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Kongressjournal Allgemeinmedizin Ausgabe 25. November 2016

Das Kongressjournal ist eine Live-Berichterstattung für Kongressteilnehmer des Allgemeinmedizinkongresses der stafam in Graz. Da viele Themen auch für Interessierte oder Betroffene wichtig sind, wurde eine eigene Publikumsausgabe hier in digitaler Form zusammengestellt. Hinweis: Aus rechtlichen Gründen wurden sämtliche Werbeeinschaltungen, die nicht für die Allgemeinheit erlaubt sind, herausgenommen.

Das Kongressjournal ist eine Live-Berichterstattung für Kongressteilnehmer des Allgemeinmedizinkongresses der stafam in Graz. Da viele Themen auch für Interessierte oder Betroffene wichtig sind, wurde eine eigene Publikumsausgabe hier in digitaler Form zusammengestellt. Hinweis: Aus rechtlichen Gründen wurden sämtliche Werbeeinschaltungen, die nicht für die Allgemeinheit erlaubt sind, herausgenommen.

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KONGRESS<br />

JOURNAL<br />

Offizielle Kongresszeitung der Steirischen Akademie für <strong>Allgemeinmedizin</strong> Graz/<strong>25.</strong> <strong>November</strong> <strong>2016</strong><br />

47. Kongress für <strong>Allgemeinmedizin</strong><br />

Geben & Nehmen<br />

in der <strong>Allgemeinmedizin</strong><br />

Die Jugend von heute<br />

The „New Epidemics“<br />

Was ist los mit der Jugend von heute?<br />

Zunehmend werden Kinder mit Störungen<br />

der seelischen Gesundheit als therapiebedürftig<br />

vorgestellt. Was diese Kinder<br />

jedoch aus der Bahn wirft, ist in erster<br />

Linie ein problematisches Umfeld, dem<br />

sie schutzlos ausgeliefert sind. Seite 10<br />

Alkoholkranke in der Praxis<br />

Sucht ist eine Krankheit<br />

Alkoholismus sollte wie eine chronische<br />

Krankheit behandelt werden. Vor allem<br />

<strong>Allgemeinmedizin</strong>er können maßgeblich<br />

an einer Heilung beteiligt sein. Denn eine<br />

anhaltend gute Arzt-Patient-Beziehung<br />

ist bei Alkoholkranken oft wichtiger als<br />

das beste Medikament. Seite 29<br />

NADA-Akupunktur<br />

Bestechende Wirkung<br />

Die NADA-Akupunktur hat sich zu einer<br />

erfolgreichen komplementären Therapie<br />

entwickelt. Sie ist einfach zu erlernen und<br />

anzuwenden und wird in psychiatrischen<br />

Kliniken, in der Drogentherapie, aber auch<br />

sehr erfolgreich bei ADHS- und PTSD-<br />

Patienten eingesetzt. Seite 20


Bei einer Erkältung<br />

kommt es auf zwei Dinge an:<br />

Symptome<br />

lindern<br />

Infekt<br />

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langjähriger Verwendung für das genannte Anwendungsgebiet registriert ist.<br />

Fachkurzinformation auf Seite 26


KONGRESS<br />

JOURNAL<br />

IMPRESSUM<br />

Medieneigentümer & Herausgeber:<br />

Crisafulli & Stodulka<br />

Unlimited Media GmbH<br />

Unlimited Media<br />

Verlag & Redaktion:<br />

Salierigasse 26/4, 1180 Wien<br />

Kontakt:<br />

office@unlimitedmedia.at,<br />

unlimitedmedia.at, zoe.imwebtv.at<br />

Chefredaktion:<br />

Thomas Stodulka, Eliana Crisafulli<br />

Lektorat: Alexandra Lechner<br />

Art Direktion & Layout:<br />

Unlimited Media<br />

Druck:<br />

Druckerei Odysseus<br />

Stavros Vrachoritis GmbH<br />

Haideäckerstraße 1<br />

2325 Himberg<br />

INHALT<br />

4 Interview mit Kongressleiter Dr. Walter Fiala:<br />

Vom Geben & Nehmen in Graz<br />

6 Strukturierter Umgang mit kranken Kindern:<br />

Krank oder nicht krank?<br />

8 Diarrhoe bei Kindern und Jugendlichen:<br />

Wenn‘s rinnt wie Wasser<br />

10 Problemkinder von heute:<br />

The „New Epidemics“<br />

12 Notfallbasis für die ganze Ordination:<br />

Üben für den Notfall<br />

15 Individualisierte COPD-Therapie:<br />

Wie tickt mein Patient?<br />

Aus Gründen der Lesbarkeit wird<br />

auf eine geschlechtsspezifische<br />

Differenzierung verzichtet.<br />

Entsprechende Begriffe gelten<br />

im Sinne der Gleichbehandlung<br />

für beide Geschlechter.<br />

Das KongressJournal dient der<br />

aktuellen Berichterstattung rund<br />

um den jährlichen Kongress für<br />

<strong>Allgemeinmedizin</strong> in Graz. Alle<br />

Angaben erfolgen trotz sorgfältigster<br />

Bearbeitung ohne Gewähr.<br />

Offizielle Kongresszeitung der<br />

Steirischen Akademie für<br />

<strong>Allgemeinmedizin</strong><br />

16 Kongresseröffnung:<br />

<strong>Allgemeinmedizin</strong>kongress <strong>2016</strong><br />

18 Symptomlinderung am Lebensende:<br />

Leben bis zum Schluss!<br />

20 NADA-Akupunktur:<br />

Bestechend hohe Wirkung<br />

21 Säuglinge auf Entzug:<br />

Von Geburt an süchtig<br />

22 Drei Angebote der STAFAM:<br />

Web-Service für die tägliche Praxis<br />

24 Wirbelsäule und Gelenke:<br />

„Experienced-based-medicine“<br />

29 Alkoholkranke in der Allgemeinpraxis:<br />

Alkoholismus ist eine Krankheit<br />

30 Essstörungen:<br />

Anorexia & Co.<br />

Graz/<strong>25.</strong> <strong>November</strong> <strong>2016</strong> KONGRESSJOURNAL 3


KONGRESS<br />

JOURNAL<br />

Interview mit Kongressleiter Dr. Walter Fiala<br />

Vom Geben & Nehmen in Graz<br />

Es ist wieder soweit! Der größte Kongress für Österreichs<br />

<strong>Allgemeinmedizin</strong>er ist wieder voll im Gange. Wie jedes Jahr<br />

