Graf István Burián, ein ungarischer Diplomat und gemeinsamer ...

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Tamás Goreczky: Graf István Burián, ein ungarischer Diplomat und gemeinsamer Minister im Dienste der Österreichisch–Ungarischen Monarchie sich sein Sohn seit Jahren auf diesen Weg vorbereitete, die achte Gymnasialklasse und das Abitur machte er mit vorzüglichem Ergebnis, neben seiner ungarischen Muttersprache kann er noch deutsch, lateinisch, griechisch, französisch, englisch und ein wenig spanisch, daneben machte er Vorstudien in der arabischen Sprache. Sonst sei sein Sohn hoch, habe einen starken Körper und erfreut sich einer guten Gesundheit, wovon er das ärztliche Zeugnis zum Aufnahmegesuch in der Anlage sandte. Er schrieb von sich selbst, dass er als Pressburger Advokat seit 1849 in Rechtsvertretung von mehreren Herrschaften fungierte, davor von 1836 bis 1849 stand er im Staatsdienst als Komitatsbeamter und Gerichtsrat. Er erzog sieben Kinder, davon seien sechs noch nicht volljährig und beanspruchten Sorge, aber sein Vermögen was aus einigen Grundstücken und Gebäude im Komitat Pressburg besteht, sei dazu leider nicht genug. Trotzdem drückte er seine Bereitschaft aus, dass er seinen Sohn auf der Akademie „vorschriftsmäßig und gebührend” befördern kann und wenn es nötig ist, übernimmt er auch die Bürgschaft. Stefan Burián senior fügte dem Brief sowohl das ärztliche Zeugnis seines Sohnes und das Zeugnis vom Franz Hiller Pressburger Sprachlehrer an, nach dem er in Französisch und in Englisch „sowohl im mündlichen, als schriftlichen Ausdrucke zur größten Fertigkeit gebracht”, als auch seine gymnasiale Zeugnisse, die Empfehlung des Pfarrers der Pressburger St. Martin‐Pfarrei und das Impfzeugnis mit der Unterzeichnung des Stomfaer Arztes Bettelheim. 14 In der schriftlichen Aufnahmeprüfung am 15. Oktober 1868 sollten die Kandidaten neben einen Aufsatz aus dem Fach Geschichte auch drei Übersetzungen erarbeiten, eine aus dem Lateinischen ins Deutsche, eine aus dem Französischen ins Deutsche und eine aus dem Deutschen ins Französische. Stefan Burián erhielt alleine unter den elf Kandidaten für alle vier Aufgaben eine ausgezeichnete Qualifikation, und denn sein Abiturzeugnis war auch vorzüglich, ihm wurde als Allererste der Rangliste der Kandidaten der Stiftplatz der Orientalischen Akademie verliehen. Den zweiten Stiftplatz erhielt Staisłaus Wysocki, der Sohn eines polnischen Gutsherrn aus Galizien. 15 Die gymnasialen Ergebnisse, der Fleiß, die Ausdauer und nicht zuletzt die Fremdsprachenkenntnisse Stefan Buriáns befähigten ihn zu einem konsularischen und später zu einem diplomatischen Beruf. Sein Vater Stefan Burián senior war zunächst Gutsverwalter der Familie Pálffy, dann der Familie Károlyi. Aber die Tatsache, dass irgendwelche aristokratische Familie oder Graf Alois Károlyi früherer Berliner Gesandte persönlich für seine Aufnahme intervenierte, ist anhand der bereitliegenden Dokumente nicht beweisbar. Es scheint die Annahme 14 Stefan von Burián, Advokat zu Pressburg an das hohe kais. königl. Ministerium; Pfarramtliches Zeugnis; Aerztliches Zeugnis; Zeugnis vom Franz Hiller, Lehrer der französischen und englischen Sprache an der Pressburger Ober‐Realschule; Impfzeugnis; Gymnasiumi Bizonyítvány: Burián István 1864‐1868. Aufnahmegesuch, in welchem Stefan von Burián, Advokat zu Pressburg, bittet um Zulassung seines Sohnes, Stefan Burián zur Prüfung für die k. k. orientalische Akademie und Verleihung für denselben eines Stiftplatzes daneben. 14. 7. 1868. HHStA, Konsularakademie, Kart. 74. 15 Concurs‐Elaborate 1868. HHStA, Administrative Registratur (AR), F8, Kart. 291. Vortrag des Ministers des kaiserlichen Hauses und des Äußern. Wien, 7. November 1868. Ah. Entschließung: Gödöllő, 9. November 1868. HHStA, AR, F8, Kart. 276. 340

