br />
■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> - 55
Wir <strong>und</strong><br />
das Holz<br />
EIN TREUER BEGLEITER –<br />
NICHT NUR IN DER NATUR<br />
Manches in unserem Leben ist so selbstverständlich geworden,<br />
dass wir es gar nicht mehr wahrnehmen. Natürlich fällt jedem<br />
von uns sofort etwas zum Thema Holz ein, doch wie omnipräsent<br />
dieser Werkstoff unser Leben begleitet, zeigt sich Tag <strong>für</strong><br />
Tag. Wir stehen morgens auf, im Regelfall aus einem Bett aus<br />
Holz, öffnen eine Tür aus Holz, gehen anschließend vielleicht<br />
über Parkett oder Dielen ins Bad, manchmal ist der Toilettendeckel<br />
noch aus Holz, aber spätestens beim Griff zum Toilettenpapier<br />
sind wir wieder bei einem Produkt aus Holz. Nach dem Duschen<br />
zurück zum Kleiderschrank, dem Holzprodukt. Über die<br />
Treppe, wahrscheinlich zumindest ein Teil davon aus Holz, geht<br />
es hinunter in die Küche. Auch wenn die Oberfläche vielleicht<br />
im Kunststofflack glänzt, innen befindet sich ein Kern aus<br />
gepressten Sägespänen. Ja, sogar die Filtertüte um einen leckeren<br />
Kaffee aufzubrühen, ist aus dem Ursprungsprodukt Holz. Wer<br />
macht sich schon darüber Gedanken, wenn man auf dem Stuhl<br />
<strong>und</strong> Tisch aus Holz sein Butterbrot auf dem hölzernen<br />
Frühstücksbrettchen zurechtmacht, während die Zeitung aus<br />
Papier, eben wieder einem Holzprodukt, griffbereit daneben<br />
liegt. So zieht sich der Werkstoff Holz durch unseren gesamten<br />
Tagesablauf. Genau wie jetzt, wenn Sie, lieber Leser, eben jetzt<br />
diese <strong>WOLL</strong>-Ausgabe in ihren Händen halten. Auch <strong>WOLL</strong> ist<br />
eigentlich aus Holz. Ein Produkt, das insbesondere hier im<br />
Sauerland scheinbar im Überfluss wächst. Doch so einfach wie<br />
es scheint, ist es leider nicht.<br />
Was <strong>für</strong> die meisten als willkommener Ort <strong>für</strong> Wanderungen<br />
oder Spaziergänge genutzt wird, ist <strong>für</strong> den Forstmann dasselbe<br />
wie <strong>für</strong> den Landwirt Feld <strong>und</strong> Acker. Nach einem gut durchdachten<br />
System heißt es, die richtigen Standorte <strong>und</strong> Sorten <strong>für</strong><br />
einen ges<strong>und</strong>en <strong>und</strong> ertragreichen Wald zu wählen. Auch wenn<br />
ein Baum scheinbar von ganz allein wächst, bedeutet es in<br />
Wirklichkeit aber ein über mehrere Jahrzehnte dauerndes permanentes<br />
<strong>und</strong> vorausschauendes Handeln <strong>für</strong> den Forstmann.<br />
Waren vor nicht allzu langer Zeit großflächige Kahlschläge ganzer<br />
Wälder <strong>und</strong> anschließender Aufforstung von Hand durch<br />
Setzlinge noch die Regel, so geht man heute neue Wege. „Wir<br />
lassen die Natur <strong>für</strong> uns arbeiten“, erklärt Revierleiter Sebastian<br />
Schönnenberg in einem Waldstück zwischen <strong>Brilon</strong> <strong>und</strong> <strong>Olsberg</strong>,<br />
das zur Durchforstung ansteht. „Durch gezieltes Auslichten<br />
erneuert sich der Wald durch die sogenannte Naturverjüngung.<br />
Doch den kleinen Bäumen, die scheinbar zu Hauf in kleinen<br />
Gruppen auf dem lichten Waldboden wachsen, muss besondere<br />
Beachtung geschenkt werden.“<br />
„Wenn die Triebspitze länger als die Äste des obersten Kranzes<br />