stehen spannende Fortbildungsvorträge an der Tagesordnung<br />

und genügend Raum für Erfahrungs- und Informationsaustausch.<br />

Austausch ist auch das Thema des heurigen Jahres, denn das<br />

Kongressmotto lautet „Vom Geben und Nehmen“ . Im Interview<br />

erklärt der langjährige Mastermind des Kongresses, Dr. Walter<br />

Fiala, was dahinter steht und was das Besondere an der Steirischen<br />

Akademie für Allgemein- und Familienmedizin (STAFAM) ist.<br />

Was verstehen Sie persönlich unter<br />

dem Kongressthema „Vom Geben<br />

und Nehmen“?<br />

In der Natur und in unserem Organismus<br />

ist alles ein permanentes Geben<br />

und Nehmen. Wir nehmen ständig<br />

etwas auf und geben etwas ab. Entweder<br />

nach außen oder weiter an den<br />

Stoffwechsel. Sei es die Lunge mit der<br />

Ein- und Ausatmung, die Verdauung<br />

durch Nahrungsaufnahme und<br />

Ausscheidung, aber auch psychisch<br />

oder sexuell gesehen sollten Geben<br />

und Nehmen im Gleichgewicht sein.<br />

Dr. Elia Bragana hält in diesem Sinn<br />

heuer den Vortrag mit dem schönen<br />

Titel „Gib dich mir, nimm mich du“.<br />

Doch das „Geben und Nehmen“ geht<br />

bis hin zur Palliativmedizin. Was kann<br />

man zum Beispiel dem Sterbenden<br />

noch geben, was ihm das Leben noch<br />

einigermaßen erleichtert oder das<br />

Sterben erleichtert – und man bekommt<br />

als Arzt dann auch etwas vom<br />

Patienten zurück. Das ist auch der<br />

Grund, warum trotzdem noch so viele<br />

Ärzte <strong>Allgemeinmedizin</strong> betreiben,<br />

obwohl sie nicht sehr lukrativ ist – weil<br />

vom Patienten viel zurückkommt.<br />

In den letzten Jahren wurde beim<br />

Kongress Wert darauf gelegt, nicht<br />

nur die Schulmedizin zu präsentieren.<br />

Konnten Sie ein gesteigertes Interesse<br />

seitens der Ärzte beobachten?<br />

Es war schon immer unser Bestreben,<br />

etwas über den Tellerrand hinauszublicken.<br />

Wenn man längere Zeit<br />

mit der <strong>Allgemeinmedizin</strong> lebt, sieht<br />

man, dass man nicht immer nur mit<br />

der Schulmedizin auskommt. Man<br />

muss auch zu komplementärmedizinischen<br />

Maßnahmen greifen oder<br />

auch der Psyche mehr Raum in der<br />

täglichen Praxis geben. Das Schöne<br />

an der <strong>Allgemeinmedizin</strong> ist, dass wir<br />

auch immer wieder sehen, wie eine<br />

Therapie anschlägt. Ein Röntgenologe<br />

macht ein Bild und weiß dann nicht<br />

mehr, was mit dem Patienten passiert.<br />

Das gilt auch für andere Fachrichtungen.<br />

Welchen Stellenwert hat für Sie die<br />

<strong>Allgemeinmedizin</strong>? Was raten Sie<br />

herangehenden Ärzten?<br />

Ich würde jedem jungen Arzt sagen,<br />

wenn er begeisterungsfähig ist und<br />

sein Herz der Medizin verschrieben<br />

hat, dass die <strong>Allgemeinmedizin</strong> die<br />

schönste Fachrichtung ist, die es gibt.<br />

Weil sie alle Fächer betrifft und der<br />

Patient unmittelbar und im Lebenslängsschnitt<br />

erlebt wird. Man kann<br />

sich ja fachlich als <strong>Allgemeinmedizin</strong>er<br />

verschiedene Hobbys erhalten<br />

– Venen veröden, Schmerztherapie<br />

oder Manualtherapie.<br />

Kongressleiter Dr. Walter Fiala<br />

Wie sieht sich die STAFAM als<br />

Aus- und Fortbildungsinstitution?<br />

Die STAFAM hat einen großen Anteil<br />

an der Aus- und Weiterbildung<br />

von Ärzten. So waren wir als STAFAM<br />

maßgeblich beteiligt an der Organisation<br />

der Studentenfamulatur. Es<br />

ist für ganz Österreich beispielhaft,<br />

wie das bei uns funktioniert. Das garantiert,<br />

dass jeder Arzt – ganz egal<br />

welche Fachrichtung er einschlägt –<br />

einmal in einer Allgemeinpraxis tätig<br />

war. Weiters bildet unser Vorstand<br />

den Lehrkörper für <strong>Allgemeinmedizin</strong><br />

an der Klinik in Graz – in Zusammenarbeit<br />

mit dem neuen Institut für<br />

<strong>Allgemeinmedizin</strong> in Graz. Wir haben<br />

den ganzen Lehrplan erarbeitet. Zudem<br />

organisieren wir den jährlichen<br />

Kongress, der kompakte Fortbildung<br />

für das gesamte Ordinationsteam<br />

anbietet. Das ist auch ein wichtiger<br />

Schwerpunkt.<br />

Eine komplette Kongressnachlese<br />

sowie Infos zum Kongress 2017<br />

finden Sie auch im Internet:<br />

www.stafam.at<br />

Foto: Sissi Furgler<br />

4 KONGRESSJOURNALGraz/<strong>25.</strong> <strong>November</strong> <strong>2016</strong>


Humanitäre Soforthilfe. Unabhängig. Unparteiisch. Unbürokratisch.<br />

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Wir lassen<br />

die Hilfe nicht<br />

untergehen.<br />

Die Tragödie muss gestoppt werden! An den Grenzen Europas sterben Menschen,<br />

