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Graf István Burián, ein ungarischer Diplomat und gemeinsamer ...

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Tamás Goreczky: <strong>Graf</strong> <strong>István</strong> <strong>Burián</strong>, <strong>ein</strong> <strong>ungarischer</strong> <strong>Diplomat</strong> <strong>und</strong> gem<strong>ein</strong>samer Minister im Dienste der<br />

Österreichisch–Ungarischen Monarchie<br />

über k<strong>ein</strong>e solchen Kontakte <strong>und</strong> <strong>ein</strong>flussreiche Gönner, wie <strong>Burián</strong>, wer zu dieser<br />

Zeit schon in den Baronstand erhoben wurde. Dieser Fall ist auch <strong>ein</strong> gutes Beispiel<br />

dafür, dass die Fähigkeiten ja nötig sind, aber sie all<strong>ein</strong>e oft nicht genügend zu<br />

<strong>ein</strong>er Ernennung sind.<br />

Dem Gem<strong>ein</strong>samen Finanzminister gebührte nach dem Außen‐ <strong>und</strong><br />

Kriegsminister nur das „dritte Votum” in der Regierung, aber trotz dieser Rangliste<br />

hatte er <strong>ein</strong>e besondere <strong>und</strong> unentbehrliche Rolle im Staatsleben der<br />

Österreichisch‐Ungarischen Monarchie. Er war der par excellence gem<strong>ein</strong>same<br />

Minister, dessen konstitutionelles Amt ursprünglich aus dem Jahre 1867 stammt,<br />

als es im Reich gem<strong>ein</strong>same Angelegenheiten zustande kamen, <strong>und</strong> für <strong>ein</strong>en<br />

gem<strong>ein</strong>samen Haushaltsplan gesorgt werden sollte, von den zwei staatlichen<br />

getrennt. 1878 als sich die Monarchie <strong>ein</strong>e „gem<strong>ein</strong>same” Provinz, Bosnien <strong>und</strong><br />

Herzegowina verschuf, die Administration der okkupierten Gebiete schuf mehrere<br />

gem<strong>ein</strong>same Angelegenheiten, <strong>und</strong> sie standen unter der Oberhoheit des<br />

Gem<strong>ein</strong>samen Finanzministers. 70 Der Gem<strong>ein</strong>same Finanzminister hatte <strong>ein</strong>e<br />

eigentümliche Mittlerfunktion zwischen der gem<strong>ein</strong>samen Regierung <strong>und</strong> der<br />

staatlichen Regierungen. Er handelte mit den zwei Finanzministern über den<br />

gem<strong>ein</strong>samen Haushaltsplan, er brachte ihn für den Gem<strong>ein</strong>samen Ministerrat <strong>ein</strong><br />

<strong>und</strong> er kümmerte sich um die Bearbeitung der Budgetvorlage nach Beschlüsse des<br />

Ministerrats. Er brachte den Haushaltsplan der gem<strong>ein</strong>samen Regierung in der<br />

Eröffnungssitzung für die Delegationen <strong>ein</strong>, er schützte die Unterbreitungen in den<br />

zwei staatlichen Kommissionen <strong>und</strong> er überreichte zur Bekanntgabe in der<br />

Abschlusssitzung dem Vorsitzenden, die mit der Sanktion des Herrschers versehen<br />

gewordene Delegationsbeschlüsse. 71<br />

Stefan <strong>Burián</strong> kannte gut die Organisationsform <strong>und</strong> Funktion des<br />

Gem<strong>ein</strong>samen Finanzministeriums. Bei der Orientierung <strong>und</strong> der Bekämpfung der<br />

anfänglichen Schwierigkeiten war ihm wohl Ludwig Thallóczy behilflich, der im Nu<br />

aus s<strong>ein</strong>em früheren Mentor zu s<strong>ein</strong>em Untergebenen wurde. Trotzdem bleib ihre<br />

Fre<strong>und</strong>schaft herzlich <strong>und</strong> fre<strong>und</strong>lich. <strong>Burián</strong> erbte von s<strong>ein</strong>em Vorgänger Béni<br />

Kállay <strong>ein</strong>en gut funktionierenden <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>e Aufgaben k<strong>und</strong>ig waltenden<br />

Beamtenapparat <strong>und</strong> in s<strong>ein</strong>er langen, 9 Jahre dauernde Amtszeit passierten auch<br />

k<strong>ein</strong>e bedenklichen organisatorischen <strong>und</strong> personellen Veränderungen im<br />

Ministerium. Zugleich ist die Tatsache inkontestabel, dass <strong>Burián</strong> <strong>ein</strong>e grauerer,<br />

mit Führungsfähigkeiten <strong>und</strong> Befähigungen weniger begnadete Persönlichkeit war,<br />

als Béni Kállay, dessen Leistung auch von solchen Kritikern anerkannt wurde, wie<br />

der Österreicher Balkanexperte Joseph Maria Baernreither.<br />

In s<strong>ein</strong>en Memoiren, in denen er sich mit der südslawischen Frage beschäftigt,<br />

gibt er <strong>ein</strong>e anschauliche Gegenüberstellung der Persönlichkeiten <strong>und</strong> Tätigkeiten<br />

der zwei Finanzminister. <strong>Burián</strong> war <strong>ein</strong> Mann von großem <strong>und</strong> ausführlichem<br />

Wissen, er konnte st<strong>und</strong>enlang Vorträge halten, wie <strong>ein</strong> Professor, ganz<br />

70<br />

SOMOGYI Éva: Kormányzati rendszer a dualista Habsburg Monarchiában. Budapest, 1996. 101‐<br />

103. SOMOGYI Éva: A közös minisztertanács tagjai. 1867‐1907. Történelmi Szemle (1992) 1‐2. 53.<br />

71<br />

DIÓSZEGI <strong>István</strong>: Az Osztrák‐Magyar Monarchia közös minisztertanácsa. 1883‐1895. Jogtörténeti<br />

Szemle (1992) 4. 23‐27.<br />

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