ist, fängt der Baum an in die Höhe zu ziehen <strong>und</strong> wächst zu<br />
einem schlanken geraden Stamm“, zeigt der Förster an einer<br />
jungen Fichte. „Sind die Seitentriebe allerdings länger, dann ist<br />
der Nachwuchsbaum am sogenannten Hocken. Das bedeutet,<br />
wir müssen <strong>für</strong> mehr Licht sorgen <strong>und</strong> gezielte Fällungen aus<br />
dem Bestand vornehmen. Dabei ist aber auch der Gesamtbestand<br />
56 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong>
Förster. „Das hat zu Irritationen geführt, ja sogar von einer<br />
Waldautobahn war die Rede. Doch die Maßnahme hat einen<br />
wichtigen Hintergr<strong>und</strong>. Bei den alten Rinnen hätte der<br />
Rücketrecker so tief gestanden, dass das Rückeseil über die denkmalgeschützten<br />
Wüsten gescheuert <strong>und</strong> irreparable Schäden<br />
verursacht hätte. In ein, zwei Jahren ist dieser Weg wieder bis auf<br />
einen schmalen Trampelpfad zugewachsen.“<br />
FÖRSTER ZEIGT TRIEBSPITZE<br />
zu betrachten. Die hier angrenzende Jungbuchenbestand braucht<br />
immer noch einen passenden Kronenschirm, um optimal heranwachsen<br />
zu können.“<br />
Jetzt fällt auf, dass aus den ehemaligen Fichtenmonokulturen ein<br />
breitgefächerter Mischwald nachwächst. Man hat aus den Folgen<br />
des Jahrh<strong>und</strong>ertsturms `Kyrill´ gelernt. Mit fachmännischem<br />
Blick wählt der Revierleiter einzelne Bäume in dem 106 Jahre<br />
alten Bestand aus <strong>und</strong> markiert diese mit einem schrägen Strich<br />
aus einer Spraydose.<br />
FÖRSTER MARKIERT FÄLLBAUM<br />
Das Zeichen <strong>für</strong> seine Forstwirte, welcher Baum gefällt werden<br />
soll. In diesem Bereich eine besondere Herausforderung. „Hier<br />
neben dem Weg befinden sich historische Überreste einer alten<br />
Siedlung, sogenannte Wüstungen“, zeigt Schönnenberg in den<br />
Bestand, der eigentlich aussieht wie ein ganz gewöhnlicher Wald.<br />
Doch diese Wüstungen stehen unter Denkmalschutz, genau wie<br />
der alte Hohlweg, der durch den Bestand führt. „Wir mussten<br />
den von den großen Treckerreifen total ausgefahrenen sowie<br />
vom Regenwasser tief ausgespülten Weg auffüttern“, erklärt der<br />
Dann zeigt er auf die in kurzen Abständen eingebrachten<br />
Rinnen <strong>und</strong> Wälle in dem Weg, die das Regenwasser seitlich in<br />
den Wald ableiten. „So ist das halt“, resümiert der Förster. „In<br />
den alten Rinnen hatte sich ein dort verlaufendes Kabel frei<br />
gespült, <strong>und</strong> ein Mountainbiker ist dadurch zum Sturz gekommen.<br />
Wir waren Schuld. Jetzt ist der Weg sicher <strong>und</strong> trotzdem<br />
sind nicht alle zufrieden. Wir bewegen uns immer in einem<br />
Spagat, um alle Bedürfnisse unter einen Hut zu bringen. Die<br />
Forstwirtschaft, die Jagd, den Tourismus, den Denkmal- <strong>und</strong><br />
Naturschutz sowie <strong>für</strong> die allgemeine Sicherheit im Wald zu<br />
sorgen.“ Dann schlägt der Mann des Waldes ein Notizbuch auf.<br />
Zahlenkolonnen reihen sich an Zahlenkolonnen. Für den Laien<br />
ein Wirrwarr, doch der erfahrene Förster kann in eben dieser<br />
Forstbetriebskarte genau nachlesen, auf welchen Flächen welche<br />
Baumarten wachsen, wie viel in einem Jahr an Masse nachwächst,<br />