die auf der Suche nach Schutz aus Kriegsgebieten geflohen sind.<br />

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KONGRESS<br />

JOURNAL<br />

Strukturierter Umgang mit kranken Kindern<br />

Krank oder nicht krank?<br />

Im Praxisalltag ist es oft<br />

schwierig, rasch und richtig<br />

einzuschätzen, was dem Patienten<br />

fehlt – vor allem, wenn es<br />

um Kinder geht. Dr. Anita Mang,<br />

niedergelassene Fachärztin für<br />

Kinder- und Jugend heilkunde,<br />

Oberwölz, gab gestern beim<br />

Kongress Tipps, wie man auch<br />

in der <strong>Allgemeinmedizin</strong>-Praxis<br />

einen pädiatrischen Patienten<br />

rasch abklären und die<br />

Behandlung in die richtigen<br />

Bahnen leiten kann.<br />

Oft kommen besorgte Eltern emotional<br />

aufgebracht in die Praxis mit der<br />

Aussage: „Irgendetwas stimmt nicht<br />

mit meinem Kind.“ Ob nun wirklich<br />

eine Erkrankung besteht und um<br />

welchen Schweregrad es sich handelt,<br />

ist oft schwer einzuschätzen.<br />

Dr. Anita Mang: „Um solche Situationen<br />

möglichst zeitsparend sowie<br />

zielführend erfassen zu können, ist<br />

für mich ein strukturierter Zugang<br />

unumgänglich.“ Die günstigste und<br />

zeitsparendste Diagnostik ermöglichen<br />

immer die fünf eigenen Sinne.<br />

Wichtig ist aber, dem Patienten immer<br />

zuzuhören: Was ist passiert?<br />

Gewisse Gefahren sollten dabei<br />

zusätzlich berücksichtigt werden.<br />

Scheinbar unzusammenhängende<br />

Warnzeichen sind ein kritisch krankes<br />

Kind, Atemnot oder Atemgeräusche,<br />

Ausschlag, Fieber oder ein durch Gewalt<br />

oder Gedeihstörung gefährdetes<br />

Kind. Außerdem sind gefährdete<br />

Kinder immer leise.<br />

Als eine wichtige Hilfe für den medizinischen<br />

Alltag stellte Dr. Mang<br />

das AVPU-Schema (siehe Kasten)<br />

vor. Dabei handelt es sich um eine<br />

einfache klinische Klassifikation zur<br />

initialen Beurteilung der Vigilanz eines<br />

Notfallpatienten, die man aber<br />

am Beginn der Ordination einsetzen<br />

kann, um kritisch kranke Kinder sofort<br />

zu erkennen. Das AVPU-Schema<br />

stellt nur eine erste, grob orientierende<br />

Bewertung der Bewusstseinslage<br />

des Patienten dar. Jeder Einordnung<br />

unterhalb von „A“ muss eine eingehendere<br />

Untersuchung folgen.<br />

Dr. Mang empfiehlt zum strukturierten<br />

Vorgehen für die Untersuchung das<br />

ABCDE-Schema (siehe Kasten). Es ist<br />

dies eine Strategie zur Untersuchung<br />

und Versorgung kritisch kranker oder<br />

verletzter Patienten auf der Basis einer<br />

Prioritätenliste. „Wichtig ist aber, immer<br />

Ruhe zu bewahren: beobachten,<br />

auskultieren und ganz entkleiden“, so<br />

die Expertin. Das ABCDE-Schema<br />

wird schnellstmöglich durch eine kurze<br />

Notfallanamnese nach dem SAM-<br />

PLE-Schema (siehe Kasten) ergänzt.<br />

Wenn man diese Merkhilfen und<br />

Übersichten im Kopf hat, gelingt es<br />

rasch, den Patienten einzuschätzen<br />

und die Behandlung in die richtigen<br />

Bahnen zu leiten.<br />

AVPU-Schema<br />

A = ALERT: Der Patient ist wach,<br />

ansprechbar und orientiert. Die<br />

Behandlung kann warten. Cave:<br />

Gefährdete Kinder sind leise!<br />

V = VOICE: Reaktion des<br />

Patienten nur bei lauter Ansprache;<br />

sofort Behandlung<br />

P = PAIN: Reaktion des Patienten<br />

nur durch Schmerzreiz;<br />

sofort Behandlung, 144 +<br />

Notarzt; Atemweg gefährdet!<br />

U = UNRESPONSIVE:<br />

Nicht ansprechbarer, bewusstloser<br />

Patient; sofort Behandlung,<br />

144 + Notarzt + evtl. Rettungs-<br />

Transport-Hubschrauber<br />

ABCDE-Schema<br />

A (Airway): sicher, gefährdet,<br />

obstruiert<br />

B (Breathing): Atemfrequenz,<br />

Atemarbeit, Oxygenierung<br />

C (Circulation): Herzfrequenz,<br />

Haut: Rekap/Farbe (Marmorierung?)/Temperatur/<br />

Pulsqualität (zentral/peripher),<br />

Blutdruck, Vorlast<br />

(Leber, Lungenödem), Harn?<br />

D (Disability = mental status):<br />

AVPU, Motorik, Kraft, Tonus,<br />

Reflexe, Koordination, Sensibilität,<br />

Pupillen<br />

E (Exposure):<br />

Ausschlag?<br />

Verletzungszeichen?<br />

Hinweis auf Misshandlung?<br />

SAMPLE-Schema<br />

S - Symptome<br />

A - Allergie<br />

M - Medikamente<br />

P - Vorerkrankungen<br />

(Past Medical History)<br />

L - Letzte Mahlzeit<br />

E - Events (Was ist passiert?)<br />

6 KONGRESSJOURNALGraz/<strong>25.</strong> <strong>November</strong> <strong>2016</strong>


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KONGRESS<br />

JOURNAL<br />

Diarrhoe bei Kindern und Jugendlichen<br />

Wenn‘s rinnt wie Wasser<br />

Diarrhoe bei Kindern und<br />

Jugendlichen gehört zu den<br />

häufigsten Krankheitsbildern,<br />

mit denen Eltern in die Ordination<br />

kommen. „In den meisten<br />

Fällen handelt es sich nicht um<br />

eine Diarrhoe, sondern einfach<br />

um ein anderes Stuhlmuster<br />

als das Erwachsener“, erklärte<br />

Univ.-Prof. Dr. Almuthe Hauer,<br />

FÄ für Kinder- und Jugendheilkunde,<br />

Med. Uni Graz, Klin.<br />

Abt. für Allgemeine Pädiatrie,<br />

gestern beim Kongress.<br />

Wichtig ist, exakt zu definieren, was<br />

eine Diarrhoe ist. „Auch viele Kinderärzte<br />

und <strong>Allgemeinmedizin</strong>er sind<br />

hier unsicher. In der Regel spricht<br />

man von mehr als drei dünnflüssigen<br />

Stühlen pro Tag beim Baby<br />

oder Kleinkind. Das bedeutet, dass<br />

der Stuhl in ein Gefäß rinnen und es<br />

,auskleiden‘ könnte“, erklärte Univ.-<br />

Prof. Dr. Almuthe Hauer. Jeder breiige<br />

Stuhl fällt schon nicht mehr darunter.<br />

Mit anderen Worten, der Stuhl sollte<br />

so dünnflüssig sein wie Wasser aus<br />

der Leitung. „Wenn ich zu so flüssigem<br />

Stuhl die Eltern befrage, verneinen<br />

sie dies meist“, so die Expertin.<br />

Diarrhoe bedeutet aber auch erhöhtes<br />

Stuhlvolumen - im Vergleich zur<br />

Norm des Kindes.<br />

Ursachen einer Diarrhoe<br />

Liegt wirklich eine Diarrhoe vor, unterscheidet<br />

man zwischen der akuten<br />

und der chronischen Durchfallerkrankung.<br />

Bei der akuten Form ist<br />

die akute Gastroenteritis am häufigsten.<br />

Meist handelt es sich um Virusinfektionen<br />

durch Noroviren, seltener<br />

sind Rotaviren, weil Kinder in Österreich<br />

meist geimpft sind. Ein kleiner<br />

Teil der Fälle wird auch durch bakterielle<br />

Erreger hervorgerufen. Die chronische<br />

Diarrhoe ist definiert durch den<br />

dünnflüssigen, wassergleichen Stuhl<br />

und eine Dauer von mehr als zwei<br />

Wochen. „Eine chronische, angeborene<br />

Diarrhoe – diese ist aber extrem<br />

selten – ist ein absolutes Alarmsymptom<br />

und ein Fall für die Spezialklinik“,<br />

warnte die Expertin. Das Problem bei<br />

chronischer Diarrhoe ist, dass es innerhalb<br />

kürzester Zeit zu einer Mangelernährung<br />

kommt, weil die Nährstoffe<br />

nicht mehr über den Dünndarm<br />

aufgenommen werden können.<br />

Fünf betroffene Organsysteme<br />

Das erste Organsystem, das betroffen<br />

sein kann, ist der Dünndarm. Hier<br />

gibt es angeborene anatomische<br />

Fehlbildungen, seltene angeborene<br />

selektive Resorptionsstörungen<br />

und die Gruppe der Schleimhautbeeinträchtigungen.<br />

Die letzte Form<br />

ist auch am häufigsten. Prof. Hauer:<br />

„Ursache kann z.B. eine längere Rotavireninfektion<br />

oder Kuhmilchunverträglichkeit<br />

sein. Am häufigsten ist<br />

aber eine Zöliakie.“ Das zweite betroffene<br />

Organsystem ist der Dickdarm<br />

