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GESELLSCHAFT 10<br />
Familie<br />
FÜR ELTERN –<br />
UND ALLE, DIE ES<br />
WERDEN WOLLEN<br />
FOTO: BERND MÜLLER<br />
STEPHANIE GERLACH UND IRMENGARD NIEDL LEITEN DAS REGENBOGENFAMILIENZENTRUM<br />
Im Dezember nahm das neue Zentrum<br />
für Regenbogenfamilien seine Arbeit<br />
auf. Der „Treffpunkt, Fach- und Beratungsstelle<br />
Regenbogenfamilien“, wie es<br />
offiziell heißt, ist erst der Zweite seiner<br />
Art in Deutschland. „Nachdem 2013 in<br />
Berlin eine solche Einrichtung eröffnet<br />
wurde, war klar: Das wollen wir auch!“,<br />
so Stephanie Gerlach, die das Zentrum<br />
zusammen mit ihrer Kollegin Irmengard<br />
Niedl leitet. Mit der Eröffnung demonstriert<br />
die Landeshauptstadt einmal mehr<br />
die Unterstützung der queeren Community<br />
Münchens.<br />
Das Thema Regenbogenfamilien hat in<br />
München eine lange Tradition: Bereits seit<br />
15 Jahren gibt es hier mit „Les Mamas“<br />
und der Gruppe „lOUT!er Mütter“ ein<br />
Netzwerk von lesbischen Frauen mit<br />
Wunschkindern beziehungsweise mit<br />
Kinderwunsch. Aus diesem Netzwerk<br />
entstand auch das Konzept zu dem Regenbogenfamilienzentrum,<br />
das seinen Sitz<br />
in der Schwabinger Saarstraße hat. „Hier<br />
beschäftigen wir uns mit Themen, die über<br />
die klassische Familienberatung hinausgehen“,<br />
meint Irmengard Niedl. Einerseits soll<br />
Raum geschaffen werden für Austausch<br />
und Begegnungen in einem Umfeld, in<br />
dem man sich nicht ständig erklären muss.<br />
Andererseits bieten sie dort konkrete<br />
Beratungs- und Hilfsangebote rund um Themen<br />
wie Kinderwunsch, Ko-Elternschaft,<br />
Adoption oder die Bestärkung der Kinder<br />
in einem heterosexuell geprägten Umfeld.<br />
Nicht zuletzt wollen die beiden Sozialpädagoginnen<br />
Erzieherinnen und Erzieher sowie<br />
Fachpersonal schulen und für die Bedürfnisse<br />
von Regenbogenfamilien sensibilisieren.<br />
Träger des Regenbogenfamilienzentrums<br />
ist der Verein „Lesbentelefon“, der auch<br />
das LeTRa-Zentrum betreibt. Dass es vor<br />
allem Frauen sind, die sich bei diesem<br />
Thema stark machen, ist kein Zufall: „Regenbogenfamilie<br />
ist zu neunzig Prozent ein<br />
Frauenthema“, weiß Stephanie Gerlach.<br />
Natürlich gibt es schwule Väter oder<br />
Männerpaare mit Kinderwunsch, aber die<br />
seien bislang eher lose organisiert. Doch<br />
natürlich wendet sich die neue Fach- und<br />
Beratungsstelle an alle queeren Eltern, die<br />
sich unterm Regebogen wohlfühlen.<br />
„In der Startphase wollen wir uns erst<br />
einmal bekannt machen, Interessierte<br />
einladen, Bedarfe feststellen und informieren“,<br />
so die beiden Fachkräfte, die übrigens<br />
selbst Regenbogenmütter sind. Für die<br />
Zukunft wünschen sie sich, dass es allen<br />
Einrichtungen der Landeshauptstadt gelingt,<br />
mit der großen Vielfalt an Lebensweisen<br />
kompetent umzugehen. „Wir brauchen<br />
nicht nur die Eheöffnung, auch die Anerkennung<br />
von Mutterschaft unabhängig von<br />
einer eingetragenen Lebenspartnerschaft<br />
– und vieles mehr“, so Gerlach. Doch bis<br />
dahin dürfte noch eine ganze Menge Wasser<br />
die Isar herunterfließen. •bm<br />
www.regenbogenfamilien-muenchen.de