wie dicht die Bäume stehen <strong>und</strong> welche Qualität heranwächst<br />
<strong>und</strong> wie viel gefällt werden kann, um keinen Raubbau zu<br />
betreiben. „Es geht nicht einfach nach Gutdünken wie viel ich<br />
herausnehmen kann, sondern es gibt klare Regeln, um die<br />
Nachhaltigkeit zu gewährleisten. Im Schnitt wird so alle fünf<br />
Jahre jeder Bestand einmal durchforstet“, fasst der Revierleiter<br />
zusammen, ehe es in den benachbarten Bestand geht, in dem die<br />
Fällarbeiten schon im vollen Gange sind. Eine Motorsäge<br />
kreischt, dann verstummt sie kurz <strong>und</strong> ein lautes „Aaachtung“<br />
schallt aus dem deutlich abgesperrten Waldstück. Die Säge heult<br />
wieder auf <strong>und</strong> als sie wieder verstummt, ist erst ein Knacken,<br />
dann ein Rauschen, geendet mit einem dumpfen Aufschlag, zu<br />
hören. Ein weiterer Baum liegt am Boden, <strong>und</strong> schon heulen die<br />
Motorsägen wieder auf, um den Stamm <strong>für</strong> den Abtransport<br />
durch den Holzrücker mit seinem Spezialschlepper vorzubereiten.<br />
Am Wegesrand liegen schon Fichtenstämme in verschieden<br />
Längen <strong>und</strong> Dicken entlang des Weges <strong>und</strong> warten auf den<br />
Abtransport. Drei Meter lange `Rollen´, sei es der untere Teil des<br />
Stammes oder als Normstücke entweder <strong>für</strong> die Sägewerke, um<br />
Dachlatten oder Bretter daraus zu schneiden oder als Holz <strong>für</strong><br />
die Spanplattenindustrie. Daneben, unübersehbar das 20 Meter<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> - 57
der Luchs oder nun auch der Wolf haben den Weg genau in<br />
diese bewirtschafteten Wälder gef<strong>und</strong>en. Ein Wald, der nicht<br />
gepflegt wird, ist kein besserer Wald.“<br />
LANGHOLZ AM WEGESRAND<br />
messende Langholz. Jedes einzeln beschriftet mit Stammlänge<br />
<strong>und</strong> mittlerem Stammdurchmesser sowie einer eingeschlagenen<br />
Kunststoffmarkierung, anhand der der Stamm bei eventuellen<br />
Nachfragen oder Qualitätsmängeln auch noch im Sägewerk<br />
zurückverfolgt werden kann.<br />
Ausgestattet mit Warnweste <strong>und</strong> Sicherheitshelm geht es in<br />
Begleitung des Fachmanns durch die Sicherheitsabsperrung. „Es<br />
sind internationale Zeichen <strong>und</strong> auch das `Stop´ ist extra in der<br />
englischen Schreibweise gewählt, um jedem deutlich zu machen,<br />
dass es hier zu seiner eigenen Sicherheit nicht weitergeht“, erklärt<br />
Sebastian Schönnenberg sehr ernst. „Eine Missachtung wird<br />
konsequent mit 25 Euro Bußgeld geahndet. Auch wenn keine<br />
Säge zu hören ist, besteht in den abgesperrten Bereichen immer<br />
erhöhte Gefahr. Wie zum Beispiel Bäume, die beim Fällen im<br />
„Was hier an Stämmen liegt, haben zuvor die Waldarbeiter im<br />
angrenzenden Bestand geerntet“, erklärt der Förster <strong>und</strong> legt<br />
besonderen Wert auf den Begriff Ernte. „So wie ein Landwirt<br />
seine Ernte einfährt, geschieht es auch hier bei uns Forstwirten.<br />
Das, was über r<strong>und</strong> 100 Jahre herangewachsen ist, bringt nun<br />
den Erlös <strong>für</strong> die jahrzehntelange Hege <strong>und</strong> Pflege. Sei es <strong>für</strong> uns<br />
als Stadtforst, als auch <strong>für</strong> jeden privaten Waldbesitzer. Der Wald<br />