(Beispiel: Colitis ulcerosa). Ursache<br />

chronischer Diarrhoe können aber<br />

auch Funktionsstörungen der Bauchspeicheldrüse<br />

(Cystische Fibrose),<br />

Erkrankungen der Leber oder – sehr<br />

selten – endokrine Erkrankungen sein.<br />

Dazu Prof. Hauer: „Eine chronische<br />

Diarrhoe ist grundsätzlich ein<br />

Alarmsignal. Jeder Kinderarzt oder<br />

<strong>Allgemeinmedizin</strong>er sollte unterscheiden,<br />

ob es sich um eine akute<br />

oder um eine chronische Erkrankung<br />

handelt. Wenn ein Kind ,ausrinnt‘,<br />

gehört es in ein Kinderkrankenhaus.“<br />

Therapeutisch sollte sich<br />

der niedergelassene Arzt mit dem<br />

akuten Durchfall beschäftigen. Der<br />

Flüssigkeitsverlust durch den Stuhl<br />

muss sofort ersetzt werden: durch<br />

Stillen + orale Rehydrationslösung<br />

(ORL) als Sofortmaßnahme oder<br />

bei größeren Kindern durch ORL<br />

alleine. „Akzeptiert das Kind dies<br />

nicht, gehört es ins Spital. Je eher<br />

eine Diarrhoe angeboren oder beim<br />

ganz kleinen Kind, umso besser ins<br />

Spital“, rät Prof. Hauer.<br />

8 KONGRESSJOURNALGraz/<strong>25.</strong> <strong>November</strong> <strong>2016</strong>


KONGRESS<br />

JOURNAL<br />

Notfallbasis für die ganze Ordination<br />

Üben für den Notfall<br />

In der Qualitätssicherungsverordnung<br />

gibt es klare<br />

gesetzliche Vorgaben für die<br />

Erbringung der notfallmedizinischen<br />

Aufgaben niedergeassener<br />

Ärzte. Im Mittelpunkt des Seminars<br />

von Dr. Peter Sigmund<br />

stehen Handlungs pläne für die<br />

ärztliche Erstversorgung von<br />

Notfallpatienten in der Praxis<br />

und beim Hausbesuch.<br />

Tatsächlich ruht auf den Hausärzten<br />

ein bedeutender Anteil der notfallmedizinischen<br />

Versorgung, im Ausmaß<br />

abhängig von der Distanz der<br />

Praxis zum nächsten Notarztstützpunkt.<br />

Hinzu kommen Hausbesuche<br />

bei Notfallpatienten sowie auch das<br />

Ersuchen um Hilfeleistung durch die<br />

Rettungsleitstellen, wenn der Einsatzort<br />

so gelegen ist, dass der Hausarzt<br />

den Patienten deutlich rascher<br />

erreichen kann als der Notarzt.<br />

Die Effizienz ergibt sich auch in der<br />

Notfallmedizin in einer abgestuften<br />

Versorgung. Grundlegende Maßnahmen<br />

und Weichenstellungen sollte<br />

jeder Mensch beherrschen, spezialisierte<br />

Maßnahmen sollte derjenige<br />

erbringen, der dafür entsprechend<br />

ausgebildet und ausgerüstet ist und<br />

diese auch regelmäßig anwendet<br />

(ärztliche Qualifikation). Dr. Peter<br />

Sigmund: „Die zur Bewältigung notwendigen<br />

Fertigkeiten können mit<br />

zunehmender Seltenheit nicht von<br />

jedem Arzt im praktischen Einsatz<br />

erworben werden.“ Vorausschauende<br />

Planung und regelmäßiges Üben<br />

der Notfallkonzepte helfen aber, im<br />

Ernstfall dafür gewappnet zu sein.<br />

Der Experte rät dazu, im Notfall nur<br />

die Medikamente einzusetzen, die<br />

man regelmäßig verwendet. Es ist<br />

auf jeden Falll sinnvoll, den Umgang<br />

mit einem Opiat zu beherrschen.<br />

Auch L-Adrenalin sollte immer im<br />

Notfallkoffer einsatzbereit sein.<br />

Stufen der Notfallmedizin<br />

Notfallmedizin beginnt immer mit<br />

einer Versorgungsbasis, die oft nur<br />

wenige, aber grundlegend wichtige<br />

Maßnahmen umfassen kann. Jede<br />

Versorgungsstufe schafft erst das<br />

Fundament für das sichere Gelingen<br />

der nachfolgenden, darauf aufbauenden<br />

medizinischen Maßnahmen.<br />

Auf den Stufen der Versorgung gilt<br />

es für jeden Beteiligten, sich seiner<br />

Kompetenz angemessen einzubringen.<br />

Die „Stufen der Notfallmedizin“<br />

steigern sich von der Basisversorgung<br />

bis hin zu den erweiterten<br />

Maßnahmen durch den Notarzt mit<br />

steigender Spezialisierung. „In jedem<br />

Einsatz schafft die Basisversorgung<br />

erst die solide Grundlage für eine darauf<br />

aufbauende, spezialisierte Therapie“,<br />

so Dr. Sigmund.<br />

Am Beginn der Notfallversorgung<br />

steht das Erkennen der Situation<br />

als medizinischer Notfall: Welche<br />

Hinweise? Welche Befunde? Welche<br />

Gefahren?<br />

Danach erfolgt die strukturierte Untersuchung<br />

des Patienten: erster<br />

Eindruck (ansprechbar/bewusstlos/<br />

ohne Lebenszeichen), ABCDE-Schema<br />

(strukturierter klinischer Status),<br />

SAMPLE-Schema (strukturierte Anamnese).<br />

Als dritte Stufe erfolgt die<br />

Basisversorgung: „Notfall 3er“.<br />

Die weiteren der Situation angepassten<br />

Versorgungen orientieren sich an<br />

von der Symptomatik ausgehenden,<br />

standardisierten Handlungsplänen:<br />

• Reanimation<br />

• Bewusstlosigkeit<br />

• Brustschmerz<br />

• akute Atemnot<br />

• Anaphylaxie<br />

• akute Neurologie<br />

• Analgosedierung<br />

Im Seminar werden vier Notfallszenarien<br />

zum praktischen Notfalltraining<br />

durchgespielt. Zur Vorbereitung<br />

und auch zur Nachlese gibt es<br />

im Internet eine DFP-Arbeit (fünf<br />

DFP-Punkte) von Dr. Sigmund auf<br />

www.meindfp.at (Notfallbasis).<br />

ÄRZTE- & MITARBEITERSEMINAR:<br />

Notfallbasis für die Ordination<br />

Freitag, <strong>25.</strong>11., 9.00 – 13.00 Uhr<br />

12 KONGRESSJOURNALGraz/<strong>25.</strong> <strong>November</strong> <strong>2016</strong>


KONGRESS<br />

JOURNAL<br />

<strong>Allgemeinmedizin</strong>kongress <strong>2016</strong><br />

<strong>Allgemeinmedizin</strong>er mit Herz & Seele<br />

Dr. Walter Fiala eröffnete am<br />

Donnerstag Nachmittag den<br />

alljährlichen Kongress für <strong>Allgemeinmedizin</strong><br />

wie gewohnt<br />

in seiner sehr persönlichen Art.<br />

Wie immer fand der Kongressleiter<br />

sehr treffende Worte zum<br />

Thema „Geben und Nehmen<br />

in der <strong>Allgemeinmedizin</strong>“.<br />

„Der Beruf des <strong>Allgemeinmedizin</strong>ers<br />

ist sehr schön. Es ist ein sehr bunter<br />

und vielfältiger Beruf. Wir bekommen<br />

vom Patienten Zuneigung, Dank und<br />

Vertrauen“, freut sich der langjährige<br />

Kongressleiter, wies aber zugleich<br />

auch auf die Kehrseite hin: „Leider<br />

rangiert der <strong>Allgemeinmedizin</strong>er beim<br />

Verdienst an der letzten Stelle von allen<br />

medizinischen Sparten.“ Umso<br />

mehr freute sich Dr. Walter Fiala, dass<br />

so viele Teilnehmer in ihrer Freizeit<br />

zum Kongress kommen, obwohl sie<br />

nicht unmittelbar Geld durch diese<br />

Fortbildungsveranstaltung lukrieren.<br />

Dr. Fiala: „Auch das ist eine besondere<br />

Spezialität der <strong>Allgemeinmedizin</strong>.<br />

Ich bedanke mich im Namen der<br />

ganzen Gesellschaft, dass Sie gekommen<br />

sind.“ Überleitend zum an die<br />

Eröffnung anschließenden Roundtable<br />

sprach Dr. Fiala noch eine weitere<br />

Problematik an: „Dass <strong>Allgemeinmedizin</strong><br />

eine Wissenschaft ist, hat sich in<br />

unseren Hochschulen nur sehr mühsam<br />

und zaghaft herumgesprochen.<br />

Außer hier bei uns in Graz. Hier haben<br />

wir ein eigenes Institut. Mit diesem<br />

Roundtable wollen wir zeigen, welche<br />

Bedeutung die allgemeinmedizinische<br />

Forschung hat und welche Auswirkungen<br />

dies auf die tägliche Praxis<br />

hat.“ (Den Bericht zum Roundtable<br />

finden Sie in der Samstag-<strong>Ausgabe</strong><br />

des KongressJournals).<br />

16 KONGRESSJOURNALGraz/<strong>25.</strong> <strong>November</strong> <strong>2016</strong>


KONGRESS<br />

JOURNAL<br />

Graz/<strong>25.</strong> <strong>November</strong> <strong>2016</strong> KONGRESSJOURNAL 17