ÖT KONTINENS, az Új‐ és Jelenkori Egyetemes Történeti Tanszék közleményei, N o 2010, ELTE, BUDAPEST, 2011. wahrscheinlicher, dass sich Stefan Burián dank seiner eigenen Fähigkeiten den Stiftplatz der Orientalischen Akademie mit Erfolg erwarb. Seine Studienleistung scheint auch diese Annahme zu stützen. Burián wies vorzügliche Erfolge während seiner Studienzeit auf der Orientalischen Akademie auf. Er war einer der besten Zöglinge im Jahrgang von 1868, seine Prüfungen bestand er immer mit vorzüglichen Ergebnissen, in seinen Zeugnissen standen neben den Fächer immer solche Qualifikationen, wie „vollkommend befriedigend”, „befriedigend mit Auszeichnung” oder „auszeichnend”. Seine letzten Prüfungen – in konsularisches Recht, in Diplomatiegeschichte und in Statistik – legte er am 22. Juli 1872 ab, und damit absolvierte er vollständig die theoretisch fünf Jahre lang dauernde Ausbildung in dreieinhalb Jahren. 16 Neben der Orientalischen Akademie diente er vom 10. Oktober 1871 dem 72. k. u. k. Infanterieregiment als Einjährig‐Freiwillige. Der Ergänzungsdistrikt des den Namen Freiherr von David tragende 72. gemeinsamen Infanterieregiments war Pressburg, sein Standort Wien, vom 1. Juli 1871 Pressburg. Vom auf eigenen Kosten gemachten Militärdienst wurde er am 16. Oktober 1872 abgeschafft, mit einer von der Abrüstung ordentlich ausfertigten Dienstentlassung. 17 Vergebens absolvierte er aber die Orientalische Akademie mit so einem guten Ergebnis, denn die Aufnahme in den Konsulardienst war überhaupt nicht selbstverständlich. Obwohl sich die Zöglingszahl mehr oder weniger an den jeweiligen Personalanspruch orientierte, wurden doch nicht alle Absolventen in Konsulardienst aufgenommen, aber es galt auch für den Ballhausplatz, dass die anständigen Leute für die vakanten Beamtenplätze nicht ausschließlich aus den Absolventen der Orientalischen Akademie ausgewählt wurden. 18 Stefan Buriáns auswärtige Karriere konnte aber im Gefolge des glücklichen Zusammenspiels der Umstände gleich nach der Beendigung der Akademie beginnen. Nach dem Ausgleich waren die Magyaren im diplomatischen Beamtentum der Monarchie unterrepräsentiert und auf dem Ballhausplatz wurde es nach Magyaren gesucht. Graf Julius Andrássy der Außenminister (1871‐1879), dann Béni Kállay Ministerialabteilungschef (1879‐1882) taten alles an, um den Anteil der Magyaren in der dualistischen Monarchie im nunmehr gemeinsamen k. u. k. Außendienst der Parität angemessen zu steigern. Im auswärtigen Apparat waren die beiden Stefan Buriáns Mentoren, die dem Anfänger Konsularbeamten bei den ersten Schritten halfen und seinen Weg im späteren ebneten. 19 16 Copien der Studienzeugnisse 1862‐1871. HHStA, Konsularakademie, Bücher 109. Fortgangs‐ Zeugnisse 1871‐1872. HHStA, Konsularakademie, Bücher 110. Classifications‐Tabelle, Semestral‐ Prüfungen von 1871‐1880. HHStA, AR, F8, Kart. 291. 17 Kaisl. Königl. Militär‐Schematismus für 1871. Wien, 1871. 410. Kaisl. Königl. Militär‐ Schematismus für 1872. Wien, 1872. 331. Geschichte des Inf.‐Regiments Freiherr von David No. 72. Wien, 1904. 110‐113. Klassifikationstabelle: Rajeczi Burián István. Hadtörténelmi Levéltár, AKVI, 7788. 18 AGSTNER, Rudolf: Die Direktoren, Hörer und Hörerinnen der Orientalische Akademie und der Konsularakademie 1754‐1941. 250 Jahre – Von der Orientalischen zur Diplomatischen Akademie in Wien. Hrsg. von Oliver RATHKOLB. Innsbruck‐Wien‐München ‐Bozen, 2006. 405‐406. 19 RESS Imre: Ungarn im gemeinsamen Finanzministerium. Kaiser und König 1526‐1918: eine historische Reise. Wien, 2001. 93. 341

Tamás Goreczky: <strong>Graf</strong> <strong>István</strong> <strong>Burián</strong>, <strong>ein</strong> <strong>ungarischer</strong> <strong>Diplomat</strong> <strong>und</strong> gem<strong>ein</strong>samer Minister im Dienste der<br />

Österreichisch–Ungarischen Monarchie<br />

sich s<strong>ein</strong> Sohn seit Jahren auf diesen Weg vorbereitete, die achte Gymnasialklasse<br />

<strong>und</strong> das Abitur machte er mit vorzüglichem Ergebnis, neben s<strong>ein</strong>er ungarischen<br />

Muttersprache kann er noch deutsch, lat<strong>ein</strong>isch, griechisch, französisch, englisch<br />

<strong>und</strong> <strong>ein</strong> wenig spanisch, daneben machte er Vorstudien in der arabischen Sprache.<br />

Sonst sei s<strong>ein</strong> Sohn hoch, habe <strong>ein</strong>en starken Körper <strong>und</strong> erfreut sich <strong>ein</strong>er guten<br />

Ges<strong>und</strong>heit, wovon er das ärztliche Zeugnis zum Aufnahmegesuch in der Anlage<br />

sandte. Er schrieb von sich selbst, dass er als Pressburger Advokat seit 1849 in<br />