ist <strong>und</strong> bleibt auch bei der vielfältigen Nutzung ein Wirtschaftsgut.<br />
Es ist daher völlig unverständlich, dass die Politik immer mehr<br />
Flächen stilllegen will, mit dem Argument des Naturschutzes.<br />
Seit über dreih<strong>und</strong>ert Jahren achten die Waldbesitzer darauf,<br />
dass ihr Wald auch den nächsten Generationen zur Verfügung<br />
steht. Die Tiere leben in Wäldern, die durchforstet werden <strong>und</strong><br />
fühlen sich darin wohl. Immer mehr Arten wie der Schwarzstorch,<br />
FORSTLEUTE VOR GEFÄLLTEM BAUM<br />
Nachbarbaum hängengeblieben sind, <strong>und</strong> bevor eine<br />
Rückemaschine vor Ort ist, um ihn zu lösen, sich plötzlich von<br />
allein lösen <strong>und</strong> zu Boden stürzen.“ Aus dem satten Grün des<br />
Waldes sticht neonfarbene Schutzkleidung ins Auge.<br />
SICHERHEITSABSPERRUNG<br />
Markus Decker, Forstwirt <strong>und</strong> Ausbilder im <strong>Brilon</strong>er Forstbetrieb,<br />
hat mit seinem Praktikanten Alexander Grothus aus Solingen<br />
eine Fichte gefällt. Eine Arbeit, nur <strong>für</strong> absolute Profis. Vor dem<br />
eigentlichen Fällvorgang wird die Fallrichtung bestimmt. Immer<br />
wieder geht der Blick von Markus Decker nach oben in die<br />
Baumkronen. Das Gestrüpp <strong>und</strong> die Äste um den Baum ent-<br />
58 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong>
fernt er mit Akribie, um in einer Gefahrensituation nicht hängenzubleiben.<br />
Dann heult seine Säge auf. Zuerst wird nach<br />
genauer Berechnung der Fallkerb geschnitten, der die Fallrichtung<br />
des Baumes bestimmt.<br />
Literatur wird lebendig<br />
BUCH UND BÜHNE FREI FÜR<br />
DIE SAUERLAND-KOMÖDIE<br />
UM BÄUERIN KÄTHE!<br />
FÄLLSCHNITT<br />
Eine letzte Kontrolle durch den Forstwirt, dann erschallt wieder<br />
ein „Aaachtung“, <strong>und</strong> er setzt die Säge zum Fällschnitt an. Ein<br />
Knacken ist auch aus der sicheren Entfernung deutlich zu hören,<br />
<strong>und</strong> Markus Decker verlässt die Gefahrenzone.<br />
ZERTEILTE BÄUME<br />
Mit einem knatschenden Geräusch <strong>und</strong> fast wie in Zeitlupe<br />
neigt sich der Baum in die berechnete Richtung, ein Rauschen<br />
folgt, <strong>und</strong> mit einem dumpfen Aufschlag, der auch in der sicheren<br />
Entfernung noch zu spüren ist, schlägt der r<strong>und</strong> 800<br />
Kilogramm schwere Baum auf dem Waldboden auf. Im nächsten<br />
Schritt wird dieser nun nach Qualität <strong>und</strong> Normmaß abgelängt<br />
<strong>und</strong> <strong>für</strong> den Abtransport durch den Rückeschlepper vorbereitet.<br />
Mit dieser Reise beginnt <strong>für</strong> das Holz, das r<strong>und</strong> 100 Jahre<br />
als Baum im <strong>Brilon</strong>er Stadtwald gewachsen ist, das zweite Leben.<br />
Vielleicht als Dachstuhl <strong>für</strong> ein Familienheim, als Bett, Schrank<br />
oder Stuhl oder auch als Papier, auf dem vielleicht sein<br />
Lebenszyklus vom Sämling bis zur Holzernte dokumentiert<br />
wird. ■<br />
Der Theatermensch William<br />
Danne, Schauspieler, Regisseur<br />
<strong>und</strong> Autor, hat im Oktober<br />
1983 im Arnsberger Land das holt die KUH vom EIS<br />
Die Knaller-Komödie von <strong>und</strong> mit<br />