KONGRESS<br />

JOURNAL<br />

Symptomlinderung am Lebensende<br />

Leben bis zum Schluss!<br />

Sterben und Tod sind Themen,<br />

mit denen man sich notge<br />

drungen irgendwann<br />

aus einandersetzen muss.<br />

Häufig geschieht dies jedoch<br />

zu spät, um noch effizient<br />

gestalterisch und planend<br />

aktiv werden zu können. Ist es<br />

dann aber soweit, sollte der<br />

Hausarzt in diesem Prozess<br />

eine Schlüsselrolle spielen.<br />

„Es gibt mehr Palliativpatienten als<br />

wir vermuten“, meint OA Dr. Kurt<br />

Semmernegg MSc, DESA Facharzt<br />

für Anästhesiologie und Intensivmedizin<br />

LKH Wagna und Wahlarzt<br />

für Allgemein- und Schmerzmedizin<br />

Eibiswald. „Nicht nur Krebs hat<br />

Potential, Lebenszeit zu verkürzen,<br />

sondern auch eine Vielzahl anderer<br />

Erkrankungen, für die, ab einem gewissen<br />

Zeitpunkt, der kurative Behandlungsweg<br />

zu Ende ist. Dann wird<br />

man zu einem Palliativpatienten.<br />

Irgendwann im Laufe einer tödlich<br />

endenden Krankheitskarriere – wie<br />

z.B. terminale Herzinsuffizienz, Endstadium<br />

COPD oder Demenz – beginnt<br />

das Sterben. Zu erkennen,<br />

dass sich ein Mensch im unmittelbaren<br />

Sterbeprozess befindet, ist ein<br />

wesentlicher Schritt auf dem Weg<br />

für ein Leben bis zum Schluss, mit<br />

möglichst großer individualisierter<br />

Lebensqualität!“<br />

Kurativ-palliativ<br />

Dr. Kurt Semmernegg: „Wichtig ist,<br />

dass „Palliative Care kein Gegenpol<br />

zur kurativen Medizin“ ist. Bereits<br />

während kurativer Maßnahmen<br />

treten häufig Beschwerden auf, die<br />

durch ein optimiertes Symptommanagement<br />

gut gelindert werden<br />

könnten. Belastende Symptome<br />

sind nicht nur körperlicher Natur,<br />

sondern betreffen eine Person in<br />

ihrer Gesamtheit – Körper, Seele,<br />

Geist und Soziales. Palliative Care<br />

versucht diesen ganzheitlichen Ansatz<br />

im Symptommanagement<br />

umzusetzen. Die belastenden Symptome<br />

am Lebensende können vielgestaltig<br />

sein. „My personal big five<br />

in the world of palliative care“, so<br />

Dr. Semmernegg. „sind Schmerz,<br />

Atemnot, Übelkeit, Obstipation und<br />

Sprachlosigkeit.“ Im Seminar geht Dr.<br />

Semernegg auf die evidenzbasierten<br />

Empfehlungen ein.<br />

Sterbeplanung ist Lebensplanung<br />

Die „vorausschauende Versorgungsplanung“<br />

(Advance Care Planning,<br />

ACP) beschreibt einen systematischen,<br />

interprofessionell begleiteten<br />

Kommunikations- und Implementierungsprozess<br />

zwischen Patienten,<br />

Angehörigen und relevanten an der<br />

Behandlung des Patienten beteiligten<br />

Personen. Der Prozess umfasst<br />

die bestmögliche Sensibilisierung,<br />

Reflexion, Dokumentation und die<br />

klinische Umsetzung der Behandlungspräferenzen<br />

von Patienten hinsichtlich<br />

künftiger hypothetischer<br />

klinischer Szenarien. Ein vom behandelnden<br />

Team gemeinsam mit dem<br />

Patienten und seinem sozialen Umfeld<br />

entwickelter Notfallbogen kann in<br />

der Krise hilfreich sein. Hier spielt der<br />

Hausarzt als Palliative-Care-Manager<br />

und Therapeut ein wichtige Rolle.<br />

Gemäß dem modularem abgestuften<br />

Hospiz- und Palliativversorgungskonzept<br />

handelt es bei 80 bis 90 % der<br />

Sterbefälle um sogenannte „Einfache<br />

Fälle“. Wobei der Begriff „Einfacher<br />

Sterbefall“ keineswegs fehlinterpretiert<br />

und unterschätzt werden darf. In<br />

diesen Fällen wird die entsprechende<br />

Palliative-Care-Leistung aus durch<br />

den Hausarzt als Schlüsselperson<br />

erbracht. Um diese vielfältigen Anforderungen<br />

erfüllen zu können, braucht<br />

es neben Management-Talent auch<br />

Interesse für Symptomlinderung<br />

und entsprechendes Knowhow. Dr.<br />

Semmernegg: „Palliativmedizin ist<br />

tatsächlich Lebensmedizin und Ausdruck<br />

gelebter Mitmenschlichkeit.“<br />

SEMINAR FÜR ÄRZTE:<br />

Palliativmedizin ist<br />

Lebensmedizin!<br />

Samstag, 26.11., 9.00 – 12.00 Uhr<br />

18 KONGRESSJOURNALGraz/<strong>25.</strong> <strong>November</strong> <strong>2016</strong>


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sowie in unseren Stores in<br />