Rechtsvertretung von mehreren Herrschaften fungierte, davor von 1836 bis 1849<br />

stand er im Staatsdienst als Komitatsbeamter <strong>und</strong> Gerichtsrat. Er erzog sieben<br />

Kinder, davon seien sechs noch nicht volljährig <strong>und</strong> beanspruchten Sorge, aber<br />

s<strong>ein</strong> Vermögen was aus <strong>ein</strong>igen Gr<strong>und</strong>stücken <strong>und</strong> Gebäude im Komitat Pressburg<br />

besteht, sei dazu leider nicht genug. Trotzdem drückte er s<strong>ein</strong>e Bereitschaft aus,<br />

dass er s<strong>ein</strong>en Sohn auf der Akademie „vorschriftsmäßig <strong>und</strong> gebührend”<br />

befördern kann <strong>und</strong> wenn es nötig ist, übernimmt er auch die Bürgschaft. Stefan<br />

<strong>Burián</strong> senior fügte dem Brief sowohl das ärztliche Zeugnis s<strong>ein</strong>es Sohnes <strong>und</strong> das<br />

Zeugnis vom Franz Hiller Pressburger Sprachlehrer an, nach dem er in Französisch<br />

<strong>und</strong> in Englisch „sowohl im mündlichen, als schriftlichen Ausdrucke zur größten<br />

Fertigkeit gebracht”, als auch s<strong>ein</strong>e gymnasiale Zeugnisse, die Empfehlung des<br />

Pfarrers der Pressburger St. Martin‐Pfarrei <strong>und</strong> das Impfzeugnis mit der<br />

Unterzeichnung des Stomfaer Arztes Bettelheim. 14<br />

In der schriftlichen Aufnahmeprüfung am 15. Oktober 1868 sollten die<br />

Kandidaten neben <strong>ein</strong>en Aufsatz aus dem Fach Geschichte auch drei<br />

Übersetzungen erarbeiten, <strong>ein</strong>e aus dem Lat<strong>ein</strong>ischen ins Deutsche, <strong>ein</strong>e aus dem<br />

Französischen ins Deutsche <strong>und</strong> <strong>ein</strong>e aus dem Deutschen ins Französische. Stefan<br />

<strong>Burián</strong> erhielt all<strong>ein</strong>e unter den elf Kandidaten für alle vier Aufgaben <strong>ein</strong>e<br />

ausgezeichnete Qualifikation, <strong>und</strong> denn s<strong>ein</strong> Abiturzeugnis war auch vorzüglich,<br />

ihm wurde als Allererste der Rangliste der Kandidaten der Stiftplatz der<br />

Orientalischen Akademie verliehen. Den zweiten Stiftplatz erhielt Staisłaus<br />

Wysocki, der Sohn <strong>ein</strong>es polnischen Gutsherrn aus Galizien. 15<br />

Die gymnasialen Ergebnisse, der Fleiß, die Ausdauer <strong>und</strong> nicht zuletzt die<br />

Fremdsprachenkenntnisse Stefan <strong>Burián</strong>s befähigten ihn zu <strong>ein</strong>em konsularischen<br />

<strong>und</strong> später zu <strong>ein</strong>em diplomatischen Beruf. S<strong>ein</strong> Vater Stefan <strong>Burián</strong> senior war<br />

zunächst Gutsverwalter der Familie Pálffy, dann der Familie Károlyi. Aber die<br />

Tatsache, dass irgendwelche aristokratische Familie oder <strong>Graf</strong> Alois Károlyi<br />

früherer Berliner Gesandte persönlich für s<strong>ein</strong>e Aufnahme intervenierte, ist<br />

anhand der bereitliegenden Dokumente nicht beweisbar. Es sch<strong>ein</strong>t die Annahme<br />

14 Stefan von <strong>Burián</strong>, Advokat zu Pressburg an das hohe kais. königl. Ministerium; Pfarramtliches<br />

Zeugnis; Aerztliches Zeugnis; Zeugnis vom Franz Hiller, Lehrer der französischen <strong>und</strong> englischen Sprache<br />

an der Pressburger Ober‐Realschule; Impfzeugnis; Gymnasiumi Bizonyítvány: <strong>Burián</strong> <strong>István</strong> 1864‐1868.<br />

Aufnahmegesuch, in welchem Stefan von <strong>Burián</strong>, Advokat zu Pressburg, bittet um Zulassung s<strong>ein</strong>es<br />

Sohnes, Stefan <strong>Burián</strong> zur Prüfung für die k. k. orientalische Akademie <strong>und</strong> Verleihung für denselben<br />

<strong>ein</strong>es Stiftplatzes daneben. 14. 7. 1868. HHStA, Konsularakademie, Kart. 74.<br />

15 Concurs‐Elaborate 1868. HHStA, Administrative Registratur (AR), F8, Kart. 291. Vortrag des<br />

Ministers des kaiserlichen Hauses <strong>und</strong> des Äußern. Wien, 7. November 1868. Ah. Entschließung:<br />

Gödöllő, 9. November 1868. HHStA, AR, F8, Kart. 276.<br />

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