William Danne.<br />
Licht der Welt erblickt. Sein<br />
literarischer Zögling „Käthe“,<br />
eine rüstig-rustikale Bäuerin von<br />
einem Hof gleich hinter<br />
Kuhschitt-Hagen, wird selbiges<br />
nicht allein in Buchform tun,<br />
sondern im März 2017 auch auf<br />
den berühmten Brettern, die die<br />
Welt bedeuten! Der <strong>WOLL</strong>-<br />
Verlag bringt in Kürze William<br />
Dannes deftige, in bester Tradition des Boulevardlustspiels stehende<br />
Bauernkomödie „Käthe holt die Kuh vom Eis!“ als mit<br />
Illustrationen versehenes Textbuch heraus! Ein Besuch auf<br />
www.woll-onlineshop.de lohnt sich also – wie eigentlich immer!<br />
Was Sie im Buch <strong>und</strong> auf der Bühne erwartet? Nun, stellen Sie<br />
sich vor, wie in der Szenerie eines in die Jahre gekommenen<br />
Bauernhofes die hektische Großstadtwelt auf die beschauliche<br />
Gemütlichkeit des Sauerlandes trifft. Ein verlorener Berliner,<br />
eine überdrehte Frankfurterin, ein schnöseliger Wiener <strong>und</strong> eine<br />
herrische Bochumerin suchen die in einem Inserat versprochene<br />
Entspannung vom hektischen Alltag. Doch da ist ja noch eine<br />
sprichwörtliche „Kuh vom Eis“ zu holen <strong>und</strong> so kommt es zu<br />
einem mitunter deftigen Zusammenprall unterschiedlicher<br />
Generationen, Geschlechter <strong>und</strong> kultureller Hintergründe.<br />
Die Uraufführung des Stücks steht <strong>für</strong> den 18. März 2017 im<br />
Sauerlandtheater Arnsberg an. Und am 25. März 2017 kann sich<br />
das Publikum in Wormbach – beinahe in unmittelbarer<br />
Nachbarschaft zum <strong>WOLL</strong>-Verlag also – amüsieren.<br />
Näheres werden Sie nicht nur der Tagespresse entnehmen können,<br />
sondern auch unseren Seiten www.woll-magazin.de oder<br />
www.facebook.com/wollmagazin <strong>und</strong> natürlich der Früh jahrsausgabe<br />
2017! ■ (jf)<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> - 59
Hubertas Ecke<br />
Tach zusammen! - Da ist sie<br />
wieder. Ja, auch die dunkle<br />
Jahreszeit. Doch die meine ich<br />
gerade mal nicht, aber ich glaube,<br />
es hat etwas damit zu tun.<br />
Irgendwie werden die Zweibeiner<br />
jetzt nämlich wieder seltsam. Hat<br />
es vielleicht doch mit der dunklen<br />
Jahreszeit oder der fehlenden<br />
Sonne zu tun? Ich weiß es nicht<br />
genau, aber was ich immer wieder<br />
feststelle, ist, dass die<br />
Zweibeiner jedes Jahr um diese<br />
Zeit ein großes Ziel verfolgen: Sie wollen ein besserer Mensch<br />
werden. Ich könnte wiehern, wenn ich es könnte, aber so oder<br />
so ist es zum Schreien. Ich dachte nämlich immer, dass Meineid<br />
bei den Zweibeinern unter Strafe steht. Mein Besitzer ist da sogar<br />
das ganze Jahr über das glänzende Beispiel. Nach jedem<br />
Trinkgelage meint er am nächsten Tag, dem Tod näher zu sein<br />
als dem Leben. Und wenn er dann so „still“ vor sich hin leidet,<br />
dann schwört er jedes Mal: „Nie wieder Alkohol, ooh, wie geht<br />
es mir doch schlecht, ich werde nie wieder Alkohol trinken!“<br />
Und wie lange hält es an? Und so ist es ganz besonders bei fast<br />
allen Zweibeinern um diese Jahreszeit. Alle wollen ein besserer<br />
Mensch werden. Mein Rückenfell sträubt sich jedes Mal, wenn<br />
die ach so fromme Nachbarin während der Vorweihnachtszeit,<br />