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KONGRESS<br />

JOURNAL<br />

NADA-Akupunktur<br />

Bestechend<br />

hohe Wirkung<br />

Die NADA-Akupunktur hat sich in der westlichen Welt zu einer<br />

beliebten komplementären Therapie in psychiatrischen Kliniken<br />

wie psychosozialen Diensten und Einrichtungen der Drogenberatung<br />

und Drogentherapie entwickelt. „Sie wird aber auch<br />

sehr erfolgreich bei psychiatrischen Patienten, bei ADHS- und<br />

PTSD-Patienten eingesetzt“, erklärt DDr. Thomas Ots, Arzt für<br />

<strong>Allgemeinmedizin</strong>, Lehrbeauftragter für Akupunktur, Graz.<br />

Die positive Wirkung der Ohr-Akupunktur<br />

bei Abhängigkeitserkrankungen<br />

wurde erstmals 1973 von den<br />

Neurochirurgen Wen und Cheung<br />

in Hongkong beschrieben. Diese erfreuliche<br />

Entdeckung beruhte, wie<br />

so vieles andere, auf purem Zufall.<br />

Dr. Wen hatte am Ohr das Lungen-<br />

Areal akupunktiert, um die postoperative<br />

Atemfunktion abhängiger<br />

Patienten zu verbessern. Das Beeindruckende<br />

dabei war, dass sich nicht<br />

nur die Atmungsfunktion besserte,<br />

sondern sich auch das Suchtverlangen<br />

(Craving) und die vegetative Entzugssymptomatik<br />

verringerten. In den<br />

1980er Jahren begann man infolgedessen<br />

am Lincoln Recovery Center,<br />

New York City, diese Erfahrung durch<br />

die Arbeitsgruppe um den Psychiater<br />

Dr. Michael Smith zu einer erfolgreichen<br />

Form der Suchtakupunktur weiterzuentwickeln.<br />

Einfach zu erlernen und anzuwenden<br />

NADA steht für die 1985 gegründete<br />

National Acupuncture Detoxification<br />

Association. Während die<br />

klassische Akupunktur eine individuelle<br />

Diagnostik erfordert, ist die<br />

NADA-Akupunktur Diagnose- und<br />

Suchtstoff-unspezifisch und an zwei<br />

Wochenenden erlernbar. Aufgrund<br />

unterschiedlicher legaler Bestimmungen<br />

in den einzelnen Ländern ist die<br />

Ausführung der Akupunktur nicht<br />

allen Gruppen des medizinischen<br />

Personals erlaubt. So hat sich in den<br />

letzten Jahren – vor allem in Österreich<br />

– neben der Akupunktur auch<br />

die Akupressur des Ohres durchgesetzt.<br />

Diese wird mit Druckpflastern<br />

durchgeführt, besonders bewährt<br />

haben sich hier magnetische Kugeln.<br />

Die NADA-Akupunktur Austria setzt<br />

die Methode der Magnetpflaster seit<br />

2013 breit ein und besitzt hierüber<br />

große Erfahrungen: Es hat sich gezeigt,<br />

dass die Wirkung vergleichbar<br />

ist. Die weniger intensive Wirkung der<br />

Magnetpflaster wird dadurch ausgeglichen,<br />

dass sie nicht nach der Therapiesitzung<br />

entfernt, sondern bis zur<br />

nächsten Sitzung belassen werden.<br />

Die Patienten können darüber hinaus<br />

die Pflaster manuell stimulieren. Die<br />

Magnetpflaster bieten zudem eine<br />

hervorragende Möglichkeit, Kinder zu<br />

behandeln – als Trauma-Opfer oder<br />

bei ADHS.<br />

Hohe Effizienz und Wirksamkeit<br />

Die Wirksamkeit der NADA-Therapie<br />

basiert auf verschiedenen zusammenspielenden<br />

Faktoren. Einerseits<br />

ist natürlich die Nadelung von fünf<br />

Im Zentrum der NADA-Therapie steht<br />

die Nadelung von fünf Ohr-Punkten.<br />

Sie dienen u.a. der Entgiftung und<br />

verhelfen den Suchtbetroffenen zu<br />

mehr geistiger Klarheit.<br />

bestimmten Ohr-Punkten an beiden<br />

Ohren ausschlaggebend – die<br />

Sitzungen dauern jeweils ca. 30 bis<br />

40 Minuten. Dabei können die vegetativen<br />

Symptome und das Craving<br />

in der Regel durch NADA gemildert,<br />

aber nicht gänzlich aufgehoben werden.<br />

Insofern ist es hilfreich, dass die<br />

NADA-Therapie immer in Gruppensitzungen<br />

stattfindet, da dieser Umstand<br />

eine Fortsetzung der Therapie<br />

begünstigt. Die abhängigen Patienten<br />

unterstützen sich gegenseitig und<br />

helfen einander dabei, nicht vorzeitig<br />

aufzugeben.<br />

Keine Barrieren im Weg<br />

Weitere Elemente der hohen Therapiewirkung<br />

sind die Freiwilligkeit sowie<br />

der nonverbale und auch sehr<br />

niederschwellige Zugang – es wird<br />

niemand nach seiner Abhängigkeit<br />

oder Diagnose befragt. Auch ängstliche<br />

Patienten können auf Wunsch<br />

erst einmal an Gruppensitzungen<br />

teilnehmen, ohne genadelt zu werden.<br />

Da traumatisierte Patienten oft<br />

Fotos: DDr. Thomas Ots<br />

20 KONGRESSJOURNALGraz/<strong>25.</strong> <strong>November</strong> <strong>2016</strong>


KONGRESS<br />

JOURNAL<br />

Säuglinge auf Entzug<br />

Von Geburt an süchtig<br />

Schon lange ist das Entzugssyndrom beim Neugeborenen (NAS –<br />

Neonatales Abstinenzsyndrom) als eigenständiges Krankheitsbild<br />

bekannt. Ein NAS tritt bei Neugeborenen auf, deren Mütter in der<br />

Schwangerschaft einen Drogenabusus betrieben haben oder auch<br />

bei Neugeborenen, deren Mütter unter Substitutionstherapie stehen.<br />

Auch die Akupressur des Ohres mit<br />

Magnetpflastern zeigt eine hohe<br />

Wirkung. Der Patient behält sie bis zur<br />

nächsten Sitzung und kann die Punkte<br />

selbst immer wieder stimulieren.<br />

unfähig oder nicht willens sind, sich<br />

verbal zu öffnen, stellt die NADA-<br />

Akupunktur bzw. Akupressur zunehmend<br />

eine komplementäre Therapieoption<br />

für allgemein-psychiatrische<br />

und traumatisierte Patienten dar.<br />

Zum Beispiel wurde NADA verstärkt<br />

in der Trauma-Arbeit in sozialen, politischen<br />

und ökologischen Krisengebieten<br />

in Pakistan, Äthiopien, Kenia,<br />

den Philippinen und Haiti angewandt.<br />

Über die direkte Beeinflussung der<br />

inneren Organe wie Leber, Lunge und<br />

Niere hinaus hilft das NADA-Protokoll<br />

Patienten darin, Selbstvertrauen und<br />

innere Festigkeit zu erlangen bzw.<br />

überhaupt fähig und willens zu sein,<br />

sich auf einen psychotherapeutischen<br />

Prozess einzulassen.<br />

Infos: nada-akupunktur.at<br />

SEMINAR FÜR ÄRZTE:<br />

NADA-Akupunktur/Akupressur –<br />

Therapie bei Sucht und allgemeinen<br />

psychischen Störungen<br />

Freitag, <strong>25.</strong>11., 9.00 – 12.00 Uhr<br />

Die optimale Substitutionstherapie<br />

für die schwangere Frau und werdende<br />

Mutter und auch die optimale<br />

Therapie des am NAS leidenden Neugeborenen<br />

sind immer wieder Gegenstand<br />

durchaus kontroverser wissenschaftlicher<br />

Diskussionen. „Zudem<br />

ist das NAS ein medizinisches und<br />

soziales Problem“, erklärt Priv.-Doz.<br />

Dr. Wolfgang Raith, Klinische Abteilung<br />

für Neonatologie, Univ.-Klinik für<br />

Kinder- und Jugendheilkunde, Medizinische<br />

Universität Graz: „Allein <strong>2016</strong><br />

finden sich in der Pub-Med knapp<br />

über 70 neue Manuskripte. Dies zeigt<br />

die Aktualität dieser Problematik.“<br />

NADA senkt Spitalsaufenthaltsdauer<br />

An der Klinischen Abteilung für Neonatologie<br />

an der Universitätsklinik für<br />

Kinder- und Jugendheilkunde Graz<br />

werden pro Jahr durchschnittlich acht<br />

bis zehn Kinder mit einem NAS betreut.<br />

Die Therapie eines NAS folgt<br />

in der Regel einem multimodalen<br />

Regime, basierend auf einer medikamentösen<br />

Therapie mit Morphinlösung,<br />

von denen die Neugeborenen<br />

dann schrittweise entwöhnt werden.<br />

Zusätzlich erhalten die Kinder eine<br />

unterstützende Laserakupunkturtherapie<br />

– eine Kombination aus<br />

NADA-Akupunktur am Ohr und<br />

Körperakupunktur. „Im Rahmen einer<br />

Studie, die an unserer Abteilung<br />

durchgeführt wurde, benötigten Neugeborene<br />

mit NAS, bei denen eine<br />

Laserakupunktur durchgeführt wurde,<br />

eine kürzere medikamentöse Basistherapie<br />

als Neugeborene mit NAS<br />

ohne Laserakupunktur (Vergleichsgruppe<br />

= 39 Tage). Damit konnte<br />

auch die Dauer des Spitalsaufenthaltes<br />

in der Akupunkturgruppe gesenkt<br />

werden und die Kinder der Akupunkturgruppe<br />

deutlich früher entlassen<br />

werden. Der Unterschied zwischen<br />

den Gruppen ist statistisch signifikant<br />

(p


KONGRESS<br />

JOURNAL<br />

Drei Angebote der STAFAM<br />

Web-Service für<br />

die tägliche Praxis<br />

Die Steirische Akademie für Allgemein- und Familien -<br />

medizin (STAFAM) ist aus der medizinischen Fort- und<br />

Weiterbildungsszene nicht wegzudenken. Der jährliche<br />

Kongress in Graz, die Pflichtfamulatur für Studenten oder<br />

die Lehr tätigkeit an der Medizinischen Universität sind<br />

drei Beispiele dafür. Zudem ist die STAFAM immer mehr<br />

bemüht, den Arbeitsalltag der Allgemein mediziner durch<br />

sinnvolle Serviceangebote zu erleichtern.<br />

Der kurze Draht<br />

Vor über zehn Jahren startete die STAFAM das Projekt „Der kurze<br />

Draht“, um die Schnittstellen zwischen den steirischen <strong>Allgemeinmedizin</strong>ern<br />

und den Spitalsambulanzen zu optimieren.<br />

Seit letztem Jahr gibt es davon auch eine digitale, interaktive<br />

Version auf der Webseite stafam.at. Dadurch soll der Übergang<br />

von der Praxis in die diversen Ambulanzen für niedergelassene<br />

<strong>Allgemeinmedizin</strong>er einfacher und überschaubarer werden. Alle<br />

Ambulanzen sind in der Mappe – und jetzt auch im Internet –<br />

thematisch und geographisch übersichtlich aufgelistet, mit wichtigen<br />

Informationen und Kenndaten versehen – Kontaktnummern,<br />

Adressen, Ambulanzzeiten und nötige oder gewünschte<br />

Voruntersuchungen bzw. spezielle Anmeldeformulare. Ein weiterer<br />

Vorteil der digitalen Version: Detaillierte Patienteninformationen<br />

können direkt von den Firmen angefordert werden. Dieser<br />

Service ist sogar für alle Ärzte in ganz Österreich abrufbar.<br />

Forum „Wer weiß weiter“<br />

Plattform für Fortbildung<br />

Bereits zum vierten Mal hat die<br />

Steirische Akademie für <strong>Allgemeinmedizin</strong><br />

alle Vorträge des jährlichen<br />

Kongresses in Bild und Ton aufgezeichnet<br />

und auf ihrer Homepage<br />

stafam.at zur Verfügung gestellt.<br />

Jede Ärztin, jeder Arzt hat die Möglichkeit,<br />

mit einem persönlichen<br />

Kennwort alle Vorträge beliebig oft<br />

anzusehen. Die Dokumentation<br />

ermöglicht einen schnellen und<br />

lebhaft gestalteten Zugriff auf interessante<br />

Vorträge, die man vielleicht<br />

beim Kongress versäumt hat<br />

oder die man sich nochmals anhören<br />

und ansehen möchte. Derzeit<br />

sind alle Vorträge des 46. Kongresses<br />

für <strong>Allgemeinmedizin</strong> 2015<br />

aufgezeichnet (Folien, Ton und<br />

Video) und können gebührenfrei<br />

von jedem Arzt abgerufen werden.<br />

Insgesamt können 19 DFP-Punkte<br />

erreicht werden. Info an alle Kongressteilnehmer<br />

des 47. Kongresses<br />

für <strong>Allgemeinmedizin</strong> <strong>2016</strong>: Auch<br />

Sie können diese 19 DFP-Punkte<br />

zusätzlich noch bekommen.<br />

Oft tritt im medizinischen Alltag ein komplizierter Fall auf, den<br />

man besprechen möchte. Oder ein Arzt möchte neueste Tipps<br />

in Diagnostik und Therapie diskutieren. Manchmal ist man auch nur auf der Suche nach einem gebrauchten<br />

EKG-Gerät oder möchte seinen Ärger in der Standespolitik teilen. Auf jeden Fall gibt es jetzt dafür das Forum<br />

„Wer weiß weiter“ auf stafam.at. In der Menüleiste (mit der Arztnummer) registrieren und los geht‘s. Derzeit<br />

sind bereits über 50 Ärzte dabei. Jede Frage wird via E-Mail an alle Forumsteilnehmer verschickt - mit Namen<br />

und E-Mail-Adresse oder auch anonym. Im Optimalfall sind innerhalb einer Stunde die ersten Antworten da.<br />

Zumindest in Deutschland funktioniert das schon ausgezeichnet. Dr. Walter Fiala ist sich aber sicher, dass<br />

eigentlich alle Ärzte - nicht nur <strong>Allgemeinmedizin</strong>er in ganz Österreich - dabei sein sollten. Je mehr Ärzte mitmachen,<br />

desto rascher und wertvoller werden auch die Antworten sein.<br />

22 KONGRESSJOURNALGraz/<strong>25.</strong> <strong>November</strong> <strong>2016</strong>


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KONGRESS<br />

JOURNAL<br />

Wirbelsäule und Gelenke in der Allgemeinpraxis<br />

„Experienced-based-medicine“<br />

Die Wichtigkeit der klinischen<br />

Untersuchung von Patienten mit<br />

Gelenks- oder Wirbelsäulenbeschwerden<br />

ist das Hauptthema<br />

des Seminars von Dr. Martin<br />

Steiner. Denn oftmals wird aus<br />

Zeitmangel auf diese Untersuchung<br />

in Allgemeinpraxen viel<br />

zu wenig Wert gelegt. Im Sinne<br />

des Kongressmottos „Geben und<br />

Nehmen“ ist Dr. Steiner überzeugt,<br />

dass es für die Zukunft<br />

der Heilkunst ausschlaggebend<br />

ist, Menschen wieder mehr und<br />

besser zu be-greifen.<br />

„Neben der „Evidence-based-medicine“<br />

gibt es auch eine „Experiencedbased-medicine“,<br />

betont Dr. Martin<br />

Steiner, Ordinationsgemeinschaft für<br />

<strong>Allgemeinmedizin</strong> Carneri in Graz,<br />

seine Philosophie. „Wir sollten unter<br />

Gebrauch unserer fünf Sinne und Erfahrung<br />

und unseres gesunden Menschenverstandes<br />

als sechstem Sinn<br />

vertrauen, um damit aus der Medizin<br />

wieder eine Heilkunst zu machen. Unsere<br />

Patienten werden es uns danken.“<br />

In erster Linie zeigt Dr. Steiner in<br />

seinem Seminar, wie man einfach<br />

und effizient innerhalb weniger Minuten<br />

Patienten untersuchen kann<br />

und dabei Differentialdiagnosen bei<br />

Nacken-/Schulter-/Armbeschwerden<br />

oder Kreuz-/Hüft- und Knieschmerzen<br />

stellen kann. Eine exakte<br />

Anamnese davor ist absolut wichtig.<br />

„Man kann mit wenigen, aber gezielten<br />

Fragen sehr gute Hinweise auf<br />

Ursachen von Schmerzen bekommen.“<br />

Doch der erste Schritt ist, dem<br />

Patienten die Möglichkeit zu geben,<br />

selbst zu erzählen, zum Beispiel seit<br />

wann er Schmerzen hat, wodurch<br />

VORTRAG FÜR ÄRZTE:<br />

Die Untersuchung von WS und<br />

Gelenken in der Allgemeinpraxis<br />

Freitag, <strong>25.</strong>11., 14.30 – 17.30 Uhr<br />

es besser oder schlechter wird, was<br />

schon untersucht wurde und welche<br />

Behandlungen ihm geholfen oder<br />

nicht geholfen haben. „So gelingt<br />

es mir meist, innerhalb kurzer Zeit<br />

durch Anamnese und klinische Untersuchung,<br />

eine Verdachtsdiagnose<br />

zu stellen“, so Dr. Steiner.<br />

Erst nach der darauffolgenden körperlichen<br />

Untersuchung sieht sich<br />

der Experte Befunde und Röntgenoder<br />

MR-Bilder an und danach liest<br />

er die Befunde. „Viele Patienten sind<br />

überrascht, wenn ich ihre Befunde<br />

zunächst zur Seite schiebe und von<br />

ihnen ihre Geschichte hören möchte.<br />

Nicht selten bekomme ich dann<br />

zu hören, dass sie noch nie so genau<br />

untersucht wurden, dass sie noch<br />

nie wenigstens die schmerzende<br />

Stelle oder zur Gesamtbeurteilung<br />

der Wirbelsäule alles bis auf die Unterwäsche<br />

entkleiden mussten.“<br />

Die Therapeutische Lokalanästhesie<br />

Ein weiteres Thema dieses Ärzteseminars<br />

ist die „Therapeutische<br />

Lokalanästhesie“. Dr. Steiner hat damit<br />

gute Erfahrungen gemacht und<br />

möchte mit diesbezüglichen Vorurteilen<br />

aufräumen. „Mit guten anatomischen<br />

Kenntnissen und ausreichender<br />

Übung gelingt es leicht,<br />

mit einer Infiltration das wirksame<br />

Medikament direkt an den Ort einer<br />

Störung zu bringen“, so Dr. Steiner.<br />

„Ich erreiche damit mit der kleinsten<br />

Menge eines Medikaments die<br />

größtmögliche Wirkung. Dem wird<br />

oft entgegengehalten, dass es gefährlich<br />

sei und zu Infektionen oder<br />

Blutungen führen könne. Dieses Risiko<br />

ist unter sachgemäßer Durchführung<br />

der Infiltration minimal, ich<br />

habe diesbezüglich noch keine Komplikationen<br />

bei meiner Arbeit erlebt.<br />

Zudem sollte man auch bedenken,<br />

dass es durch den dauerhaften Einsatz<br />

von NSAR zu Magenblutungen,<br />

Niereninsuffizienz, Herz-Keislauf-Erkrankungen<br />

oder anderen Nebenwirkungen<br />

kommen kann.“<br />

24 KONGRESSJOURNALGraz/<strong>25.</strong> <strong>November</strong> <strong>2016</strong>


KONGRESS<br />

JOURNAL<br />

Alkoholkranke in der Allgemeinpraxis<br />

Alkoholismus ist eine Krankheit<br />

Alkohol ist in Österreich Teil des<br />

kulturellen und gesellschaftlichen<br />

Alltags. Die Grenzen zwischen<br />

Genuss, Missbrauch und<br />

Abhängigkeit sind fließend und<br />

oftmals nur schwer wahrnehmbar.<br />

Aus diesem Grund spielen<br />

<strong>Allgemeinmedizin</strong>er in der<br />

Früherkennung, der Intervention<br />

und in der Nachbetreuung von<br />

Menschen mit einer Alkoholerkrankung<br />

eine wesentliche Rolle.<br />

Alkoholismus wird meist nicht als<br />

Krankheit wahrgenommen. Tatsache<br />

ist jedoch, dass Alkoholsucht wie eine<br />

chronische Krankheit zu behandeln<br />

ist, um nachhaltig Erfolg zu haben.<br />

„Wenn wir die gleiche Sorgfalt und Geduld<br />

für diese Personengruppe aufbringen<br />

wie für einen Diabetiker, dann<br />

werden sich viel mehr alkoholkranke<br />

Menschen in der <strong>Allgemeinmedizin</strong>praxis<br />

gut aufgehoben fühlen“, weiß<br />

MR Dr. Uwe Pachmajer, Arzt für <strong>Allgemeinmedizin</strong><br />

und Psychotherapeut<br />

in Langenwang, aus Erfahrung.<br />

„Durch eine gute Beziehung zum<br />

Patienten ist die Langzeitbetreuung<br />

von Alkoholkranken möglich und erfolgreich.<br />

Alkoholsüchtige Menschen<br />

müssen das Gefühl haben, akzeptiert,<br />

verstanden und mit den besten Mitteln<br />

der Medizin betreut zu werden.“<br />

Eine gute Arzt-Patient-Beziehung<br />

ist dabei oft wichtiger als das beste<br />

Medikament, ist der Experte überzeugt.<br />

Alkoholiker sind oft Außenseiter<br />

und froh, wenn sich jemand ihrer<br />

annimmt. Darin sieht Dr. Pachmajer<br />

auch die Stärke des <strong>Allgemeinmedizin</strong>ers.<br />

Er hat einen Bezug zum Patienten<br />

und das ist sein großer Vorteil.<br />

Er behandelt den Menschen jahrelang<br />

und hat mit ihm viele verschiedene<br />

Themen – das ergibt immer wieder<br />

Anknüpfungspunkte auch zum Thema<br />

Alkohol. „In einem Spital liegt<br />

das Hauptaugenmerk vor allem auf<br />

Entgiftung und Entzug“, erklärt Dr.<br />

Pachmajer. „Nach dem Aufenthalt<br />

kommen die Menschen in zwei Jahren<br />

wieder – zum Entzug. Das heißt,<br />

in der Zeit dawzischen muss sich der<br />

<strong>Allgemeinmedizin</strong>er um ihn kümmern“,<br />

schildert Dr. Pachmajer.<br />

Sich Zeit nehmen und Zeit geben<br />

Der Zeitfaktor ist ein Punkt, der nicht<br />

außer Acht gelassen werden darf. Der<br />

Arzt muss sich Zeit nehmen sowie<br />