die bei ihr schon ganz früh angefangen hat, weil, Originalzitat:<br />
„Zu Weihnachten keine Lebkuchen mehr zu bekommen sind“,<br />
den ganzen Tag aus ihrem gekippten Küchenfenster meine<br />
Koppel <strong>und</strong> die gesamte Nachbarschaft mit `Macht hoch die<br />
Tür, die Tor macht weit ‘oder `Ihr Kinderlein kommet, so kommet<br />
doch all...´ zudröhnt. War es doch genau sie, die sich vehement<br />
im Sommer darüber echauffierte, als eine Flüchtlingsfamilie<br />
mit ihren fünf kleinen Kindern ein leerstehendes Haus schräg<br />
gegenüber ihrer Straße als neues sicheres Zuhause zugewiesen<br />
bekommen hat. Apropos sicheres<br />
Zuhause, ihr Mann, der schon so<br />
oft zitierte Technikfreak, hat sich<br />
im Herbst bei der von den<br />
<strong>Brilon</strong>er Bauhandwerkern <strong>und</strong><br />
der Kreispolizeibehörde initiierten<br />
Aktion <strong>für</strong> ein sicheres<br />
Zuhause alles erklären lassen, <strong>für</strong><br />
nicht effizient genug eingestuft<br />
<strong>und</strong> selbst ein Sicherungssystem<br />
<strong>für</strong> sein Heim erdacht. Seit dem<br />
wird unsere Wohngegend regelmäßig,<br />
vorzugsweise nachts, von<br />
schrillem Sirenengeheul <strong>und</strong> gleißendem Licht gekrönt. Unser<br />
Jäger hat schon mehrfach angedroht, beim nächsten Mal das<br />
Ding vom Dach zu schießen. Mir kommt dazu grade so ein<br />
Gedanke bezüglich guter Vorsätze in den Kopf. Ach was. Das<br />
mit den guten Vorsätzen überlasse ich dann doch lieber den<br />
Zweibeinern. Sind es vor Weihnachten die Vorsätze, etwas Gutes<br />
tun zu müssen, schlägt es mit einem geheimnisvollen Tag mit<br />
viel Geböller <strong>und</strong> Lichtersternen am Himmel in unbändigen<br />
Tatendrang um. Nicht mehr rauchen, mehr bewegen, vielleicht<br />
sogar Sport machen, weniger Alkohol, weniger Fleisch da<strong>für</strong><br />
mehr Gemüse. Was hab ich nicht schon so alles hören müssen.<br />
Am meisten gefällt mir dabei der ebenfalls schon so oft beschriebene<br />
„Abnehmfreak“, der alle immer bekehren will, ihm gleich<br />
zu tun. Er ist dieses Mal mein Held der guten Vorsätze. Er schafft<br />
es nämlich jedes Jahr zu Silvester lautstark zu verkünden, dass<br />
das jetzt seine letzte Zigarette sei! Ach ja - Man möge mir verzeihen,<br />
wenn ich mal wieder jemandem durch meine veröffentlichte<br />
Sichtweise zu nahe trete, weil er sich hierbei wieder findet:<br />
Aber schließlich bin ich ja nur ein Sauerländer Esel ■<br />
Foto: AirStativ<br />
„Bis die Tage!“, verbleibt Eure Huberta.<br />
60 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong>
Unter der Baumrinde<br />
HEIMAT ODER KARRIERE?<br />
VON LAURA PADBERG<br />
Denke ich nochmal 5 Jahre zurück, dann war mein Ziel klar:<br />
Physik studieren, promovieren, Karriere machen <strong>und</strong> bloß<br />
raus aus dem Sauerland.<br />
Aber jetzt? Viereinhalb Jahre später hat sich mein Plan aufgelöst.<br />
Ich stecke zwar mitten im Master <strong>und</strong> stehe kurz vor dem<br />
Beginn meiner Promotion, aber will ich wirklich das Sauerland<br />
verlassen? Innerhalb der letzten vier Jahre hatte ich die Chance,<br />
viele Erfahrungen zu machen, die meine Ansichten auf mein<br />
eigentliches Ziel „Karriere <strong>und</strong> weit weg“ verändert haben.<br />