dem Patienten Zeit geben. Die drei<br />

Säulen und gleichzeitig die Hauptaufgaben<br />

der <strong>Allgemeinmedizin</strong><br />

sind nach Dr. Pachmajer „Erkennen,<br />

Motivieren und Halten“. Jedes für<br />

sich braucht Zeit und Geduld, denn<br />

Rückfälle kommen vor. Allein das Erkennen<br />

des Alkoholproblems kann<br />

für den Patienten selbst und für den<br />

Arzt Jahre dauern. Wenn es soweit ist,<br />

braucht auch die Motivation ihre Zeit<br />

– denn mit Druck erreicht man wenig.<br />

Vorrangiges Ziel ist, mit Empathie,<br />

Respekt und den „richtigen“ Fragen<br />

Suchtmittelabhängige in ihrer Motivation<br />

zu einer Verhaltensänderung zu<br />

unterstützen. Suchtmittelkonsumenten<br />

sind nicht unmotiviert, ihre Sucht<br />

aufzugeben, sondern ambivalent.<br />

Erkennen, Motivieren, Halten<br />

Wenn die Motivation erfolgreich war,<br />

steht der Entwöhnungsphase nichts<br />

im Wege. Diese kann je nach Arzt und<br />

Lebensumstände des Patienten ambulant<br />

oder stationär durchgeführt<br />

werden. „Ob ambulant oder stationär<br />

hängt auch davon ab, was der <strong>Allgemeinmedizin</strong>er<br />

sich zutraut. Man<br />

muss die ersten 14 Tage ununterbrochen<br />

da sein, kontrollieren, überwachen<br />

und betreuen sowie mit Entzugserscheinungen<br />

rechnen“, weist Dr.<br />

Pachmajer auf die Herausforderung<br />

hin. Umso schöner, dass sich der persönliche<br />

Einsatz lohnt, denn immerhin<br />

beträgt die dynamische Rehabilitationsquote<br />

in der Allgemeinpraxis<br />

beachtliche 71 %, inklusive erfolgreicher<br />

Rückfallsbewältigung.<br />

Der dritte Schritt ist, den Erfolg langfristig<br />

zu halten. „Nachbetreuung bedeutet<br />

eine lebenslange Begleitung“,<br />

betont Dr. Pachmajer eindringlich.<br />

„Nehmen Sie den Wunsch der Patienten<br />

nach einem selbstbestimmten<br />

Leben ernst, unterstützen Sie die Patienten<br />

im Kampf gegen die Abhängigkeit<br />

und erleben Sie, wie lohnend<br />

das für Ihre Patienten und wie befriedigend<br />

es für Sie ist.“<br />

VORTRAG FÜR ÄRZTE:<br />

Alkoholkranke in der Allgemein praxis:<br />

Erkennen, Motivieren, Halten<br />

Freitag, <strong>25.</strong>11., 16.40 Uhr<br />

Graz/<strong>25.</strong> <strong>November</strong> <strong>2016</strong> KONGRESSJOURNAL 29


KONGRESS<br />

JOURNAL<br />

Essstörungen<br />

Anorexia & Co.<br />

200.000 Österreicher waren laut Gesundheitsministerium<br />

zumindest einmal in ihrem Leben an einer Essstörung erkrankt.<br />

Betroffen sind vor allem 15- bis 20-jährige Mädchen. Die Zahl<br />

der Erkrankten hat sich in den vergangenen Jahren dramatisch<br />

erhöht - innerhalb von 20 Jahren verzehnfacht.<br />

1989 wurden 269 Personen mit Essstörungen<br />

registriert – schon damals<br />

waren 89 % davon Frauen. Im Jahr<br />

2000 waren es bereits 1.471 registrierte<br />

Spitalsaufenthalte – 2008<br />

verzeichnete man schon 2.734 Spitalsaufenthalte<br />

aufgrund von Essstörungen.<br />

Von allen 15- bis 20-jährigen<br />

Mädchen in Österreich leiden 2.500<br />

an Magersucht und über 5.000 an einer<br />

subklinischen Essstörung, also an<br />

einer leichteren Verlaufsform. „Diese<br />

Zahlen stellen jedoch nur die Spitze<br />

des Eisberges dar, da sie nur die<br />

wirklich schwer Erkrankten widerspiegelt.<br />

Die Dunkelziffer dürfte noch viel<br />

höher sein“, erläurtert Dr. med. Aida<br />

Kuljuh, Klin. Abt. für allgemeine Pädiatrie<br />

Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde<br />

Med. Universität Graz,<br />

bei ihrem Vortrag.<br />

Je früher, desto besser<br />

Je früher eine Essstörung erkannt<br />

wird, desto erfolgreicher kann sie behandelt<br />

werden. Hier einige Merkmale,<br />

die helfen, auf eine Essstörung<br />

rechtzeitig aufmerksam zu werden:<br />

• Das nähere Umfeld macht sich Sorgen<br />

wegen des Essverhaltens.<br />

• Es besteht Angst vor dem Essen,<br />

gekoppelt mit einer panikartigen<br />

Furcht vor Gewichtszunahme.<br />

• Mädchen und Burschen können<br />

von einem asketischen Stolz erfüllt<br />

sein, überlegen zu sein und „nicht<br />

so schwach wie die anderen“.<br />

• Das Überlegenheitsgefühl geht oft<br />

einher mit einem starken Ehrgeiz<br />

und einer erstaunlichen Leistungsfähigkeit<br />

in der Schule, im Beruf<br />

oder im Sport. Dabei haben sie einen<br />

ausgeprägten Willen, ihren Körper<br />

zu beherrschen.<br />

•Es besteht übertriebene Angst, zu<br />

dick zu sein oder Angst zuzunehmen,<br />

auch wenn untergewichtig.<br />

Maßstäbe zur Erkennung<br />

Zusätzlich helfen verschiedene Definitionen,<br />

Schweregrad und Art der Störung<br />

festzustellen. In erster Linie gilt,<br />

wenn das tatsächliche Körpergewicht<br />

mindestens 15 % unter dem erwarteten<br />

Gewicht oder Quetel ets-Indes von<br />

17,5 oder weniger liegt. Zudem, wenn<br />

der Gewichtsverlust durch selbstinduziertes<br />

Erbrechen bzw. Abführen oder<br />

auch durch übertriebene körperliche<br />

Aktivität herbeigeführt wurde. Zweitens<br />

stellt sich die Frage nach einer<br />

Körperschematastörung. Das heißt:<br />

Wird die eigene Gewichtsschwelle sehr<br />

niedrig angelegt? Besteht die überwertige<br />

Angst, dick zu werden? Empfindet<br />

sich die Betroffene trotz Untergewicht<br />

als „zu fett“? Zu guter Letzt können<br />

auch endokrine Störungen gute Hinweise<br />

auf eine Essensstörung geben.<br />

Wenn z.B. die Hypothalamus-Hypophysen-Gondaden-Achse<br />

betroffen<br />

ist, wenn persistierende Blutungen<br />

bei Kontrazeptionsgabe auftreten<br />

oder bei Männern ein Libido- und Potenzverlust<br />

besteht. Aber auch erhöhte<br />

Wachstums- und Cortisolspiegel,<br />

Änderungen des Schilddrüsenhormonmetabolismus<br />

und der Insulinsekretion<br />

können bei Essensstörungen<br />

vorliegen.<br />

Therapie: Case-Manager über Jahre<br />

Neben der unbedingt notwendigen<br />

allgemeinmedizinischen bzw. pädiatrischen<br />

Diagnostik und den regelmäßigen<br />

fachärztlichen Kontrolle<br />

ist in allen Fällen unbedingt eine<br />

Psychotherapie indiziert. Für den<br />

Erfolg wichtig ist die Erstellung eines<br />

Gesamtbehandlungsplanes und<br />

die Definition eines für die Therapie<br />

verantwortlichen „Case-Managers“.<br />

Da die Therapie oft über viele Jahre<br />

und im Rahmen verschiedener Settings<br />

stattfindet, ist Case-Management<br />

besonders bei Magersucht und<br />

Bulimie sehr wichtig. Cave: An den<br />

Übergängen der Settings kann es im<br />

ungünstigsten Fall zum Abbruch der<br />

Behandlung kommen.<br />

Die Körpergewichtsnormalisierung<br />

durch Etablierung eines geregelten<br />

Essverhaltensplanes ist unabhängig<br />

vom Setting essentiell, um das durch<br />

Mangelernährung funktionell beeinträchtigte<br />

Gehirn wieder ausreichend<br />

mit essentiellen Nahrungsmitteln zu<br />

versorgen.<br />

30 KONGRESSJOURNALGraz/<strong>25.</strong> <strong>November</strong> <strong>2016</strong>


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