Fangen wir mal vorne an. Immer, wenn ich im Urlaub oder auch<br />
nur zum Shoppen in einer Großstadt bin, überkommt mich das<br />
Gefühl, schnell wieder hier wegzukommen. Es ist mir zu laut, es<br />
ist eine grauenvolle Luft, überall ist Krach <strong>und</strong> ich suche vergeblich<br />
nach Natur, Bäumen oder meinem Lieblingsgeräusch- leises<br />
Vogelgezwitscher. Mit den Jahren habe ich also festgestellt:<br />
Großstadt – nein danke!<br />
Weiter geht es. Hier in <strong>Brilon</strong>, also mitten im Sauerland, bin ich<br />
zentral. Ja, richtig gelesen. Ich meine nicht zentral in einer<br />
Großstadt <strong>und</strong> mit 5 Minuten Fußweg ist alles in Reichweite,<br />
aber ich bin zentral, wenn es um meine Urlaube geht. Zur Zeit<br />
sind jedes Jahr meine Ziele: 360 km nach Westen- <strong>und</strong> ich bin<br />
in Lisse auf dem Castlefest in einer fantasievollen Welt, 230 km<br />
nord-östlich bin ich in Hildesheim auf unserem Stammfestival<br />
MeraLuna <strong>und</strong> nach 340 km östlich bin ich in Leipzig, wo an<br />
meinem Lieblings- Pfingstwochenende die ganze Stadt schwarz<br />
sieht. Und was ist mit normalen Urlauben: In knapp 620km auf<br />
der Sonneninsel Rügen, 580 km in Prag, in 690km im Zillertal<br />
<strong>und</strong> 660 km in der Stadt der Liebe- Paris. Das soll mir erst mal<br />
jemand aus München nachmachen.<br />
<strong>und</strong> willst einen Doktor machen. Warum<br />
willst du hier bleiben? Karriere kannst du hier<br />
nicht machen. Wirst du beruflich glücklich<br />
hier?“ Fragen über Fragen, <strong>und</strong> eine Antwort<br />
habe ich noch nicht gef<strong>und</strong>en. Werde ich<br />
glücklich hier? Woher soll ich das wissen?<br />
Ich weiß doch noch nicht mal, was ich<br />
genau machen will, geschweige denn, was<br />
man mit der Bezeichnung „promovierter<br />
Physiker“ alles werden kann. Und warum<br />
studiere ich dann Physik? Ganz leicht, weil<br />
es mir Spaß macht, alles zu hinterfragen<br />
<strong>und</strong> Zusammenhänge zu erkennen, wo<br />
manch ein anderer den Zufall vermutet.<br />
Wer sagt denn, dass ich hier im Sauerland<br />
nichts finde? Da<strong>für</strong> bin ich doch<br />
Physikerin. Ich bin flexibel <strong>und</strong> kann<br />
mich anpassen.<br />
Geht Karriere vor Privatleben? Beruf<br />
vor Heimat? Hohes Einkommen vor<br />
Rück zugs ort? Stress vor Ruhepol?<br />
Meiner Meinung nach muss beides<br />
kombinierbar sein. Und da ich meine<br />
Heimat nicht einfach mit in die<br />
weite Welt nehmen kann, müssen<br />
mein Job <strong>und</strong> meine Karriere halt<br />
zu mir kommen! ■<br />
Damit wäre die Lage meiner derzeitigen <strong>und</strong> auch in Zukunft<br />
favorisierten Heimat klar: Sauerland – <strong>Brilon</strong>. Aber was ist mit<br />
dem Rest meines Plans: Karriere?<br />
Gute Frage, <strong>und</strong> darauf weiß ich auch noch keine Antwort. Von<br />
Menschen um mich herum höre ich nur: „Du studierst Physik<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2016</strong> - 61
<strong>Magazin</strong> <strong>für</strong> <strong>Brilon</strong>, <strong>Olsberg</strong>, <strong>Marsberg</strong>, <strong>Willingen</strong> <strong>und</strong> <strong>Diemelsee</strong><br />
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